eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 13/26

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2010
1326 Dronsch Strecker Vogel

Das Neue Testament hat einen doppelten alttestamentlichen Kanon

2010
Adrian Schenker
1. Zwei Bedeutungen von »Kanon« Unter »Kanon« versteht man meistens die Liste der Bücher oder Schriften, welche als Heilige Schrift gelten. Der Begriff bezeichnet aber ebenso die authentische Textgestalt dieser Schriften. Umfang und Grenzen der für die neutestamentlichen Verfasser maßgeblichen Liste kanonischer alttestamentlicher Bücher gehen aus dem NT nicht eindeutig hervor. Überdies hat der Begriff eines LXX-Kanons unscharfe Ränder. 1 Es ist jedoch unstreitig, dass die Textgestalt mancher alttestamentlicher Zitate im NT der LXX entsprechen, wo diese sich vom überlieferten masoretischen Text (MT) der hebräischen Bibel unterscheidet. Solche Unterschiede fallen bisweilen theologisch ins Gewicht, weil die Verfasser im NT der Textgestalt der griechischen Bibel an solchen Stellen biblisch-theologische Beweiskraft zuschreiben. Solche Beweiskraft beruht auf ihrer prophetischen Qualität oder Natur, weil die Worte der Propheten das Wort Gottes enthalten und übermitteln. 2. Prophetische Beweiskraft der griechischen Bibel im NT Es sollen solche Beispiele folgen, in denen das NT aus der griechischen Bibel prophetische Begründungen schöpft, welchen an der entsprechenden Stelle in der hebräischen Bibel der Masoreten eine andere Textform gegenübersteht, die den Beweis nicht leisten würde. In Apg 15,15 führt Jakobus das beweiskräftige Argument aus der Schrift wie folgt ein: »Damit stehen die Worte der Propheten im Einklang, wie geschrieben steht«, worauf ein einziges Zitat aus Amos 9,11-12 folgt. Amos repräsentiert demgemäß hier die Gesamtheit der Propheten. 2 Die Wendung »Worte der Propheten«, die mit dem Zitat eines einzigen Propheten belegt ist, impliziert, dass alle Propheten eine einzige gemeinsame Botschaft bringen, nämlich das eine Wort Gottes, sodass sich das, was einer sagt, in dieser Einheit mit dem deckt, was die andern sagen. Am 9,12 enthält demgemäß den allen Propheten entsprechenden Schriftbeweis, dass Petrus recht hat, wenn er sagt, dass Gott keinen Unterschied zwischen gläubig gewordenen Juden und Angehörigen der anderen Völker macht, V.8-9. Denn dieses Wort Gottes lautet in der griechischen Bibel: »damit die Übriggebliebenen der Menschen und alle Völker, über denen mein Name ausgerufen ist, suchen; das sagt der Herr, der das tut«. Drei Differenzen mit dem Text der Apg: ein an nach hopōs in Apg; als Akkusativobjekt des Verbs »suchen« steht in Apg (und in einigen Textzeugen der LXX unter Einfluss der Apg 3 ) ton kyrion, während die ursprüngliche LXX wegen des implizierten Objekts von Davids wieder aufgerichteter Hütte in V.11 kein Akkusativobjekt brauchte; am Schluss ergänzt Apg das Partizip mit einem Objekt: »der das kund tut von Ewigkeit her« 4 . Die Apostelgeschichte weitet so das prophetische Wort der griechischen Bibel aus: die nicht-jüdischen Völker, d.h. die Menschheit (adam), suchen in Wirklichkeit in Davids wieder aufgerichteter Hütte den Herrn. Das dürfen sie tun, weil über ihnen der Name des Herrn, d.h. der Name Jhwhs, ebenso wie über Israel und Juda ausgerufen ist. Sie gehören ihm genau so wie Israel und Juda. Daher suchen auch sie in Davids wieder errichteter Hütte den Herrn selbst. Diese Akzentuierung durch das Akkusativobjekt »den Herrn« bleibt aber in der Perspektive des ursprünglichen prophetischen Wortes Amos’ in der LXX, vgl. nur Jes 2,1-5. Im MT sind es dagegen nicht die Völker, die handeln, sondern im Licht von V.11 ist es »die Hütte Davids« als Kollektivum, d.h. die Bewohner Judas, die die übrig gebliebenen Edomiter und alle Völker in Besitz nehmen, weil Jhwhs Name über sie ausgerufen ist, der demgemäß seinen Namen als Eroberer auf die besiegten Völker legen würde, wie David auf eine besiegte Stadt, vgl. 2Sam 12,28. Nach Ez 36,5-7 wird Gott das Verhältnis zwischen Edom und Israel umkehren, sodass Israel sich Kontroverse Adrian Schenker Das Neue Testament hat einen doppelten alttestamentlichen Kanon Von der Ebenbürtigkeit des Griechischen ZNT 26 (13. Jg. 2010) 51 »[Die]Beweiskraft [der griechischen Bibel] beruht auf ihrer prophetischen Qualität oder Natur, weil die Worte der Propheten das Wort Gottes enthalten und übermitteln.« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 51 Kontroverse 52 ZNT 26 (13. Jg. 2010) Edom unterwerfen wird. Am 9,12 im MT ist wie eine Parallele zu dieser Ankündigung. Aus folgenden drei Gründen ist es im Übrigen wahrscheinlich, dass die griechische Bibel in V.12 den ursprünglicheren Wortlaut als MT bietet. 5 Erstens spiegelt der griechische Text in allen seinen Teilen eine mögliche hebräische Vorlage wider (yidrešû enstpricht ekzētēsōsin, adam steht hinter tōn anthrōpōn); zweitens ist die Wendung: »den Namen Jhwhs über jemanden ausrufen« immer von Israel und von Menschen in Israel (Jeremia) gebraucht, die seinem Schutz anempfohlen, und nie von Feinden, die zu besiegen sind: 2Chr 7,14; Jes 43,7; 48,1; 63,19; Jer 14,9; 15,6; drittens ist die Annahme unwahrscheinlich, zwei versehentliche Schreibfehler (’edôm zu ’adam, yîrešû zu yidrešû verdorben) hätten den Vers in seiner Bedeutung zufällig in seine gegenteilige, durchaus sinnvolle Bedeutung verkehrt, ohne dass ein Diorthotes (Korrektor) es gemerkt hätte. Aber die alternative Annahme von zwei kleinen, aber absichtlichen redaktionellen Veränderungen zum Zwecke, diese äußerst universalistische Spitzenaussage zurückzunehmen, leuchtet ein. Die Wahrscheinlichkeit ist entschieden größer, die eschatologische universalistische Nivellierung von Davids Hütte (Judäer) zugunsten aller Völker der Menschheit, die sämtlich wie Israel und Juda ohne Unterschied unter dem über sie ausgerufenen Namen Jhwhs stehen, sei durch eine redaktionelle Veränderung zurückgestuft und in die nationale jüdische Perspektive des Sieges von Davids Hütte über Edom und alle Völker gerückt worden, entsprechend Ez 36,5-7. Als Ergebnis darf jedenfalls festgehalten werden, dass nur das griechische Prophetenwort, das aber auf einer hebräischen Vorlage beruht, den prophetisch beglaubigten Schriftbeweis in Apg 15,15-17 hergibt, während seine hebräische Fassung im MT diesen Dienst nicht leisten kann. Das bedeutendste Beispiel für einen sehr weitreichenden Schriftbeweis, den nur die griechische Fassung eines Prophetenwortes ergibt, ist im längsten alttestamentlichen Zitat im NT gegeben, nämlich in Jhwhs Verheißung eines neuen Bundes im Munde Jeremias, Jer 31,31-34. Es würde zu weit führen, das hier zu zeigen. 6 3. Prophetische Beweiskraft der hebräischen Bibel im NT In Mk 4,12 ist der sog. Verstockungsauftrag, mit welchem Jhwh nach Jes 6,10 den Propheten betraut, in leicht abgewandelter Form nach der Textgestalt des MT zitiert: »damit sie zwar schauen, aber nicht sehen, und zwar hinhören und lauschen, aber nicht verstehen, damit sie nicht umkehren und ihnen nicht vergeben wird«. Bei Jes 6,10b lautet die Stelle: »damit [das Volk] nicht sieht mit seinen Augen und mit seinen Ohren nicht hört und [damit] sein Herz es nicht versteht und [damit es] nicht umkehrt und [damit] ihm keine Heilung widerfährt«. Charakteristisch bei diesem Auftrag an den Propheten sowohl bei Jesaja nach dem MT als auch bei Markus ist der negative Zweck: Umkehr und auf diese folgende Heilung (Jesaja) bzw. Vergebung (Targum Jesaja, Markus) müssen ausgeschlossen werden. Es ist Unheilsankündigung! In Mt 13,15 und in anderem theologischen Zusammenhang in Apg 28,27 erscheint das gleiche prophetische Wort, hier aber im Gegensatz zu Mk 4,12 in der Gestalt der LXX, die durch den Indikativ im letzten Satz: »aber ich werde sie heilen« gekennzeichnet ist. 7 Das kann auch als eine Heilsankündigung gedeutet werden: Jenseits der Verurteilung ist die Heilung durch Jhwh gewiss! 8 Diese Bedeutung legt besonders der Vergleich mit Mk 4,12 nahe, wo sie nicht möglich ist. Denn im Gegensatz zu Mk ist bei Mt 13,15 und Lk 28,27 der letzte Satz im Futurum Indikativ »verselbständigt« 9 , da er sich von den vorhergehenden finalen Sätzen mit Verben im Konjunktiv abhebt. Aus diesem Grund kann er zwar als letztes Glied innerhalb des Finalgefüges gedeutet werden, wie die analogen Sätze z.B. in Gen 3,22; 19,19; 27,12 usw., aber er lässt sich ebenso gut als Gegensatz innerhalb der Rede Gottes verstehen, die mit dem Imperativ beginnt, Jes 6,9: »verstocke (jetzt)! «, aber mit dem Futurum Indikativ aufhört: »aber ich werde (dann) heilen« 10 , also von Unheil jetzt zum Heil in Zukunft fortschreitet. Gerade die Differenz mit dem Wortlaut bei Markus lädt dazu ein, den möglichen Bedeutungsunterschied nicht zu nivellieren, sondern zu beachten. 4. Doppelter alttestamentlicher Kanon im NT Das NT führt nach alledem Schriftbeweise mit alttestamentlichen Stellen, die entweder mit der Textgestalt des MT (Mk 4,12) oder allein mit jener der LXX (Apg 15,17; Hebr 8,7-13; Mt 13,13-15 u. Apg 28,25-28) »Es genügt ein Zitat entweder aus dem MT oder aus der LXX, um daraus auf kanonische Geltung der ganzen betreffenden Textfassung zu schließen.« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 52 Adrian Schenker Das Neue Testament hat einen doppelten alttestamentlichen Kanon möglich sind. Daraus folgt, dass für die Verfasser des NT beide Textgestalten prophetischen Rang haben, d.h. Gottes Wort bewahren. Das ist die eigentliche Bedeutung des auf das AT angewandten Begriffs »kanonische Schrift« in neutestamentlicher Zeit. Es genügt ein Zitat entweder aus dem MT oder aus der LXX, um daraus auf kanonische Geltung der ganzen betreffenden Textfassung zu schließen. Ein Wort aus dieser Fassung, dem prophetische Qualität zukommt, verbürgt dieselbe Qualität für die gesamte Fassung. 5. Patristische Theologie des doppelten alttestamentlichen Kanons im NT Jene Kirchenväter, welche sich der zahlreichen Unterschiede zwischen der hebräischen Fassung der Bibel und der LXX bewusst waren, haben beide Formen des Textes bewahren wollen. Sogar Hieronymus hat die griechische Bibel nie verworfen, obgleich er die Mehrzahl der Unterschiede zwischen den beiden Bibeln als Fehler auf Seiten der griechischen Bibel erklärte (Fehler der Übersetzung und der Textüberlieferung). Doch wusste er, dass es einige Unterschiede gab, die im NT von Aposteln (z.B. Am 9,12) oder von Jesus (z.B. Jes 6,10 bei Mt und in Apg) als prophetische Schriftbeweise in der Textgestalt der griechischen Bibel angeführt werden. Dadurch war für ihn die Autorität der griechischen Bibel als kanonische Schrift erwiesen, die dergestalt das von den Propheten übermittelte Wort Gottes enthält. 11 Augustinus und Hieronymus waren sich darin einig, obgleich sie sich diese Doppelgestalt der alttestamentlichen Bibel nicht recht erklären konnten. 12 Sie rechneten ja nicht mit verschiedenen hebräischen Textfassungen für die alttestamentlichen Bücher. Die Anerkennung zweier kanonischer Textgestalten des AT und als Konsequenz davon die kanonische Geltung auch der altgriechischen Bibel unabhängig von den Legenden ihrer Entstehung wird nach alledem damals wie heute dem Befund im NT am besten gerecht. Es wäre reizvoll und wichtig, die Erklärungen dieses Sachverhalts bei den reformatorischen Theologen des 16. Jh.`s zu sammeln. Anmerkungen 1 E. Preuschen, Analecta. Kürzere Texte zur Geschichte der alten Kirche und des Kanons, II.Teil: Zur Kanonsgeschichte, Tübingen 2 1910; D. Barthélemy, L’état de la Bible juive depuis le début de notre ère jusqu’à la deuxième révolte contre Rome (131-135), in: Le canon de l’Ancien Testament. Sa formation et son histoire (Le monde de la Bible), Genève 1984, 9-45, bes.: 40-45; J.M. Auwers/ H.J. de Jonge (Hgg.), The Biblical Canons (BETL 163), Leuven 2003; u.a.m. 2 Am 9,11-12 in Apg 15,15-17: W. Kraus, Die Aufnahme von Am 9,11f. LXX in Apg 15,15f. Ein Beitrag zur Wirkungsgeschichte eines Textes in hellenistischer Zeit, in: Juda und Jerusalem in der Seleukidenzeit. Herrschaft- Widerstand-Identität. FS Heinz-Josef Fabry (BBB 159), Göttingen 2009, 297-322. 3 Kraus, Die Aufnahme, 315-316, meint, der neutestamentliche Text der Apg 15,17 sei von der LXX-Textform des Codex A beeinflusst. Es ist eher das Umgekehrte zu vermuten, dass der Text der Apg die alttestamentliche Textform des Codex A beeinflusst hat, denn die Schreiber des AT in den großen griechischen Codices waren ja Christen, die das NT gut kannten, vgl. Röm 3,13-18 in Psalm 13(14), 3 LXX, Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung, hg. von W. Kraus und M. Karrer, Stuttgart 2009, 762. 4 Kraus, Die Aufnahme, 306, versteht das objektlose Verb »suchen« (ekzētein) als »nachforschen«. Nach Am 9,11 liegt es aber am nächsten, als Objekt die wieder aufgebaute Hütte Davids, ihre wiederhergestellten Ruinen und ihre reparierten Trümmer zu verstehen, welche die in V.12 genannte Menschheit aufsuchen wird. 5 S. Kreuzer, Von der Vielfalt zur Einheitlichkeit. Wie kam es zur Vorherrschaft des masoretischen Textes? , in: Horizonte biblischer Texte. FS Josef M. Oesch (OBO 196), Fribourg-Göttingen 2003, 117-129, hier: 125 (Anm. 33); W. Kraus, Die Aufnahme, 308-310, erwägt es zögernd. Die meisten Ausleger halten die griechische Lesart für das Ergebnis von zwei Schreibfehlern: ’adam statt ’edôm, yidrešû statt yîrešu. Die letzte Monographie zum Adrian Schenker, *17. Juli 1939; Dominikaner; Studien in Freiburg/ Schweiz, Rom und École biblique Jerusalem; 1967-2004 Dozent und Professor für Altes Testament an der Universität Freiburg/ Schweiz; Koordinator der Herausgeberkommission der Biblia Hebraica Quinta; Publikationen über Bibeltheologie, biblisches Recht, alttestamentliche Textgeschichte. Prof. Dr. Adrian Schenker ZNT 26 (13. Jg. 2010) 53 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 53 Kontroverse 54 ZNT 26 (13. Jg. 2010) griechischen Amos-Buch, W.E. Glenny, Finding Meaning in the Text. Translation Technique and Theology in the Septuagint of Amos (VT.S 126), Leiden-Boston 2009, 216-228, 239-240, sieht gar nicht, dass es sich um eine andere hebräische Vorlage handeln könnte, geschweige denn, dass er das prüfte. 6 A. Schenker, Das Neue am neuen Bund und das Alte am alten. Jer 31 in der hebräischen und griechischen Bibel (FRLANT 212), Göttingen 2006. Die meisten Kommentatoren des Hebräerbriefs gehen gar nicht auf die Bedeutungsunterschiede zwischen MT und LXX ein. Sie lesen diese im Lichte von jenem. 7 Abgesehen von den Handschriften V 36-46. V ist der Hauptzeuge der hexaplarischen Rezension und spiegelt daher die Angleichung des griechischen Textes an den protomasoretischen Text der ersten Jahrhunderte n. Chr. wider, s. J. Ziegler, Isaias. Septuaginta Vetus Testamentum Graecum, Göttingen 1967, z. St. Diese Angleichung mag an dieser Stelle durch die Parallele in Mk 4,12 bestärkt worden sein. 8 Diese Deutungsmöglichkeit steht zu Recht in der Anmerkung z. St. in Septuaginta Deutsch (s. Anm. 3), 1236. 9 F. Blass/ A. Debrunner, Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, Göttingen 15 1979, § 442,2d mit Anm. 8, S. 367.370. 10 Auch hier gehen, soweit ich sehe, die neutestamentlichen Ausleger einschließlich Blass-Debrunner einfach mit Nichtbeachtung über diese zweite Deutung hinweg. Das erklärt sich wohl aus dem Einfluss, den der masoretische Text in Jes 6,10 zusammen mit Mk 4,12 auf die Interpretation von Jes 6,10 LXX; Mt 13,15; Lk 28,27 ausübt. Aber da lautet der Text eben nicht gleich! 11 Prolog an Chromatius von Aquileia zum Buch der Paralipomena (1-2Chr), Prolog an Domnio und Rogatian zur Rezension des griechischen Buches Paralipomena, R. Weber/ R. Gryson, Biblia Sacra iuxta vulgatam versionem. Stuttgart 5 2007, 546-547 (zu den Paralipomena), V. Loch, Biblia Sacra vulgatae editionis juxta exemplaria [...] Romae 1592 & 1593, ed. 5a, t. 1, Regensburg 1888, XXVIII-XXIX. Bei Hieronymus muss man darauf achten, dass er für seine Übersetzung aus dem Hebräischen von Seiten jener Kreise angegriffen wurde, die vom kanonischen Rang der LXX überzeugt waren. Er musste deshalb im Unterschied zur modernen Zeit seit dem Humanismus nicht diesen Rang der LXX verteidigen, sondern ihm gegenüber Raum für die Berechtigung einer direkt aus dem Hebräischen angefertigten neuen Übertragung schaffen. Man muss dementsprechend überall die oft nur implizite Anerkennung der LXX als kanonische Schrift voraussetzen. Aber in den beiden genannten Prologen ist die explizite Anerkennung der LXX als Hl. Schrift ausgesprochen. In seinen Kommentaren des AT bietet Hieronymus jeweils seine lateinische Wiedergabe beider Texte, MT und LXX. 12 Augustinus, De civitate Dei, XVIII, 44. 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 54