eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 11/21

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2008
1121 Dronsch Strecker Vogel

Kinder als Exegeten der Heiligen Schrift? Kindertheologie auf dem Prüfstand

2008
Stefan Alkier
Die Kontroverse zwischen Gerhard Büttner und Renate Hofmann beruht auf einer gemeinsamen Überzeugung: Kinder als hermeneutische Subjekte wahrzunehmen ist ein aussichtsreiches, sinnvolles Projekt. Aber - und an dieser Stelle entsteht die Kontroverse -, welchen Status haben die interpretativen Handlungen und die Interpretationsergebnisse von Kindern? Handelt es sich um Exegese und Theologie oder aber um ein spontanes und präkritisches interpretatives Verhalten als hermeneutische Grundeigenschaft des Menschseins, das von sich aus aber keinerlei wissenschaftliche Verortung beanspruchen kann? Das enorme Interesse an der Kindertheologie wurde wesentlich durch das Jahrbuch für Kindertheologie befördert, das von Anton Bucher, Gerhard Büttner, Petra Freudenberger-Lötz und Martin Schreiner herausgegeben wird. Der erstaunliche Erfolg dieser Jahrbücher liegt sicher zum einen darin begründet, dass hier wunderbare Lesefrüchte von kindlichen Formulierungen zu ernten sind, die nicht nur ein vergnügliches Leseerlebnis zeitigen, sondern auch zum eigenen Nachdenken anregen. Weit darüber hinaus aber werden hier kritische Grundfragen an das Selbstverständnis professioneller Exegese und Universitätstheologie gestellt, die gegenwärtige Exegese- und Theologiediskurse im Kern treffen. Wie steht es mit dem Universalitätsanspruch und dem Deutungsmonopol professioneller Exegese im Speziellen und wissenschaftlicher Theologie im Allgemeinen? Welchen theoretischen Nachholbedarf hat wissenschaftliche Exegese, um ihre universitäre und interdisziplinäre Diskursfähigkeit wiederzugewinnen? Welche wissenschaftlichen Entwicklungen und Diskurse sind zu berücksichtigen, wenn die hermeneutische Frage auf der Höhe der Zeit reflektiert werden soll? Bedarf die professionelle Universitätsexegese und -theologie (zumindest auch) einer empirischen und kontextuellen Neuorientierung? Wie muss konfessionelle Theologie als universitäre Wissenschaft konzipiert werden, wenn Sie nicht lediglich als apologetisch-kirchliche Selbstimmunisierung vor wissenschaftlichem, universitärem Denken benutzt werden soll, wie das wohl dem Ein oder anderen landeskirchlichen Meinungsmacher unserer Zeit (wieder bzw. noch immer) vorschwebt? Die Fragen, die die Protagonisten der Kindertheologie aufwerfen, und ihre dabei notwendig werdenden Differenzierungen fordern die professionelle Exegese heraus, ihr Selbstverständnis, ihre Theoriefähigkeit und ihre Interessen zu reflektieren und neu zu verorten. Dass auch professionelle Exegetinnen und Exegeten von und mit Kindern lernen können, bringen beide Kontroverspartner in die Debatte ein. Es unterscheidet sie aber grundlegend ihr jeweiliges Theologieverständnis. Stefan Alkier Kontroverse Kinder als Exegeten der Heiligen Schrift? Kindertheologie auf dem Prüfstand Einleitung zur Kontroverse ZNT 21 (11. Jg. 2008) 45 Neue Wege durch ein weites Feld: Hermann Steinthal Was ist Wahrheit? Die Frage des Pilatus in 49 Spaziergängen aufgerollt 2007, XII, 206 Seiten, €[D] 24,90/ Sfr 41,70, ISBN 978-3-89308-395-4 Aus der Presse: » D ie 49 Kapitel belohnen die Mühe der Lektüre mit manchem Erkenntnisgewinn ... Der Verfasser muss jedenfalls viel erfahren und lange nachgedacht haben, um ein solches Buch zu schreiben.« NZZ Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen · Fax (07071) 979711 004608 ZNT 21 19.03.2008 21: 14 Uhr Seite 45