eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 18/35

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2015
1835 Dronsch Strecker Vogel

Die Fußwaschung – ein verhindertes Ritual

2015
Anni Hentschel
Zeitschrift für Neues Testament_35 typoscript [AK] - 18.05.2015 - Seite 66 - 2. Korrektur 66 ZNT 35 (18. Jg. 2015) »Am Donnerstagabend setzte Franziskus selbst ein Zeichen: Erstmals feierte ein Papst eine Gründonnerstagsmesse in einem Jugendgefängnis. Dabei wusch er die Füße von zehn männlichen und zwei weiblichen Häftlingen. Bei den beiden jungen Frauen handelte es sich nach Angaben aus dem Gefängnis um eine katholische Italienerin und eine muslimische Serbin. Auch dies war ein Bruch mit der Tradition, denn normalerweise nehmen keine Frauen an der traditionellen Fußwaschung teil. ›Wer auch immer ganz oben steht, muss den anderen dienen‹, sagte Papst zu Beginn der Zeremonie« (Frankfurter Allgemeine vom 28. 03. 2013). 1 »Was die meisten weltlichen und kirchenoffiziellen Medien begeistert als weiteren Akt einer außergewöhnlichen Demut des neuen Papstes begrüßten, ist innerkirchlich sehr umstritten. […] Die Fußwaschung habe eine ganz konkrete Bedeutung in der Liturgie des Letzten Abendmahls und sei nicht frei gestaltbar. Abgesehen davon sei sie zwar ein wichtiges Element, aber nur Beiwerk der Gründonnerstagsmesse, das nur mit Blick auf den eigentlichen Mittelpunkt, die Einsetzung des Altarsakraments verständlich werde und Sinn habe. Eine sozialbetonte und mediengerechte Gestaltung der Fußwaschung lenke die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen zu einem umgeformten Nebenschauplatz« (Beitrag auf dem Portal Katholisches.info. Magazin für Kirche und Kultur vom 16. 04. 2014). 2 Die Fußwaschungen des 2013 neu eingesetzten Papstes Franziskus werden in der Presse und auf kirchlichen Portalen kontrovers diskutiert und interpretiert. Befürworter der neuen Praxis loben die Demut des Papstes, der seine Macht nutzt, um dem Nächsten zu dienen. Gemäß der Liste der mächtigsten Leute der Welt, die das nordamerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes veröffentlicht, belegte Papst Franziskus 2013 Rang vier, unmittelbar nach den Präsidenten aus Russland, den USA und China, da er als spirituelle Leitfigur von 1,2 Milliarden Katholiken Macht über ein Sechstel der Weltbevölkerung habe. 3 Guardini ist sich dieser Macht bewusst, sieht darin aber nichts grundsätzlich Negatives, sondern die Verpflichtung, diese Macht vor Gott verantwortet zu nutzen: »Die Fußwaschung Jesu (Joh 13,1-17), liturgisch am Gründonnerstag gefeiert, wird zum Zeichen eines ›Machtwechsels‹ und zum Mandat für die Jünger Jesu, sich an diesem Beispiel zu orientieren und einander die Füße zu waschen, nicht den Kopf.« 4 Diese Orientierung am Vorbild Jesu äußert sich für Papst Franziskus konkret im karitativen Dienst am Nächsten, den er als die wichtigste Aufgabe eines Priesters ansieht. In seiner ersten Gründonnerstagspredigt schickt er deshalb seine Priester zu den Menschen, hinaus aus den Kirchengebäuden: »Die Priester sollen dynamischer werden, ›an die äußeren Ränder gehen‹ und das Evangelium denen verkündigen, die ›überhaupt nichts haben‹.« 5 Die Fußwaschung wird dadurch zu einem Sinnbild für den liebenden Dienst am Nächsten, an Männern und Frauen aus unterschiedlichen Völkern und Religionen. Angelo Bazzari, der Vorsitzende der Stiftung Don Carlo Gnocchi, in deren Behinderteneinrichtung der Papst 2014 die Fußwaschung zelebrierte, kommentiert das Ritual mit den Worten: »Es handelt sich ja wirklich um eine universale Geste eines Gottes, der sich zum Menschen macht und der ganzen Menschheit dient. Und es ist ein Zeichen der evangelischen Barmherzigkeit, die durch die Geste des Papstes die ganze Welt des Leidens umarmen will.« 6 Kritiker dieser Neuorientierung sprechen jedoch von einer »aliturgischen« und »mediengerechten Fußwaschung«, die das katholische Hochfest der drei heiligen österlichen Tage, das Triduum Sacrum, durch einen »plakativen Sozialaktivismus« überlagern würde. 7 Die Verantwortlichen zahlreicher katholischer Nachrichtenseiten und Blogs im Internet riefen 2014 die Bischöfe dazu auf, die Gründonnerstagsliturgie wie traditionell üblich in ihren Kirchen zu feiern, um so an die Einsetzung der Eucharistie und des Priestertums durch Jesus Christus zu erinnern. In der Gründonnerstagsliturgie gehe es nicht um das soziale Engagement der Kirche, sondern um die Bedeutung von Altarsakrament und Priesteramt. 8 Aufgrund dieser ekklesiologischen Deutung des Rituals ist es verständlich, dass mit der Fußwaschung an Frauen die Befürchtung-- oder Hoffnung- - aufflammte, der neue Papst könne Frauen zum Priesteramt zulassen. Anni Hentschel Die Fußwaschung - ein verhindertes Ritual Hermeneutik und Vermittlung »Die Fußwaschungen des 2013 neu eingesetzten Papstes Franziskus werden in der Presse und auf kirchlichen Portalen kontrovers diskutiert und interpretiert. Befürworter der neuen Praxis loben die Demut des Papstes, der seine Macht nutzt, um dem Nächsten zu dienen.« Zeitschrift für Neues Testament_35 typoscript [AK] - 18.05.2015 - Seite 67 - 2. Korrektur ZNT 35 (18. Jg. 2015) 67 Anni Hentschel Die Fußwaschung - ein verhindertes Ritual Interpretation der Fußwaschungserzählung in Joh 13 sei an dieser Stelle bereits darauf verwiesen, dass sowohl ekklesiologische Deutungen im Hinblick auf die Vorbereitung der zwölf Jünger für ihre eigene Sendung nach Jesu Abschied als auch primär ethisch-moralische Interpretationen im Hinblick auf die Verpflichtung zur Liebe und zum bescheidenen und verantwortungsbewussten Umgang mit Macht möglich und als Lesarten von Joh 13 in der Alten Kirche belegt sind. 1. Die Vielfalt der Fußwaschungen in der Kirchengeschichte Das Ritual der Fußwaschung im Rahmen der Gründonnerstagsfeier ist in den Quellen erst ab dem 7. Jh n. Chr. belegt und hat seine Wurzeln vermutlich in Fußwaschungsritualen der Klöster. 9 Ab dem 3. Jh. n. Chr. ist bezeugt, dass die Fußwaschung in klösterlichen Gemeinschaften sowohl im Bereich der alltäglichen Körperhygiene als auch im Bereich der Gastfreundschaft und Armenfürsorge bewusst nach dem Vorbild Christi praktiziert wurde. 10 Die Brüder, die für den Wochendienst zuständig waren, wuschen am Ende der Woche ihren Mitbrüdern die Füße. Dass dieser Brauch in der Fastenzeit unterlassen werden musste, legt nahe, dass er nicht oder nicht primär im Sinne eines Sklavendienstes verstanden wurde, sondern vielmehr als brüderlicher Liebesdienst, der für die Empfänger mit einer durchaus als Luxus verstandenen körperlichen Pflege verbunden war, Wellness im Kloster. 11 Für manche Klöster ist schließlich belegt, dass am Gründonnerstag in Erinnerung an die Fußwaschung Jesu diese Aufgabe von den Vorstehern selbst versehen wurde. 12 Im Rahmen der Ausgestaltung der Karliturgie fand die Fußwaschung allmählich ihren Platz in der gottesdienstlichen Feier am Gründonnerstag, als Erfüllung des Auftrags Jesu (Mandatum) an seine zwölf Apostel, nicht jedoch als Sakrament. Sie wird in dieser Form erstmals beim Konzil von Toledo 694 erwähnt, das die Bischöfe dazu verpflichtet, am Gründonnerstag den Priestern die Füße zu waschen und sie anschließend zum Mahl einzuladen. 13 Dass sich dieses Ritual bei Bischöfen keiner großen Beliebtheit oder liturgischen Akzeptanz erfreute, lässt die folgende Androhung einer Strafe im Falle fehlenden Gehorsams vermuten. 14 Erst spät wurde die Fußwaschung in die römische Liturgie der Karwoche übernommen, wie das Pontificale Romano-Germanicum für das 10. Jh. bezeugt, bis das Ritual schließlich 1570 offiziell in das Missale Romanum übernommen wurde. 15 Die dargestellten Interpretationen zeigen, wie verschieden das einfache Ritual der Fußwaschung nach dem Vorbild Christi heute verstanden werden kann. Die Handlung an sich, die Papst Franziskus vollzieht, unterscheidet sich nicht von dem, was auch seine Vorgänger taten: Er wäscht in der Gründonnerstagsliturgie zwölf anderen Menschen die Füße. Und doch wurden bei dem Ritual einige Elemente verändert: Als Ort haben wir nicht die Lateranbasilika in Rom, sondern ein Jugendgefängnis bzw. eine Behinderteneinrichtung, als Empfänger der Fußwaschung haben wir nicht zwölf katholische Priester, sondern Männer und Frauen unterschiedlicher Nationen und Religionen. Während die einen besorgt sind, dass die Kirche ihre Tradition und ihre Identität verrate, freuen sich die anderen, dass ein wichtiges Element ihrer-- derselben-- Tradition wieder neu in den Mittelpunkt gestellt wird. Mit Blick auf die Dr. Anni Hentschel, Studium der Evangelischen Theologie in Neuendettelsau, Heidelberg und Erlangen, 1998 Geburt des 1.- Kindes, 2001 Geburt des 2. Kindes. 2000 -2003 Stipendiatin der DFG im Graduiertenkolleg »Wahrnehmung der Geschlechterdifferenz in religiösen Symbolsystemen« an der Universität Würzburg. 2005 Promotion, 2005 -2007 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt »Erstellung eines kritischen Textes der Paralipomena Jeremiou« an der Universität Würzburg. 2007-2010 Vikariat, 2010 -2011 Studierendenpfarrerin in Würzburg, seit 2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Neuen Testament an der Universität Frankfurt. Veröffentlichungen u. a.: »Diakonia im Neuen Testament. Studien zur Semantik unter besonderer Berücksichtigung der Rolle von Frauen, WUNT II 226, Tübingen 2007« (Dissertation); »Luther’s relevance for contemporary hermeneutics, in: Kenneth Mtata (Hg.), »You have the Words of Eternal Life.« Transformative Readings of the Gospel of John from a Lutheran Perspective, Minneapolis 2012, 47- 68«; »Gemeinde, Ämter, Dienste. Perspektiven zur neutestamentlichen Ekklesiologie, BThSt 136, Neukirchen-Vluyn 2013«. Dr. Anni Hentschel Zeitschrift für Neues Testament_35 typoscript [AK] - 18.05.2015 - Seite 68 - 2. Korrektur 68 ZNT 35 (18. Jg. 2015) Hermeneutik und Vermittlung Die Fußwaschung wurde in der Alten Kirche auch als Reinigungsritus zur Sündenvergebung verstanden. Seit dem 3. Jh. n. Chr. ist sie in einigen Regionen, v. a. in Spanien, im Zusammenhang der Taufe belegt. 16 Der Mailänder Bischof Ambrosius hat die Fußwaschung im 4. Jh. explizit als Sakrament betrachtet, das während der Tauffeier zu vollziehen ist und zur Reinigung der ererbten nicht-persönlichen Sünden diene, während die Taufe von den persönlichen Sünden befreie. 17 Er ging davon aus, dass die Schlange gemäß der Sündenfalltradition den Menschen in die Ferse biss, so dass deshalb besonders die Füße von der Sünde gereinigt werden müssten. Ambrosius stand mit dieser Interpretation in einem eingestandenen Konflikt mit Rom, das sich dieser Deutung und Praxis nicht anschloss. 18 Als zentrales Gegenargument wurde angeführt, dass die umfassende Heiligung durch die Taufe nicht durch eine weitere Waschung abgewertet werden dürfe. Als ein wichtiger Kritiker dieser postbaptismalen Fußwaschung ist Origenes zu nennen. Er verstand den Nachahmungsbefehl nicht wörtlich, sondern im übertragenen, v. a. ethischmoralischen Sinn: Jesus fordere ein Tun der Nächstenliebe und Demut. 19 Origenes verstand die Fußwaschung Jesu v. a. als Vorbereitung und pneumatische Vollendung der Jünger für ihre bevorstehende Tätigkeit als Boten des Evangeliums. 20 Durch die Fußwaschung erhielten sie den vollen Anteil an Christus, wurden rein vor Gott und bekamen den Heiligen Geist, sodass ihre Füße für die Verkündigungstätigkeit ausgerüstet waren (vgl. Jes 52,7; Röm 10,15). 21 Sogar die in 1Tim 5,10 erwähnte Fußwaschung der Witwen versteht Origenes nicht wörtlich dahingehend, dass die Witwen anderen Gemeindegliedern die Füße gewaschen hätten, sondern im übertragenen Sinn als Verpflichtung dieser Witwen, das Evangelium anderen Frauen zu verkündigen. 22 Immer wieder wird Joh 13 dahingehend ausgelegt, dass alle Nachfolgenden Jesu dazu verpflichtet seien, Gastfreundschaft zu üben und Nächstenliebe zu praktizieren. Diese moralisch-ethische Interpretation konnte sich sogar unmittelbar mit einer rituellen Praxis verbinden, wie das Beispiel des Caesarius von Arles zeigt: Er kennt den postbaptismalen Ritus der Fußwaschung, versteht diesen jedoch nicht als Sakrament, sondern als Mandatum Christi, das den Täufling bleibend daran erinnert, dass er oder sie ein Leben lang verpflichtet ist, gute Werke der Nächstenliebe zu üben. 23 Dieser nur knappe und bei weitem nicht vollständige Einblick in kirchengeschichtliche Interpretationen und Rituale der Fußwaschung zeigt, wie differenziert die Fußwaschung Jesu verstanden und in die Praxis umgesetzt wurde. Ein wörtliches Verständnis des Auftrags Jesu in Joh 13,14f. ist dabei alles andere als selbstverständlich. Calvin zum Beispiel kritisierte die in der Gründonnerstagsliturgie vollzogene Fußwaschung als ein Missverständnis des johanneischen Textes: »Demzufolge ist ein Nachmachen hier gar nicht am Platze; gerade so gut könnte man auch versuchen, Jesu nach zum Himmel empor zu fliegen. Aber auch hier, wo ein entsprechender Hinweis steht, ist nicht die Meinung, daß wir die Fußwaschung etwa durch eine jährlich wiederholte theatralische Zeremonie buchstäblich nachmachen sollten: vielmehr sollen wir in unserem ganzen Leben uns bereit halten, den Brüdern die ›Füße zu waschen‹, d. h. ihnen die niedrigsten Liebesdienste zu erweisen.« 24 Die Kirchengeschichte und nicht zuletzt die spezifische Gestaltung der Fußwaschung durch Papst Franziskus am Gründonnerstag lehren jedoch auch, dass die rituelle Nachahmung die mit Joh 13 oft verbundene Verpflichtung einer ethisch-moralischen Imitatio Jesu nicht ausschließt. Die Fußwaschung zeigt vielmehr auf anschauliche Weise, dass sich weder ein Ritual noch eine Erzählung auf eine einzelne Interpretation reduzieren oder in Form einer dogmatischen Glaubensaussage adäquat wiedergeben lassen. Eine Handlung, sei sie einmalig oder ritualisiert, sagt mehr als Worte, eine Erzählung ist umfassender als ein dogmatischer Lehrsatz. Beide können als ein plurales Deutungsangebot verstanden und interpretiert werden. 2. Die Fußwaschung-- ein typisches Ritual Rituale gelten häufig als starr und unveränderlich. 25 Das Festhalten an überkommenen Verhaltensmustern, Regeln und Formulierungen wirkt altmodisch und ist für viele mit unserer modernen pluralen Lebenswirklichkeit nicht mehr vereinbar. Insbesondere im Protestantismus gibt es eine kritische Einstellung zu Ritualen, die »aus »Immer wieder wird Joh 13 dahingehend ausgelegt, dass alle Nachfolgenden Jesu dazu verpflichtet seien, Gastfreundschaft zu üben und Nächstenliebe zu praktizieren.« »Rituale gelten häufig als starr und unveränderlich.[...] Insbesondere im Protestantismus gibt es eine kritische Einstellung zu Ritualen.« Zeitschrift für Neues Testament_35 typoscript [AK] - 18.05.2015 - Seite 69 - 2. Korrektur ZNT 35 (18. Jg. 2015) 69 Anni Hentschel Die Fußwaschung - ein verhindertes Ritual der der reformatorischen Rechtfertigungserkenntnis entsprechenden Konzentration auf die Relation von Wort und Glaube und einer demgemäßen Reform der gesamten Frömmigkeitspraxis« resultiert. 26 Dabei wird das Wort bzw. die Lehre als das Primäre und Entscheidende angesehen, während das Ritual als eine Handlung betrachtet wird, welche die Lehre illustriert und körperlich ausdrückt, darüber hinaus jedoch keinen eigenen Beitrag leisten kann. 27 Erst die kulturwissenschaftliche Untersuchung des Ritualbegriffs sowie der Ritualvollzüge in den letzten Jahrzehnten hat zu einem neuen Verständnis der Rituale geführt und dabei v. a. den performativen Charakter der Rituale und ihre durchaus variablen Funktionen für Individuen und Gemeinschaften hervorgehoben 28 : »Rituale sind mithin keineswegs nur traditional, konservativ und konservierend, sondern können, je nach Situation, erneuern und innovativ wirken. Zahlreiche Rituale erweisen sich erstaunlich offen für Variationen und Abweichungen und arbeiten mit einer mehrdeutigen, geradezu artistischen Zeichenverwendung; gleichwohl-- oder besser: gerade deshalb-- funktionieren sie hervorragend.« 29 Rituale werden nun auch nicht mehr ausschließlich im Zusammenhang der Religion untersucht, sondern als Bestandteile der sozialen Kommunikation betrachtet, die »realitätserzeugenden Charakter haben. Mit ihren symbolischen Formen, ihrer Sequenzierung von Handlungsverläufen, ihrer Inszenierung performativen Geschehens schaffen Rituale soziale Wirkungen und rufen Antworthandlungen hervor.« 30 Gerade die zunehmende Pluralisierung von Denk- und Lebensgewohnheiten sowie von Wertvorstellungen im Kontext von Moderne und Postmoderne führte zu einer neuen Wertschätzung von Ritualen, welche Sinn stiften, der Strukturierung und Stabilisierung menschlichen Handelns dienen und zur Integration und Konfliktbewältigung in Gemeinschaften beitragen können. 31 Dennoch lassen sich Rituale nicht auf ihre Funktion reduzieren. Sie haben vielmehr einen Sinnüberschuss, der sie variabel macht, und der v. a. dann offensichtlich wird, wenn Rituale von einer Gemeinschaft in eine andere, von einer Religion in eine andere oder einfach nur von einer Situation in eine andere übertragen werden. 32 Eine Handlung, die von ihrem unmittelbaren Kontext abstrahiert wird, ist nicht mehr die gleiche. 33 Papst Franziskus verlässt den Kirchenraum und die Priester, um sich für das Ritual der Fußwaschung an die Ränder der menschlichen Existenz zu begeben und in einem Jugendgefängnis bzw. in einer Behinderteneinrichtung Menschen zu begegnen, die aufgrund eigener Verfehlungen bzw. gesundheitlicher Einschränkungen aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Er aktualisiert damit in besonderer Weise den in der biblischen Fußwaschungstradition verankerten Sinngehalt, dass diese Handlung ein Ausdruck der umfassenden und ganzheitlichen Liebe Jesu zu den Menschen ist, der darin zugleich die Liebe Gottes zur Welt repräsentiert, d. h. gegenwärtig macht (Joh 13,1; vgl. Joh 3,16). Der ekklesiologische Gedanke, dass Jesus mit dieser Zeichenhandlung seine Jünger auf ihre spätere Sendung vorbereitet, wenn sie selbst ganzheitlich die Liebe Gottes verkündigen sollen, wird dadurch vom Papst jedoch nicht aufgegeben, sondern neu akzentuiert. Die Rolle der Priester, die sich am Vorbild der Apostel orientiert, wird von Franziskus nicht innerhalb der geschützten Kirchenräume rituell in Szene gesetzt, sondern »in der Welt«, der Gottes Liebe gilt. Damit betont er durchaus in kritischer Absicht nicht in erster Linie die Macht und Würde, welche die Priester haben, sondern ihre Verantwortung und konkrete Verpflichtung zur Liebe, die aus ihrer Sendung resultiert. In guter biblischer und altkirchlicher Tradition gehört zur Verkündigung des Evangeliums auch die evangeliumsgemäße Fürsorge für die kranken, armen und benachteiligten Menschen unserer Gesellschaft. 34 Daraus ergibt sich jedoch, dass weder das Lob am innovativen Verhalten des Papstes noch die Kritik an seiner Liturgie- oder Traditionsvergessenheit die Sache mit dem traditionellen Ritual der Fußwaschung am Gründonnerstag zutreffend beschreiben. Nicht traditionsvergessen, sondern einem dem traditionellen Ritual zutiefst inhärenten Sinngehalt folgend zelebriert der neue Papst die Fußwaschung an einem Ort und auf eine Weise, die einen vergessenen Aspekt neu ins Bewusstsein ruft und zugleich den vertrauten Sinngehalt nicht leugnet, sondern neu akzentuiert und kontextualisiert. Hier zeigt sich die Macht eines Rituals, verschiedenste Sinngehalte über große Zeiträume hinweg zu bewahren, derer man sich bei der regelmäßigen Durchführung vielleicht lange nicht bewusst ist, die aber bei Bedarf oder aufgrund eines zeitgeschichtlichen Anlasses neu entdeckt werden können und als Ausgangspunkt zur Gestaltung der Identität und der sozialen Praxis einer Gemeinschaft dienen können. »Gerade die zunehmende Pluralisierung von Denk- und Lebensgewohnheiten sowie von Wertvorstellungen im Kontext von Moderne und Postmoderne führte zu einer neuen Wertschätzung von Ritualen, welche [...] der Strukturierung und Stabilisierung menschlichen Handelns dienen.« Zeitschrift für Neues Testament_35 typoscript [AK] - 18.05.2015 - Seite 70 - 2. Korrektur 70 ZNT 35 (18. Jg. 2015) Hermeneutik und Vermittlung 3. Die fremde Praxis der Fußwaschung Die Fußwaschung hat im heutigen kulturellen Kontext Mitteleuropas keine eigenständige Bedeutung. Sie ist ein meist nicht eigens beachteter Teil der Körperhygiene und spielt höchstens bei medizinischen Anwendungen eine gesonderte Rolle. Die in antiken Quellen belegte Fußwaschung ist uns fremd und wird von heutigen Leserinnen und Lesern sehr schnell als niedriger Dienst verstanden und v. a. auch gefühlsmäßig so empfunden. Wenn die uns nicht vertraute Fußwaschung im Rahmen von Gründonnerstagsfeiern rituell praktiziert wird, kostet sie nicht nur oder primär den Liturgen oder die Liturgin Überwindung, sondern gerade auch diejenigen, die sie an sich vollziehen lassen. Das Gefühl, dass mit einer öffentlichen Fußwaschung eine Ehre verbunden sein könnte oder sogar ein gewisser Verwöhnfaktor, ist uns heute in der Regel völlig fremd. Wenn auf diesem kulturellen Hintergrund die Fußwaschungserzählung in Joh 13 oder auch die Fußsalbung durch Maria in Joh 12,1-8 gelesen werden, fließen als Interpretationskategorien deshalb schnell der niedere Sklavendienst einerseits und die Frage nach hierarchischen Beziehungen zwischen Herren und Sklaven, sowie deren Umkehrung durch das-- entsprechend als Selbsterniedrigung verstandene-- Verhalten Jesu in das Textverständnis ein. 35 Die Fußwaschung als Zeichen einer Ehre, als Zeichen einer innigen freundschaftlichen oder sogar intimen Beziehung ist uns, im Gegensatz zu den zeitgenössischen Leserinnen und Lesern des Johannesevangeliums, völlig fremd. Deshalb lohnt sich ein kurzer Blick auf die vielfältigen Vorkommen und Bedeutungen der Fußwaschung in der Antike. 36 Die Fußwaschung gehörte in den antiken Kulturen des Mittelmeerraums, in denen die Menschen v. a. Sandalen trugen, zur alltäglichen Körperhygiene, wie bei uns heute Duschen und Zähneputzen. Juvenal kann in diesem Zusammenhang humorvoll feststellen, dass man dankbar sein könne, wenn einem bei einem abendlichen Spaziergang durch die dunklen Straßen Roms nur das Fußwaschwasser auf den Kopf falle. 37 Wer die tägliche Fußwaschung nicht durchführte, galt als ungebildet und barbarisch 38 : »Eine Handlung, fast so häufig wie Essen u. Trinken, kann also leicht einen vielfältigen Symbolgehalt erhalten u. dann wiederum als Träger solchen Gehaltes in vielfacher Weise zur Verdeutlichung religiöser u. sozialer Ordnungen benutzt werden.« 39 Wichtig war die Fußwaschung im Bereich der Gastfreundschaft, bei der den geladenen Gästen die Möglichkeit gegeben wurde, ihre Füße selbst zu reinigen, bevor man sich zu Tische setzte oder legte. 40 Wenn der Gastgeber die Füße durch einen Sklaven waschen ließ oder diese selbst wusch, galt dies als Zeichen einer besonderen Ehre. 41 Während eine Salbung der gewaschenen Füße mit Öl offensichtlich häufig vorkam, konnte es als Ausdruck eines übertriebenen Luxus kritisiert werden, wenn dem Fußwaschwasser Wein und Duftstoffe zugesetzt wurden. 42 Auch im kultischen Bereich sind Waschungen wichtig. Gewaschene Füße waren Voraussetzung für das Betreten des Heiligtums und spielten vermutlich auch für häusliche religiöse Vollzüge eine Rolle. Bis heute kann im Judentum ein Fußwaschbecken als »Mutter des Gebets« bezeichnet werden. 43 Ein Priester, der wegen der erforderlichen Reinheit häufig zu Waschungen verpflichtet war, konnte umschreibend als jemand bezeichnet werden, »der Hände u. Füße gewaschen hat«. 44 Im Zusammenhang der Ethisierung des Kultes konnten gewaschene Hände und Füße schließlich auch symbolisch für gute Werke und die Ausrichtung auf das Gute verstanden werden. 45 Die Fußwaschung hatte außerdem einen festen Platz in familiären bzw. intimen Beziehungen: Kinder wuschen den Eltern die Füße, die Frau ihrem Ehemann. Die Fußwaschung war in diesem Fall ein Zeichen von Ehre und Liebe. So konnte eine Frau in einer wohlhabenden Familie alle möglichen Aufgaben an ihre Dienerinnen delegieren, u. a. sogar das Stillen ihrer Säuglinge; das Waschen der Füße ihres Mannes und das Richten seines Bettes sowie das Einschenken seines Bechers waren jedoch ihre Aufgaben als Ehefrau, die Intimität und Liebe ausdrückten. 46 Wenn Aseneth in dem Roman Joseph und Aseneth ihrem zukünftigen Ehemann Joseph die Füße wäscht, »Die Fußwaschung hat im heutigen kulturellen Kontext Mitteleuropas keine eigenständige Bedeutung. [...] Die in antiken Quellen belegte Fußwaschung […] als Zeichen einer Ehre, als Zeichen einer innigen freundschaftlichen oder sogar intimen Beziehung ist uns, im Gegensatz zu den zeitgenössischen Leserinnen und Lesern des Johannesevangeliums, völlig fremd.« »Die Fußwaschung gehörte in den antiken Kulturen des Mittelmeerraums, in denen die Menschen v. a. Sandalen trugen, zur alltäglichen Körperhygiene, wie bei uns heute Duschen und Zähneputzen.« Zeitschrift für Neues Testament_35 typoscript [AK] - 18.05.2015 - Seite 71 - 2. Korrektur ZNT 35 (18. Jg. 2015) 71 Anni Hentschel Die Fußwaschung - ein verhindertes Ritual zeigt sie ihm ihre innige Liebe, sie wird durch den Vollzug der Fußwaschung jedoch weder als Sklavin noch als unterwürfige Ehefrau dargestellt (JosAs 20,2-6). Dass sich Aseneth selbst als Sklavin des Joseph beschreibt, ist im Kontext des vorausgehenden Handlungsverlaufs zu betrachten: Aseneth, die keinen Mann anschaute, verschmähte zunächst auch Joseph hochmütig (JosAs 4,9-11), bereute dies jedoch später und wünschte sich, wenigstens als Sklavin des Joseph bei ihm sein zu können (vgl. JosAs 4,6-6,8). Sie bittet Gott: »[…] Und du Herr, gib mich ihm als Magd und Sklavin hin. Ich will ihm sein Bett ausbreiten, seine Füße waschen und ihm dienen. Ich will seine Sklavin sein und ihm als Sklavin dienen für ewige Zeit« (JosAs 13,5). Verpflichtungen einer Ehefrau und die Rolle einer Sklavin fließen hier ineinander. Als Joseph schließlich erneut zu Besuch kommt, führt Aseneth ihn auf den Thronsessel des Vaters und wäscht ihm-- trotz seines Widerspruchs-- mit folgender Begründung die Füße (JosAs 20,2-5): »Mitnichten, mein Herr, denn von jetzt an bist du mein Herr, und ich bin deine Sklavin. Warum sagst du das, eine andere Jungfrau solle deine Füße waschen? Deine Füße sind ja meine Füße, deine Hände sind meine Hände, deine Seele ist meine Seele« (JosAs 20,4). Nach der Fußwaschung setzt Aseneth sich neben Joseph auf den Thronsessel, wo ihre zurückkommende Verwandtschaft sie in ihrer himmlischen Schönheit mit Joseph sitzen sieht (JosAs 20,5f ). Der Roman spielt hier also mit unterschiedlichen Rollenvorstellungen, die ausgesprochen-- Aseneth als Sklavin des Joseph-- und zugleich wieder in Frage gestellt-- Joseph als Besitz der Aseneth-- werden. Sie drängt ihn, dass er sich von ihr die Füße waschen lässt, und setzt sich im Anschluss selbst zu seiner Rechten auf den väterlichen Thronsessel. Die Fußwaschung ist in diesem Kontext keineswegs nur ein niedriger oder gar typischer Sklavendienst, sondern vielmehr ein Zeichen der intimen Liebe zwischen Mann und Frau. 47 Eine im Jerusalemer Talmud überlieferte Erzählung illustriert sehr anschaulich, wie komplex die Assoziationen im Hinblick auf Liebe und Ehre sind, die sich mit der Fußwaschung verbinden können 48 : als Rabbi Jischmael (um 135 n. Chr.) nach Hause zurückkommt, will er sich selbst die Füße waschen. Seine Mutter jedoch möchte ihm als Rabbi eine Ehre erweisen, indem sie ihm die Füße wäscht und das Fußwaschwasser trinkt. Rabbi Jischmael wehrt ab, da er darin eine Verletzung des 4. Gebotes sieht, denn schließlich sei es seine Aufgabe als Sohn, der Mutter Ehre zu erweisen. Daraufhin wendet sich die Mutter an die anderen Rabbinen und beklagt sich, dass ihr Sohn gegen das 4. Gebot verstoßen habe: Er hätte ihr die Ehre (! ) nicht zugestanden, ihm als angesehenen Rabbi die Füße waschen zu dürfen. Als Ergebnis ist insgesamt folglich festzuhalten: Nicht alles, was auf den ersten Blick wie Sklavendienst aussieht, ist es auch. 4. Die Fußwaschung Jesu auf den zweiten Blick Der Erzähler des Johannesevangeliums leitet die Erzählung der Fußwaschung Jesu mit zwei Hinweisen ein (Joh 13,1): Einerseits verweist er auf die nun unmittelbar bevorstehende Stunde der Erhöhung, die hier primär als Stunde des Abschieds Jesu aus der Welt charakterisiert wird (vgl. auch 13,3). Andererseits wird für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft festgehalten, dass Jesus die Seinen liebte und bis zur Vollendung (eis telos) lieben wird. Danach wird knapp und präzise berichtet, wie Jesus den Jüngern die Füße wäscht (Joh 13,4f.). In einem Gespräch mit Petrus, das von Missverständnissen geprägt ist, die als typisch johanneisches Stilmittel angesehen werden können und nichts mit der Dummheit der Figur des Petrus zu tun haben, wird schließlich die Bedeutung dieser Fußwaschung erläutert (Joh 13,6-10). Ein Erzählerkommentar in 13,11 beendet den Gedankengang. Petrus stellt zunächst fragend fest, dass Jesus-- angesprochen als der Herr-- ihm die Füße waschen will (13,6). Im Hintergrund steht vermutlich die Annahme, dass ein Schüler dem Lehrer-- und nicht umgedreht-- als Zeichen der Ehrerbietung die Füße waschen kann, denn auf die Lehrer-Schüler- Beziehung geht Jesus später in Joh 13,13f. explizit ein. 49 Die Antwort Jesu (13,7), dass Petrus »jetzt noch nicht« verstehen könne, was wirklich geschieht, erinnert an Joh 2,22; 12,16. Die umfassende Bedeutung der Fußwaschung wird also erst im Rückblick, nach Jesu Erhöhung und Abschied, erkennbar. Im Anschluss an einen weiteren Einwand des Petrus erklärt Jesus geheimnisvoll, dass es in der Fußwaschung um die Teilhabe an ihm selbst geht (13,8). Die Fußwaschung bzw. das, was sie verdeutlicht, steht offensichtlich im Zusammenhang mit dem Heil, das Jesus seinen Jüngern bringt. Dies erscheint für Petrus nun doch erstrebenswert, er möchte quantitativ noch mehr und bittet Jesus, dass er Kopf, Hände und Füße gewaschen bekommt (13,9). Dies sind die Körperteile, die in der Antike dem Staub weitgehend schutzlos ausgeliefert waren und deshalb üblicherweise regelmäßig gereinigt werden mussten. Mit diesem Missverständnis trägt die Erzählfigur des Petrus nun den Aspekt der Reinigung in das Gespräch ein, der bisher explizit noch keine Rolle gespielt hat-- in 13,8 war nur von Teilhabe die Rede. Jesus reagiert darauf eher Zeitschrift für Neues Testament_35 typoscript [AK] - 18.05.2015 - Seite 72 - 2. Korrektur 72 ZNT 35 (18. Jg. 2015) Hermeneutik und Vermittlung abwehrend und wechselt das Bild von der Fußwaschung zum Bad: Wer gewaschen ist, wer also ein Vollbad genommen hat, ist ganz rein (13,10). 50 Unabhängig davon, wie man diese schwierige Aussage nun konkret interpretiert und in welchem Verhältnis hier die Waschung und die Fußwaschung stehen, lässt sich doch festhalten, dass Jesus für alle Jünger-- mit Ausnahme des Judas-- die Reinheit bereits feststellt. Dies spricht, wenn man den Text beim Wort nimmt, gegen ein Verständnis der Fußwaschung im Sinne von Reinigung. Von der Reinheit der Jünger spricht das Johannesevangelium ansonsten nur noch einmal in 15,3, wo Jesus ebenfalls feststellt, dass die Jünger schon rein sind und zwar aufgrund des Wortes, das er zu ihnen gesprochen hat. Dem entspricht in Joh 13, dass Judas zwar an der Fußwaschung Anteil hatte, ihm aber die von Jesus in 13,10 angesprochene Reinheit gerade fehlt (13,11). Auch der Umstand, dass die Fußwaschung explizit während des Mahls stattfindet (Joh 13,4.12) und eine vorausgehende Reinigung der Füße zur Vorbereitung auf das Mahl also vermutlich bereits stattgefunden hat, legt nahe, dass die Fußwaschung hier weder im Sinne einer Reinigung noch als dem Mahl vorausgehende gastfreundliche Geste dargestellt wird. 51 Blickt man ausgehend von Joh 13,1 auf die erzählte Fußwaschung und den sich anschließenden Dialog, ergibt sich als naheliegende Interpretation, dass Jesus mit der Fußwaschung zeichenhaft seine Liebe zu den Jüngern ausdrückt. Die wahre, tiefere Bedeutung dieser Liebe wird sich den Jüngern erst nach Jesu Tod erschließen, da sich in seinem Tod zeigen wird, dass er sein ganzes Leben hingab aus Liebe für seine Freunde (vgl. Joh 15,9-13). Durch diese Liebe macht Jesus seine Schüler zu seinen Freunden (15,13ff ), die nicht verpflichtet werden, Sklavendienste zu leisten, sondern zu lieben (13,34f; 15,12.17). Die Fußwaschung Jesu wird von Johannes also nicht als Sklavendienst stilisiert, sondern als ein Zeichen seiner innigen, ja intimen Liebe gegenüber den Seinen, die man auf den ersten Blick von einem Lehrer gegenüber seinen Schülern nicht erwarten würde. 5. Die Sendung der Schülerinnen und Schüler Jesu In den ausführlichen, sich an die Fußwaschung anschließenden Abschiedsreden bereitet Jesus seine Jünger auf die Zukunft vor: Nach dem unmittelbar bevorstehenden Abschied Jesu aus dieser Welt wird der Hass der Menschen, die Jesus nicht als Boten Gottes erkennen, sich auf die Jünger Jesu richten (Joh 14,18-16,3). So wie Gott Jesus in die Welt gesandt hat (vgl. 3,16), wird nun Jesus die Seinen senden (17,11-21). Deshalb sollen sie in der Liebe Jesu bleiben, indem sie die Gebote Jesu halten und sich gegenseitig lieben (15,9-12). Gerade angesichts des ihnen bevorstehenden Abschieds Jesu und der Gefahr, von anderen gehasst zu werden, schärft Jesus die Liebe ein (14,17-21). In diesem Kontext findet sich ein Jesuswort, das auch in der sogenannten ethischen Auslegung der Fußwaschung in Joh 13,16 eine zentrale Rolle spielt und hier explizit als bekannt vorausgesetzt und erinnert wird: »Erinnert euch an das Wort, das ich zu euch gesagt habe: Ein Sklave ist nicht grösser als sein Herr« (15,20a). Erläutert wird diese Aussage nun aber nicht mit der Verpflichtung zum Sklavendienst, sondern durch die Bereitschaft, Verfolgungen wegen ihrer Sendung durch Gott bzw. Jesus auf sich zu nehmen: »Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen. Haben sie mein Wort bewahrt, so werden sie auch das eure bewahren« (15,20b). So wie sich die Liebe Jesu zu den Seinen in seiner Lebenshingabe konkretisiert, die auch die Bereitschaft zum Tod einschließt (3,16; 13,1.3; 17,4.23; vgl. 4,34; 5,36; 19,28.30), sollen auch die Seinen, die Freunde Jesu (15,14f ) bereit sein, ihr ganzes Leben einzusetzen, gerade auch im Angesicht von Verfolgungen. 52 Während Petrus nach der Fußwaschung und ihrer Erläuterung durch Jesus unmittelbar Bereitschaft signalisiert, Jesus auf diese Weise nachzufolgen (13,37) und es zumindest »später« (13,36), nach Jesu Tod und Auferstehung auch wirklich tun wird (21,15-19), ist Judas nicht bereit, diesen Weg zu gehen. Er bleibt nicht in der Liebe, die bereit ist, ihr Leben zu geben, sondern er übergibt selbst Jesus an die, die ihn töten wollen (13,2.11.18.21.26 f.30). Es ist also kein Zufall, dass die gesamte Fußwaschungserzählung narratologisch verknüpft ist mit dem Schicksal von Petrus und Judas, die exemplarisch zeigen, wie man-- mit Jesu Hilfe-- in der Liebe bleiben kann bzw. diese verlässt und sich so selbst in die Nacht begibt. Als Jesus sich nach der Fußwaschung wieder an den Tisch gesetzt hat (Joh 13,12), fragt Jesus noch einmal nach der Bedeutung der Fußwaschung, die er als Lehrer an seinen Schülern vollzogen hat (13,13f.). 53 Jesus fordert seine Schüler auf, nach seinem Vorbild zu handeln (13,15). Dass diese Aufforderung nur auf den ersten Blick »Blickt man ausgehend von Joh 13,1 auf die erzählte Fußwaschung und den sich anschließenden Dialog, ergibt sich als naheliegende Interpretation, dass Jesus mit der Fußwaschung zeichenhaft seine Liebe zu den Jüngern ausdrückt.« Zeitschrift für Neues Testament_35 typoscript [AK] - 18.05.2015 - Seite 73 - 2. Korrektur ZNT 35 (18. Jg. 2015) 73 Anni Hentschel Die Fußwaschung - ein verhindertes Ritual wörtlich verstanden werden soll, erläutert die folgende, feierlich mit einem wiederholten »Amen« eingeleitete und später in Joh 15,20 erneut aufgenommene Feststellung: »Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, und ein Bote (apostolos) ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat« (13,16). Eine Seligsprechung derjenigen, die Jesu Worte verstehen und tun (13,17), leitet schließlich erneut über zur Ankündigung des Verrats durch Judas (13,18). Symbolisiert durch die Fußwaschung erweist Jesus den Seinen seine Liebe, die später ihren endgültigen-- aber keineswegs einzigen-- Ausdruck im Tod Jesu finden wird (13,1.7; 15,13; 17,22-26; vgl. Joh 3,16). Jesus fordert von seinen Jüngern, dass sie einander ebenfalls die Füße waschen, was im übertragenen Sinn also nur bedeuten kann, dass sie sich gegenseitig lieben und auf diese Weise die Liebe Gottes in der Welt bezeugen. So realisieren sie den Auftrag Jesu, ihre eigene Sendung. Dies kann jedoch für sie bedeuten, dass sie in Todesgefahr geraten können und bereit sein müssen, wie Jesus das eigene Leben einzusetzen. Gerade angesichts dieser Bedrohung durch Menschen, die die Sendung Jesu durch Gott nicht erkennen, ist es für die Jüngerinnen und Jünger Jesu wichtig, sich gegenseitig zu lieben und so in der Liebe Jesu und Gottes zu bleiben (Joh 13,34f ). Die Jünger werden also vom johanneischen Jesus nur vordergründig aufgefordert, sich gegenseitig die Füße zu waschen, auf einer übertragenen Bedeutungsebene jedoch dazu verpflichtet, dem Lebensbeispiel Jesu zu folgen und selbst ganzheitlich in Wort und Tat zu lieben. Wenn die Aufforderung Jesu, seinem Beispiel zu folgen, wörtlich in Bezug auf das Waschen von Füßen verstanden wird, ist der tiefere Sinn der bildreich-metaphorischen Rede des johanneischen Jesus noch lange nicht ausgeschöpft. Dennoch kann ein Ritual als erneutes In-Szene-Setzen des Handelns Jesu dazu beitragen, dass auch die darin aufgehobenen Sinngehalte wieder neu in unsere Erfahrungswirklichkeit übermittelt werden. Anmerkungen 1 »Franziskus wäscht Häftlingen in Jugendgefängnis die Füße«, Online-Portal der Frankfurter Allgemeine, http: / / www.faz.net/ aktuell/ politik/ die-wahl-des-papstes/ beginnder-osterfeierlichkeiten-franziskus-waescht-haeftlingen-injugendgefaengnis-die-fuesse-12 131 414.html; Zugriff am 30. 09. 2014. 2 G. Nardi, »Gestenspektakel-- Nach Gefangenen wäscht Papst 2014 Behinderten ›unterschiedlicher Religion‹ die Füße«, Portal: Katholisches.info, http: / / www.katholisches. info/ 2014/ 04/ 16/ gestenspektakel-nach-gefangenenwaescht-papst-2014-behinderten-unterschiedlicher-religion-die-fuesse/ ; Zugriff am 30. 09. 2014. 3 Vgl. M. Sievernich, Einführung, in: J. M. Bergoglio SJ, Die wahre Macht ist der Dienst, Aus dem Spanischen von G. Stein, Freiburg im Breisgau 2014, 9-32, 9. 4 Sievernich, Einführung, 13. 5 »Franziskus wäscht Häftlingen in Jugendgefängnis die Füße«, Online-Portal der Frankfurter Allgemeine. 6 Nardi, Gestenspektakel. 7 Nardi, Gestenspektakel. 8 Nardi, Gestenspektakel. 9 Vgl. B. Kötting, Art. Fußwaschung, RAC VIII, 743-777, 772. Die umfassendste Untersuchung der Praxis der Fußwaschung in der Antike ist nach wie vor der RAC-Artikel von Kötting aus dem Jahr 1972; vgl. auch die Monographien zur Fußwaschungserzählung: W. Lohse, Die Fußwaschung (Joh 13,1-20). Eine Geschichte ihrer Deutung, Diss. theol., Erlangen 1967, bes. 9-15; Chr. Niemand, Die Fußwaschungserzählung des Johannesevangeliums, StAns 114, Rom 1993, 177-187; J. C. Thomas, Footwashing in John 13 and the Johannine Community, JSNT.S 61, Sheffield 1991, 26-60. 10 Vgl. H. auf der Maur, Feiern im Rhythmus der Zeit I. Herrenfeste in Woche und Jahr, Gottesdienst der Kirche. Handbuch der Liturgiewissenschaft Teil 5, Regensburg 1983, 105; vgl. auch Kötting, Fußwaschung, 771 f. 11 Vgl. Kötting, Fußwaschung, 772. Auch manche Eremiten verzichteten wohl bewusst auf die Fußwaschung als Zeichen von Luxus, vgl. ders., 771. 12 Kötting, Fußwaschung, 772. 13 Vgl. auf der Maur, Feiern, 105 (hier jedoch mit einer falschen Jahreszahl); Th. Maas-Everd, Art. Fußwaschung, LThK 4, 252-253. 14 Kötting, Fußwaschung, 773. 15 Auf der Maur, Feiern, 105; vergleichbar ist auch die Entwicklung in den orthodoxen Kirchen, s. dazu M. Petzolt, Art. Fußwaschung. II. Orthodoxe Kirchen, RGG4 III, 444. 16 Zur sogenannten Tauffußwaschung vgl. B. Kleinheyer, Sakramentliche Feiern I. Die Feiern der Eingliederung in die Kirche, Gottesdienst der Kirche. Handbuch der Liturgiewissenschaft Teil 7,1, Regensburg 1989, 74-76. 17 Vgl. G. Richter, Die Fußwaschung im Johannesevangelium, BU 1, Regensburg 1967, 29 f.; Kötting, Fußwaschung, 765 f. 18 Kötting, Fußwaschung, 767. 19 Die sündentilgende Wirkung der Nachahmung der Fußwaschung konnte auch bei einem ethischen Verständnis festgehalten werden: gute Werke wie Fasten, Beten und Almosen tilgen Sünden ebenso wie die aktive Durchführung der Fußwaschung an anderen, vgl. Kötting, Fußwaschung, 762 f. 20 Vgl. Richter, Fußwaschung, 5-7. 21 Kötting, Fußwaschung, 764. Diese Vorstellung der Ausrüstung zur Evangeliumsverkündigung wird auch von weiteren altkirchlichen Theologen bezeugt, u. a. von Hieronymus und Augustin, vgl. Richter, Fußwaschung, 31 f. 22 Vgl. Kötting, Fußwaschung, 770; Origenes Is. hom. 6,3 (GCS 33,272f.). 23 Kötting, Fußwaschung, 767. Wenn die Fußwaschung im Anschluss an eine Kindertaufe vollzogen wird, ist es nach Caesarius von Arles die Verpflichtung der Taufpaten, das Zeitschrift für Neues Testament_35 typoscript [AK] - 18.05.2015 - Seite 74 - 2. Korrektur 74 ZNT 35 (18. Jg. 2015) Hermeneutik und Vermittlung Kind später an die Fußwaschung und dessen ethischmoralische Bedeutung zu erinnern; vgl. ebd.; dazu auch Richter, Fußwaschung, 34. 24 J. Calvin, Auslegung der Heiligen Schrift. 10. Band: Das Evangelium des Johannes, Neukirchen o. J., 362. 25 Zur Unterscheidung zwischen Ritus als dem kleinsten Bestandteil einer rituellen Handlung und Ritual als dem Gesamtgeschehen vgl. B. Lang, Art. Ritual/ Ritus, HRWG IV, 442-458, 444. 26 R. Preul, Art. Ritus/ Ritual III. Dogmatisch, RGG 4 VII, 556f., 556. 27 Vgl. G. Theißen, Rituale des Glaubens, in: A. Michaels (Hg.), Die neue Kraft der Rituale, Heidelberg 2 2008, 11-44, 33, der trotz seiner ausführlichen Darstellung der Dynamik von Ritualen daran festhält, dass Rituale inhaltlich nichts Neues über ihren verbalisierten Sinn hinaus ausdrücken können: »Die Körper-Sprache der Rituale produziert Semantik, aber keinen Effekt über die Effekte hinaus, die wir auch sonst durch Worte und Zeichen erzielen können.« Es stellt sich jedoch die Frage, ob der Sinngehalt eines Rituals als einer vielschichten Zeichenhandlung überhaupt adäquat verbalisiert werden kann. 28 Vgl. dazu R. Preul, Art. Ritus/ Ritual V. Praktisch-theologisch, RGG 4 VII, 558f, 558; dazu auch Chr. Wulf, Die Erzeugung des Sozialen in Ritualen, in: A. Michaels (Hg.), Die neue Kraft der Rituale, Heidelberg 2 2008, 179-200. 29 D. Kolesch, Rollen, Rituale und Inszenierungen, in: F. Jaeger/ J. Straub (Hgg.), Handbuch der Kulturwissenschaften. Band 2: Paradigmen und Disziplinen, Stuttgart 2011, 277-292, 289. 30 Kolesch, Rollen, Rituale und Inszenierungen, 288. 31 Vgl. Ausführliches dazu bei Wulf, Die Erzeugung des Sozialen in Ritualen, 189-197; Kolesch, Rollen, Rituale und Inszenierungen, 288-290. 32 Dazu A. Michaels, Geburt-- Hochzeit-- Tod: Übergangsrituale und die Inszenierung von Unsterblichkeit, in: ders. (Hg.), Die neue Kraft der Rituale, Heidelberg 2 2008, 237- 260, 257: »Viele Ritualelemente und -sequenzen haben eben keinen Anspruch auf eine eindeutige Sinnzuweisung, wie die Essenzsauger ihn gerne hätten.« 33 Vgl. C. Bell, Ritual Theory, Ritual Practice, New York/ Oxford 1992, 81. 34 Vgl. z. B. Apg 4,32-37; 5,12-16; 20,35; 1Kor 13,1-3; dazu A. Hentschel, Gemeinde, Ämter, Dienste: Perspektiven zur neutestamentlichen Ekklesiologie, BThSt 136, Neukirchen-Vluyn 2013, bes. 108-111; dies., Gibt es einen sozial-karitativ ausgerichteten Diakonat in den frühchristlichen Gemeinden? , PTh 97 (2008), 290-306. Dies zeigt sich noch am Aufgabenbereich des Bischofs in der Alten Kirche, der u. a. auch für die Armenfürsorge zuständig war, vgl. W.-D. Hauschild, Art. Bischof II. Kirchengeschichtlich, RGG 4 I, 1615-1618, 1616. 35 Als Beispiele seien hier nur einzelne Kommentare zum Johannesevangelium genannt, die Liste ließe sich beliebig verlängern: U. Wilckens, Das Evangelium nach Johannes, NTD 4, Göttingen 1998, 208 f.; K. Wengst, Das Johannesevangelium, ThKNT 4,2, 2 Stuttgart 2007, 100-102; H. Thyen, Das Johannesevangelium, HNT 6, Tübingen 2005, 585; 587. 36 Vgl. hierzu grundlegend den ausführlichen Artikel von Kötting, Fußwaschung. 37 Kötting, Fußwaschung, 750; Juvenal 3,268-277. 38 Kötting, Fußwaschung, 748; 750. 39 Kötting, Fußwaschung, 743. 40 Lk 7,38.46; vgl. Kötting, Fußwaschung, 754. 41 Kötting, Fußwaschung 750; in TestAbr Rez A 3,6-9; 6,6; TestAbr Rez B 3,6-9; 6,13 wird selbstverständlich vorausgesetzt, dass Abraham den Fremden selbst die Füße wäscht. In der Charakterisierung des Abraham (TestAbr Rez A 4,6), die sich an die Darstellung seiner Gastfreundschaft unmittelbar anschließt, werden sein Erbarmen, seine Gastfreundschaft, seine Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Gottesfurcht gelobt, nicht jedoch seine Bescheidenheit oder Demut, die auf einen besonderen Statusverzicht angesichts der eigenhändig durchgeführten Fußwaschung hinweisen würde! 42 Kötting, Fußwaschung, 748; 754; vgl. Plutarch, Phocion 20,2. 43 Kötting, Fußwaschung, 755. 44 Kötting, Fußwschung, 756. 45 Vgl. Mt 15,1.19 f.; Kötting, Fußwaschung, 754 f. 46 Kötting, Fußwaschung, 756 f. 47 Auch bei Josephs erstem Besuch wird die Fußwaschung nicht als Sklavendienst dargestellt, sondern als Ausdruck der Gastfreundschaft, bei dem nur die Handlung an sich, nicht jedoch die ausführenden Subjekte erwähnt werden; vgl. JosAs 7,1. 48 Vgl. Jerusalemer Talmud Pea 15c; vgl. Kötting, Fußwaschung, 758; K.H. Rengstorf, Art. διδάσκω, ThWNT II, 138-168, bes. 157. 49 Narratologisch ist in Joh 13,13 eine Analepse zu erkennen, die sich primär auf Joh 13,6 bezieht. 50 Zu den mit Joh 13,10 verbunden Problemen in Hinblick auf Textkritik und Interpretation vgl. Thyen, Johannesevangelium, 587 mit weiterer Literatur. 51 Die Gastfreundschaft als Hintergrund der Fußwaschung wird betont von A.J. Hultgren, The Johannine Footwashing (13.1-11) as Symbol of Eschatological Hospitality, NTS 28 (1982), 539-546. 52 Als Bereitschaft zum Martyrium versteht Culpepper die Nachahmung des Vorbilds Jesu (Joh 13,15); R.A. Culpepper, The Johannine Hypodeigma: A Reading of John 13, Semeia 53 (1991), 133-152, bes. 142 f.; vgl. dazu auch Mt 10,24, eine Stelle, die ebenfalls einen Verfolgungskontext voraussetzt (Mt 10,16-39). 53 Dies ist nicht die in Joh 13,7 angedeutete soteriologische Bedeutung, sondern ein weiterer, ethisch relevanter Bedeutungsaspekt der Handlung Jesu; vgl. dazu Thyen, Johannesevangelium, 590 f. Vorschau auf Heft 36 »Matthäusevangelium« Mit Beiträgen von: Uta Poplutz, Klaus Wengst, Elaine Wainwright, Michael Schneider, Roland Deines, Manuel Vogel, Johann Michael Schmidt