eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 3/2

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
2018
32 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Lukas Bormann: Theologie des Neuen Testaments. Grundlinien und wichtigste Ergebnisse der internationalen Forschung, Basiswissen Theologie und Religionswissenschaft, UTB 4838 Göttingen 2017, 424 Seiten, ISBN 978-3-8252-4838-3

2018
Susanne Luther
Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa) Jahrgang 3 -2018, Heft 2 Lukas Bormann: Theologie des Neuen Testaments. Grundlinien und wichtigste Ergebnisse der internationalen Forschung, Basiswissen Theologie und Religionswissenschaft, UTB 4838 Göttingen 2017, 424 Seiten, ISBN 978-3-8252-4838-3 rezensiert von Susanne Luther 1 Zum Buch Die Theologie des Neuen Testaments von Lukas Bormann geht vom Diskurs über die Eigenschaften Gottes in den neutestamentlichen Schriften vor dem vorgegebenen Reflexionshintergrund der ‚Schrift‘ - des Alten Testaments - aus und beschreibt das in den neutestamentlichen Schriften reflektierte Verhältnis von Gott, Welt und Mensch. Der besondere Fokus liegt auf den unterschiedlichen Darstellungsformen und den für die einzelnen Schriften charakteristischen Sprach- und Ausdrucksformen von Theologie. Der Aufbau der Theologie des Neuen Testaments erfolgt nicht anhand theologischer Topoi, sondern orientiert sich - auf einen Überblick über die Entwicklungsgeschichte der wissenschaftlichen Darstellung neutestamentlicher Theologie (Kap. 1 ) und einer grundlegenden Einführung in den Kontext des antiken Judentums (Kap. 2 ) folgend - an einer sachlichen Ordnung, die sich chronologisch an den neutestamentlichen Schriften und ihren Themen ausrichtet und die Gedankenwelt der neutestamentlichen Texte sowie der hinter den Texten stehenden zentralen Figuren ( Jesus, Paulus bzw. der Autoren der weiteren Schriften) in ihrem historischen Kontext analysiert. Einer einführenden Darstellung zur Welt und Umwelt Jesu sowie zu den Inhalten und Formen seiner Lehre und Verkündigung, die Aspekte der historischen Jesusforschung und die Frage der Authentizität der Jesusüberlieferung einschließt (Kap. 3 ) folgend, widmet der Autor drei Kapitel Paulus und seiner Rezeption: Unter den Überschriften Gott und Christus (Kap. 4 , Theologie, 110 rezensiert von Susanne Luther Christologie, Soteriologie, Pneumatologie, Ekklesiologie) und Mensch (Kap. 5 , Glaube, Rechtfertigung, Kreuzestheologie, Eschatologie, Ethik) werden unterschiedliche Aspekte der paulinischen Theologie behandelt, deren Zusammenhang durch den soteriologisch-eschatologischen Fokus hergestellt wird, die Rezeption der Paulustradition wird anhand der Theologie der Deuteropaulinen und Pastoralbriefe präsentiert (Kap. 6 ). Die fünf folgenden Kapitel behandeln die Jesustradition in der Logienquelle (Kap. 7 ), den vier kanonischen Evangelien und der Apostelgeschichte (Kap. 8 - 11 ) und betonen die narrative Darstellung theologischer Aspekte in diesen Schriften. Ein Kapitel zum Hebräerbrief und den katholischen Briefen (Kap. 12 ) und ein Kapitel zur Offenbarung des Johannes (Kap. 13 ) bilden die theologischen Aussagen der verbleibenden neutestamentlichen Schriften ab. Lukas Bormanns Entwurf einer Theologie des Neuen Testaments schließt sich an vorhergehende Entwürfe insofern an, als er nach einer Einheit oder einer gemeinsamen Mitte der unterschiedlichen Texte fragt, „gemeinsame Grundüberzeugungen oder Anliegen oder aber zumindest gemeisame Fragestellungen“ zu eruieren sucht, die die neutestamentlichen Schriften „trotz unterschiedlicher oder divergierender Antworten als Teil eines Gesprächs oder Diskurses erscheinen lassen“ ( 25 ); Bormann wählt die Eigenschaften Gottes, d. h. „die Spannung zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit bzw. zwischen Recht und Liebe“ als diesen gemeinsamen Konvergenzpunkt. Sein Entwurf grenzt sich gegen vorhergehende Entwürfe - z. B. gegen ‚theologische‘ Theologien (Childs, Hahn, Stuhlmacher, Wilckens), ‚untheologische‘ Theologien (Räisänen, Theißen, Zeller) und ‚erzählende‘ Theologien (Dunn, Wright, Schnelle) ( 34 f.) - ab und erhält dadurch ein eigenständiges Profil, so dass „[d]er offene Begriff von Theologie, die Reflexion der Darstellungsform einer Theologie, die Orientierung an den Eigenschaften Gottes und die Analyse der gewählten Sprach- und Ausdrucksformen“ ( 12 ) als vier übergreifende Perspektiven gewählt werden. Bormann setzt einen besonderen Akzent durch die ausgewogene Darstellung neuerer Forschungsansätze und die kritische Auseinandersetzung mit internationalen Forschungsbeiträgen - insbesondere aus dem englischsprachigen Raum (z. B. Dunn, Bauckham, Wright) - durch die der Leser einen Überblick über den Stand der Debatte erhält, gezielt anhand der Angaben zur weiterführenden Literatur einzelne Positionen vertiefen und sich ein eigenes Urteil bilden kann. 2 Zur Didaktik und Methodik Nach den einleitenden Kapiteln zur Forschungsgeschichte, zum antiken Judentum und zu Jesus folgt der Aufbau des Buchs einer an der Entstehung der Rezensionen 111 Schriften orientierten chronologischen Reihung. Die einzelnen Kapitel weisen unterschiedliche Strukturen auf und werden gegenstandsbezogen anhand der in den behandelten neutestamentlichen Schriften thematisierten Aspekte aufgebaut. So erhält der Leser eine auf die vier übergreifenden Perspektiven der Gesamtdarstellung zugeschnittene Grundorientierung, die zentrale Aspekte der Theologie einzelner Schriften in einen gedanklichen Zusammenhang bringt. Jedem Kapitel ist eine Grafik vorangestellt, die je für sich wahrgenommen werden kann, aber auch in den Ausführungen des jeweiligen Kapitels aufgegriffen wird. Die Grafiken sollen zum Ausdruck bringen, „dass die Texte des Neuen Testaments in historischen Kontexten entstanden sind und in Rezeptionsprozessen überliefert wurden, die für ihr Verständnis bedeutsam sind“ ( 13 ). Die Darstellung im Fließtext wird wiederholt durch im Schriftbild grau unterlegte Zwischenresümees unterbrochen, die wichtige Aussagen des dargestellten Gedankengangs prägnant und nachdrücklich präsentieren und die Rezeption der fortlaufenden Darstellung erleichtern. Die ersten drei Kapitel enden zudem mit einem Abschnitt Ergebnis und Ausblick , der zentrale Aspekte rekapitulierend bündelt. Jedes Kapitel, in Kap. 12 sogar jeder Unterabschnitt, endet mit einem kurzen Literaturverzeichnis, das grundlegende und weiterführende Literatur zum Thema bietet und dadurch Impulse für mögliche thematische Vertiefungen setzt. Wiederholt werden Quellentexte in Übersetzung zitiert, die die Aussagen zur Theologie der jeweiligen Schrift im Wortlaut vermitteln und somit als Korrektiv der Interpretation und systematischen Darstellung durch den Autor fungieren; „[s]ie ermöglichen dem Leser ein eigenes Urteil darüber, ob und inwieweit diese Darstellung der Theologie des Neuen Testaments überzeugend und sachgerecht mit ihren Quellen umgeht - und welche Sinndimensionen der antiken Texte unberücksichtigt bleiben und zu eigener Quellenlektüre auffordern“ ( 14 ). Zentrale Begriffe werden sowohl in den Quellensprachen als auch in Umschrift geboten, sodass die Darstellung auch ohne Kenntnisse des Hebräischen und Griechischen verständlich ist. Damit wird aber zugleich betont, dass „die dargestellten Gedanken in Zusammenhängen stehen, die sich erst durch die Kenntnis der genannten Sprachen voll erschließen“ ( 14 ). Somit ist die Darstellung auch für Leser ohne Kenntnisse der antiken Sprachen verständlich, doch auch für fachkundige Leser bietet das Lehrbuch eine Vielzahl anregender Einblicke und Perspektiven zur Weiterarbeit. 3 Das Buch als Lehr- und Lernbuch Lukas Bormanns Theologie des Neuen Testaments bietet eine gut lesbare, klar verständliche und übersichtlich strukturierte Darstellung der zentralen theo- 112 rezensiert von Susanne Luther logischen Themen aller neutestamentlichen Schriften. Das Werk kommt seinem im Untertitel benannten Anspruch nach und verbindet eine Präsentation der Grundlinien neutestamentlicher Theologie mit der Vermittlung internationaler Forschungsergebnisse. Die differenzierte Darstellung zentraler Themen, textbezogener Einzelaspekte wie forschungsgeschichtlicher Zusammenhänge und die Einbindung verschiedener Forschungspositionen ermöglichen es, das Buch im Selbststudium als Gesamtlektüre zur Vorbereitung auf das Examen zu nutzen. Es ist aber auch in Auswahl als ergänzende Lektüre im Kontext unterschiedlicher thematischer Lehrveranstaltungen zu empfehlen. Die Darstellung forschungsgeschichtlicher Zusammenhänge und inhaltlicher Einzeldebatten dient der Aktivierung und Erweiterung bereits vorhandenen Wissens, die Literaturlisten zum Ende jeden Kapitels können zur eigenständigen Vertiefung einzelner Aspekte herangezogen werden, die Verweise auf Quellentexte regen zur individuellen Auseinandersetzung mit der Thematik sowie zur hermeneutischen Reflexion und zur eigenen Positionierung an.