eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 21/41

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2018
2141 Dronsch Strecker Vogel

Editiorial

2018
Kristina Dronsch
Christian Strecker
Manuel Vogel
4 Editorial Judasevangelium als gnostische Schrift des zweiten Jahrhunderts vorstellt und damit mancherlei Sensationelles zu dem ins Verhältnis setzt, was historisch und theologiegeschichtlich über diesen Text zu sagen ist� Fredrik Wagener schließt mit einem Beitrag an, der anhand der Judas-Darstellung des Johannesevangeliums „Zugänge zu einer narrativen Ethik“ eröffnet� Gemeint ist, dass eine Erzählung im Leseprozess als „ethisches Spielfeld“ wahrgenommen werden kann, das dazu einlädt, „Verhaltensweisen und Einstellungen zu beobachten, mögliche Konsequenzen mitzuerleben, eigene Reaktionen und Emotionen festzustellen“ und „ethische Erfahrungen zu machen“� Anhand einer eingehenden narrativen Analyse der „Auftritte“ des Judas im Johannesevangelium erarbeitet Wagener „Schlaglichter ethischer Implikationen“, etwa zu Habgier und Großzügigkeit oder Gewalt und Gewaltlosigkeit� Judas bleibt dabei stets eine negative Identifikationsfigur und ein ethisches Negativbeispiel� Der Beitrag von B� J� Oropeza schließt hieran insofern an, als auch seine Sicht jeglicher Judas-Apologetik - das Judasevangelium ist ein frühes Beispiel für diese Apologeitk und dessen enthusiastische Aufnahme in der Öffentlichkeit ein modernes -, kritisch gegenüber steht. Oropeza weitet den Blick über Judas hinaus auf das Thema der Apostasie und befragt hierzu die synoptischen Evangelien, die johanneischen Schriften und die Apostelgeschichte� Differenziert kommt zur Darstellung, was aus Sicht der einzelnen Schriften Abfall vom Glauben verursacht und worin er besteht� Die von Manuel Vogel eingeleitete und von Paul Metzger und Kristina Dronsch bestrittene Kontroverse stellt zur Diskussion, ob Judas eine Randfigur der biblischen Erzählung ist� Die Beiträge votieren hierzu gegensätzlich, erschließen aber gleichwohl beide aus ihrer jeweiligen Sicht weitere wichtige und bedenkenswerte Facetten der Judasfigur� Der Beitrag zu „Hermeneutik und Vermittlung“ von Ralf Miggelbrink zeichnet sich dadurch aus, dass er einerseits nahe an den Judas-Texten der Evangelien bleibt, andererseits aber einen weiten hermeneutischen Horizont um die Texte aufspannt� Hierbei wird deutlich, wie fruchtbar die theologische Reflexion an die Judasfigur anknüpfen kann, wenn sie sich jenseits der oft vorherrschenden Engführung auf Freispruch oder Verurteilung bewegt� Judas steht dann etwa für „die Unausweichlichkeit der Angefochtenheit des von Jesus verkündeten Gottesreiches, die nicht missverstanden werden darf nach dem Modell einer abwehrbaren äußeren Gefahr“, für den schon in der frühen Gemeinde spürbaren Grundwiderspruch zwischen Ökonomieprinzip und freier Großzügigkeit Gottes, oder aber für das „menschliche Scheitern an der Wahrheit Jesu“, die sich nicht „durch Selbstbehauptung und Gewalt durchsetzt, sondern in einem gläubigen Vertrauen, das Scheitern und Tod in der Hoffnung auf den Gott des Lebens erleidet�“ Editorial 5 Der von Günter Röhser beigetragene Buchreport stellt eine Monographie vor, die sich mit Judas-Darstellungen im Film befasst� Damit wird abschließend ein wichtiger Akzent gesetzt, der beispielhaft die überaus reichhaltige künstlerische Rezeptionsgeschichte der Judasfigur dokumentiert� Wir wünschen Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, dass Sie mit dem vorliegenden Heft für Ihre eigene Beschäftigung mit Judas, wie auch für das in Schule und Gemeinde und darüber hinaus immer wieder aktuelle Thema „Judas“ vielfältige Anregungen erhalten� Kristina Dronsch Christian Strecker Manuel Vogel