eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 14/28

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2011
1428 Dronsch Strecker Vogel

Teufelsgeschichten

2011
Michael Labahn
Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 33 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 33 1. Einleitung Die Johannesoffenbarung lässt sich als eine subversive Erzählung bezeichnen. 2 Sie wertet die bestehenden politischen, sozialen und religiösen Strukturen durch den von Gott dem Erzähler vermittelten Einblick in den himmlischen Thronsaal und das dort ausgelöste, bald eintreffende Geschehen radikal um (Offb 1,1- 3). Das scheinbar Feststehende, das Römische Reich mit seinem vor allem auch in Kleinasien religiös verehrten Kaiser als Herrscher, wird durch die Erzählung auf dessen Endlichkeit hin durchleuchtet; dadurch wird Widerstand ermöglicht, den die Offenbarung im Bewahren des Wortes Gottes und des Zeugnisses für Christus bestimmt. Es ist Teil der rhetorischen Strategie dieser Erzählung, 3 die Welt in einen Gegensatz von Gut und Böse einzuteilen 4 und so durch ihre Bilder und Vision Sinn und Orientierung für die Adressaten zu entwickeln. 5 In diese rhetorische Strategie der Erzählung gehört das Konzept vom Satan als dem gefährlichen Verlierer hinein: es ermutigt zum Widerstand, indem es den Satan und die als seine Helfer identifizierten Charaktere als eine von und vor Gott besiegte Größe darstellt; es warnt zugleich vor Kompromissen und fehlender Konsequenz angesichts der Gefahren, die von dieser Gestalt ausgehen. 2. Der Teufel 2.1 Der Teufelssturz als eine zentrale Szene der Johannesoffenbarung (Offb 12) Der Bericht vom Kampf mit dem Satan, seinem Sturz aus dem Himmel und seinem Wüten gegen die Christen in der Welt steht etwa in der Mitte der »Erzählzeit« (Dauer des eigentlichen Erzählens). Die Kapitel 12-13 unterbrechen zusammen mit Kap. 14 die Siebenerzyklen der Visionsdarstellung. Man kann daher durchaus von einem Zentrum der Offenbarung sprechen. 6 Folgen wir dem Aufbau von Kap. 12, 7 so steht an dessen Beginn die in mythischen Bildern geschilderte Episode von der nahen Niederkunft einer Himmelsfrau und der Bedrohung dieser Frau samt ihrem neugeborenen Kind durch einen großen feuerroten Drachen (12,1-5a). Die Szene entwickelt ein eigenständiges kosmologisches Motivprogramm, in dem der »Anspruch des weltlichen Herrschers auf Göttlichkeit […] auf ironische Weise umgekehrt [wird]: Der römische Kaiser, der sich selbst als Gott und Gottessohn, als Apollon oder als Sohn des Apollon sieht, muss sich in der gegensätzlichen Rolle wiederfinden. Für die Johannesapokalypse repräsentiert gerade er den Gottesfeind, den Satan, den Drachen, Typhon oder Python«. 8 Die Szene wird durch die Entrückung des Kindes in den Himmel und die Flucht der Frau in die Wüste als Schutzraum beendet (12,5b-6.14). Aus der Eingangsszene entwickelt sich der Konflikt zu einem neuen Akt, der als »Krieg im Himmel« überschrieben wird (12,7a). In sehr knappen Zügen wird vom Kampf zwischen dem Drachen mit seinen Anhängern und dem Engel Michael mit seinen Unterstützern berichtet (12,7b). Die unmittelbare Folge des Kampfes ist die Entfernung des Teufels aus dem göttlichen Machtraum, dem Himmel, von dem her der Seher seine theozentrisch bestimmte Sinnkonstruktion entfaltet. 9 Die Entfernung des Drachens aus diesem sinnentscheidenden Raum (12,8) wird als Siegesmeldung gefeiert (12,10), um zugleich zu konkretisieren: »er wurde auf die Erde geworfen« (12,9b). Der passive Aorist verkörpert den Leitgedanken von 12,9, da das Verbum dreimal wiederholt wird. Es gilt der als Drachen und Schlange, Teufel und Satan und als Verführer gekennzeichneten Figur (12,9a) mit ihren Anhängern (12,9c). Aus der Bezeichnung des Satans in 12,9 sticht die Partizipialkonstruktion »der Verführer der gesamten Welt« heraus. Diese Bezugsgröße entspricht dem Raum der Herrschaftsrealisierung nach der römischen Herrschaftsideologie 10 und legt der Bezeichnung des Satans einen politischen Unterton bei. Das Verb »verführen« kennzeichnet den Besiegten in seinem Wirken gegenüber der Welt und schlägt den Bogen zu den Adressaten; sie sind Gegenstand der Verführung. Verführung bezeichnet das religiöse Irreleiten als Abbringen von der als authentisch betrachteten Gottesverehrung- - dieses Stichwort ist eine wesentliche Kategorie zur Beschreibung des Wirkens des Satans (neben 12,9 s. a. 20,3. 8. 10) und der Zuordnung seiner Helfer zu seinem Wirken (2,20; 13,14; 18,23; 19,20). Michael Labahn Teufelsgeschichten Satan und seine Helfer in der Johannesapokalypse 1 Zum Thema Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 34 - 3. Korrektur 34 ZNT 28 (14. Jg. 2011) Zum Thema Dieses Bildprogramm des Satanssturzes wirkt wie eine narrative Entfaltung des nur im Lukasevangelium überlieferten Jesusspruchs vom Himmelssturz des Satans (10,18). Die sprachliche Schnittmenge ist äußerst schmal, so dass eine direkte Abhängigkeit vom lukanischen Text wenig wahrscheinlich ist. Eine Verbindung lässt sich durch die motivlich-inhaltlichen Komponenten des Sturzes aus dem Himmel begründen, die im Fallen des Satans auf die Erde besteht. Der lukanische Kontext stellt den Himmelssturz des Satans in den Zusammenhang mit exorzistischen Handlungen der Jünger (10,17-20) und beteiligt sie damit am Kampf gegen den Satan und seine Schergen. Die Johannesoffenbarung beschreibt den Himmelssturz des Drachens in 12,13 als Fall auf die Erde (12,9.13) und begründet damit eine Gefährdung der Gemeinde, die dieser Gefahr standhalten muss und kann, da die gefährliche Figur des Satans eine besiegte ist. Der Erzähler der Johannesoffenbarung kann als ein unabhängiger Zeuge der Jesustradition gelten. Er rezipiert den Spruch kreativ und stellt ihn in das Zentrum seiner Sinnbildung. Marlies Gielen versteht den Satanssturz als dessen »endgültige Niederlage« 11 und das irdische Wirken als »ein zum Scheitern verurteiltes Nachhutgefecht«. 12 Allerdings bildet dies ein »irdische[s] Noch-Nicht […] als einer zeitlichen Verschiebung des sachlich parallelen Geschehens im Himmel und auf Erden«. 13 Diese Formulierung unterstreicht die bestehende Gefährdung der Adressaten durch den Satan, macht jedoch den Sieg für die Adressaten zu einem vorläufigen Geschehen, das der ihnen grundsätzlich möglichen Antwort des Ausharrens bedarf. Die Pointe des Sehers liegt in der Vermittlung der Ein-Sicht in die aktuelle Gefährdung durch eine durch Gottes Macht entmachtete Figur, wie die narrative Weiterführung des Konfliktes belegt. Offb 12,10-12 bejubelt den Sieg über den Satan im entscheidenden Wirkraum der narrativen Geographie der Johannesoffenbarung, dem Himmel. Hier wird deutlich, was der Sieg über den Satan bedeutet. In Offb 12,10 begegnet das traditionell mit dem Satan verbundene Motiv des Anklägers (vgl. Hi 1,6 ff.; Sach 3,1; Jub 48,15)-- auf das kulturelle Wissen um den Satan als Ankläger der Menschen vor Gott wird so angespielt, dass es zu einer Chiffre seiner überwundenen Gefährlichkeit im Himmel wird. Das himmlisch-göttliche Rettungshandeln ist als Reflexion über die Soteriologie zu verstehen, an die 12,10 f. erinnert; hier wird vom Geschehen der Rettung, von der Macht und Herrschaft Gottes und der Vollmacht Christi (V. 10) gesprochen und die im Himmel präsenten Jesusanhänger werden als durch das »Blut des Lammes« Erlöste vorgestellt. Aus dem Sturz des Satans wird das ethische und religiöse Prinzip entwickelt, mit dem der im Folgenden dargestellten Gefahr zu begegnen ist. Begründet in der Soteriologie werden die christlichen Überwinder als diejenigen vorgestellt, die wegen ihres Wortes und Zeugnisses den Tod erlitten haben. Die »Radikalisierung der Wirklichkeit«, durch die aus dem Sterben eines treuen Zeugen, Antipas, eine Vielzahl der getöteten Zeugen wird, 14 bildet die Rettung vor dem Wüten des Satans durch den Platz dieser Zeugen im himmlischen Raum ab; die Opfer werden zum Vorbild für die Bewährung in den Gefahren, die dem Satanssturz folgen. 15 Abschließend wird ein Weheruf über Erde und Meer angestimmt (V. 12b), da diese nunmehr direkt dem großen Zorn des Satans ausgeliefert sind. Durch den Fall des Satans auf die Erde wird diese zu seinem Handlungsraum und dadurch zu einem direkt vom Wirken des Satans bedrohten Bereich. Dies weist auf das Geschehen um das Tier aus dem Meer und das andere Tier auf dem Land von Offb 13 voraus. Dem Satan und seinen Helfern ist jedoch nur ein kurzes, aber gefährliches Wirken Pfr. PD Dr. Michael Labahn, geb. 1964, Pfarrer in der evangelischen Landeskirche Anhalts. Seit 2009 Privatdozent an der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg. 1998 Promotion zum Dr. theol. mit der Arbeit »Jesus als Lebensspender. Exemplarische Untersuchungen zu einer Formgeschichte des vierten Evangeliums anhand der johanneischen Wundergeschichten«. Bis 2006 Wissenschaftlicher Assistent an der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg, danach BAP scientific researcher on postdoctoral level am Department of Biblical Studies der Katholieke Universiteit Leuven und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DfG-Projekt »Einflüsse der Septuaginta in der Apokalypse des Johannes« der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/ Bethel. Hauptforschungsgebiete: Jesus, Synoptische Überlieferung, Johanneische Schriften, Johannesoffenbarung, Wunder, Frühchristliche Ethik. Michael Labahn Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 35 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 35 Michael Labahn Teufelsgeschichten bestimmt. Das Motiv der »kurzen Zeit« (vgl. z. B. Offb 6,11; 17,10; 20,3) gehört zum Trost spendenden Motivprogramm der Johannesoffenbarung, indem es einerseits die chronologische Begrenzung von Gefährdungen und Plagen markiert und andererseits die Vorstellung eines von Gott beherrschten Geschehens dokumentiert. Als Grenzen setzende Macht bleibt Gott Herr über die Ereignisse und steht auf Seiten derer, die an seinen Geboten und am Zeugnis für Jesus festhalten (12,17). Es ist das vorgängige Gotteshandeln, das die Möglichkeit zur Bewährung der Jesusanhänger schafft. Die dritte Episode in Offb 12 zeigt dabei, dass die Überwindung des Satans nicht nur die Wirklichkeit der christlichen Gemeinde nach der Geschichtskonstruktion des Sehers prägt, sondern dass die Überwindung des Satans zu einer Zeit der Gefährdung führt, die durch Gott bestimmt ist, der im Begriff ist, seine Herrschaft durchzusetzen. Aus der Darstellung des Wirkens des gestürzten Satans entwickelt die Erzählung ihr Verständnis irdischer Herrschaft als Reflex des Besiegten und um seine Machtlosigkeit Wissenden; der Satan agiert im machtlosen Zorn. Durch die Entfaltung dieses irdischen Wirkens in Offb 12,18-13,18 wird die römische Herrschaft in der Machtzuteilung durch den Satan als Konkretion dieses ohnmächtigen und doch gefährlichen Zornes vorgestellt. So wird irdische Herrschaft in subversiver Rhetorik als gegengöttliches, satanisches Wirken verteufelt und zugleich als strukturell besiegte Größe vorgestellt. Aus dem Trost der Siegesbotschaft entwickelt die story die Notwendigkeit zum Bewahren des Zeugnisses (vgl. 12,17 mit 12,18-13,18). Die Mahnung zum Bewahren entspricht nicht nur dem Trost durch das Konzept der Entmachtung des Satans in seinem Himmelsturz, sondern auch der Schau des endgültigen Sieges über die gegengöttliche Verführergestalt in Offb 20. Diese Vorausschau lässt die Mahnungen dem Modellleser als ›machbar‹ erscheinen. Die Gegenwart ist als Zeit der Herausforderung eingespannt in Siegesmeldungen (Kap. 12 und 20)-- sie ist nach der narrativen Konstruktion eine Zeit der Bedrohung, aber auch eines schmerzhaften und möglichen Standhaltens. Die Welt ist Ort des gefährlichen Wirkens einer eigentlich besiegten Gestalt. 2.2 Das Ende des Teufels und die Frage nach der Gerechtigkeit Offb 20 schildert die endgültige Überwindung des Satans und des Bösen in der Welt mit dem wirkungsgeschichtlich eindrücklichen Bild vom Feuerpfuhl. Zuvor wird der Satan festgesetzt und nach einer tausendjährigen Herrschaft der durch das Römische Reich getöteten und verfolgten Christen noch einmal zu einem letzten erfolglosen Ansturm böser Mächte freigelassen. In diesem Abschnitt geht es neben der Darstellung des Endes des Satans und seiner Helfer auch um Kompensation erlittenen Unrechts in der irdischen Welt-- eine neue Welt und ein neuer Himmel werden erst in 21,1ff. eingesetzt-- durch eine tausendjährige Herrschaft mit dem Christus: eine Antwort auf die Frage nach der Gerechtigkeit des gerechten Gottes. 16 Diese vier Abschnitte bilden eine spannungsvolle Einheit. (1) Nach dem Sieg über die »Hure Babylon« und über das Tier und seinen Propheten (Kap. 18-19) erfolgt die Bindung Satans, die an die Fesselung des Fürsten Mastema in Jub 48,15.18 erinnert. 17 Diese zwischenzeitliche Bindung des Satans trägt komische Züge. Schon die Gefangennahme des Satans durch das »Ergreifen des Drachens« (20,2) trägt nicht mehr Züge des Kampfes wie in 12,7 ff., sondern macht aus ihm eine überwundene Gestalt ohne Möglichkeit zur Gegenwehr. Der Zusammenhang mit dem Satanssturz ist deutlich markiert. Wie bei der Feststellung des Geworfen-Werdens auf die Erde wird der Satan mit einem gegenüber 12,9b leicht variierten Katalog verschiedener Namen belegt: der Drache, die alte Schlange, der der Teufel und Satan ist. Es fehlt vor allem das Adjektiv »groß« und der Hinweis auf die Fähigkeit, die Menschen zu verführen, gehört nicht mehr zur Namensliste hinzu. So wird der Satan mit dem veränderten Namenskatalog in 20,2 als besiegte Gestalt porträtiert; diese ist gebunden und nach 20,3 gesichert verwahrt. Für den festgelegten Zeitraum der 1000 Jahre geht keine Verführung mehr von dieser Figur aus. (2) Die viel umrätselte Episode vom tausendjährigen Reich 18 beantwortet durch die Herrschaft der wegen ihres Christus- und Gotteszeugnisses Enthaupteten und derer, die sich der Verführung durch das Tier verweigert haben, die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes im Geschichtsverlauf (s. schon 6,10 19 ). Die Getöteten und »Die Pointe des Sehers liegt in der Vermittlung der Ein-Sicht in die aktuelle Gefährdung durch eine durch Gottes Macht entmachtete Figur, wie die narrative Weiterführung des Konfliktes belegt.« Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 36 - 3. Korrektur 36 ZNT 28 (14. Jg. 2011) Zum Thema Verfolgten herrschen, so dass das Unrecht nicht das letzte Wort behält, sondern im Ablauf irdischer Geschichte in einem langen Zeitraum, in dem die widergöttliche Macht gebunden ist, kompensiert wird. (3) Die erneute Freilassung des Satans in 20,7 gehört zu den bizarren Darstellungsweisen der Johannesoffenbarung: Nicht genug, dass der Satan überwunden und entmachtet ist und eine Herrschaft der Märtyrer als Wiederherstellung ihres in der Ermordung verlorenen Status erfolgt, es kommt noch einmal zu einer letzten Gefährdung der Anhänger des Lammes (20,8). Der Satan eilt ein letztes Mal aus seinem Zwinger heraus- - er ist seine eigene Karikatur, die auf ihre endgültige Überwindung zustrebt. Wenn in diesem Kontext erneut von der Möglichkeit gesprochen wird, »die Völker zu verführen«, dann wohnt diesem Bestreben zugleich ein Moment der Gefahr wie der Karikatur inne. Es ist der in seiner Machtlosigkeit präsentierte Charakter des Satans, der hier gegen die Heiligen losgelassen wird; er ist in seiner Gefährlichkeit nur eine getriebene Figur, die das Zugelassene ausführt, nicht aber durch ihre eigene Macht gestaltet. Wer die Figur des Satans in der literarischen Konzeption des Sehers als entmachtet und besiegt versteht, ist zwar der Gefährdung seines Lebens ausgesetzt, wird sich laut Sinnkonzept aber nicht verführen lassen. (4) Die endgültige Vernichtung des Satans samt dem Tier aus Offb 13 und dem falschen Propheten (vgl. 19,20; 13,12) findet in 20,10 statt. Dem Himmelssturz, der als Geworfensein aus dem Himmel dargestellt wurde, entspricht ein erneutes Geworfen-Werden (vgl. das dreimalige Verwenden des Verbs in Offb 12,9). Der Teufel wird als Verführer der vorgenannten Völker (20,8; 20,3) in den Feuer- und Schwefelpfuhl geworfen. Das Verbringen des Satans an den eschatologischen und damit endgültigen Vernichtungsort der Gottesfeinde, der als Kontrastort zum Neuen Jerusalem der Ort der Abwesenheit Gottes ist, ist im Verführen seiner Anhänger begründet. Das Abwenden von Menschen weg von Gott ist das entscheidende Vergehen des Satans (und seiner Helfer). Zugleich bestimmt diese Episode das Verführen in eschatologischer Perspektive als durch Strafe sanktioniertes Handeln; in Bezug auf die Adressaten ist das, was in der Darstellung des Sehers als Verführt-Werden präsentiert wird, ein dem Gericht unterworfenes wie auch überwundenes Geschehen. Mahnung und Ermutigung sind zwei pragmatische Schlussfolgerungen aus der Vernichtung des Satans in 20,10. Diese letzte Etappe des Wirkens der Figur des Satans zeigt wie Kap. 12, dass von dieser Figur Gefahr ausgeht, sie aber in ihrer Macht gebrochene und in ihrem Wirken eingeschränkte ist. Der Zorn treibt den Satan, aber seine Möglichkeiten sind durch die Herrschaft Gottes und ihre Durchsetzung begrenzt. Die Verführung und Gefährdung der Heiligen interpretieren die vom Seher gedeutete Gegenwart der Adressaten. Die Gefährdung der Gegenwart verliert ihre Endgültigkeit angesichts der göttlich autorisierten Kenntnis der Zukunft, in der auch das bedrohliche Handeln des Satans in der Gegenwart als begrenztes und überwundenes zu seiner eigenen Karikatur wird. 3. »Verteufelungen« Die Mehrzahl der Belege für den Begriff »Satan« (fünf der acht Belege) sind in den Sendschreiben (Offb 2-3) zu finden. Die Sendschreiben sind der Textbereich der Johannesoffenbarung, der in besonderer Weise die Gegenwart der Adressaten kritisch reflektiert und interpretiert. Der Verfasser analysiert die soziale, politische und religiöse Situation der angeschriebenen frühchristlichen Gemeinden und gibt in Lob und Tadel, die oftmals Lokalkolorit der angeschriebenen Städte widerspiegeln, 20 Handlungs- und Deutungsmodelle vor. Der Modellleser wird im jeweiligen Überwinderspruch als derjenige vorgestellt, der in den Genuss des eschatologischen Heilsguts gelangt, weil er die durch den erhöhten Christus vorgezeichneten Folgerungen zieht und entsprechend handelt. So bekommen die Sendschreiben, die über die dargestellte Situation der jeweils angesprochenen Gemeinde hinausreichen, Modellcharakter. In diesem Textbereich finden sich, sieht man von der Verteufelung des Römischen Reiches, seines Führers und seines Kultes in Offb 13 ab, die wesentlichen Belege für die Verteufelung von Charakteren in der Offenbarung. Als »Verteufelungen« werden direkte semantische Verknüpfungen von Charakteren, Ortsangaben oder soziologischen Größen mit dem Satan bezeichnet »In [Offb 20] geht es neben der Darstellung des Endes des Satans und seiner Helfer auch um Kompensation erlittenen Unrechts in der irdischen Welt-- eine neue Welt und ein neuer Himmel werden erst in 21,1ff. eingesetzt-- durch eine tausendjährige Herrschaft mit dem Christus: eine Antwort auf die Frage nach der Gerechtigkeit des gerechten Gottes.« Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 37 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 37 Michael Labahn Teufelsgeschichten (»Thron des Satans«; »Synagoge des Satans«; »die, die die Tiefen des Satans erkennen«). 3.1 Die politische Macht als Kollaborateur des Satans Nach Offb 2,13 wohnt die Gemeinde von Pergamon dort, wo der »Thron des Satans« steht; sogar der Satan selbst wohnt dort. Seit 29 v. Chr. befindet sich auf dem pergamenischen Burgberg ein Tempel für die Dea Roma und für Augustus. Elemente der Kaiserverehrung sind in Pergamon baulich und kultisch präsent, die sich für die Identifikation mit dem »Thron des Satans« und als Begründung des »Wohnens« des Satans anbieten. An den erst unter Kaiser Hadrian errichteten Einzeltempel für den Kaiserkult muss also nicht notwendig gedacht werden, um einen textexternen Referenzpunkt des Kaiserkultes als Hintergrund von Offb 2,13 zu identifizieren. 21 Die Konstruktion von 2,13 ist kunstvoll um den Begriff des Wohnens herum aufgebaut. Geographische und symbolische Interpretation der Vorstellung vom »Thron des Satans« ergänzen einander. Der »Thron des Satans« bildet gemeinsam mit dem »Thron des Drachens« (13,2) und dem »Thron des Tieres« (16,10) eine semantische Linie, die Sendschreiben und Visionenzyklus verbindet. Ihr Bindeglied ist der als gegengöttlich verstandene, zuteilbare Herrschaftsanspruch, wobei der Drache als Teil der Satankonzeption die Herrschaft des Tieres aus dem Meer auslöst (13,2.4). Im Sendschreiben nach Pergamon besteht die genannte symbolische Linie im Verständnis des Satansthrons als Repräsentanz der Machtdurchsetzung: Die Christen stehen nach dem Seher in religiöspolitischer Bedrängnis, in der sie sich durch Festhalten des Namens und im Glauben an den Erhöhten bewähren sollen und zwar bis hin zum Tod, wie der einzige namentlich genannte Christ, der für seinen Glauben gestorben ist, Antipas, belegt. Die Wendung »Verleugnen des Glaubens« erinnert an das maledicere (»verfluchen«) als Ziel der Christenverhöre aus dem Plinius-Trajan-Briefwechsel (Plinius Ep X 96). 22 Der spätere Briefwechsel erinnert an eine gängige Praxis der Verhöre von Christen durch den römischen Staat aufgrund von Anzeigen-- eine Praxis, die wohl bereits für die Offenbarung vorauszusetzen ist. Der im Satansthron abgebildete gegengöttliche Machtanspruch realisiert sich im Druck zur Abkehr von dem aus römischer Perspektive als »Aberglaube« (superstitio) verstandenen Glauben-- es ist das Werk des Verführers. Dass sich die geographische Präsenz des Machtanspruchs mit den Orten der Herrscherverehrung auf dem pergamenischen Burgberg konkret verorten lassen kann, verschärft diese die Gemeinde und ihre Glieder gefährdende Funktion dadurch, dass sie für die andauernde und anschaulich-faszinierende Gegenwart des gegengöttlichen Anspruchs steht. Die zweite Säule der »Verteufelung« politischer Macht findet sich im Visionszyklus in Offb 12,18- 13,18. Hier konstruiert der Seher im Modus visueller Wahrnehmung die soziale, religiöse und politische Welt seiner Adressaten in Bezug auf die römische Herrschaft. Der Zorn des Satans konkretisiert sich in der Zuteilung von Herrschaft an das Tier aus dem Meer (13,2) und das mit ihm durch die sukzessive Machtausübung verbundene zweite Tier (13,12). Indem es die Macht des ersten Tieres, das für die römische Herrschaft mitsamt ihres Herrschers steht, vollzieht, repräsentiert es seinen Herrschaftsanspruch vor allem in öffentlichen und rituellen Akten; die häufig vorgeschlagene Identifizierung des zweiten Tieres mit der Priesterschaft des Kaiserkults 23 beansprucht hohe Plausibilität. Diese Deutung entspricht den Handlungen der Figur in 13,11ff., unterstreicht Einheit und Differenz mit dem ersten Tier und passt auch zur Bezeichnung der Gestalt als »Pseudoprophet« (16,13; 19,20; 20,10). Die kultische Seite des Machtvollzugs ist ein wichtiger Aspekt der Bedrohung für die Jesusanhänger und des widergöttlichen Anspruchs der in jenen Gestalten repräsentierten römischen Herrschaft. Bildhaft wird durch beide Tiere und ihr Wirken die Faszination, die von Macht und religiöser Machtinszenierung der beiden Tiere ausgeht, 24 dargestellt (13,3 ff.); zugleich stellt der Seher sie auch als Imitationen christologischer wie soteriologischer Ansprüche dar. 25 Dazu gehören das Wirken von Zeichen (13,13), die die Einwohner der Erde verführen (13,14a), die Vermittlung von Lebendigkeit (13,15), die zwei Hörner gleich denen des Lammes (13,11), aber vor allem die tödliche Wunde, die verheilt (13,3a.14b)-- gelegentlich wird die »Tiervision Offb 13 […] als Gegenbild zur Heilsgestalt des Lammes« bezeichnet. 26 Dem Drachen als Quelle der Macht (13,4a) wie auch dem Macht ausübenden Tier werden göttliche Verehrung zuteil (13,4. 8. 12), wobei die Verweigerung dieser Verehrung mit dem Tod bedroht wird (13,15). Zu dieser Gruppe der fußfälligen Verehrer können auch Christen gehören, die sich der Faszination der die römische Herrschaft repräsentierenden Tiere nicht entziehen (13,8: alle Bewohner fallen nieder, was nachträg- »Satanssturz und endgültige Vernichtung des Satans bilden Deutungsschemata, um die Faszination, die von der als widergöttlich eingestuften politischen Macht ausgeht, zu relativieren.« Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 38 - 3. Korrektur 38 ZNT 28 (14. Jg. 2011) Zum Thema lich um die eingeschränkt wird, die im Buch des Lebens stehen). Satanssturz und endgültige Vernichtung des Satans bilden Deutungsschemata, um diese Faszination, die von der als widergöttlich eingestuften politischen Macht ausgeht, zu relativieren. 3.2 Die Verteufelung jüdischer Synagogen (Offb 2,9; 3,9) In Offb 2,9 und 3,9 begegnen wir der »Synagoge des Satans«, einer gefährlich antisemitisch klingenden Begriffsbildung. 27 Für die Synagogen in Smyrna (2,9) und in Philadelphia (3,9) kennzeichnet der Seher den Selbstanspruch, Juden zu sein, als falsch und als Lüge. Indem die Juden in sein literarisches Konzept des Satans eingegliedert werden, beurteilt er ihren Anspruch auf das jüdische Erbe durch Umkehrung des LXX-Konzepts von der »Synagoge der Israeliten/ Israels« (z. B. Ex 35,1. 4. 20; Lev 4,13; 16,5.17; 19,2; 22,18; Dtn 33,4) als unzutreffend. Warum werden diese Synagogen als Orte widergöttlichen Wirkens begriffen? Umstritten ist, worin die »Blasphemie« der Synagoge des Satans (2,9) besteht. Die sachliche Auskunft, dass die Juden keine Christusnachfolger sind, reicht für die Wertung als »Satanssynagoge« noch nicht aus. Offb 2,10 setzt den Hinweis auf die Synagoge des Satans durch eine exemplarisch die Gefährdung durch den Teufel illustrierende Bemerkung fort: Der Teufel wird einige von den Adressaten in das Gefängnis werfen, um sie als Gesamtgruppe der Gemeinde zu versuchen (Anspielung auf Dan 1,12.14). Die Blasphemie der Synagoge besteht somit nicht in einer verbalen Lästerung Gottes, sondern in konkreten Handlungen, mit denen sie dem Satan in die Hände spielt. Das Sendschreiben nach Philadelphia ist weniger beredt. Die Klassifizierung als »Synagoge des Satans« steht hier einem Akt des Bekennens und Bewahrens gegenüber bzw. löst nach dem Modell von 2,9 f. die Notwendigkeit aus, vor der sich diese Negativcharakterisierung begründet; die Gemeinde erhält Lob, da sie am Wort und Namen des Erhöhten festgehalten hat (3,8 und V. 10! ). Richtet sich das Lob auf eine Situation, in der es um das Festhalten des Wortes und des Namens sowie um Gefängnisaufenthalte geht, so liegt eine Situationsschilderung frühchristlicher Gemeinden in Kleinasien vor, die wiederum dem Briefwechsel zwischen Plinius und Trajan entspricht; dort wird von Verhören von Christen durch den Staat aufgrund von Anzeigen gehandelt. Denunziationen führen dazu, dass die Opfer ins Gefängnis geworfen und damit-- im Spiegel des genannten Briefwechsels-- letztlich zur Alternative zwischen Widerruf in Form des Weihrauchopfers vor dem Kaiserbild oder Tod (vgl. Antipas in 2,13 28 ) gezwungen sind. Möglich sind jüdische Denunziationen, eventuell als Selbstschutz der sozialen Integrität gegenüber dem Staat, als Interpretation der Verteufelung von Offb 2,9 f. und 3,8b-10a, mit der der Seher die Synagoge mit dem gegengöttlichen Handeln des Staates in eins setzt und das Bewahren des Glaubens als einzige Konsequenz zulässt. Die Gefährdung so wird anerkannt, aber mit dem Hinweis auf den endgültigen Machtverlust des Satans als durchzustehender Akt der Versuchung interpretiert. Auf der Textebene überlagert die Figur des Satans die handelnden römischen Behörden; sie werden mit dem Satan identifiziert, indem ihr Handeln durch den Erhöhten direkt als Werk des Satans dargestellt wird. Die Christen sind in der Wirklichkeitskonstruktion des Sehers dem Handeln des Satans ausgeliefert. Mit den Ausführungen von Kap. 12 und 20 gelesen, ist es der Zorn des Besiegten, der die soziale Integrität der Gemeinden und ihrer Glieder gefährdet. Das Wissen darum, dass Gott siegt, ermöglicht ihnen jedoch zu widerstehen, aber der Widersacher und die, die sich verführen lassen, werden mit ihm untergehen. Ermutigung und Mahnung verschmelzen. 3.3 Kompromissbereite Christen als Kollaborateure des Teufels Im Sendschreiben an Thyatira spricht Offb 2,24 von einem innerchristlichen Phänomen, das bei seinen positiv gekennzeichneten Adressaten nicht geteilt wird und das mit den Lehren der Prophetin Isebel aus 2,20 f. zu identifizieren ist. Dieses wird als eine (abweichende) Lehre charakterisiert. Es geht um den Selbstanspruch dieser Gruppe, die »Tiefen des Satans« erkannt zu haben (2,24). Es ist schwer zu entscheiden, ob ta bathea tou satana ein Zitat der bekämpften Lehre ist 29 oder den Anspruch der bekämpften Gruppe sprachlich in die Konzeption des Sehers einfügt. Die Lehre der Isebel wird als Irrlehre bestimmt (2,20). Sie, die sich selbst als Prophetin vorstellt, »lehrt und verführt meine Knechte zur Unzucht und zum Es- »Mit den Ausführungen von Kap. 12 und 20 gelesen, ist es der Zorn des Besiegten, der die soziale Integrität der Gemeinden und ihrer Glieder gefährdet. Das Wissen darum, dass Gott siegt, ermöglicht ihnen jedoch zu widerstehen, aber der Widersacher und die, die sich verführen lassen, werden mit ihm untergehen.« Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 39 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 39 Michael Labahn Teufelsgeschichten sen von Götzenopferfleisch«, wie der Seher den Erhöhten sprechen lässt. Die verwendeten Motive sprechen für den Vorwurf einer Offenheit gegenüber den Kulten der Mitwelt. Hurerei ist nicht körperlich-moralisch, sondern vor dem alttestamentlichen Hintergrund als Abwendung zu fremden Kulten zu lesen. Das Essen von Götzenopferfleisch kann hingegen unbildlich gemeint sein. Die Teilnahme am Leben der antiken Gesellschaft wird in der abweichenden Lehre damit begründet, dass die Interaktion, die oft mit religiösen Handlungen und Bräuchen verbunden ist, keine Gefahr darstellt. Die Erkenntnis der Tiefe des Satans ist die Erkenntnis seiner Wirkungslosigkeit, was man als Weiterdenken paulinischer Gedanken verstehen kann: 1Kor 8,4. 30 Mit Johannesoffenbarung verbindet diese Konzeption das Wissen um den Sieg gegen das Widergöttliche; der wesentliche und entscheidende Unterschied liegt aber im Verstehen der Gegenwart, in der nach Offenbarung Verführung droht, die zu eschatologischer Vernichtung führen kann. Es kann somit keine Kompromisse geben, sondern nur den radikalen Auszug aus den gesellschaftlichen Strukturen (mit 18,4) 31 als ethische Maxime, die die Adressaten zu bewähren haben. Wird die gegnerische Lehre als ein »Verführen« verstanden, so geht das Verb mit der Charakterisierung des Satans überein. Die Lehre einer christlichen Prophetin wird angesichts der geforderten Kompromisslosigkeit dem Wirken des Satans zugeordnet. Damit rückt der Seher sie und ihre Anhänger in äußerst problematischer Weise in die Nähe des satanischen Wirkens. Die Klassifizierung als widergöttliches Handeln ist ein starker rhetorischer Impuls, der in antiker Polemik nicht ohne Parallele ist; z. B. Qumran (»Söhne der Finsternis«). Sie zielt auf Änderung der Positionen der Adressaten, bewirkt aber auch soziale Abgrenzung und Stigmatisierung innerhalb der frühchristlichen Gemeinden. 3.4 Zusammenfassung Das literarische Konzept vom Satan begegnet an allen Fronten, an denen der Seher vor allem in den Sendschreiben kämpft. Primär geht es um die römische Staatsmacht und ihre Verfolgungsmaßnahmen, an denen sich scheinbar auch jüdische Synagogen im Einflussbereich der Johannesoffenbarung beteiligten, weshalb sie nicht auf Gott, sondern auf den Satan bezogen werden. Sie illustrieren die Folgen des Sieges über den Satan im irdischen Bereich, wo er seinen eigentlich erfolglosen Kampf um Herrschaft als Ausdruck des unbändigen Zornes des Besiegten auslebt. Mit den Sendschreiben und der durchgängigen Mahnung zum Bewahren wird deutlich, dass sich aus dem Sieg auch eine Notwendigkeit der Bewährung für die Christen in der Zeit/ der Gegenwart ergibt; der Seher mahnt zum Widerstand gegen den Besiegten. Die Gefahr für Leib und Leben der Adressaten wird nicht bestritten, aber im Horizont von Satanssturz und Satansvernichtung ist die Bewährung eine mögliche und ermöglichte Verpflichtung. 4. Weitere »teuflische« Mitspieler Nicht alle Charaktere, die nach der Struktur der Erzählung auf Seiten des Bösen stehen, werden auch semantisch mit dem Teufel verbunden, so dass zu fragen ist, ob weitere Figuren als satanische »Mitspieler« auszuweisen sind oder ob andere Bezeichnungen für den Satan verwendet werden. So verweist Offb 9,11 auf »einen König, den Engel des Abgrunds«, dessen hebräischer Name »Abadon« und im Griechischen »Apollyon« ist. Hierin kann ein Repräsentant des Satans gesehen werden, 32 allerdings ist der Abgrund in 20,3 gerade der Ort, an dem der Satan gebunden ist und nicht mehr als Herrscher wirkt. Dies spricht gegen eine Identifikation der Figuren. Ähnliches gilt auch zu dem aus dem Himmel auf die Erde gefallenen Stern in Offb 9,1. Der Satan fällt nicht aus dem Himmel, sondern seine Darstellung setzt eine durch den Herabwurf aus dem Himmel dargestellte Beschneidung seiner Macht voraus. Innerhalb des semantischen Feldes des Konzepts vom Satan ist eine Rolle als Helferin für die sogenannte »Hure Babylon« gesichert. Offb 18,23 blickt auf ihren Untergang als derjenigen zurück, »die alle Völker verführte«; damit wird diese Figur mit einem Stichwort belegt, das den Satan und sein Handeln charakterisiert. Die Gestalt steht für die Stadt Rom und ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss, der sich auch über Kleinasien und die Adressatenstädte der Offenbarung erstreckt. Auch sie wird vom Seher als eine faszinierende und daher substantiell Gefahr bedeutende Figur charakterisiert (17,2.4; s. a. 19,2), ist aber als eine schon in Offb 14,8 als untergegangen vermeldete Größe betrachtet. Ihre wirtschaftliche Stärke und ihr politischer Einfluss binden Menschen an sie, die in der narrativen Konstruktion der Offenbarung mit subversiven Bildern als eine personifizierte gottfeindliche Figur gemalt wird. Als »Babylon« repräsentiert sie Unglauben und Verführung zu heidnischer Religiosität und die Bezeichnung als »Hure« inszeniert ihre Verführung weg von Gott. Ihr Untergang (Offb 18-19) markiert den Endpunkt irdischer Geschichte, dem das Ende ihres Mentors, des Satans, mit einem tausendjährigen Intermezzo der Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 40 - 3. Korrektur 40 ZNT 28 (14. Jg. 2011) Zum Thema »Das Verständnis der Johannesoffenbarung als Sinnbildung ermöglicht ein Verstehen des literarischen Konzepts des Satans. Es ist ein textinhärentes Konzept zur Auslegung der Gefährdung der Adressaten im Spannungsfeld von Ermahnung und Ermutigung.« Herrschaft der Heiligen folgt. Wiederum wird jeglicher Kompromiss abgelehnt, nunmehr aber mit Hinweis auf das gegen sie gerichtete Gericht: 18,4. An ihr vollzieht sich das Gericht und alle, die von ihr verführt wurden, werden mit ihr untergehen. Seit 14,8 ist deutlich, dass Babylon wie der Satan und alle weiteren Helfer dem Untergang geweiht sind und es daher nicht nur gefordert, sondern auch klug ist, sich von ihr fern zu halten. 5. Zusammenfassung Das Verständnis der Johannesoffenbarung als Sinnbildung ermöglicht ein Verstehen des literarischen Konzepts des Satans. Es ist ein textinhärentes Konzept zur Auslegung der Gefährdung der Adressaten im Spannungsfeld von Ermahnung und Ermutigung. Im Handeln Gottes ist die Ermutigung begründet, die die gegengöttliche Macht besiegt weiß und sie in eschatologischer Vorausschau als Karikatur darstellen kann. Trotz aller Entmachtung bleibt der Besiegte eine Gefahr, wenn sich die Adressaten von dieser Macht und der von ihr ausgehenden Faszination verführen lassen. Der Sieg lässt Raum für Gefährdung, die die Antwort der Bewahrung der göttlichen Gebote wie des Zeugnisses für Christus in Abgrenzung gegen die Welt erwartet. Bewahrung des Zeugnisses und Abgrenzung gegenüber den Ansprüchen der gegengöttlichen Macht ziehen Folgen für Leib und Leben nach sich, wobei die Gefahren radikalisiert werden-- der Trost setzt die Mahnung zum Durchhalten frei, die im Wissen um die eschatologische Machtlosigkeit des gegenwärtig Mächtigen samt seinen politischen Repräsentanten besteht. Ausgangspunkt der literarischen Konstruktion ist die Situation der Adressaten, die nach Deutung und Orientierung verlangt. Die Gegenwart ist von einer politischen Macht bedroht, die zur Abkehr von oder Gleichgültigkeit gegenüber der Christusnachfolge animiert und zugleich die soziale und physische Integrität der Glieder der christlichen Gemeinde bedroht. Der Erzähler sieht in dieser Situation eine gegengöttliche Macht am Werk, deren Wirken er als Wirken des Widersachers, des Satans, interpretiert. Dieser ist aber nur als besiegte Macht denkbar und so in seinem Werk narrativ gestaltet. In dieser Strukturierung gelingt es dem Seher gleichzeitig, die von ihm analysierte Gefährdung seiner Adressaten ernst zu nehmen und zu gewichten sowie die Möglichkeit zum Widerstehen plausibel zu machen und zum Widerstand zu ermutigen. Der Trost, dass das Geschehen das Werk einer besiegten Macht ist, führt in die Mahnung zum Bewahren und zu freiwilliger Randexistenz hinein. Die Figur des Satans, die unterschiedliche Motivspektren in der jüdischen Enzyklopädie voraussetzt, eignet sich aufgrund ihrer fehlenden Determinierung zu dieser Neukonstruktion, die einzelne Aspekte der Tradition aufnehmen und verbinden, aber auch andere ignorieren kann. Das Motiv vom Satanssturz in der Jesustradition könnte als Katalysator für diese Neukonstruktion ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Die dem post-modernen Denken zu Recht suspekte Figur des Satans ist vor diesem Hintergrund als literarisches Konzept zu lesen, in dem die Gefährdung in einer als gegengöttlich verstandenen, absolute Macht beanspruchenden Gesellschaft mit göttlichem Schutz zusammengedacht wird. Die Probleme dieses Konzeptes sind mit Blick auf die Wirkungsgeschichte zu beachten. Die im Erzähltext vorgenommenen »Verteufelungen« verschiedener Charaktere sind narrative Konstruktionen, durch die die Welt der Leser und Leserinnen neu interpretiert wird. Sie sollen sich und ihre Lebenswirklichkeit im Lektürevollzug neu verstehen; die Konstruktion der Textwelt in ihrem Modell aus Welt und Gegenwelt, Gut und Böse, zielt auf Zustimmung der Lesenden für das religiöse und ethische Programm der Schrift. Doch bilden diese »Verteufelungen« aus ihrem historischen Kontext gerissen, in dem sie eine subversive Erzählstrategie abbilden und das scheinbar übermächtige römische Herrschaftsmodell als Gott unterlegene Macht darstellen, ein wichtiges Problem der Auslegungs- und Wirkungsgeschichte der Johannesoffenbarung. 33 Sie eröffnen die Gefahr, dass Leser und Leserinnen die aus der Perspektive der Unterlegenen gemachten und durch eine dualistisch-rhetorische Strategie geprägten Aussagen ontologisch werten oder als grundsätzliche Wahrheiten betrachten. Dies kann »Verteufelungen« der eigenen jeweiligen Mitwelt (z. B. in sektiererischem Welthass) oder aber Antisemitismus (»Synagoge des Satans«) Vorschub leisten. Die Nachzeichnung der subversiv-narrativen Strategie der Johannesoffenbarung darf dieses Wirkungspotential nicht übersehen. Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 41 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 41 Michael Labahn Teufelsgeschichten Anmerkungen 1 Der Beitrag greift auf Überlegungen meines Habilitationsvortrags an der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg von Juni 2009 zurück; s. a. M. Labahn, The Dangerous Loser. The Narrative and Rhetorical Function of the Devil as Character in the Book of Revelation, in: I. Fröhlich/ E. Koskenniemi (Hgg.), The Evil and the Devil, London 2012 (in Vorbereitung). 2 Vgl. D. Rustemeyer, Welt im Text? Kurt Röttgers Theorie kommunikativer Texte und die Lineatur der Geschichte, Journal für Phänomenologie 14 (2000), 52-58: 58: »Subversiv sind Erzählungen, wenn sie den Raum möglicher Bedeutungen im Blick auf soziale Differenzen, symbolische Darstellungsmöglichkeiten und zeitliche Erfahrungen differenzieren, um vermeintlich Selbstverständliches in den Lichtkegel der Kontingenz zu tauchen.« 3 D. A. deSilva, Seeing Things John’s Way. The Rhetoric of the Book of Revelation, Louisville, KY 2009. 4 Vgl. R. L. Thomas, Magical Motifs in the Book of Revelation (LNTS 416), London/ New York 2010, 46 f.: »John finds that his proclamation conflicts with the statements brought by others, who claim to be prophets or who are working in such guise, prophets whom John considers to be false. It appears that John envisions the conflict […] as evocative of the conflict between the forces of good and evil«. 5 K. Backhaus, Apokalyptische Bilder? Die Vernunft der Vision in der Johannesoffenbarung, EvTh 64 (2004), 421- 437: 424 (»[…] dem Lesenden […] Sinngründe transparent [machen], aus denen er leben kann«). 6 Zur zentralen Stellung von Offb 12 im Aufbau der Johannesoffenbarung z. B. M. Gielen, Satanssturz und Gottesherrschaft (Offb 12). Das Verhältnis von Macht und Religion in der pragmatischen Konzeption der Johannesoffenbarung, in: dies./ J. Kügler (Hgg.), Liebe, Macht und Religion. Interdisziplinäre Studien zu Grunddimensionen menschlicher Existenz. FS H. Merklein, Stuttgart 2003, 163-183: 175.176. 7 Zu Offb 12 vgl. jetzt bes. J. Dochhorn, Schriftgelehrte Prophetie. Der eschatologische Teufelsfall in Apc Joh 12 und seine Bedeutung für das Verständnis der Johannesoffenbarung (WUNT 268), Tübingen 2011. 8 J. U. Kalms, Der Sturz des Gottesfeindes. Traditionsgeschichtliche Studien zu Apokalypse 12 (WMANT 93), Neukirchen-Vluyn 2001, 125. Auch H. Omerzu, Die Himmelsfrau in Apk 12. Ein polemischer Reflex des römischen Kaiserkults, in: M. Becker/ M. Öhler (Hgg.), Apokalyptik als Herausforderung neutestamentlicher Theologie (WUNT 2/ 214), Tübingen 2006, 167-194: 170, erkennt, dass »der Verfasser [… sich] einer Vielzahl von Motiven und Vorstellungen unterschiedlicher Provenienz bedient und sie nach Art eines Mosaiks zu einer neuen Einheit zusammenschließt«, wobei er eine herrscherkritische Spitze entwickelt. 9 Hierzu M. Labahn, Apokalyptische Geographie. Einführende Überlegungen zu einer Toponomie der Johannesoffenbarung, in: ders./ O. Lehtipuu (Hgg.), Imagery in the Book of Revelation (CBET 60), Leuven u. a. 2011, 107-143. 10 Der römische Kaiser beansprucht »Herr über die ganze Welt« zu sein: SIG 3 814 (Nero); zitiert in: U. Schnelle/ M. Labahn/ M. Lang (Hgg.), Neuer Wettstein. Texte zum Neuen Testament aus Griechentum und Hellenismus. Band I/ 2. Texte zum Johannesevangelium, Berlin/ New York 2001, 249. 11 Gielen, Satanssturz, 180. 12 Gielen, Satanssturz, 182, gegen Kalms, Sturz, 20, der den Satanssturz nur als ein »vorläufiges« Geschehen deutet. 13 Gielen, Satanssturz, 181. 14 Zum Konzept vgl. H. Ulland, Die Vision als Radikalisierung der Wirklichkeit in der Apokalypse des Johannes (TANZ 21), Tübingen 1997; zur historisch-politischen Situation, die durch die Johannesoffenbarung radikalisierend neu konstruiert wird, z. B. K. Backhaus, Die Vision vom ganz Anderen. Geschichtlicher Ort und theologische Mitte der Johannes-Offenbarung, in: ders. (Hg.), Theologie als Vision. Studien zur Johannes-Offenbarung (SBS 191), Stuttgart 2001, 10-53; B. Kowalski, Das Verhältnis von Theologie und Zeitgeschichte in den Sendschreiben der Johannes-Offenbarung, in: K. Backhaus (Hg.), Theologie als Vision, 54-76; eine Verfolgungssituation mit zahlreichen Todesopfern ist nicht vorauszusetzen, sondern Produkt der narrativen Neukonstruktion der textexternen Welt; vgl. z. B. J. Ulrich, Euseb, HistEccl III,14-20 und die Frage nach der Christenverfolgung unter Domitian, ZNW 87 (1996), 269-289; J. Molthagen, Die Lage der Christen im römischen Reich nach dem 1. Petrusbrief. Zum Problem einer domitianischen Verfolgung, Hist 44 (1995), 422-458; ders., »Cognitionibus de Christianis interfui numquam«. Das Nichtwissen des Plinius und die Anfänge der Christenprozesse, Zeitschrift für Theologie und Gemeinde 9 (2004), 112-140. 15 S. a. Gielen, Satanssturz, 163: »Durch die Verknüpfung des Bekennertodes mit der Anteilhabe am Sieg über Satan dient er pragmatisch der Motivation der Adressaten trotz Gefährdung ihres Lebens sich vom heidnischen Staat und Ansprüchen abzugrenzen«. 16 Zur Bedeutung des Gerechtigkeitsmotivs in der Theologie der Offenbarung vgl. T. Söding, Gott und das Lamm. Theozentrik und Christologie in der Johannesapokalypse, in: Backhaus (Hg.), Theologie als Vision, 77-120: 82-85. 17 Mastema steht an der Stelle Satans und wird für fünf Tage daran gehindert, Israel zu verklagen. Seine erneute Freilassung bedroht Israel durch die Ägypter, was dem Plan Gottes, die Ägypter im Roten Meer zu vernichten, in die Hände spielt (Jub 48,16 f.). 18 Hierzu bes. J. Frey, Das apokalyptische Millennium, in: Millennium. Informationen zum christlichen Mythos der Jahrtausendwende, mit Beiträgen von C. Bochinger, J.-Frey, E. Hauschildt, T. Kaufmann und H. Timm (KT 171), Gütersloh 1999, 10-72. 19 Zu dieser Interpretation von Offb 6,10 M. Labahn, Erfahrungen von Krieg und Zerstörung als Rezeptionsimpuls und die Frage nach der Möglichkeit von Hoffnung. Die Darstellung der apokalyptischen Reiter aus Offb 6 bei Frans Masereel und Basil Wolverton, in: M. Lang (Hg.), Worte und Bilder. Beiträge zur Theologie, Christlichen Archäologie und Kirchlichen Kunst. Zum Gedenken an Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 42 - 3. Korrektur 42 ZNT 28 (14. Jg. 2011) Zum Thema A. Zimmermann (Theologie-- Kultur-- Hermeneutik 13), Leipzig 2011, 23-56: 35 f. 20 Z. B. Kowalski, Verhältnis, 61 ff.; C.J. Hemer, The Letters to the Seven Churches of Asia in their Local Setting (JSNT.SS 11), Sheffield 1986; zu den Referenzen auf den Kaiserkult: S. Friesen, Imperial Cults and the Apocalypse of John. Reading Revelation in the Ruins, Oxford 2001. 21 Vgl. mustergültig H. -J. Klauck, Das Sendschreiben nach Pergamon und der Kaiserkult in der Johannesoffenbarung, Bib 73 (1992), 153-182: 161. 22 Mit kurzer Erläuterung und Übersetzung abgedruckt in P. Guyot/ R. Klein (Hgg.), Das frühe Christentum bis zum Ende der Verfolgungen. Eine Dokumentation, Darmstadt 1997, 36 f.319 f. 23 Z. B. D. E. Aune, Revelation 6-16 (WBC 52B), Dallas, TX, 1998, 756; Klauck, Sendschreiben, 173. 24 Vgl. die eindrückliche Interpretation des »Hinterhersehens« von Offb 13,3b als Ausdruck der Faszination, die vom Tier ausgeübt wird, durch D. Pezzoli-Olgiati, Between Fascination and Destruction. Considerations on the Power of the Beast in Rev 13: 1-10, in: M. Labahn/ J. Zangenberg (Hgg.), Zwischen den Reichen. Neues Testament und Römische Herrschaft (TANZ 36), Tübingen/ Basel 2002, 229-237. 25 Vgl. z. B. D. Pezzoli Olgiati, Täuschung und Klarheit. Zur Wechselwirkung zwischen Vision und Geschichte in der Johannesoffenbarung (FRLANT 175), Göttingen 1997, 128, zu Offb 13,3. 26 U. Schnelle, Theologie des Neuen Testaments (UTB 2917), Göttingen 2007, 720. 27 Hierzu T. Nicklas, Apokalypse und Antisemitismus. Die Offenbarung des Johannes bei Auslegern im Umfeld des Nationalsozialismus, in: M. Labahn/ M. Karrer (Hgg.), Die Johannesoffenbarung-- ihr Text und ihre Auslegung (ABG 38), Leipzig 2011 (in Vorbereitung). 28 Den Zusammenhang zwischen der Tötung des »treuen Zeugen« Antipas und der Schilderung des römischen Umgangs mit angezeigten Christen nach dem Briefwechsel zwischen Plinius und Trajan arbeitet Klauck, Sendschreiben, 161-163, mustergültig heraus: »Nach diesem Modell dürfen wir uns das Schicksal des Antipas am ehesten vorstellen. Er war sozial auffällig geworden aufgrund seiner neuen, vom Glauben bestimmten Lebenspraxis und hatte eine Anzeige provoziert. Im Gerichtsverfahren verweigerte er das Opfer vor Götter- und Kaiserbild, er bekannte sich weiter zu Jesus als seinem Herrn, anstatt ihn, wie es Plinius forderte, zu verfluchen. Das kostete ihn das Leben.«. 29 Z. B. A. Satake, Die Offenbarung des Johannes (KEK 16), Göttingen 2008, 173. 30 S. a. Kalms, Sturz, 25, der den Anspruch ebenfalls in einer Linie zur paulinischen Tradition stellt: »Dies nimmt vermutlich den mit I Kor 2,10 formulierten eigenen Anspruch der Irrlehrer auf, ›die Tiefen Gottes‹ erkannt zu haben«. 31 Vgl. K. Scholtissek, »Mitteilhaber an der Bedrängnis, der Königsherrschaft und der Ausdauer in Jesus« (Offb 1,9). Partizipatorische Ethik in der Offenbarung des Johannes, in: Backhaus (Hg.), Theologie als Vision, 172-207. 32 Aune, Revelation, 534; anders H. Giesen, Die Offenbarung des Johannes (RNT), Regensburg 1997, 220: eine dämonische Figur. 33 E. Schüssler Fiorenza, The Words of Prophecy: Reading the Apocalypse Theologically, in: S. Moyise (Hg.), Studies in the Book of Revelation, Edinburgh/ New York 2001, 1-19: 17 f.