eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 3/2

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
2018
32 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Thomas Hieke / Benedict Schöning: Methoden alttestamentlicher Exegese Darmstadt 2017 (Theologie kompakt), 172 Seiten, ISBN 978-3-534-26877-1, € 19,95 (kartoniert), ISBN 978-3-534-74233-2, € 15,99 (e-Book/PDF)

2018
Carolin Neuber
Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa) Jahrgang 3 -2018, Heft 2 Rezensionen Thomas Hieke / Benedict Schöning: Methoden alttestamentlicher Exegese Darmstadt 2017 (Theologie kompakt), 172 Seiten, ISBN 978-3-534-26877-1, € 19,95 (kartoniert), ISBN 978-3-534-74233-2, € 15,99 (e-Book/ PDF ) rezensiert von Carolin Neuber 1 Zum Buch Mit dem schmalen Taschenbuch liegt eine kompakte Einführung in die Methoden alttestamentlicher Exegese vor, die sich in vielem an die vorliegenden Methodenbücher anschließt und doch wohltuend davon abhebt. Noch immer sind Einführungen in die Methodik der Bibelauslegung vor allem von der historischkritischen Erschließung der Texte geprägt, grundgelegt durch die „Klassiker“ von G. Fohrer u. a. oder O. H. Steck; alternative Zugänge zur Bibel werden dann an die diachronen Methodenschritte ‚angehängt‘, so etwa bei S. Kreuzer u. a. oder U. Becker. Auf der anderen Seite stehen z. B. H. Utzschneider/ S. A. Nitsche mit ihrem konsequent literaturwissenschaftlichen Zugang. Dabei ist der Diskurs der letzten Jahrzehnte um die Weiterentwicklung exegetischer Methodik nicht allein in einem Gegen- oder Nacheinander historischer und textzentrierter bzw. synchroner Methoden aufzulösen. Entsprechend werden die Zugangswege in der hier vorliegenden Einführung von T. Hieke/ B. Schöning integriert und sinnvoll miteinander verflochten. Sie bietet die einzelnen Methodenschritte zusammengefasst nach Arbeitsschritten zur Textsicherung, zur Text-individualität (differenziert nach Struktur- und Inhaltsseite), zur Texttypik und schließlich zum Kontext (vom unmittelbaren literarischen Kontext über den biblischen Kanon 106 rezensiert von Carolin Neuber bis zur Kontextualisierung des Textes in seine vermutete Entstehungszeit und bis zu seiner Rezeption. Ohne etwa die narrative Bibelauslegung als eigenen methodischen Ansatz aufzustellen, werden dort etablierte Beobachtungen (z. B. Personenkonstellationen) in die grundlegende Analyse aller Texte einbezogen, wobei an Beispielen gezeigt wird, dass sie etwa auch bei Psalmen wichtige Ergebnisse liefern. Insgesamt verbindet die Einführung ‚klassische‘ historisch-kritische Methodenschritte (z. B. Text-, Literar-, Motiv-, Traditions-, Gattungskritik) mit synchronen Betrachtungsweisen (z. B. Komposition, Zeit-/ Raumstrukturen, Handlungs- und Wirkgehalt) in einer klugen, auch für den exegetisch unerfahrenen Leser durch entsprechende Hinweise nachvollziehbaren Anordnung, die von den für den Einzeltext charakteristischen Beobachtungen über seine mit anderen Texten gemeinsamen Merkmale zu seinem Kontext fortschreitet. Anfängliche Überlegungen zu Grundlagen exegetischer Arbeit (Text, Methode, Wissenschaftlichkeit) und praktische Tipps zur Erstellung einer Exegese sowie Hinweise für eine zusammenfassende Interpretation eines biblischen Textes am Ende des Buches vervollständigen die Einführung. Es ist lediglich anzufragen, ob die literarkritische Fragestellung vor der Erarbeitung von Struktur und Komposition des Textes nicht zu früh angesetzt ist. Es wird zwar auf die Gefahr hingewiesen, „dass man für die weitere Analyse voreilig etwas weglässt, was sich auf der Ebene der Strukturanalyse als wesentlicher Textbestandteil herausstellen könnte“ ( 46 ). Aber erst die (im vorliegenden Buch anschließende) tiefgehende Textanalyse gibt m. E. ausreichend Argumente für oder gegen die literarkritische Abgrenzung von Textteilen, was jedoch nicht mehr thematisiert wird. Allerdings führt die Zurechnung der Literarkritik zu der der eigentlichen Untersuchung vorausgehenden Textsicherung (gemeinsam mit Textkritik und Abgrenzung) zu einer durchaus ‚stimmigen‘ Einteilung des exegetischen Vorgehens in größere Abschnitte, wie oben gesehen. Somit versammelt die Einführung die nach aktuellem Stand der Exegese gängigen Methoden in einer schlüssigen Darbietung, die - gerade von Neulingen - Schritt für Schritt nachvollzogen werden kann, in der aber auch einzelne Arbeitsschritte gezielt nachgeschlagen werden können. 2 Zur Didaktik Das als „Lernbuch“ ( 7 ) konzipierte Einführungsbuch ist in seiner Anlage und in vielen Details auf das eigene Tätigwerden der Lernenden ausgerichtet, somit handlungs- und kompetenzorientiert, was schon die vorangestellte „Gebrauchsanleitung“ ( 9 ) deutlich macht. Dabei eignet es sich sowohl zum Selbststudium als auch als Begleitlektüre für eine entsprechende Lehrveranstaltung. Der Austausch mit Lehrenden oder anderen Lernenden wird ausdrücklich empfohlen, Rezensionen 107 jedoch nicht eigens z. B. durch entsprechende Aufgaben ins didaktische Konzept aufgenommen. Als Zielgruppe sind Studierende theologischer Studiengänge in der Einstiegsphase und im Übrigen alle an einem methodengeleiteten Verständnis biblischer Schriften Interessierte angesprochen. Eine Kenntnis biblischer Ursprachen wird dabei bewusst nicht vorausgesetzt, alle Analyseschritte sind an deutschen Übersetzungen leistbar. Dennoch wird die Verwendung von Übersetzungen zu Beginn kritisch reflektiert und die Verwendung der Ursprachen bisweilen angeregt. Jeder Abschnitt beginnt mit einem Überblick, der Ziel und Zweck, aber auch das Verbindende oder die Eigenart der folgenden Arbeitsschritte einführt und die Lesenden somit durch den oben besprochenen Aufbau des Buches geleitet. Die einzelnen Methodenschritte werden nach einem gleichbleibenden Schema behandelt: Vorangestellte Leitfragen machen die Fragestellung des jeweiligen Analyseschritts transparent; eine Beschreibung differenziert Vorgehensweise und Kriterien; teilweise werden Hilfsmittel und weiterführende Literatur genannt, die für die eigene Untersuchung konsultiert werden können; an Beispielen wird der jeweilige Methodenschritt konkret und anschaulich gemacht. Für den Lernprozess sind die Beispiele besonders wertvoll, weil sie nicht nur die Anwendung der Methode illustrieren, sondern über das Sammeln von Beobachtungen hinaus auch deren Auswertung und Deutung (‚was bewirkt dieses Merkmal des Textes? ‘) vorführen - dies vermisst man sonst oft allzu sehr. Jeweils am Ende laden kurze ‚Wissens-Checks‘ dazu ein, Verständnis und Lernfortschritt zu überprüfen. Elementarisierung der Lerninhalte und Aufteilung in handhabbare Teilschritte sowie durchweg gut verständliche Formulierungen helfen beim ‚Dranbleiben‘. Die ansprechende Gestaltung erleichtert den Überblick über das Werk und strukturiert den Leseprozess. Dies gelingt hier noch deutlich besser als bei den o. g. ‚klassischen‘ Einführungen. Dazu zählen die farbige Gestaltung von Überschriften und die farbige Hervorhebung der Textbeispiele, Stichwortgliederung am Rand der Seite und farbig eingerahmte Kästen mit Erläuterungen von Fachbegriffen. Mehrere Grafiken und Tabellen veranschaulichen Sachverhalte und Analysen. Besonders hervorzuheben sind die Verweise auf Einträge im Wissenschaftlichen Bibellexikon im Internet (www.wibilex.de), die den modernen Gegebenheiten ebenso Rechnung tragen wie der Hinweis auf Bibelsoftware. Auf der Homepage des Verlags können zwei Musterhausarbeiten als Anregung eingesehen werden. Hilfestellung für die Erstellung einer exegetischen Hausarbeit bieten aber bereits die jedem Methodenschritt beigegebenen Beispiele, deren schriftliche Ausformulierung explizit als Vorbild für eigene Arbeiten gelten kann. So erweist sich das Lernbuch als enger Begleiter auf dem Weg zu einer exegetischen Hausarbeit. Es ist als solcher allen Studierenden und an der alttestamentlichen Exegese Interessierten sehr zu empfehlen.