eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 11/22

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2008
1122 Dronsch Strecker Vogel

Leben in qualifizierter Zeit

2008
Stefan Alkier
20 ZNT 22 (12. Jg. 2008) 1. Die Zeit, als Augustus Kaiser war … Die Zeit, als Augustus Kaiser war, war für Juden und Römer eine besondere Zeit. Es ist viel geschrieben worden über die apokalyptischen Naherwartungen und die damit verbundenen Hoffnungen vieler Juden auf die messianische Zeit, in der das Reich Israel wieder hergestellt würde als ein Friedensreich, wie es Jesaja so wunderbar beschrieb; ein Friedensreich, in dem Gerechtigkeit herrschen und das von Zion aus Heil für alle Völker bringen würde (vgl. 2,1-5; 9,1-6; 11,1-10). Nur selten wird darauf hingewiesen, dass diese Zeit auch für die Römer eine besonders qualifizierte Zeit war, und wenn vom saeculum aureum, dem goldenen Zeitalter, das Augustus 17. v.Chr. ausrief, die Rede ist, dann wird dies im bibelwissenschaftlichen Diskurs zumeist allein als politische Propaganda eingeschätzt, die Augustus zur Durchsetzung seiner ureigensten Interessen benutzte. Innerhalb der Altertumswissenschaft wird das Imperium Romanum recht unterschiedlich bewertet. Nicht selten gelten die Sympathien der Republik, während schon Julius Cäsar und dann in Fortsetzung Octavian die demokratischen Strukturen der res publica aufgrund ihres eigensüchtigen Machthungers zerschlagen und an die Stelle des guten alten, zumindest ansatzweise demokratischen Roms eine zunächst noch mit republikanischen Feigenblättern getarnte Monarchie aufgebaut hätten, die nur noch wenig mit der Sache des Volkes zu tun hatte. Im Hintergrund dieser Bewertung steht wohl auch die eigene demokratische Überzeugung westlicher Staatsbürger, denen die res publica zumindest ihrer Idee nach entschieden näher ist, als das römische Kaisertum. Besonders augenfällig ist es, dass die große Mehrheit der bibel- und altertumswissenschaftlichen Kritiker der römischen Kaiserzeit sich darin treffen, den religiösen Überzeugungen, die mit dem 17. v.Chr. proklamierten goldenen Zeitalter einhergingen, entweder kaum Beachtung zu schenken, oder aber die Religion der Römer und insbesondere die des Augustus allein als politisches Machtkalkül wahrzunehmen. Michael Mann wandte demgegenüber ein, dass der enorme politische Erfolg des Imperium Romanum nicht monokausal mit der unterdrückenden Macht militärischer Gewalt zu erklären sei. Er zeigt vielmehr das komplexe Ineinander von militärischer, wirtschaftlicher, politischer und ideologischer Macht auf und kommt bezüglich des Imperium Romanum zu einer differenzierten Neubewertung, die die militärische Machtausübung des Römischen Reiches nicht verharmlost, zugleich aber auf ihre alle Bevölkerungsteilen zu Gute kommenden Erfolge in der Institutionalisierung von rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen hinweist, wovon etwa der enorme Ertragsquotient 1 der Landwirtschaft und die im ganzen Römischen Reich wachsenden Bevölkerungszahlen 2 zeugen. Sowohl der landwirtschaftliche Ertragsquotient, als auch die Bevölkerungszahlen gehen nach Mann mit dem Ende des Römischen Reiches zurück. »Angesichts dieser beträchtlichen Aktivposten ist es falsch, das Römische Reich, wie einige Klassizisten dies tun, schlicht und einfach als ›ausbeuterisch‹ zu bezeichnen; es ist falsch, ganz gleich, ob darunter Ausbeutung einer Klasse durch eine andere Klasse oder Ausbeutung der Landregionen durch die Stadt verstanden wird. Es gab Ausbeutung, daran kann kein Zweifel bestehen, aber das […] System der Zwangskooperation profitierte auch von ihr. Worin dieser Profit bestand? Wie die dünnen Bande aussahen, die die Ausbeutung und ihr Nutzen zwischen den bäuerlichen Produzenten und der weiteren Welt knüpften, jene Bande, die so viele Menschen in so dichten Konzentrationen über ein so weites Gebiet verteilt oberhalb des Existenzminimums leben ließen? Es gab sie in zweierlei Form: einmal als horizontale, ›freiwillig‹ eingegangene Verknüpfungen in der Form des Austauschs und Handels von Gütern und zum andern als vertikale, unfreiwillige Zwangsver- Zum Thema Stefan Alkier Leben in qualifizierter Zeit Die präsentische Eschatologie des Evangeliums vom römischen Novum Saeculum und die apokalyptische Eschatologie des Evangeliums vom auferweckten Gekreuzigten 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 03 Uhr Seite 20 Stefan Alkier Leben in qualifizierter Zeit ZNT 22 (12. Jg. 2008) 21 knüpfung in Form der Abpressung von Pachten und Steuern.« 3 Herfried Münkler hat mittlerweile auf überzeugende Art und Weise aus politologischer Sicht die sozialwissenschaftliche Analyse der römischen Machtstrukturen Manns unterstützt und bei aller angebrachten Kritik die politische Leistungsfähigkeit des Römischen Imperialismus als Konflikte reduzierende Ordnungsmacht hervorgehoben. 4 Ich möchte nun im Folgenden auf einige religiöse Überzeugungen hinweisen, die zur Ausrufung des goldenen Zeitalters im Jahr 17 v.Chr. geführt haben und die weit über Rom hinaus auch in den Provinzen auf positive Resonanz stießen. Dabei teile ich die Grundthese Manns, dass jede Machtanalyse auf vier Hauptquellen der Macht zu achten hat, nämlich ökonomische, militärische, politische und ideologische Ressourcen. Die religiösen Überzeugungen gehören zu den ideologischen Ressourcen in dem Sinne, dass es sich bei Ideologien um Weltdeutungssysteme handelt. Der Begriff des Ideologischen ist hier also nicht pejorativ, sondern deskriptiv aufzufassen. Die Weltdeutung des antiken Judentums oder die des Frühen Christentums ist nicht weniger ideologisch als die der Römer, sondern ihre Sicht auf Gott und die Welt bietet nicht mehr, aber auch nicht weniger an als eine andere Weltdeutung. Worin sich die römische von der frühchristlichen Weltdeutung unterscheidet, soll hier skizzenhaft an der je verschiedenen Art und Weise aufgezeigt werden, wie sich das Leben in qualifizierter Zeit aus der römischen Sicht der frühen Kaiserzeit von derjenigen des Frühen Christentums unterscheidet . 2. Octavian bringt Rom den inneren Frieden Als Gaius Octavius am 23. September 63 v.Chr. in Rom geboren wurde, hatte sein Vater »den Sprung auf die Bühne der stadtrömischen Politik« 5 soeben geschafft. Als Quaestor wurde er 70 v.Chr. Mitglied des Senats auf Lebenszeit. Von besonderem Einfluss, der den außergewöhnlichen Lebensweg des späteren Augustus bereits hätte vorzeichnen können, war das Elternhaus Octavians aber nicht. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 59. v.Chr. heiratete die Mutter im Jahr 56 v.Chr. Lucius Marcius Phillipus, ebenfalls ein Angehöriger der Nobilität, aber auch sein politischer Einfluss kann mit Blick auf die Karriere des Octavius vernachlässigt werden. Im Jahr 63 v.Chr. deutete nichts daraufhin, dass Octavius einst zum Augustus, dem göttlichen Friedensbringer und Neugründer Roms werden würde. Im Geburtsjahr Octavians wurde sein Großonkel Cäsar zum pontifex maximus, also zum höchsten Priester Roms gewählt. Pompeius gab nach dem Krieg gegen Mithridates Kleinasien eine neue Ordnung und errichtete die Provinzen Cilicia und Syria. In diesem Zusammenhang zog er 63 v.Chr. mit seinen Truppen in Jerusalem ein und gliederte Judäa im Zuge seiner Neuordnung des Ostens als Vasallenstaat in das Römische Reich ein. Cicero deckte im selben Jahr in seinem Konsulat die Catilinische Verschwörung in Rom auf, die erneut den inneren Frieden Roms aufs Schwerste belastete. Seit dem Bürgerkrieg und der darauf folgenden Diktatur P. Cornelius Sullas (82-81 v.Chr.) stand den außenpolitischen Erfolgen die voranschreitende innere Zerrüttung Roms gegenüber. Pompeius, Caesar und Crassus verabredeten im Jahr 60 v.Chr. das 1. Triumvirat, das jedoch die komplexe Konfliktlage nicht zu lösen vermochte. Die verschiedenen Interessen und politischen Optionen der Triumvirn wurden immer offen- Prof. Dr. Stefan Alkier, Jahrgang 1961, Studium der Evangelischen Theologie in Münster, Bonn und Hamburg. Promotion 1993 in Bonn, Habilitation 1999 in Hamburg. 1993-1999 Wiss. Assistent für Neues Testament in Hamburg. Von 2000-2001 Vertretungsprofessur für Bibelwissenschaften an der Universität Gesamthochschule Kassel. Seit 2001 Professor für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche an der Goethe- Universität / Frankfurt. Weitere Informationen unter: www.evtheol.uni-frankfurt.de. Stefan Alkier 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 03 Uhr Seite 21 Zum Thema 22 ZNT 22 (12. Jg. 2008) sichtlicher und führten schließlich 49 v.Chr. durch Caesars Überschreitung des Rubikon erneut in einen blutigen Bürgerkrieg, den Caesar für sich entschied. Bis zu seiner Ermordung durch eine senatorische Gruppe, die Cäsars Diktatur ein Ende bereiten wollten, um den Senat wieder zu stärken, konnte Cäsar seine Machtposition ausbauen und festigen. Um so chaotischer waren die Zustände nach Cäsars Ermordung am 15. März 44 v.Chr. Die Mörder Cäsars wurden zunächst nicht zur Rechenschaft gezogen. Es war unklar, ob sie als Verteidiger der res publica einen Tyrannen gestürzt oder als Staatsfeinde Hochverrat begangen hatten, und diese nicht vermittelbare Einschätzung mündete in einen weiteren blutigen Bürgerkrieg, nachdem M. Antonius, M. Lepidus und der von Cäsar adoptierte und zur Überraschung der gesamten römischen Öffentlichkeit zum Haupterben Cäsars eingesetzte gerade erst einmal 20 jährige Octavian im Oktober des Jahres 43 v.Chr. das zweite Triumvirat bildeten. Aber die Siege der Triumvirn über die Cäsarmörder M. Brutus und C. Cassius bei Philippi im Oktober 42 v.Chr. bedeuteten keineswegs das Ende der Gewalt. Wie schon das erste Triumvirat, so führten auch die unterschiedlichen Interessen und Machtansprüche der Triumvirn des zweiten Triumvirats das Imperium Romanum in eine tiefe Krise, die wieder zu einem Bürgerkrieg führte, den Octavian schließlich 31. v.Chr. in der Schlacht bei Actium gegen Antonius und Kleopatra für sich entscheiden konnte. Octavian war damit auf der Höhe seiner Macht angelangt. M. Lepidus wurde zwar pontifex maximus und blieb es auch bis zu seinem Tode, aber Einfluss hatte er nur wenig. An der Saecularfeier 17. v.Chr. war er nicht beteiligt. Octavians Macht basierte bis dahin wesentlich auf seinen Legionen, die er als Haupterbe Julius Cäsars mit eigenen Geldmitteln unterhalten konnte. Diese militärische und wirtschaftliche Basis erweiterte sich nach dem Sieg gegen Antonius und Kleopatra nochmals erheblich, weil er das reiche Ägypten in eine ihm direkt unterstellte römische Provinz verwandelte und so über unermesslichen Reichtum verfügen konnte. Es hätte wohl niemanden überrascht, wenn Octavian sich nun auf der Basis seiner wirtschaftlichen und militärischen Macht zum König hätte ausrufen lassen und den Senat von Rom damit endgültig entmachtet hätte. Octavian aber wählte einen anderen Weg, mit dem er es vermochte, das von Bürgerkriegen zerrissene Rom innerlich zu befrieden und so zu restituieren. Er gibt das Imperium, also die ihm vom Senat verliehene Befehlsgewalt, an den Senat zurück und dieser dankte es ihm mit der Verleihung des Ehrentitels »Augustus«. In seinem Tatenbericht, den Res Gestae, beschreibt Augustus selbst die Bedeutung der beiden Staatsakte vom 13. und 16. Januar 27 v.Chr.: »Nachdem ich die Bürgerkriege ausgelöscht hatte, habe ich, im Besitz der (mir dafür) unter allgemeiner Zustimmung verliehenen umfassenden Vollmachten, in meinem sechsten und siebten Konsulat den Staat aus meiner Verfügungsgewalt in das freie Ermessen von Senat und Volk zurückgegeben. Für dieses mein Verdienst bin ich durch Senatsbeschluß Augustus genannt worden, und die Türpfosten meines Hauses wurden von Staatswegen mit Lorbeer umkleidet, ein Bürgerkranz über meine Haustür angebracht und ein goldener Schild in der Curia Iulia aufgestellt, den mir, wie durch die Inschrift des Schildes bezeugt ist, Senat und Volk aufgrund meiner Tapferkeit, Milde, Gerechtigkeit und Pflichtreue widmeten. Seit dieser Zeit überragte ich alle an Einfluß, Amtsgewalt aber besaß ich um nichts mehr als diejenigen, die meine Kollegen in den jeweiligen Ämtern gewesen sind.« 6 Damit - ob von Octavian mit politischem Kalkül intendiert oder nicht, kann wohl niemand mit Sicherheit sagen - verstetigte Augustus seine politische, wirtschaftliche und militärische Macht durch ihre Übersetzung in ideologische Macht. Augustus berichtet: »Mein Name wurde auf Beschluß des Senats in das Kultlied der Salier aufgenommen, und durch Gesetz wurde festegelegt, dass meine Person heilig und unantastbar ist.« 7 Der Senat ordnet Spiele zu Ehren des göttlichen Retters des Staates an und weiht auf dem Marsfeld den Altar der Pax Augusta. Augustus, der Erhabene wird als göttlicher Friedensbringer geehrt, dem die restitutio, »die Wiederherstellung der res publica - des guten verlorenen Zustandes des gesamten Staatswesens«, 8 gelungen ist. 3. Augustus, die sibyllinischen Orakel und der Beginn einer neuen Heilszeit Gaius Octavius begann seine öffentliche Lauf- 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 22 Stefan Alkier Leben in qualifizierter Zeit ZNT 22 (12. Jg. 2008) 23 bahn als Priester. Sein erstes öffentliches Amt wurde ihm bereits im Jugendalter von 15 Jahren übertragen. Er wurde Mitglied des 15 Männer Kollegiums, das im Auftrag des Senats über die sibyllinischen Bücher zu wachen hatte. »Nichts bewahren die Römer als so göttlichen und heiligen Besitz auf wie die sibyllinischen Sprüche. Sie bedienen sich ihrer, so oft der Senat es beschließt, wenn innerer Aufruhr im Staat ausbricht, wenn sie ein großes Unglück im Kriege trifft, oder wenn gewisse Wunder und andere große, unerklärliche Zeichen ihnen erscheinen, wie dies oft geschah.« 9 Die sibyllinischen Bücher der Römer waren zunächst einmal Anweisungen für den Kult angesichts jeglichen Unglücks, dass die römische Gesellschaft traf. Sie hatten weniger etwas mit Prophezeiungen als vielmehr mit Sühnehandlungen ex eventu zu tun. Dies änderte sich aber, nachdem 83 v.Chr. beim Brand des Kapitols die sibyllinischen Bücher verloren gingen. Der Senat schickte Gesandte aus, um aus anderen Überlieferungen und Gedächtnissen zumindest einiges wieder herzustellen. Doch auch diese neue Sammlung kam unter Verschluss, was jedoch nicht davor schützte, dass in den inneren politischen Wirren Roms immer wieder vermeintliche Sprüche der sibyllinischen Bücher als geheime Weissagungen zur Stützung politischer Interessen in Umlauf gebracht wurden. Daher mahnt Cicero: »Deshalb wollen wir die Sibylle unter Verschluß und verborgen halten, so dass - wie schon auch von unseren Vorfahren überliefert ist - die Bücher ohne Auftrag des Senats nicht einmal gelesen werden und ihre Geltung sich darauf beschränken soll, dass religiöse Bräuche eher abgeschafft als angenommen werden.« 10 Die fragmentarisch erhalten gebliebene Augustusbiographie des Nikolaos von Damaskus, eines einflussreichen Diplomaten am Hofe Königs Herodes des Großen, weiß von dem späteren Augustus zu erzählen, dass er - vergleichbar mit dem 12-jährigen Jesus im Jerusalemer Tempel, Lk 11,46-52 - die Befähigung des Protagonisten zu seiner späteren göttlichen Aufgabe bereits in seinem Knabenalter vorgezeichnet findet: »Als Octavian etwa neun Jahre alt war, erregte er bei den Römern kein geringes Aufsehen, da er in so jungen Jahren eine hohe Begabung erkennen ließ. Großen Beifall gab es bei den Erwachsenen, als er vor zahlreichem Publikum eine Rede hielt. [...] Seine Auffassungsgabe […] war schneller als die seiner Lehrer«. 11 Diese besonderen Fähigkeiten des jungen Octavian sind durchaus glaubwürdig, da seine enorme Auffassungsgabe von vielen antiken Darstellungen hervorgehoben wird, und es liegt der Schluss nahe, dass ihm diese auch die Sympathien seines Großonkels Julius Cäsar einbrachten. Octavian gehörte also seit seinem 15. Lebensjahr zu den Priestern, die die sibyllinischen Bücher verwalten und im Auftrag des Senats deuten durften. Nach und nach wurde er mit allen bedeutenden Priesterämtern betraut, zuletzt - 12 v.Chr. - nach dem Tod des Lepidus, endlich auch mit dem Amt des Pontifex Maximus. Mit seinen priesterlichen Kenntnissen trieb Octavian nach dem Tode seines Großonkels dessen Göttlichsprechung voran. Da er von Julius Cäsar adoptiert worden war, wurde er mit dessen Divinisierung offiziell Sohn eines Gottes. Der ihm 27 v.Chr. vom Senat verliehene Name »Augustus« war ebenfalls mehr als eine Auszeichnung eines verdienstvollen Menschen. Der Name Augustus hebt Octavian weiter in die Sphäre des Göttlichen. Als nach dem Sieg über Antonius und Kleopatra der äußere und innere Friede weitgehend und für alle spürbar in Form von wachsendem Wohlstand, Arbeit, Bauprogrammen und öffentlichen Spielen wahrnehmbar wurde, trieb Cäsar Augustus, der Gottessohn und Priester, auch die ideologische Bearbeitung der überstandenen Krisenzeit voran: »Beim Nachdenken über die Ursachen der Krise Roms hatte sich der Glaube verfestigt, dass die Vernachlässigung der religiösen Pflichten den Götterfrieden gestört habe und dadurch die Voraussetzung für das Gedeihen von Staat und Reich verloren gegangen sei. Deshalb begann er mit einer religiösen Restauration, die vernachlässigten Tempel wurden erneuert, uralte Rituale wieder zelebriert und Sorge für die Belebung oder Erhaltung priesterlicher Institutionen getragen.« 12 Augustus restaurierte aber nicht nur, vielmehr transformierte er die römische Staatstheologie. In ihren Mittelpunkt stellte er Apollo, der die tradi- 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 23 Zum Thema 24 ZNT 22 (12. Jg. 2008) tionelle Vormachtstellung Jupiters übernahm. Die enge Verbindung zwischen Augustus und Apollo wird schon daran ersichtlich, dass Augustus sein eigenes Wohnhaus tempelförmig bauen und direkt neben seinem Wohnbereich einen Tempel für Apollo errichten ließ. Die Sprache dieser Gebäude brachte deutlich zum Ausdruck, dass der Friedensbringer Augustus mit den Göttern und insbesondere mit Apollo im Bunde stand, ja diesen auf Erden repräsentierte. 13 Paul Zanker hat in seiner einflussreichen Monographie, Augustus und die Macht der Bilder, aufgezeigt, wie das »Programm der kulturellen Erneuerung« gerade auch durch neue Bildprogramme durch Gebäude, Statuen und Münzserien nachhaltig verbreitet wurde. 14 Den sinnfälligsten Ausdruck des neuen Lebensgefühls in einer durch Frieden, Recht, Wohlstand und Sicherheit qualifizierten Zeit, die die zerstörerischen Bürgerkriege hinter sich gelassen hat, gab dann die Saecularfeier vom 31.5.-3.6. des Jahres 17 v.Chr. Mit ihr wurde nicht weniger als ein neues Zeitalter eröffnet, und zwar das goldene Zeitalter, von dem bereits Vergil in seiner Aeneis schrieb: »Hierhin wende du jetzt deinen Blick, schau an dieses Volk hier, / Deine Römer: Caesar ist hier und des Jules gesamte / Nachkommenschaft, die einst aufsteigt zum Himmelsgewölbe. / Der aber hier ist der Held, der oft und oft dir verheißen, / Caesar Augustus, der Sproß des Göttlichen. Goldene Weltzeit / Bringt er wieder für Latiums Flur …« 15 . Vergil, geb. 70 v.Chr., hatte die verheerenden Bürgerkriege des 1. und 2. Triumvirats miterlebt und seine Ansage des mit dem Weltheiland Augustus kommenden goldenen Zeitalters als einer von Frieden, Recht und Wohlstand geprägten Heilszeit dürfte nicht nur seiner Sehnsucht Ausdruck verliehen haben. Als Horaz beauftragt wird, ein Lied für die Saecularfeier zu dichten, greift er eben auch auf Vergil zurück und besingt die neue Zeit als dauerhaften Frieden zwischen Götter und Menschen, der die alten Tugenden Roms neu zum Erblühen bringt: »Schon wagt Treue, Frieden und Ehre wieder, / Alte Zucht und Tugend, so lang verachtet, / Sich zurück und zeigt sich mit vollem Horne / Selige Fülle. / Ja, der Seher Phöbus […] / Trifft sein Blick voll Huld Palatin und Altar, / Wird Roms Macht und Latium sicher fördern / In ein neu Jahrhundert des Glücks und immer / Schönere Zeiten; / Und dem Aventine, der Fünfzehnmänner / Fleh´n bedenkt sie, leiht dem Gebet des Knaben / Freundlich Gehör auch. / Ja! So dünkt´s mit Jupiter allen Göttern. / Froh und sicher tragen wir heim die Hoffnung, die im Chor Apolls und Dianens Loblied / lernten zu singen.« (57-76). 16 Das Carmen Saeculare bekundet nicht nur die große Hoffnung auf die neue Heilszeit, sondern zeugt auch von der Transformation römischer Theologie durch Augustus, der eben Apoll und nicht mehr Jupiter in das Zentrum der Staatsreligion rückte. In dessen Tempel, der ja unmittelbar neben seinem eigenen tempelförmigen Wohnsitz neu errichtet worden war, ließ er 28 v.Chr. die sibyllinischen Bücher bringen und zu den 15 Männern, die sie lesen und auslegen durften und die Horaz hier benennt, gehörte Augustus selbst. Tatsächlich wurde die Saecularfeier nicht auf die Idee des Augustus und schon gar nicht als Einfall irgendeines gewöhnlichen Sterblichen, sondern auf einen Sibyllenspruch zurückgeführt, wovon auch das Carmen Saeculare selbst Zeugnis ablegt: »Da Sibyllenspruch es gebot, den Göttern / Die der sieben Hügel sich freuen, solle / Von erles´nen Mädchen und keuschen Knaben / Schallen ein Hymnus! «(5-9). Augustus, der seine öffentliche Laufbahn als mit der Deutung der sibyllinischen Bücher beauftragter Priester begann, diese Bücher dann im Apollotempel neben seinem eigenen Haus aufbewahren ließ, sich selbst mehr und mehr als irdischer Repräsentant Apollos darstellte, greift auf die römische Hoffnung auf ein goldenes Zeitalter zurück, das alles Schlechte hinter sich lässt und nun Frieden, Wohlstand, Recht und ein an den alten Tugenden orientiertes, im Einklang mit den Göttern befindliches frommes Leben ermöglicht. Ohne die machtpolitischen Dimensionen der römischen Staatsreligion und ihrer Ausformung und Transformation durch Cäsar Augustus zu vernachlässigen, besteht dennoch kein Anlass dazu, an der aufrichtigen Frömmigkeit des Priesters Augustus und seines Wunsches zu zweifeln, ein im Einklang mit den Göttern befindliches Rom zu bauen, dessen Macht für Recht, Frieden und Wohlstand für alle eingesetzt wird und allen Bürgern Roms im 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 24 Stefan Alkier Leben in qualifizierter Zeit ZNT 22 (12. Jg. 2008) 25 Gegenzug ein an den alten Tugenden, die mores maiorum, orientiertes Leben abzuverlangen. Die Saecularfeier des Jahres 17 v. Chr. wird in der religiösen Überzeugung gefeiert, dass die endgültige, die letztliche Heilszeit für das Imperium Romanum gekommen ist. Nicht die Hoffnung auf etwas noch zu Erwartendes, etwas noch Ausstehendes, Zukünftiges, sondern die Hoffnung darauf, dass diese präsentische Heilszeit nun ewig währt und Glückseligkeit für alle gewähren wird, die zum Imperium Romanum gehören oder sich ihm noch anschließen werden, prägt diese religiöse Deutung der Zeit. Die Ausrufung des neuen saeculum beendet zugleich die Schrecken und das Unrecht der nun vergangenen Zeit. Die dreitägige kultische Feier mit zahlreichen Opferhandlungen und Gebeten ist auch eine Sühnefeier, die die Verletzung des Rechts bearbeitet, damit das neue goldene Zeitalter mit Unschuld begonnen werden kann. Zugleich aber und mehr noch handelt es sich um die Gründungsfeier des neuen Roms, das im Einklang mit den Göttern und der Bewahrung des Rechts ewigen Bestand erbittet. Paul Zanker schildert eindrücklich die aufwendige und gut vorbereitete Inszenierung der Saecularfeier: »Das Fest selbst war eine Abfolge von großartigen bildhaften Inszenierungen, die an verschiedenen Heiligtümern und Kultplätzen aufgeführt wurden. […] In der ersten Nacht bekamen die Schicksalsgöttinnen 9 Schafe und 9 Ziegen. Augustus rezitierte dabei ein mit archaischen Wendungen durchsetztes Gebet für imperium und maiestas des Römervolkes, für Heil, Sieg und Gesundheit von Volk und Legionen, für die Mehrung des Reiches, für die Priesterschaften und endlich ausdrücklich auch für sich selbst, sein Haus und seine Familie. In den beiden folgenden Nächten wurden die Eileithyien als Geburtshelferinnen und die Terra Mater als Göttin der Fruchtbarkeit angerufen. Dieser opferte Augustus sodann eigenhändig eine trächtige Sau. Wer dabei war, vergaß die Szene nicht! Eine dieser archaischen Opfer-Schlachtszenen erschien dann auch auf einer der nächsten Münzserien«. 17 Dass eine gute Inszenierung nicht als Indiz einer mangelhaften religiösen und / oder politischen Aufrichtigkeit der daran Beteiligten bewertet werden sollte, bevor man nicht andere Argumente liefern kann, die den Zweifel begründen, sollte einer vorurteilsfreien religionsgeschichtlichen bzw. religionswissenschaftlichen Interpretation eine Selbstverständlichkeit sein. Die Saecularfeier qualifiziert in Kontinuität und Diskontinuität zur römischen Tradition die gegenwärtig erlebte Zeit als Heilszeit und führt damit die rechtliche, politische und wirtschaftliche Macht Roms in eine Sinn konstituierende religiöse Deutung über, die aufgrund des Ineinanders von Recht, Politik, Wirtschaft und Religion weit über die kleine Gruppe der Machthabenden und weit über die Grenzen Roms hinaus Plausibilität erreichen und deshalb erheblich zur Dauer des Römischen Imperiums beitragen konnte. Die Saecularfeier des Jahres 17 v.Chr. steht ganz im Zeichen einer präsentischen Eschatologie. Das Imperium Romanum unter der Herrschaft des Cäsars Augustus, des Gottessohnes und Priesters, ist nicht nur ein politisches, rechtliches und wirtschaftliches Gebilde, es verstand sich vielmehr nach all den Bürgerkriegswirren als das ersehnte und endlich von den Göttern gewährte und bewahrte Friedensreich, die Erfüllung Roms: eine neue Zeit, die Heilszeit hatte begonnen. 4. Das Evangelium von Augustus: Die präsentische Eschatologie der Kalenderreform in der Provinz Asia Diese Sicht auf die religiöse Qualität der neuen Zeit kann keineswegs nur als politische Propaganda des Augustus und derjenigen Römer verstanden werden, die ihn unterstützten. Vielmehr stieß das ausgerufene goldene Zeitalter auch in vielen Provinzen auf positive Resonanz. Gabriele Faßbeck weist auf den kulturellen Einfluss des römischen »novum saeculum« hinsichtlich der Berücksichtigung »eschatologischer Tempelbauentwürfe« hin mit Blick auf den Neubau des Jerusalemer Tempels durch Herodes den Großen, der wohl der einflussreichste Klientelkönig zur Zeit des Augustus war. Damit »gelang ihm der fugenlose Anschluß an die augustäische Religionspolitik mit ihrer Botschaft vom ›novum saeculum‹. Jüdische Eschatologie und römische Imperialideologie hätten sich auf das für Herodes Vorteilhafteste in seinem Tempelbau miteinander verschränkt und ihm Achtung von allen Seiten eingetragen.« 18 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 25 Zum Thema 26 ZNT 22 (12. Jg. 2008) Nun könnte man einwenden, dass Herodes Sonderstellung, dem Augustus seine amicitia, seine Freundschaft, hatte zuteil werden lassen, ihn kaum als Zeugen für die These geeignet erscheinen lässt, dass die Rede vom neuen Zeitalter nicht lediglich machtpolitische Propaganda der Herrschenden war, sondern Ausdruck religiöser Zeitdeutung, die von Menschen aller gesellschaftlichen Gruppen in Rom und auch in vielen Provinzen getragen wurde. Dass aber eine ganze Provinz aus eigenem Antrieb eine Kalenderreform durchführt, um Augustus für die neue Heilszeit zu danken und ihn zu ehren, sollte als Beleg für die breite Akzeptanz der präsentischen Eschatologie des goldenen Zeitalters auch außerhalb Roms gelten können. Jörg Rüpke hat in seiner Monographie Kalender und Öffentlichkeit. Die Geschichte der Repräsentation und religiösen Qualifikation von Zeit 19 auf die besondere Bedeutung von Kalendern und Kalenderreformen hingewiesen, da mit den Kalendern die Zeit gegliedert und mit Bedeutung versehen wird. Dies trifft in herausragender Weise für die Kalenderreform in der Provinz Asia im Jahre 9 v.Chr. zu. Bereits zwanzig Jahre zuvor bat der Provinziallandtag der Asia darum, einen Tempel für Octavian errichten zu dürfen. Dieser stimmte unter der Bedingung zu, dass in diesem Tempel zugleich der Dea Roma gehuldigt wird. In diesem Zusammenhang lobte der Provinziallandtag einen Wettbewerb aus, der vor die Aufgabe stellte, den Kaiser in unüberbietbarer Weise zu ehren. Den Wettbewerb gewann der Prokonsul Paullus Fabius Maximus mit seinem Vorschlag mit dem Geburtstag des Augustus, den 23. September, das Jahr beginnen zu lassen. Die Begründung dafür und die Inschriften, mit denen der diesbezügliche Beschluss veröffentlicht wurde, sind von erheblicher Bedeutung für den vorliegenden Zusammenhang. 20 Die Inschriften von Priene überliefern sowohl das Edikt des Prokonsuls als auch die beiden Dekrete der Provinzialversammlung. Im ersten Dekret heißt es: »Es erschien den Griechen Asiens gut, auf Antrag des Oberpriesters Apollonius […]: Da die unser Leben [auf göttliche Weise] ordnende Vorsehung, Eifer [an den Tag] legte und Großmut, das Leben mit dem Vollkommensten ausschmückt[e], indem sie Augustus hervorbrachte, den sie zum Wohl der Mensch[en] mit Tugend erfüllte, wodurch sie uns und denen nach uns [einen Retter] schickte, der Krieg beendete und [alles] ordnete; da [durch sein Erscheinen] [der] Kaiser die Hoffnungen [all] derer, die zuvor [gute Nachrichten vorweg]genommen hatten, überbot, weil er nicht nur die vor ihm lebend[en Wohltäter über-] traf, sondern auch für die künftig lebenden keine Hoffnung [auf Steigerung übrigließ]; da für die Welt der Anfang der durch ihn (veranlassten] guten Nachricht[en] [der Geburts]tag des Gottes war; da - nachdem (die Provinzialversammlung) Asiens in Smyrna […] den Beschluß gefasst hatte, demjenigen einen Kranz zuzuerkennen, dem die größten Ehrungen für den Gott einfielen, - Paullus Fabius Maximus […] das bis jetzt Unbekannte bei den Griechen zur Ehrung des Augustus fand: dass mit dessen Geburt für das Leben die Zeitrechnung beginnt: Deshalb haben zu gutem Gelingen und zum Heil die Griechen in Asien den Beschluß gefasst, dass der neue Jahresbeginn für all[e] Städte am neunten Tag vor den Kalenden des Oktober beginnt, welcher der Geburtstag des Augustus ist«. 21 Deutlicher noch als das erste Dekret zeigt das zweite die kosmologische Dimension des Augustus auf: »da die ewige und unsterbliche Natur des Alls das größte Gut aus überschäumender Freundlichkeit den Menschen schenkte, indem sie Caesar Augustus hervorbrachte, den / Z.5/ Vater für ein glückseliges Leben bei uns und Vater seiner einheimischen Göttin Roma, den einheimischen Zeus und Retter des Menschengeschlechts, dessen Wünsche in allem die Vorsehung nicht nur erfüllte, sondern übertraf; denn Land und Meer leben in Frieden, Städte glänzen in gesetzlicher Ordnung, / Z. 10/ Eintracht und Überfluß, es ist ein förderlicher Höhepunkt für jedes Gut, für gute Hoffnungen auf die Zukunft, für guten Mut für die Gegenwart der Menschen, die mit Festen, Standbildern, Opfern und Liedern … erfüllen …«. 22 Die Inschriften von Priene legen Zeugnis von der überregionalen Plausibilität der realisierten Eschatologie des augusteischen Zeitalters ab. Die Geburt des Augustus wird als gute Nachricht, als Evangelium, vom Neubeginn der Welt gefeiert. Nicht menschliche Leistung, sondern die göttliche Vorsehung hat es gut mit den Menschen gemeint und ihnen den Heiland, den Retter, den Soter, geschickt. Dieser hat den Krieg überwunden und einen kosmischen Frieden hergestellt, der 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 26 Stefan Alkier Leben in qualifizierter Zeit ZNT 22 (12. Jg. 2008) 27 nun Sicherheit und Wohlstand für alle in einem bisher nicht erreichten Ausmaß ermöglichte. Augustus wird als Gott und Retter des Menschengeschlechts gefeiert, die Heilszeit ist realisiert. Was noch zu hoffen bleibt, ist ihre immerwährende Dauer. Spätestens seit Michael Manns Untersuchungen zur Geschichte der Macht sollten die von ihm zusammengetragenen und ausgewerteten Daten davor bewahren, die positive Bewertung der Zeit des Augustus, die sich hier und auch in den Res Gestae des Augustus ausspricht, allein als politische Propaganda der ausbeutenden Klasse zu begreifen. Frieden, Sicherheit und Wohlstand waren für weite Bevölkerungsteile reale Lebensqualitätszuwächse nach den vielen gewaltsamen Auseinandersetzungen. Erst recht sollte man aber in der Bewertung der religiösen Deutungen dieser Zeit den Respekt vor den anderen auch denjenigen gegenüber walten lassen, die das novum saeculum als Geschenk der Götter, vermittelt durch den Gottessohn und Heiland Augustus wahrgenommen haben. »In diesen Documenten spricht sich die Religion aus, der die Tempel errichtet wurden, und niemand darf diese Religion in ihrer Aufrichtigkeit bezweifeln. […] Im Hintergrund steht die stoische pronoia, die der Welt den Heiland sendet, den man als Zeus patrios bezeichnet, weil er in Rom pater patriae heisst. Wenn vor seinem Erscheinen die Menschen in dem Chaos der Revolution nur wünschten, nicht geboren zu sein, so ist es jetzt eine Freude zu leben. Und mit der Freudenbotschaft der euangelia hat der Tag begonnen, wo der Welt der Heiland geboren ward. Dass diese Anschauung und dieser Ausdruck griechisch ist, dass grade Asien um Christi Geburt in diesem Glauben lebt, dürfte keine geringe Bedeutung haben.« 23 5. Grundzüge der apokalyptischen Eschatologie des Evangeliums vom auferweckten Gekreuzigten im Anschluss an das paulinische »Wort vom Kreuz« (1Kor 1,18) Auch wenn man wohl kaum eine direkte literaturgeschichtliche Linie von der Verwendung des Begriffs »Evangelium« in den Inschriften von Priene zu den neutestamentlichen Evangelien ziehen kann - obwohl es einige erwägenswerte Parallelen gibt - so kann religionsgeschichtlich nicht in Abrede gestellt werden, dass die Inschriften von Priene, die ja auch an anderen Orten in der Asia aufgestellt waren, zusammen mit dem Tatenbericht des Augustus, der nicht nur in Rom, sondern auch in Ankara, also in der Provinz Galatien errichtet wurde, zum enzyklopädischen Wissen im gesamten Imperium Romanum gehörte. Das ist um so bedeutender, als wohl die Mehrzahl der neutestamentlichen Schriften direkt mit Kleinasien in Verbindung stehen und viele Schriften sogar hier entstanden oder an dort ansässige Gemeinden gerichtet wurden. Das gilt insbesondere für Briefe des Apostel Paulus und für die johanneischen Schriften, die Johannesapokalypse eingerechnet. Darauf machte bereits Adolf von Harnack aufmerksam: »In der Tat - diese Inschrift ist für die Geschichte des ›Christentums‹ ungleich wichtiger als die meisten christlichen Inschriften. Sie lehrt uns aufs neue und eindrucksvoller als irgendein früheres Dokument, welchen Umfang wir dem Satze ›Als die Zeit erfüllt war‹ zu geben haben. Als der Apostel Paulus seine große Mission in Asien unternahm, da konnte man schon seit fast zwei Menschenaltern auf den Marktplätzen aller bedeutenden Städte Asiens diese Inschrift lesen von dem Weltheiland (d.h. Augustus), der erschienen sei, der die sehnsüchtigen Wünsche aller erfülle, der dem Menschengeschlecht den Frieden bringen, ja das Leben erst lebenswert mache«. 24 Paulus war von dieser Botschaft aber nicht überzeugt. Als Jude in Tarsos aufgewachsen und als junger Mann in Jerusalem der Treue zur Tora verpflichteten pharisäischen Richtung zugehörig, kann er nicht glauben, dass der römische Kaiser mehr ist, als ein von Gott mit Regierungsgewalt ausgestatteter Mensch. Der aufgrund der Verheißungen erwartete Retter wird einst der Gesandte Gottes, der Messias aus dem Hause Davids sein. Dass aber diese Zeit, die messianische Zeit nicht in weiter Ferne liegt, sondern bald kommen wird, davon dürfte Paulus wie viele seiner Zeitgenossen auch überzeugt gewesen sein. Dass er apokalyptische Erwartungen kennt und in ihren Vorstellungen zu Hause ist, zeigt allein schon die so genannte kleine Apokalypse aus 1Thess 4,13-18. Im Zentrum seiner pharisäischen Auffassung der To- 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 27 Zum Thema 28 ZNT 22 (12. Jg. 2008) ra dürfte die Apokalyptik aber kaum gestanden haben. Paulus zeichnet seine Herkunft viel stärker vom Eifer um die Erfüllung der Tora geprägt und weniger von apokalyptischen Erwartungen, die nicht zuletzt die Befreiung Israels durch den davidischen Messias im Blick hat und daher vergleichbar mit der präsentischen Eschatologie des römischen novum saeculum starke politische Akzente aufweist, allerdings im Gegensatz zur römischen präsentischen Eschatologie futurisch ausgerichtet ist. Der Messias ist noch nicht da, die Königsherrschaft Gottes wird erst aufgerichtet werden, wenn der Davidide gekommen ist, der Fremdherrschaft ein Ende setzt und das von Jesaja und den anderen Propheten vorhergesagte neue Israel errichten wird zum Wohle aller, die sich dann an Jerusalem orientieren werden. Auch die Reich Gottes Botschaft, die der in den Evangelien erinnerte Jesus von Nazareth verkündete, gehört in den Bereich der futurischen Eschatologie. Erst aus der Perspektive der Überzeugung von seiner Auferweckung durch den Gott Israels entsteht eine neue Eschatologie, die das Schema von präsentischer Eschatologie hier und futurischer Eschatologie da zerbricht. Paulus jedenfalls legt großen Wert darauf, dass er keine Veranlassung sah, seinen jüdischen Lebensweg zu verändern. Von den Angeboten des Kaiserkults ist bei ihm ebenso wenig Positives zu lesen, wie von irgendeiner anderen Götterverehrung. Sie gelten ihm allesamt als Götzen, als Nichtskönner im Vergleich zu dem Einen Gott, von dem das »Höre Israel« Kunde gibt. Dieser eine Gott Israels hat die Welt geschaffen, Israel erwählt, aus Ägypten gerettet und die Tora als Anweisung zum guten Leben geschenkt. Diejenigen, die den als Verbrecher hingerichteten Jesus von Nazareth als Gottessohn und Messias verehren, verfolgt er und plädiert für ihre Verstoßung aus der jüdischen Gemeinschaft. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes, das alles anders werden lässt: Paulus nimmt den gekreuzigten Jesus als Lebenden wahr. Er löst die kognitive Dissonanz des Wissens um den Kreuzestod Jesu und das Erlebnis seiner Lebendigkeit durch die Sprache der Apokalyptik. Ihm wurde das Evangelium, die gute Nachricht von der durch Gottes Handeln geschaffenen Möglichkeit der Rettung aller Menschen vor dem kommenden gerechten Zorn Gottes, durch eine »Apokalypsis Jesu Christi«, Gal 1,12b, also durch die Entbergung des lebendigen Gottessohnes, zuteil. Gleichursprünglich begreift er dieses offenbarende Handeln Gottes an ihm als prophetische Beauftragung und in der Verwendung der Sprache der prophetischen Berufungsberichte teilt er den galatischen Gemeinden mit, dass er durch die Apokalypsis selbst zum Boten Jesu Christi geworden ist. Er zieht nicht nach Jerusalem, um sich das leere Grab zeigen zu lassen und sich auf diese Weise von der Wirklichkeit seiner Wahrnehmung zu überzeugen. Er ist so sicher, von Gott den auferweckten Gekreuzigten offenbart bekommen zu haben, dass er direkt von Damaskus aus zu predigen beginnt (vgl. Gal 1, 10-24). Die Auferweckung der Toten zählt zum festen Repertoire apokalyptischer Erwartungen. Sie wird am Tag des Herrn stattfinden, der noch aussteht. Die Toten werden erweckt, damit Gott Recht walten lassen kann. Er wird sein Gericht halten. Wenn die Toten auferweckt werden, dann ist das Ende dieser Welt gekommen und die neue Welt Gottes kann beginnen. Durch die Überzeugung von der Auferweckung des Gekreuzigten ändert sich dieses Nacheinander von dieser Welt und der kommenden. Paulus interpretiert die Auferweckung Jesu Christi nicht als Wiederbelebung eines Toten in der Jetztzeit, die den so wieder Belebten dann unter denselben Bedingungen seines vormaligen Lebens erneut in diese Welt schickt. Paulus begreift die Auferweckung Jesu als Anfang der eschatologischen Auferweckung der Toten. Die Ewigkeit Gottes ist damit in die Jetztzeit der Welt eingebrochen. Ewigkeit und Jetztzeit, Zukunft und Gegenwart sind nun gleichzeitig da, wenn auch nur für diejenigen sichtbar, die dem Evangelium vom auferweckten Gekreuzigten glauben können. Damit aber ist ein neues Denken der Zeit geboren, das man nicht mehr als präsentische oder futurische Eschatologie begreifen kann, sondern vielmehr als offenbarte Verschränkung der Zeiten, als apokalyptische Eschatologie. Diese apokalyptische Eschatologie des frühen Christentums ist nicht die messianische Zeit, von der einige Philosophen unserer Gegenwart sprechen in der Sehnsucht nach einer qualifizierten Zeit, die durch das Zwischen, durch die Differenz in einer anhaltenden Spannung bleibt und sich an diesem erregenden Zustand ergötzt und fast panische Angst vor ihrer Erfüllung hat, 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 28 Stefan Alkier Leben in qualifizierter Zeit ZNT 22 (12. Jg. 2008) 29 da sie damit ja gerade den Kitzel verlöre, den sie eigentlich sucht. 25 Die apokalyptische Eschatologie des frühen Christentums sieht vielmehr in der Auferweckung Jesu durch den Gott Israels, den gerechten und barmherzigen Schöpfergott, den Anfang der neuen Zeit bereits als realisiert an und erwartet im selben Augenblick voller Sehnsucht das zukünftige Reich Gottes. Diese apokalyptische Eschatologie sieht die Welt unter einer doppelten Perspektive. Sie nimmt ohne jede Beschönigung die Realität dieser Welt wahr und sieht zugleich in der Jesus-Christus-Geschichte den Himmel geöffnet (Offb 19,11a). Sie erwartet das eschatologische Gericht Gottes in der Zukunft, weiß aber schon von der endgültigen Rettung aller, die der Jesus-Christus- Geschichte vertrauen. Diese apokalyptische Eschatologie ist nicht ein Spezifikum paulinischer Theologie. Sie gehört zu den Grundzügen frühchristlicher Theologie, wie sie sich in den Schriften des Neuen Testaments darstellt. Die apokalyptische Eschatologie ist die entbergende Sicht des Endgültigen in der vorläufigen Jetztzeit. Dadurch schafft sie eine Distanz zu jedem gegenwärtigen Totalitätsanspruch, und sie fordert mit ihrem futurischen Blick das Gedächtnis für alle Opfer dieser Welt ein, die wie Jesus am Kreuz Opfer menschlicher Gewalt wurden. Während die präsentische Eschatologie des römischen novum saeculum die Opfer vergisst, ja bewusst vergessen möchte, damit sie den gegenwärtigen Frieden nicht stören, schreiben sich durch die Jesus-Christus-Geschichte alle Opfer dieser Welt in das Gedächtnis derjenigen ein, die in dem am Kreuz hingerichteten Jesus von Nazareth den Sohn Gottes sehen. Sie wissen, dass Gott sich nur noch als derjenige Denken lässt, der der Vater des am Kreuz Ermordeten ist und der diesen vom Tod erweckt hat und ihn als Ersten der Auferweckten in das ewige Leben Gottes hineingeholt hat. Die apokalyptische Eschatologie vertraut keiner präsentischen Eschatologie, weil sie nicht nur am kosmologischen Frieden der Gegenwart und der nahen Zukunft interessiert ist, sondern mehr, nämlich das Ganze im Blick hat. Ihr geht es um das Heil der ganzen Schöpfung Gottes. Deshalb ist ihr der apokalyptische Gerichtsgedanke unaufgebbar. Gott erweist seine Gerechtigkeit durch sein eschatologisches Gericht. Niemand wird vergessen. Kein Opfer, das nicht zur Sprache käme, kein Verbrechen, das nicht in das Licht des göttlichen Gerichts gestellt würde. Die apokalyptische Eschatologie vertraut auf den gerechten Gott und misstraut allen Heilsangeboten, die über ihre partiellen Erfolge das Leiden der Verlierer, der Benachteiligten, der Entrechteten und Gedemütigten verdrängen. Sie ist in der Lage, die Verdienste der Wirtschaft, der Rechtsprechung, der Politik anzuerkennen, aber sie verweigert ihnen die göttliche Verehrung. »Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist« (Mk 12,17b; vgl. Röm 13,6f.), muss zugleich als Anerkennung und Kritik verstanden werden. Die Verdienste des Kaisers sind durchaus zu würdigen und die Steuern sind durchaus zu zahlen, göttliche Verehrung aber kommt ihm nicht zu. Die apokalyptische Eschatologie hat nichts mit einer lebensfeindlichen, hinterwäldlerischen Schwärmerei zu tun. Sie ist vielmehr realistisch und weiß deshalb zu unterscheiden. Sie ist dabei getragen von der Gewissheit, dass das endgültige Heilsgeschehen sich bereits ereignet hat und deshalb die Schrecken dieser Welt als Vorletztes gelten müssen. Paulus drückt das so aus: »Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: ›Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.‹ Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.« (Röm 8,35-39) 6. Grundzüge der apokalyptischen Eschatologie der Johannesapokalypse Was Paulus mit dem Syntagma »Wort vom Kreuz« (1Kor 1,18) zur Sprache bringt, bezeichnet die Jo- »Die apokalyptische Eschatologie ist die entbergende Sicht des Endgültigen in der vorläufigen Jetztzeit« 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 29 Zum Thema 30 ZNT 22 (12. Jg. 2008) hannesapokalypse gut 50 Jahre später als »Zeugnis Jesu Christi« (vgl. 1,2; 1,9). Dass sie sicherlich in viel stärkerem Maße als Paulus in Opposition nicht nur zu den religiösen Ansprüchen des Herrscherkultes, sondern auch zur Politik des Imperium Romanum steht, zeigt sich schon an den Sendschreiben in Kapitel 2 und 3 und an der massiven Kritik an Rom mittels der Metapher von der Hure Babylons in Kap. 12. Bei aller Verschiedenheit der theologischen Ansätze und Denkstile treffen sie sich doch darin, dass der neuen Grund legende eschatologische Ereigniszusammenhang von Tod, Auferweckung und Erhöhung Jesu Christi seine soteriologische Kraft durch das dieses Ereignis geistvoll bezeugende Wort entfaltet. Die dadurch zustande gekommene Beziehung zwischen dem ersten Zeugen und seinen Nachfolgern wird als Herrschaftsverhältnis verstanden, das aber nicht durch gewaltvolle Machtausübung geprägt wird, sondern von der Liebe, die der neue Herrscher zu den Seinen hat und sie sogar selbst »zu Königen und Priestern« (1,6) einsetzt. Der neue Herrscher liebt die Seinen und gibt ihnen Anteil an seiner Macht. Zur Zeit des Schreibens aber ist der auferweckte, gekreuzigte und erhöhte Zeuge Gottes noch nicht allen sichtbar geworden. Noch üben die »Könige der Erde« ihre Gewalt aus, aber bald wird er kommen: »Siehe, er kommt mit den Wolken und es werden ihn sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Völker der Erde. Ja. Amen.« (1,7). Die Zeit des Schreibens ist Zwischenzeit. Der auferweckte Gekreuzigte ist schon Herrscher über die Könige der Erde, aber noch üben sie ihre Gewaltherrschaft aus. Die Jesus Christus Bezeugenden sind schon »Könige und Priester vor Gott« (1,6), aber noch erdulden sie die Gewalt der »Könige auf Erden« (1,5). Dass die Hoffnung auf das baldige Kommen Jesu Christi und damit die Hoffnung auf ein Ende des Unrechts und den Anfang unzerstörbaren neuen Lebens keine billige Vertröstung, sondern wirksamer Gottestrost ist, garantiert Gott, der Allherrscher selbst: »Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt.« (1,8). Die Zeugenschaft des Johannes, die bereits als wesentlicher Identitätsmarker in 1,2 eingeführt wurde, wird in 1,9 konkretisiert. Johannes befindet sich in leidvoller Bedrängnis (gr. thlipsis) auf der Insel Patmos, »um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.« Aber die Bedrängnis ist nicht das einzige Merkmal seiner Situation. Vielmehr ist er zugleich Mitgenosse am Reich Gottes und der »Geduld in Jesus«. Genau diese Selbstcharakterisierung schreibt er auch den angeschriebenen »Geschwistern« in Kleinasien zu. »Die Reihenfolge der Begriffe ist bemerkenswert. Die verfolgten, leidenden Christen haben schon Anteil an der Gottesherrschaft.« 26 Sie befinden sich demzufolge wie auch Johannes selbst in einer paradoxen Situation. Ihre gemeinschaftliche Anteilhabe am Reich Gottes bewahrt sie nicht vor leidvoller Bedrückung. Diese paradoxe Situation halten sie nur »in der Geduld Jesu« aus. Diese Geduld Jesu aber ist kaum etwas anderes als die hoffnungsvolle Beharrlichkeit, mit der Jesus seinen Weg der Zeugenschaft bis ans Kreuz gegangen ist, so, wie es etwa das Johannesevangelium erzählt. Wie Gott auf die Treue und Beharrlichkeit seines Zeugen Jesu mit dessen Auferweckung von den Toten geantwortet hat, so können auch Jesu Nachfolger in ihrer Zeugenschaft darauf getrost hoffen, von Gott neues Leben geschenkt zu bekommen. Die Auferweckung des Gekreuzigten ist ihnen Vorbild und hermeneutischer Schlüssel zur Deutung ihrer eigenen Bedrückungserfahrungen und zur Verarbeitung der dadurch verursachten Ängste. Welche Bedrückungen Johannes auf Patmos zu erleiden hat, wird nicht erzählt. Diese semantische Unterbestimmung ermöglicht die Identifikation mit jeglicher Art der Bedrückung, die dann ja auch auf je unterschiedliche Weise in den Sendschreiben ausdifferenziert wird. Aber auch alle anderen Leserinnen und Leser, die durch das Proömium in 1,1-3 mit in die Leserschaft der prophetischen Worte hinein genommen werden, können sich nun mit ihrer jeweiligen Bedrängniserfahrung in die Gemeinschaft der bedrängten Zeugen und damit ebenso in die Gemeinschaft derjenigen, die Anteil haben am Reich Gottes, integriert fühlen. Die einzelnen Schreiben lassen vollends das parakletische Anliegen der Johannesoffenbarung erkennen. Alle Gemeinden in Kleinasien stehen in bedrückender Anfechtung, die sie vom Weg der Zeugenschaft Christi abbringen könnte. In dieser Situation spricht durch die prophetischen Worte 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 30 Stefan Alkier Leben in qualifizierter Zeit ZNT 22 (12. Jg. 2008) 31 des Briefes der auferweckte und mit kosmischer Macht ausgestattete erhöhte Gekreuzigte mahnend und tröstend zugleich, um sie zu stärken. Der jeweiligen Selbstvorstellung des auferweckten und erhöhten Gekreuzigten in den einzelnen Briefen ist dessen Selbstvorstellung in der Vision des Johannes vorangestellt, die Johannes im einleitenden Brief allen angeschriebenen Gemeinden mitteilt in 1,17bf.: »Fürchte Dich nicht. Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.« Kraft seiner Auferweckung von den Toten erhält der auferweckte Gekreuzigte Anteil am ewigen Leben Gottes und kann nun in abgewandelter Weise die Selbstprädikation Gottes als das A und das O in 1,8 auf sich selbst beziehen. Sein wesentlicher Identitätsmarker ist deshalb die Aussage »Ich war tot und siehe ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit«. Dabei wird das Totsein mit Hilfe des Aorists als in der Vergangenheit liegende abgeschlossene Handlung markiert. Jesus war tot, ganz tot, aber er blieb nicht in diesem Tod. Er wurde auf eine Weise lebendig, die ihn in der Durchbrechung der zeitlichen irdischen Ordnung als lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit ausweist. Er wurde also nicht lediglich innerhalb des Zeitstrahls irdischer Zeit wiederbelebt, um dann dementsprechend auch den Gesetzen der irdischen Zeit folgend wieder zu sterben, sondern er wurde mit einem Leben begabt, das von Ewigkeit zu Ewigkeit reicht. Dieses Leben aber ist allein das Leben Gottes, des Schöpfers, des Pantokrators, der sich in 1,8 vorgestellt hat. Jesus wurde auferweckt in das ewige Leben Gottes hinein und zugleich wurde er ausgestattet mit kosmischer Macht (vgl. 1,6). Richten sich die Briefe des auferweckten und erhöhten Gekreuzigten an die sieben Gemeinden zur Zeit der Abfassung der Johannesapokalypse, so betreten wir mit 4,1 vollends die Zukunft. Gegenwart und Zukunft sind aber keineswegs strikt voneinander abgetrennte Wirklichkeitsbereiche, sondern gemäß der apokalyptischen Eschatologie ineinander verschränkt. Das Buch der Visionen soll die Gemeinden in der Gegenwart des Schreibers Johannes und darüber hinaus alle Leserinnen und Leser in ihrer jeweiligen Gegenwart trösten und sie in ihrer durch die Zeugenschaft Christi erlittenen Bedrängnisse bestärken, die Anfechtungen zu überwinden, die zum Verlassen der Nachfolge des vorbildlichen Zeugen führen könnten. Weil die Zukunft den endgültigen Sieg über die Feinde Gottes und das ewige Leben für die Freunde Jesu Christi bringen wird, deshalb lohnt es sich, in der Gegenwart auszuharren. Im Wesentlichen wird Johannes in den Visionen auf vielfache Weise die endgültige Vernichtung der widergöttlichen Mächte durch das geschlachtete Lamm und das ewige Leben der Auferweckten in der goldenen Stadt gezeigt. Die Visionen sind also Nahrung im prophetischen Wort begründeter Hoffnung in der bedrückenden Gegenwart. Worauf die angeschriebenen Gemeinden hoffen dürfen, ist nicht etwa eine sofortige Beendigung ihrer bedrohten Situation: „Wenn jemand ins Gefängnis soll, dann wird er ins Gefängnis kommen; wenn jemand mit dem Schwert getötet werden soll, dann wird er mit dem Schwert getötet werden.“ (13,9). Die Johannesapokalypse malt das Unheil nicht schön. Sie vernebelt auch nicht die Gefahr, die von den Feinden Gottes ausgeht. Die Apokalypse des Johannes weiß um die Tränen, die von Unrecht und Gewalt verursacht werden. Sie ruft aber nicht zu Gegengewalt auf und begegnet dem Unrecht nicht mit neuem Unrecht. Sie vertraut vielmehr darauf, dass der Zorn Gottes und der Zorn des mit dem Gericht beauftragten auferweckten und erhöhten Gekreuzigten alles Unrecht und jede Gewalt vernichten wird (vgl. 6,17) und die, die sich mit dem »Blut des Lammes«, mit dem Kreuzestod des unschuldigen Opfers der Gewalt identifizieren und so zu seinen Zeugen werden, von ihm »zu den Quellen des lebendigen Wassers« geführt werden »und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.« (7,17). Die Johannesapokalypse verdrängt die Gewalt dieser Welt nicht, aber sie überlässt die Gewalt dem gerechten göttlichen Zorn, weil sie sich am Zeugen Jesus Christus orientiert. Aus der durch die Nachfolge in der Zeugenschaft Christi resultierenden Gewissheit der Teilhabe am Reich Gottes wird die Hoffnung geschöpft, ewiges Leben nach dem erlittenen Tod »Die Apokalypse des Johannes weiß um die Tränen, die von Unrecht und Gewalt verursacht werden.« 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 31 Zum Thema 32 ZNT 22 (12. Jg. 2008) neu geschenkt zu bekommen. Dreh- und Angelpunkt dieser Wirklichkeitsdeutung ist die soteriologisch gedeutete Christologie und die damit verbundene apokalyptische Eschatologie, in deren Zentrum die bereits geschehene Auferweckung und Erhöhung des Gekreuzigten steht. Die Johannesapokalypse zeigt, dass die Auferweckung der Toten ganz an die Überzeugung der Auferweckung und Erhöhung Jesu Christi gebunden unabtrennbar mit der Hoffnung auf das Ende des Unrechts verwoben ist. Auf unbequeme und gerade deshalb unverdrängbare Weise bringt die Johannesapokalypse zum Ausdruck, dass mit der Rede von der Auferweckung des Gekreuzigten und der Auferweckung der Toten immer auch die Machtfrage und damit auch die Frage nach Gottes Gerechtigkeit gestellt ist. Welche Macht wirkt und bestimmt letztendlich das Geschick dieser Welt und der auf ihr und von ihr Lebenden? Die Antwort der Johannesapokalypse ist schockierend eindeutig. Es ist die Macht des allmächtigen Schöpfergottes, von dem auch die Heiligen Schriften Israels gültig erzählen. Die Johannesapokalypse schreckt nicht davor zurück, in der Konsequenz der theologischen Rede vom Schöpfergott als Allherrscher, letztendlich auch die destruktive Gewalt im Kosmos und damit eben auch auf Erden zumindest als von Gott für eine gewisse Zeit als geduldet zu verstehen. Wohl gemerkt: geduldet, nicht gewollt. Gott lässt seinen Geschöpfen die Wahl und in dieser gewährten Freiheit liegt der Grund der Möglichkeit und Wirklichkeit allen Unrechts und jeder Verfehlung des von Gott gewollten Lebens in der Solidarität der göttlichen Geschöpfe. Gott selbst ist daher in die Sünde verstrickt. Sein eschatologisches Gericht ist notwendig, um seinem Recht letztgültige und ewige Geltung zu verschaffen. Deshalb ist die eschatologische Auferweckung der Toten kein selbstloser Gnadenakt eines unbeteiligten Herrschers, sondern der Erweis der Theodizee, der Gerechtigkeit Gottes. Diesen Zusammenhang apokalyptischer Eschatologie macht die Johannesapokalypse so deutlich wie keine andere Schrift des Neuen Testaments und hält damit als unbequemes Buch im Kanon das christliche Denken wach. 7. Die präsentische Eschatologie des novum saeculum und die apokalyptische Eschatologie der Jesus-Christus- Geschichte - Ein kurzes Resümee Mit der präsentischen Eschatologie des römischen novum saeculum und der apokalyptischen Eschatologie des Evangeliums stehen sich zwei nicht vermittelbare Konzepte religiöser Zeitdeutung gegenüber. Erst ein religionsgeschichtlicher Blick auf die Begründung des römischen Evangeliums von Augustus, dem Retter des Menschengeschlechts, lässt die erfahrungsgesättigte Plausibilität der religiösen Dimension des novum saeculum in den Blick geraten. Es handelt sich um das Gefühl, in einer von den Göttern geschenkten Heilszeit zu leben, die durch das Leben und Wirken des Augustus zum Wohle der Menschheit gewährt wurde. Diese präsentische Eschatologie feiert Frieden und Wohlergehen für viele in der Jetztzeit und hofft auf einen ewig währenden Bestand dieses beglückenden Weltzustands. Einen Blick für die Opfer der Vergangenheit und für diejenigen, die nicht am Wohlergehen partizipieren und erst recht nicht für die Opfer machtpolitischer Auseinandersetzungen hat diese religiöse Weltdeutung nicht, weil sie keine das Ganze umgreifenden Visionen einer noch ausstehenden Zukunft kennt. Sie dankt für das realisierbare und realisierte Glück, Hoffnung auf Gerechtigkeit darüber hinaus hat sie nicht. Sie ist erfolgsorientiert und gerade darin liegt ihre Überzeugungskraft. Jeder kann die Macht des Augustus und den Wohlstand und Frieden, der durch ihn gekommen ist, sehen und ihm und den Göttern dafür danken. Die apokalyptische Eschatologie des Evangeliums vom auferweckten Gekreuzigten geht einen anderen Weg. In ihrem Zentrum steht nicht die gute Nachricht von den erfolgreichen guten Taten des mächtigsten und reichsten Mannes weit und breit, sondern der ungerechte Kreuzestod eines Zimmermanns aus Galiläa. Mit dessen Auferweckung durch den Gott Israels, den barmherzigen und gerechten Schöpfergott, beginne die endgültige, heilvolle Wirklichkeit der Schöpfung und allen Lebens (vgl. Röm 3,21). Das Evangelium vom »Welche Macht wirkt und bestimmt letztendlich das Geschick dieser Welt und der auf ihr und von ihr Lebenden? « 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 32 Stefan Alkier Leben in qualifizierter Zeit ZNT 22 (12. Jg. 2008) 33 auferweckten Gekreuzigten sieht schon jetzt alles Unrecht und alles Böse als überwunden an, auch wenn es noch sichtbar herrscht und Leid und Tränen verursacht. Es stiftet ein Gedächtnis für alle Opfer der Gewalt, weil sich am Kreuz Jesu Gott mit ihnen ein für allemal solidarisiert hat. Seine eigene Gerechtigkeit steht im Gedenken der Opfer auf dem Spiel und deswegen wird er sein Recht durchsetzen. Kein Unrecht wird vergessen, denn das hieße, die Opfer zu vergessen. Die kosmische Vision von der neuen Schöpfung, die mit der Auferweckung des Gekreuzigten inmitten dieser Weltzeit bereits begonnen hat, erlaubt den schonungslosen Blick auch in die Vergangenheit und auf die eigene Gegenwart. Wer sich aber schon jetzt durch den Geist der Jesus-Christus- Geschichte die Augen öffnen lässt, sieht den Himmel geöffnet. l Anmerkungen 1 M. Mann, Geschichte der Macht: Vom Römischen Reich bis zum Vorabend der Industrialisierung, Bd. 2, Frankfurt a.M. 1991, 33. 2 Mann, Geschichte, 35f. 3 Mann, Geschichte, 36. 4 H. Münklers Monographie Imperien. Die Logik der Weltherrschaft - vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, Berlin 2005, eröffnet mit einer differenzierten Neubewertung der politischen Leistungsfähigkeit und Grenzen von Imperien einen neuen Blick auf das Imperium Romanum, der auch trefflichere Einschätzungen der Konfliktlagen zwischen den frühen christlichen Gemeinden und ihren kulturellen, religiösen, politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen ermöglicht. Zur Einführung in die komplexe römische Religions- und Rechtsgeschichte sei auf J. Rüpke, Die Religion der Römer. Eine Einführung, München 2001, und auf U. Manthe, Geschichte des Römischen Rechts, München 2000, verwiesen. Während Rüpkes Darstellung das Verständnis römischer Frömmigkeit um ihrer selbst willen jenseits von christlicher Polemik erheblich fördert, führt das schmale Bändchen von Manthe die kulturelle Leistung der Gesetzgebung des Imperium Romanum vor Augen, auf deren Tradition auch unsere gegenwärtige westliche Kultur noch maßgeblich gründet. Eine theologische, religions- und kulturgeschichtliche Auseinandersetzung mit dem Imperium Romanum macht nur Sinn, wenn man bereit ist, sich auf das Andere, das Fremde des Untersuchungsgegenstandes und damit vor allem auf die Komplexität historischer Erkenntnis einzulassen. Der Respekt vor dem Anderen darf nicht auf den christlich-jüdischen Dialog beschränkt werden. Die interpretationsethischen Kriterien, die ich in meinem Beitrag, Fremdes Verstehen - Überlegungen auf dem Weg zu einer Ethik der Interpretation biblischer Schriften. Eine Antwort an Laurence L.Welborn, ZNT 11 (2003), 48-59, formuliert habe, gelten auch für das Imperium Romanum. Nur so wird sich schärfer zeigen lassen, wo die unvermittelbaren Differenzen der unterschiedlichen Weltsichten der verschiedenen Religionen und Kulturen bestehen. 5 K. Bringmann, Augustus, Gestalten der Antike, Darmstadt 2007, 17. 6 Augustus, Res Gestae 34, in: Augustus, Schriften, Reden und Aussprüche, hg., übers. u. komm. v. K. Bringmann u. D. Wiegandt (TzF 91), Darmstadt 2008, 260. 7 Augustus, Res Gestae 10. 8 M. Strothmann, Augustus - Vater des res publica. Zur Funktion der drei Begriffe restitutio - saeculum - pater patriae im augusteischen Prinzipat, Stuttgart 2000, 17. 9 Dionys von Halikarnass, Ant, 4,62 (5), zit. nach Sibyllinische Weissagungen, gr.-dt., auf d. Grundl. der Ausg. v. A. Kurfeß neu übers. u. hg. v. J.-D. Gauger (Sammlung Tusculum), Düsseldorf / Zürich 1998, 397. 10 Cicero, div. 2,112., zit. nach Sibyllinische Weissagungen, a.a.O., 396. 11 Nikolaos von Damaskus, Leben des Kaisers Augustus, hg., übers. u. komm. v. J. Malitz, (TzF 80), Darmstadt 2003, III,4.6 (S. 29) 12 Bringmann, Augustus, 116. 13 Vgl. M. Claus, Kaiser und Gott. Herrscherkult im römischen Reich, Stuttgart / Leipzig 1999, 62f. 14 Vgl. P. Zanker, Augustus und die Macht der Bilder, 3. Aufl., Sonderausg., München 1997. 15 Vergil, Aeneis, übers. v. J. Götte in Zusammenarb. m. M. Götte, Bibliothek der Anike, München 1990, 6. Buch, 788-794a., vgl. dazu auch die 4. Ekloge Vergils, insbesondere 5-9. 16 Horaz, Carmen Saeculare. 17 Zanker, Macht, 173. 18 G. Faßbeck, »Unermesslicher Aufwand und unübertreffliche Pracht« (bell 1,401). Von Nutzen und Frommen des Tempelbaus unter Herodes dem Großen, in: Stefan Alkier / J ürgen Zangenberg (Hgg.), Zeichen aus Text und Stein. Studien auf dem Weg zu einer Archäologie des Neuen Testaments (TANZ 42), Tübingen / Basel 2003, 222-249: 246. 19 RVV 40, Berlin / New York 1995 20 Vgl. dazu C. Ettl, Der »Anfang der Evangelien«. Die Kalenderinschrift von Priene und ihre Relevanz für die Geschichte des Begriffs euangelion. Mit einer Anmerkung zur Frage nach der Gattung der Logienquelle, in: S. Brandenburger / Th. Hieke (Hgg.), Wenn drei das gleiche sagen - Studien zu den ersten drei Evangelien, Münster 1998, 121-139.Th. Witulski, Kaiserkult in Kleinasien. Die Entwicklung der kultisch-religiösen Kaiserverehrung in der römischen Provinz Asia von Augustus bis Antonius Pius (NTOA 63), Göttingen / Fribourg 2007, 18-32. 21 Zitiert nach Ettl, Anfang, 131. Die eckigen Klammern mit drei Punkten zeigen meine Auslassungen aus der Inschrift an. Die Buchstaben in eckigen Klammern sind von Ettl übernommen. Sie zeigen Ergänzungen an bei schlecht oder nicht mehr lesbaren Stellen der Inschrift von Priene. Die runden Klammern sind ebenfalls von Ettl übernommen. 22 Zit. nach Ettl, Anfang, 134. 23 U. von Wilamowitz-Möllendorff, Die Einführung des asianischen Kalenders, in: Th. Mommsen / U. von Wilamowitz-Möllendorf, Die Einführung des asianischen Kalenders, MDAI.A 24 (1899), 275-293: 293. 24 A. von Harnack, Als die Zeit erfüllet war, in: ders., Reden und Aufsätze 1, 2. Aufl., Gießen 1906, 301-306: 306. 25 Vgl. dazu A. Gignac, Neue Wege der Auslegung. Die Paulus-Interpretation von Alain Badiou und Giorgio Agamben, ZNT 18 (2006), 15-25. Vgl. auch den Buchreport von Eckart Reinmuth in diesem Heft. 26 D. Pezzoli-Ogliati, Täuschung und Klarheit. Zur Wechselwirkung zwischen Vision und Geschichte in der Johannesoffenbarung (FRLANT 175), Göttingen 1997, 22. 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 04 Uhr Seite 33