eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 11/22

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2008
1122 Dronsch Strecker Vogel

Editorial

2008
Stefan Alkier
Kristina Dronsch
Ute E. Eisen
Editorial ein, wofür pars pro toto auf die Kontroverse hingewiesen werden soll, die die alte Frage von Ernst Käsemann, einem der einflussreichsten deutschen Neutestamentler des 20. Jahrhunderts, nach der Apokalyptik als Mutter der urchristlichen Theologie neu stellt und darüber den US-Amerikaner Dale C. Allison und den Italiener Mauro Pesce in ein interkontinentales Gespräch bringt. Dass apokalyptische Zeit- und Weltdeutungskonzepte eine bedeutende Rolle für die kulturellen Welten, in denen die frühchristlichen Schriften entstanden, spielen, wird an allen Beiträgen dieses Heftes deutlich. Die Differenziertheit und der Perspektivenreichtum der einzelnen Beiträge geben aber dazu Anlass, die simplifizierenden Assoziationsketten, die das Wortfeld Apokalyptik und Apokalypse(n) in der Pop- und Feuilletonkultur und in der biblizistischen und fundamentalistischen Szene gegenwärtiger Christentümer auslöst, zu verlassen und von Text zu Text, von Diskurs zu Diskurs danach zu fragen, wer mit welchen Interessen und Interpretationen apokalyptische Deutungselemente heranzieht. Wir wünschen Ihnen in diesem Sinne eine perspektivenreiche Lektüre! Stefan Alkier Kristina Dronsch Ute E. Eisen Liebe Leserinnen und Leser, »Apokalypse« - dieses Wort löst in unserer Gegenwartskultur mulmige Gefühle aus, die mit Angst und Schrecken kosmische und andere Katastrophen erwarten lassen. Ob Sänger wie Xavier Naidoo mit Zitatencollagen und Neudichtungen die Gegenwart als endzeitliche Krisensituation beschreiben, oder ob us-amerikanische Mega- Churches mit der Johannesapokalypse fundamentalistische Politik durchsetzen wollen, stets wird mit den Angst- und Schreckensszenarien dieser düstere Bereich des Themenfeldes Apokalyptik, Apokalypsen, Apokalypse ausgewählt - und man erreicht mit den Untergangsszenarien immer wieder große Massen. Das vorliegende Themenheft versucht, einen anderen Weg zu gehen. Es möchte die Vielzahl der Aspekte und Perspektiven aufzeigen, den Reichtum und auch die Gefahren apokalyptischen Denkens beleuchten, das seine gegenwärtige Faszination auch außerhalb theologischer Diskurse vor allem durch die Thematisierung von Zeitkonzepten, Machtkritik, politischen Entwürfen und metaphorischer Bildwelten erhält. Wir freuen uns sehr, dass es diesem Heft wie bisher keinem anderen Heft der ZNT gelungen ist, internationale Perspektiven einzubringen. Forscherinnen und Forscher aus Frankreich, Italien und den USA bringen ihre Diskurse in das Heft ZNT 22 (12. Jg. 2008) 1 081208 ZNT 22 - Inhalt 07.10.2008 16: 03 Uhr Seite 1