eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 3/1

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
2018
31 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Thomas Römer/Jean-Daniel Macchi/Chris tophe Nihan (Hg.): Einleitung in das Alte Tes tament. Die Bücher der Hebräischen Bibel und die alttes tamentlichen Schriften der katholischen, protes tantantischen und orthodoxen Kirchen, aus dem Französischen übertragen von Chris tine Henschel, Julia Hillebrand und Wolfgang Hülls trung, Zürich 2013, x+888 Seiten, ISBN 978-3-290-17428-6, € 62,00 (Hardcover), ISBN 978-3-290-17796-6, SFr 69,00 (e-Book).

2018
Thomas Wagner
Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa) Jahrgang 3 - 2018, Heft 1 Rezensionen Thomas Römer/ Jean-Daniel Macchi/ Chris tophe Nihan (Hg.): Einleitung in das Alte Tes tament. Die Bücher der Hebräischen Bibel und die alttes tamentlichen Schriften der katholischen, protes tantantischen und orthodoxen Kirchen, aus dem Französischen übertragen von Chris tine Henschel, Julia Hillebrand und Wolfgang Hülls trung, Zürich 2013, x+888 Seiten, ISBN 978-3-290-17428-6, € 62,00 (Hardcover), ISBN 978-3-290-17796-6, SF r 69,00 (e-Book). rezensiert von Thomas Wagner 1 Zum Buch Das in seinem französischen Original in Erstauflage 2004 erschienene und in erweiterter Zweitauflage 2009 vollendete Werk wurde 2013 in deutscher Sprache vorgelegt und stellt seitdem das umfassendeste Einleitungsbuch in das Alte Testament dar. Vergleichbar zu der von Erich Zenger begründeten und aktuell von Christian Frevel herausgegebenen Einleitung in das Alte Testament handelt es sich um ein Gemeinschaftswerk, in dem Spezialistinnen und Spezialisten für einzelne Teilbereiche (Themen und Bücher) Beiträge präsentieren. Dabei versuchen die Autorinnen und Autoren, eine Einleitung in das jeweilige Buch/ Thema mit der Forschungsgeschichte, aktuellen Forschungsansätzen und der eigenen Position zu verbinden. Dies gelingt in den meisten der Beiträge. Zugleich wird auf diese Weise vermieden, dass die Darstellung der Forschungspositionen eklektisch und auf die Begründung der eigenen These vorgenommen wird. Vielmehr werden Leserinnen und Leser dazu geführt, die Position der Ver- 108 Rezensionen fasserin/ des Verfassers aufgrund einer breit angelegten Argumentationsbasis nachzuvollziehen, um sie annehmen oder ablehnen zu können. Eingeleitet wird das Buch mit thematischen Querschnitten zur Ausbildung des Kanons, zur Textgeschichte des Alten Testaments, zur Geschichte Israels von ihren Anfängen bis zum Bar-Kochbar-Aufstand ( 135 n. Chr.) und zu den Verfasserkreisen des Alten Testaments. In den weiteren Teilen werden zunächst die kanonischen (Torah, Nebi’im und Ketubim), dann die deuterokanonischen sowie die pseudepigraphischen Schriften der orthodoxen Tradition vorgestellt. Abgeschlossen wird das Buch durch zahlreiche Anhänge (darunter eine Zeittafel mit Nennung aller Herrscher der Großreiche und Israel/ Judas sowie zwei handgezeichneten Karten [Palästina und Vorderer Orient]). Mit der Aufnahme auch der Pseudepigraphen der orthodoxen Kirchen geht diese Einleitung über thematisch vergleichbare Werke hinaus. In ihrer Einleitung verweisen die Herausgeber darauf, dass sie gegenüber dem von Erich Zenger begründeten Einleitungsbuch keine konfessionelle Bindung der Autorinenn und Autoren wünschten, um die Vielfalt alttestamentlicher Wissenschaft in ihrer interkonfessionellen und interreligiösen Dimension repräsentieren zu können. Es fällt jedoch auf, dass sich mit einer Ausnahme der Kreis der Beitragenden auf Forscherinnen und Forscher aus der französischsprachigen Forschung der Schweiz oder Frankreichs konstituiert. Durch sie erhält diese Einleitung in das Alte Testament ihr eigenständiges Profil, da in ihr vermehrt die französischsprachige Forschung abgebildet wird. Die Güte einer ‚Einleitung in das Alte Testament‘ entscheidet sich noch immer maßgeblich an der Darstellung des Pentateuchs und seiner Erforschung, da diese zentral für die alttestamentliche Wissenschaft sind. Diesem Thema widmen die Herausgeber insgesamt zehn Kapitel, von denen sich die ersten beiden der Forschungsgeschichte und der aktuellen Diskussion und eines den Gesetzestexten widmen. Drei Kapitel behandeln die drei Abschnitte der Genesis und weitere vier Kapitel die Bücher Exodus bis Deuteronomium. Gegenüber anderen Einleitungsbüchern sticht das vorliegende aufgrund seiner Darstellung auch von zeitgeschichtlichen Bezügen der einzelnen Theoriebildungen und der aus den Thesen resultierenden Konsequenzen für die Deutung der Texte heraus. Zudem stellen Thomas Römer und Christoph Nihan die neueren Forschungsansätze sowie zukünftig zu erforschende Aspekte ausgewogen nebeneinander, so dass die Leserin/ der Leser einen detaillierten Überblick über den Stand der Debatte erhält. Rezensionen 109 2 Zur Didaktik Nach den einleitenden, thematisch orientierten Kapiteln werden die Abschnitte zu den einzelnen Büchern in drei sich in jeder Darstellung wiederholende Aspekte gegliedert: 1 . Aufbau und Inhalt (einschließlich eines drucktechnisch abgehobenen bibelkundlichen Längsschnitts), 2 . Ursprung und Entstehung, und 3 . Themen und Fragen. Auf diese Weise kommen die Verfasser ihrem Anspruch nach, eine diachron ausgerichtete Darstellung eines jeden Buches mit einer Einführung in seine Inhalte (synchron) sowie mit theologisch relevanten Fragestellungen zu verbinden. Dadurch, dass diese drei Aspekte in Unterabschnitte gegliedert sind und innerhalb dieser jeweils die in der Forschung diskutierten Aspekte dargestellt werden, wird die Grundstruktur nicht schematisch, sondern gegenstandsbezogen gefüllt. So erhält die Leserin/ der Leser eine Grundorientierung innerhalb der einzelnen Abschnitte, ohne dass wichtig zu erwähnende Details aufgrund des gewählten Schemas zusammenhangslos, unverständlich zugeordnet oder gar nicht erscheinen. Um den Verstehensprozess zu unterstützen, verwenden die Verfasserinnen und Verfasser Visualisierungen in unterschiedlicher Form. Verschiedentlich werden altorientalische Bildzeugnisse in Umzeichnung abgedruckt, wenn in den Texten erscheinende Aspekte auch in den ikonographischen Zeugnissen belegt sind. Kurze Beschreibungen der Bildinhalte erleichtern es der Leserin/ dem Leser, Bezüge zu den biblischen Texten herzustellen. Leider werden bei vielen der Bilder die Bildträgertypen nicht angegeben, so dass die ikonographische Evidenz nicht vollumfänglich sichtbar wird. Weiterhin finden sich zu verschiedenen literaturgeschichtlichen Prozessen Schaubilder, die gewinnbringend nicht nur für die Lektüre des Buches, sondern auch für eine Veranschaulichung im akademischen Unterricht eingesetzt werden können. Es wäre wünschenswert, wenn die Schemata über die Verlagswebsite frei zum Download angeboten werden würden. 3 Zur Methodik Diese Einleitung in das Alte Testament baut methodisch auf traditionelle Lernformen von Studierenden geisteswissenschaftlicher Fächer auf und bietet diesen Hinweise, textliche sowie forschungsgeschichtliche Zusammenhänge zu erkennen und auf diese Weise vorhandenes und durch die Lektüre erworbenes Wissen miteinander zu vernetzten. Durch diese Methodik, die auf die in den theologischen Studiengängen, die auf ein kirchliches Examen oder ein Fakultätsdiplom vorbereiten, vorgesehene Abschlussphase bezogen ist, kann Detail- 110 Rezensionen wissen gedanklich strukturiert memoriert werden. In Prüfungssituationen können so sowohl Details benannt, als auch komplexere Gedankengänge dargelegt werden. Die abgedruckten Literaturlisten dienen derzeit als Quellennachweis; im Sinne einer Anregung zur eigenständigen Weiterarbeit an den Themen wäre es wünschenswert, Lektürealternativen anzugeben. 4 Das Buch als Lehr- und Lernbuch Die differenzierte Darstellung von Themen und Inhalten ermöglicht es, das vorliegende Werk in unterschiedlicher Form zu verwenden. Es kann sowohl als Gesamtlektüre zur Vorbereitung auf das theologische Examen, als auch als Einführung in spezielle Forschungsfelder dienen, die Grundlage von Übungen und/ oder Seminaren sein können. Als begleitende Lektüre zu einer Vorlesung, die Studierende in die Grundlagen des Alten Testaments einführt, ist es aufgrund seines Umfangs sowie fehlender Lernunterstützungen kaum nutzbar. Die nicht auf das kirchliche Examen resp. Fakultätsdiplom vorbereitenden BA -/ MA -Studiengänge bauen auf kleinschrittigeren Lernprozessen auf, in denen vermehrt Hilfestellungen für das Aneignen des Dargestellten nötig sind. Dies gilt auch für eine begleitende Lektüre. Für eine weitere Auflage des Buches wäre zu überlegen, ob die einzelnen Beiträge zur Unterstützung einer begleitenden Lektüre oder des Selbsstudiums um Zusammenfassungen und/ oder Kontrollfragen zur Lektüre ergänzt werden können. Dies würde den Umfang des Buches zwar nochmals erhöhen, würde aber seine Einsatzmöglichkeiten erweitern. Für eine Einleitungsveranstaltung bietet sich dieses Buch daher eher als vorbereitende Lektüre der Dozentin/ des Dozenten an. Gerade diejenigen Hochschullehererinnen/ Hochschullehrer, die bereits kurz nach Abschluss ihrer Qualifikationszeit Überblicksveranstaltungen anbieten müssen, können nach einer intensiven Auseinandersetzung mit mehr oder minder engeren Themenkomplexen im Rahmen ihrer Qualifikationsschrift(en) durch die Lektüre dieses Buches auf die in der Veranstaltung zu bearbeitenden wichtigen Forschungsansätze zu den einzelnen Bereichen der alttestamentlichen Wissenschaft Zugang finden. Vor allem die in den forschungsgeschichtlichen Anteilen dieser Einleitung aufgewiesenen Zusammenhänge können helfen, die Darstellung von längerfristigen Entwicklungen mit ihren divergenten Einflussfaktoren differenziert darstellen und vermitteln zu können.