eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 16/31

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2013
1631 Dronsch Strecker Vogel

»Frucht bringen« oder »Gewinnmaximierung«?

2013
Stefan Alkier
Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 11 - 2. Korrektur ZNT 31 (16. Jg. 2013) 11 Biblische Texte präsentieren materielle Armut nicht als erstrebenswertes Lebensideal. Ein asketisches Leben wird weder mit Blick auf den Genuss von Essen und Trinken noch hinsichtlich der Freude am eigenen Körper und am Körper des bzw. der Geliebten gefordert. Auch den eigenen Wohlstand zu mehren und gute Geschäfte zu machen wird nicht per se kritisiert. Im Matthäusevangelium kann ein Kaufmann, der alles auf ein gutes Geschäft setzt, sogar als Gleichnis für das Himmelreich agieren: »Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie« (Mt 13,45). 1 Wirtschaftliches Handeln und ökonomische Konzepte wie Geld, Lohn, Gewinn, Verlust, Schulden, Arbeit durchziehen viele biblische Texte, so auch das Matthäusevangelium. Die Präsenz ökonomischer Semantik und ihre kaum zu überschätzende theologische und hermeneutische Funktion verdienen exegetische Aufmerksamkeit und das nicht nur in sozialgeschichtlicher und wirtschaftsgeschichtlicher Hinsicht. 2 Ihre metaphorische Funktion stellt in komplexer Weise das Zusammenspiel von göttlichem und menschlichem Handeln vor jeder konfessionellen Traditionsbildung dar. Eine unvoreingenommene Lektüre des Matthäusevangeliums zeigt, wie unbeschwert der Lohngedanke das ganze Evangelium durchzieht, ohne in eine plumpe und berechnende »Werkgerechtigkeit« umzuschlagen, die auf die Idee käme, man könne sich das ewige Leben »verdienen« oder gar durch Ablass erkaufen. Warum aber wird dann vor Reichtum an zentralen Stellen des Matthäusevangeliums so eindringlich gewarnt und Geld sogar als Gegengott dargestellt? Es gibt über diese exegetischen Fragestellungen hinaus gewichtige zeitgenössische gesellschaftspolitische, ekklesiologische und sogar ökonomische Gründe, biblische Texte und ihre ökonomischen Konzepte in die gegenwärtigen kirchlichen und öffentlichen Diskurse einzubringen. Die einseitige politische und zunehmende gesellschaftliche Orientierung an kapitalistischen Konzepten wie etwa dem der Gewinnmaximierung 3 zerstört den Zusammenhalt der Gesellschaft, ist mitverantwortlich für den Hungertod von Millionen und vernichtet die ökologische Grundlage des Überlebens der Menschheit und vieler Tier- und Pflanzenarten. Die vorsichtigen Versuche von Wirtschaftswissenschaftlern, Politikern und Geschäftsleuten angesichts der immensen Zerstörungskraft des deregulierten Kapitalismus umzudenken, 4 kann ein argumentatives Einbringen biblischer Einsichten dann fördern, wenn die Komplexität biblischen Denkens gewahrt bleibt und nicht in ideologischer Naivität jede Form von Kapitalismus oder sogar jedes Geschäfte-machen und wirtschaftliches Optimieren per se für alles Böse dieser Welt verantwortlich gemacht wird. Mit Blick auf Versuche einer »theologischen Analyse der Gegenwart« ist mit Hermann Deuser dabei klarzustellen: »Wie muß und wie kann geholfen werden? -- Die Antworten auf die damit akut vor uns stehenden einzelnen Nöte, Zwänge und Zukunftsängste der Gegenwart werden der Theologie umso weniger leicht von den Lippen gehen, je intensiver sie auf die Welt, zu der sie selbst bei aller (ekklesiologischen) Distanz gehört, sich sympathetisch eingelassen hat. Neu ist diese Lage insofern, als jedes autoritative Besserwissen am eigenen Verhalten bzw. in praktischen Situationen überprüft und von daher beurteilt werden muß. Ein prinzipieller Wahrheits- und Autoritätsvorschuß für die Theologie besteht bei Gegenwartsfragen nicht mehr; aber den denkbaren und erlösenden Zusammenhang von Glaube und Lebensgestaltung in Hoffnung und Liebe aufzuweisen-- das wäre die theologische Gegenwartsdeutung, die eingreifende Interpretationen und Veränderungen vorschlagen kann.« 5 Dass aber die christlichen Kirchen stumm wie Fische die Umverteilung des Reichtums zugunsten der Megareichen seit der Deregulierung der Finanzmärkte hinnehmen und angesichts der wachsenden Armut in der Bundesrepublik Deutschland 6 und erst recht mit Blick auf die globale Armut nicht hörbar theologisch argumentativ und wirtschaftspolitisch sachkundig im öffentlichen Diskurs aufbegehren, zeugt in bitterer Klarheit davon, dass sie gegenwärtig keine theologische Kraft zu »eingreifenden Interpretationen« aufbringen. Sie verfehlen damit nicht nur ihre prophetischen Aufgaben. Schlimmer noch: Sie spielen eine aktive Rolle in der zunehmenden Verschlechterung des Arbeitsmarkts zu Ungunsten der Arbeitnehmer, wenn sie unter dem Deckmantel des »Dritten Weges« Arbeitnehmern und Stefan Alkier »Frucht bringen« oder »Gewinnmaximierung«? Überlegungen zur Gestaltung des Lebens und des Wirtschaftens im Anschluss an das Matthäusevangelium Zum Thema Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 12 - 2. Korrektur 12 ZNT 31 (16. Jg. 2013) Zum Thema gende Eintreten für eine solidarische Gesellschaft der Kirchen auf sich warten lässt, das diese dann aber auch selbst als Arbeitgeber vorbildlich praktizieren müssen. Billiger ist neues Vertrauen nicht zu erwerben. Die fehlende prophetische Kraft der christlichen Kirchen kann aus einer Rückbesinnung auf die Bibel gewonnen werden. Die biblischen Texte wurden nämlich nicht als wissenschaftliche oder kirchliche Auftragsarbeit für eine nach allen Seiten hin ausgewogene »Denkschrift« produziert. Sie sind vielmehr positionelle Werbeschriften für die Überzeugung, dass angesichts der individuellen, politischen und sozialen Realitäten grundsätzliches Umdenken notwendig ist. Sie werben mit aller Entschiedenheit dafür, das Leben als Gabe zu begreifen und sich an dem Gott zu orientieren, dem sich alles Leben verdankt und der über die Erwählung Israels seine Weisungen für ein gutes Leben in der Solidarität der Geschöpfe, die Tora, aller Welt bekannt gemacht hat. Aus der Perspektive der neutestamentlichen Schriften ist dieser Gott Israels derselbe Gott, den Jesus von Nazareth verkündet hat und der diesen aus dem Kreuzestod in sein göttliches Leben hinein auferweckt hat. 8 Die Grundorientierung an diesem Gott aus der Perspektive der Kreuzestheologie berührt alle menschlichen Lebensbereiche, auch das politische und wirtschaftliche Handeln. 1. Wirtschaftsgeschichtliche Grundaspekte der Ökonomie der Gewinnmaximierung 9 Das wirtschaftliche Konzept der Gewinnmaximierung hat eine lange Geschichte. Es geht mindestens zurück bis zu den Ptolemäern (3. Jh. v. Chr). 10 Die multikulturelle griechisch-römische Welt bestand vorwiegend aus entwickelten Agrargesellschaften. Der überwiegende Teil der Arbeitskraft wurde in die Landwirtschaft und in die Veredelung ihrer Produkte investiert. Der über Wohlstand und Macht entscheidende Besitz war der von Land. Das Wirtschaftsleben-- die Produktion und Verteilung von Sachgütern sowie Dienstleistungen-- wurde dabei von überregionalen und regionalen Faktoren bestimmt, aus deren Zusammenspiel verschiedene und zum Teil recht komplexe Produktions- und Distributionsformen hervorgingen. Arbeitnehmerinnen Grundrechte wie das Streikrecht vorenthalten, auf die Selbstausbeutung ihrer Mitarbeiter setzen und sogar kalkulierte Ausbeutung vorantreiben, indem sie Leihfirmen wie etwa bei den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel gründen, um im eigenen Haus Lohndumping betreiben zu können. Die Kirchen und ihre diakonischen Dienste sind keine Vorbilder gerechten Wirtschaftens, sie sind aktive Player des Lohndumpings und der Unterdrückung von Arbeitnehmerrechten. Welche Impulse für eine gerechtere Marktwirtschaft kann man denn von solchen Arbeitgebern erwarten? Das theologische und gesellschaftliche Desinteresse der christlichen Kirchen und auch der überwiegenden Mehrheit der universitären theologischen Forschung und Lehre an der materiellen Armut und der ungerechten Verteilung materieller Güter dürfte erheblich zum Glaubwürdigkeitsverlust christlicher Kirchen in der bundesrepublikanischen Gesellschaft beitragen. 7 Keine Kirchenreform wird Menschen wieder in die Kirchen bringen, solange das gesellschaftswirksame und argumentativ überzeu- »Die biblischen Texte wurden […] nicht als wissenschaftliche oder kirchliche Auftragsarbeit für eine nach allen Seiten hin ausgewogene ›Denkschrift‹ produziert. Sie sind vielmehr positionelle Werbeschriften für die Überzeugung, dass angesichts der individuellen, politischen und sozialen Realitäten grundsätzliches Umdenken notwendig ist.« Dr. Stefan Alkier ist seit 2001 Professor für Neues Testament am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt/ Main. 2009 erschien im Francke-Verlag als NET 12 seine Monographie: Die Realität der Auferweckung in, mit und nach den Schriften des Neuen Testaments. 2010 erschien wieder im Francke Verlag sein Lehrbuch: Neues Testament, UTB Basics. Er ist seit Heft 1 der ZNT einer ihrer drei geschäftsführenden Herausgeber. Seit 2008 gibt er zudem den neutestamentlichen Teil des bibelwissenschaftlichen Internetlexikons www.wibilex.de heraus. Stefan Alkier Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 13 - 2. Korrektur ZNT 31 (16. Jg. 2013) 13 Stefan Alkier »Frucht bringen« oder »Gewinnmaximierung«? Staatswirtschaft, Poliswirtschaft, Tempelwirtschaft und private Hauswirtschaft waren zwar unvermeidlich ineinander verwoben, stellten aber verschiedene wirtschaftliche Organisationsformen mit je eigenen Handlungsspielräumen dar. Eine Wirtschaftspolitik im modernen Sinn gab es jedoch nicht. Vielmehr entwickelten sich die jeweiligen wirtschaftlichen Sachverhalte vornehmlich als Effekte der Machtpolitik einerseits und der notwendigen Befriedigung der Grundbedürfnisse der jeweiligen Bevölkerung andererseits. Der Siegeszug des makedonischen Königs Alexanders des Großen hatte nicht nur machtpolitische und geistesgeschichtliche Konsequenzen, sondern brachte auch erhebliche wirtschaftliche Veränderungen mit sich, die ausführlich Michael Rostovtzeff in seinem immer noch unersetzten Werk »Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt« 11 dargelegt hat. Das Heer Alexanders, das Rostovtzeff eindrücklich als bewegliche Stadt charakterisiert, war selbst ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und spielte bei der Intensivierung der Geldwirtschaft und des Straßenbaus eine bedeutende Rolle. Von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung sind darüber hinaus zu nennen die wirtschaftliche Schlüsselfunktion des Monarchen und der intensivierte Städtebau. Ein wichtiger Aspekt des charismatisch verstandenen Königtums Alexanders und seiner Nachfolger in den hellenistischen Diadochenreichen bestand in der Auffassung, dem König gehöre das Land, das er beherrschte. Die kommunikations- und agrartechnischen Möglichkeiten der antiken Gesellschaften ließen aber eine direkte landwirtschaftliche Nutzung des gesamten Landes durch das Königshaus nicht zu. Durch verschiedene Formen der Nutzungsüberlassung organisierte eine privilegierte Oberschicht die weitere Ausbeutung des Landes, wobei die Städte eine relative Autonomie genossen und zum Teil ebenfalls über erhebliche Landmengen verfügen konnten. Ein komplexes Abgabensystem sorgte dabei für den Rücklauf eines großen Teils des Erwirtschafteten an den Königshof. Neben der direkten Nutzung von königlichem Land und der indirekten durch die Nutzungsüberlassung war die Monopolisierung eine erhebliche Einnahmequelle der hellenistischen Könige. Sie war besonders ausgeprägt im Ptolomäerreich mit Ägypten als Kernland. Dort hatte der König die Monopole über Salz, Bier, Gewürze, Münzprägung und Banken inne. 12 Insgesamt förderten die hellenistischen Könige ein wirtschaftliches Denken, das auf Gewinnmaximierung aus war. Die unmittelbare Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern war zwar überwiegend noch gewährleistet, stand aber nicht mehr im Vordergrund der königlichen und aristokratischen Landbebauung. Ein entscheidendes Instrument dieser wirtschaftlichen Verschiebung bestand im Ausbau der Geldwirtschaft, denn diese erlaubte nicht nur eine stärkere staatliche Kontrolle, sondern eignete sich auch weit besser zur Anhäufung von verfügbarem Reichtum. Vor allem die Ptolemäer waren an der Gewinnmaximierung interessiert, weil sie im Konkurrenzkampf mit anderen Diadochenreichen, insbesondere den Seleukiden, über weniger Land und Bodenschätze verfügten, und diesen Mangel über Gewinnmaximierung auszugleichen suchten. Schon Alexander hatte den erbeuteten Staatsschatz der Perser in Münzen prägen lassen und damit unter anderem seine Soldaten bezahlt. Durch diese enorme Neuemission beabsichtigte er die Durchsetzung einer einheitlichen Währung und damit die überregionale Förderung des Handels. Allerdings behielten die regionalen Münzen ihren Wert, so dass de facto mehrere Münzsysteme gleichzeitig im Umlauf waren. Diese Politik Alexanders führten seine Nachfolger in den Diadochenreichen mit unterschiedlicher Intensität und Ausrichtung und später auch noch die Römer fort. Besonders intensiv waren auch hier die Ptolemäer durch die bereits erwähnte Monopolisierung auf die Durchsetzung einer einheitlichen Währung als Grundlage einer florierenden Wirtschaft bedacht. Während sich Alexander und die Seleukiden an der attischen Münzprägung orientierten, folgten die Ptolemäer zunächst der rhodischen und dann der tyrischen Münzprägung. Diese Unterschiede führten zu zwei verschiedenen Wirtschaftszonen in der hellenistischen Welt. Durch die wechselnden machtpolitischen Konstellationen gehörten Galiläa, Samarien und Judäa abwechselnd zur seleukidischen und zur ptolemäischen Wirtschaftszone, bis dann in Folge der Makkabäerkriege unter Führung der Hasmonäer ein eigenständiges jüdisches Königtum entstand, dem die Römer 63. v. Chr. ein Ende bereiteten. Der umfassend ausgebildete Alexander hatte sich nicht nur als Kriegsherr betätigt, sondern auch das ägyptische Alexandria zu großen Teilen selbst entworfen. Dem Bau neuer Städte und dem Ausbau älterer Städte und Handelsstraßen widmeten auch seine Nachfolger Zeit und Geld. Die antike Großstadt ist ein Produkt des Hellenismus, wobei insbesondere Pergamon mit über »Insgesamt förderten die hellenistischen Könige ein wirtschaftliches Denken, das auf Gewinnmaximierung aus war.« Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 14 - 2. Korrektur 14 ZNT 31 (16. Jg. 2013) Zum Thema 100 000, Seleukia mit über 200 000 und Alexandria mit gut 500 000 Einwohnern zu nennen sind. Die Baumaßnahmen waren selbst ein innovativer Anschub der hellenistischen Wirtschaft. In diesem kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenhang sind auch die enormen Baumaßnahmen Herodes des Großen zu begreifen, der als römischer Vasallenkönig in der Tradition hellenistischer Könige steht. 13 Die neuen großstädtischen Lebensformen schufen wirtschaftliche Spielräume und Märkte. In den Großstädten entstanden neue Möglichkeiten für Geschäfte und Dienstleistungen. Sie brachten aber auch erhebliche soziale Probleme mit sich. Ist die Wirtschaft des frühen Roms und auch noch die der mittleren Republik vornehmlich auf die regionale Selbstversorgung durch Landwirtschaft ausgerichtet, so tritt Rom mit seiner Expansion ab dem 3. Jh. v. Chr. als internationale Wirtschaftsmacht in Erscheinung, die klar auf Profitmaximierung ausgerichtet ist. Rom verfügte zwar in der Nähe von Ostia über reichliche Salzvorkommen, war aber ansonsten arm an Bodenschätzen. Nachdem Karthago, der schärfste Handelskonkurrent Roms, endgültig besiegt worden war und sich das Römische Reich auch nach Osten hin ausdehnte und schließlich das Erbe der hellenistischen Monarchien antrat, erreichte es eine Größe, die noch nie zuvor ein Weltreich besessen hatte. Materielle Güter wie Lebensmittel, Luxuswaren, Geld-, Gold- und Bodenschätze aber auch abertausende versklavte Menschen aus den eroberten Gebieten wurden nach Rom gebracht. Die Sklaverei spielte für die Gewinnmaximierung der Wirtschaft des expandierenden Rom insgesamt eine weit größere Rolle als für die der hellenistischen Königreiche. Obwohl Rom erst ab dem Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. eigene Münzen prägte, sollte bald schon die Geldwirtschaft eine noch größere Rolle spielen als in den hellenistischen Monarchien. Die Ausbeutung der zum Teil weit entlegenen Provinzen wurde durch die Geldwirtschaft wesentlich gefördert und vereinfacht, wenngleich auch weiterhin Abgaben in Naturalien-- vor allem Getreide-- erhoben wurden. Die Provinzen dienten Rom vornehmlich zur Ausbeutung. Dennoch gab es auch hier Spielräume und große regionale Unterschiede, die auch von dem jeweiligen Statthalter unterschiedlich gehandhabt wurden. Diese waren zumeist durch hohe Kosten an ihre Ämter gekommen und nicht selten verschuldet. Dieses Geld mussten sie nun wiederum in den Provinzen abschöpfen, so dass es häufig zu unerträglichen Belastungen für die Bevölkerung der Provinzen kam. Michael Mann wandte demgegenüber ein, dass der enorme politische Erfolg des Imperium Romanum nicht monokausal mit der unterdrückenden Macht militärischer Gewalt zu erklären sei. Er zeigt vielmehr das komplexe Ineinander von militärischer, wirtschaftlicher, politischer und ideologischer Macht auf und kommt bezüglich des Imperium Romanum zu einer differenzierten Neubewertung, die die militärische Machtausübung des Römischen Reiches nicht verharmlost, zugleich aber auf ihre allen Bevölkerungsteilen zu Gute kommenden Erfolge in der Institutionalisierung von rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen hinweist, wovon etwa der enorme Ertragsquotient 14 der Landwirtschaft und die im ganzen Römischen Reich wachsenden Bevölkerungszahlen 15 zeugen. Sowohl der landwirtschaftliche Ertragsquotient als auch die Bevölkerungszahlen gehen nach Mann mit dem Ende des Römischen Reiches zurück. »Angesichts dieser beträchtlichen Aktivposten ist es falsch, das Römische Reich, wie einige Klassizisten dies tun, schlicht und einfach als ›ausbeuterisch‹ zu bezeichnen; es ist falsch, ganz gleich, ob darunter Ausbeutung einer Klasse durch eine andere Klasse oder Ausbeutung der Landregionen durch die Stadt verstanden wird. Es gab Ausbeutung, daran kann kein Zweifel bestehen, aber das […] System der Zwangskooperation profitierte auch von ihr. Worin dieser Profit bestand? Wie die dünnen Bande aussahen, die die Ausbeutung und ihr Nutzen zwischen den bäuerlichen Produzenten und der weiteren Welt knüpften, jene Bande, die so viele Menschen in so dichten Konzentrationen über ein so weites Gebiet verteilt oberhalb des Existenzminimums leben ließen? Es gab sie in zweierlei Form: einmal als horizontale, ›freiwillig‹ eingegangene Verknüpfungen in der Form des Austauschs und Handels von Gütern und zum andern als vertikale, unfreiwillige Zwangsverknüpfung in Form der Abpressung von Pachten und Steuern.« 16 Dass die auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Politik vieler Statthalter durchaus auch kritisch wahrgenommen wurde, geht aus einem bei Sueton überlieferten Zitat des Kaisers Tiberius aus einem Sendschreiben an die Provinzstatthalter hervor: »Als die Statthalter ihm dazu rieten, in den Provinzen die Steuern anzuheben, schrieb er ihnen zurück, ein Hirte erweise sich als guter Hirte, wenn er das Vieh schere und ihm nicht die Haut über die Ohren ziehe« (Sueton, Tiberius 32,2). Zentrale Regulierungsmaßnahmen wie die Abberufung von Provinzstatthaltern blieben aber die Ausnahme. Solange die Kasse in Rom stimmte, sah man in aller Regel keinen Anlass zum Handeln. Ägypten etwa wurde nach seiner Eroberung als kaiserliche Provinz zur Kornkammer Roms wie vorher schon die Provinz Afrika. Dabei mussten die Provinzen nicht nur das benötigte Korn Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 15 - 2. Korrektur ZNT 31 (16. Jg. 2013) 15 Stefan Alkier »Frucht bringen« oder »Gewinnmaximierung«? kostenlos zur Verfügung stellen, sondern sogar noch den Transport selbst organisieren und bezahlen. Trotz des auf Ausbeutung der Provinzen basierenden unermesslichen Reichtums Roms gab es auch im Stammland erhebliche Armut. Reich waren bzw. wurden insbesondere die Angehörigen des Senatoren-, des Ritter- und des Dekurionenstandes, die aber insgesamt weniger als einen Prozent der Bevölkerung ausmachten. Da diese aber die wirtschaftliche, politische, rechtliche und militärische Macht in den Händen hielten, änderte auch die Armut im eigenen Land nichts an der an Gewinnmaximierung orientierten römischen Ökonomie. Mit dieser auf Gewinnmaximierung bedachten römischen Provinzialpolitik der Ausbeutung machten auch die Judäer ihre leidvollen Erfahrungen, nachdem im Jahr 6. n.-Chr. Judäa unter direkte römische Verwaltung geriet, wovon die lukanische Episode der Steuerschätzung erzählt (Lk 2,1f.). Aufstände wurden sofort blutig niedergeschlagen. Der katastrophale jüdisch-römische Krieg (66-70 n. Chr.) hatte sicher nicht nur, aber eben auch soziale und wirtschaftliche Gründe, die Folgen der Gewinnmaximierungsstrategien nicht weniger römischer Statthalter waren. Vor diesen Hintergründen römischer Provinzialpolitik und Ökonomie zeigt sich die ökonomische Semantik der neutestamentlichen Schriften und nicht zuletzt auch des Matthäusevangeliums als höchst realitätsnah und erfahrungsgesättigt. 2. Von der Versuchung des Reichtums Bevor Jesus seine Botschaft vom Reich Gottes und dem damit zusammenhängenden notwendigen Umdenken im Matthäusevangelium verkündet, wird er vom Teufel in der Wüste versucht. Dieser Gegenspieler des Sohnes Gottes gibt sich alle Mühe, Jesus von seiner alleinigen Orientierung an Gott abzubringen und ihn zu seinem diabolischen Untergebenen zu machen. Als letzte der drei Versuchungen bietet der Teufel Jesus unbegrenzte Macht und Reichtum an: »Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn Du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit Dir, Satan! Denn es steht geschrieben: ›Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.‹ Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm« (4,8-11). Derselbe Gedanke des exklusiven Gottesdienstes wird in der sog. Bergpredigt (Mt 5-7) hinsichtlich der Konkurrenz des Geldes formuliert. Das Leben in den Dienst am Mammon zu stellen, wird vergleichbar dem Tanz ums goldene Kalb (vgl. Ex 32) als Abkehr von dem einen Gott Israels bewertet: »Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder aber er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon« (Mt 6,24). Im selben Argumentationszusammenhang wird gegen die Orientierung am materiellen Reichtum nicht nur vorgebracht, dass die Schätze dieser Welt vergänglich sind. Das viel größere Problem besteht darin, dass jegliche Orientierung an einem Leitobjekt die Selbstbestimmung des Individuums formatiert. Die gewählten Objekte der Begierde haben Macht über den, der sie begehrt, indem sie sein Handeln daraufhin programmieren, das begehrte Objekt zu erhalten. Das begehrende Subjekt wird daher nicht als Souverän seines Wollens begriffen, sondern als dem von ihm begehrten Objekt Unterworfener: »Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz« (Mt 6,19 ff.). Die Warnung vor dem Reichtum wird im Matthäusevangelium nicht von einem asketischen Ideal motiviert, sondern von der anthropologischen Einsicht in die prekäre Selbstbestimmung des im Wortsinn zu begreifenden Subjekts (dem Unterworfenen) getragen. Bei jeder Handlungsentscheidung steht auf dem Spiel, wer der Handelnde ist oder besser gesagt, wer der Handelnde durch die Wahl seiner Handlungsorientierung gewesen sein wird. Die jeweilige Handlungsentscheidung bezeugt, wer er war und ist. »Die Warnung vor dem Reichtum wird im Matthäusevangelium nicht von einem asketischen Ideal motiviert, sondern von der anthropologischen Einsicht in die prekäre Selbstbestimmung des im Wortsinn zu begreifenden Subjekts (dem Unterworfenen) getragen.« »Vor diesen Hintergründen römischer Provinzialpolitik und Ökonomie zeigt sich die ökonomische Semantik der neutestamentlichen Schriften und nicht zuletzt auch des Matthäusevangeliums als höchst realitätsnah und erfahrungsgesättigt.« Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 16 - 2. Korrektur 16 ZNT 31 (16. Jg. 2013) Zum Thema Das Begehren materiellen Reichtums unterwirft das begehrende Subjekt-- sei es ein Individuum, eine Gruppe oder eine Institution-- den mit ihm verbundenen sogenannten Sachzwängen und entzieht dem Subjekt dadurch die Freiheit der Selbstbestimmung des individuellen bzw. gesellschaftlichen Lebens und seiner Organisationsformen. Die Selbstbestimmung des Lebens in der Nachfolge Jesu Christi konkretisiert sich dagegen als »prekäre Selbst-Bezeugung« 17 in der Solidarität der Geschöpfe Gottes im politischen, wirtschaftlichen und privaten Alltag. Diesen kritischen und selbstkritischen Gedanken stellt die Erzählung vom Reichen Jüngling und ihre Interpretation durch den Diskurs Jesu und seiner Jünger eindrücklich dar: »Da kam einer zu ihm und sagte: Meister, was muss ich Gutes tun, um ewiges Leben zu erlangen? Er sagte zu ihm: Was fragst du mich nach dem Guten? Einer ist der Gute. Willst du aber ins Leben eingehen, so halte die Gebote. Da sagte er zu ihm: Welche? Jesus sagte: Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen, ehre Vater und Mutter und: Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst. Da sagte der junge Mann zu ihm: Das alles habe ich befolgt: Was fehlt mir noch? Da sagte Jesus zu ihm: Willst Du vollkommen sein, so geh, verkaufe deinen Besitz und gib ihn den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir! Als der junge Mann das hörte, ging er traurig fort, denn er hatte viele Güter. Jesus aber sagte zu seinen Jüngern: Amen, ich sage euch: Ein Reicher wird nur schwer ins Himmelreich kommen. Weiter sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Reich Gottes. Als die Jünger das hörten, waren sie bestürzt und sagten: Wer kann dann gerettet werden? Jesus blickte sie an und sprach: Bei Menschen ist das unmöglich, bei Gott aber ist alles möglich! « (Mt 19,16-30). Diese Episode stellt dar, dass das von den Sachzwängen des materiellen Reichtums bestimmte Subjekt den Gewinn des Lebens gemäß einer ökonomischen Tauschlogik als Resultat zu erbringender Leistungen bedenkt und seine guten Werke als Zahlungsmittel begreift. Dem stellt Jesus eine personale Beziehungslogik gegenüber, die umdenken lässt. Nicht die Orientierung an einer Sache als einem abstrakten »Guten«, sondern die orientierende Kommunikation mit dem einen guten Schöpfergott ermöglicht es, die eigene Selbstbestimmung in der Solidarität der geschöpflichen Beziehungen zu denken und zu leben. Die Traurigkeit des weggehenden Jünglings bezeugt, dass er verstanden hat und zugleich sich von den Sachzwängen seiner primären Orientierung am materiellen Reichtum als das ihn bestimmende Objekt seines Begehrens nicht zu lösen vermag. Die schockierten Jünger haben diese Pointe noch nicht begriffen. In der Sachlogik gibt es keinen Ausweg aus den Sachzwängen. Sie scheinen »alternativlos« zu sein. Nur ein Wunder kann die Zwänge dieser Kausalität durchbrechen, so dass dann sogar Reiche ins Himmelreich kommen können. Dieses Wunder ist das personale und kommunikative Handeln des Schöpfergottes selbst, das die »Jesus-Christus-Geschichte« (E. Reinmuth) bezeugt und dessen Ausdruck sie ist. Von der Reflexion der personalen Beziehungslogik ausgehend, die die Jesus-Christus-Geschichte zu reflektieren aufgibt, wird dem Matthäusevangelium zufolge Umdenken möglich. 3. Umdenken Direkt im Anschluss an die abgewehrte diabolische Versuchung beginnt Jesus mit seiner Reich-Gottes-Verkündigung: »Von da an begann Jesus zu verkünden und sprach: Kehrt um [gr. metanoeite]! Denn nahe gekommen ist das Himmelreich! « (Mt 4,17). Das griechische Wort metanoeite, das in der Lutherübersetzung mit »tut Buße« und in der hier zitierten Zürcher Übersetzung mit »kehrt um« übersetzt wird, heißt zunächst einmal »denkt um«. Gemeint ist ein Umdenken, das die Wahrnehmung verändert und Verhaltensänderungen zeitigt, die man durchaus auch als Umkehr bzw. Buße bezeichnen kann. Festzuhalten ist, dass Jesu Reich-Gottes- Botschaft zu einem handlungsrelevanten Umdenken aufruft und dieses mit der Nähe des Himmelreiches begründet. Liest man das Matthäusevangelium ganz, so stellt sich diese Nähe nicht als qua Berechnungsfehler ausgebliebenes Weltende dar, sondern als wirksame Präsenz des Sohnes Gottes, die dieser selbst am Schluss des Matthäusevangeliums formuliert: »Und Jesus trat zu ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Völker zu Jüngern: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.« (Mt 28,18 f.) Die Zusage des Da-Seins Jesu macht nur Sinn unter der Voraussetzung der Kreuzestheologie. Sie stellt den Tod Jesu als Folge des ungerechten Zusammenwirkens judäischer und römischer Institutionen dar und verheimlicht auch nicht das aktive und passive Mitwirken des Jüngerkreises durch Verrat und Verleumdung. Jesus wurde Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 17 - 2. Korrektur ZNT 31 (16. Jg. 2013) 17 Stefan Alkier »Frucht bringen« oder »Gewinnmaximierung«? am Kreuz als politischer Verbrecher hingerichtet. Die Kreuzestheologie prangert aber nicht nur das geschehene Unrecht an. Sie bezeugt vielmehr, dass derselbe Gott, den Jesus im Matthäusevangelium verkündet, Jesus aus diesem Tod in sein ewiges göttliches Leben hinein auferweckt hat und er eben deshalb jetzt und bis in alle Ewigkeit lebt und da ist. Vom Schluss des Matthäusevangeliums ausgehend gelten daher alle im Matthäusevangelium formulierten Lehren Jesu als Konkretionen der Nähe des Himmelreiches, weil sie in der Präsenz des auferweckten Gekreuzigten göttliche Legitimation finden. Das Umdenken, das Jesus in der Bergpredigt und den anderen Reden einfordert und mit seinen Gleichnissen vorführt, gründet in der durch die Auferweckung des Gekreuzigten ermöglichten präsentischen Nähe des Himmelreiches, verstanden als personale Gemeinschaft der Glaubenden mit dem auferweckten Gekreuzigten und dem Auferwecker, dem von Jesus verkündeten Gott Israels. Das Umdenken wird ermöglicht durch den Geist dieser Wundergeschichte, die die personale Beziehung Gottes zu dem hingerichteten Jesus als machtvolle Auferweckungstat des kreativen Gottes darstellt, die jeden Sachzwang, selbst den des Todes überwunden hat. Das im und mit dem Matthäusevangelium eingeforderte Umdenken kann daher als denk- und handlungsbestimmende Orientierung an der personalen Beziehung zu dem jetzt Da-Seienden von Gott auferweckten Gekreuzigten, Jesus von Nazareth, dem Messias und Sohn Gottes begriffen werden. Diese geistgewirkte Beziehung stellt eine Beziehung zu allen anderen als Mitgeschöpfe Gottes her. Sie etabliert die solidarische Gemeinschaft der Geschöpfe und ihrer aller Wohlergehen als handlungsleitendes Kriterium des geistreichen Umdenkens. Seien es die Seligpreisungen (Mt 5,3-11), die anstößige Bezahlung der Arbeiter im Weinberg (Mt 20,1-16) oder die inverse Logik vom Herrschen und Dienen in Mt 20,20-28, stets geht es um die Veranschaulichung der konkreten Folgen des am Wohlergehen der Mitgeschöpfe interessierten Umdenkens: »Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir borgen will« (Mt 5,42). Die Bergpredigt-- und das gilt auch für die anderen Weisungen Jesu-- ist so konkret gemeint, wie sie formuliert ist. Sie ist die Konkretion des an der Beziehung zum auferweckten Gekreuzigten und an den daraus folgenden Beziehungen zu den Mitgeschöpfen orientierten Umdenkens. 4. Frucht bringen Dieses Umdenken wird zu Recht als Umkehr begriffen, da es handlungsorientierend in der Praxis des Lebens wirksam werden soll, was im Matthäusevangelium metaphorisch als »Frucht bringen« bezeichnet wird. Bereits Johannes der Täufer fordert: »Bringt also Frucht, die der Umkehr [gr. metanoias] entspricht« (Mt 3,8). Und Jesus formuliert: »An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen« (Mt 7,16a.). Nur wenn das Umdenken konkrete Folgen in der Lebenspraxis hervorbringt, ist Umdenken geschehen. Wie konkret das gemeint ist wird von der Bergpredigt bis zur eschatologischen Rede Jesu immer wieder und besonders eindrücklich in Mt 25,31-46 formuliert, ein Text, den Christen täglich lesen sollten. Unmittelbar davor platziert das Matthäusevangelium das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt 25,14-30 18 ): »Es ist wie mit einem, der seine Knechte rief, bevor er außer Landes ging, und ihnen sein Vermögen anvertraute; und dem einen gab er fünf Talent, dem andern zwei, dem dritten eines, jedem nach seinen Fähigkeiten, und er ging außer Landes. Sogleich machte sich der, der die fünf Talent erhalten hatte, auf, handelte damit und gewann fünf dazu, ebenso gewann der, der die zwei hatte, zwei dazu. Der aber, der das eine erhalten hatte, ging hin, grub ein Loch und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit aber kommt der Herr jener Knechte und rechnet mit ihnen ab. Und der, der die fünf Talent erhalten hatte, trat vor und brachte fünf weitere Talent und sagte: Herr, fünf Talent hast Du mir anvertraut; fünf Talent habe ich dazu gewonnen. Da sagte sein Herr zu ihm: Recht so, du bist ein guter und treuer Knecht! Über weniges warst Du treu, über vieles will ich Dich setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn! Da trat auch der mit den zwei Talent vor und sagte: Herr, zwei Talent hast Du mir anvertraut; zwei Talent habe ich dazu gewonnen. Da sagte sein Herr zu ihm: Recht so, du bist ein guter und treuer Knecht! Über weniges warst Du treu, über vieles will ich dich setzen. Geh ein in die Freude deines Herrn! Da kam auch der, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste von dir, dass du ein harter Mensch bist. Du erntest, wo du nicht gesät hast, und du sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast, und weil ich mich fürchtete, ging ich hin und verbarg dein Talent in der Erde; da hast du das deine. Da antwortete ihm sein Herr: Du böser und fauler Knecht! Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, und ich hätte bei meiner Rückkehr das Meine mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talent hat. Denn Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 18 - 2. Korrektur 18 ZNT 31 (16. Jg. 2013) Zum Thema jedem, der hat, wird gegeben werden, und er wird haben im Überfluss; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er hat. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneklappern sein« (Mt 25,14-30). Der thematische Zusammenhang, in dem dieses Gleichnis steht, ist der Ruf zur aktiven Wachsamkeit, den die eschatologische Rede in Mt 24 f. angesichts des nahenden Gerichts Gottes warnend formuliert. Die Zeit ist begrenzt und gerade deshalb kann es keinen Aufschub mehr für das Fruchtbringen geben. Jetzt ist die Zeit, in der dem Umdenken gemäß gehandelt werden muss. Das sog. Gleichnis von den anvertrauten Talenten gibt zu verstehen, dass jeder ein Talent 19 hat. Im Gleichnis ist damit eine griechische Gewichtseinheit gemeint, in der Edelmetalle gewogen wurden. Ein Talent waren etwa 6000 Drachmen, ein kleines Vermögen. Zur Deutung des Gleichnisses kann man durchaus die Assoziationen verwenden, die das Wort »Talent« im heutigen deutschen Sprachgebrauch hat. Jeder ist mehr oder weniger talentiert, hat eine Begabung, also eine Gabe, die es ermöglicht, etwas Produktives zu tun, wenn die Gabe genutzt wird. Das Gleichnis fragt nicht danach, ob es gerecht ist, dass der eine mehr, der andere weniger Talent hat. Es konstatiert erfahrungsgesättigt schlicht, dass es so ist. Allerdings erhält der mit den zwei Talenten dasselbe Lob und denselben Lohn, wie der mit den fünf. Der Erfolg wird nicht an absoluten Größen gemessen, sondern die Vorgaben werden mitbedacht. Gescholten und hinausgeworfen wird der, der nichts tut, obwohl er um seinen Auftrag und seinen Auftraggeber Bescheid weiß. Die Gleichnistheorie Adolf Jülichers bewahrt davor, die einzelnen Züge des Gleichnisses allegorisch ausdeuten zu wollen. Nimmt man es aus seinem Zusammenhang heraus, wird man dieser Geschichte kaum eine theologische Aussage abgewinnen können. Sie erscheint dann als abstoßendes Zeugnis einer patriarchalischen Ökonomie. Im Kontext des Matthäusevangeliums aber wird die Warnung, die dieses Gleichnis ausspricht, klar: Jeder kann dazu beitragen, dass umgedacht wird und aus diesem Umdenken Handlungen hervorgehen, die das gemeinschaftliche Leben in der Solidarität der Geschöpfe fördern. Wer umdenkt kann und soll Frucht bringen. Nochmals sei auf den darauf folgenden Text verwiesen, der diese Handlungen konkretisiert (Mt 25, 31-46). Dieses Frucht bringende Umdenken wird auf vielfältige Weise belohnt: »Seid fröhlich und getrost: es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden« (Mt 5,12a). »Wenn Du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir´s vergelten« (Mt 6,3 f.). »Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben« (Mt 6,14 f.). Diese Beispiele ließen sich leicht vermehren. Sie zeigen alle, wie vielfältig die Frucht der Umkehr aussieht. Sie belegen allesamt, dass das Umdenken alle Lebensbezüge im Blick hat, und nicht auf die individuelle private Seelenruhe reduziert werden darf. Sie zeigen aber auch, dass der Lohngedanke dabei eine wichtige Rolle spielt: es lohnt sich, umzudenken, es zahlt sich langfristig nachhaltig aus, sich an der Jesus-Christus-Geschichte zu orientieren, die das Da-Sein des auferweckten Gekreuzigten bezeugt. Es lohnt sich aber auch schon jetzt, denn wer die Welt, seine Mitmenschen und sich selbst, als gewollte und von Gott geliebte Geschöpfe wahrzunehmen und wertzuschätzen weiß, seine Schulden und die seiner privaten und öffentlichen Lebenszusammenhänge nicht länger verdrängen muss, sondern sie im Lichte der Kreuzestheologie zu bedenken lernt, dem wächst ein Pfund zu, mit dem sich wuchern lässt, weil so vor Sachzwängen nicht länger alternativlos kapituliert werden muss. 5. Von der Gewinnmaximierung zur Gewinnoptimierung Dass die Menschheit umdenken muss und insbesondere die zunehmend am rein rechnerischen Leitgedanken der Gewinnmaximierung orientierten Wirtschafts- und Finanzsysteme umgestaltet werden müssen, steht außer Frage. Finanzkrise und Umweltkrise sind euphemistische Namen, die das millionenfache Leid der davon betroffenen Menschen nicht zum Ausdruck bringen. Doch immer mehr Menschen begreifen, dass die Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen gestoppt werden muss. Immer mehr Menschen sind darüber entsetzt, dass von den Lebensmitteln, die täglich weggeschmissen werden, viermal so viele Menschen ernährt werden könnten, wie zur Zeit Hunger leiden. Das an Gewinnmaximierung orientierte Wirtschaften löst diese Probleme nicht, es hat sie ausgelöst. »Jeder kann dazu beitragen, dass umgedacht wird und aus diesem Umdenken Handlungen hervorgehen, die das gemeinschaftliche Leben in der Solidarität der Geschöpfe fördern. Wer umdenkt kann und soll Frucht bringen.« Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 19 - 2. Korrektur ZNT 31 (16. Jg. 2013) 19 Stefan Alkier »Frucht bringen« oder »Gewinnmaximierung«? Weltweit wird von Menschen unterschiedlicher religiöser und ideologischer Überzeugungen nach Konzepten einer neuen Ökonomie gesucht, die sich nicht länger rein rechnerisch am Gewinn orientiert, sondern das Gelingen des Wirtschaftens an der gesamten damit erarbeiteten Lebensqualität der Gesellschaft bemisst. In Rainer Klumps Lehrbuch »Wirtschaftspolitik« finden sich dafür schon viele Ansatzpunkte, von denen man sich wünscht, dass sie in weiteren Auflagen noch konsequenter das Konzept der Gewinnmaximierung durch den Gedanken des Optimierens unter Einbeziehung aller lebensrelevanten Bezüge ersetzt. Auch wenn das wirtschaftswissenschaftliche Konzept der Gewinnmaximierung gar nicht als Leitkategorie staatlichen Handelns gemeint ist, sondern einzelne im Wettbewerb des freien Marktes agierende private Unternehmen im Blick hat, 20 so können für das Gemeinwohl zuständige Wirtschaftswissenschaftler nicht länger die Augen davor verschließen, dass der Gedanke der Gewinnmaximierung die Lebenshaltung und Denkgewohnheiten in unserer Gesellschaft längst ergriffen hat. Man will »alles rausholen«, aus dem Unternehmen, aus dem Job, aus der Beziehung, aus sich selbst, ohne Rücksicht auf Verluste. Alle an staatlichen Universitäten beschäftigten und mit Steuermitteln finanzierten Professuren sind nicht zuerst dem Funktionieren des Kapitalismus, sondern dem Gemeinwohl verpflichtet. Vergleichbar mit dem Schweigen der Kirchen nehmen auch die Universitäten ihre kritische Gesellschaftsaufgabe nicht ausreichend wahr. Das sollte erheblich optimiert werden. Die biblische Metapher des Fruchtbringens bietet zur Leitidee der Gewinnmaximierung eine Alternative. Fruchtbringen ist das Ergebnis eines Umdenkens, das sich nicht länger an unmenschlichen Sachzwängen wirtschaftlicher, finanzpolitischer oder auch kirchlicher Systeme orientiert, sondern die Gabe des Lebens zum Maßstab nimmt. Die erste Frucht dieses Umdenkens ist ein enormer intellektueller und emotionaler Freiheitsgewinn, der sich nichts auf dieser Welt als »alternativlos« verkaufen lässt. Diesen allgemeinen lebensorientierenden Gedanken, kann jeder denken, gleichgültig welcher Religion oder Weltanschauung er sich verpflichtet fühlt. Keiner kann sich herausreden, alle haben Talente, um etwas zu einer gerechteren Welt beizutragen. Wer sich aber vom biblischen Konzept des Umdenkens angesprochen fühlt, ist dem Streben nach der besseren Gerechtigkeit verpflichtet, von dem die Bergpredigt spricht. Christliche Arbeitgeber und allen voran die Kirchen und ihre diakonischen Einrichtungen verdienen das Adjektiv »christlich« nur, wenn sie sich sagen lassen: »Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll man dann salzen? Es taugt zu nichts mehr, man wirft es weg und die Leute zertreten es« (Mt 5,13). Es reicht nicht, legal zu handeln. Für die Selbstbestimmung in der Nachfolge Jesu Christi gilt: »Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, werdet ihr nicht ins Himmelreich hineinkommen« (Mt 5,20). Man kann nicht sonntags Frieden und Gerechtigkeit predigen und am Montag eine Leiharbeitsfirma gründen, um den dort Beschäftigten weniger Lohn für dieselbe Leistung zu zahlen. Anmerkungen 1 Vgl. auch das unmittelbar davor platzierte bekanntere Gleichnis vom Schatz im Acker: »Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg: und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker« (Mt-13,44). 2 Dazu gibt es bereits hervorragende Studien wie z. B. E.W. Stegemann/ W. Stegemann, Urchristliche Sozialgeschichte. Die Anfänge im Judentum und die Christusgemeinden in der mediterranen Welt, Stuttgart u. a. 2 1997. Vgl. auch S. Freyne, Galilee. From Alexander the Great to Hadrian. 323 BCE to 135 CE. A Study of Second Temple Judaism, Edinburgh 1980; K.C. Hanson/ D.E. Oakman, Palestine in the Time of Jesus. Social Structures and Social Conflicts, Minneapolis 1998; Kurt Erlemann u. a. (Hgg.), Neues Testament und Antike Kultur 2. Familie, Gesellschaft, Wirtschaft, Neukirchen Vluyn 2005. 3 Ich danke dem Wirtschaftswissenschaftler Rainer Klump, Vizepräsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main, für ein sehr anregendes Gespräch, in dem er mir das ökonomische Grundkonzept der Gewinnmaximierung erläuterte und angesichts meiner Rückfragen den Begriff der Gewinnoptimierung einbrachte, den ich sehr produktiv finde. Viel gelernt habe ich aus seinem Buch »Wirtschaftspolitik. Instrumente, Ziele und Institutionen«, München u. a. 2 2011. Zum Thema des vorliegenden Aufsatzes sind dort besonders wichtig die Seiten 53 ff.; 61 ff.; 82-85. 4 Vgl. R. Klump, Wirtschaftspolitik, 274-280; 341 ff.. 5 Hermann Deuser, Einführung: Die Aufgabe theologischer Gegenwartsdeutung, MJTh II (1988), 3-10, hier: 8. 6 Vgl. dazu den provokativen, gut recherchierten und sachhaltigen Essay von Walter Wüllenweber, Die Asozialen. »Fruchtbringen ist das Ergebnis eines Umdenkens, das sich nicht länger an unmenschlichen Sachzwängen wirtschaftlicher, finanzpolitischer oder auch kirchlicher Systeme orientiert, sondern die Gabe des Lebens zum Maßstab nimmt.« Zeitschrift für Neues Testament_31 typoscript [AK] - 21.03.2013 - Seite 20 - 2. Korrektur 20 ZNT 31 (16. Jg. 2013) Zum Thema Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren- - und wer davon profitiert, München 2012. Vgl. auch C. Honegger/ S. Neckel/ C. Magnin (Hgg.), Strukturierte Verantwortungslosigkeit. Berichte aus der Bankenwelt, Berlin 2010. 7 Als Beispiele interessanter Ausnahmen seien genannt: U. Duchrow/ F. Segbers (Hgg.), Frieden mit dem Kapital? Wider die Anpassung der Evangelischen Kirche an die Macht der Wirtschaft. Beiträge zur Kritik der Unternehmensdenkschrift der EKD, Oberursel 2008; R. Marx, Das Kapital. Ein Plädoyer für den Menschen, München 2008. Meine Kritik nimmt ausdrücklich diejenigen Pfarrerinnen und Pfarrer und auch andere kirchliche Bedienstete aus, die insbesondere in sozialen Brennpunktgemeinden gegen die Folgen der Deregulierungspolitik der vergangenen Jahre zusammen mit den Gemeindemitgliedern kämpfen, in aller Regel ohne Unterstützung der Kirchenleitungen. 8 Vgl. dazu S. Alkier, Die Realität der Auferweckung in, nach und mit den Schriften des Neuen Testaments, NET 12, Tübingen/ Basel 2009. 9 Die Ausführungen in diesem Abschnitt sind eine stark gekürzte und leicht überarbeitete Fassung meines Artikels »Das Wirtschaftsleben«, in: K. Erlemann u. a. (Hgg.), Neues Testament und Antike Kultur 2. Familie. Gesellschaft. Wirtschaft, Neukirchen-Vluyn 2005, 181-186. 10 Die komplexen historischen Zusammenhänge habe ich einführend und übersichtlich in meinem Lehrbuch »Neues Testament«, utb basics, Tübingen/ Basel 2010, 185-244, dargestellt. 11 M. Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt, 3 Bde., unter Mitarb. v. M. Wodrich, übers. V. G. u. E. Bayer, um e. Einl. v. H. Heinen erw. reprogr. Nachdr. d. Ausg. Darmstadt 1955, 1998, im Original: The Social and Economic History of the Hellenistic World. Vgl. auch: H.-J. Drexhage/ H. Konen/ K. Ruffing (Hgg.), Die Wirtschaft des Römischen Reiches (1.-3. Jahrhundert). Eine Einführung, Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt, Berlin 2002; Chr. Howgego, Geld in der Antiken Welt. Was Münzen über Geschichte verraten, übers. v. J. u. M. K. Nollé, Darmstadt 2000, im Original: Ancient History from Coins, London 1995; H. Kloft, Die Wirtschaft der Griechisch-Römischen Welt. Eine Einführung, Darmstadt 1992; G. E. Lenski, Power and Privilege. A Theory of Social Stratification, Chapel Hill/ London 2 1984; Chr. Marek, Geschichte Kleinasiens in der Antike, München 2 2010; Ze ´ ev Safrai, The Economy of Roman Palestine, London 1994. 12 Vgl. G. Hölbl, Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung, Darmstadt 2004, 61-64. 13 Vgl. dazu G. Faßbeck, »Unermeßlicher Aufwand und unübertreffliche Pracht« (Bell 1,401). Von Nutzen und Frommen des Tempelneubaus unter Herodes dem Großen, in: S. Alkier/ J. Zangenberg (Hgg.) unter Mitarbeit von K. Dronsch und M. Schneider, Zeichen aus Text und Stein. Studien auf dem Weg zu einer Archäologie des Neuen Testaments, TANZ 42, Tübingen und Basel 2003, 222-249. 14 M. Mann, Geschichte der Macht. Vom Römischen Reich bis zum Vorabend der Industrialisierung, Bd. 2, Frankfurt am Main 1991, 33. 15 Ebd., 35 f. 16 Ebd., 36. 17 Vgl. dazu B. Liebsch, Prekäre Selbst-Bezeugung. Die erschütterte Wer-Frage im Horizont der Moderne, Weilerswist 2012. Vgl. zu den komplexen Konzepten von Handlung, Geltung und Identität auch: F. Jäger/ B. Liebsch (Hgg.), Handbuch der Kulturwissenschaften 1. Grundlagen und Schlüsselbegriffe, Sonderausgabe, Stuttgart 2011. 18 Die Fassung dieses Gleichnisses in Lk 19,11-27 thematisiere ich hier aus Raummangel nicht. Sie hat jedenfalls durch die andere syntagmatische Platzierung und ihre massive Umgestaltung durch Lukas andere referentielle Bezüge und andere narrative Funktionen als die matthäische Fassung. 19 Vgl. S. Alkier, Geld im Neuen Testament. Der Beitrag der Numismatik zu einer Enzyklopädie des Frühen Christentums, in: S. Alkier/ J. Zangenberg (Hgg.) unter Mitarbeit von K. Dronsch und M. Schneider, Studien auf dem Weg zu einer Archäologie des Neuen Testaments, TANZ 42, Tübingen und Basel 2003, 317: »Die Terminologie des Geldes im Neuen Testament ist aber nicht nur verwirrend, weil hier verschiedene Währungen gleichzeitig in Kraft waren, sondern weil die Terminologie Gewichtseinheiten und Münzen mischt. Ein Talent (Mt 18,24; Apk 16,21; vgl. auch Ex 38,25) z. B. ist ebensowenig eine Münze wie eine ›Mine‹ (Lk 19,13; vgl. Ez 45,12) oder ein ›Litra‹ (Joh 12,3; 19,39). Vielmehr mischen die Währungssysteme Gewichtseinheiten und konkrete Münzen. Das hängt mit der Entstehung des Münzgeldes zusammen, denn […] es gab es vormonetäre Geldformen gerade auch als gewogenes Edelmetall, das zuweilen bereits Stempelaufdrucke trug.« Zur Zeit des Neuen Testaments entsprach ein Talent einer Mine, eine Mine waren 25 Statere, ein Stater entsprach einer Tetradrachme. Vgl. dazu ebd., 321. 20 Gabler Kompakt-Lexikon Wirtschaft, Wiesbaden 11 2013, 183: »Gewinnmaximierung, nach traditioneller Sicht der Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre das wirtschaftliche Hauptziel privater Unternehmen. G. kann sowohl kurzals auch langfristiges Unternehmensziel sein und muss zusammen mit anderen Zielen wie Firmenerhaltung, Liquidität, Marktmacht und Wachstum gesehen werden. Unternehmen berücksichtigen heute zunehmend bei ihren Entscheidungen auch ökologische und soziale Aspekte.«