eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 4/1

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
2019
41 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Editorial

2019
Stefan Fischer
Jan Heilmann
Thomas Wagner
Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa) Jahrgang 4 -2019, Heft 1 Editorial Stefan Fischer / Jan Heilmann / Thomas Wagner Die Vernetzung von Menschen und Wissen stellt im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts n. Chr. eines der relevanten gesellschaftlichen Themen dar. Innerhalb der akademischen Bildungsprozesse wird diese Vernetzung als Integration von Wissensgebieten gefördert, die am Ende eines jeden Studiums erfolgt sein soll. In den Studiengängen der Ev. Theologie findet die Vernetzung auf verschiedenen Ebenen mit unterschiedlicher Intensität statt. Während bis zur Restrukturierung der Studiengänge im Zuge des Bologna-Prozesses die sogenannte Examensphase dazu diente, Fachwissen zu integrieren und in einen überfachwissenschaftlichen Kontext zu setzen, um daraus Handlungsperspektiven für Pfarr- und Lehramt ableiten zu können, findet eine Integration von Wissen aktuell bereits in den Zwischenprüfungen bzw. in den Modulabschlussprüfungen statt. Wie weit eine Integration gefordert und gefördert wird, ist dabei von der jeweiligen Studienordnung abhängig. Anders als in den kummulativen Prüfungen der BA- und MA-Studiengänge, die für das schulische Lehramt und in der Schweiz und Österreich für die Zulassung zum Vikariat qualifizieren, blieb auch nach der Studiengangsreform in den Theologischen Examina in Deutschland die Integrationsphase erhalten. Zwar ist es Ziel dieser Phase, theologisches Wissen zu vernetzen, doch sind die landeskirchlichen und universitären Prüfungen weiterhin an den Fachdisziplinen orientiert, so dass der Fokus der Studierenden oftmals auf dem Erwerb von Themenquerschnitten und Leitlinien fachwissenschaftlicher Diskurse liegt. In dieser Ausgabe von Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an wenden wir uns einzelnen Ebenen des vernetzten Denkens im Studium der Bibelwissenschaften zu. Mit einer neurowissenschaftlichen Betrachtung der Vernetzung von Wissen wurde ein naturwissenschaftlicher Einstieg 4 Stefan Fischer / Jan Heilmann / Thomas Wagner gewählt. Francina Hartmann und Annette Milnik geben einen Einblick in neurale Vernetzungsprozesse auf individueller sowie auf kollektiver Ebene. Für die Lehr-/ Lern-Prozesse ist dabei besonders die Funktion der Emotionen von Bedeutung, da diese für das Erinnern maßgeblich sind. Dieses gilt für das individuelle sowie für das kollektive Gedächtnis. Im zweiten Beitrag richtet Christina Aus der Au aus einer systematisch-theologischen Perspektive den Blick auf das Individuum als vernetztes Subjekt. Die dezidiert theologische Position in der zwischen Neurowissenschaften, Philosophie und Theologie geführten Diskussion über das ‚Selbst‘ als ‚Subjekt‘ menschlichen Denkens erkennt sie - in reformierter Tradition stehend- in einer Begründung des Selbst menschlicher Subjetivität extra nos . Nach diesen beiden einleitenden Beiträgen wenden sich die folgenden den Problemstellungen vernetzten Denkens in der akademischen Praxis zu. Hannes Bezzel stellt in seinem Beitrag Anforderungen an das in der Integrationsphase stattfindende fachwissenschaftliche Repetitorium, hier im Fach Altes Testament, dar. Er zeigt auf, dass eine Ausrichtung dieses Lehrveranstaltungstyps sowohl an den Anforderungen kirchlicher und universitärer Prüfungsordungen als auch an den Bedürfnissen der Studierenden, Orientierung für einzelne Prüfungssituationen zu erlangen, nötig ist. Dieses erläutert er mittels der von ihm konzipierten Lehrveranstaltung. Volker Lehnert blickt ‚von der anderen Seite‘ auf die Integrationsphase, indem er aus der Perspektive der an das Studium anschließenden kirchlichen Ausbildung heraus Anforderungen an die Vernetzung biblisch-theologischen Wissens in seinen unterschiedlichen Ebenen (historisch-religionsgeschichtlich, historisch-theologisch und kerygmatisch-homiletisch) adressiert. Seine Position, die drei von ihm genannten Ebenen als Aufgabe der Exegese wahrzunehmen, ruft zur Kontroverse auf, insofern die weiteren theologischen Fachdisziplinen und ihre Perspektiven in die neutestamentliche Exegese integriert werden. Schließlich wendet sich Katrin Girgensohn dem wissenschaftlichen Schreiben und den bei diesem für Studierende auftretenden Problemen zu. Sie zeigt nicht nur aus Perpektive einer an Schreibprozessen forschenden Fachwissenschaftlerin auf, wie diesen Problemstellungen im akademischen Unterricht begegnet werden kann, sondern hebt die besondere Bedeutung des Erlernens wissenschaftlichen Schreibens für die Erschließung von Fachwissenschaften sowie die akademische Sozialisation von Studierenden hervor. In einem Lehr-/ Lern-Beispiel wenden sich Annett Giercke-Ungermann und Christiane Maria Koch der Vernetzung von Denken in der Studieneingangsphase zu und präsentieren ein an der RWTH Aachen in der Veranstaltung Einführung in das Alte Testament integriertes Modul. Jan Heilmann behandelt im zweiten Beitrag dieser Kategorie das Konzept einer exegetischen Schreibwerk- Editorial 5 statt, mit der die fachspezifische wissenschaftliche Schreibsozialisation der Studierenden gefördert werden soll. In der Sektion Frontend dieser Ausgabe führt Kevin Künzl in den online- Sprachkurs für neutestamentliches Griechisch der University of Texas at Austin ein, der gerade mit Blick auf den Erwerb von fachbezogenen Griechischkenntnissen mit Gewinn eingesetzt werden kann. Die Rezensionen dieser Ausgabe setzen sich mit zwei äußerst unterschiedlichen Sammelbänden auseinander. Ute Neumann-Gorsolke bespricht den Band Mensch , den Jürgen van Oorschot in der Reihe Themen der Theologie herausgegeben hat. Juan Garcés schließt an frühere Beiträge zur Digitalisierung im Bereich der Bibelwissenschaften an und stellt den von Vanessa Bigot Juloux u. a. edierten Sammelband CyberResearch on the Ancient Near East and Neighboring Regions , der in der Reihe Digital Biblical Studies erschienen ist, vor. Zum Abschluss des Heftes gewährt uns Christina Hoegen-Rohls, Professorin für Bibelwissenschaften und ihre Didaktik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, im Interview einen vertieften Einblick in ihre akademische Praxis. In eigener Sache möchten wir auf zwei Entwicklungen des Forums hinweisen, die für die kommenden Jahre maßgeblich sind. Ab diesem Jahr ist das Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an der European Association for Biblical Studies als Research Unit assoziiert, so dass die Jahrestagungen des Forums ab Sommer 2019 im Rahmen der EABS-Kongresse stattfinden werden und für alle Kongressteilnehmenden geöffnet sind. In diesem Jahr werden wir uns in Warschau in Form von Workshops mit der Didaktik der materiellen Kultur auseinandersetzen. Diese Veränderung nehmen wir zum Anlass, auch unsere Zeitschrift fortzuentwickeln. Ab dem kommenden Heft 2 (2019) wird sie als bilinguale Zeitschrift (deutsch-englisch) erscheinen. Anregungen und Rückmeldungen sind wie immer willkommen unter info@ vvaa.de. Stefan Fischer, Wien, Jan Heilmann, Dresden, und Thomas Wagner, Wuppertal