eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 2/2

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
2017
22 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Claire Clivaz/Paul Dilley/David Hamidović (Hg.) in Verbindung mit Apolline Thromas: Ancient Worlds in Digital Culture, Digital Biblical Studies 1, Leiden/Boston. MA 2016, Brill, X+255 Seiten, ISBN 978-90-04-32247-9 (Hardback), 978-90-04-32523-4 (e-Book), Hardcover, € 114,00, € 104,00 (e-Book)

2017
Johannes F. Diehl
100 Rezensionen unübersichtlich� Um den hohen wissenschaftlichen Ansprüchen zu entsprechen, sind gute Kenntnisse des umfangreichen Programms nötig� Durch die Hände von Experten kann der Editor beweisen, wie globales interdisziplinäres Arbeiten im digitalen Zeitalter funktionieren kann� Geschulte Dozierende können mit ihren Studierenden mit der Arbeit am Editor wichtige Beiträge zum Gelingen des groß angelegten Projektes leisten� Das Arbeitsfenster ermöglicht es, an einem Basistext eigene textkritische Beobachtungen einzutragen� Die intensiven Diskussionen, tägliche Updates und nicht zuletzt der große Funktionsumfang der Werkzeuge bedürfen allerdings einer intensiven Einführung� Glücklicherweise bietet das Portal auch für Gastbenutzer umfassende Angaben zu einzelnen Handschriften und deren Transkription, die z� B� die textkritische Arbeit mit dem NTG intensiviert und leicht nachvollziehbar macht� Leider unterliegen manche Handschriften den Restriktionen des INTF, sodass einige (wichtige) Textzeugen nicht fotografisch für die Allgemeinheit zugänglich sind� 7 Fazit Die hier exemplarisch vorgestellten Online-Ressourcen spiegeln die Vielfalt der technischen Möglichkeiten virtueller Arbeit an für die Bibelwissenschaften grundlegendem Material wieder. Die Plattformen schaffen weltweiten Zugang zu über Jahrhunderte verstreutem und bis heute nicht endgültig aufgearbeitetem Material� Grundsätzlich ist die Arbeit mit den Online-Plattformen in der exegetischen Ausbildung deshalb eine wichtige Kompetenz neben der Arbeit mit entsprechender Bibelsoftware� Aus didaktischer Sicht ist festzuhalten, dass die Portale allerdings meist auf eine interaktive Funktion (z� B� der aktiven Transkription eines Manuskripts) verzichten und sich auf Präsentation und Information beschränken� Die Implementierung dieser Möglichkeit wäre in vielen Fällen eine zusätzliche Chance für Blended Learning� Die weitgehend einfachen Suchfunktionen und digital aufbereiteten Bilder sind dennoch wichtige Ressourcen für das Selbststudium sowie für die Lehre, insbesondere für Recherchezwecke, zur beispielhaften textkritischen oder zur ikonographischen bzw� religionsgeschichtlichen Arbeit� In der Gesamtschau wird deutlich, dass eine sorgfältige Einarbeitung in den jeweiligen Funktionsumfang der Programme unerlässlich ist� Da die Plattformen eigene Systematiken verfolgen, oft unüberschaubare Datenmengen präsentieren und einen völlig unterschiedlichen Funktionsumfang bieten, muss die Einbindung in den Unterricht sorgfältig vorbereitet und kompetent begleitet werden� Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa) Jahrgang 2 - 2017, Heft 2 Claire Clivaz/ Paul Dilley/ David Hamidović (Hg.) in Verbindung mit Apolline Thromas: Ancient Worlds in Digital Culture, Digital Biblical Studies 1, Leiden/ Boston. MA 2016, Brill, X+255 Seiten, ISBN 978-90-04-32247-9 (Hardback), 978-90-04-32523-4 (e-Book), Hardcover, € 114,00, € 104,00 (e-Book) rezensiert von Johannes F. Diehl Das von Claire Clivaz, Paul Dilley und David Hamidović publizierte Buch Ancient Worlds in Digital Culture eröffnet die neue, von Claire Clivaz und David Hamidović herausgegebene und bei Brill verlegte Reihe Digital Biblical Studies � Gegenstand der Reihe und des Bandes ist das Verhältnis von Textarbeit (innerhalb der Bibelwissenschaften) und digitalen Medien, Tools und Methoden� Gerade diese vage Definition ist Gegenstand des als Einleitung zur Reihe und zum Buch gestalteten Beitrags Hamidovićs An Introduction to Emerging Digital Culture , der deshalb im Folgenden breiter dargestellt wird� Hamidović zeigt auf, wie schwierig es zum einen ist, die Digital Humanities innerhalb der Geisteswissenschaften zu verankern� Zum anderen ist eine genaue Definition dessen, was Digital Humanities ( DH ) sind, (auch und gerade bei einer historischen Betrachtung des Gegenstandes und des Begriffs) schwer zu erfassen (vgl� hierzu 1� A critical Assessment of DH Definitions ): „It seems to me that many scholars understand it as applying new tools to old problems� I do as well, but practice is not enough to define DH . […] The human aspect remains central in DH , and thus ‚humanities‘ it seems to me, should be more important than ‚digital‘ in the definition of DH ” (4)� Nicht das Nutzen neuer Tools macht einen Wissenschaftler zum „ DH ’er”, sondern: „the heart of DH ’s 102 Rezensionen definition seems to be the use of computational analysis to find additional value in research ” (4f�, Hervorhebung von J� F� Diehl)� Es stelle sich die Frage, ob es sich bei DH um eine Sammlung von Methoden oder nicht eher um ein (Arbeits-)Feld handelt. Hamidović zeigt verschiedene Richtungen auf, in die sich DH -Projekte entwickeln (8-10): 1� Forschungskommunikation und -kooperation in Netzwerken (z� B� Academia u� a�); 2� Evaluation der Implikationen digitaler Plattformen (bewusste und unbewusste Ziele der Entwicklerinnen und Entwickler der Plattformen); 3� Aneignung medizinischer und forensischer Methoden und Tools durch die Geisteswissenschaften (hier z� B� bei der Analyse von Handschriften etc.); 4. neue pädagogische und didaktische Strategien (das veränderte Verhalten von Studierenden bzgl� des Einsatzes neuer Medien, Computer, Tablets etc� im Unterricht); 5� Aufbau von virtuellen Welten (z� B� zur Rekonstruktion schlecht erhaltener Artefakte)� Gerade diese unterschiedlichen Richtungen machen eine wissenschaftstheoretische Betrachtung und genaue Definition des Begriffs DH schwierig: „From the perspective of Cultural Studies, the progressive and massive institutionalization of DH around the world […] can be described as a meeting place of social practices which produce knowledge and participate in human efforts to understand the world. Such a definition corresponds to one of definition of culture. […] As culture, DH is not a fixed conglomeration of methods, approaches, and practices, but all these components are fluid and changing according to their context(s). […] However, it is still too early, to my mind, to locate DH precisely within the usual critical paradigms of culture�“ (11)� Diese von Hamidović aufgezeigten Richtungen werden dann in dem Band weiter verfolgt� So beschäftigt sich Paul Dilley, Digital Philology between Alexandria and Babel (17-34), mit der Digitalisierung von Bibliotheken und vergleicht die Massendigitalisierung von Büchern mit der Bibliothek von Alexandria („Vollständigkeit der Bibliothek“ - „Zerstörung von Büchern/ Bibliotheken“) bzw� dem Turm/ der Bibliothek von Babel („Unüberschaubarkeit der Bibliothek“)� Die Stärke einer solchen Massendigitalisierung liege dabei im User-Interface, das durch bestimmte Algorithmen diese digitale Bibliothek verarbeitbar macht� Claire Clivaz, Categories of Ancient Christian Texts and Writing Materials: ‚Taking once again a fresh starting point‘ (35-55), zeigt - ausgehend von den Begriffen ‚kanonisch‘, ‚apokryph‘ und ‚usefull for the soul (ψυχωφελῆς)‘ (François Bovon) - wie sich die Kategorisierung von Texten durch die Digital Humanities (Wandel der ‚Schreibmaterialien‘) ändert: „As a final remark, I wish to emphasize that the rapid reconfiguration of groups of Ancient (Christian) texts through digital tools should help us to revisit the history of the categories of Ancient Christian texts through considering the development of writing materials“ (S� 53)� Rezensionen 103 Neben diesen von den Herausgebenden grundlegenden Artikeln, werden des Weiteren verschiedene Projekte vorgestellt und die Fragen beantwortet, inwiefern die Digital Humanities 1� Forschung und Lehre verändern (oder gerade nicht verändern), 2� Tools und Datenbanken Forschung und Lehre beschleunigen oder sogar Methoden und Ergebnisse verändern, und 3� neue Lösungen für alte Probleme des Edierens und Publizierens bieten� So sieht David A� Michelson, Syriaca.org as a Test Case for Digitally Re-Sorting the Ancient World (59-85), die erste Frage eher für noch nicht zu beantworten, die beiden anderen Fragen werden hier mit ‚ja‘ beantwortet: zum einen konzeptualisieren Forschende ihre Arbeitsfelder anders, ferner seien bestimmte Publikationsorte nur als Online- Publikationen möglich und/ oder realisierbar (so z� B� The Syriac Gazetter )� David Bouvier, Surfing on Penelope’s Web (86-109), vergleicht die Reflektion der Wissens(verarbeitung) zwischen Homers Ilias und Odyssee auf der einen Seite und der heutigen Informationsverarbeitung im Internet auf der anderen Seite, dies allerdings erst im 5� Teil seines Beitrags� Im ersten Teil zeigt er auf, inwiefern man bei der frühgriechischen Dichtung von einem Buch reden kann: einem Buch, das nie ein Buch war� Dabei steht hier die Frage nach Oralität und Schriftlichkeit eines Textes in Vordergrund. Dazwischen geht er an drei Beispielen der Frage der Wissensverarbeitung innerhalb der Odyssee nach� Der Frage von digitalen (Text-)Editionen gehen die Beiträge von Hugh A� G� Houghton und Catherine J� Smith, Digital Editing and the Greek New Testament (110-127), und David Hamidović, Editing a Cluster of Texts: The Digital Solution (196-213), nach� Im ersten Beitrag wird die Entstehung des Novum Textamentum Graecum Editio Critica Maior ( ECM ) von der Texttranskription, der Kollationierung bis zum Text mit Apparat und die dabei eingesetzten digitalen Tools und deren Vorzüge beschrieben. David Hamidović geht der Frage nach, wie eine digitale Publikation von Texten aussehen müsste, die in einem Cluster vorliegen� Als Beispiel dient ihm die Sektenregel (1QS bzw� 1Q28) aus Qumran mit ihrer Verbindung zur Gemeinderegel (1QSa bzw. 1Q28a) und den Benediktionen (1QSb bzw� 1Q28b)� Neben diesen Handschriften gibt es weitere Manuskripte dieser (oder sehr nahe verwandter) Texte und es ist nicht klar, inwiefern hier von Varianten oder Versionen gesprochen werden muss. Lillian Larsen und Steve Benzek, Min(d)ing the Gaps: Digital Refractions of Ancient Texts (128-147), zeigen, wie im Unterricht anhand verschiedener Kartographietypen Fragen und neue Einsichten bei Schülern und Studierenden evoziert werden� Beispielhaft stellen Sie dies am Corpus Paulinicum dar, insofern sie die Studierenden Karten erstellen lassen, die die in den echten und pseudepigraphen Paulusbriefen genannten Ortslagen nach Häufigkeit der Erwähnung enthalten und diese den klassischen Darstellungen der Reisen des Paulus gegenüberstellen�