eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 14/28

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2011
1428 Dronsch Strecker Vogel

Jesus als Befreier vom Satan und den Mächten

2011
Susan R. Garrett
Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 14 - 3. Korrektur 14 ZNT 28 (14. Jg. 2011) In diesem Aufsatz will ich biblische Konzepte über den Satan und die ihm dienstbaren Mächte untersuchen und dabei fragen, welchen Sinn wir diesen Konzepten heute abgewinnen können. 1 Zwar ist es in der Kirche heute üblich, all jene Passagen zu ignorieren, die von »den Mächtigen und Gewaltigen, den Herren der Welt und den bösen Geistern unter dem Himmel« handeln (Eph 6,12), dessen ungeachtet spielt aber Jesu Kampf gegen das Böse eine entscheidende Rolle. In den Evangelien tritt Jesus als derjenige auf, der »den Starken bindet« und »seinen Hausrat raubt« (Mk 3,27; vgl. Apg 10,38). Nach dem Hebräerbrief hat Jesus Fleisch und Blut angenommen, »damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel, und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten« (Hebr 2,14 f.). Der eigentliche Zweck des Kommens Jesu bestand demnach darin, den Teufel zu entmachten und seine Gefangenen zu befreien. Im Neuen Testament ist die Erlösung, die Jesus bringt, immer auch eine Erlösung von etwas, nämlich von jenen Mächten, die an die Stelle Gottes treten wollen oder ihm aktiv widerstreiten, die von den Menschen Gefolgschaft verlangen und sie allzu oft auch gefangen nehmen. Zu Beginn gebe ich einen Überblick über biblische Konzepte des Leidens und des Bösen und werde dabei zeigen, wie und wann die Rede vom Satan, die in der biblischen Tradition zunächst weitgehend fehlt, aufgekommen ist. Anschließend geht es um die Frage, welche Einsichten die Sprache des Neuen Testaments im Blick auf die »Mächte und Gewalten« vermittelt. Eine dieser Einsichten lautet: Das Problem der Sünde reicht an den Anfang der Schöpfung zurück. Und: Der Sünde eignet eine Dimension des Tragischen. Obwohl Menschen freiwillig sündigen, zeigt sich, dass sie immer wieder gegen ihre eigenen besten Absichten verblendet und betrogen werden. Im dritten Teil dieses Beitrags stelle ich Überlegungen dazu an, was die Deutung Jesu als Herrscher über »Mächte und Gewalten« für heutige Erfahrungen des Bösen in einer gebrochenen Welt austrägt. 1. Der Satan: Biblische Perspektiven 1.1 Vom Anfang zum Ende: Das Böse von der Genesis zur Offenbarung In einem erhellenden Überblicksartikel zu unserem Thema weist Bernhard W. Anderson auf einen fundamentalen Unterschied zwischen dem Buch Genesis und der Johannesoffenbarung hin: In der Genesis geht es um menschliche Individuen und darum, dass sie ihre von Gott gegebene Freiheit missbrauchen. Anders die Offenbarung: Obwohl auch hier menschliche Sünde im Blick ist, geht es vorrangig um das Böse in einem umfassenderen, kosmischen Sinn. Die listige Schlange der Genesis wird zum großen Drachen, »der alten Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt« (Offb 12,9). In der Apokalypse meint Erlösung vom Bösen nicht nur Vergebung, sondern auch Befreiung von den Chaosmächten der Unterdrückung und Ausbeutung, Institutionen und Regimen, die namenloses Leid über die Menschen bringen. 2 Um den Kontrast zwischen der Genesis und der Johannesapokalypse zu verdeutlichen, zeichnet Anderson in der biblischen Literatur mehrere Phasen der Erklärung des Bösen nach. Eine einflussreiche frühe Auffassung deutet Leid als Strafe für Sünde. Dieser Gedanke liegt der Erzählung von Adam und Eva ebenso zugrunde wie den mit Mose und David assoziierten Bundestheologien. Die mosaische Bundestheologie v. a. des Pentateuch fußt auf der Erzählung der Befreiung des Gottesvolkes aus der Sklaverei und dem dankbaren Gehorsam des Volkes gegenüber den Bundesbestimmungen. Der Mose-Bund hat also einen konditionalen Aspekt: Gott hat sich an sein Volk gebunden und ihm seinen Segen zugesichert, zugleich aber erklärt, dass der Ungehorsam des Volkes diese Beziehung zerstören würde. Es war die Sache des Volkes, den Weg des Gehorsams zu wählen, der Segen und Leben einbrachte, oder den Weg des Ungehorsams, der in Unglück, Fluch und Tod endet (vgl. Dtn 30,15 f.19 f.). In einer Zeit der Katastrophe erklärte dementsprechend der Prophet Jeremia: »Dein Weg und deine Taten haben dir dies beschert. Das kommt von deiner Bosheit, dass es so bitter ist, dass es dir nach dem Herzen greift« (Jer 4,18). Der David-Bund, wie er sich in der Nathan-Weissagung 2Sam 7,4-17, in den Chronik-Büchern und bei Proto- Zum Thema Susan R. Garrett Jesus als Befreier vom Satan und den Mächten Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 15 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 15 Susan R. Garrett Jesus als Befreier vom Satan und den Mächten Jesaja niederschlägt, ist auf die göttliche Verheißung ewiger Dauer von Davidsthron und Tempel ausgerichtet. Auch hier ist die Verheißung konditioniert. Obwohl Gottes Bundestreue (hebr. chesed) niemals von seinem Volk weichen würde, würde es im Falle des Ungehorsams dennoch durch Leiden gestraft, gezüchtigt und gereinigt werden. Der Psalmist sagt es so (Ps 84,30-34): »Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt. Wenn aber seine Söhne mein Gesetz verlassen und in meinen Rechten nicht wandeln, wenn sie meine Ordnungen entheiligen und meine Gebote nicht halten, so will ich ihre Sünde mit der Rute heimsuchen und ihre Missetat mit Plagen; aber meine Gnade will ich nicht von ihm wenden und meine Treue nicht brechen.« Der mosaische wie der davidische Bund rufen also das Volk zum Gehorsam und erklären menschliches Leid als Folge menschlichen Fehlgehens. 3 Es gibt allerdings auch Gegenstimmen, die diese Interpretation von Leid als verdiente Sündenstrafe ablehnen, etwa in den Konfessionen Jeremias, den Klagepsalmen und besonders im Hiobbuch. Hiob und die anderen Abweichler erkennen an, dass es menschliche Sündhaftigkeit gibt, bezweifeln aber, dass ihr Ausmaß das Übermaß an menschlichem Schmerz und Leid rechtfertigt. 4 Ein beispielloser Testfall für die Lehre vom Leiden als Sündenstrafe war der Fall Jerusalems und die Exilierung weiter Bevölkerungskreise nach Babylonien im Jahr 587 v. Chr. Der Verfasser des 44. Psalms macht Gott diese Ereignisse zum Vorwurf. Trotz der Bundestreue des Volkes hat »uns Gott wie Schlachtschafe gemacht und uns unter die Völker zerstreut« (Ps 44,11). Die Katastrophe schien in keinem Verhältnis zu den begangenen Sünden zu stehen. Deshalb war die Erklärung, Gott bestrafe das Volk für den Verrat am Bund, allzu einfach und wenig überzeugend. Anderson sieht bei Habakuk eine Stimmung des Protests, wenn der Prophet angesichts des drohenden Untergangs Jerusalems seine Klage an Gott richtet: »Warum siehst du den Räubern zu und schweigst, wenn der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er? « (Hab 1,13). Die göttliche Antwort ist, dass die Vergeltung zu der von Gott gesetzten Zeit kommen wird. Mit dem Übergang der Prophetie zur Apokalyptik nahm jedoch die Bereitschaft ab, mit der verheißenen Vergeltung bis in unbestimmte Zukunft zu warten. Anders als bei Habakuk versuchte man, den Zeitpunkt der Erlösung genauer zu bestimmen. So offenbart etwa im Danielbuch der Erzengel Gabriel eine Ereignisfolge, die zur Erlösung Israels führen sollte, und die vom Buchverfasser und seinen Zeitgenossen, die unter der Tyrannei des 2. Jh.s v. Chr. litten, errechnet werden konnte (Dan 9,1-27). Apokalyptische Denker von der Art des Danielbuches formulierten außerdem neue Einsichten in die radikale Macht des Bösen. 5 Zwar hielten sie wie ihre prophetischen Vorgänger daran fest, dass das Volk sündig und der Gnade Gottes bedürftig war, doch deuteten sie die Sünde zunehmend als Niederschlag gewaltiger Mächte, die die Welt in Unterdrückung niederhielten. Für diese gesellschaftlichen und geschichtlichen Symbolisierungen des Bösen greift das Danielbuch auf das mythische Erbe der altisraelitischen und altvorderorientalischen Tradition zurück. 6 Die Vision von den vier Tieren, die aus dem Meer aufsteigen, um schließlich ihr Territorium und ihre Machtstellung an ein himmlisches Wesen zu verlieren, hat Ähnlichkeiten mit alten kanaanäischen Mythen aus Ugarit. In einem dieser Mythen besiegt der auf den Wolken reitende Gott Baal die Chaosmächte des Ozeans, verkörpert im »Fürst ›Yamm‹ [›Meer‹]«, um dann als siegreicher König in die Himmel zurück zu kehren. 7 Anderson stellt fest, dass im Danielbuch wie auch in der Apokalypse das Problem des Bösen das Problem der Sünde transzendiert: Im Kosmos sind dämonische Mächte am Werk, die nicht einfach auf menschliches Handeln oder menschliche Institutionen reduziert werden können. Allerdings gibt es einen Unterschied, den Anderson nicht würdigt: Während es im Danielbuch wie auch im übrigen Alten Testament noch keinen Prof. Dr. Susan R. Garrett ist seit 1995 Professorin für Neues Testament am Louisville Presbyterian Theological Seminary. Zuvor lehrte sie an der Yale Divinity School und der Emory University. Sie promovierte an der Yale University, hat Abschlüsse des Princeton Theological Seminary und der Duke University und war Fulbright Fellow an der Universität Tübingen. Zahlreiche Veröffentlichungen v. a. zum Markusevangelium und zum lukanischen Doppelwerk, zuletzt : No Ordinary Angel: Celestial Spirits and Christian Claims about Jesus (Yale University Press, 2008). Susan R. Garrett Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 16 - 3. Korrektur 16 ZNT 28 (14. Jg. 2011) Zum Thema Satan oder einen vergleichbaren Erzfeind gibt, der die Chaosmächte dirigiert, werden in der Apokalypse alle Mächte, die Gott und seinem Gesalbten entgegen stehen, von einem einzigen bösen Wesen, dem Satan, angeführt. Die Frage lautet: Wie ist der Satan an die Macht gekommen? 1.2 Der Satan: Werdegang einer Vorstellung Die Entwicklung der Vorstellung vom Satan als des Erzfeindes Gottes und seines Volkes ist einigermaßen kompliziert und nicht ganz leicht zu verstehen. Im Laufe der Jahrhunderte haben Juden unterschiedliche Gegenspieler-Figuren aus den alten Mythen vom Götterkampf rezipiert und reflektiert, Mythen, die im gesamten Alten Orient kursierten und in der Hebräischen Bibel in eigenständigen Überlieferungen wie auch in Bruchstücken (etwa in Dan 7 s. o.) überliefert sind. 8 Zu diesen Gegenspielern zählen die rebellischen Engel aus Gen 6,1-4, der Drache Leviathan, die hochmütigen Herrscher aus Jes 14 und Ez 28-32, eine Gestalt namens »Belial« (der Name bedeutet soviel wie »nichtswürdig« oder »zerstörerisch«) und der Erzfeind des Zoroastrismus, bekannt unter dem Namen »Angra Mainyu« oder »Ahriman«. Im dritten oder zweiten vorchristlichen Jahrhundert mischten sich Eigenschaften dieser Gegenspieler mit den aufkommenden Vorstellungen vom »Satan« (hebr. »Ankläger«, »Widersacher«), wie wir sie aus Hiob, Sacharia und 1. Chronik kennen. Von diesen drei Büchern, die als einzige den Namen »Satan« enthalten, war es das Hiobbuch, das die weitere Entwicklung maßgeblich beeinflusst hat. Nur im Prolog des Buches (Hi 1-2) tritt der Satan auf, und zwar als himmlisches Wesen inmitten des Hofstaates der »Gottes-Söhne« um Gottes Thron. Er tritt vor Gott hin und fordert ihn heraus, Hiob den Gerechten mit allerlei Unglück zu prüfen (Hi 1,7-12). Gott überlässt Hiob der Macht Satans, und bald darauf ist es um sein Vieh, seine Dienerschaft und seine Kinder geschehen. Hiob aber lässt sich nicht dazu hinreißen, Gott abzuschwören, wie der Satan behauptet hatte. Im zweiten Kapitel wiederholt sich die Szene in variierter Form: Der Satan wird erneut bei Gott vorstellig und erhält nun die Erlaubnis, Hiob selbst zu Leibe zu rücken. Hiob leidet schwere körperliche Qualen, unterlässt es aber auch jetzt, »mit seinen Lippen zu sündigen«, d. h. Gott zu verfluchen. Für den Verfasser und die ersten Leser des Hiobbuches war »Satan« wahrscheinlich eine bloße Rollenzuschreibung (»Gegner« oder »Ankläger«), nicht aber der Name eines regelrechten Erzfeindes. 9 Sobald jedoch diese Vorstellung aufgekommen war, wurde unter dem terminologischen Einfluss des Hiobbuches der Satan (im Griechisch der Septuaginta: ho diabolos, »der Teufel«) zum Eigennamen eines bestimmten Wesens. Die beiden Eingangskapitel des Hiobbuches dienten in der Folgezeit dann häufig als Vorlage, um Gott, Satan und den Menschen in Zeiten des Leids zu einander in Beziehung zu setzen. Aus dieser Vorlage leitete man ab, 1) dass menschliche Gerechtigkeit und Hingabe an Gott einen satanischen Angriff provozieren können, 2) dass die Bedrängnisse, die der Satan über die Menschen bringt, für ihn wie ein Wettstreit sind, von dessen Ausgang seine Ehre und seine Autorität abhängen, 3) dass der Satan einen Menschen körperlich angreifen darf, nicht aber seine Seele, solange er nicht seine Standhaftigkeit dadurch einbüßt, dass er Gott abschwört, 4) dass der Satan in einer zwielichtigen Beziehung zu Gott steht, weil er einerseits seine Autorität von Gott bezieht, andererseits aber daran arbeitet, die Gläubigen zum Abfall zu verleiten. Diese Annahmen fußen auf zahlreichen Belegen aus der Literatur des antiken Judentums und des frühen Christentums einschließlich der Geschichte Jesu. Neben dem Hiobbuch hat auch die Geschichte von Adam und Eva auf die Entwicklung der Satansvorstellungen eingewirkt. Im Laufe der Jahrhunderte hat man die Schlange im Paradiesgarten mit dem Satan gleichgesetzt und dementsprechend von dieser Figur auf Wesen und Handeln des Teufels geschlossen (vgl. etwa Weish 2,23 f.). Stellte das Hiobbuch klar, dass der Satan vor Gewalt und Zufügung körperlicher Qual nicht zurückschreckte, so wurde anhand der Paradiesesschlange deutlich, dass der Teufel mit listiger Schmeichelei das Begehren im Menschen zu erwecken verstand und ihm dies zum Verhängnis werden ließ. Hier wie dort macht sich der Teufel die »fleischliche« Natur des Menschen zu nutze, wie Bonhoeffer klar gesehen hat: »In der Versuchung gewinnt der Satan Macht über den Gläubigen »Im Laufe der Jahrhunderte haben Juden unterschiedliche Gegenspieler- Figuren aus den alten Mythen vom Götterkampf rezipiert und reflektiert, Mythen, die im gesamten Alten Orient kursierten und in der Hebräischen Bibel in eigenständigen Überlieferungen wie auch in Bruchstücken […] überliefert sind.« Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 17 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 17 Susan R. Garrett Jesus als Befreier vom Satan und den Mächten sofern er Fleisch ist. Er quält ihn durch Verlockung zur Lust, durch die Schmerzen der Entbehrung und durch zugefügte leibliche und seelische Leiden aller Art. Er raubt ihm alles, was er hat und reizt ihn zugleich zu verbotenem Glück« 10 . Aus der Genesis erschloss man die Wandlungsfähigkeit Satans entsprechend seinen Absichten, gleich einem Chamäleon, das seine Farbe ändert. Im Paradiesgarten zeigte er sich als Schlange, in Korinth dagegen als »Engel des Lichts« (2Kor 11,14). Das den Paulusbriefen in etwa zeitgenössische Testament Hiobs stellt den Satan in der Verkleidung eines Bettlers, eines Brotverkäufers und des Perserkönigs dar. In der Zeit Jesu war die Anschauung verbreitet, der Satan strebe nach der Position Gottes als Allherrscher und Höchster und nach menschlicher Anbetung. Jes 14,13 f., ursprünglich auf den König von Babylon gemünzt, deutete man als eine Anklage gegen den Satan: »Du aber gedachtest in deinem Herzen: ›Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten‹«. Wegen dieser Anmaßung wurde der König in die Sheol geworfen (Jes 14,9. 11. 15.19). Diese Passage und verwandte Texte in Ez 28-32 schienen den Satansfall zu erklären: Er hatte es gewagt, sich Gott gleich zu stellen und wurde deshalb gestürzt. 11 Im 1. Jh. n. Chr. waren die einzelnen mythischen Fäden noch nicht zu einer kohärenten Meta-Erzählung verwoben, die von der Vorgeschichte Satans als Engel aus Gottes Hofstaat und seiner Ankündigung, »wie Gott« werden zu wollen, bis zu seinem Hinauswurf aus dem Himmel mitsamt seinem Gefolge rangniedrigerer Engel reichte. Doch war diese Erzählung im Entstehen begriffen, etwa in Jesu Vision des Satanssturzes »wie ein Blitz« in Lk 10,18 (mit einer Anspielung auf Jes 14), oder in Apk 13, wo das »Tier aus dem Meer«, das für sich und den Drachen göttliche Anbetung fordert, bis der Drache mit seinen Engeln gestürzt (Apk 12,9) und schließlich in den Feuersee geworfen wird (19,20). Im antiken Judentum wie auch im frühen Christentum bleibt der Satan bei aller Gottesfeindschaft Gott untergeordnet. Er ist Feind Gottes und Diener Gottes zugleich. 12 Für Paulus unternimmt der Satan einerseits Anschläge auf die Gemeinde (2Kor 2,11; 11,15), er hat andererseits aber auch die Aufgabe, Paulus zu züchtigen und ihn damit vor Überheblichkeit angesichts seiner Visionen zu bewahren (12,7). Selbst in den Qumran- Schriften steht außer Zweifel, dass Gott am Ende über die Mächte des Bösen siegt. Denkbar ist ein Einfluss des zoroastrischen Dualismus auf die Entwicklung jüdischer Vorstellungen vom Satan, doch haben Juden wie Christen diesen Dualismus nie in Gänze übernommen. Deren monotheistische Grundausrichtung wie auch die Sprache des Hiobbuches sorgten für eine Begrenzung der Autorität Satans. Zumal bei Hiob ist der Satan ein Diener Gottes, der für alles, was er tut, zuerst Gott um Erlaubnis fragen muss. Jüdische und christliche Autoren waren sich in dieser Frage einig. 13 1.3 Sünde, Satan und böser Trieb Die Identifikation der Paradiesesschlange mit dem Satan in der Spätzeit des Zweiten Tempels geht einher mit einer ganz anders gearteten Überzeugung, dass nämlich Gott nicht der Urheber der Sünde ist, die Sünde aber gleichwohl von Anbeginn in der Welt war. Der Verfasser des 4. Esrabuches (spätes 1. Jh. n. Chr.) erwähnt den Satan nicht, führt aber die menschliche Fehlbarkeit auf Adam zurück, der »die Bürde eines bösen Herzens« zu tragen hat, und mit ihm alle seine Nachkommen. Esra beklagt, dass Gott Adam nicht schon bei der Schöpfung das böse Herz weggenommen hat. Deshalb habe sich Israel schon beim Empfang der Tora gegen Gottes Gesetz vergangen: »So entstand eine dauernde Krankheit: das Gesetz im Herzen des Volkes zusammen mit der Wurzel des Bösen; das Gute schwand, das Böse blieb« (4. Esra 3,22; vgl. 4,30 14 ). Auch Paulus sieht in Adam das Einfallstor für das Böse in die Welt: »Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben« (Röm 5,12). Wenn Paulus und der Verfasser des 4. Esrabuches die Sünde bis auf Adam zurückführen, dann ist damit gesagt: Die Sünde ist so alt wie die Menschheit. Sünde als »Wurzel des Bösen« und »dauernde Krankheit« wird in ihrer Radikalität und Unausweichlichkeit begriffen. Dennoch wird bei beiden Autoren nicht Gott für das von Adam angerichtete Unheil verantwortlich gemacht. Sünde und Tod sind gleichsam von außen »eingedrungen«, nachdem Gott den Menschen zu seinem Bilde geschaffen »Aus der Genesis erschloss man die Wandlungsfähigkeit Satans entsprechend seinen Absichten, gleich einem Chamäleon, das seine Farbe ändert. Im Paradiesgarten zeigte er sich als Schlange, in Korinth dagegen als ›Engel des Lichts‹ (2Kor 11,14).« Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 18 - 3. Korrektur 18 ZNT 28 (14. Jg. 2011) Zum Thema hat, bestimmt zur Liebe, aber mit der Freiheit, dieser Bestimmung nicht zu entsprechen. Im Römerbrief agiert die »Sünde« ganz ähnlich wie die Schlange im Paradies und wie der Satan: Voller Hinterlist »betrügt« sie und erregt sie »Begierden aller Art« (Röm 7,8.11), sie »herrscht« (5,21; 6,12.14) und die Menschen »dienen« ihr wie »Sklaven« (6,6.16f ). Die Macht der Sünde treibt die Menschen in den Tod. Die paulinische Auffassung von der Sünde unterstreicht das, was Hendrikus Berkhof »die unerbittliche Macht des Bösen« nennt. Darin besteht die »tragische« Dimension der Sünde: Mächte, die uns unterworfen haben, jedoch nicht ohne unsere Zustimmung. 15 Die Sprache des 4. Esrabuches verwendet mit »böses Herz« und »böse Saat« geläufige Bilder für den »bösen Trieb« (jezer ha’ra). Jüdisch wie christlich war die Auffassung verbreitet, dass jeder Mensch eine solche Anlage zur Sünde besitzt. Dieser böse Trieb gilt als Ausdruck der Gespaltenheit des menschlichen Selbst. Wer dem bösen Trieb nachgibt, grenzt einen Teil des Selbst als eine Art Heiligtum ab, um sich dort dem Götzendienst, sexueller Unmoral, Selbstrechtfertigung, Rache, Selbstüberhebung und vielem mehr hinzugeben. Man ist dann zwiegespalten zwischen dem Wunsch, Gott zu dienen, und dem Drang, die nichtigen Begierden zu befriedigen. Weil man keine eindeutige Bindung eingeht, gleicht man einem Schiff in rauer See, das von den Wellen bald in diese, bald in jene Richtung geworfen wird (Jak 1,6 f.), und man wird jeglicher Versuchung leicht erliegen. Antike Vorstellungen über den bösen Trieb wurden vielfach mit Anschauungen über den Satan verbunden. Einerseits sah man im Satan »den großen Drachen« (Offb 12,9), einen kosmischen Widersacher, der in den himmlischen Regionen gegen Gott und seine Engel Krieg führt und sich auf der Erde in Unterdrückung und Ausbeutung bemerkbar macht. Andererseits sah man im Satan einen Widerpart im Inneren des Menschen, der die Gläubigen vom Weg Gottes abbringen will. Der Satan wirkt also in Seelen und Imperien gleichermaßen. Ein wichtiger Qumrantext vergleicht dementsprechend den inneren Kampf gegen den bösen Trieb mit dem kosmischen Kampfgeschehen des »Geistes der Gesetzlosigkeit« und der »Engel der Finsternis« gegen den »Engel der Wahrheit« bzw. den »Fürsten des Lichts« (1QS III,13-IV,14). Die Vorstellung vom bösen Trieb diente jüdisch wie christlich dazu, den Kampf im Inneren der Seele zu verstehen, ein Kampf nicht nur gegen äußere Feinde, sondern auch gegen eigene böse Regungen. Nach rabbinischer Auffassung bedurfte es für den Sieg über den bösen Trieb wie auch den kosmischen Widersacher nichts Geringeres als einer Transformation der Welt, bei der nicht nur Himmel und Erde, sondern auch des Menschen Herz neu geschaffen werden: »In der neuen Welt werde ich [den bösen Trieb] aus dir ausreißen, wie geschrieben steht: ›Ich will das steinerne Herz aus deinem Leib wegnehmen und dir ein fleischernes Herz geben, und ich werde meinen Geist in dich geben‹« 16 . Wenn Paulus von Jesu vollkommenem Gehorsam schreibt (Röm 5,18 f.), stellt er fest, dass für Jesus dieser verheißene Tag bereits angebrochen ist. Von allen Menschen hat allein Jesus dem bösen Trieb nicht nachgegeben, er allein war Gott ganz gehorsam. Christen haben Anteil an dieser Gerechtigkeit, nicht weil sie nun nicht mehr versucht würden, sondern weil Gott ihnen aus Gnade die Gerechtigkeit Christi anrechnet. Außerdem gibt er ihnen den Geist, sodass sie nach den Dingen des Geistes trachten und der Stimme der Versuchung widerstehen können. Fazit: In neutestamentlicher Zeit sah man im »Satan« bzw. »Teufel« ein eigenständiges Geistwesen, das Versuchung und körperlichen Schmerz anwendet, um die Gerechten zum Ungehorsam zu verführen. Er ist zugleich der Herrscher des Kosmos, der eine Armee von Geistern und Dämonen befehligt. Er nimmt Einfluss auf die Gedanken und Handlungen der Menschen und verführt sie durch Versprechungen von Gewinn und Genuss oder durch Androhung von Schmerz und Qual. Er hat Macht über alle Götzendiener und will zusätzlich die Gerechten zum Abfall von Gott, zum Götzendienst, »Nach rabbinischer Auffassung bedurfte es für den Sieg über den bösen Trieb wie auch den kosmischen Widersacher nichts Geringeres als einer Transformation der Welt, bei der nicht nur Himmel und Erde, sondern auch des Menschen Herz neu geschaffen werden.« »In Zeiten nationaler Katastrophen entstand ein Bewusstsein nicht nur von eigener Schuld, sondern auch ein Gefühl des Ausgeliefertseins an Mächte, die sich menschlicher Kontrolle entzogen. Äußerlich war man von gottlosen Herrschern unterdrückt und ausgebeutet, im Inneren dagegen sah man sich von verderblichen Mächten verführt, die die Seele selbst in ihrer Gewalt hatten.« Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 19 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 19 Susan R. Garrett Jesus als Befreier vom Satan und den Mächten Immoralität, Feindschaft, Zank und anderen Lastern verführen. Diese Vorstellungen von Wesen, Zielen und Handlungsweisen Satans sind durch die Kombination unterschiedlicher Attribute aus biblischen Texten und nichtbiblischen Mythen entstanden. 1.4 Mächte und Gewalten Im antiken Judentum wie im frühen Christentum hat diese sich entwickelnde Meta-Erzählung eine breite Wirkung entfaltet. In Zeiten nationaler Katastrophen entstand ein Bewusstsein nicht nur von eigener Schuld, sondern auch ein Gefühl des Ausgeliefertseins an Mächte, die sich menschlicher Kontrolle entzogen. Äußerlich war man von gottlosen Herrschern unterdrückt und ausgebeutet, im Inneren dagegen sah man sich von verderblichen Mächten verführt, die die Seele selbst in ihrer Gewalt hatten. Die Figur des Satans verlieh diesem Daseinsgefühl des Opfer- und Sünderseins einen Ausdruck und eröffnete zugleich Handlungsmöglichkeiten: Hatte Hiob den Satan nicht durch andauernde Geduld bezwungen? Sollte man es ihm nicht, angetan mit Gottes Rüstung (Eph 6,11), gleich tun? Im Neuen Testament wird die Feindschaft gegen Gott allerdings nicht durchgängig auf eine Armee von Dämonen unter der Führung eines bösen Geistwesens zurückgeführt. Eine andere Ausdruckweise, die mit komplexeren Strukturen des Bösen in der Welt rechnet, redet von »Mächten und Gewalten«. Gemeint ist, dass unsichtbare Mächte das Geschehen in der sichtbaren Welt beeinflussen. Umgekehrt kann das sichtbare Geschehen die unsichtbaren Mächte tangieren, so etwa in Offb 12,9-17: Als Michael Krieg gegen den Drachen führt und ihn aus dem Himmel hinauswirft, wird dieser Sieg vom Blut Jesu und dem Zeugnis der Märtyrer bewirkt (d. h. ein Einfluss irdischer Ereignisse auf kosmische). Zugleich aber bedeutet der Satanssturz noch mehr Leid für die Nachfolger Jesu (d. h. ein Einfluss kosmischer Ereignisse auf irdische). Neutestamentliche Autoren bezeichnen diese unsichtbaren Größen mit einer Vielzahl von Ausdrücken: »Fürstentümer«, »Mächte«, »Obrigkeiten«, »Herrscher«, »Könige«, »Engel«, »Dämonen«, »Geister«, »Throne«, und »Herrschaften«, entweder mit Bezug auf himmlische, geistliche Entitäten oder aber mit Blick auf irdische Herrscher und Machtstrukturen. Nicht selten sind auch beide Bereiche gleichermaßen gemeint. Wenn Paulus etwa schreibt, die »Herrscher dieser Welt« hätten Gottes verborgene Weisheit nicht verstanden, weil sie sonst Jesus nicht gekreuzigt hätten (1Kor 2,7 f.), dann meint dies die weltlichen Herrscher, die Jesus getötet haben, und zugleich geistliche Mächte im Hintergrund dieses Geschehens. 17 Heute ist es unter Christen weithin üblich, die unsichtbare, geistliche Seite zu betonen und die weltliche zu vernachlässigen. Man sieht dann in den Mächten, Herrschern, Engeln usw. reine Geistwesen mit einzigartiger Intelligenz und übernatürlichen Fähigkeiten, entweder im Dienste Satans oder Gottes. Nach dieser Auffassung haben der Satan und seine Diener nahezu unerschöpfliche Möglichkeiten, Gottes Ziele zu unterwandern, und das Böse in der Welt ist die Folge davon. Diese Sicht wird maßgeblich durch die beliebten Leftbehind-Romane von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins popularisiert. Die zwölf Folgen der bei Tyndale House verlegten Serie haben eine verkaufte Gesamtauflage von 65 Millionen Exemplaren. Die Romanhandlung umfasst Ereignisse, wie sie viele (nicht alle) Christen erwarten: Die Entrückung der Heiligen, die siebenjährige Trübsal, die Schlacht bei Armageddon. In der Welt dieser Romane kommen die bösen Mächte von außerhalb des Menschen und der Welt, übernatürliche Kräfte, die die Menschen mit Magie verblenden und von ihnen Besitz nehmen. Auch die Bestseller-Romane von Frank Peretti über die Einnahme einer kleinen Stadt durch die Agenten des Satans sind hier zu nennen. Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Angebote zum Thema »Geistliche Kriegsführung« 18 . In dieser Literatur kommen die bösen Mächte stets von außerhalb, als ein anderes, fremdes, selbst wenn sie im Menschen wirken. Sie kommen von außerhalb der Menschen, der sozialen Netzwerke, der Ideologien und Institutionen. Die Rolle Jesu besteht darin, diese Mächte zu zerstören und in den Schlund der Hölle zu werfen. Dagegen beharren Christen aus einem calvinistischen oder anderswie reformierten Umfeld darauf, die innerweltliche Dimension des Bösen stets mit zu bedenken. Die neutestamentliche Rede von den bösen Mächten wird hier nicht (oder nicht ausschließlich) auf Geistwesen, sondern (auch) auf soziale Größen und auf Verhaltensnormen bezogen. Auch gelten die Mächte nicht als uneingeschränkt böse. Sie sind vielmehr »gemischte Charaktere«, die mehrheitlich mit guter Absicht ins Leben gerufen wurden, etwa das Gesundheitssystem, die Institution Familie oder die Genfer Konventionen. Doch haben alle diese weltlichen Mächte einen Hang zur Sünde. Sie neigen zur Selbsterhaltung, sind versucht, mit fragwürdigen Methoden Loyalität herzustellen, und nicht selten verfolgen sie eigennützige Ziele wie Profit oder Genuss, anstatt den Interessen Gottes und der Mitmenschen zu dienen. 19 Aus dieser Sicht sind die Mächte und Gewalten integraler Bestandteil der sozialen und Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 20 - 3. Korrektur 20 ZNT 28 (14. Jg. 2011) Zum Thema kulturellen Systeme und Institutionen, die menschliches Zusammenleben möglich machen. Obwohl sie zur gefallenen Schöpfung gehören, sind sie für menschliches Wohlergehen unabdingbar. Diese Interpretation verhilft zu einem besseren Verständnis von Passagen wie Röm 13,1-7, wo Paulus die »Obrigkeiten« und »Regierenden« als von Gott zum Guten eingesetzte Haushalter ansieht. Nach dieser reformierten Auffassung leben wir unser Leben in den sozialen und kulturellen Zusammenhängen, die von den »Mächten und Gewalten« konstituiert werden. Wir verinnerlichen und reflektieren ihre Werte und Erwartungen, einschließlich ihrer sündigen und verderblichen Tendenzen. Wenn ich jemanden benachteilige, mag dies daran liegen, dass meine Familie, mein soziales und kulturelles Umfeld mich verblendet und mir die Überzeugung eingeimpft haben, bestimmte Menschengruppen verdienten eine schlechtere Behandlung als andere. Ein Selbstmord-Attentäter mag von den Mitgliedern einer militanten Gruppe manipuliert worden sein, Gewalt als Akt der Hingabe an Gott und seine eigene Volksgruppe anzusehen. Wir erkennen: Menschen sündigen, weil sie von beherrschenden Mächten verblendet, betrogen und unterworfen wurden. Vor Gott sind wir verantwortlich als Individuen wir auch als Teil sündiger Kollektive, deren Neigungen und Perversionen wir uns aneignen, die wir ausführen und die wie anderen weitergeben. Wie aber ist es dazu gekommen, dass wir in einer Welt leben, die von solchen Mächten beherrscht wird? Und welche Rolle spielt Gott bei all dem? Paulus hat unsere »gegenwärtige böse Weltzeit« (Gal 1,4) bis auf die Zeit Adams zurückgeführt. Mit der Sünde Adams ist eine kosmische Veränderung eingetreten: Mächte mit Namen »Sünde« und »Tod« haben in die Welt Eingang gefunden. Gott hat diesen und anderen Mächten, die heute die Geschicke der Welt bestimmen, zum Teil die Kontrolle überlassen. Die Gewalten üben Macht aus, weil Gott sie gewähren lässt. Immerzu schaut Gott aber auf den Tag der Auferstehung voraus, wenn die Toten auferweckt und die Herrschaft Christi, die mit seiner Auferstehung anfing, vollendet werden wird. Die Auferstehungshoffnung der Christen besteht also nicht nur darin, dass wir als Individuen zum Leben erweckt werden, sondern dass die ganze Schöpfung »frei werden wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes« (Röm 8,21). An jenem Tage werden die gefallenen Mächte vollständig unterworfen sein und Gott wird wahrhaft »alles in allem sein« (1Kor 15,28). Die paulinische Auffassung von den Mächten hat Konsequenzen für unsere Sicht auf das Problem des Bösen: Gott »will« nicht unmittelbar jedes Böse, das geschieht. Bei der Schöpfung gab er den Gewalten ihre Machtbefugnis zu eigen, und sie bestimmen weithin das Geschehen in der Welt, einschließlich des Bösen, das sich ereignet. Manchmal wirken diese Mächte Gott zuwider, so wie auch wir als Individuen manchmal gegen Gottes Willen handeln. Gott »will« diese Dinge nicht, aber in seiner Souveränität gestattet er, dass sie geschehen. Andererseits schreibt Paulus, dass »alle Dinge denen, die Gott lieben, zum Besten mitwirken, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind« (Röm 8,28). Das heißt nicht, wie oft angenommen wird, dass alles, was geschieht, einen speziellen Sinn hat. Vielmehr: Gott kann selbst Böses zu einen guten Ende führen. So ließ es Gott in seiner Voraussicht zu, dass Joseph von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft wurde, aber obwohl sie es böse meinten, »gedachte Gott, es gut zu machen« (Gen 50,20). Oder: Paulus wurde von Mächten, die Gottes Ziele vereiteln wollten, gefangen gesetzt, doch mit dem Effekt, dass »die Brüder in dem Herrn durch meine Gefangenschaft Zuversicht gewonnen haben und umso kühner geworden sind, das Wort zu reden ohne Scheu« (Phil 1,14). Nicht zuletzt: Die Kreuzigung Jesu wurde von den Herrschern dieser Welt ins Werk gesetzt, ohne dass diese den Heil stiftenden Effekt ihrer Tat erahnen konnten (1Kor 2,8). 2. Jesus als Erlöser von den Mächten. 2.1 Jesu Herrschaft über die Mächte Die ganze und endgültige Erlösung von den gefallenen Mächten wird es vor dem Jüngsten Tag nicht geben. Die frohe Botschaft des Evangeliums lautet, dass der Auferstandene die »Erstlingsfrucht« der kommenden Erlösung und zugleich Herr über die Mächte ist (1Kor 15,23; Eph 1,20 f.; 1Petr 3,22). Den Christen ist sogar verheißen, dass sie an seiner Macht »im Namen Jesu« schon jetzt Teil haben: »Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu »Menschen sündigen, weil sie von beherrschenden Mächten verblendet, betrogen und unterworfen wurden. Vor Gott sind wir verantwortlich als Individuen wie auch als Teil sündiger Kollektive, deren Neigungen und Perversionen wir uns aneignen, die wir ausführen und die wir anderen weitergeben.« Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 21 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 21 Susan R. Garrett Jesus als Befreier vom Satan und den Mächten treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.« (Lk 10,19; vgl. Eph 6,10-17; Phil 2,10). Obwohl Lukas notiert, dass uns nach Jesu Wort »nichts schaden wird«, ist doch klar, dass wir dies in übertragenem Sinn zu verstehen haben, sofern im weiteren Verlauf des LkEv und der Apg Christen vielfach um Jesu willen leiden. Jesu Herrschaft über die Mächte und unsere Machtbefugnis als seine Jünger äußern sich nicht in übernatürlichem Schutz, sondern in der von Gott gegebenen Kraft, inmitten einer gefallenen Welt zu bestehen. Es ist dieselbe Kraft, die Jesus das Kreuz erdulden ließ, anstatt davor zu fliehen, und so die Mächte zu unterlaufen, die Gottes Reich zerstören wollten. Den Jüngern Jesu ist reale Kraft verheißen, die »Kraft, die in uns wirkt«, mit der Gott »überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen« (Eph 3,20). In einem Punkt stimmen die Autoren des Neuen Testaments freilich nicht überein: Einige Passagen vermitteln den Eindruck, dass die Autorität über die Mächte schon in Gänze verwirklicht und von allen anerkannt ist, andere Stellen lassen dagegen erkennen, dass dieser Sieg noch aussteht. In Hebr 2,8 heißt es ausdrücklich: »Jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles untertan ist«. Bei Paulus lesen wir, dass Jesus erst dann das Reich dem Vater übergibt, »nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat«, und dass »der letzte Feind, der vernichtet wird, der Tod« ist (1Kor 15,24- 26). Die Macht des Todes ist also noch nicht gebrochen, wenngleich sein Ende durch die Auferweckung Christi verbürgt ist. Und die Sünde, die alte Sklavenhalterin, läuft noch immer frei herum. Zwar gibt es für Christen keinen Zwang, der Sünde zu gehorchen, sie stehen aber ständig in der Gefahr, ihr dennoch Gehorsam zu leisten (Röm 6,13). Erst recht hat die Sünde immense Macht über große Teile der übrigen Menschheit. Die Schöpfung seufzt, weil die bösen Mächte anscheinend ungehindert in den gefallenen Kosmos Eingang finden. Aber Jesus, Schöpfungsmittler und Mitherrscher zur Rechten Gottes, herrscht über diese Mächte. Als Herr gibt er den Gläubigen die Autorität, ihnen entgegen zu treten. Lässt sich dazu Genaueres sagen? 2.2 Wie Jesu Jünger gegen das Böse angehen Jesu Streit wider die Mächte und Gewalten weist ihn aus als den Vollendeten, der zu Gott erhoben wurde. Er hat mehr vollbracht als menschliche Kraft je schaffen kann. Doch durch die Einheit der Jünger mit Jesus kraft des heiligen Geistes wurden auch sie zu Gott erhoben. Damit hat die christliche Antwort auf das Böse nicht die Form einer Erklärung seiner Ursache, wohl aber der Herausforderung und der Segnung. Die Herausforderung besteht darin, dem Bösen zu widerstehen und und den Leidenden beizustehen, entsprechend dem Gebet Jesu in Getsemane: »Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt«, und »Bleibt hier und wacht mit mir« 20 . Die Segnung ist die verheißene Einheit mit Christus durch den Geist und dadurch die Kraft, im Widerstehen und im Beistehen auszuharren. Paulus sagt es so: »Ich vermag alles durch den, der mich stark macht« (Phil 4,13). Dazu gehört auch das Ausharren inmitten der sündigen und leidvollen menschlichen Existenz. Der Mensch ist nicht göttlich, erfährt aber in der Gemeinschaft Jesu eine Kraft zum Widerstehen, die er von sich aus nie aufbringen könnte: 1) Menschen werden die Augen geöffnet für die Macht der Sünde und ihre falschen Versprechungen. Solche Erkenntnis kann schrittweise oder plötzlich eintreten und Einzelnen und ganzen Völkern widerfahren. 2) Menschen erfahren Stärkung, wenn der Tod sie angreift und quält. Gläubige haben zu allen Zeiten Mächten des Todes widerstanden und im Vertrauen auf den Gott, der die Toten auferweckt, ihre Angst überwunden. Mögen Märtyrer bei uns auch selten geworden sein, so gibt es doch auch heute Christen, die ihren Glauben inmitten schrecklicher Bedrängnis bezeugen und an der Hoffnung festhalten. 3) Wenn Menschen sich verfehlen, ist ihnen Jesu Vergebung gewiss. Sie dürfen sich angenommen wissen, selbst wenn sie in Schande daniederliegen. Dies lässt sie über Mächte triumphieren, die sie in die Verzweiflung treiben wollen. 4) Menschen werden zur Liebe ermächtigt und zum Dienst an denen, die ihnen Unrecht tun und sie hassen. Sie haben die Kraft zu vergeben und das Unrecht, das ihnen angetan wurde, aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Christi Herrschaft über die Gewalten zeigt sich also vor allem darin, dass er Menschen aus deren Machtbereich befreit und dass diese Menschen die Kraft haben, Böses mit Gutem zu vergelten und Hass durch Liebe zu vertreiben. Im antiken Judentum ist Mastema ein geläufiger Name für den Satan, bekannt v. a. aus dem Buch der Jubiläen. Der Name bedeutet »Feindschaft« oder »Hass«-- Lieblingswerkzeuge des Satans, mit denen er sich die blinde Gefolgschaft derer sichert, die auf die Vernichtung ihrer Feinde aus sind. Mastema erregt ungerechten Zorn, der eine große Zerstörungskraft hat und alles vernichtet, was Menschen lieb und wert ist. Doch die Botschaft Jesu Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 22 - 3. Korrektur 22 ZNT 28 (14. Jg. 2011) Zum Thema ist stärker als Mastema: »Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ›Du sollst deinen Nächsten lieben‹ und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist« (Mt 5,43-48). Aber ist Vollkommenheit überhaupt eine mögliche und erfüllbare Forderung? Sie ist es, weil Feindesliebe nicht dem Herz des Menschen entspringt, das auf seine eigenen Interessen fixiert ist und seine eigenen Klagen nährt und rechtfertigt. Feindesliebe ist eine göttliche Kraft, dessen Feinde wir waren. Die Vollkommenheit Gottes manifestiert sich in der bedingungslosen Liebe Gottes, die allen gilt. Gott gibt Regen und Sonne, ohne die kein Leben möglich ist, für die Gerechten und Ungerechten gleichermaßen. Auch Jesu Liebe ist von dieser Art und im Vertrauen auf die »Gabe von oben« (vgl. Jak 1,17) fordert er von den Menschen dasselbe. Wer hasst, wandelt in der Finsternis. Wer aber liebt, der hat den Bösen überwunden (vgl. 1Joh 2,9-14). Jesu Macht, Hass zu überwinden und Liebe zu wecken, ist die außergewöhnlichste Macht überhaupt, weil es die Macht ist, den Tod durch das Leben zu überwinden. Wer je vom Dämon des Hasses besessen war-- Miroslav Volf spricht zutreffend von der Abscheu vor den anderen, die sich aus der Erfahrung erlittenen Unglücks und Unrechts nährt 21 --, weiß, wie unbarmherzig er seine Macht ausübt. Hass ist so mächtig, weil er die Macht des Todes selbst ist (Mt 5,21 f.; 1Joh 3,15). Jesus schilt den Hass mit den Worten: »Komm hervor, du unreiner Geist« (vgl. Mk 5,8). Fazit: Mit der Figur des Satans erfassten die antiken apokalyptischen Texte den Zusammenhang von irdischen Ereignissen und der himmlischen Sphäre. Heutiges christliches Denken fasst die Rede von »Mächten und Gewalten« entweder im Sinne gänzlich jenseitiger geistiger Wesen auf oder aber diese Größen werden mit irdischen Machthabern und Strukturen des täglichen Lebens identifiziert. Dann wird vielen dieser Mächte attestiert, dass sie zu einem guten Zweck geschaffen wurden, zugleich aber eine Neigung zu sündigen Ansprüchen haben. Hierzu zählt, wie die Versuchung Jesu durch den Satan zum Ausdruck bringt, besonders der Anspruch auf gottgleiche Verehrung. In der Einheit der Gläubigen mit Christus geschieht die Befreiung aus der Gefangenschaft der Gewalten. Die Einheit mit Christus ermächtigt zum Widerstand gegen ihren verderblichen Einfluss und zur Erkenntnis ihres Wesens in Schöpfung und Fall. Da die Mächte sich in den alltäglichen sozialen und kulturellen Strukturen manifestieren, ist ihnen die Welt bis heute weithin unterworfen, und die Gläubigen stehen ständig in der Gefahr, sich ihnen erneut zu unterwerfen (Gal 5,1; Röm 6,12- 16). Die Hoffnung auf die Auferweckung erstreckt sich deshalb nicht nur auf das individuelle Leben nach dem Tod, sondern auch auf die Erlösung der Schöpfung aus der Gewalt der widergöttlichen Mächte. Dann wird Gott wahrhaft alles in allem sein. Anmerkungen 1 S. dazu ausführlicher S. R. Garrett, No Ordinary Angel. Celestial Spirits and Christian Claims about Jesus, New Haven 2008, bes.: 103-138. 2 Vgl. B. W. Anderson, Sin and the Powers of Chaos, in: D. Durken (Hg.), Sin, Salvation, and the Spirit, Collegeville 1979, 71 f. 3 A. a. O., 77. 4 A. a. O., 74. 5 A. a. O., 80. 6 A. a. O., 81. Der Gedanke, dass sich im Kosmos Kräfte des Chaos eingenistet haben, die sich gegen Gottes Herrschaft auflehnen, war keineswegs neu. Den altvorderorientalischen Mythologien war er bereits geläufig, und wie J. D. Levenson gezeigt hat, begegnet diese Sicht regelmäßig auch in der Hebräischen Bibel. Vgl. Ders., Creation and the Persistence of Evil. The Jewish Drama of Divine Omnipotence, San Francisco 1988. 7 Vgl. dazu die Diskussion bei J. J. Collins, The Mythology of Holy War in Daniel and the Qumran War Scroll: A point of Transition in Jewish Apocalyptic (VT 25), 601. 8 Zur Frage des Einflusses antiker Mythen über den Götterkampf gegen das Chaos auf die Entwicklung der Satansvorstellung vgl. S. R. Garrett, The Temptations of Jesus in Mark’s Gospel, Grand Rapids 1998, 32-49. 9 So P. L. Day, An Adversary in Heaven: Satan in the Hebrew Bible (HSM 43), Atlanta 1988, 15. 10 D. Bonhoeffer, Bibelarbeit über Versuchung. Zitiert aus: Ders., Illegale Theologenausbildung. Sammelvikariate 1937-1940 (DBW 15), München 1998, 389. »Durch die Einheit der Jünger mit Jesus kraft des heiligen Geistes wurden auch sie zu Gott erhoben. Damit hat die christliche Antwort auf das Böse nicht die Form einer Erklärung seiner Ursache, wohl aber der Herausforderung und der Segnung.« Zeitschrift für Neues Testament typoscript [AK] - 04.10.2011 - Seite 23 - 3. Korrektur ZNT 28 (14. Jg. 2011) 23 Susan R. Garrett Jesus als Befreier vom Satan und den Mächten 11 Vgl. dazu S. R. Garrett, Exodus from Bondage: Luke 9: 31 and Acts 12: 1-24, CBQ 52 (1990), 666-67, 676 f. 12 Hier besteht ein Unterschied zur zoroastrischen Religion. Zu einem möglichen zoroastrischen Einfluss auf jüdische Vorstellungen, vgl. S. R. Garrett, No Ordinary Angel, 121.270 Anm. 57. 13 Zur Spannung zwischen den Motiven »Gottesfeind« und »Diener« innerhalb des NT vgl. S. R. Garrett, Temptations of Jesus, 44-48. 14 Übersetzung aus: J. Schreiner, Das 4. Buch Esra (JSHRZ V/ 4), Gütersloh 1981, 314 f. 15 H. Berkhof, Christian Faith: An Introduction to the Study of the Faith, Michigan 1991, 201-203. Vgl. auch die aufschlussreiche Analyse des Zusammenhangs von Verführung und Zustimmung bei W. Farley, The Wounding and Healing of Desire. Weaving Heaven and Earth, Louisville 2005, 73-76. 16 Tanh, selah-leka 15 (Zitat von Ez 36,27). Übersetzung durch Levenson, Creation and the Persistence of Evil, 39. 17 Ausführlicher dazu W. Wink, Naming the Powers. The Language of Power in the New Testament, Philadelphia 1984, und Garrett, No Ordinary Angel, 129-30. 18 Perettis bekannteste Romane sind: This Present Darkness (Westchester, Ill 1986) und Piercing the Darkness (Westchester, Ill. 1989). Zur Bewegung der »Geistlichen Kriegsführung« vgl. Garrett, No Ordinary Angel, 110-112. 19 Einige Mächte und Gewalten sind einzig und allein auf ihren Vorteil bedacht, verwerfen durchweg Regeln und Standards, die dem Schutz der Rechte anderer dienen, und widmen sich niederen Zielen. Man denke an Drogen-Kartelle, Gruppen, die ihre Mitglieder zur Gewalt anhalten, Hersteller von Kinderpornographie (deren Gott das Geld ist), oder an den Ku-Klux-Klan. 20 Mk 14,38; vgl. auch 14,34 und die Vaterunser-Bitte »Führe uns nicht in Versuchung« Mt 6,13; Lk 11,4. Vgl. auch Röm 12,9. 17. 21; Eph 6,16; 1Petr 3,9-12; 3Joh 11 (»dem Bösen widerstehen«) und Röm 12,15; 1Kor 12,26 (»den Leidenden beistehen«). 21 M. Volf, Exclusion and Embrace: A Theological Exploration of Identity, Otherness, and Reconciliation, Nashville 1996, 77. Volfs beeindruckendes Buch bietet wichtige Einsichten in die Aktivität der Mächte (in Gesellschaften und Seelen), die Dynamik des Bösen und die befreiende und neuschaffende Kraft des Geistes. NEUERSCHEINUNG A. Francke Verlag • Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen Tel. +49 (07071) 9797-0 • Fax +49 (07071) 97 97-11 • info@francke.de • www.francke.de Thorsten Klein Bewährung in Anfechtung Der Jakobusbrief und der Erste Petrusbrief als christliche Diasporabriefe Neutestamentliche Entwürfe zur Theologie, Band 18 2011, X, 497 Seiten, € (D) 78,00/ SFr 105,00 ISBN 978-3-8252-8405-8 Ausgehend von der Adressierung des Jakobusbriefes und des Ersten Petrusbriefes an Christen in der ‚Diaspora‘ interpretiert die vorliegende Studie die beiden neutestamentlichen Schreiben auf dem Hintergrund (früh-)jüdischer gemeindeleitender Briefe von Jerusalem an Glaubensgenossen im Ausland. Sie fragt dabei nach Analogien hinsichtlich des kommunikativen Settings, der Deutung der Adressatensituation und der vorgelegten Bewältigungsstrategien.