eJournals ZNT – Zeitschrift für Neues Testament 13/26

ZNT – Zeitschrift für Neues Testament
1435-2249
2941-0924
Francke Verlag Tübingen
2010
1326 Dronsch Strecker Vogel

»Quasi dasselbe?«

2010
Ute E. Eisen
Seit langem hat eine neue Bibelübersetzung ins Deutsche nicht mehr einen solchen Wirbel ausgelöst wie die »Bibel in gerechter Sprache«, als sie im Herbst 2006 auf dem deutschsprachigen Markt erschien. Neben begeisterter Anerkennung erhob sich ein Aufschrei, der in Ulrich Wilckens Worten von der »tiefen Häresie«, die »diese Bibelübersetzung als Ganze durchzieht«, gipfelte. 1 Es floss viel Tinte heftigster Polemik, die Verhängung von Anathemen feierte Urstand. Nach langer Abstinenz war die lustvolle Scheidung von Rechtgläubigkeit und Häresie wieder auf den Tisch des Hauses der Theologie gekommen, wie wir sie aus der Geschichte der Kirchen so gut kennen. Mittlerweile hat sich die Aufregung gelegt, der Dunst der verbalen Scheiterhaufen ist verraucht. Solche heftigen Reaktionen gehören wohl zu einschneidenden Neuübersetzungen der Bibel, das zeigt ebenfalls die Geschichte. Martin Leutzsch, einer der Übersetzer und Herausgeber der BigS, hat einen eindrücklichen Beitrag zum Thema »Bibelübersetzung als Skandal und Verbrechen« veröffentlicht - noch bevor die BigS erschienen war. 2 Im Folgenden werde ich 1.) Meilensteine der Geschichte der Bibelübersetzung (= BÜ) ins Deutsche und ihre aktuellen Revisionen und 2.) Neuübersetzungen der Bibel vorstellen, um 3.) ausgewählte Übersetzungsentscheidungen im Vergleich zu betrachten. Angesichts des begrenzten Raumes des vorliegenden Beitrags können nur die wichtigsten aktuellen Revisionen und Neuübersetzungen der ganzen Bibel in den Blick treten. 3 Der Blick in die Geschichte der BÜ zeigt, dass sich die Probleme und Konstellationen über die Zeiten nicht so sehr verändert haben. 1. Meilensteine der Geschichte der deutschen Bibelübersetzung - und ihre Revisionen Martin Luther war nicht der Erste, der die Bibel ins Deutsche übersetzte. Die erste Übersetzung (= Ü) der Bibel in eine germanische Sprache erfolgte im 4. Jh. durch Wulfila in Form seiner Gotischen Bibel, für die er die gotische Schrift entworfen hatte. Wulfilas Ü stellt somit das älteste schriftliche Zeugnis einer germanischen Sprache dar. 4 Die BÜ ins Deutsche setzte im 8. Jh. mit der Literarisierung eben dieser Sprache ein. Sie war ebenso wie andere Ü dem Problem missionierender ChristInnen erwachsen, die Botschaft der Bibel zu vermitteln. Zunächst wurden aber nur Einzeltexte oder Teile der Bibel übersetzt, erst im 14. Jh. entstand eine vollständige Ü des NT. Deutschsprachige Vollbibeln sind seit dem 15. Jh. anzutreffen und schon am Ende des 15. Jh.s lagen so viele Ausgaben deutscher BÜ vor, dass alle, die des Lesens kundig waren, ihre Bibel in deutscher Sprache lesen konnten. 5 Die Lutherübersetzung von 1522/ 1534 bis 1984 Was war dann aber das Neue an Luthers Übersetzung der Bibel? Es war vor allem die Tatsache, dass sie zum Bestseller wurde. Im September 1522 erschien Luthers Septembertestament, seine erste Ü des NT ohne Nennung von Übersetzer und Drucker, dem schon im Dezember eine zweite Auflage, das sog. Dezembertestament, folgte. Bis im Jahr 1534 erstmals die Gesamtübersetzung der Bibel, die Luther zusammen mit Philipp Melanchthon und anderen erarbeitet hatte, im Druck erschien, waren bereits 106 Ausgaben des NT verlegt worden. Beim Tod Luthers 1546 könnte bei kühnen Schätzungen jeder zweite, bei vorsichtigen Schätzungen jeder fünfte deutsche Haushalt Luthers Ü besessen haben. 6 Wieso aber war Luthers Ü so erfolgreich? Wieso ist sie so erfolgreich bis heute? Ein Hauptgrund des Erfolges ist sicher die herausragende sprachliche Leistung, die sich auch den übersetzungstheoretischen Entscheidungen verdankt. Schon 1530 legte Luther in seinem Sendbrief vom Dolmetschen öffentlich Rechenschaft über die Übersetzungsmethoden ab, die ihn und seine Mitarbeiter geleitet hatten. Zwei Aspekte aus Luthers kämpferisch geschriebenem Sendbrief scheinen mir von besonderer und bleibender Bedeutung: Das ist zunächst Luthers Orientierung an der Zielsprache. Er bekannte sich zum Grundsatz, dass die Erschließung des Neuest Testament aktuell Ute E. Eisen »Quasi dasselbe? « Vom schwierigen und unendlichen Geschäft des Bibelübersetzens - Neuere deutsche Bibelübersetzungen ZNT 26 (13. Jg. 2010) 3 »Beim Tod Luthers 1546 könnte bei kühnen Schätzungen jeder zweite, bei vorsichtigen Schätzungen jeder fünfte deutsche Haushalt Luthers Ü besessen haben.« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 3 Neues Testament aktuell 4 ZNT 26 (13. Jg. 2010) Textsinns wichtiger als jede ›Wörtlichkeit‹ sei. Luther schrieb: »Ich habe deutsch, nicht lateinisch noch griechisch reden wollen, als ich deutsch zu reden beim Dolmetschen mir vorgenommen hatte«. Er präzisierte dies, indem er sich an der mündlichen deutschen Rede, d.h. an dem für seine Zeit aktuellen Idiom der Umgangssprache orientierte. So schreibt er im Sendbrief: »Man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den Mann auf dem Markt darum fragen, und denselbigen auf das Maul sehen, wie sie reden, und danach übersetzen, so verstehen sie es denn, und merken, daß man deutsch mit ihnen redet.« 7 Luther wollte den einfachen Menschen die Bibel nahebringen, Frauen und Männern, Jungen und Mädchen, womit er einen modernen Grundsatz aktueller BÜ vorwegnahm: die Zielsprachenorientierung. Ein weiterer Grundsatz tritt hinzu: Bibel übersetzen bedeutet für Luther immer auch in gewisser Weise interpretieren. Mit Luthers Ü waren eine Fülle theologischer Entscheidungen verbunden, die Luther offensiv offenlegte. Dies geschah auf vielfältige Weise, am explizitesten in Form von - modern gesprochen -: Paratexten. Nach Gérard Genette sind das solche Texte, die Kommentare zum eigentlichen Text bieten und die Lektüre steuern. 8 Luther entschied sich für Vorreden zu den beiden Testamenten und jeweils den einzelnen biblischen Büchern, Parallelstellenangaben im Innenrand, Kernstellenmarkierungen, Randglossen und Illustrationen, die zusammen genommen die BÜ kommentierten und seine theologischen Entscheidungen transparent machten. Auch in seinem Sendbrief zum Dolmetschen legte er seine theologischen Entscheidungen offen. Er verteidigte sie vor allem gegen die »Papisten«, wie er seine Gegner nennt, von denen er heftig attackiert worden war, weil er in Röm 3,28 ein »sola« (»allein«) eingefügt hatte, welches sich bei Paulus nicht findet. Ausführlich begründete er diese und andere Übersetzungsentscheidungen. Seine Botschaft, »allein der Glaube macht gerecht […] allein der Glaube ohne Werke macht fromm«, ist seine ›befreiungstheologische‹ Botschaft für den theologiegeschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext, in dem er lebte. 9 Luther übersetzte aus hebräischen und griechischen Vorlagen, er wollte nicht unkritisch der Vulgata folgen, die selbst schon eine Ü ins Lateinische war. Luther schuf dabei einen für das Christentum neuen Schriftenkanon. Während sich die Vulgata am Kanon der Septuaginta orientierte, folgte Luther im AT der Hebräischen Bibel (= HB). Die zusätzlichen Schriften, die sich nur in der Septuaginta finden, fügte Luther hinter dem Propheten Maleachi unter der Überschrift an: »Apokrypha: Das sind Bücher so der heiligen Schrift nicht gleich gehalten und doch nützlich und gut zu lesen sind«. Im NT hat Luther zwei seiner Ansicht nach theologisch fragwürdige Schriften, nämlich den Hebräer- und den Jakobusbrief, nach hinten gerückt. Dem AT-Kanon Luthers sind die BÜ, die in der Tradition der Reformationszeit stehen, gefolgt, nicht aber seinem NT-Kanon. Luther arbeitete ständig an seiner Ü weiter. Kurz vor seinem Tod erschien 1545 die »Ausgabe letzter Hand«. Erst Mitte des 19. Jh.s, als ungefähr 11 verschiedene bearbeitete Fassungen dieser Ausgabe kursierten, wurde 1863 von der Eisenacher Kirchenkonferenz eine Revision beschlossen. 10 Hauptziele der Revisionsarbeit waren unter Wahrung der typischen Lutherdiktion die Anpassung an den aktuellen Sprachgebrauch sowie die Korrektur von Übersetzungs- und Druckfehlern. Diese Revisionsarbeit fand nach einem über hundertjährigen wechselvollen Prozess ihren Abschluss in der noch heute aktuellen Fassung von 1984. Wichtige Zwischenergebnisse waren die Revisionsfassungen von 1892 und 1912. Die Fassung des Neuen Testaments von 1975, das sog. NT 75, wurde auf verschiedenen Ebenen als zu modern, ja als ›Irrweg‹ zurückgewiesen und es erfolgte eine Rückrevision. Die Zürcher Bibelübersetzung von 1531 bis 2007 Vielfach unbekannt ist, dass 1531 die »Zürcher Bibel« (= ZB 1531) als »erste vollständige deutsche BÜ der Reformationszeit« noch vor der Lutherbibel erschien. Zwingli hatte sie im Rahmen einer theologischen Lehrveranstaltung mit Pfarrern, Prädikanten, Chorherren und Schülern, angeregt durch Luthers Ü, aufgrund hebräischer und griechischer Vorlagen sowie der Vulgata und der schon vorhandenen Lutherübersetzungen angefertigt. Die Zürcher Reformation verstand sich ganz besonders als »Übersetzungsbewegung« und schon Zwinglis Grundsatz war es, dass eine solche Ü kein einmaliger Vorgang sei, sondern eine »klarere Interpretation« immer neu gefunden werden müsse. Daher ist die ZB 1531 auch öfter und konsequenter revidiert worden als die Luther- »Die Zürcher Reformation verstand sich ganz besonders als ›Übersetzungsbewegung‹ und schon Zwinglis Grundsatz war es, dass eine solche Ü kein einmaliger Vorgang sei, sondern eine ›klarere Interpretation‹ immer neu gefunden werden müsse.« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 4 Ute E. Eisen »Quasi dasselbe? « übersetzung. Die vorletzte Revision der Jahre 1907-1931 (= ZB 1931) legte besonderen Wert auf die Abgleichung der Ü mit den wissenschaftlichen Textausgaben sowie die exaktere Wiedergabe des Sinns. Die aktuelle Revision der ZB (= ZB 2007) erschien 2007 nach einer über zwanzigjährigen Revisionsarbeit ohne Spätschriften, die in 3 Jahren folgen sollen. Die Revision war von der Synode der Zürcher Landeskirche beschlossen worden und sollte vor allem auch unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse der Bibel-, der Geschichts- und der Sprachwissenschaften eine Ü in eine gehobene deutsche Sprache anstreben unter größter Nähe zu den hebräischen, aramäischen und griechischen Ausgangstexten in ihren aktuellsten wissenschaftlichen Textausgaben. 11 Doch sollte nicht zugunsten größerer Wörtlichkeit auf sprachliche Schönheit verzichtet werden. So heißt es z.B. »Selig die Armen im Geist - Ihnen gehört das Himmelreich« (Mt 5,3), obwohl im griechischen Text estin (»ist«) steht. Aufs Ganze gesehen, gelingt eine literarisch schöne BÜ. Ausdrücklich sollte auch die kulturelle Differenz zwischen der Welt der Entstehung der Bibel und der heutigen nicht eingeebnet werden. Die Fremdheit des Bibeltextes sollte gewahrt bleiben und nicht einer Näherbestimmung unterzogen werden, die zwar möglich wäre, aber das Sinnpotential auch zugleich reduzieren würde. In diesem Zusammenhang werden auch besondere Härten von Aussagen nicht gemildert, etwa wenn es in Lev 23,29 heißt, wer gegen das Fastengebot verstößt, wird nicht nur »verstoßen«, er wird aus der Gemeinschaft »getilgt«. Typographisch hervorgehoben werden im Bibeltext poetische Texte wie Psalmen und Seligpreisungen. Die eigene, zumeist zweiteilige Struktur poetischer hebräischer Texte, der Parallelismus Membrorum, wird durch Einrückung des zweiten Teils einer Sinneinheit sichtbar gemacht. Im NT werden die alttestamentlichen Zitate kursiviert, wobei ausschließlich in der Leseanleitung am Ende der Bibel, nicht aber bei der Verweisangabe, darauf hingewiesen wird, dass sie vielfach aus der Septuaginta stammen und daher auch nicht immer mit der Ü des AT der ZB 2007 übereinstimmen. Paratexte sind der ZB 2007 umfänglich beigefügt: Jedem biblischen Buch wird eine knappe bibelwissenschaftliche Einleitung vorangestellt. In Anmerkungen werden Sacherklärungen zum Text, Alternativübersetzungen und Abweichungen von den Lesarten der aktuellsten wissenschaftlichen Textausgaben gegeben. Am Ende der Ü findet sich ein umfangreiches, fast 150 Seiten umfassendes wissenschaftliches Glossar, Angaben zu Maßen etc., eine Zeittafel, eine Leseanleitung und farbige Karten. Im Entstehungsprozess der ZB 2007 hat es Konflikte zu den Themen Geschlechtergerechtigkeit, Antijudaismus und der Ü des Gottesnamens gegeben, die jedoch keinen Eingang in die Paratexte der Bibelausgabe gefunden haben. Als der Kirchenrat das Ergebnis der Übersetzungsarbeit von 1987-1995 in einer ersten Teilausgabe vorlegte, gab es eine große Kontroverse darüber, ob die »neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse insbesondere der feministischen Theologie« ausreichend berücksichtigt und ob »antijüdischer Missbrauch dazu geeigneter Stellen« bedacht worden sind. 12 Daraufhin wurden zwei Lesegruppen gebildet, eine bestehend aus zwei jüdischen Fachleuten und eine aus drei Frauen. Die Frauenlesegruppe, die 1998 zur Vermeidung übersetzungsbedingter Diskriminierungen eingesetzt worden war, publizierte ihre Ergebnisse und beklagte darin, dass nur wenige ihrer Vorschläge Eingang in die ZB 2007 gefunden hätten. 13 So kam auch eine Zusammenarbeit mit der Übersetzungskommission AT nicht zustande, aber 1998 wurde die katholische Alttestamentlerin und feministische Theologin Irmtraud Fischer in diese ausschließlich aus Männern bestehende Kommission berufen. Prof. Dr. Ute E. Eisen lehrt seit 2004 an der Justus- Liebig-Universität Gießen Altes Testament und Neues Testament. Sie studierte Ev. eologie in Erlangen, Berkeley/ Kalifornien und Hamburg. Von 1989-1994 war sie Wiss. Mitarbeiterin an der Universität Hamburg (Promotion 1994) und von 1994- 2002 Wiss. Assistentin an der Universität Kiel. 2003 habilitierte sie an der Universität Heidelberg. Forschungsschwerpunkte: Die synoptischen Evangelien und die Apostelgeschichte, Literatur- und Kulturwissenschaftliche Analyse der Bibel, Genderforschung, Geschichte des frühen Christentums, die Bibel in Bild und Film. Diverse Veröffentlichungen: http: / / www.uni-giessen.de/ cms/ fbz/ fb04/ institute/ ev_theologie/ NT/ personen/ eisen.ute Prof. Dr. Ute E. Eisen ZNT 26 (13. Jg. 2010) 5 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 5 Neues Testament aktuell 6 ZNT 26 (13. Jg. 2010) Die Übertragung des Gottesnamens mit »Herr« hatte den sog. »Zürcher Herrenstreit« ausgelöst, der Mitte der 90er Jahre öffentlich und kontrovers in Zürich debattiert wurde. Kritik war an der Wiedergabe des Tetragramms durch »Herr« in Kapitälchen geübt worden. Der lange Streit wurde 2001 durch Synodenbeschluss zugunsten der konventionellen Schreibung beendet. 14 Katholische Bibelübersetzungen von der Reformationszeit bis zur Einheitsübersetzung In der Reformationszeit entstanden als Gegenentwürfe zur Lutherbibel auch katholische BÜ ins Deutsche. 15 Die wichtigsten sind die von Hieronymus Emser (1527), Johann Dietenberger (1534) und Johannes Eck (1537). Charakteristisch für diese drei Ü war, dass sie ausgeprägt auf Luthers Ü zurückgriffen. Zugleich aber begründeten sie eine eigene Tradition katholischer BÜ ins Deutsche. Aber es mussten rund 450 Jahre vergehen, bis die erste in kirchlichem Auftrag erstellte und von den Bischöfen verantwortete Ü der ganzen Bibel im deutschsprachigen römischen Katholizismus, die »Einheitsübersetzung« (= EÜ), erschien. Seit 1978 ist sie die verbindliche BÜ für alle deutschsprachigen Diözesen. Die Arbeit der Übersetzungsgruppen, vorrangig bestehend aus Professoren des AT und NT, aber auch Sprachforschern und Schriftstellern, begann 1963. Die Ü sollte an den Erkenntnissen der Bibelwissenschaft sowie an den Regeln der deutschen Sprache orientiert sein. 16 Eine Besonderheit dieser Ü ist, dass das NT und die Psalmen zusammen mit protestantischen Exegeten übersetzt wurden, sie also eine in Teilen ökumenische Ü darstellt. Eine Frucht dieser ökumenischen Zusammenarbeit war auch die Erarbeitung der Loccumer Richtlinien zur einheitlichen Schreibung der biblischen Eigennamen, die zu einer gewissen Einheitlichkeit in der Wiedergabe von Abkürzungen und biblischen Eigennamen im deutschsprachigen Bereich geführt hat. An Paratexten bietet die EÜ neben dem Geleitwort, das auch vom Landesbischof der EKD unterzeichnet wurde, Einleitungen zu den beiden Testamenten, größeren Schrifteneinheiten sowie zu jedem biblischen Buch, fettgedruckte Zwischenüberschriften mit Parallelstellenangaben am Ende jeder Perikope, kommentierende Fußnoten und einen Anhang mit üblichen Beigaben. Alttestamentliche Zitate werden im NT kursiv gedruckt, nicht aber ggf. als Septuagintafassungen markiert. Eine Revision der EÜ wurde von den Bischofskonferenzen des deutschen Sprachraums 2005 vereinbart. 17 Die EKD erklärte am 3.8.2005 ihren Rückzug aus dem Projekt. Als Begründung wurde auf die unter dem Titel »Liturgiam authenticam« hrsg. Instruktion über den »Gebrauch der Volkssprache bei der Herausgabe der Bücher der römischen Liturgie« vom 28.3.2001 verwiesen. Diese Instruktion enthält Kriterien, die von evangelischer Seite nicht mitgetragen werden können. So widerspricht etwa Artikel 26 dem protestantischen Bibelverständnis, wenn die Ü »mit der gesunden Lehre« der römisch-katholischen Kirche übereinstimmen muss. Protestantischen Widerstand erregte auch die Einschränkung des Konsensprinzips dahingehend, dass im »Streitfall die Anwendung des Mehrheitsprinzips nicht ausgeschlossen« sei. 18 Die Elberfelder Bibelübersetzung von 1855/ 1871 bis 2006 Mitte des 19. Jh.s entstand in den Brüdergemeinden nach angelsächsischem Vorbild eine BÜ, die »Elberfelder Bibel« (= Elb). Ihr Name leitet sich von dem Ort her, an dem sie erarbeitet wurde, dem heutigen Wuppertaler Stadtteil Elberfeld. 1855 erschien das NT und 1871 die ganze Bibel. Ihre Gründerväter strebten laut dem Vorwort der ersten Ausgabe eine »möglichst treue Darstellung des Urtextes« an, die sich um größtmögliche ›Wörtlichkeit‹ bemüht, ohne größere Rücksicht auf die deutsche Sprache. Im Vorwort werden auch ausführliche Reflexionen zu den in ihrer Zeit verfügbaren griechischen neutestamentlichen Textausgaben geboten sowie eine genaue Begründung einzelner Übersetzungsentscheidungen. 1974 erschien die revidierte Fassung des NT, 1985 die des AT. Diese Revisionen legten die aktuellen wissenschaftlichen Textausgaben der Bibel zugrunde und modernisierten sprachlich, etwa indem Worte wie »Weib« ersetzt wurden. Auch wurde die Besonderheit der Elb, den Gottesnamen mit Jehova wiederzugeben, aufgegeben und durch »HERR« (in Majuskeln) ersetzt. Für die 4. bearbeitete Auflage von 1992, die als ›Bearbeitung‹ gilt, wurden Anmerkungen korrigiert und die 26. Auflage des griechischen NT zum Abgleich herangezogen. Das überrascht, da bereits seit 1986 eine 27. Auflage auf dem Markt war. Im Jahr 2006 kam eine erneute Revision heraus (= Elb 2006), die analog wie 1992 verfuhr, aber eine Angleichung an die 27. Auflage des griechischen NT ist auch hier nicht erwähnt. Damit hat die Elb 2006 den Grundsatz der Gründerväter der Elb, sich am aktuellen Stand der neutestamentlichen Textkritik zu orientieren, aufgegeben. Sie ist vor allem eine Revision des äußeren 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 6 Ute E. Eisen »Quasi dasselbe? « ZNT 26 (13. Jg. 2010) 7 Erscheinungsbildes, einmal abgesehen von der Ergänzung eines lexikalischen Anhangs, und führt erstmals im Haupttitel den Namen »Elberfelder Bibel« - nun als »Markenzeichen«. Die Elb 2006 bleibt weitgehend auf dem Forschungsstand der BÜ der 70er und 80er Jahre des 20. Jh.s und kann nicht als grundständige Revision betrachtet werden. 2. Aktuelle Neuübersetzungen der Bibel Bisher kamen drei Traditionsbibeln in den Blick, die in den letzten 30 Jahren Revisionen erfahren haben, sowie die erste verbindliche BÜ des deutschsprachigen römischen Katholizismus. Nun sollen ausgewählte aktuelle Neuübersetzungen vorgestellt werden. Die erste Septuagintaübersetzung ins Deutsche Die »Septuaginta« (= LXX) ist als griechische Ü der Schriften Israels in der Zeit zwischen dem 3. Jh. v. und dem 1. Jh. n. Chr. entstanden. Damit ist sie eine Sammlung zentraler Dokumente des jüdischen Glaubens um die Zeitenwende, die das frühe Christentum überdies maßgeblich geprägt hat. Ihre Bedeutung kann kaum unterschätzt werden, da sie vom hellenistischen Judentum, von den frühen ChristInnen sowie in der Alten Kirche intensiv rezipiert wurde. Die alttestamentlichen Zitate im griechischen NT stammen mehrheitlich aus der LXX. Bedauerlicherweise vermerken dies die wenigsten deutschen BÜ bei den entsprechenden Stellenangaben. In den orthodoxen, koptischen und äthiopischen Kirchen ist die LXX bis heute die offizielle Bibel. Sie umfasst über die Schriften der HB hinaus die sog. Spätschriften des AT, d.h. die Zusätze zu Jeremia, Daniel und Ester sowie eine Reihe von selbstständigen Schriften, die in hebräischer, aramäischer oder griechischer Sprache verfasst wurden und keinen Eingang in die HB gefunden haben. Die LXX ist also wesentlich umfangreicher als die HB. Darüber hinaus muss damit gerechnet werden, dass sie an vielen Stellen möglicherweise den älteren Text gegenüber der HB bietet. Denn die HB, wie sie uns heute vorliegt, basiert auf dem masoretischen Text, der erst bis zum Ende des 1. Jt.s n. Chr. fixiert wurde. Die LXX verlor ihre Vorrangstellung im Westen im 4. Jh. n. Chr. an die lateinische Ü Vulgata, die schließlich auch 1546 vom Konzil von Trient zum autoritativen Bibeltext der römisch-katholischen Kirche erklärt wurde. Durch diese Entwicklung geriet die LXX im Westen ins Hintertreffen. Dies spiegelt auch die Tatsache, dass es bis 2008 keine deutsche Ü der LXX gab. Diese tiefgreifende Lücke in der Geschichte der deutschen BÜ ist erst 2009 mit dem Erscheinen der »Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung« (= LXX.D) geschlossen worden. Die große Bedeutung dieser Ü kann nicht unterschätzt werden, und die Arbeit an ihr hat auch bereits die Septuagintaforschung international befördert. Seit 1999 wurde das wissenschaftliche Projekt von einer eigenen Arbeitsstelle koordiniert, und es arbeiteten zeitweise über 80 TheologInnen, PhilologInnen und AlthistorikerInnen, die alle namentlich aufgeführt sind, daran mit. Sie gehören evangelischer, katholischer oder orthodoxer Konfession an, auch jüdische Gelehrte wurden in die Entscheidung von Übersetzungsfragen einbezogen. Neben der Bibelausgabe soll in den nächsten Jahren ein Ergänzungsband mit wissenschaftlichen Erläuterungen erscheinen, um die genauere Überprüfung der Ergebnisse der Übersetzungsarbeit zu ermöglichen. Mit ihren Herausgebern ist überdies auf einen Fortschritt in der Ökumene sowie auf eine Vertiefung des christlich-jüdischen Gespräches zu hoffen. Ihr Geleitwort wurde von den Oberhäuptern der EKD, der Deutschen Bischofskonferenz, der Orthodoxen Kirche in Deutschland sowie der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands unterzeichnet. Die Bibelausgabe der LXX.D ist in ausgezeichneter Weise durch Paratexte dokumentiert und es werden wertvolle wissenschaftliche Erläuterungen, insbesondere in der Einleitung, geboten: 19 Die Ausführungen zu den Übersetzungsprinzipien machen deutlich, dass stärker auf die Ausgangssprache als auf die Zielsprache geachtet wurde. Diese Entscheidung macht vor dem Hintergrund Sinn, dass die LXX bereits eine Ü aus dem Hebräischen ist, die sich manchmal deutlich an die Strukturen des Hebräischen anlehnt. Die LXX.D bemüht sich, solche Eigentümlichkeiten, die sich aus dem Übersetzungscharakter und seinem manchmal hebraisierenden Griechisch ergeben, wiederzugeben. Dafür wird verständlicherweise in Kauf genommen, dass dies oftmals zu einem nicht glatten deutschen Duktus führt. Auch wird eigens darauf hingewiesen, dass die Bücher nicht systematisch nach einheitlichen »Die alttestamentlichen Zitate im griechischen NT stammen mehrheitlich aus der LXX. Bedauerlicherweise vermerken dies die wenigsten deutschen BÜ bei den entsprechenden Stellenangaben.« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 7 Neues Testament aktuell 8 ZNT 26 (13. Jg. 2010) Kriterien angefertigt wurden, da eine Vielzahl unterschiedlicher Hände an der Ü tätig waren. Wortkonkordanz wurde vor allem deshalb nicht erstrebt, weil die Septuagintaschriften in unterschiedliche Epochen der Sprach- und Kulturgeschichte einzuordnen sind. Auch wird auf das Thema »Geschlechtergerechtigkeit« eingegangen. Dort, wo Maskulina eindeutig für inklusive Sachverhalte stehen, wird das Griechische ›geschlechtsneutral‹ übersetzt. Besonders verdienstvoll ist, dass nun für ein breites deutschsprachiges Publikum die Unterschiede der Septuagintatextfassungen zu den Textfassungen der HB deutlich werden. Dies bezieht sich auf den Umfang einzelner Schriften sowie vor allem auf diverse Unterschiede der griechischen Fassung der Einzelverse im Vergleich zu den hebräischen, die in der LXX.D typographisch markiert sind. Durch Kursivierungen im Text wird für die Lesenden visualisiert, wo die LXX vom hebräischen Masoretentext abweicht und Überschüsse des Masoretentextes werden durch das Zeichen + markiert. Aspekte der Deutung der LXX können anhand von Ps 2,1-2 gezeigt werden. Gemäß dieser beiden Psalmverse planen die Völker einen Aufstand gegen »den Herrn« (gr. kyrios) und »seinen Gesalbten« (gr. christos autou). Betrachtet man nun den Text im Hinblick auf seine Entstehung und den jüdischen Kontext, dann ist mit christos der irdische König Israels gemeint. Rezeptionsgeschichtlich gesehen, erfährt der in Ps 2,2 genannte christos eine christliche Auslegung, indem ausgehend von Apg 4,25ff. dieser mit Jesus Christus identifiziert wird. 20 Die LXX war es aber vor allem, welche die Tradition, den Gottesnamen durchgehend mit »kyrios« wiederzugeben, begründete. Die LXX.D übersetzt durchgängig konsistent mit »Herr«. Die Bibel in gerechter Sprache Die »Bibel in gerechter Sprache« (= BigS) ist die erste deutsche BÜ, die konsequent in inklusiver Sprache verfasst wurde, was einer der Hauptgründe für die übergroße Aufregung bei ihrem Erscheinen war. 21 Der Name dieser BÜ ist vielfach missverstanden worden. Damit sollen nicht andere Ü als »ungerecht« deklariert werden. Vielmehr geht es darum, dem biblischen Grundthema »Gerechtigkeit« in besonderer Weise zu entsprechen. Dies sollte sich in der Ü besonders in dreierlei Hinsicht zeigen: 1.) Im Hinblick auf eine geschlechtergerechte Sprache, 2.) in Hinsicht auf den jüdisch-christlichen Dialog sowie 3.) im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit. Dies bedeutet erstens den Gebrauch einer konsequenten inklusiven Sprache, indem Bezeichnungen von Menschengruppen im maskulinen Plural, die sich eindeutig auf Männer und Frauen beziehen, als solche übersetzt werden, z.B. »Söhne Israels« mit »Israelitinnen und Israeliten«, und damit auch Frauen sichtbar machen. Eine weitere Dimension der inklusiven Sprache bezieht sich auf die Rede von Gott in der Bibel. Obwohl der biblische Gott geschlechtlich nicht festgelegt werden kann (Gen 1,27; Dtn 4,16-18; Num 23,19; Hos 11,9), wird von Gott in BÜ grammatikalisch überwiegend männlich gesprochen. Noch verschärft wird dieses Problem dadurch, dass der Eigenname Gottes in deutschen BÜ mit »Herr« übertragen wird, was zudem eine Konnotation von männlicher Autorität und Herrschaft hat. Die BigS begegnet diesem Problem damit, dass sie statt des üblichen »Herr« eine Fülle von Alternativlesarten für den Eigennamen Gottes anbietet. 22 Bezüglich des zweiten hermeneutischen Grundsatzes, der Berücksichtigung des christlich-jüdischen Gesprächs, wird darauf hingewiesen, dass die neutestamentliche Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten gezeigt hat, wie sehr das in jüdischen Kontexten entstandene NT immer wieder antijüdisch ausgelegt wurde. Als Beispiel werden die sogenannten »Antithesen« angeführt, deren Übersetzung mit »ich aber sage euch« vielfach im Sinne einer Wendung Jesu gegen die jüdische Tradition gedeutet wurde, es sich dabei aber um eine in der rabbinischen Tradition häufig verwendete Formel handelt, die unter Berücksichtigung ihrer antijudaistischen Auslegung sachgemäßer mit »ich lege euch das heute so aus« übersetzt wird. Bezüglich des dritten hermeneutischen Grundsatzes, der sozialen Gerechtigkeit, sollen soziale Auseinandersetzungen, aus denen die Bibel erwachsen ist, nicht verstellt werden. So wurden etwa die douloi, die Luther mit »Knechte und Mägde« in Anlehnung an die bäuerliche Welt der Reformationszeit übersetzt hatte, durch »Sklavinnen und Sklaven« ersetzt, um den korrekten sozialen Kontext der Entstehung dieser Texte zu markieren. Der Herausgeberkreis der BigS konstituierte sich 2001 mit dem Ziel, die ganze Bibel in gerechter Sprache zu übersetzen und wurde darin von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau unterstützt. »Obwohl der biblische Gott geschlechtlich nicht festgelegt werden kann […], wird von Gott in BÜ grammatisch überwiegend männlich gesprochen.« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 8 Ute E. Eisen »Quasi dasselbe? « ZNT 26 (13. Jg. 2010) 9 Insgesamt arbeiteten 52 professionelle BibelwissenschaftlerInnen, in der Mehrzahl Frauen und Personen mit protestantischem Hintergrund, unentgeltlich an der BigS mit. Im Kanon folgt die BigS nicht nur dem Umfang - wie Luther -, sondern auch der Reihenfolge der HB. Bei den Apokryphen/ Deuterokanonischen Schriften folgt sie im Umfang der Bibelausgabe der Vulgata von 1592, nicht aber in der Reihenfolge, mit der Begründung, dass diese Schriften in den verschiedenen Kanones ohnehin unterschiedlich aufgeführt werden. Im NT wird die traditionelle Reihenfolge beibehalten, von der nur Luther aus theologischen Gründen abgewichen ist. An Paratexten bietet die BigS neben einer ausführlichen Einleitung in die Prinzipien der BÜ vor allem bibelwissenschaftliche Einleitungen zu den Schriftteilen und zu jeder Einzelschrift. Zudem bietet sie ein in deutschen BÜ einzigartiges Glossar, in welchem zentrale hebräische und griechische Lexeme entweder allein oder subsummiert unter deutschen theologischen Zentralbegriffen wie etwa »Gerechtigkeit« oder »Gesetz« wissenschaftlich erläutert werden. Die hebräischen und griechischen Wörter werden im Innenrand der Ü in Umschrift geboten, in den Einzelversen durch ° markiert, und können auf diese Weise auch von des Griechischen und Hebräischen nicht kundigen LeserInnen nachvollzogen werden. Die Übersetzungsentscheidungen sind vielfach eigenwillig, werden dadurch aber nachvollziehbar und überprüfbar. Im Fließtext der Ü wird auf gliedernde und interpretierende Zwischenüberschriften verzichtet. Ziel dieser Ü ist es nicht, einen »Ersatz« für gängige BÜ zu schaffen, sondern bekannte Texte neu zu Gehör zu bringen, Gespräche zu eröffnen und zu eigenen Positionen herauszufordern. Das ist dieser Ü gelungen, denn seit ihrem Erscheinen wurde über BÜ in der Öffentlichkeit diskutiert wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Vor allem aber hat sie hermeneutische Prinzipien formuliert, an der eine der eigenen Zeit verantwortete Exegese kaum mehr vorbeigehen kann: Gendergerechtigkeit und die in Kirche und Theologie überfällige Vermeidung von Antijudaismus. Die Gute Nachricht Bibel »Die Gute Nachricht Bibel« (= GN) ist die erste deutschsprachige Bibel, die dem »kommunikativen Übersetzungstyp« zuzurechnen ist, also eine BÜ, die allgemeinverständlich sein will. Die Geschichte dieser Ü beginnt mit der »Gute Nachricht für Sie - NT 68«, einer NT-Übersetzung, die vielfältige Kritik erfuhr. Sie wurde 1971 durch »Die Gute Nachricht. Das Neue Testament in heutigem Deutsch« abgelöst, einer Überarbeitung, die in gewisser Weise einer Neuübersetzung gleichkam. Sie hat die Radikalität des »NT 68« gemildert. 1982 erschien die Ü der ganzen Bibel als »Die Bibel in heutigem Deutsch. Die Gute Nachricht des Alten und Neuen Testaments« (= GN 1982). Eine der Hauptintentionen dieser BÜ war es, Menschen, die nicht mehr mit der traditionellen Kirchensprache vertraut sind, die Bibel durch ein modernes und einfaches Deutsch näherzubringen. 1997 erschien die revidierte Fassung unter dem Titel »Gute Nachricht Bibel. Altes und Neues Testament. Mit den Spätschriften des Alten Testaments (Deuterokanonische Schriften/ Apokryphen)« (= GN 1997). Sie ist die bisher einzige durchgehend interkonfessionell erarbeitete deutsche BÜ, denn das Übersetzungsteam setzte sich aus evangelischen, katholischen und freikirchlichen Christen zusammen - ausschließlich Männer. 1987 trat Hildburg Wegener an die Deutsche Bibelgesellschaft heran, bei der geplanten Revision frauengerechte Sprache zu berücksichtigen, was dort auf offene Ohren stieß. Wegener stellte daraufhin sieben Frauengruppen zusammen, welche die GN 1982 auf frauengerechte Sprache hin durchsahen, worauf auch im Nachwort der GN 1997 hingewiesen wird. Der Schlussbericht der Frauengruppen wurde 1993 unter dem Titel »Die vergessenen Schwestern. Frauengerechte Sprache in der Bibelübersetzung« publiziert. Im Rahmen dieses Prozesses wurden auch zwei feministische Exegetinnen, Monika Fander und Renate Jost, gebeten, die Revision unter dem Gesichtspunkt der frauengerechten Sprache zu begleiten. Neu an dieser Revision ist überdies, dass die GN 1997 wieder traditionellere Begriffe der deutschen BÜ aufgenommen hat. Während die GN 1982 etwa Verben wie dikaiousthai und pisteuein mit »vor Gott bestehen« und »vertrauen« übersetzte, versucht die GN 1997 zu traditionelleren Ü zurückzukehren, aber nicht unter völliger Preisgabe der Versuche aus der GN 1982. So bleibt das Motiv des Vertrauens als Ü von »Glauben« in der GN 1997 weiterhin ein Leitmotiv. Wo in der GN 1982 pistis/ pisteuein allerdings allein mit »Vertrauen«, was lexikalisch gesehen korrekt ist, übersetzt wurde, tritt nun zuweilen die Ergänzung »vertrauender Glauben« (z.B. Gal 2,16 u.ö.), versehen mit einem Stern, der auf die Sacherklärungen verweist. 23 Diese wurden zudem erheblich erweitert und aktualisiert, was die Nachvollziehbarkeit einzelner Übersetzungsentscheidungen zusammen mit den Fußnoten 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 9 Neues Testament aktuell 10 ZNT 26 (13. Jg. 2010) erleichtert. Die GN 1997 ist gewiss die reflektierteste unter den kommunikativen BÜ der Gegenwart. Die geschilderten Vorzüge kann die kommunikative Gesamt-BÜ »Hoffnung für alle. Die Bibel« (= HfA) nicht aufweisen. 24 3. Beispiele ausgewählter Übersetzungsentscheidungen im Vergleich Im Folgenden möchte ich ausgewählte Einzelprobleme aktueller BÜ aufgreifen und aufzeigen, wie die genannten BÜ damit umgehen. Die Rede von Gott Im Kontext der Rede von Gott in der Bibel ist das am meisten diskutierte Problem die Ü des Gottesnamens, der in der HB durch das Tetragramm, d.h. die vier Konsonanten JHWH, wiedergegeben wird und dessen Vokale wir nicht kennen. Denn seit biblischer Zeit wird der Gottesname im Judentum nicht ausgesprochen. Der überlieferte Text der HB gibt dazu die Leseanweisung, den Eigennamen Gottes mit den Vokalen der Worte zu versehen, die stattdessen gesprochen werden sollen: Ha-Schem (»der Name«) oder Adonaj (»eine allein Gott zukommende Benennung, die mit dem Wort Herr zusammenhängt, aber nicht ›Herr‹« bedeutet 25 ). Vielfach begegnet auch die Verbindung beider Ersatzworte in »Adoschem«. Die LXX übersetzte das Tetragramm (und Adonaj) mit »kyrios«. Damit wurde eine Tradition begründet, die die Vulgata mit »dominus« übernommen hat, und die deutsche BÜ mit »Herr« übersetzen. Um anzuzeigen, dass es sich bei »Herr« um eine Übertragung des hebräischen Tetragramms - und eben nicht des griechischen kyrios - handelt, wird dieses Ersatzwort in den meisten deutschen BÜ in Kapitälchen oder Versalien gesetzt. Weitgehend unbekannt ist Luthers anfänglich differenzierte Schreibweise der Übersetzung des Gottesnamens im AT. Er hat u.a. das Tetragramm mit »HERR« in Versalien und Adonaj mit »HErr« übersetzt. Im NT übersetzte er Kyrios mit »HERR« in Versalien, wo sich dieser Titel eindeutig auf den Gott Israels bezieht, mit »HErr«, wo Jesus als Kyrios bezeichnet wird, und mit »Herren«, wo von Herren dieser Welt die Rede ist. 26 Aktuelle Diskussionen haben gezeigt, dass die Offenheit eines Eigennamens in der Bezeichnung Gottes als »Herr« nicht mehr gegeben ist. Othmar Keel hat treffend auf den Punkt gebracht: Wenn der Gottesname 6800mal mit kyrios übersetzt wird, so ist das vergleichbar damit, wenn »6800mal statt Hans ›der Herr Direktor‹ gesagt wird«, dann »tritt an die Stelle des offenen Eigennamens eine klare Rollenbezeichnung, und das ist eine drastische Einschränkung«. 27 Die mit dieser Übertragung des Gottesnamens einhergehende Konnotation von männlicher Autorität und Herrschaft im Gottesbild stellt ohne Frage eine in die HB eingetragene Einseitigkeit in der Wiedergabe des biblischen Gottesbildes dar. In der LXX verhält sich dies anders, denn dort wird der Gottesname durch kyrios ersetzt. Diese Probleme haben die ÜbersetzerInnen der BigS zur Anknüpfung an andere Traditionen sowie zu kreativen Neuschöpfungen veranlasst. Jürgen Ebach hat das Motto formuliert: »Den Namen Gottes in einer Übersetzung angemessen wiederzugeben ist unmöglich. Versuchen wir’s also.« 28 Die BigS ist die erste deutsche BÜ, die statt des üblichen »Herr« eine Fülle von Alternativlesarten für den Eigennamen Gottes bietet. Überall dort, wo in der HB das Tetragramm steht, wird markiert durch die hebräischen Buchstaben jod-jod, der rabbinischen Abkürzung für den Gottesnamen, in einem grau unterlegten Feld statt des Eigennamens oder seiner Ü mit »Herr« eine Alternativlesart geboten. Auf jeder Doppelseite findet sich links oben eine Kopfzeile mit Ersatzworten als alternativen Lesevorschlägen in wechselnder Reihenfolge: der Ewige, die Ewige, Schechina, Adonaj, ha-Schem, der Name, G OTT , die Lebendige, der Lebendige, Ich-bin-da, ha-Makom, D U , E R S IE , S IE E R , die Eine, der Eine, die Heilige, der Heilige. Damit folgt die BigS Konventionen, die auch in jüdischen BÜ begegnen, wie etwa »Adonaj«, »ha-Schem«, »der Ewige«, »Du« oder »Schechina«. Über die Wahl dieser Ersatzworte und ihre Beurteilung ist viel gestritten worden, insbesondere die weiblichen. Wie auch immer dies beurteilt wird, bleibt zu bedenken, dass durch weibliche Metaphern, wie etwa »die Lebendige«, Gott im AT weiblich konnotiert wird, was dafür sensibilisieren könnte, dass weder mit männlichen noch mit weiblichen Metaphern eine Geschlechtlichkeit Gottes verbunden ist. In den alt. Zitaten im NT, in welchen im hebräischen Ausgangstext das Tetragramm steht, welches im »Aktuelle Diskussionen haben gezeigt, dass die Offenheit eines Eigennamens in der Bezeichnung Gottes als ›Herr‹ nicht mehr gegeben ist.« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 10 Ute E. Eisen »Quasi dasselbe? « ZNT 26 (13. Jg. 2010) 11 NT mit »kyrios« übersetzt wurde, verfährt die BigS analog. Dies ist anders als im AT aber dahingehend viel problematischer, als im NT an die Stelle des Eigennamens Gottes durchgehend das griechische Wort kyrios getreten ist, was in dieser Ü nun gar nicht mehr sichtbar ist. Hinzu tritt das theologische Problem, dass im NT häufig unklar ist, ob mit »kyrios« Gott oder Jesus oder beide gemeint sind (z.B. Joh 1,23; Röm 10,13). 29 Bei so viel in der Tradition der LXX stehender betonter »Männlichkeit« Gottes im AT und ihren Ü überrascht der Aufschrei gegenüber dem Versuch der BigS, auch metaphorische »Weiblichkeit« Gottes in der Bibel sichtbar zu machen. Insbesondere für Frauen ist die BigS ein völlig neues Leseerlebnis, auch wenn manches daran auch irritiert. Irritierend ist aber auch, wenn die einzige Stelle in der HB, die explizit aussagt: »Denn El (Gott) bin ich, und nicht isch (Mann)« (Hos 11,9), von den meisten aktuellen deutschen BÜ mit »Mensch« übersetzt wird. Eine solche verallgemeinernde Ü ist zwar lexikalisch möglich und kann sich auch auf die LXX stützen, die mit anthropos (»Mensch«) übersetzt, aber die besondere Pointe dieser theologischen Aussage der HB im überaus sexualisierten Hoseabuch ist mit dieser Ü zerstört. Und die verallgemeinernde Ü überrascht vor allem bei solchen Ü, die sonst großen Wert auf ›Wörtlichkeit‹ legen, wie etwa die Elb, die durchgehend von den »Söhnen Israels« und von »Brüdern« spricht, hier aber vom »Menschen«. Dass diese Bibelstelle für eine gendergerechte Exegese von höchster Relevanz ist, die eben gerade das in den Handschriften der Bibel und ihren Ü übermäßig männlich konnotierte Gottesbild konterkariert, braucht wohl nicht betont werden. Umso bedauerlicher ist, dass sie in den aktuellen BÜ mit Ausnahme der BigS unsichtbar gemacht wird. Die Rede vom Menschen Die Debatte um inclusive language ist nicht neu, sie wird international seit Jahrzehnten geführt. Ein Zentralproblem vieler Sprachen ist der generische Plural, das bedeutet, dass der maskulinen Form die geschlechtsabstrahierende Funktion zugewiesen wird. Die französische Philosophin Luce Irigaray hat dies an dem schönen Beispiel illustriert: Wenn 999 Bürgerinnen und 1 Bürger versammelt sind, ist es sprachlich korrekt von 1000 Bürgern zu sprechen. Aber leider macht dies die 999 Frauen unsichtbar. Dieses Problem ist in der BÜ von größter Brisanz, denn Gruppenbezeichnungen wurden in der Regel in der maskulinen Form übersetzt und damit die biblischen Frauen unsichtbar. Im NT ist eine solche Vokabel z.B. adelphos (»Bruder«). Der Plural kann folglich, wie es auch die meisten BÜ tun, mit »Brüder« übersetzt werden, meint aber häufig Geschwister verschiedenen Geschlechts, denn ein Wort für Geschwister fehlt im Griechischen. Besonders in den Paulusbriefen spielt diese Anrede eine prominente Rolle. Niemand würde ernstlich behaupten, dass die Briefe des Paulus nur an Männer adressiert wurden. Wieso soll also nicht sichtbar gemacht werden, dass auch Frauen angesprochen sind? Für Frauen jedenfalls, die die Paulusbriefe lesen, macht das einen großen Unterschied. So übersetzen einige neuere BÜ auch »Brüder und Schwestern« (ZB 2007; GN 1997; HfA) oder »Geschwister« (BigS) (vgl. z.B. 1 Kor 1,10.26; 2,1; 3,1). Elb 2006 hält weiter an den »Brüdern« fest. Ähnlich verhält es sich mit den hebräischen »bene Jisrael« (»Söhne Israel«). »Ben«, was in seiner Grundbedeutung »Sohn« bedeutet, ist mit rund 5000 Belegen das häufigste Substantiv im AT. Das Syntagma »bene Jisrael« bezeichnet im AT sehr häufig das Volk Israel, also Männer und Frauen. In der LXX wird es mit »hyioi Israēl« (»Söhne Israel«) übersetzt, wofür gleiches wie »bene Jisrael« gilt, und was, wenn damit eindeutig Männer und Frauen bezeichnet werden, in der LXX.D mit »Israeliten« übersetzt wird (etwa in Ex 3,10f.14; Ex 14,8.10). Luther übersetzte 1545 »mein Volk, die Kinder Israel« und die Lutherrevision von 1984 liest »mein Volk, die Israeliten«, was einen weitgehenden Konsens auch der aktuellen deutschen BÜ darstellt, wobei die BigS »Volk Israel« bevorzugt (vgl. Ex 3,10f ). Elb 2006 hält noch immer an den »Söhnen Israel« fest. Geringere Bereitschaft zur Öffnung gegenüber einer Ü, die auch Frauen sichtbar macht, ist bei Begriffen festzustellen, die stärker von einer Funktion gekennzeichnet sind. »Jünger« heißt im Griechischen mathētes, die Femininform lautet mathētria, sie kommt aber nur einmal im NT vor (Apg 9,36). Dennoch steht außer Zweifel, dass Männer und Frauen Jünger- Innen Jesu waren. In den meisten BÜ wird dies aber nicht kenntlich gemacht. Ausnahmen von dieser Regel bilden lediglich die BigS sowie an einzelnen Stellen die GN 1997 (Lk 6,17; 19,37; Apg 6,1; Mt 28,19). Dieser Befund zeigt, »Wenn 999 Bürgerinnen und 1 Bürger versammelt sind, ist es sprachlich korrekt von 1000 Bürgern zu sprechen. Aber leider macht dies die 999 Frauen unsichtbar.« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 11 Neues Testament aktuell 12 ZNT 26 (13. Jg. 2010) dass in der Mehrheit der aktuellen BÜ Frauen in der Nachfolge Jesu weiterhin unsichtbar bleiben und damit die Annahme nähren, es habe keine Jüngerinnen Jesu gegeben. Phoebe, die Diakonin der Gemeinde in Kenchreä (Röm 16,1), hat ihren Funktionstitel »diakonos«, zumindest in der BigS, ZB 2007 und GN 1997 zurückerhalten. Luther hatte »im Dienst der Gemeinde von Kenchreä« übersetzt, worin ihm bis heute die HfA folgt. Die EÜ und Elb 2006 sprechen dagegen noch von der »Dienerin der Gemeinde in Kenchreä«, womit ihr Titel »diakonos«, den auch Paulus für sich reklamierte und der in den paulinischen Briefen wesentlich missionarische Aufgaben markiert, unkenntlich wird. Paulus grüßt in Röm 16,7 seine jüdische Stammverwandte Junia zusammen mit Andronikus. Er bezeichnet beide als »herausragend unter den Aposteln«, was zeigt, dass Paulus diese Jüdin zur Gruppe der ApostelInnen rechnete. Er hatte offensichtlich kein Problem, Junia als Apostelin anzuerkennen. Dies änderte sich im 13. Jh., als diese Frau eine »Geschlechtsumwandlung« erfuhr. Ihr Name Junia wurde in einen in der Antike nicht belegten Junias umgewandelt. Der Grund dafür war wohl, dass Paulus sie als Apostelin apostrophierte, was nicht ins Bild konservativer Bibeltradenten passte. Aber es gibt kaum eine exegetische Frage, die in der Forschung mit solcher Klarheit beantwortet werden konnte, wie die nach der weiblichen Identität der Junia. 30 Dieser Befund spiegelt sich auch in den aktuellen BÜ, die mehrheitlich Junia schreiben. Elb 2007 gehört zu den Ü, die noch Junias im Haupttext führen und nur in der Fußnote auf »o. Junia« verweisen. Jenseits der korrekten Wiedergabe des Namens übersetzt die BigS am eindeutigsten den Nachsatz: »Grüßt Andronikus und Junia […]. Unter den Apostelinnen und Aposteln haben sie eine herausragende Rolle«. Mit dieser Ü wird unmissverständlich deutlich, dass es im frühen Christentum Apostelinnen und Apostel gab, wofür Junia ein Beispiel ist. In der ZB 2007 heißt es dagegen nach der Namensnennung lediglich, »sie sind angesehen unter den Aposteln«, womit nicht ganz deutlich wird, dass es sich bei Junia um eine Apostelin unter anderen ApostelInnen handelte. Eine interessante Variante bietet die Neue Genfer Übersetzung in der Fußnote mit einer »gut begründeten anderen Übersetzungsmöglichkeit«: Sie übersetzt »und stehen bei den Aposteln in hohem Ansehen«, womit Junia in diesem Nachsatz ihrer Apostelinnenfunktion erneut beraubt wird. Die Kirche und Israel Sehr häufig ist im NT von »den Juden« die Rede. Innerhalb einer Rezeption dieser Texte zur Zeit ihrer Entstehung hatte dies eine völlig andere Konnotation als 2000 Jahre später, lange nachdem Judentum und Christentum zu zwei getrennten Weltreligionen geworden sind. Zur Zeit der Entstehung des Christentums waren alle ChristInnen Jüdinnen und Juden: Jesus, Maria, die Mutter Jesu, Petrus, Maria Magdalena, Paulus und viele mehr. Jesu Auseinandersetzungen mit Schriftgelehrten beispielsweise waren innerjüdische Auseinandersetzungen. Dieser Gesichtspunkt ist in der Auslegung der Bibel in den letzten 2000 Jahren aus dem Blick geraten. Erst die Jesus- und die Paulusforschung des 20. Jh.s hat zumindest diese beiden Zentralgestalten des NT wieder in ihren jüdischen Kontext eingeschrieben. Die BigS versucht dies in der Ü deutlich zu machen. Etwa wenn es in Luther 84 heißt: »Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden zu ihm sandten Priester und Leviten« formuliert die BigS: »Dies ist das Zeugnis des Juden Johannes, als andere jüdische Menschen aus Jerusalem zu ihm Leute von priesterlicher und levitischer Herkunft schickten« (Joh 1,19). Durch solche Formulierungen wird auch für christliche LeserInnen des 21. Jh.s, die mit der aktuellen Jesusforschung nicht vertraut sind, deutlich, dass Jesus und Johannes und viele mehr selbst jüdische Menschen waren. In der christlichen Theologie wird seit dem 2. Jh. bis in die Gegenwart hinein immer wieder die These von der Enterbung des jüdischen Volkes durch die christliche Kirche vertreten, die sog. »Enterbungstheologie«. In diesem Zusammenhang spielt die Auslegung des lukanischen Doppelwerkes eine prominente Rolle, insbesondere das letzte Kapitel der Apg, wo aus dem berühmten Verstockungswort Jes 6,9f. in seiner Septuagintafassung zitiert wird (Apg 28,26f ). Die LXX.D übersetzt Jes 6,9f. wie folgt: »Geh hin und sage diesem Volk: ›Mit dem Gehör werdet ihr hören und doch gewiss nicht verstehen, und schauend werdet ihr schauen und doch gewiss nicht sehen‹; 10 denn das Herz dieses Volkes verfettete, und mit ihren Ohren hörten sie schwer und ihre Augen schlossen sie, damit sie »In der christlichen eologie wird seit dem 2. Jh. bis in die Gegenwart hinein immer wieder die ese von der Enterbung des jüdischen Volkes durch die christliche Kirche vertreten […]« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 12 Ute E. Eisen »Quasi dasselbe? « ZNT 26 (13. Jg. 2010) 13 nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und umkehren, auf dass ich sie heilen werde.« Im Vergleich zum masoretischen Text ist das Verstockungswort in der LXX gemildert worden. Eine Tendenz, die häufiger in der LXX anzutreffen ist, z.B. auch im Jeremia- und Hoseabuch, was in deren Einleitungen der LXX.D entfaltet wird. Darüber hinaus ist es aber auch durch eine andere Ü der letzten Worte dieser Textstelle möglich, diese »im Sinn einer Heilszusage« zu verstehen, nämlich »und dann werde ich sie heilen«, so vermerkt es die Fußnote der LXX.D. Diese Alternativübersetzung basiert darauf, das letzte kai der Parataxe als kai adversativum zu übersetzen, was mit weiteren Argumenten von einem der Hauptherausgeber der LXX.D, dem Neutestamentler Martin Karrer, ausführlich wissenschaftlich begründet wurde, sich aber für den Fließtext der LXX.D offensichtlich nicht durchsetzen konnte. 31 Analog kann auch Apg 28,26-27, welche mit der LXX-Fassung nahezu identisch ist, übersetzt werden. So übersetzt Klaus Wengst in der BigS Apg 28,27c: »Aber ich werde sie heilen.« Die überaus problematische christliche Enterbungstheologie hat aus der herkömmlichen Ü von Apg 28,26f. immer ein zentrales Argument abgeleitet, das ihr hiermit entzogen wird. Diese Alternativübersetzung deckt sich auch mit den neueren Forschungen zum Verständnis von Israel im lukanischen Doppelwerk und ist kohärent mit der Erzähldynamik. Die BigS ist wohl die einzige deutsche BÜ, die diese Ü bietet, allerdings bedauerlicherweise ohne erläuternde Anmerkung. Sehr zu hoffen ist, dass zukünftige deutsche BÜ den Problemkreis Antijudaismus stärker reflektieren. 4. Schlussbetrachtung Es sind schon zahlreiche Versuche unternommen worden, Bibelübersetzungen in Übersetzungstypen zu unterteilen. Die Überlegungen dazu bewegen sich zwischen den Polen einer Ausgangstext- und einer Zieltextorientierung. In der sich seit der Mitte des 20. Jh.s konstituierenden Übersetzungswissenschaft wurden diese auf vielfache Weise präzisiert mit Gegensatzpaaren wie formal vs. dynamisch, semantisch vs. kommunikativ, imitativ vs. funktional, overt vs. covert, foreignizing vs. domesticating und so fort. 32 Dass die großen deutschen BÜ zwischen diesen beiden Polen mit jeweiligen Tendenzen zu der einen oder anderen Seite einzuordnen sind, liegt auf der Hand. Aber zugleich auch, dass mit einer Zuordnung zu der einen oder der anderen Seite noch kein Qualitätsurteil getroffen sein kann. Ausgedient hat jedenfalls das althergebrachte Diktum der »Wörtlichkeit«, dem vielfach magische Kraft zugeschrieben wurde und wird, aber schon von Hieronymus und nicht minder von Luther kritisiert worden ist. Und mit Luthers Ü haben wir gelernt, was Hans-Georg Gadamer in Wahrheit und Methode (S.362) nochmals betonte: »Jede Übersetzung ist […] schon Auslegung«. Und das findet im Strom der Zeit kein Ende, sondern muss für jede Kultur neu formuliert werden, denn Übersetzungen »altern«, wie es Umberto Eco ausgedrückt hat. »Texttreue«, eine im Kontext der BÜ vielbemühte Vokabel, ist wohl für die meisten anzunehmen. Umberto Eco schreibt dazu: »Wenn man ein beliebiges Wörterbuch aufschlägt, wird man unter den Synonymen für Treue kaum die Vokabel Exaktheit finden. Man findet dort eher Loyalität, Gewissenhaftigkeit, Achtung, Hingabe.« 33 Zwei Dinge gilt es festzuhalten, die von einer BÜ zu erwarten sind: Zum einen ist dies der Respekt vor den Ausgangstexten und ihrer Kultur bzw. ihren Kulturen, denn sie sind im Zeitraum von rund 1000 Jahren in unterschiedlichen Kontexten entstanden. Die Ü sollte reflektiert philologisch und wissenschaftlich jeweils auf dem aktuellen Stand erfolgen. Zum anderen ist dies der Respekt vor der Zielsprache, den Lesenden und ihrer Kultur. Insoweit sollte sie auch zielkulturorientiert sein und dabei ihre Hermeneutik möglichst transparent gestalten. Viel stärker sollte insgesamt in den Blick treten, wie sehr Übersetzungen Rezeptions- und Adaptionsprozesse sind, die durch die sprachliche Aneignung von Texten in gewisser Weise auch neue Texte bzw. Bedeutungen generieren. 34 Seit dem cultural turn ist immer weniger zu leugnen, wie sehr auch Übersetzungen kontextabhängige Produkte einer politischen, kulturellen und sozio-ökonomischen Dynamik sind. Übersetzen heißt immer auch interpretieren im Rahmen der oben skizzierten Vorgaben. Dies beginnt schon mit der Selektion von Lesarten überlieferter Handschriften der Bibeltexte, es setzt sich fort in der Heranziehung spezifischer Lexika im Verbund mit der Wahl eines Übersetzungs- und Kulturverständnisses. Weiter erfolgt sie in der Definition eines Kanons, einer »Ausgedient hat jedenfalls das althergebrachte Diktum der ›Wörtlichkeit‹, dem vielfach magische Kraft zugeschrieben wurde und wird […]« 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 13 Neues Testament aktuell 14 ZNT 26 (13. Jg. 2010) Frage, die in den christlichen Kirchen bis heute unterschiedlich beantwortet wird. Die Bibel ist kein harmloses Buch. Mit ihr wird seit 2000 Jahren nicht nur Kirche, sondern auch Weltgeschichte gestaltet. Je mehr also über die Bibel reflektiert wird, desto besser. Dafür sollten neben der HB, der LXX und dem griechischen NT in ihren besten Textausgaben die wichtigsten BÜ herangezogen und verglichen werden. Anmerkungen 1 Vgl. dazu und zu dem Beitrag von Ulrich Wilckens www.bibel-in-gerechter-sprache.de. 2 In: R. Dillmann (Hg.), Bibel-Impulse. Film - Kunst - Literatur - Musik - Theater - Theologie, Münster 2006, 42-57. 3 Teilübersetzungen, bspw. des NT, konnten aus Platzgründen nicht berücksichtigt werden. Die Septuaginta gilt im Folgenden als ganze Bibel, da es sich um die Bibel der ersten ChristInnen handelt. Eine Kurzinformation zu 38 deutschen BÜ bietet eine Broschüre der Deutschen Bibelgesellschaft/ Katholisches Bibelwerk e.V. von H. Haug, Deutsche Bibelübersetzungen. Das gegenwärtige Angebot. Information und Bewertung, aktual. Neuausgabe (Wissenswertes zur Bibel 6), bearb. v. R. Schäfer, Stuttgart 2008. 4 Hermann-Josef Stipp, Übersetzung(en), NBL III, 2001, 942-949: 948; zum Folgenden s. auch B. Salzmann/ R. Schäfer, Bibelübersetzungen, christliche deutsche, WiBi- Lex 2010, www.wibilex.de/ stichwort/ Bibelübersetzungen (Zugriffsdatum: 17.3.2010), sowie ausführlich W.I. Sauer-Geppert, Bibelübersetzungen III/ 1, TRE 6, 1980, 228-246. 5 F. Tschirch, Luthers Septembertestament. Eine Wende in der Übersetzung der Bibel ins Deutsche, in: S. Meurer (Hg.), »Was Christum treibet«. Martin Luther und seine Bibelübersetzung (Bibel im Gespräch 4), Stuttgart 1966, 11-23: 12. Eine Bibliographie zu den gedruckten BÜ ins Deutsche vor Luther bietet R. Tenberg, Gedruckte deutschsprachige Bibeln vor Luther. Eine Bibliographie der wissenschaftlichen Literatur, in: H. Reinitzer, Was Dolmetschen fur Kunst und Erbeit sey. Beiträge zur Geschichte der deutschen Bibelübersetzung (VB 4), Hamburg 1982, 209-228. 6 Tschirch, Septembertestament, 13. 7 Sendbrief vom Dolmetschen, in: Luther Deutsch, hg. v. Kurt Aland, Berlin 1948ff, Bd. 5, 73. 8 G. Genette, Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Mit einem Vorw. v. H. Weinrich. Aus dem Franz. v. D. Hornig, Frankfurt am Main/ New York 1992. 9 Das bedeutet nicht, dass seine Paulusinterpretation auch heute noch überzeugen muss. Die seit Jahrzehnten währende ntl. Diskussion um die sog. Neue Paulusperspektive hat gezeigt, dass Luthers Pauluslektüre und ihre Wirkungsgeschichte die paulinische Intention verzeichnet, vgl. dazu zuletzt Ch. Gerber, Blicke auf Paulus. Die New Perspective on Paul in der jüngeren Diskussion, VuF 55 (2010), 45-60. 10 Zur wechselvollen Geschichte der Revision der Lutherbibel vgl. u.a. R. Frettlöh, Die Revisionen der Lutherbibel in wortgeschichtlicher Hinsicht (GAG 434), Göppingen 1986, 6-16 mit weiterführender Lit. und einer Auflistung der Wörter der Lutherbibel, die sich in Form, Inhalt oder Gebrauch verändert haben und daher in der revidierten Fassung ersetzt wurden. S. auch K.D. Fricke/ S. Meurer (Hg.), Die Geschichte der Lutherbibelrevision. Von den Anfängen 1850 bis 1984 (AGWB 1), Stuttgart 2001. 11 Vgl. dazu die »Einleitung« am Anfang und »Zum Gebrauch dieser Bibelausgabe« am Ende der ZB 2007. Zur Revision insgesamt: J. Anderegg, Zur neuen Zürcher Bibel. Überlegungen und Erfahrungen aus germanistischer Sicht, in: W. Groß (Hg.), Bibelübersetzung heute - Geschichtliche Anforderungen und aktuelle Entwicklungen (AGWB 2), Stuttgart 2001, 283-299. 12 So Anderegg, Zürcher Bibel, 283f. 13 U. Sigg-Suter/ E. Staub/ A. Wäffler-Boveland, »... und ihr werdet ihr Söhne und Töchter sein.« Die Neue Zürcher Bibel feministisch gelesen, Zürich 2 2007. 14 So Marie-Theres Wacker in ihrer Rezension der Zürcher Bibel, BiKi 65 (2009), 122-127: 126. 15 Vgl. Salzmann/ Schäfer, Bibelübersetzungen, sowie die umfangreiche Studie von U. Köster, Studien zu den katholischen deutschen Bibelübersetzungen im 16., 17. und 18. Jh. (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 134), Münster 1995, mit einer über hundertseitigen Bibliographie. 16 Zur Entstehungsgeschichte und den hermeneutischen Prinzipien vgl. ausführlich J. Scharbert, Entstehungsgeschichte und hermeneutische Prinzipien der »Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift«, in: J. Gnilka/ H.P. Rüger (Hg.), Die Übersetzung der Bibel - Aufgabe der Theologie. Stuttgarter Symposion 1984 (TAB 2), Bielefeld 1985, 149-168. 17 Vgl. dazu W. Egger, Revision der Einheitsübersetzung. Auftrag, Leitlinien, Arbeitsweise, Lebendige Seelsorge 57. Jg. 6 (2006), 403-406. 18 Vgl. die Presseerklärung von Ch. Vetter, Evangelische Beteiligung an der »Einheitsübersetzung« der Bibel nicht mehr möglich, http: / / www.ekd.de/ presse/ pm163_2005_ einheitsuebersetzung.html (Stand: 15.5.2010). 19 Etwa, dass die Festlegung des Umfangs der Septuaginta de facto erst im 19. Jh. stattfand und viele Vorgänge der Übersetzung und Revision der LXX während ihrer langen Entstehungszeit noch unzureichend erforscht sind. Zudem wird deutlich gemacht, dass es nicht einen einzigen Text gibt und älteste Textfassungen zwar rekonstruiert werden können, diese aber immer hypothetisch bleiben. Darüber hinaus wird in die Probleme und Zielsetzungen einer kritischen Edition der Textausgaben der LXX eingeführt und exakt über die Textgrundlage dieser Übersetzung Auskunft gegeben. Vgl. dazu und zu weiteren Fragen die Einleitung der Ausgabe: Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung in Zusammenarbeit mit Eberhard Bons/ Kai Brodersen/ Helmut Engel/ Heinz-Josef Fabry/ Siegfried Kreuzer/ Wolfgang Orth/ Martin Rösel/ Helmut Utzschneider/ Dieter Vieweger u. Nikolaus Walter hrsg. 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 14 Ute E. Eisen »Quasi dasselbe? « ZNT 26 (13. Jg. 2010) 15 v. Wolfgang Kraus und Martin Karrer, Stuttgart 2009, IX-XXIII. 20 Zu diesem Problemkreis vgl. H. Utzschneider, Auf Augenhöhe mit dem Text. Überlegungen zum wissenschaftlichen Standort einer Übersetzung der Septuaginta ins Deutsche; in: H.-J. Fabry/ U. Offerhaus (Hgg.), Im Brennpunkt: Die Septuaginta, Studien zur Entstehung und Bedeutung der Griechischen Bibel (BWANT 133), Stuttgart 2001, 11-50. 21 Die Bibel in gerechter Sprache, hrsg. v. U. Bail/ F. Crüsemann/ M. Crüsemann/ E. Domay/ J. Ebach/ C. Janssen/ H. Köhler/ H. Kuhlmann/ M. Leutzsch und L. Schottroff, Gütersloh 2006, 3 2007. Siehe auch die in Anm. 1 genannte Homepage mit einer Fülle von Materialien zur Entstehung und Konzeption sowie den Reaktionen. 22 Vgl. genauer dazu unten sowie BigS, 16-21. 23 Zur Genese und Konzeption der GN 1997 vgl. H. Jahr (Hg.), Die neue Gute Nachricht (Bibel im Gespräch 5), Stuttgart 1998. In diesem Band auch H. Wegener, »…und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen« Die Revision der Gute Nachricht Bibel in gemäßigt »frauengerechter Sprache«, 62-73, sowie W. Klaiber, Die »alte« und die »neue« Gute Nachricht. Ein Vergleich anhand des Römer- und Galaterbriefs, 48-61. 24 Sie ist lediglich eine deutsche Fassung der Living Bible von K.N. Tylor. Das NT erschien 1983, die ganze Bibel 1996. Im Jahr 2002 erschien eine Revision des NT (= HfA 2002) mit einer stärkeren Orientierung am griechischen Text. Das Hauptanliegen dieser Ü ist, unmittelbare Verständlichkeit zu erzeugen, was noch immer zu vereinfachenden Ausdeutungen führt. Besonders schwerwiegend ist, dass biblische Zentralbegriffe wie etwa »Reich Gottes« in dieser Ü durchgehend mit »Gottes neue Welt« übersetzt werden und dies auch in den »Sacherklärungen«, wie so vieles andere, nicht erläutert wird. Zu Vergleichen von GN 1997, HfA und einer weiteren kommunikativen Ü, der Neuen Genfer Übersetzung (= NGÜ), vgl. W. Haubeck, Neue kommunikative deutsche Bibelübersetzungen: Gute Nachricht Bibel, Hoffnung für alle und Neue Genfer Übersetzung. Ein Vergleich am Beispiel von Matthäus 5-7 und Römer 3-5, in: Jahr, Nachricht, 76-92. 25 J. Ebach, Gottes Name(n). oder: Wie die Bibel von Gott spricht, BiKi 65 (2010), 62-67: 62. 26 Vgl. dazu ausführlich Ch. Methuen, HErr HERR. Zum Umgang mit dem Gottesnamen in der Lutherbibel, in: Ch. Gerber u.a. (Hg.), Gott heißt nicht nur Vater. Zur Rede über Gott in den Übersetzungen der »Bibel in gerechter Sprache« (BthS 32), Göttingen 2008, 130-144. 27 O. Keel, Weibliche Aspekte des Gottes der Bibel, in: ders., Gott weiblich. Eine verborgene Seite des biblischen Gottes, Bibel + Orient Museum, Freiburg, Schweiz 2008, 8-21: 13. 28 J. Ebach, Zur Widergabe des Gottesnamens in einer Bibelübersetzung - oder: Welche »Lösungen« es für ein unlösbares Problem geben könnte, in: Die Bibel - übersetzt in gerechte Sprache? Grundlagen einer neuen Übersetzung, hg. v. H. Kuhlmann, Gütersloh 2 2005, 150-158. 29 Vgl. dazu ausführlich S. Petersen, Immer Ärger mit dem »Kyrios«. Eine Problemanzeige, in: Gerber, Gott 104- 129. 30 Vgl. ausführlich P. Arzt, Junia oder Junias? Zum textkritischen Hintergrund von Röm 16,7, in: Liebe zum Wort. Beiträge zur klassischen und biblischen Philologie, P. Ludger Bernhard OSB zum 80. Geburtstag, hrsg. v. F.V. Reiterer/ P. Eder, Salzburg 1993, 83-102; E.J. Epp, Minor Textual Variants in Romans 16,7, in: J.W. Childers/ D.C. Parker (Hgg.), Transmission and Reception: New Testament Text-Critical and Exegetical Studies (TaS 4), Piscataway 2006, 123-42. 31 Vgl. dazu und zum Folgenden ausführlich U.E. Eisen, Die Poetik der Apostelgeschichte. Eine narratologische Studie (NTOA 58), 210-215: 212f. passim (Lit.! ). 32 Vgl. dazu H. Salevsky, Übersetzungstyp, Übersetzungstheorie und Bewertung von Bibelübersetzungen. Ein Beitrag aus übersetzungstheoretischer Sicht, in: W. Groß (Hg.), Bibelübersetzung, 119-150: 124, sowie dies., Translationswissenschaft. Ein Kompendium, Frankfurt a. M. u.a. 2002. Gute Einführungen bieten R. Stolze, Übersetzungstheorien, Tübingen 5 2008, und W. Klaiber, (Bibel-)Übersetzen - eine unmögliche Aufgabe? , ThLZ 133, 2008, 468-492. 33 U. Eco, Quasi dasselbe mit anderen Worten. Über das Übersetzen (2003), aus dem Italienischen von B. Krober, Wien 2006, 433. 34 Dies führt Martin Rösel sehr anschaulich vor: Die Geburt der Seele in der Übersetzung. Von der hebräischen näfäsch über die psyche der LXX zur deutschen Seele, in: A. Wagner (Hg.), Anthropologische Aufbrüche. Alttestamentliche und interdisziplinäre Zugänge zur historischen Anthropologie, Göttingen 2009, 151-170. 074910 ZNT 26 - Inhalt 22.09.10 14: 14 Uhr Seite 15