eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 21/42

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2018
2142 Dronsch Strecker Vogel

Neue Forschungen zur Johannesapokalypse

2018
Zeitschrift für Neues Testament Heft 42 21. Jahrgang (2018) NT aktuell Neue Forschungen zur Johannesapokalypse Tobias Nicklas „Die Offenbarung des Johannes hat Hochkonjunktur�“ - Franz Tóths Einschätzung des Forschungsstands zur Apokalypse aus dem Jahr 2012 gilt auch heute noch� 1 Die Zahl neuerer und neuester Studien zum Apokalypse ist kaum überschaubar, der Text fasziniert Auslegerinnen und Ausleger - und wenn schon Tóth deutlich macht, dass ihm eine vollständige Literaturübersicht nicht möglich ist, so gilt dies für die folgenden Seiten umso mehr� Ich konzentriere mich deswegen auf einige Linien, die mir besonders spannend und fruchtbar zu sein scheinen: Überlieferung und Textgeschichte Da sie vor allem im griechischen Osten nur sehr zögerlich als kanonisch anerkannt wurde (und z� B� in der syrischen Peshitto ursprünglich sogar fehlte), ist die Textüberlieferung der Offenbarung des Johannes insgesamt weniger stabil, als dies etwa bei den Evangelien der Fall sein mag� 2 Viele spannende Einsichten, anhand derer deutlich wird, wie sehr Textgeschichte auch für die theologische Interpretation der Schrift bedeutsam sein kann, ergeben sich u� a� aus dem unter Leitung von Martin Karrer in Wuppertal angesiedelten Projekt einer 1 F� Tóth, Erträge und Tendenzen der gegenwärtigen Forschung zur Johannesapokalypse, in: J� Frey/ J� A� Kelhoffer / F� Tóth (Hg�), Die Johannesapokalypse� Kontexte - Konzepte - Rezeption (WUNT 287), Tübingen 2012, 1-39, hier 1. 2 Zur frühen Überlieferung z� B� T� Nicklas, The Early Text of Revelation, in: C� E� Hill/ M. J. Kruger (Hg.), The Early Text of the New Testament, Oxford 2012, 225-238. 6 Tobias Nicklas Editio Critica Maior ( ECM ) der Johannesapokalypse� Dabei mögen für den vorliegenden Kontext weniger die in bewundernswerter Detailarbeit entstandenen Datenbanken, 3 sondern vielleicht eher Aspekte der Arbeit spannend sein, die im Hinblick auf die Auslegung des Textes, aber auch seine Rezeption als kanonische Schrift bedeutsam sind� An einer Vielzahl von Beispielen zeigt v� a� Martin Karrer, welch unterschiedliche inhaltliche Akzente in verschiedenen Textformen der Apokalypse gesetzt werden� 4 Dies zeigt sich bereits an der Überlieferung der Rahmenverse: Der Text von NA28 beschreibt sich als „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen …“ (Offb 1,1); dem entspricht die abschließende Gnadenformel Offb 22,21: „Die Gnade des Herrn Jesus (ist / sei) mit allen; “ Codex Sinaiticus dagegen bietet ein anderes Zueinander� An die Stelle der „Knechte“ in 1,1 rücken die „Heiligen“ - und diese tauchen auch in der nun sehr deutlich eingeschränkten Gnadenformel auf: „Die Gnade des Herrn Jesus (ist / sei) mit den Heiligen. Amen. “ (Offb 22,21)� Dass bereits diese winzig erscheinende Verschiebung deutliche Auswirkungen für das Gesamtverständnis des Textes hat, umschreibt Karrer folgendermaßen: „Der Rahmen der Apk setzt … ein grundlegendes und materialiter vorzüglich erkennbares Signal: Eine christliche Gruppe kann im Hören der Knechte Gottes das Wirken von Christi Gnade bei allen Menschen erkennen, so der … heutige kritische Text, oder sie kann vor allem ihre eigene Identität markieren, so der S-Text� Nur im letzteren Fall deutet sich ein Ineinander von Selbstvergewisserung und scharfer Demarkation gegen Andere an; die Gruppe der Heiligen bekräftigt ihre Erfahrung der Gnade Gottes ausschließlich nach innen�“ 5 Doch damit nicht genug: Der S-Text zeigt gegenüber dem Text, wie wir ihn bei NA28 (vorwiegend rekonstruiert anhand von A und C) finden, deutliche Zeichen liturgischer Verdichtung (z� B� in der Beschreibung des himmlischen Gottesdienstes in Offb 4-5) oder eine größere Skepsis gegenüber der Außenwelt (z. B. in Offb 13,7)� 6 Weitere Beispiele, anhand derer sich zeigt, wie sehr Textgeschichte, Rezeptionsgeschichte und die Möglichkeiten heutiger angemessener Inter- 3 Vgl� hierzu aber z� B� den beeindruckenden Band M� Lembke u� a� (Hg�), Text und Textwert der griechischen Handschriften des Neuen Testaments: VI� Die Apokalypse: Textstellenkonstellation und Auswertungen (Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung 49), Berlin - Boston 2017� 4 M� Karrer, Textgeschichte und Demarkationsprozesse der Johannesoffenbarung, in: S� Alkier / Th� Hieke / T� Nicklas (Hg�), Poetik und Intertextualität der Johannesapokalypse (WUNT 346), Tübingen 2015, 45-70; wichtig für diese Richtung der Forschung auch J� Hernandez Jr�, Scribal Habits and Theological Influences in the Apocalypse� The Singular Readings of Sinaiticus, Alexandrinus and Ephraemi (WUNT II�218), Tübingen 2006� 5 Karrer, Textgeschichte, 50-51. 6 Ebd., 54-62. Neue Forschungen zur Johannesapokalypse 7 pretation der Johannesoffenbarung sich gegenseitig durchdringen, lassen sich hinzufügen: Für die Frage nach dem Verhältnis der Apokalypse zum Judentum entscheidend ist die Deutung von Offb 2,9 und 3,9, wo der Text (nach üblicher Deutung) von der „Synagoge Satans“ spricht� Während diese Passagen häufig als Zeichen einer bereits erfolgten „Trennung der Wege“ zwischen Juden und Christen interpretiert werden, in der die Offb ein besonders scharfes Zeichen der Abgrenzung zum Judentum bietet, muss sie - wörtlich - eigentlich anders gelesen werden: „Der Text spricht, genau gelesen, nicht von der Synagoge, der Chiffre der Spätantike und des Mittelalters für das Judentum� Er wendet sich vielmehr gegen Menschen, die fälschlicherweise (! ) behaupten, Juden zu sein, und dadurch eine … Versammlung des Satans werden�“ 7 Der entscheidende Impuls zur Verschiebung des Textverständnisses hin zur demgegenüber heute üblichen Interpretation (mit ihrem gefährlichen antijüdischen Potential) geht interessanterweise bereits auf eine leichte Veränderung des Textes im ältesten erhaltenen Kommentar zur Apokalypse, bei Victorin von Pettau (ca. 250-303 n. Chr.), zurück, welcher schreibt: „Christus weiß die Ablehnung von Seiten der Juden, denen er abstreitet, dass sie Juden seien; vielmehr seien sie eine Versammlung Satans�“ 8 Doch nicht nur einzelne Lesarten, ihr Zueinander in konkreten Handschriften und ganzen Überlieferungssträngen zeigen sich als nicht nur textgeschichtlich, sondern theologiegeschichtlich bis hin zu einer besseren Reflexion wichtiger Aspekte unseres heutigen Verständnisses der Johannesapokalypse bedeutsam; auch Aspekte der Gestaltung einzelner Handschriften durch Lesesignale wie Subscriptiones, Gliederungs- 7 Ebd�, 67� 8 Ebd�, 66� - Die Bedeutung des Kommentars von Victorin wurde in den vergangenen Jahren durch ein Projekt von Konrad Huber und Martin Hasitschka (verschiedene Publikationen) in den Vordergrund gerückt� Tobias Nicklas, geb� 1967, Professor für Exegese und Hermeneutik des Neuen Testaments, Universität Regensburg� Forschungsschwerpunkte: Christliche Apokryphen, Kanongeschichte, jüdisch-christlicher Dialog, johanneische Schriften des Neuen Testaments� 8 Tobias Nicklas merkmale, Satzzeichen und Akzente, ja selbst bildliche Beigaben werden zunehmend als nicht nur text-, sondern damit auch rezeptionsgeschichtlich wichtig erkannt� 9 Die Zahl der Untersuchungen, die den damit nicht mehr als einfach statische Größe verstandenen Text der Apokalypse in seinen Entwicklungen ernst nehmen, ist heute kaum mehr zu überschauen� Forschungen wie diese sind schon deswegen wichtig, weil sie unsere Sensibilität für das (im Gegensatz zur Arbeit am kritischen Text weniger sichere) Detail in seinen Varianten schärfen� Doch dies ist nicht alles: Üblicherweise gehen Einleitungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons davon aus, dass dieser spätestens in der Mitte des 4� Jh� unserer Zeitrechnung in weitgehend verfestigter Form von der Mehrheit der Kirche anerkannt wurde� Interessanterweise jedoch zeigen selbst mittelalterliche Handschriften, wie umstritten die Apokalypse auch noch in späterer Zeit gewesen sein muss� So unterscheidet etwa Garrick Allen zwei Gruppen von Textzeugen, eine Gruppe, die die Offenbarung als „kanonisch“ anzuerkennen scheint und eine, die einen eklektischen Gebrauch der Apokalypse bezeugt� 10 Selbst in der ersten Gruppe finden sich Zeugnisse (z� B� Hs� 8, 93, 177 und 459), in denen die Apokalypse (etwa in der aufgewandten Sorgfalt, der Bebilderung, aber auch entsprechenden Zusätzen wie dem Kommentar des Andreas von Caesarea) anders behandelt ist als andere Schriften der Bibel� In der zweiten Gruppe finden sich Handschriften, die die Offenbarung zusammen mit Werken des Ps-Dionysios Areopagita und Scholien des Maximus Confessor (2059; Vat� gr�370; 11� Jh�), aber auch anderen patristischen Schriften (2020; Vat� gr�579; 15� Jh�) überliefern� Damit eröffnet sich nicht nur ein neuer Forschungsbereich - es zeigt sich auch in vollkommen neuer Deutlichkeit, welch eine marginale Rolle die Johannesapokalypse wenigstens im griechischen Osten auch noch im Mittelalter gespielt haben muss� Poetik und Intertextualität Anders als noch vor einigen Jahrzehnten spielen heute Versuche, den komplexen Text der Johannesapokalypse als Ergebnis eines längeren Entstehungsprozesses in mehreren Schichten aufzufassen, in den vergangenen Jahren nur noch eine 9 Hierzu z� B� M� Karrer, Der Text der Apokalypse: Textkritik und Theologiegeschichte, in: A� Yarbro Collins (Hg�), New Perspectives in the Book of Revelation (BEThL 291), Leuven 2017, 220-231. 10 Die folgenden Beispiele und Gedanken gehen zurück auf G� Allen, The Sociology of the Book of Revelation in Late Antiquity and the Middle Ages, in: Proceedings of the Irish Biblical Association 2018 [im Druck]� - Spannende Beiträge auf ähnlicher Linie auch in T� J� Kraus / M� Sommer (Hg�), Book of Seven Seals� The Peculiarity of Revelation, its Manuscripts, Attestation, and Transmission (WUNT 363), Tübingen 2016� Neue Forschungen zur Johannesapokalypse 9 untergeordnete Rolle� 11 So wird die Johannesapokalypse in erster Linie als „ein zusammenhängendes und vollständiges Ganzes“ 12 interpretiert� Dies wiederum hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung des literarischen wie des theologischen Werts der Schrift� Nur einige Beispiele seien genannt: Während die Sprache der Apokalypse in Einleitungen in das Neue Testament üblicherweise als hoch defizitäres, „semitisierendes Griechisch“ (oder gar „primitiv“ 13 ) eingeordnet wird, zeigt sich momentan auch ein vorsichtiger Gegentrend, der dem Autor eine sehr bewusste Sprachverwendung unterstellt� Bereits 2005 beobachtete Traugott Holtz, dass die Abweichungen vom üblichen Sprachgebrauch nicht einfach gleichmäßig über den Text der Apokalypse verteilt sind� Er schreibt: „[G]erade bei einigen besonders gewichtigen Aussagen finden sich die schwersten Verstöße gegen die Regeln der Grammatik, die in anderen, gleichsam normalen Zusammenhängen bei den gleichen grammatischen Fügungen nicht begegnen�“ 14 Der Frankfurter Altphilologe Thomas Paulsen geht noch einen Schritt weiter: Zwar gebe es „wohl keinen zweiten antiken griechischen Text, der sich dermaßen kühn über die etablierten Regeln der Syntax und Semantik des Altgriechischen hinwegsetzt“� 15 Dies aber bedeute nicht, dass der Verfasser der Apokalypse nicht ausreichend Griechisch beherrscht habe, um seinen Text angemessen zu formulieren� Paulsen geht stattdessen „von der … Prämisse aus, dass Johannes nichts dem Zufall überlässt, sondern die griechische Sprache konsequent in den Dienst seiner Darstellungsabsicht stellt�“ 16 Im Folgenden zeigt Paulsen an einer Vielzahl von Beispielen, welche Effekte gerade die „Extravaganzen“ der Sprache des Sehers erzeugen - und wie sehr sich diese verlieren würden, wo man den Text an grammatisch richtiges Griechisch anpassen würde� Besonders eindring- 11 Wichtig hierzu F� Tóth, Von der Vision zur Redaktion: Untersuchungen zur Komposition, Redaktion und Intention der Johannesapokalypse, in: Frey / Kelhoffer / Tóth, Johannesapokalypse, 319-411. 12 So auch Titel und Programm eines Beitrags von S� Alkier, Die Johannesapokalypse als ‚ein zusammenhängendes und vollständiges Ganzes‘, in: M� Labahn / M� Karrer (Hg�), Die Johannesapokalypse� Ihr Text und ihre Auslegung (Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 38), Leipzig 2012, 147-172. 13 Beide Zitate bei P� Pokorný / U� Heckel, Einleitung in das Neue Testament� Seine Literatur und Theologie im Überblick (UTB 2798), Tübingen 2007, 593� 14 T� Holtz, Sprache als Metapher� Erwägungen zur Sprache der Johannesapokalypse, in: F� W� Horn / M� Wolter (Hg�), Studien zur Johannesoffenbarung und ihrer Auslegung� Festschrift Otto Böcher, Neukirchen-Vluyn 2005, 10-19, hier 10. Wichtige Beobachtungen auch bei J� Verheyden, Strange and Unexpected: Some Comments on the Language and Imagery of the Apocalypse of John, in: Collins, New Perspectives, 161-206. 15 Th� Paulsen, Zu Sprache und Stil der Johannes-Apokalypse, in: Alkier / Hieke / Nicklas (Hg.), Poetik, 3-25, hier 4. 16 Ebd�, 5� 10 Tobias Nicklas lich zeigt sich dies schon in Offb 1,4-6, einer Passage, die Paulsen folgendermaßen in ein ebenfalls alles andere als korrektes Deutsch überträgt: „Johannes an die sieben Gemeinden in Asien: Gnade euch und Friede von der Seiende und der ‚Er war‘ und der Kommende und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron, (5) und von Jesus Christus, der Zeuge, der Treue, der Erstgeborene der Toten und der Herrscher der König der Erde� Dem, der uns liebt und uns erlöst hat von unseren Sünden mit seinem Blut (6) und hat uns gemacht zum Königreich, zu Priestern für Gott und seinen Vater, ihm der Ruhm und die Macht bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten� Amen“ 17 � Dass die Brüche mit der Grammatik gewollt sind, zeigt sich nicht nur daran, dass vergleichbare Konstruktionen in anderen Passagen der Apokalypse problemlos richtig dargestellt werden, sondern daran, dass die radikalsten Verstöße sich bei der Bezeichnung Gottes begegnen� Paulsen bietet eine Vielzahl von Vorschlägen, wie man die in Offb 1,4 gebotene Beschreibung Gottes anders, grammatikalisch richtig hätte ausdrücken können� In jedem Falle aber verliert der Text� Umgekehrt aber ergibt sich durch die sprachliche Grenzüberschreitung auch theologisch Wichtiges: „Gott steht über allen von Menschen gemachten Regeln, so dass seine Majestät nicht durch grammatische Regeln aus der Grundform des Nominativs gedrängt werden kann� … So macht der Autor einmal beispielhaft deutlich, dass Gott als dem Subjekt schlechthin prinzipiell der Nominativ zukommt, auch wenn das im Folgenden meist nicht explizit durchgeführt wird. Die Formulierung ὁ ὢν καὶ ὁ ἦν kommt, wie erwähnt, dagegen geradezu leitmotivisch immer wieder vor, das zweite Mal zur Einschärfung gleich in 1,8, wo die bekannte Begriffstrias noch durch ὁ παντοκράτωρ abgerundet wird: … Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott, der Herr, der Seiende, und der ‚Er war‘ und der Kommende, der Allherrscher� Majestätischer wurde Gott wahrscheinlich nie bezeichnet�“ 18 Mit der sprachlichen Neubewertung des Textes einher gehen wichtige Beobachtungen zu seiner Poetik, wie auch zu dem Gefüge an Textwelten und Medien, mit denen die Johannesapokalypse verknüpft ist bzw� sich gewinnbringend verknüpfen lässt� Damit verbinden sich neue, z� T� provozierende Fragen: Inwiefern kann die Offenbarung als „phantastischer“ Text gelesen werden und wo zeigen sich Grenzen und Möglichkeiten einer solchen Interpretation? 19 Welche Rolle für 17 Ebd�, 21� 18 Ebd., 23-24. 19 Vgl� M� Frenschkowski, Apokalyptik und Phantastik: Kann die Johannesoffenbarung als Text phantastischer Literatur verstanden werden? , in: Alkier / Hieke / Nicklas, Poetik, 177-204. Neue Forschungen zur Johannesapokalypse 11 die Darstellung des Texts spielt sein Umgang als Buch, das Worte der Prophetie enthält und gleichzeitig mit der Form des Briefes spielt, mit dem immer wieder begegnenden Motiv des Buchs? 20 - Auch der Blick auf die in der Johannesapokalypse erkennbaren Darstellungstechniken hat sich geweitet� So beschäftigen sich gleich mehrere Arbeiten damit, wie der Text Techniken der Ekphrasis einsetzt, um seine Bilder zu „zeichnen“� 21 Texte, die diese Technik anwenden, wollen den Hörer bzw� Leser zu einem Sehenden zu machen - und daraus ergeben sich neue Fragen wie die von Annette Weissenrieder: „Was sieht der antike Leser und die Zuhörerin beim Lesen und Hören von Apk 17? “ 22 Natürlich bilden Passagen aus dem Alten Testament entscheidende Intertexte von Offb 17, doch „[d]ie aufwendige Bekleidung und der Schmuck, die Trunkenheit vom Wein, das Sitzen an vielen Flüssen und auf sieben Bergen sind Elemente, die die große Prostituierte aus Apk 17 kennzeichnen …; sie werden bei Jesaja nicht erwähnt�“ Sollen wir hier an die Ikonographie der Dea Roma denken? Weissenrieder bleibt vorsichtig: Es ist heute unmöglich, eindeutig das Bild zu bestimmen, das der Seher (oder die Leser / Hörer seines Textes) bei Offb 17 vor Augen hatten� Und doch zeigt sich, wie die Apokalypse Sehgewohnheiten ändern möchte: „Im Text ist es nicht so sehr die spezifische Bedeutung der Hure Roma, die im Folgenden zentral ist, als vielmehr die Art, in der der Apokalyptiker die Allegorie als Weg des Sehens verwendet� Wir leben in einer Welt, in der nichts so ist, wie es scheint� Und was man an der Oberfläche sieht, die Farben, den Reichtum, die Macht, hat eine tiefere und allgemeinere Bedeutung, wenn man es durch die Augen des angelus interpres sieht, der fünfmal auf das Sehen verweist� Realität gründet sich nicht nur auf die Welt, wie sie der Apokalyptiker im Bild sieht� Realität bezieht sich auf die Welt der allegorischen Exegese, die die Rettung derjenigen im Blick hat, die nicht im Buch des Lebens stehen� Für diejenigen, die die allegorische Lesart akzeptieren, ist somit die ‚andere Welt‘ mehr real als die materielle Welt, die die Dea Roma symbolisiert�“ 23 Auch die Fragen zu dem von der Apokalypse aufgespannten intertextuellen (und intermedialen) Raum haben sich ausdifferenziert� Weiterhin im Zentrum stehen Untersuchungen zur Bedeutung alttestamentlicher Intertexte, v� a� Ezechiel, 20 Vgl� P�v� Möllendorff, „Nimm und verschling es! “ Elemente einer Poetik der Johannes- Apokalypse, in: Alkier / Hieke / Nicklas, Poetik, 155-176, sowie H.-G. Gradl, Buch und Offenbarung� Medien und Medialität der Johannesapokalypse (HBS 75), Freiburg 2014� 21 Z� B� R� J� Whitaker, Ekphrasis, Vision, and Persuasion in the Book of Revelation (WUNT II�410), Tübingen 2015� 22 A� Weissenrieder, Bilder zum Sehen - Bilder zum Hören? Über die Grenzen von visuellem Bild und Sprache als Ekphrasis in Apk 17, in: Alkier / Hieke / Nicklas, Poetik, 241-268. 23 Ebd�, 268� 12 Tobias Nicklas Daniel, Jesaja, Sacharja, Joel aber auch die Schriften der Tora, für die Johannesoffenbarung� 24 Dabei wird weiterhin die Frage nach der konkreten Textform, in der diese Schriften dem Seher der Offenbarung vorlagen, gestellt� 25 Gleichzeitig öffnet sich der Blick immer weiter auf die Frage, wie sich die Offenbarung zu einigen ihrer prominentesten Intertexte verhält: Will die Johannesapokalypse etwa das Buch Ezechiel ersetzen oder verdrängen, bringt sie ihm besondere Wertschätzung entgegen oder will sie es, vergleichbar etwa Tendenzen, wie wir sie bei einigen Beispielen frühjüdischer Literatur beobachten, „fortschreiben“? 26 Neben die Frage, welche Rolle ein bestimmter alttestamentlicher Intertext für den Autor der Offenbarung hatte, tritt mehr und mehr das Problem, welche verschiedenen Lesemöglichkeiten der Text der Offenbarung zulässt, je nachdem, welche Kenntnisse bei einem Leser (oder einer Leserin) voraussetzbar sind: Auch mit der sich daraus ergebenden Erkenntnis, dass ein und derselbe Text verschiedene Leseweisen zulässt, die nichtsdestoweniger am Text Anhalt finden, ergeben sich neue faszinierende Möglichkeiten, die noch nicht einmal im Ansatz ausgelotet sind� 27 Gegen die überaus intensive Fokussierung auf alttestamentliche (sowie einzelne nicht-kanonische frühjüdische) Intertexte, zeigt sich in jüngster Zeit jedoch auch der Trend, die Bedeutung von Texten aus verschiedenen Bereichen der nichtjüdischen griechisch-römischen Welt für die Interpretation der Apokalypse verstärkt wahrzunehmen� So erarbeitet etwa Jan Willem van Henten, 24 Sehr grundlegend S� Moyise, Models for Intertextual Interpretation of Revelation, in: R� B� Hays / St� Alkier (Hg�), Revelation and the Politics of Apocalyptic Interpretation, Waco, Tx. 2012, 31-46; A. Y. Collins, The Use of Scripture in Revelation, in: Collins, New Perspectives, 11-32, und (mit stärker leserorientiertem Zugang) Th. Hieke, Die literarische und theologische Funktion des Alten Testaments in der Johannesoffenbarung, in: Alkier / Hieke / Nicklas, Poetik, 271-290 (alle mit weiterführender Literatur). Unter der Vielzahl an Arbeiten seien genannt: B� Kowalski, Die Rezeption des Propheten Ezechiel in der Offenbarung des Johannes, Stuttgart 2004; M� Sommer, Der Tag der Plagen� Studien zur Verbindung der Rezeption von Ex 7-11 in den Posaunen- und Schalenvisionen der Johannesoffenbarung und der Tag-des-Herrn-Tradition (WUNT II�387), Tübingen 2015 und G� V� Allen, The Book of Revelation and Early Jewish Textual Culture (SNTSMS 168), Cambridge 2017� 25 Die Frage ist weiterhin kontrovers diskutiert; ein eigenes Projekt von M� Labahn untersuchte Möglichkeiten, der LXX-Textform der alttestamentlichen Intertexte näher zu kommen: Hierzu z� B� M� Labahn, Die Septuaginta und die Johannesapokalypse, in: Frey / Kelhoffer / Tóth, Johannesapokalypse, 149-190. 26 So etwa die Fragen in dem anregenden Band von D� Sänger (Hg�), Das Ezechielbuch in der Johannesoffenbarung (BThS 76), Neukirchen-Vluyn 2006� 27 Einen Ansatz bietet M� Sommer, Trends und Notwendigkeit der Wiederholung: Ein metareflexiver Blick auf die Forschungsgeschichte zur Intertextualität der Johannesoffenbarung, in: C� Hoegen-Rohls / U� Poplutz / M� Sommer (Hg�), Studien zur Johannesoffenbarung (WUNT II), Tübingen 2018 [im Druck]� Neue Forschungen zur Johannesapokalypse 13 welche Möglichkeiten (und Grenzen) sich aus dem Material ergeben, das im Neuen Wettstein gesammelt ist; er bietet spannende Beispiele dafür, wie griechisch-römische Mythologie und Aspekte der Johannesapokalypse miteinander ins Spiel gebracht werden können� 28 Gleichzeitig hat etwa Martin Karrer gezeigt, wie sehr das Gottesbild der Apokalypse auch von der Öffnung des Texts zur Verehrung dieses Gottes für die Völker bestimmt ist: 29 Er entdeckt Verbindungen des Thronenden aus Offb 4 mit dem Bild des Zeus von Olympia (wie auch anderen Zeus- und Jupiterdarstellungen), aber auch Parallelen zu Vorstellungen anderer Gottheiten wie Dionysos oder Apoll� Neben das Verbindende aber träten auch Elemente der Kontrastierung: „Würde die Religionsbegegnung nur Nähe und Transzendenz herausstellen, würden sich Spezifika der eigenen Religion verlieren� Um dem zu entgehen, hebt unser Autor gegenläufig Kontraste hervor und vermeidet selbst naheliegende Äquivalenzen� Weil Zeus hört, verzichtet er darauf, das Hören des einen Gottes zu formulieren, und weil Jupiter als ‚Retter‘ oder ‚Wächter / Beschützer‘ gilt, vermeidet er letztere Prädikate, obwohl sie hervorragend ausdrücken würden, dass alle Rettung bei dem einen Gott steht�“ 30 Die Einbettung des durch die Johannesapokalypse initiierten Kommunikationsprozesses in seine Zeit und die aus dieser Zeit bekannten Textwelten bleibt somit ein faszinierendes, kaum abgeschlossenes oder je abschließbares Forschungsfeld, das in vielen Bereichen - z� B� der Bedeutung der Numismatik für das Verständnis des Textes 31 - noch kaum ausgelotet ist� Zu den klassischen Modellen der Deutung apokalyptischer Schriften gehört der Gedanke, dass diese von einer absteigenden Zeitlinie ausgehen und dabei ein so negatives Verständnis von Geschichte entwickeln, dass Hoffnung sich nicht mehr auf eine innergeschichtliche Wende, sondern auf ein den Verlauf der Geschichte durchbrechendes Handeln Gottes richtet� Doch lesen wir, wenn wir ein solches Modell für die Johannesapokalypse anwenden, diese nicht mit einer 28 J� W� van Henten, The Intertextual Nexus of Revelation and Graeco-Roman Literature, in: Alkier / Hieke / Nicklas, Poetik, 395-422. 29 M� Karrer, Das Gottesbild der Offenbarung vor hellenistisch-frühkaiserzeitlichem Hintergrund, in: M� Stowasser (Hg�), Das Gottesbild in der Offenbarung des Johannes (WUNT II.397), Tübingen, 64-81. Interessante Beispiele auch ders., Hellenistische und frühkaiserzeitliche Motive in der Johannesapokalypse, in: Th� Schmeller/ R� Hoppe (Hg�), Die Offenbarung des Johannes� Kommunikation im Konflikt (QD 253), Freiburg 2013, 32-73. 30 Ebd�, 80� 31 Erste auch die Methodik problematisierende Ansätze z� B� bei M� Sommer, Die Jesusgeschichte und die Identitätsgeschichte der Offenbarung, in: P� Dragutinovic / T� Nicklas / K� Rodenbiker / V� Tatalovic (Hg�), Christ of the Sacred Stories (WUNT II�453), Tübingen 2017, 201-219. 14 Tobias Nicklas (eventuell) anachronistischen Vorstellung einer gleichmäßig linear verlaufenden Zeit? Tatsächlich lässt sich (auch in Fortführung der bekannten Definition von John J� Collins 32 ) ein entscheidender Aspekt dessen, was Apokalypsen zum Ausdruck bringen wollen, gerade als die „Präsentation des ganz anderen“ beschreiben� 33 Dies zeigt sich in einer Reihe von Texten, denen es erzählerisch gelingt, eine Berührung von auf diesseitige Räume und Zeiten bezogenen Ereignissen (z. B. Offb 1,9-10: Herrentag / Insel Patmos) mit einer (z. B. in 1,12 durch das Umdrehen signalisiert) diesen Raum und diese Zeit überschreitenden Realität darzustellen (vgl. auch Offb 4-5; 12 u. a.). Diese kann aber gerade damit ihre Wirkmächtigkeit auf Zeiten und Räume dieser Welt entwickeln (vgl� z� B� die Präsentation der Himmelsstadt aus Offb 21 in einer durch die in Offb 2-3 geschilderten Probleme bestimmten Zeit): „Die Johannesapokalypse argumentiert kairologisch, indem sie den irdischen mit dem himmlischen Raum verbindet und die erlebte chronologische Zeit kairologisch bestimmt … Dabei thematisiert die Apokalypse auf vielfältige und nicht zuletzt sprach- und metaphernkritische Weise die standortbedingte Beschränktheit der Wahrnehmung des geöffneten Himmels� Doch auch noch der beschränkte Blick menschlicher Wahrnehmung lässt die frohe Botschaft von den abgewischten Tränen als Hoffnungsgewissheit verstehen, die zur Ausbildung von Zeugenschaft Anlass genug gibt, auch wenn diese Zeugenschaft selbst in den christlichen Gemeinden immer wieder gefährdet ist�“ 34 Gedanken wie diese berühren gleichzeitig ein für die Auslegung der Apokalypse fundamentales Problem: Wie ist das Verhältnis von Mythos und Geschichte in der Offenbarung des Johannes zu bestimmen? Dabei mag ein „Mythos“ zunächst einmal ganz einfach mit den Worten des Neuplatonikers Sallust ( De Diis et Mundo 4,9; Mitte des 4� Jh�s) als eine Erzählung verstanden werden, die beschreibt, „was niemals war, aber immer ist“� Während die meisten heutigen Ausleger der Johannesapokalypse ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass nicht nur Offb 2-3, sondern auch entscheidende Passagen des Visionenteils (z. B. Offb 13 und Offb 17) voller Anspielungen auf tatsächliche historische Ereignisse in der Zeit des Sehers sind, die es nur zu entschlüsseln gilt, wenn man den Text der Johannesapokalypse angemessen verstehen möchte, steht vor allem der bereits auf das Jahr 1926 (mit Neuauflagen 1953 und 1970) zurückgehende Kommentar von Ernst Lohmeyer für einen Zugang, der die Apokalypse weitestgehend als 32 J. J. Collins, Towards the Morphology of a Genre, Semeia 14 (1979) 1-20. 33 Zum Folgenden S� Alkier / T� Nicklas, Wenn sich Welten berühren� Beobachtungen zu zeitlichen und räumlichen Strukturen in der Apokalypse des Johannes, in: Alkier / Hieke / Nicklas, Poetik, 205-226. 34 Ebd�, 225� Neue Forschungen zur Johannesapokalypse 15 Mythos begreift, dessen Bild- und Symbolwelten nicht zu schnell in historische Realitäten hinein aufgelöst werden dürfen� 35 Obwohl er selbst im Zusammenhang mit Kapitel 12 der Johannesoffenbarung nicht von einem Mythos sprechen möchte, kommt in der neuesten Literatur Jan Dochhorn Lohmeyers Ansatz sehr nahe� 36 Dass die Visionen nicht einfach auf historische Ereignisse der Gegenwart des Sehers zu beziehen seien, liege schon daran, dass der Text sich ab Kapitel 4 als auf die Zukunft richtend gebe: „Derart auf die Zukunft gerichtet, müßte der Leser prinzipiell überfordert sein, wenn er mit dem ersten (13,1 ff) und dem zweiten Tier (13,11 ff) dann auf einmal wieder auf seine Gegenwart verwiesen würde� Dennoch wird immer wieder behauptet, das erste Tier stehe für Domitian oder überhaupt für das Kaisertum oder das römische Reich … Und das zweite für die asiatische Provinzpriesterschaft … Dies ist jedoch nicht nur aufgrund des Vortextes ausgeschlossen, sondern auch durch den Folgetext: ApcJoh 17,9c-11 zeigt, vorbereitet durch 13,3� 12� 13 und 17,8, hinreichend deutlich, daß beim ersten Tier an eine zukünftig auftretende Gestalt gedacht ist� Nichts weist darauf hin, daß es sich beim zweiten anders verhalten sollte; immerhin wird es ja das erste Tier begleiten�“ 37 Obwohl Dochhorn vielleicht zu weit geht, sind seine Anfragen ernst zu nehmen - und keineswegs geklärt� Ein Ausweg ergibt sich vielleicht, wo man bedenkt, dass auch ein Mythos, wenn er für konkrete Menschen und deren Lebensdeutung relevant sein will, sich für Fragen, die aus diesen konkreten Leben hervorgehen, öffnen muss� 38 Die Relevanz des Mythos muss geschichtlich erfahrbar sein, wenn er konkret relevant bleiben möchte� Umgekehrt aber gilt trotzdem für jeden Mythos - und auch für die Johannesapokalypse, wenn man sie wenigstens als Text mit mythologischen Elementen verstehen möchte: „Auch Passagen, in denen die Offenbarung des Johannes auf zeitgeschichtliche Ereignisse anzuspielen scheint, gehen nicht in diesen Anspielungen auf� Eine allegorische Interpretation des Textes, die dort, wo der Text Assoziationen weckt, Gleichsetzungen vornimmt, geht am Charakter der Schrift vorbei�“ 39 35 E� Lohmeyer, Die Offenbarung des Johannes (HNT 16), Tübingen 3 1970 [ 2 1953; 1926]� 36 J� Dochhorn, Schriftgelehrte Prophetie: Der eschatologische Teufelsfall in ApcJoh 12 und seine Bedeutung für das Verständnis der Johannesoffenbarung (WUNT 268), Tübingen 2010� 37 Ebd�, 53� 38 Zum Folgenden T� Nicklas, Die Johannesapokalypse zwischen Sozialkritik, Geschichtsdeutung und ‚Mythos‘, in: C� Pardee/ J� Tripp, Festschrift Edmondo Lupieri, Turnhout 2018 [im Druck]� 39 Ebd� 16 Tobias Nicklas Mit anderen Worten: Eine Exegese, die im Text der Johannesoffenbarung Anspielungen auf historische Ereignisse ihrer Entstehungszeit sucht, geht nicht grundsätzlich falsch; wo jedoch ein angemessenes Verständnis des Textes allein an solche Entschlüsselungsversuche gebunden wird, sind bereits entscheidende Aspekte des im Text erhobenen Anspruchs, auch über die konkrete Adressatenschaft in den Gemeinden der Asia hinaus an ein breiteres Publikum gerichtet, Bedeutsames zu sagen, 40 verkannt� Historische Einordnung In diesen Hintergrund möchte ich auch die bleibend sehr lebendigen Diskussionen um die historische Einordnung der Schrift einordnen� Selbst wenn postmoderne Literatur- und Texttheorien davor warnen, vom Text her zu direkt und unreflektiert auf dessen Autor zu schließen, so treten uns - aufgrund des Textes - doch wenigstens einige Profillinien des Verfassers der Schrift wohl klarer als bisher entgegen� Klar ist im Grunde bereits seit der altkirchlichen, v� a� auf Dionysios von Alexandria (überliefert bei Eusebius von Caesarea, h� e� VII 25) zurückgehenden Kritik, dass wir den Autor der Johannesapokalypse und den bzw� die Verfasser des vierten Evangeliums (sowie der Johannesbriefe) voneinander zu differenzieren haben� Ob dieser Autor nun wirklich Johannes hieß und seinen Text auf Patmos verfasste oder sich nur als solcher in Szene setzte, ist dagegen umstritten 41 - und mag gerne offenbleiben� Viel spannender ist stattdessen, welches Profil uns hinter dem Text entgegentritt� Noch vor wenigen Jahrzehnten, als Apokalyptik als Phänomen eines religiösen Niedergangs im Kontext des abschätzig so genannten „Spätjudentums“ verstanden wurde, musste die Offenbarung des Johannes entweder so weit wie möglich vom Judentum abgegrenzt oder als Zeichen eines ebenfalls (etwa im Vergleich zu Paulus) minderwertigeren Christentums gedeutet werden� Dies hat sich gründlich geändert: Aufgrund der Beobachtungen zu Aspekten von Poetik und Intertextualität der Johannesapokalypse tritt uns der Seher der Offenbarung als eigenständiger, origineller, ja in manchen Punkten extravaganter Gestalter eines hoch komplexen Textes entgegen, welcher sich aufgrund seines intertextuellen Profils als an einer Vielfalt von Diskursen beteiligt zeigt� Dem tut auch die Tatsache keinen Abbruch, dass er sich als prophetischer Außenseiter, der von der Insel Patmos 40 Entscheidende Beobachtungen zu den zwei von der Apokalypse implizierten Leserkreisen bei Alkier, Zusammenhängendes Ganzes� 41 Zur Möglichkeit der Pseudepigraphie vgl� J� Frey, Das Corpus Johanneum und die Apokalypse des Johannes� Die Johanneslegende, die Probleme der johanneischen Verfasserschaft und die Frage der Pseudonymität der Apokalypse, in: Alkier / Hieke / Nicklas, Poetik, 71-133, hier 118-133. Neue Forschungen zur Johannesapokalypse 17 aus die Ereignisse in der „großen Welt“ der Städte beobachtet, inszeniert� 42 Erkennbar wird das Profil eines jüdischen Christusanhängers mit großem Interesse an Fragen des Kults, 43 der die Schriften Israels geradezu in sich aufgesogen hat und nun im Gewand des Propheten und Zeugen Christi vor Tendenzen in den Gemeinden Kleinasiens warnt, die er als geradezu „dämonischen“, teuflischen Mächten geschuldet versteht� Auch wenn sein Text sicherlich ein stark defizitäres Bild von Frauen bietet 44 sowie in Teilen Formen von aggressiver Polemik zeigt, die wir heute nicht mehr gutheißen können, 45 tritt uns in ihm die Stimme eines hoch Gebildeten entgegen, den wir als „Intellektuellen“ bezeichnen und als solchen (trotz ihrer z� T� sehr unterschiedlichen Profile) in die Reihe der großen frühchristlichen Autoren wie Paulus, die Autoren der Evangelien, aber auch Ignatius von Antiochien oder Clemens von Alexandrien einreihen können� In einem naturgemäß sehr engen Zusammenhang stehen Versuche, den konkreten Entstehungskontext der Johannesapokalypse zu bestimmen, und Überlegungen zu ihrer Datierung� Die altkirchlich bezeugte Datierung der Schrift in die Regierungszeit des Domitian (81-96 n. Chr.) wurde in den vergangenen Jahren von verschiedenen Seiten v� a� deswegen der Kritik unterzogen, weil sich die damit verbundene Idee, unter Domitian sei es zu intensiven, organisierten Christenverfolgungen gekommen, deren Auswirkungen sich im Text der Johannesapokalypse spiegelten, heute nicht mehr halten lässt� 46 Während damit nicht geleugnet werden wird, dass die Offenbarung auf eine Krise von außen her zu reagieren scheint, ist es damit gleichzeitig deutlich schwieriger geworden, diese Krise historisch klar einzuordnen� Häufig in Bezug zu Deutungen der geheimnisvollen Königsliste in Offb 17,10-12 wird deswegen in den vergangenen Jahren eine Bandbreite von Datierungen vorgeschlagen, die sich zwischen der Regierungszeit Neros (gest� 68 n� Chr�) und der Hadrians (gest� 138 n� Chr�) bewegt� Gerade die letztere Neudatierung wurde in den vergangenen Jahren mit besonderer Vehemenz und immer neuen Argumenten von Thomas Witulski verteidigt, die jedoch weite Passagen der Johannesapokalypse geradezu als Al- 42 Hierzu T� Nicklas, Anti-Urban Sentiments in Early Christianity? , in: M� Tiwald / J� Zangenberg (Hg�), Early Christian Encounters with Town and Countryside (NTOA), Göttingen 2018 [im Druck]� 43 Hierzu F� Tóth, Der himmlische Kult: Wirklichkeitskonstruktion und Sinnbildung in der Johannesoffenbarung (Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 22), Leipzig 2006� 44 Besonders scharf die Kritik von T� Pippin, Death and Desire: The Rhetoric of Gender in the Apocalypse of John, Louisville, Ky� 1992� 45 Z� B� M� Mayordomo, Gewalt in der Johannesoffenbarung als theologisches Problem, in: Schmeller / Hoppe, Offenbarung, 107-136 und J. W. van Henten, Violence in Revelation, in: Collins, New Perspectives, 49-78. 46 Überblick bei S� Witetschek, Ein weit geöffnetes Zeitfenster? Überlegungen zur Datierung der Johannesapokalypse, in: Frey / Kelhoffer / Tóth, Johannesapokalypse, 117-148. 18 Tobias Nicklas legorie auf das deuten, was wir heute über die politischen Realitäten in der Provinz Asia wissen und vermuten können� 47 Auch wo man Witulski nicht folgen will, wird in den allermeisten Fällen die Entwicklung und Intensivierung des Kaiserkults im kleinasiatischen Raum als Krise im Hintergrund des Texts verstanden� Dieser wiederum wird in manchen Publikationen als der Versuch des römischen Reiches verstanden, einen geradezu totalitären Anspruch auf Kontrolle von religiöser Solidarität auf seine Bewohner auszuüben� 48 Dem wie auch der aus der Organisation des römischen Reichs sich ergebenden tiefen sozialen Ungleichheit habe die Johannesapokalypse eine prophetische Gegenstimme entgegengestellt� 49 So sehr es durchaus möglich bleibt, dass der Kaiserkult zu den Phänomenen gehörte, die die Apokalypse als Bedrohung für die Verehrung des einzigen Gottes und des Böckleins, Christus, ansah, so wenig jedoch sollte man dies zum zentralen, vielleicht sogar einzigen Schlüssel für das Verständnis der Johannesapokalypse machen� So sehr die Entschiedenheit der Johannesapokalypse im Gegenüber zu jeder Form einer Bindung an entmenschende Strukturen und Mächte für ihre Auslegungsgeschichte bedeutsam war und ist, 50 so wenig sollte man deswegen jedoch die Erfahrungen mit totalitären Systemen des 20� und 21� Jahrhunderts in die Antike rückprojizieren, in der Kulte lokal und nicht zentral organisiert wurden - und die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die um die Verehrung von Kaisern inszenierten Feste weder zu organisierten Verfolgungen anders Denkender führten, noch als Bedrohung aufgefasst wurden� 51 Auch die Frage, wie sehr die Johannesapokalypse ein „sozial engagierter“ Text sein möchte, der bestehende Strukturen aufbricht, muss offenbleiben� Auch wenn die Apokalypse - wie jeder andere frühchristliche Text - keine explizite Sozial- 47 Th� Witulski, Die Johannesoffenbarung und Kaiser Hadrian� Studien zur Datierung der neutestamentlichen Apokalypse (FRLANT 221), Göttingen 2007; ders�, Apk 11 und der Bar-Kochba-Aufstand (WUNT II�337), Tübingen 2012; ders�, Die vier ‚apokalyptischen Reiter‘ Apk 6,1-8. Ein Versuch ihrer zeitgeschichtlichen (Neu-)Interpretation (BTHSt 154), Neukirchen-Vluyn 2015 u� a� 48 Besonders deutlich A� Hammes, „Er trägt den Namen ‚König der Könige und Herr der Herren‘“ (Offb 19,16)� Die Johannesapokalypse als Politische Theologie, in: B� Heininger (Hg�), Mächtige Bilder� Zeit- und Wirkungsgeschichte der Johannesoffenbarung (SBS 225), Stuttgart 2011, 167-186, hier 180 (allerdings in Auseinandersetzung mit E. Petersons politischer Theologie)� 49 So z� B� die Voraussetzung des Beitrags von S� Friesen, A Useful Apocalypse: Domestication and Destabilization in the Second Century, in: Collins, New Perspectives, 79-104. 50 Vgl� z� B� S� Alkier, Witness or Warrior? How the Book of Revelation can Help Christians to Live their Political Lives, in: Hays / Alkier, Politics, 125-142. 51 Wichtige Beiträge hierzu in M� Ebner / E� Esch-Wermeling (Hg�), Kaiserkult, Wirtschaft und spectacula� Zum politischen und gesellschaftlichen Umfeld der Offenbarung (NTOA 72), Göttingen 2010� Neue Forschungen zur Johannesapokalypse 19 analyse bietet, so klingen Passagen aus Kapitel 18 doch sehr sozialkritisch� 52 Doch liegt der Fokus des Textes hier wirklich auf der durch bestimmte Formen von Wirtschaft und Handel erzeugten sozialen Ungerechtigkeit? Oder geht es nur darum, wer Handel treibt und damit reich wird? Immerhin ist auch das ab Offb 21 beschriebene himmlische Jerusalem unermesslich reich� Mit Offb 21,26 könnte man vielleicht sogar so weit gehen zu sagen, dass sich einfach das Zentrum des Handels verlagert hat: von Babylon nach Jerusalem� Theologie Wenn somit die Frage der konkreten Datierung des Textes bewusst offengelassen ist, weil sich hier kein tragfähiger Konsens zeigt, ist dies nicht als Rückschritt zu werten, sondern als Zeichen einer erhöhten Sensibilität einerseits für die Ereignisse in der Welt, aus der heraus die Offenbarung des Johannes entstanden ist, und andererseits für den Text selbst� Dieser darf auch weiterhin als eine Trost- und Hoffnungsschrift verstanden werden, die sich mit einer als krisenhaft empfundenen Situation auseinandersetzt� Diese Situation jedoch wird nicht einfach als zufällige historische Konstellation empfunden, sondern als Teil eines kosmischen Dramas verstanden, das dem Leser „enthüllt“ wird und in dem dieser seinen Ort zu finden hat� Die Deutung konkreter und partikularer Wirklichkeit wird so in eine „Welterzählung“ eingebettet, die sich aus den großen Erzählungen der Bibel speist� Diese Erzählung setzt im Jetzt des Sehers sowie einer bewusst eine Himmelsperspektive einnehmenden Analyse der Situation der Gemeinden Asias an, welche jedoch transparent für die Situationen anderer Gemeinden formuliert ist� 53 Sie betrachtet trotz des überall erkennbaren Wirkens dämonischer Kräfte unter der Macht des vom Himmel gestürzten Satan die Welt als gute Schöpfung des Gottes, der im Zentrum einer himmlischen Liturgie stehend (Offb 4) als der mit einer Vielzahl von Attributen versehene, gleichzeitig entzogen wirkende und sich entziehende Handlungssouverän des so umfassten Gesamtgeschehens ist� 54 Dieses so nur ganz knapp beschriebene narrative Gefüge öffnet Raum für tiefe und tiefgründige Impulse in allen Ebenen der Theologie� Dabei wird zunehmend deutlich, wie sehr der narrative Charakter 52 Hierzu z� B� P� de Villiers, Unmasking and Challenging Evil: Exegetical Perspectives on Violence in Revelation 18, in: P� G� R� de Villiers - J� W� van Henten (Hg�), Coping with Violence in the New Testament (STAR 16), Leiden - Boston 2012, 201-226. 53 Hierzu Alkier, Zusammenhängendes Ganzes� 54 Zum Thema „Schöpfung“ in der Apokalypse T� Nicklas, Schöpfung und Vollendung in der Offenbarung des Johannes, in: T� Nicklas / K� Zamfir (Hg�), Theologies of Creation in Early Judaism and Ancient Christianity (DCLS 6), Berlin - New York 2010, 389-414; zu Gottesbildern v� a� Stowasser, Gottesbild� 20 Tobias Nicklas des Textes Assoziationen und Denkmöglichkeiten eröffnet, die nicht einfach in Lehrsätzen und Attribuierungen eingefangen werden können� Dabei ist diese Erzählung höchst spannungsreich - Spannungen wiederum zeichnen im Grunde auch alle Aspekte ihrer Theologie aus: Sie erzählt von einer Welt, die weiterhin als Gottes gute Schöpfung verstanden werden will, obwohl das Böse sie zu beherrschen scheint; sie beschreibt einen Gott, der Handlungssouverän ist, dessen Handeln aber selbst für seine Zeugen nicht immer klar erkennbar ist� Dies geht so weit, dass sich die Erzählung der Apokalypse auch als die erzählte Antwort auf eine dramatische Anfrage an Gott und seine Gerechtigkeit verstehen lässt, im Grunde eine Form der Theodizeefrage, die der Text in den Mund derer, die für ihr Zeugnis zu Tode gekommen sind, legt: „Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten und unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen? “ (Offb 6,10)� 55 Der Gott der Apokalypse scheint nicht zu antworten - und doch kann das gesamte Buch als sich auf Gott selbst zurückführende Antwort verstanden werden� Wie spannungsvoll sich auch das Christusbild der Apokalypse darstellt, zeigt schon Kapitel 5 mit dem Gegenüber der Bilder vom Löwen aus dem Stamm Juda (Offb 5,5) und dem Böcklein mit sieben Hörnern und sieben Augen, das „wie geschlachtet“ ist (Offb 5,6)� Die Arbeiten zur Christologie der Offb sind kaum überschaubar: Thematisiert wurde die Konstruktion des Bildes vom Menschensohn, die religionswie traditionsgeschichtliche Herleitung, wie auch politische Dimensionen von Bildern und Funktionen, aber auch die Bedeutung narrativer Elemente für die Christologie des Textes� 56 Ähnliches gilt auch für andere, bisher weniger beachtete theologische Dimensionen der Erzählung „Apokalypse“: Auch das Bild vom Volk Gottes steht in einer mehrfachen Spannung: einerseits das Bild der Himmelsfrau als einer kosmischen Größe, die Vorstellung von der Braut Christi, und andererseits die Realität der Versammlungen von Christusnachfolgern in Kleinasien (Offb 2-3); einerseits der Fokus auf Zeugenschaft für Christus, die Öffnung für die Völker und andererseits die Kontinuität mit dem Gottesvolk Israel� 57 Voll- 55 Von diesem Zentrum her entwickelt K� Wengst, „Wie lange noch? “ - Schreien nach Recht und Gerechtigkeit - eine Deutung der Apokalypse des Johannes, Stuttgart 2010, seine Interpretation der Apokalypse� 56 Besonders wichtig K� Huber, Einer gleich einem Menschensohn: Die Christusvisionen in Offb 1,9-20 und 14,14-20 und die Christologie der Johannesoffenbarung (NTA NF 51), Münster 2007; ders�, Jesus Christus - der Erste und der Letzte� Zur Christologie der Johannesapokalypse, in: Frey / Kelhoffer / Tóth, Johannesapokalypse, 435-472 (Lit! ) und R� B� Hays, Faithful Witness, Alpha and Omega: The Identity of Jesus in the Apocalypse of John, in: Hays / Alkier, Politics, 69-84. 57 Z� B� F� Tavo, Woman, Mother and Bride: An Exegetical Investigaton into ‚Ecclesial‘ Notions of the Apocalypse (BiTS 3), Leuven 2007; bedeutsam für das Zueinander von Gottesvolk- und Israeltheologie K� Müller, Noch einmal die Einhundertvierundvierzigtausend� Neue Forschungen zur Johannesapokalypse 21 kommen unterschätzt wurde schließlich für lange Zeit die Anthropologie der Apokalypse - und dabei zeichnet uns der Text das wiederum spannungsvolle Bild des Menschen als eines Wesens, welches gerade aufgrund seiner Leiblichkeit zwischen verschiedenen Möglichkeiten der Beziehung eingespannt ist: An dieser Beziehung - Zeugnis für Christus und angemessene Gottesbeziehung oder auch Beziehung zu den Mächten des Bösen - entscheidet sich alles; der Hoffnung auf Rettung mit dem Zuspruch grenzenloser Gnade (Offb 22,21) ist die Ernsthaftigkeit der drohenden Vernichtung an die Seite gestellt� Dies wiederum ist eingespannt in ein dramatisches Zueinander von Texten, die einerseits menschliche Freiheit zu betonen scheinen, während andere (wie 13,8) seine Determination vorauszusetzen scheinen: „Die Offenbarung des Johannes ist im Angesicht des in Offb 6,9-10 explizit geäußerten Schreiens zu Gott, seine Gerechtigkeit zu erweisen, Gottes Allmacht und die Erfahrung der als gewalttätig und gottfern empfundenen Welt zusammenzudenken� Dazu muss sie die Vorstellung der Allmacht Gottes […] mit der Vorstellung menschlicher Freiheit, der Möglichkeit, ‚nein‘ zu sagen, in Beziehung bringen� Dazu muss sie Gott als den denken, der sich zurückzuziehen scheint� Gleichzeitig muss in dem von ihm gesetzten Anfang bereits das Ziel und Ende enthalten sein� Dazu muss sie den Menschen in seiner Geschöpflichkeit und damit Leiblichkeit, Verfallenheit und Heillosigkeit und gleichzeitig seiner Größe als Wesen zwischen Anspruch, Versagen und Gnade, Freiheit und Determination verstehen�“ 58 Fazit Mit dieser Skizze ist noch längst nicht alles gesagt und vieles nur angedeutet� Nicht vorgestellt sind neuere Kommentare zur Apokalypse, weitestgehend ausgeblendet französische und italienische Sekundärliteratur� Nur angedeutet wurde die Auseinandersetzung mit problematischen Themen wie dem Umgang des Textes mit Gewalt oder seiner Sicht von Frauen� Vollkommen ausgeklammert wurde der riesige Bereich an Arbeiten zur Wirkungsbzw� Rezeptionsgeschichte der Apokalypse in den verschiedensten Medien� All dies auch nur einigermaßen angemessen zu beleuchten würde mehrere Beiträge erfordern� So subjektiv die Auswahl von Themen (wie auch der angesprochenen Arbeiten) sein musste, so sehr zeigt jedoch hoffentlich bereits sie, welch hohe Wertschätzung der Johannesapokalypse als eines Stücks herausfordernder, extravaganter, in Teilen Anmerkungen zur judenchristlichen Kompetenz des Verfassers der Johannesapokalypse, in: Heininger, Mächtige Bilder, 132-166. 58 T� Nicklas, Freiheit oder Prädestination? Gedanken zum Menschenbild der Johannesapokalypse, in: Collins New Perspectives, 105-129, hier 129. 22 Tobias Nicklas problematischer, gleichzeitig höchstrangiger theologischer Literatur in den vergangenen Jahren entgegengebracht wurde� Nun ist es an der Zeit, dass auch Kirchen und Gemeinden diese durch neueste Exegesen so frisch polierte „Perle“ im eigenen Acker für ihre Verkündigung und ihr Selbstverständnis wiederentdecken�