eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 11/21

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2008
1121 Dronsch Strecker Vogel

Editorial

2008
Stefan Alkier
Kristina Dronsch
Ute E. Eisen
Editorial und Tal Ilan mit Recht gleichwohl als Kontinuität zu Israel und dem antiken Judentum behauptet werden. Was die jüdisch-christlichen Interdependenzen mit der Umwelt und Selbstverständnis als Lern- und Lehrgemeinschaft innerhalb - keinesfalls jenseits - der antiken Welt für unsere multikulturelle Gegenwart bedeuten könnten, halten die Autorinnen und Autoren offen und laden hier explizit zu weiteren fachwissenschaftlich, religionspädagogisch und lernpsychologisch ausgerichteten Forschungen ein. Der Dresdner Neutestamentler Matthias Klinghardt fokussiert die Leserlenkung in den Evangelien und veranschaulicht dies anhand zahlreicher Textbeispiele. Der Beitrag gipfelt in seiner bereits aus ZNT 12 bekannten These einer bewusst konzipierten kanonischen Ausgabe des Neuen Testaments und es gelingt ihm, dies anhand seiner Lektüre in überraschender Weise zu plausibilisieren. Die Kontroverse des Heftes ist dem Thema »Kinder als Exegeten der Schrift? - Kindertheologie auf dem Prüfstand« gewidmet. Stefan Alkier leitet die Kontroverse mit sehr grundsätzlichen kritischen Anfragen an die herrschende Universitätsexegese ein, die mit diesem Thema verbunden sind. Der Kontroverspartner und Religionspädagoge Gerhard Büttner trägt als Mitbegründer des Jahrbuches für Kindertheologie ein leidenschaftliches Plädoyer für Kindertheologie und -exegese vor. Er betrachtet sie als bereichernde existentielle Lesart und legitime Konstruktion von Bedeutung der Schrift. Die Kontroverspartnerin und Religionspädagogin Renate Hofmann dagegen richtet kritische Anfragen an das Konzept einer Kindertheologie. Sie mahnt u.a. die noch mangelnde Methodik und die unklaren Kriterien an, die eine Kindertheologie von der Erwachsenentheologie derjenigen zu unterscheiden vermag, die mit Kindern Theologie betreiben. Unter der Rubrik Hermeneutik und Vermittlung greift der Neutestamentler und Religionspädagoge Johannes Woyke das Problem der vielfach anzutreffenden »Enttäuschung über Gott als Liebe Leserinnen und Leser, in Zeiten von IGLU, PISA, G8 und der sukzessiven Abschaffung der Humboldtschen Universität ist Lernen und Lehren ein zentrales Thema des aktuellen gesellschaftlichen Diskurses. Diesem Thema widmet sich auch unser Heft, bezogen auf die Zeiten der Entstehung der Bibel sowie ihrer Rezeption in der Gegenwart. Es versucht nachzuzeichnen, was Bildung im Alten Testament, im Judentum, im frühen Christentum, ja in der hellenistisch-römischen Umwelt für Frauen, Männer und Kinder bedeutete. In der Kontroverse wird überdies die Frage diskutiert, ob und inwiefern Kinder heute als Lernende und Lehrende der Theologie fungieren können. Der gemeinschaftliche Beitrag der Alttestamentlerin Beate Ego und des Neutestamentlers Christian Noack eröffnet das Heft und stellt Lernen und Lehren als Thema der alt- und neutestamentlichen Forschung dar. Der Beitrag gibt einen sehr luziden Einblick in die vielgestaltige alt- und neutestamentliche Forschungslandschaft zum Thema. Vielschichtige Kontexte von Lernen und Lehren werden für das Alte und das Neue Testament aufgezeigt. Es wird festgestellt, dass spätestens seit der Seleukidenzeit das antike Judentum Synthesen mit hellenistischen Bildungseinflüssen eingeht und in unmittelbarer Kontinuität gilt dies auch für das frühe Christentum, welches im Kontext hellenistisch-römischer Einflüsse (ent)steht. Wie das griechisch-hellenistische Erbe von Lernen und Lehren konkret aussah, entwickelt der Beitrag des Neutestamentlers Tor Vegge sehr anschaulich mit vielen Einzelbeispielen. Auch er zeigt die unleugbaren Interdependenzen von hellenistisch-römischem und christlichem Erbe. Die Judaistin Tal Ilan konzentriert sich auf die in der Forschung vielfach übersehene Bildung von Mädchen und Lehre von Frauen im antiken Judentum und sie eröffnet eindrucksvolle Einblicke. Noack spricht sehr treffend vom frühen Christentum als Lern- und Lehrgemeinschaft und dies kann angesichts der Ausführungen von Beate Ego ZNT 21 (11. Jg. 2008) 1 004608 ZNT 21 19.03.2008 21: 13 Uhr Seite 1 In eigener Sache: Wir freuen uns, Prof. Dr. Richard B. Hays im ZNT-Herausgeberkreis begrüßen zu dürfen. Nachdem Richard B. Hays den Leserinnen und Lesern als Autor von Beiträgen für die ZNT bekannt ist, freuen wir uns sehr, dass seine Ideen und Perspektiven nun auch im Herausgeberkreis zum Tragen kommen. Eckart Reinmuth. Auf den Spuren der Reinmuthschen Lektüre des Neuen Testaments zeigt sie auf, dass in den neutestamentlichen Schriften zwar eine allgemeine Definition des Menschseins vergeblich gesucht wird, aber dass es durch den Perspektivenreichtum der neutestamentlichen Schriften viel über den Menschen zu lernen gibt. Stefan Alkier Kristina Dronsch Ute E. Eisen kindlich erwartetem Wunscherfüller« auf. Er betrachtet Ps 77 in diesem Zusammenhang als einen Text, der genau diese Thematik zum Gegenstand hat und für heutige Jugendliche neue Wege zu eröffnen vermag. Seine These flankiert er durch sein Plädoyer für das Verständnis der biblischen Wundererzählungen als real-symbolischer Rede. Das Heft wird abgeschlossen durch den anregenden Buchreport der katholischen Exegetin Uta Poplutz zu dem Werk »Anthropologie im Neuen Testament« des Rostocker Neutestamentlers 2 ZNT 21 (11. Jg. 2008) A Siri Fuhrmann Der Abend in Lied, Leben und Liturgie Studien zu Motiven, Riten und Alltagserfahrungen an der Schwelle vom Tag zur Nacht Pietas Liturgica Studia, Band 18 2008, XIV, 440 Seiten, [D] 88,00/ SFr 149,00 ISBN 978-3-7720-8258-0 Die christliche Tradition kennt für den Abend zwei Gebetszeiten: die Vesper und die Komplet. Beide Gebete beziehen sich durch ihre Psalmen, Hymnen und Cantica implizit und explizit auf naturhafte, psychische und soziale Phänomene des Abends und deuten diese heilsgeschichtlich. Die vorliegende Studie verbindet traditionelle hymnologische Methoden aus Theologie, Musik- und Sprachwissenschaft mit Forschungspraktiken der Qualitativen Sozialforschung: Ausgehend von Abendliedern des 20. Jahrhunderts werden unter Einbeziehung der traditionell geformten Abendliturgie Themen des Abends untersucht und evaluiert, wie diese liturgisch verwendeten Motive gegenwärtig wahrgenommen und gedeutet werden. A. Francke Verlag · Dischingerweg 5 · D-72070 Tübingen Pietas Liturgica Studia Philipp Gahn Johann Michael Sailers Gebetbücher Eine Studie über den lebenslangen Versuch, ein Dolmetsch des betenden Herzens zu sein Pietas Liturgica Studia, Band 16 2007, X, 253 Seiten, zahlreiche Tabellen, [D] 58,00/ SFr 98,00 ISBN 978-3-7720-8192-7 Das Lese- und Betbuch von 1783 ist dasjenige der Werke Sailers, welches den gewiss größten katholischen Theologen seiner Zeit ebenso im gelehrten Deutschland wie bei den einfachen Gläubigen bekannt gemacht hat. Trotz dieses bemerkenswerten Erfolges ließ ihn der Text seines Buches bis kurz vor seinem Tod nie zur Ruhe kommen. Die letzte Überarbeitung muss heute als verschollen gelten; übrig blieb allein die Einleitung, welche aber im Verein mit den veränderten Auflagen des kleinen Gebetbuchs genaue Auskunft davon gibt, wie aufmerksam Sailer an den geistigen und geistlichen Auseinandersetzungen seiner Zeit teilnahm und sich durch den Zeitstrom hindurch immer tiefer in die ihm wesentlich erscheinende Aufgabe vertiefte: die Herzensbildung aller an Christus Glaubender. 004608 ZNT 21 19.03.2008 21: 13 Uhr Seite 2