eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 13/25

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2010
1325 Dronsch Strecker Vogel

Geisterfahrung als Empowerment angesichts der Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz

2010
Werner Kahl
»Einige Leute behaupten die Bibel zu kennen, aber die Bibel kennt sie nicht.« Ghanaischer Prediger, Kassel 2003 1. Vorbemerkung Es ist so begrüßenswert wie sinnvoll, dass dieses Themenheft der ZNT die Perspektive der Pfingstbewegung in die Diskussion von Geist im Neuen Testament mit einbezieht. 1 Anhänger der Pfingstbewegung sehen sich in Kontinuität mit frühchristlichen Erfahrungen der Präsenz des göttlichen Geistes. Bei aller Kritikwürdigkeit einiger problematisch erscheinender Tendenzen innerhalb dieser allerdings äußerst inhomogenen Bewegung ist es doch wert zu schätzen, dass Pfingstler auf eine Dimension frühchristlicher Erfahrung aufmerksam machen, die im Neuen Testament in vielfältiger Weise als wesentlich für die Entstehung und Verbreitung des christlichen Glaubens bezeugt ist und die gleichzeitig in westlicher Theologie und Kirche der Moderne lange Zeit diskreditiert und teilweise regelrecht ignoriert wurde. Längst aber haben sich die Parameter des weltweiten Christentums verschoben und unsere Version des Christlichen nimmt weltweit mittlerweile eine Minderheitenposition ein, mit der sich zunehmend weniger Menschen auch in unseren Breitengraden identifizieren. In diesem Beitrag werde ich nach einer Skizzierung der Entstehung und Entwicklung der Pfingstbewegung Tendenzen von Bedeutungen, die im westafrikanischen charismatisch durchwirkten Christentum dem Begriff Geist Gottes zugeschrieben werden, darstellen, und zwar im Zusammenhang mit der dort verbreiteten Interpretation des Neuen Testaments. Diese Fokussierung auf Westafrika scheint mir aus zwei Gründen sinnvoll zu sein: a) Bei der allgemeinen Verlagerung des Schwergewichts des Christentums vom Norden in den globalen Süden ist es dort stärker als in anderen Regionen der Welt zu einem enormen Zuwachs von Christen gekommen; übrigens aufgrund eigener »unkontrollierbarer« Initiativen »von unten«, die gleichzeitig mit der mehr oder weniger durchgängigen Charismatisierung des gesamten dortigen christlichen Spektrums einhergegangen sind. b) Aufgrund globaler Migrationsprozesse ist jene Version des Christlichen in Europa und auch in Deutschland angekommen, d.h. in Form von sog. Charismatischen Migrationsgemeinden. 2 Für Deutschland ist mittlerweile mit einer Zahl von etwa eintausend Gemeinden allein westafrikanischer Herkunft zu rechnen, die beinahe sämtlich in den vergangenen zwei Jahrzehnten entstanden sind. Nicht nur in - ferner - weltweiter Perspektive, auch in der Nähe sind die Christen, die in den Migrationsgemeinden ihre Gottesdienste feiern und die Bibel lesen, zu einem nicht mehr zu vernachlässigenden Faktor geworden. So dürften allein in Hamburg mit seinen hier etwa achtzig gezählten afrikanischen Migrationsgemeinden sonntäglich etwa genau so viele afrikanische Christen wie deutsche lutherische die Gottesdienste besuchen. Und wenn Menschen öffentlich Bibel lesen, etwa auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn, dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Westafrikaner bzw. Westafrikanerinnen. Im Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) machen afrikanische Migrationsgemeinden mittlerweile etwa 30 Prozent der Mitgliedskirchen aus. Die Bedeutung, die dem Heiligen Geist zuerkannt wird, ist unter charismatischen Christen afrikanischer Herkunft - sei es in Westafrika oder innerhalb der ersten Migrationsgeneration in Europa - weithin identisch und es lassen sich eindeutige Tendenzen aufzeigen. Zweierlei sollte allerdings beachtet werden: a) Es handelt sich hier um eine Momentaufnahme einer sich dynamisch entwickelnden Bewegung. In der Migrationssituation etwa deuten sich bereits erhebliche Verschiebungen im derzeit sich vorbereitenden Über- Zum Thema Werner Kahl Geisterfahrung als Empowerment angesichts der Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz. Zur pneumatischen Hermeneutik der Pfingstbewegung am Beispiel des charismatischen Christentums afrikanischer Herkunft ZNT 25 (13. Jg. 2010) 21 »Längst aber haben sich die Parameter des weltweiten Christentums verschoben und unsere Version des Christlichen nimmt weltweit mittlerweile eine Minderheitenposition ein.« 008010 ZNT 25 - Inhalt 30.03.2010 16: 34 Uhr Seite 21 Zum Thema 22 ZNT 25 (13. Jg. 2010) gang von der ersten zur zweiten, d.h. in Europa aufwachsenden Generation an. Das betrifft insbesondere die in Westafrika weit verbreitete Angst vor den Attacken lebensschädigender Geistwesen und die damit verbundene Bedeutung, die dem Wirken des Heiligen Geistes zuerkannt wird. Die Intensität dieser Angst nimmt in der zweiten Migrationsgeneration deutlich ab. b) Die hier vorgelegte Darstellung der westafrikanischen Pfingstbewegung unter dem Aspekt des Heiligen Geistes ist nicht repräsentativ für die weltweite Pfingstchristenheit, welche äußerst inhomogen ist und sich in jeweils disparaten Lebenskontexten in Lateinamerika, in Nordamerika, in Asien und in Europa in unterschiedlicher Weise inkulturiert hat. Das Kennzeichen der Pfingstbewegung in Westafrika besteht im Allgemeinen in der besonders starken Akzentuierung der Dämonen abwehrenden göttlichen Wunderkraft, die durch den Heiligen Geist zugänglich geworden ist. Bei dieser Feststellung handelt es sich auch für Westafrika um eine Verkürzung, denn selbstverständlich ist die Pfingstbewegung dort innerhalb des gesamten christlichen Spektrums ausdifferenziert und hier und da lassen sich interessante Schwergewichtsverschiebungen beobachten. 3 Ich versuche in diesem Beitrag, dem Pfingstchristentum in der hier vorgenommenen Fokussierung auf Westafrika als deutscher Nicht-Pfingstler gerecht zu werden, indem ich es möglichst wertneutral und der Binnenperspektive angemessen darzustellen trachte, und ich werde mich an dieser Stelle der Kritik oder Bewertung enthalten. 4 2. Eine kurze Einführung in die Pfingstbewegung Im Jahr 2006 wurde in Atlanta, GA das hundertjährige Jubiläum des Beginns der weltweiten Pfingstbewegung begangen. 2009 folgten in Valparaiso in Chile Feierlichkeiten, in denen auf die Anfänge der Pfingstbewegung vor einhundert Jahren in Lateinamerika zurückgeblickt werden konnte. In der Forschung ist es zwar umstritten, wie bzw. ob überhaupt ein definitiver Ausgangspunkt der Pfingstbewegung in der Moderne festgelegt werden könne, ohne Mythen und damit bestimmte Interessen zu bedienen. 5 Eindeutig sind aber folgende Tatsachen: 6 Bei dem hier zur Diskussion stehenden Phänomen handelt es sich um eine sich rasant ausbreitende Bewegung, die als katalysatorisch wirkenden Kristallisationspunkt bestimmte spirituelle Erlebnisse in einer kleinen, zunächst afro-amerikanischen Gemeinde um den schwarzen Prediger William J. Seymour in Los Angeles (Azusa-Street Mission) voraussetzt. Seymour hatte, wie viele durch die Heiligungsbewegung geprägte Christen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in Orientierung vor allem an der Apostelgeschichte eine sogenannte endzeitliche Ausgießung des Heiligen Geistes ersehnt. Eben dieses wurde in seiner Gemeinde im Jahr 1906 erlebt bzw. bezeugt. Insbesondere die vermeintliche Fähigkeit, sich nach Apg 2 unvermittelt in Fremdsprachen artikulieren zu können, galt als Evidenz der Durchwirktheit mit dem Heiligen Geist. Diese Erlebnisse wurden in den Medien ausführlich beschrieben, mit dem Resultat, dass sich innerhalb weniger Wochen viele, auch internationale Besucher in jener Gemeinde einfanden, von denen wiederum nicht wenige ähnliche Geisterfahrungen machten, sie als grundlegendes persönliches Transformationserlebnis deuteten und unter diesem Eindruck in ihre jeweilige Heimat zurückkehrten, so dass die Pfingstbewegung noch in jenem Jahr in Europa, d.h. zunächst in Norwegen, Fuß fasste, bevor sie von dort bereits 1907 über Hamburg kommend eine Gemeindeversammlung in Kassel erfasste, was damals für einigen Aufruhr im freikirchlichen Bereich und an den Rändern der Landeskirchen sorgte. 7 Aufgrund einer starken missionarischen Deutung jener insbesondere zur Xenolalie befähigenden Geisterfahrungen, die sich wiederum der Lektüre von Apg 2 verdankte, verbreitete sich diese Version des Christlichen in wenigen Jahren über den gesamten Globus, mit dem Resultat, dass in der Gegenwart - also nach einem Jahrhundert - mindestens ein Viertel der Weltchristenheit zum Pfingstchristentum bzw. zur charismatischen Bewegung gezählt wird, und zwar mit weiter anwachsender Tendenz, insbesondere im globalen Süden. 8 Auch die anfängliche Desillusionierung angesichts der Tatsache, dass zu evangelisierende Menschen in fernen Ländern die durch den Geist eingegebenen Fremdsprachen, die die Missionare zu sprechen glaubten, nicht zu verstehen vermochten, tat der Ausbreitung der Pfingstbewegung keinen Abbruch: Die pneumatische Stimmenbegabung konnte - unter Ver- »Das Kennzeichen der P[ngstbewegung in Westafrika besteht im Allgemeinen in der besonders starken Akzentuierung der Dämonen abwehrenden göttlichen Wunderkraft, die durch den Heiligen Geist zugänglich geworden ist.« 008010 ZNT 25 - Inhalt 30.03.2010 16: 34 Uhr Seite 22 Werner Kahl Geisterfahrung als Empowerment angesichts der Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz Werner Kahl, geb. 1962, erwarb seinen PhD 1992 an der Emory University in Atlanta mit einer Dissertation zur strukturalen Analyse antiker, inklusiver neutestamentlicher Wunderheilungserzählungen. Nach einigen Jahren gemeindepastoraler Tätigkeit war er von 1999 bis 2001 als DFG-Stipendiat zu Feldforschungszwecken in Ghana, um eine ethnologisch informierte Habilitationsschrift zur Interpretation des NT aus westafrikanischer Perspektive zu erarbeiten. Zu jener Zeit war er Dozent für NT an der University of Ghana, von 2002 bis 2004 Vertretungsprofessor für NT an der Universität Kassel. Nach erfolgter Habilitierung seit 2004 Privatdozent an der Universität Frankfurt und seit 2006 Studienleiter an der Missionsakademie in Hamburg. Veröffentlichungen vor allem zur Wunderfrage in Antike und Gegenwart, zum afrikanischen Christentum und zur interkulturellen Hermeneutik. Werner Kahl ZNT 25 (13. Jg. 2010) 23 weis auf andere Passagen der Apostelgeschichte sowie auf 1Kor 12 und 14 - als Glossolalie, etwa als ein Reden in Engelszungen und damit als Erweis der Gegenwart des Geistes Gottes gedeutet werden. Neben die Glossolalie konnten weitere pneumatisch gewirkte Phänomene treten, die ebenfalls die Involvierung des göttlichen Geistes anzuzeigen vermochten. Diese Phänomene können im Allgemeinen als das Unterscheidungsmerkmal des Pfingstchristentums im Vergleich zu anderen Versionen des Christlichen gelten, so dass die folgende Definition von Pfingstbewegung, wie sie der ghanaische Religionswissenschaftler Kwabena Asamoah- Gyadu vorgelegt hat, auch diesem Beitrag zugrunde liegen soll: »Der Begriff Pfingstbewegung bezieht sich auf jene christlichen Gruppierungen, welche die Rettung in Christus als durch den Heiligen Geist bewirkte transformative Erfahrung betonen. In diesen Gruppierungen werden pneumatische Phänomene - u.a. ›Zungenrede‹, Prophezeiungen, Visionen, ›Heilung und spirituelle Befreiung‹ und überhaupt Wunder, welche in historischer Kontinuität mit den Erfahrungen des Frühchristentums, wie sie sich besonders in der Apostelgeschichte finden, gesehen werden - ersehnt, akzeptiert und geschätzt. Mitglieder werden bewusst dazu ermutigt, sich für diese Phänomene zu öffnen, zumal letztere die Gegenwart Gottes und seines Geistes anzeigten.« 9 In ihrer hundertjährigen Geschichte haben sich in der Pfingstbewegung bemerkenswerte Wandlungen vollzogen. Die von der Azusa-Street Mission ausgehenden Impulse führten zu Gemeindegründungen, die sich zu Großkirchen zusammenschlossen, wie die heute zu den klassischen Pfingstkirchen in den USA gezählt werdende Church of God in Christ oder die Assemblies of God Church. Erstere ist mit über 5 Millionen vor allem afro-amerikanischen Mitgliedern die größte Pfingstkirche der USA, gefolgt von der Assemblies of God Church, die sich 1914 aufgrund rassistischer Erwägungen von der Church of God in Christ abspaltete, sich als größte weiße Pfingstkirche der USA etablierte und die heute zusammen mit Assemblies of God Churches in der ganzen Welt die meisten Pfingstler weltweit repräsentiert. Ab den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts machten sich in der römisch-katholischen und in protestantischen Großkirchen zunächst in den USA charismatische Erneuerungsbewegungen bemerkbar. Ab den siebziger Jahren sind als dritter Strang des Pfingstchristentums weltweit unzählige unabhängige neupfingstliche Gemeindegründungen um charismatische Leiter (im doppelten Wortsinn) herum entstanden, von denen einige zu international agierenden Mega- Churches angewachsen sind. All diese kirchlichen Erscheinungen, die in der wissenschaftlichen Forschung zur Pfingstbewegung z.T. noch weiter ausdifferenziert werden, können unter den Begriff pfingstlich-charismatische Bewegung gefasst werden; eine Bewegung, mit der sich weltweit über 500 Millionen Menschen identifizieren. Als gemeinsamer Nenner dieser hier zusammengefassten verschiedenen Formen von Kirche aus ganz unterschiedlichen Regionen der Welt in Geschichte und Gegenwart lässt sich benennen »die Erfahrung des Wirkens des heiligen Geistes und […] die Praxis der Geistesgaben« 10 , und zwar in Orientierung an entsprechenden neutestamentlichen Zeugnissen. Insofern spielen in diesem so fluiden wie dynamisch sich entwickelnden weltweiten Beziehungsgeflecht »in der Gegenwart [wird] mindestens ein Viertel der Weltchristenheit zum P[ngstchristentum bzw. zur charismatischen Bewegung gezählt« 008010 ZNT 25 - Inhalt 30.03.2010 16: 34 Uhr Seite 23 Zum Thema 24 ZNT 25 (13. Jg. 2010) weniger theologische Reflexion und Lehrinhalte als vielmehr Spiritualität und Erfahrung die tragende, Menschen untereinander und sie vorgeblich mit den Frühchristen verbindende Rolle. In der Pfingstbewegung ist es gelungen, auf dieser Grundlage an Erfahrungen und Bedürfnissen von Menschen in äußerst disparaten Lebenskontexten anzuknüpfen. Schon zu Beginn dieser Bewegung dürfte es religionssoziologisch keinen Zufall darstellen, dass es ausgerechnet in der Generation von Afroamerikanern, deren Eltern noch Sklaven waren (bis 1865), zu ersten kollektiven Geisterfahrungen gekommen ist (William J. Seymour lebte von 1870-1922). Hier wirkte offensichtlich die versteckt weitergepflegte Tradition afrikanischer Spiritualität nach, die aufgrund einer Re- Lektüre der Bibel mit frühchristlich bezeugten pneumatischen Erfahrungen, die in den protestantischen Großkirchen wenig Beachtung fanden, in eins gesetzt, als befreiend erlebt und jetzt in den öffentlichen Raum hinein getragen werden konnte. Aus dieser Perspektive erschienen die in den Evangelien, in der Apostelgeschichte und in den Paulusbriefen zuhauf begegnenden Referenzen auf die vielfältige Wirkung des Heiligen Geistes in frühchristlicher Zeit - sei es in der allgemeinen Befähigung zur Evangelisation oder in Bezug auf Heilungswunder, Zungenrede, Traumoffenbarung, Prophetie etc. - weder als beiläufig noch als obsolet, sondern als so wesentlich wie plausibel für einen lebendigen christlichen Glauben, der in der Gegenwart relevant ist. Seymour etwa sah im Kontext einer durch Rassendiskriminierung gespaltenen und beschädigten Gesellschaft die durch den Heiligen Geist gewirkte »Zungenrede als ein Zeichen an, mit dem Gott die Menschen Gottes dazu bringt, Grenzen zu überwinden: ›Gott macht keinen Unterschied zwischen den Nationalitäten; Äthiopier, Chinesen, Inder, Mexikaner und andere Nationalitäten beten gemeinsam an.‹« 11 Die Taufe mit dem Heiligen Geist erfüllt nach Seymour die Gläubigen mit göttlicher Liebe, welche sie in barmherzige Menschen verwandelt - »Göttliche Liebe, die sich als Barmherzigkeit erweist. Barmherzigkeit ist der Geist Jesu.« 12 Die sich daraus ergebende antirassistische Haltung wurde für Seymour im Laufe seines Lebens »sogar zum wichtigsten Zeichen der Geisttaufe.« 13 Nach der Parole »The ›color line‹ has been washed away by the blood« 14 wurden die Gemeindeveranstaltungen in der Azusa-Street Mission ausgerichtet, d.h. in der Zusammenarbeit und im Zusammensein von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft. Das stellte in der damaligen US-amerikanischen Öffentlichkeit eine unerhörte Provokation dar, und ab 1914 war auch die Pfingstbewegung in den USA nach Hautfarbe gespalten. Diese Trennung ist von Seiten der nur weiße Pfingstkirchen umfassenden Pentecostal Fellowship of North America (PFNA) erst im Jahr 1994 auf einer Veranstaltung, die als das »Wunder von Memphis« bekannt wurde, öffentlich bedauert, aufgehoben und durch die Auflösung jener pfingstlerischen Dachorganisation untermauert worden. 3. Geisthermeneutik aus westafrikanischer Perspektive Um die überwältigende Attraktivität der Pfingstbewegung in Westafrika angemessen würdigen zu können, ist es notwendig, sich Folgendes zu vergegenwärtigen: Nach dem in Tradition und primärer Religiosität gründenden Weltwissen von Christen, ist die sichtbare Welt eingebettet in ein unsichtbares Wirkfeld spiritueller Mächte. Damit Leben gelingen kann, ist es unabdingbar, dass dieser Absicht entgegenstehende spirituelle Kräfte abgewendet werden bzw. dass ich mich im Bunde mit einer spirituellen Macht weiß, die mich schützt, indem sie antagonistische Kräfte wie Lokalgottheiten, Ahnengeister, Schadenzauber (»Juju«) oder Flüche in Schach hält bzw. überwältigt. Nach Auskunft der Bibel ist der Schöpfer- und Universalgott - die stärkste spirituelle Kraftquelle im Kosmos - in Jesus den Menschen barmherzig, d.h. zu deren Nutzen nahegekommen. Er steht ihnen im spirituellen Kampf auf Erden - »spiritual warfare« - zur Seite. Aus dieser Perspektive wird insbesondere an den Wunderheilungen, die von Jesus erzählt werden, anschaulich, dass die Präsenz des Heiligen Geistes göttliche Kraft verleiht, die lebensschädigende böse Geister zu vertreiben vermag. Die Wundererzählungen der Apostelgeschichte bezeugen - im Einklang mit entsprechenden Vorhersagen Jesu etwa in Mk 16,9-20 (! ), Apg 1,8 oder auch Joh 20 - die anhaltenden Wirkungen des Heiligen Geistes in der Zeit nach Jesu Auferweckung. Da »Gott derselbe ist, gestern, heute und morgen«, wie »e ›color line‹ has been washed away by the blood.« »Nach dem in Tradition und primärer Religiosität gründenden Weltwissen von Christen, ist die sichtbare Welt eingebettet in ein unsichtbares Wirkfeld spiritueller Mächte.« 008010 ZNT 25 - Inhalt 30.03.2010 16: 34 Uhr Seite 24 Werner Kahl Geisterfahrung als Empowerment angesichts der Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz ZNT 25 (13. Jg. 2010) 25 Pfingstler nicht müde werden zu zitieren, gilt es als selbstverständlich, dass wie in apostolischer Zeit so auch heute Gott die Seinen mit der Kraft des Heiligen Geistes ausstattet, damit sie in Überwindung antagonistischer Geister ein »Leben in Fülle« (nach Joh 10,10b) genießen können. Der Heilige Geist schafft also eine Verbindung zur lebensspendenden göttlichen Kraftquelle. Das Evangelium von der Nähe Gottes ist in diesem Kontext nicht nur plausibel; es wird als konkret (über- )lebensrelevant erachtet. Das gilt umso dringlicher, als dort die Fragilität menschlicher Existenz ständig vor Augen geführt wird: Eine Krankheit, ein Unfall kann den schnellen Tod bedeuten. Auf diesem Hintergrund wird es verständlich, dass etwa im Krankheitsfall in Anknüpfung an Jak 5 die Salbung praktiziert werden kann, und zwar erstens aufgrund der möglichen dämonologischen Ätiologie jeglicher Krankheit und zweitens aufgrund der Annahme, dass durch die Salbung die Kraft des Heiligen Geistes vermittelt werde, angesichts dessen Dämonen fliehen müssen. Unter diesem dämonologischen Interesse wird Öl in Gottesdiensten »geheiligt«, d.h. mit dem Geist Gottes versehen: »Father, in the name of Jesus, I bring this oil before you. I pray that you sanctify this oil for it to be a channel of the Holy Spirit. I call it done in Jesus’ name, Amen.« 15 Ein Vollzug von Salbung auch jenseits der Heilungsthematik wird insbesondere unter Verweis auf Apg 10,38 sanktioniert: Petrus verweist in einer Rede darauf, wie »Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm.« Entscheidend an dem Salbungsakt ist die Übertragung der durch den Heiligen Geist gegebenen Wundermacht Gottes. 16 Davon zeugt etwa das folgende Lied: »Anointing fall on me, Let the power of the Holy Ghost Fall on me.« Diese Power dient zum Schutz vor und zur Abwehr von bösen Geistern. Sie bewirke wie zu Lebzeiten Jesu so heute unter den Gläubigen »Wohltaten« und Heilungen derer, »die vom Teufel unterjocht werden« (vgl. Apg 10,38b). So wird von der Salbung im Heiligen Geist aufgrund der Dämonenabwehr die Befriedigung aller möglichen sich in der globalisierten Moderne einstellenden Bedürfnisse erwartet, wie das folgende in einem Salbungsgottesdienst in Accra aufgezeichnete Gebet bezeugt: »Father, In the name of Jesus, I pray That the power of the Holy Spirit Will come mightily upon your people To break every power of the devil On their lives. I cause them to be released From every shackle of the evil one, To release them from their predicament. Cause the one who needs a visa to obtain favour before the consulat, Restore broken marriages, Let the business man or woman flourish And everybody going in for an examination, Let him excel. With the power of the anoiting of the Holy Ghost, I remove every barrier. I call it done In Jesus’ name, Amen.« 17 Da nach traditioneller Auffassung Dämonen, Hexen, Ahnenflüche usw. ein gelingendes Leben zu verhindern vermögen, diese Mächte aber durch die seit Jesus durch den Geist Gottes vermittelte göttliche Wundermacht überwunden werden könnten, besteht unter charismatischen Christen die durch die Lektüre entsprechender Bibelpassagen genährte Zuversicht, dass Hindernisse wie Krankheiten und Misserfolge in allen nur denkbaren Lebenslagen zusammen mit der ihnen zugrunde liegenden dämonischen Ursache zu beseitigen seien. 3.1. Lektürestrategien: Zugänge zur Bibel Die Bibel gilt nach populärem Verständnis durchweg als Wort Gottes, und zwar im wörtlichen Sinn. Als solche wird sie als irrtumsfrei und ohne Widerspruch erachtet. Ihr wird die Würde eines »supreme source of authority« 18 beigemessen, da sich in ihr der allmächtige Gott selbst mitteile. Deshalb dürfe sie weder verändert noch »falsch ausgelegt« werden. Der Bibel als mit Power ausgestattetem Wort Gottes kann eine quasi magische Bedeutung zur Dämonenabwehr zukommen. Davon zeugt das folgende - aus dem Twi übersetzte - Lied: »Das Evangelium von der Nähe Gottes ist in diesem Kontext nicht nur plausibel; es wird als konkret (über-)lebensrelevant erachtet.« 008010 ZNT 25 - Inhalt 30.03.2010 16: 34 Uhr Seite 25 Zum Thema 26 ZNT 25 (13. Jg. 2010) »God’s word is like fire (3x) It utterly burns the Devil.« Auf biblischer Grundlage wird gebetet, nach Lebensschutz und nach Lebensorientierung gesucht, und es werden Schwüre getan. 19 Gerne wird sie an einer Stelle »blind« aufgeschlagen, um göttliche Weisung in einer bestimmten Situation zu erhalten. Darin kommt die Subjekthaftigkeit zum Ausdruck, die der Bibel zugeschrieben wird, während sich die Lesenden in der Begegnung mit dem in der Bibel gegenwärtigen Wort Gottes als Objekte des göttlichen Willens begreifen. Diesem Verständnis entspricht ein Zugang zur Bibel, der unter dem Anspruch einer geistgelenkten wörtlichen Interpretation ergeht. Das gilt umso mehr, als sich heutige Rezipienten in der Erwartung, dass sich Gott durch die Bibel direkt an sie wendet, mit den in biblischen Schriften adressierten Subjekten identifizieren. Dieser direkte Zugang zur biblischen Überlieferung wird begünstigt durch tatsächliche wie scheinbare Affinitäten hinsichtlich der Lebensbedingungen und des Wirklichkeitsverständnisses zwischen der biblischen und der gegenwärtigen, westafrikanischen Erfahrung von Welt. Westafrikanischen Christen etwa kann in der Bibel Alten und Neuen Testaments ihre eigene Welt begegnen, insbesondere in spiritueller Hinsicht. Aufgrund dieser Gleichzeitigkeit und der Annahme wie Erwartung, dass Gott sie hier anspricht, ist diesen Christen die Übertragung bestimmter biblischer Erfahrungen und Vorgaben in die eigene Lebenswelt problemlos möglich. Aus dieser Perspektive stellt sich nicht die Problematik eines »Glaubens an die Bibel«. Angemessener ist von einer »spirituality of vital participation« an der biblischen Welt und der der Bibel zuerkannten Wahrheit zu sprechen. 20 Gegenwärtige Erfahrungen der machtvollen und zum Leben gereichenden Präsenz des Geistes Gottes erscheinen wie Aktualisierungen biblischer und insbesondere neutestamentlicher Ereignisse bzw. als deren re-enactment. So konnte eine Evangelisationsveranstaltung in Berlin in der folgenden Erwartung angekündigt werden: »A crusade where miracles take place as in the days of Jesus Christ on earth. The blind see, The cripples walk, The broken hearted is restored, The gospel is preached to all the world. Come and receive from the almighty God.« 21 Heutige Gläubige sehen sich in Kontinuität zur in der Bibel beschriebenen Geschichte Gottes mit seinem Volk. Dabei spielt die Apostelgeschichte eine besondere Rolle, zumal in ihr die Geschichte von den Anfängen der weltweiten Kirche gesehen wird, in deren Tradition sich Christen aus Afrika hineingestellt wissen: So erweist sich etwa für Agyin Asare - Begründer einer Mega-Church in Accra - der Umstand, dass die Apostelgeschichte nicht mit »Amen« endet, als bedeutsam, indiziere dies doch, dass »the Acts of the Holy Spirit have not ceased or did not die with the Apostles«. 22 Die Apostelgeschichte werde fortgeschrieben im Leben der heutigen Gemeinde, d.h. innerhalb des charismatischen Christentums. In diesem Geschehen führen wortgewaltige und charismatische Prediger als »anointed men of God« die Mittlerfunktion der frühchristlichen Apostel fort. Entsprechend kann der pfingstliche Bischof Addae-Mensah mit Petrus und Paulus nach ihrer Darstellung in der Apostelgeschichte verglichen werden: »Hearing and reading what God is doing through him is like reading another volume of the Acts of the Apostles.« 23 Die Lektüre der Bibel selbst ergeht unter dem Eindruck der Präsenz des Heiligen Geistes. Er leitet als »supreme Biblical teacher« die Lesenden an, führt sie hin zu relevanten Passagen und erklärt deren Bedeutung. 24 Für dieses Verständnis berufen sich charismatische Christen auf biblische Vorbilder, insbesondere auf Jesus nach Lk 4,14-18. 3.2. Das Verhältnis von Altem und Neuem Testament in populärer Perspektive Was das Verhältnis der alttestamentlichen zu neutestamentlichen Bezugnahmen in der populären Lektüre anbetrifft, so bestätigt sich wohl im Allgemeinen die in Ghana gemachte Beobachtung von Comi Toulabor: »Il n’y a pas à proprement parler [...] un ›ancien‹ et un ›nouveau‹ testaments, mais un logos unique, indiversible, intemporel et ›mathématiquement‹ exact [...].« 25 Die Bibel in ihren beiden Teilen wird als das eine Wort Gottes erachtet und verehrt. Allerdings lässt sich eine deutliche Präferenz neutestamentlicher Textpassagen und Themen notieren. Das haben Umfragen zum Schriftgebrauch in Ghana und Nigeria der neunziger Jahre eindeutig bestätigt. 26 Worin liegt diese auffällige Vorliebe für das Neue Testament begründet? Justin Uk- »Westafrikanischen Christen etwa kann in der Bibel Alten und Neuen Testaments ihre eigene Welt begegnen, insbesondere in spiritueller Hinsicht.« 008010 ZNT 25 - Inhalt 30.03.2010 16: 34 Uhr Seite 26 Werner Kahl Geisterfahrung als Empowerment angesichts der Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz ZNT 25 (13. Jg. 2010) 27 pong hat aufgrund von Feldstudien in Nigeria darauf aufmerksam gemacht, dass das Neue Testament in der Perspektive der christlichen Bevölkerung als »more powerful« als das Alte Testament erachtet werde. 27 In der Tat ist mit dem Anliegen, an der göttlichen Wundermacht zu partizipieren, das maßgebliche generelle Lektüreinteresse in Westafrika benannt. Insgesamt gilt: Die Identifikationsmöglichkeit, die das Neue Testament mit seiner scheinbar identischen Kosmologie und insbesondere mit der dort erzählten Überwindung des personifizierten Bösen durch die göttliche Vollmacht - veranschaulicht durch zahlreiche Errettungsbzw. Befreiungserzählungen - bietet, lässt es in populärer Perspektive als weitaus attraktiver als das Alte Testament erscheinen. 3.3. Schlussbetrachtung Im Rahmen der Parameter, die durch die traditionelle Religiosität gegeben sind und im gegenwärtigen charismatischen Christentum stark weiterwirken, wird ein Glaube an Gott so nutzwie sinnlos erachtet, der keine Veränderung der konkreten Lebenssituation erwarten lässt. Eine Präferenz Gottes für die Armen, wie sie exegetisch als theologische Grundannahme insbesondere für das Lukasevangelium nachgewiesen werden kann, verfängt nicht, wenn sie bloß ideell bleibt und sich nicht auch konkret im Leben der Gläubigen manifestiert. Ein Aushalten von Armut und Leid in der Hoffnung auf ein eschatologisches Leben, wie es von den europäischen Missionskirchen, insbesondere aber von den pentekostalen Großkirchen lange Zeit gepredigt worden war, geht an den Plausibilitätsannahmen und Bedürfnissen westafrikanischer Bevölkerungen vorbei. Eine solche Forderung erscheint aus der Perspektive einer in der traditionellen Kosmologie verhafteten charismatischen Lektüregemeinschaft als Zugeständnis an dämonische Mächte und ist deshalb inakzeptabel, da Armut im Allgemeinen auf das Wirken eben dieser Mächte zurückgeführt wird. Attraktiv ist die Botschaft des Neuen Testaments vor allem deshalb, weil es von der Erfüllung der Möglichkeitsbedingung jenes überfließenden Lebens erzählt, die mit der Nähe Gottes aufgrund seiner zum Leben gereichenden Vollmacht in Jesus gegeben bzw. durch den Heiligen Geist vermittelt sei. Da auf diese Weise Gott selbst in Jesus konkret im Weltgeschehen wie im alltäglichen Lebensvollzug als involviert vorgestellt wird, und er an seiner Fülle partizipieren lässt, beschränkt sich die an diese Nähe geknüpfte Erwartung nicht auf ein »bisschen Leben«; sie richtet sich vielmehr auf ein überfließendes Leben, das sämtliche Aspekte menschlicher Existenz betrifft. 28 Deshalb ist im Hinblick auf die populäre Theologie in Westafrika insgesamt aus der Binnenperspektive angemessener von einer »Theologie der Lebensfülle«, die spirituelle Befreiung von bösen Geistern voraussetzt, als von einer »Überlebenstheologie« oder von einem »Reichtumsevangelium« zu sprechen. Bei beiden Letzteren handelt es sich um Spezifizierungen Ersterer. Der Fokus in westafrikanischer Interpretation und Applikation des Neuen Testaments kommt auf der gegenwärtigen, konkreten Lebenserfahrung insbesondere in körperlich-materieller Hinsicht zum liegen, wenn auch nicht unter Ausschluss eines zukünftigen bzw. jenseitigen Heils. 29 Diese körperlich-materielle Zuspitzung der Heilserwartung gründet kontextuell in der bedrängenden Erfahrung körperlichen Unheils (Krankheit) und materiellen Mangels (Armut). Von Jesus als dem mit Wundermacht ausgestatteten göttlichen Lebensretter erwarten diese Christen - vermittelt durch den Heiligen Geist - eine Herauslösung aus jeglichen lebensbedrohenden bzw. -einschränkenden spirituellen Bindungen. Anmerkungen 1 Der Überschrift meines Beitrags ist inspiriert durch den Titel der Ende 2009 an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau eingereichten Habilitationsschrift von M. Fischer, Pfingstbewegung zwischen Fragilität und Empowerment. Das historische, performative und weltumspannende Beziehungsgeflecht um Nzambe-Malamu, dem ich für die Erlaubnis der Lektüre des Manuskripts und der Zitierung aus dem unten angeführten unveröffentlichten Artikel herzlich danke. 2 Vgl. dazu exemplarisch die gerade erschienene Darstellung von C. Währisch-Oblau, The Missionary Self-Perception of Pentecostal/ Charismatic Leaders From the Global South in Europe. Bringing Back the Gospel (Global Pentecostal and Charismatic Studies), Leiden 2009. 3 Vgl. W. Kahl, Jesus als Lebensretter. Westafrikanische Bibelinterpretationen und ihre Relevanz für die neutestamentliche Wissenschaft (Neutestamentliche Studien zur kontextuellen Exegese 2), Frankfurt a.M. 2007, 320-327. 4 Zur Kritik, vgl. Kahl, Lebensretter, 336-342; ders., Prosperity preaching in exegetical perspective: A critical assessment of a contemporary ideology among charismatic »Hearing and reading what God is doing through him is like reading another volume of the Acts of the Apostles.« 008010 ZNT 25 - Inhalt 30.03.2010 16: 34 Uhr Seite 27 Zum Thema 28 ZNT 25 (13. Jg. 2010) Christians in, and from, West-Africa, in: Ghana Bulletin of Religion (2007/ 2), 135-162. 5 Vgl. die jüngste Veröffentlichung zum Thema von M. Bergunder, Der »Cultural Turn« und die Erforschung der weltweiten Pfingstbewegung, in: Evangelische Theologie 4/ 69 (2009), 245-269. 6 Zur Geschichte der Pfingstbewegung und zu ihren wesentlichen theologischen Entscheidungen, vgl. J.-J., Suurmond, Word & Spirit at Play. Towards a Charismatic Theology, Grand Rapids/ Michigan 1994; P. Schmidgall, Hundert Jahre Deutsche Pfingstbewegung 1907-2007, Nordhausen 2007. Vgl. auch das wichtige Lexikon zur Pfingstbewegung: S.M. Burgess/ E.M. van der Maas (Hg.), The New International Dictionary of Pentecostal and Charismatic Movements, Grand Rapids/ Michigan 2 2002. 7 Davon gibt Ausdruck die sog. Berliner Erklärung der Gemeinschaftsbewegung aus dem Jahr 1909. 8 Vgl. D.B. Barrett/ G.T. Kurian/ T.M. Johnson, World Christian Encyclopedia: A Comparative Survey of Churches and Religions in the Modern World, New York 2001. 9 J.K. Asamoah-Gyadu, African Charismatics. Current Developments within Independent Indigenous Pentecostalism in Ghana, Leiden 2005, 12 (Übersetzung: W.K.). 10 M. Fischer, Die Geschichte der Pfingstbewegung - ihre Theologie und die Migrationsgemeinden (unveröffentlichter Artikel), 8. 11 F.D. Macchia, Das Reich und die Kraft. Geisttaufe in pfingstlerischer und ökumenischer Perspektive, in: Evangelische Theologie 4/ 69 (2009), 287-299: 296, mit einem Zitat von Seymour aus dem Jahr 1906. 12 Zitiert in: Macchia, Reich, 294. 13 Fischer, Geschichte, 19. 14 Fischer, Geschichte, 19; Übersetzung (W.K.): »Die Trennung nach der Hautfarbe ist durch das Blut (Christi) weggewaschen worden.« Vgl. Suurmond, Word, 12. 15 Ein Gebet des in Ghana bekannten Gründers einer Mega-Kirche, Rev. C. Agyin Asare, tontechnisch aufgezeichnet in Ghana im Dezember 2000. 16 Auch Apg 1,8 wird in dieser Hinsicht als bedeutsam erachtet, so des öfteren als »prooftext« in M. Addae-Mensah, Walking in the Power of God. Thrilling Testimonies about Supernatural Encounters with God, Belleville/ Canada 2000. 17 Rev. Agyin Asare, Dezember 2000. 18 E.K. Larbi, Pentecostalism. The Eddies of Ghanaian Christianity, Accra 2001, 424. 19 Vgl. E. Anum, The Reconstruction of Forms of African Theology: Towards Effective Biblical Interpretation (University of Glasgow: PhD Thesis, 1999), 159 ff. Vgl. für Nigeria J. Ukpong, Popular Readings of the Bible in Africa and Implications for Academic Readings: Report on the Field Research Carried out on Oral Interpretation of the Bible in Port Harcourt Metropolis, Nigeria under the Auspices of the Bible in Africa Project, 1991-94, in: G. West/ M.W. Dube (Hgg.), The Bible in Africa, Transactions, Trajectories, and Trends, Leiden 2000, 582-594: »The bible is used to ward off evil spirits, witchcraft and sorcery, it is placed under the pillow at night to ensure God’s protection against the devil, it is put in handbags and cars when travelling to ensure a safe journey, it is used in swearing to bring God’s wrath upon culprits« (587). 20 Vgl. D.A. Shank, Prophet Harris, The »Black Elijah« of West Africa (Studies of Religion in Africa 10), Leiden 1994, 171. 21 Es handelt sich hierbei um die Einladung der charismatischen Migrationskirche Christian Church Outreach Mission/ Berlin zur Veranstaltung Miracle Explosion 2003 mit dem in Ghana sehr bekannten Evangelisten Rev. Dr. Lawrence Tetteh. 22 C.A. Asare, It is Miracle Time. Experiencing God’s Miracle Working Power, Bd. 2, Accra 1997, 140. 23 So der kalifornische Pfingstler K. Fletcher im Vorwort zum Buch von M. Addae-Mensah, Walking, 11. 24 Larbi, Pentecostalism, 423. 25 C.M. Toulabor, Quand le diable lit la Bible. Nouvelles Eglises, modernité et socialisation à Accra (Ghana), in: F. Constantin/ C. Coulon (Hgg.), Religion et transition démocratique en Afrique, Paris 1997, 27-49: 36. 26 Vgl. Anum, Reconstruction, der eine Präferenz von 77 % des Neuen Testaments gegenüber dem Alten (23 %) festgestellt hat; und Ukpong, der ebenfalls aufgrund von Feldstudien in Nigeria sogar auf eine Präferenz von 83,8 % für das Neue Testament kommt, vgl. E. Anum, Popular Readings of the Bible in Africa and Implications for Academic Readings: Report on the Field Research Carried out on Oral Interpretation of the Bible in Port Harcourt Metropolis, Nigeria under the Auspices of the Bible in Africa Project, 1991-94, in: G.O. West/ M.W. Dube (Hgg.), The Bible in Africa, 582-594: 590. Dem entspricht Harold Turners Erhebung aus den sechziger Jahren in Bezug auf die unabhängigen Aladura-Kirchen in Nigeria, vgl. H.W. Turner, Profile through Preaching - A Study of the Sermon Texts Used in a West African Independent Church, Birmingham 1965; ders., Profile through Preaching: The Use of Scripture as the Criterion of a Church, in: G.K. Hall (Hg.), Religious Innovation in Africa, Boston 1980, 231-244. Die Erhebung von 2000, die meiner Habilitationsschrift zugrunde liegt, kam auf ein Verhältnis von 2: 1 zugunsten des Neuen Testaments, vgl. Kahl, Lebensretter, Anhang 4. 27 Vgl. Ukpong, Popular Readings, 590; so auch C. Omenyo (Pentecost outside Pentecostalism. A Study of the Development of Charismatic Renewal in the Mainline Churches in Ghana, Zoetermeer 2002, 222), der in der »search for God’s power« die eigentliche Motivation der Bibellektüre sieht. 28 Vgl. dazu analog K. Berger (Historische Psychologie des Neuen Testaments, Stuttgart 1991, 113), der hinsichtlich des Frühchristentums beobachtet, dass »die von Jesus verkündete Nähe Gottes auf mindestens drei Ebenen greifbar [ist]: auf der personalen (Eröffnung eines neuen, kindlichen Vertrauensverhältnisses gegenüber Gott), auf der räumlichen Ebene (Wunder als direkter Kontakt mit göttlicher Kraft) und in der zeitlichen Dimension (Naherwartung). Diese drei Ebenen interferieren.« Dass eben auch die Evangelisten Jesus als denjenigen verstanden, der in bestimmter Hinsicht das mit der Reich-Gottes- 008010 ZNT 25 - Inhalt 30.03.2010 16: 34 Uhr Seite 28 Werner Kahl Geisterfahrung als Empowerment angesichts der Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz ZNT 25 (13. Jg. 2010) 29 Nähe einhergehende »überfließende« Leben aktualisiert, davon zeugen die Erzählungen von den überreichen Speisungen (Mk 6,30-44 par. und 8,1-10 par.), der vollständigen Herstellung eines Blinden (Mk 8, 22-26) sowie die Summarien, nach denen Jesus viele, bzw. alle, die zu ihm kamen, heilte (Mk 3,7-12 par.). 29 Dieser Aspekt ist jedoch nach dem Jahrhundertwechsel deutlich in den Hintergrund getreten. Neutestamentliche Entwürfe zur Theologie: Stefan Alkier Die Realität der Auferweckung in, nach und mit den Schriften des Neuen Testaments Neutestamentliche Entwürfe zur Theologie, Band 12 2009, XVI, 281 Seiten, €[D] 59,00/ SFr 93,00 ISBN 978-3-7720-8227-6 Das Buch informiert über die neutestamentliche Rede von der Auferweckung Jesu Christi und der Auferweckung der Toten. Dabei bricht es mit der historistischen Verengung des Themas auf die Fragen »War Jesu Grab nach Ostern leer oder nicht? « und »Waren die in 1 Kor 15 erinnerten Schauungen des auferweckten Gekreuzigten psychologisch zu erklärende Einbildungen oder nicht? «. Stefan Alkier erarbeitet eine theologisch und philosophisch begründete Möglichkeit, heute von der Auferweckung der Toten zu reden. Vom gleichen Autor: Stefan Alkier/ Richard B. Hays (Hg.) Die Bibel im Dialog der Schriften Neutestamentliche Entwürfe zur Theologie, Band 10 2005, 300 Seiten, €[D] 48,00/ SFr 82,50 ISBN 978-3-7720-8098-2 A. Francke Verlag, Tübingen · www.francke.de 008010 ZNT 25 - Inhalt 30.03.2010 16: 34 Uhr Seite 29