eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 2/1

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
2017
21 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Interview mit … Michaela Bauks

2017
Michaela Bauks
Interview mit-… Michaela Bauks Frau Bauks, zum Start ein kurzes Blitzlicht: Lehre - Frust oder Lust? Lustvolle Neugier� Lehre oder Forschung? Untrennbar� Lieber Erstsemester oder lieber Integrationsphase (früher Examensphase)? Sowohl als auch� Neues oder Bewährtes? Beides� Referate oder Gruppenarbeit? Plenum mit mündlich in die Diskussion eingestreuten Gruppenreferaten (im Vorfeld schriftlich zugänglich für alle); Textarbeit als Gruppenarbeit Steckbrief: Prof� Dr� Michaela Bauks Alter: 54 Jahre Familiäres: verheiratet mit einem Pfarrer der EK iR; 2 Kinder (18 und 16 Jahre) Berufliches: Studium Ev� Religion und Französisch Sek� II in Bochum, Liège, Wien, Hamburg mit Staatsexamen; Promotion Heidelberg; Habilitation Strasbourg; 1995-2005 Professorin für Altes Testament am Institut Protestant de Théologie in Montpellier; seit 2005 Professorin für Bibelwissenschaft (Altes Testament und Religionsgeschichte) an der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz� Ko-Sprecherin der Landesforschungsinitiative Kulturelle Orientierung und normative Bindung (eine Kooperation von Bibelwissenschaft, Philosophie, Soziologie, Literatur- und Sprachwissenschaft) Foto: © Henriette Kriese 114 Interview Wenn Sie auf Ihren bisherigen Weg als Hochschullehrerin zurückblicken, welche Erfahrungen und / oder Menschen haben Ihre Lehre nachhaltig geprägt bzw. beeinflusst? Menschen, die aus jedem Buch, Referat oder Vortrag etwas Gutes bzw� Konstruktives ziehen können und daraus eine Diskussion entfachen, bewundere ich maßlos� Würden Sie sagen, dass es bei Ihnen ein Grundparadigma Ihrer Lehre gibt? Ich selbst bin sehr neugierig und brauche die Neugier der anderen, damit die Kommunikation in der Lernsituation klappt� Doofe Fragen gibt es für mich nicht, aber keine Fragen zu haben, macht mich betroffen� Ich möchte durch meine Lehre Fragen wecken und mich diesen dann stellen� Welche Bedeutung hat die Kompetenzorientierung für Ihre Lehre? Kompetenzorientierung heißt für mich, dass die Studierenden (Forschungs-) Fragen zu formulieren lernen und eine Idee bekommen, wie sie sich einem Thema annähern können (mein Vorschlag: WiBiLex auf die entsprechenden Stichworte hin durchforsten)� Frau Bauks, oft wirkt es so, dass die Lehre an unseren Hochschulen eher stiefmütterlich im Gegensatz zur Forschung behandelt wird. Beschreiben Sie Ihren Weg Forschung und Lehre miteinander zu verknüpfen. Wo sehen Sie Potentiale für Synergieeffekte zwischen diesen beiden Bereichen? Das ist leider wahr und liegt wohl daran, dass Lehre kein Geld bringt, sondern Geld kostet. - Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass es für Studierende einfacher ist, sich unbekanntes Terrain zu erarbeiten (z� B� Religionsgeschichtliches) als vermeintlich Bekanntes kritisch zu hinterfragen (‚Warum war Jakob nicht Abrahams Enkel, wenn es schon so erzählt ist? ‘)� Deshalb ist der Umweg über die Forschung aus hermeneutischen Gründen gar nicht zu vermeiden, vergleichbar dem V-Effekt im Brecht’schen Theater� Seit vielen Jahren sind Sie Kolleginnen / Kollegen und Studierenden durch wibilex. de, das Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, bekannt. Welche didaktischen Zielsetzungen verbanden Sie, als Sie das Projekt zusammen mit Klaus Koenen starteten, und welche Zielsetzungen sehen Sie heute als erfüllt an? WiBiLex war ein enormes Wagnis und wir hatten viel Glück, dass rasch einige Weichen gut gestellt waren, ohne dass 2003 schon klar gewesen wäre, wie die digitale Welt sich entwickeln würde und ob die Kolleginnen und Kollegen sich als Autoren einbringen� Unser Ziel ist es, Studierenden u� a�, die mit dem Internet groß werden, Zugang zu qualitativ zertifizierten (d� h� lektorierten und im Netz unveränderbaren) und angemessen elementarisierten Forschungseinsichten zu geben� Durch die Aufbereitung mit Bild-, Interview 115 Karten- und tabellarischem Material wollen wir Lernhilfen geben, außerdem Neugier wecken für die größeren Zusammenhänge sowie durch geschickte Verlinkung eine Art intellektuelles Suchspiel gestalten, das jeder / m die Freiheit gibt, dem jeweiligen Interesse entsprechend mehr Informationen und Wissen einzuholen� Und als ausgesprochen bibliophile Menschen hoffen wir, dass die Literaturverzeichnisse sowie die Verlinkung mit Bibliographiedatabases Anregung zur weiteren Recherche geben, denn WiBiLex ist nur der Anfang� Zum Schluss: Was würden Sie den Kollegen und Kolleginnen im Blick auf die eigene Lehre gerne mitgeben? Hier bin ich konservativ und denke, dass die Biologie, das Proverbienbuch oder die deutsche Universitätsgeschichte bis zu Bologna uns zeigen, wie wichtig das ‚Lehrer-Schüler-Verhältnis‘, d� h� Imitation und Einüben, sind� Studierende lassen sich mitreißen, wenn sie merken, dass das Herz des / der Dozenten / in für ‚die Sache‘ schlägt - d. h. für die Lehre an sich und deren Inhalte im Besonderen� Authentische Lehre ist die beste Lehre� Didaktische Reflexion ist wichtig, kann aber intrinsisches Interesse nicht ersetzen�