eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 2/1

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
2017
21 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel

2017
Thomas Wagner
Florian Lippke
Stefan Fischer
Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa) Jahrgang 2-- 2017, Heft 1 Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner Abstract | The importance of the visual world for the development and understanding of mental images is reflected in various stages within this article� Starting with a closer look to the characteristics of Egyptian and Ancient Near Eastern art the authors reflect on methodological aspects of how to interpret the images in their original environment� The meaning of aspective rendering for visual art, the relevance of a form-critical investigation of images, and the transformation of visual images in mental images are described firstly methodologically, and secondly in their reference to specific objects and in their relation to biblical texts� Jeder, der sich mit der Interpretation biblischer Schriften beschäftigt, kommt um einige Grundlagen nicht herum: Die Kenntnis der ‚Parameter‘ der biblischen Welt ist von besonderer Wichtigkeit� 1 Sowohl für die professionelle exegetische Arbeit, als auch für den privaten Bibelleser gilt: Wer die Bibel besser verstehen will, muss zuerst die Welt der Bibel kennen und verstehen� Dies gilt in historischer, kultureller, sozialer und realienkundlicher Hinsicht� 2 Erst die Kenntnis der antiken Tier- und Pflanzenwelt (z� B� spezifisches Wissen über Löwe, Bär, Schlange, Mandelbaum und Getreidesorten) ermöglicht ein Verständnis vieler 1 Grundsätzlich für das Alte Testament schon realisiert bei Noth, Welt, mit Kapiteln zur Geographie, Archäologie, Geschichte mit Ländern, Kulturen, Schriften / Schriftdenkmälern, Sprachen, Völkern, Staaten, sowie Daten und Religionen; für das Neue Testament Maligna, World, sowie Wenger, Welt� 2 Für die Forschung des 20� Jh�s / 21� Jh�s ist z� B� die vom Umfang noch bis heute uneingeholte Sammlung von Dalman, Arbeit, von überragender Bedeutung; für aktuelle Zusammenhänge vgl� al-Hroub / Staubli, Atlas� 8 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner prophetischer Bildworte (insbesondere bei Amos, Ezechiel oder Jeremia)� 3 Im gleichen Sinn hilft auch eine solide landeskundliche Orientierung, viele Erzählungen im Pentateuch oder in den Evangelien besser zu ver„ort“en� Wer einmal den Weg von Jerusalem nach Jericho abwandern durfte, weiß: Die Gluthitze im Wadi Quelt 4 (zwischen Jerusalem und Jericho), der Weg durch die trockene Wüstenlandschaft und die Verlassenheit von aller Zivilisation sind prägend für diese Gegend� Und so wird ein Wanderer, der die judäische Wüste gut kennt, den folgenden Gleichnisbeginn mit anderen Augen lesen als der europäische Großstadtbewohner: „Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab� Unterwegs überfielen ihn Räuber� Sie nahmen ihm alles weg, schlugen ihn zusammen und ließen ihn halb tot liegen“ (Lk 10,30)� Ein Verständnis der Verlassenheit und der Todesnähe steht dem Leser deutlich vor Augen, der mit den lokalen Gegebenheiten vertraut ist� Theologisch gewendet - und bei manchen Auslegern mit einer gewissen Prise Frömmigkeit angereichert - kann das Land, der (imaginäre aber auch der mit der Wirklichkeit in Bezug stehende) Raum, als ‚fünftes‘ Evangelium, als Schlüssel für die biblischen Texte verstanden werden� 5 Heilige Schriften kreieren immer eine Welt, die durch den Text präsent ist� In diesem Sinne etablierte sich der Begriff der Textwelt 6 gut� Jedoch kann an diesem Punkt beim Verstehensversuch nicht pausiert werden� Der Text weist immer auch eine Referenz auf� Diese Referenz gilt der antiken Welt, in der er produziert wurde� Archäologische, epigraphische, kulturgeschichtliche, ethnographische aber in besonderem Maße auch ikonographische Befunde spielen für diese Textreferenz eine große Rolle� 7 Wesentlich ist für ein solches antikes Verständnis der Text- und Realwelten das Modell der verbundenen Kultursphären� Die antiken Hochkulturen (Ägypten, Mesopotamien, Anatolien) sowie die kenntnisreichen Vermittler zwischen ihnen (Phönizier, Philister, Aramäer, ostjordanische Gruppen, Israel und Juda in Palästina / Israel) haben an diesem kulturellen Kontaktnetz einen großen Anteil� 8 Wenn Assyrer / Babylonier mit Ägyptern in Kontakt traten, so zogen sie stets durch den Bereich der so- 3 Vgl� grundsätzlich für Jer und Ez die umfangreichen Ausführungen bei Keel, Jerusalem, 619-715, in mediengeschichtlicher relecture vgl� auch Lippke, Editing� 4 Keel / Küchler, OLB 2, 478-485. 5 Pixner, Galilee, 7, und der Verweis bei Vieweger, Steine, 107� 6 Methodisch brachte Hardmeier, Texte, diese Verbindung auch kommunikationstheoretisch und -pragmatisch in den exegetischen Diskurs ein� 7 Keel, Recht, insgesamt, aber auch gerade der Appendix mit theoretischen Grundlagen und methodischen Vorschlägen� 8 Für den deutschsprachigen Leserkreis Schroer / Keel, IPIAO 1, in englischsprachiger Anpassung Lippke, Southern Levant� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 9 genannten ‚Levante‘� 9 Wirtschaftliche Interessen bildeten meist die Grundlage� Mit ihnen wurden aber auch die jeweiligen sozialen, religiösen und kulturellen Aspekte im Land präsent� Auf diese Weise kann man von Palästina / Israel als einem Reservoir der antiken Konzepte sprechen: Unterschiedliche Weltvorstellungen, Menschenbilder und theologische Grundlagen liegen zur Rezeption bereit� In dieser Hinsicht steht die Kultur Altisraels auf hohen zivilisatorischen Schultern� Texte und Bilder geben von dieser Tatsache Auskunft und liefern ein beredtes Zeugnis für Transformationsprozesse und aktualisierende Tendenzen� Antike theologische Positionen sind somit in einem ganz entscheidenden Maße abhängig von den natürlichen, materiell-zivilisatorischen und kulturellen Rahmenbedingungen - und können bei Vernachlässigung dieser Aspekte nicht umfänglicher verstanden werden� Die genannten Mechanismen bewirken, dass die Hebräische Bibel ihrem Charakter nach ein orientalisch-ägyptisches Buch ist, das durch viele Übersetzungsprozesse hindurch immer noch die alten Vorstellungen bewahrte� Schriftgeschichtlich lässt sich dieser Prozess von den komplexen Schriften der Hochkulturen (in Keilschrift und Hieroglyphen) hin zum genial vereinfachten System der Konsonantenschriften nachzeichnen� 10 Bildlich zeigen die Rezeptionen von pharaonisch-ägyptischer und assyrisch-babylonischer Kultur das Zusammenkommen und die Überlappungen der imperialen Mächte in der biblischen Welt an� 11 Und auch inhaltlich lässt sich dieses Modell bestätigen: Wenn im Buch Deuteronomium Phrasen verwendet werden, die im Wortlaut an die assyrischen Vasallenverträge anknüpfen, dann birgt dies eine Einsicht über die theologisch-ideologischen Einflüsse auf die biblische Welt in sich� 12 Solche Verträge wurden in den Stadtzentren ausgestellt und die Schriftkundigen wurden damit konfrontiert� Eine Umformulierung des assyrischen Inhalts auf das Verhältnis zwischen Israel und seinem Gott stellt eine solche religiöse theologische Transformationsleistung dar� Den beschriebenen Facetten kommt man allerdings nur bei konsequenter Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden historischen Quellen auf die Spur� 13 Neben Texten gehören darum auch Bilder, archäologische Erkenntnisse und kulturwissenschaftliche Einsichten zum Interpretationsprozess hinzu� 9 Seit kurzem liegt durch die umfangreiche Studie von Staubli, Impacts, eine exemplarische Auswertung bezüglich des Verhältnisses Ägypten / Levante vor� 10 Staubli / Steymans, Schriften 13-50. 11 Schroer / Keel, IPIAO 1, sowie Schroer, IPIAO 2, und Schroer, IPIAO 3� 12 Steymans, Deuteronomium 28, 143-150.433-435. 13 Hierzu zählen natürlich auch archäologischen Quellen, wie Lehmann, Texture, 63-66.83 f., auch in Bezug auf die Frage nach Medien in Palästina / Israel zu bedenken gibt� 10 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner Teil 1: Methodische Annäherung Aspektive-- die Ausdrucksform Ägyptens und des Alten Orients Präzision und Konstellation Wenn das Verhältnis zwischen Texten und Bildern erforscht wird, so ist eine grundlegende Aussage immer häufiger als Ausgangspunkt in der Diskussion präsent: „Die Stärke des Textes ist die (historische) Präzision - die Stärke des Bildes ist die Konstellation�“ 14 Dies ist an einem einfachen Beispiel nachvollziehbar: Ein Text kann in beliebigem Maße historisch präzisieren� Datumsangaben und umfangreiche Details zur genauen Bestimmung sind ohne größeren Aufwand schriftlich integrierbar� Diese Präzision kann sehr weitreichend umgesetzt werden: In einem Roman wäre es möglich, jedem einzelnen Kopfhaar eine Bezeichnung zuzuordnen, zum Beispiel durch Namensgebung� Gleiches ist bei einem Bild nur sehr viel schwieriger durchführbar� Ein Bild besitzt immer auch Detailgrenzen, die nicht beliebig über- oder unterschritten werden können� Demgegenüber hat das Wort einen entscheidenden Mangel, wenn es um die Abbildungen von Verhältnissen zueinander geht� Eine Abbildung kann sehr gut verdeutlichen, wie zwei dargestellte Elemente zueinander im Verhältnis stehen� Dieses Verhältnis wird als Konstellation bezeichnet� Ein weiteres Beispiel kann dies verdeutlichen: Die extremste Form eines komplexen Konstellationsbildes ist ein Stadtplan� 15 Hier werden auf jedem Zentimeter zahlreiche Verhältnisse unterschiedlicher Objekte zueinander festgehalten� Das Verhältnis einzelner Häuserblöcke, die Winkel, in denen Straßen aufeinandertreffen, Distanzen zwischen geographischen Punkten und Raumordnungen ganzer Quartiere - all dies begegnet in extrem verdichtetem Maß� Wenn man die Straßenkarte einer Großstadt komplett verbalisieren (verschriftlichen) wollte, müssten mehrere Buchbände mit Detailbeschreibungen gefüllt werden� Die Komplexität der Verhältnisse wird durch einen einzigen großen Stadtplan viel effizienter und nachvollziehbarer umgesetzt� In dieser Hinsicht wird die Stärke des Bildes, die in der Konstellation liegt, voll genutzt� Ein Text ist wiederum bei historischen Situationsbeschreibungen, die im Detail festgehalten werden sollen, im Vorteil� 16 14 Zunächst in thetischer Weise Keel / Uehlinger, GGG, § 228� 15 Keel, AOBPs, 13-16. 16 In gattungsgeschichtlicher Hinsicht sind hier antik vor allem Feldzugsberichte und Annalenmaterial zu nennen� Das Interesse an einer Präzision darf aber keinesfalls mit einer Historizität der Quellen verwechselt werden� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 11 Umsetzung der Konstellation Wenn also die Stärke des Bildes in der Konstellation liegt, dann ist es notwendig, genau auf die Umsetzung solcher Konstellationen zu achten� Es stellen sich folgende Fragen: - Auf welche Art werden Konstellationen künstlerisch ausgeführt? - Welche Besonderheiten sind zu benennen? - An welchen Stellen besteht die Gefahr, einer anachronistischen Fehlinterpretation zu unterliegen? Um diese Fragen zu ergründen, muss genauer nach der Darstellungsweise antiker Bildnisse gefragt werden� Als Ausgangspunkt kann die ägyptische Reliefdarstellung dienen� 17 In deutlicher Weise treten bei diesen bildlich-kulturellen Äußerungen Darstellungskonzepte hervor, die auch in vielen weiteren Zentren des Alten Orients über Jahrhunderte hinweg in Geltung waren� 18 Genauer ist damit auf die Darstellungsweise Bezug genommen, die man gewöhnlicher Weise als ‚typisch ägyptisch‘ bezeichnet� „Ägyptische“ Darstellungsweise (Abb.-1) Reliefs, die in Ägypten, aber auch in den großen Museen der Welt 19 bestaunt werden können, weisen mehrheitlich eine besondere Körper- und Objektdarstellung auf: Sie wirken auf den ersten Blick seltsam verdreht� Dies gründet in einem Abbildungskonzept, welches nicht mit den ‚perspektivischen‘ Grundsätzen der modernen Bildkultur in Einklang zu bringen ist� 20 Folglich wird nicht ein einziger Standpunkt eingenommen, von dem aus ein Objekt betrachtet wird� Vielmehr stellt das Bild eine Addition unterschiedlicher Blickrichtungen dar� Einige Interpretatoren sehen hierin eine Addition der Ansichten, andere legen Wert darauf, dass das Objekt mit seinen Eigenheiten im Zentrum steht� Ein Merkmal dieser Darstellungen kann offensichtlich nicht bestritten werden: Als Fotografie im heutigen Sinne, von einem Standpunkt aus, wären diese Simultanansichten bezüglich des betrachteten Objekts nicht gesamtheitlich wahrnehmbar� 21 Die Stärke der ägyptischen Bilder liegt also in einer besonderen Art der Komposition� Einzelne Ansichten werden in Zusammenschau aufeinander 17 Der entscheidende forschungsgeschichtliche Einsatz ist mit Schäfer, Kunst, gegeben� 18 Ein Blick in die über 900 zugänglichen Diskussionsobjekte im Rahmen der IPIAO-Publikationen verdeutlicht dies� 19 Vgl� dazu auch Hartenstein, Ikonographie� 20 In dieser Hinsicht können Abbildungsparadigmen im Wandel von der Antike über mittelalterliche Konzepte bis zu heutigen Sehgewohnheiten verglichen werden� Ganz offensichtlich sind für ein Kulturverständnis nicht nur alte Sprachen, sondern auch ‚alte Seh- und Darstellungsweisen‘ einzuüben; vgl� auch Brunner-Traut, Aspektive� 21 Der ‚simultane Zusammenfall‘ bezeichnet gerade das Interesse, das über eine bloße Mono-Ansicht hinausführt� Für die grundlegende Anwendung dieser Einsicht, vgl� Brunner- 12 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner bezogen� Entsprechend kann im Bildnis einer Person auch ein mehrfacher Ansichtswechsel erfolgen� Während die Beine von der Seite, in Schrittstellung, dargestellt sind, erscheint der Oberkörper in Frontalstellung, so dass beide Schultern und auch Details der Brust sichtbar sind� Die Arme setzen wiederum nicht in Frontalansicht am Oberkörper an, in ihrem Verlauf (von der Schulter zur Hand) werden sie eher in Seitenansicht angefügt� Während der Kopf insgesamt von der Seite, also im Profil, realisiert ist, bleibt das Auge aber komplett sichtbar� Bei einer vollkommenen Seitendarstellung würde das Auge nur als Winkel, partiell, erscheinen� Im klassisch-ägyptischen Fall aber tritt neben die Profildarstellung des Gesichts die Frontaldarstellung des Auges� Diese ständigen Wechsel zeigen an, dass es um mehr als nur um eine einfache Ansicht geht� Mehrere Ansichten, in denen die Person bildlich in Szene gesetzt wird, treten zusammen bzw� simultan auf� Damit ist zugleich das Interesse an einer holistischen Gesamtwahrnehmung zum Ausdruck gebracht� Die ägyptischen Künstler und ihre Auftraggeber hatten offensichtlich kein Problem, unterschiedliche Perspektiven in ein Bild einfließen zu lassen� Das Bildwerk wurde in einem Guss hergestellt und beinhaltet doch zahlreiche Facetten, die für ein rein perspektivisch geschultes Auge nicht ohne Weiteres in Einklang zu bringen sind� Methodische Konsequenzen aus den bildlichen Befunden An dieser Stelle hat eine methodische Reflexion einzusetzen, die sich am ägyptischen Befund im Rahmen einer Mediengeschichte (zwischen Text und Bild) Traut, Nachwort, und Brunner-Traut, Frühformen� Zu bedauern sind die zeitgeschichtlichen Schieflagen in späteren Kapiteln ihrer letztgenannten Monographie� Abb� 1: Umzeichnung ÄF ig 1998�4 (Kalksteinrelief 31,5 x 19 x 5,4 cm), Datierung: Ramses II . (1279-1213a) © Stiftung BIBEL + ORIENT Fribourg Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 13 abarbeiten muss� 22 Texte und Bilder sind, wie oben erwähnt, integraler Bestandteil der medialen Äußerungen der antiken Kulturen� Aus diesem Grund können methodische Einsichten der Text- oder der Bildinterpretation gegenseitig mit Ertrag aufeinander bezogen werden� 23 Im skizzierten Beispiel (s� o� Abb� 1) wird deutlich: In einer bildlichen Darstellung, die in sich selbst keine substantielle Diachronie aufweist, können unterschiedliche Blickpunkte - so zum Beispiel auch Aufsicht (Vogelperspektive) und Ansicht (von der Seite) miteinander verbunden werden� Das bekannteste Beispiel einer solchen aspektiven Darstellung ist der mit Satteltaschen bepackte Esel (Abb� 2)� Hier wird (grob gesprochen) die Seitenansicht des Tierkörpers mit der Vogelperspektive auf die Satteltaschen (von oben) kombiniert� Dreidimensional betrachtet ragen die Taschen nicht über den Rücken hinaus, sondern hängen an der Rückseite herab: Nicht-Sichtbares wird konzeptionell sichtbar gemacht� Dies wird in der Antike keinesfalls als Kohärenzstörung 24 empfunden - jedes ägyptische Bildnis und viele orientalische 22 In dieser Hinsicht ist ein produktives gegenseitiges Beleuchten der Methoden angesprochen, vgl� mit ersten Vorüberlegungen Lippke, Editing, 160� 23 Im Anschluss an Hardmeier, Texte, wäre dies ein produktiver Vergleich der aus kommunikativen Handlungsspielen abgeleiteten Einsichten� 24 Solche Kohärenzstörungen sind in Texten sowie in Bildern dauerhaft Gegenstand von Kontroversen in Interpretationsvorgängen� Im Bild müssen solche Kohärenzprobleme gemeinhin mit unterschiedlichen Entstehungsstufen, bei Texten gewöhnlich mit literarkritischen Modellen gelöst werden� Dies ist aber unter Berücksichtigung der medialen Belege Abb� 2: Wandmalerei S� 14 354 / 15 RCGE 19 072 01 / 00 000 986 (131,4 x 211 cm), VII - XI � Dynastie (2118-1980a), © Fondazione Museo delle Antichità Egizie di Torino 14 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner Abbildungen verwenden diese Konvention ganz selbstverständlich� Vollkommen anders stellt sich die Sachlage in der Exegese biblischer Texte im 20� und 21� Jahrhundert dar� Hier werden Veränderungen der Perspektiven, Kombinationen unterschiedlicher Ansichten und Wechsel (von Personen, Standpunkten und Themen) als hochrelevante Kohärenzstörungssignale gedeutet� 25 Sie zeigen angeblich an, dass ein diachrones Wachstum vorliegt und eigenständige, separate Teilstücke in einem Redaktionsprozess zusammengefügt würden� Mit welchem Recht wird so verfahren? Grundlage einer solchen Folgerung ist ein anachronistisches Verständnis des Textbegriffes, der mitunter deutlich von den antiken mediengeschichtlichen Grundlagen abweicht� Gerade die Kombination mehrerer Ansichten birgt einen Mehrwert, der planvoll schon auf synchroner Ebene Anwendung findet. Auch im Zweistromland - schon vor 4500 Jahren - war die aspektive Darstellungsweise verbreitet (Abb� 3): Seitendarstellung ist für die Köpfe und Beinpartien erkennbar, Augen und Brust-/ Schulterbereich sind frontal dargestellt� Dass diese Einsicht auch für die biblische Literatur in Anschlag zu bringen ist, legt eine genaue Untersuchung der einzelnen Kapitel und Buchfolgen in der Hebräischen Bibel nahe� 26 Schon zu Beginn des Kanons wird ein erster Schöpfungsbericht mit einem zweiten weitergeführt� Diese beiden lassen sich in inhaltlicher Hinsicht nicht perspektivisch in Einklang bringen� 27 Vielmehr sind die vorgestellten Konzepte auf den ersten Blick zu unterschiedlich, als dass sie ein kohärentes Ganzes ergeben könnten� Wie müsste aber mit diesem Befund umgegangen werden, wenn nach ägyptisch-altorientalischem Vorbild das vorliegende Bauprinzip die Aspektive wäre? Entsprechend könnte eine Version des Schöpfungsberichts als Aufsicht , die andere möglicherweise als Ansicht charakterisiert werden� Mit einem Abgleich im Rahmen der antiken Medienbefunde schwindet die Schärfe des bisherigen Kriteriums zum Nachweis einer Kohärenzstörung� Mit anderen Worten: Es ist nicht zwingend nötig, die Beiträge zur Schöpfungstheologie, die Gen 1 und 2 darstellen, relativ-chrononicht zwingend notwendig� Aspektive Darstellung ist gerade der Beispielfall für intendierte synchrone Umsetzung nicht-identischer Ansichten, die vom heutigen Betrachter nur wegen fehlendem Konzeptionswissen als verdächtig aufgefasst wird� Problematisierungen haben sich inzwischen auch in den klassischen Lehrbüchern niedergeschlagen, so bei Utzschneider / Nitsche, Arbeitsbuch, 69-78.267-271.284-292; Blum, Notwendigkeit, bietet ebenfalls einige Beispiele, die auf die grundsätzliche Problemstellung aufmerksam machen� Zu entsprechenden aspektiven Belegen in der jüdischen Literatur legt Avemarie, Erwählung, überzeugende Beispiele vor� 25 Deutlich treten diese Tendenzen mit den Kommentaren von Julius Wellhausen und Bernhard Duhm hervor, halten sich aber bis ins 21� Jh� geradezu hartnäckig� 26 Dies kann aber nur aus einer synchronen Betrachtungsweise erwachsen, wie es einerseits mit den vorgeschlagenen Herangehensweisen bei Rendtorff, Bedeutung, andererseits bei Childs, Isaiah, und Childs, Biblical Theology, diskutiert wird� 27 Vgl� literarhistorisch Witte, Urgeschichte� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 15 logisch weit auseinanderzuschieben, nur weil die beschriebenen Ansichtsschilderungen voneinander abweichen� 28 Näher am Befund von Gen 1 f� wäre eine Charakterisierung als ‚aspektive Annäherung‘ an ein Phänomen / Ereignis, das hinreichend komplex betrachtet werden muss, um ihm literarisch-künstlerisch (bzw� medial) gerecht zu werden� Ähnliche Situationen lassen sich für die Fluterzählung der Urgeschichte (Gen 6-8), das mehrfache Aufgreifen des Schilfmeer-Stoffes (Ex 13-15) und der Debora-Erzählung (Ri 4 f.) attestieren. Einen neutestamentlichen Ankerpunkt findet die Idee von einer additiv holistischen Annäherung in der Überlieferungssituation der vier Evangelien� 29 Mit guten Gründen kann behauptet werden, dass hier unterschiedliche Perspektiven auf 28 Vgl� inzwischen auch den forschungsgeschichtlichen Abriss bei Bührer, Am Anfang, 13-20. 29 Für ntl� Zusammenhänge vgl� auch Stettler, Heiligung, 263, und schon dem Ansatz nach Stuhlmacher, Biblische Theologie, 245� Abb. 3: Umzeichnung einer Reliefplatte aus Girsu (Tellō, Tell K), H 40; B 47, Paris, Louvre, AO 2344, Datierung: FD III / Ur I-Zeit (≈2500a), © Stiftung BIBEL + ORIENT Fribourg 16 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner ein wesentliches Ereignis im Hintergrund stehen: das Leben, Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu von Nazareth, der sich als der Christus erweist� Gerade um diesem komplexen Gegenstand literarisch Ausdruck zu verleihen, bedurfte es möglicherweise mehrerer Perspektiven, die nicht unmittelbar ineinander überführbar sind (Tatians Diatessaron und die apokryphe Evangelienliteratur liefern eindrückliche Beispiele für das Ringen um eine verlässliche theologische Position)� Es ist folglich von großer Bedeutung, neben einer Wahrnehmung diachroner Indizien stets die methodische Rückfrage nach der Darstellungsweise und den zu Grunde liegenden Parametern in Text und Bild zu stellen� Unterbleibt dies, können diachrone Fehlinterpretationen den Blick auf eine facettenreiche künstlerische Kompositionstätigkeit 30 verstellen� Der Exeget, der sich in erster Linie als Anwalt des Textes zu verstehen hat, kann solcher Art basale Fundamente der medialen Äußerung nicht einfach außer Acht lassen� Geschieht dies trotzdem, sind methodische Schieflagen vorprogrammiert (Florian Lippke)� Bilder verstehen heißt, Bilder in ihrer spezifischen Ausprägung zu sehen Die Bildwelt, die der ägyptisch-orientalischen Kultur entspringt, ist aufgrund der unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten und Traditionen sehr breit� Mit Bildern vermittelten ihre Produzenten mehr als das, was auf den ersten Blick zu sehen ist� So erfordert eine Deutung von Bildern eine genaue Beschreibung aller Aspekte, die mit der Bildproduktion und seiner Rezeption verbunden sind� Dies geht über die derzeit geläufige „vornehmlich deskriptiv-analytische Erforschung von Bildern und Bildkunst“ 31 , die Gegenstand einer altorientalischen Ikonographie ist, hinaus� In Fortführung der Ikonographie fragt die Ikonologie nach Bildern als Symbolen einer Kultur� Sie untersucht die Bedeutung des einzelnen Bildes in seinem weiteren kulturellen Kontext� Neben einer ikonographischen Analyse setzt eine ikonologische Interpretation daher die „synthetische Intuition (Vertrautheit mit den wesentlichen Tendenzen des menschlichen Geistes)“ 32 voraus� Der symbolische Wert des Bildes wird als ein häufig unterbewusst in das Werk einfließender Faktor gewertet, der innerhalb der ikonologischen Analyse aufgezeigt und gedeutet wird� Erst durch diesen Prozess wird der eigentliche Gehalt des Bildes erkennbar� 33 Dieser Ansatz basiert auf einer bewussten oder unbewussten Prägung des Künstlers durch seine Kultur, die in der ikonologischen Analyse aufgewiesen wird ( Dokumentsinn 34 )� Die 30 Programmatisch schon Blum, Notwendigkeit, aber auch eng verbunden mit den Werken der jüdischen Ausleger Sternberg, Weiss und Alter� 31 Eggler u� a�, Ikonographie, Abs� 1� 32 Panofsky, Ikonographie, 223� 33 Panofsky, Ikonographie, 211-214. 34 Zum Begriff vgl� Panofsky, Problem, 200�203 (Tabelle)� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 17 Ikonologie basiert folglich auf der Vorstellung eines sich innerhalb einer Kultur erhaltenden Symbolsystems, das unter wechselnden historischen Bedingungen jeweils spezifische Ausformungen annimmt� Der ikonologische Ansatz ist also eine gattungskritische Beschreibung von Bildern, in der zuvorderst die jeweilige kulturelle Prägung des Künstlers untersucht wird� 35 Damit ergibt sich zwischen Ikonographie und Ikonologie ein Spannungsfeld, das formkritisch beschrieben werden kann� Im Spannungsfeld zwischen Ikonographie und Ikonologie wird die Wirkung des einzelnen Bildes und damit seine Funktion innerhalb des kulturellen Prozesses untersucht� Dieser formkritische Ansatz basiert auf der Annahme, dass der Künstler eine Wechselwirkung zwischen Bild und Betrachter im Bild bewusst anlegt� Eine solche Formkritik hat neben der Ausprägung des Bildes weitere Aspekte zu bedenken� Diese erweiterte Analyse setzt beim Motiv an� Dabei ist zunächst nicht die singuläre Ausprägung des Motivs entscheidend, sondern die dargestellte Szene ( Konstellation )� Die aus dem antiken Vorderen Orient überlieferten Bilder sind dahingehend unterschiedlicher Art, dass sowohl Bilder bekannt sind, die alltägliche Szenen und damit die menschliche Sphäre abbilden, als auch Bilder, durch die die göttliche Sphäre sichtbar wird� „Wie andere kulturelle Symbolsysteme kennen die Religionen nebst handlungspraktischen (rituellen, moralischen), auditiven, olfaktorischen und sprachlichen Kodierungsformen auch Bilder als Medien, um ihre spezifischen Gegenstände (Gott bzw� Gottheiten, Mythen, Riten, Frömmigkeitsmuster u� ä�) visuell gegenwärtig zu setzen oder darzustellen�“ 36 Mit der Sichtbarmachung einer anderen Sphäre geht das Bild über seine Funktion als Symbol hinaus� Durch das Bild wird eine Sphäre kosmischer Realität abgebildet, die für den Menschen ohne das Bild nicht sichtbar ist, auch wenn sie dauerhaft präsent ist� 37 Das Bild dient also der Sichtbarmachung dieser Sphäre für einen Betrachter� Solche Bilder korrelieren mit vornehmlich prophetischen Texten, in denen Menschen von einem Einblick in die göttliche Sphäre berichten ( Visionsberichte )� Im Bild wird nun für jeden Betrachter das sichtbar, was Propheten / Seher in einzelnen Momenten erblicken konnten 38 und was erst durch die Verschriftung zu einem dauerhaft 35 Vgl� Panofsky, Problem, 191, und Panofsky, Ikonographie, 214� 36 Eggler u� a�, Ikonographie, Abs� 3� Zur Besonderheit eines Zusammenfallens des orthogonalen Koordinaten- und des sphärischen Raums vgl� Bachmann, Artefakt- und Kunstanalyse, 27 f� In den prophetischen Texten wird die orthogonale von der sphärischen Struktur überlagert� Damit unterscheidet sich das altorientalische vom ägyptischen Denken, in dem „eine stereometrische Grundstruktur, die über den orthogonalen Koordinatenraum nicht hinausgeht“ (Bachmann, Artefakt- und Kunstanalyse, 35), vorherrscht� 37 Damit erhält das Bild die Funktion eines Symbols, durch das die parallel existierende Sphäre sichtbar wird� 38 Vgl� Wagner, Formenspiel� 18 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner präsenten Geschehen wird� 39 Dementsprechend ist formkritisch zwischen einer Abbildung von Szenen der menschlichen Sphäre, zu denen auch prototypische Darstellungen geschichtlicher Ereignisse zählen, und einer Sichtbarwerdung der göttlichen Welt zu unterscheiden� Auf diese Weise erhalten Bilder eine kosmische Dimension, indem durch sie Aspekte des Kosmos sichtbar gemacht werden können, die menschlicher Wahrnehmung ansonsten verborgen sind� Visualisierungen erfolgten auf unterschiedliche Weise, was wiederum eng mit der Funktion des jeweiligen Bildes für den Kommunikationsprozess verbunden ist� Die Wirkung des Bildes auf den Betrachter wird zunächst durch ihre Größe, Gestaltung und den jeweiligen Rezeptionsraum bestimmt� Während monumentale Bilder für einen festgelegten Raum und damit immer im Kontext einer über die einzelne Abbildung hinausgehenden Bilderwelt geschaffen sind, 40 ist die Wirkung kleinerer Artefakte nur dann zwingend an einen räumlichen Kontext gebunden, wenn die Objekte für bestimmte Performanzformen verwendet werden� Die Wirkung eines Bildes ist zudem von seiner Dimensionalität bestimmt� Während flächige Abbildungen i� d� R� aspektivisch und damit bezogen auf die Funktion des abgebildeten Gegenstandes hin geschaffen sind, lassen räumliche Darstellungen perspektivische Wahrnehmung zu� Diese können auf besondere Konstellationen der Installation von dreidimensionalen Bildern hinweisen� 41 Besonders Lichtquellen (seien es natürliche oder künstliche) können Einfluss auf die Wirkung eines Bildes nehmen, wenn zwischen dem Objekt und der Lichtquelle eine Wechselwirkung durch eine spezifische Installation bewirkt werden soll� Um diese vollständig beschreiben zu können, ist nicht nur das Bild und seine Form, sondern auch der Bildträger, d� h� die materielle Basis des Bildes zu betrachten ( Bild-Bildträger-Relation )� Sie bestimmt, wie das Bild dem Betrachter unter jeweils spezifischen Bedingungen entgegentritt, sofern die Wahl des Materials auf einen singulären Kontext ausgelegt ist� Da die wenigsten Bild tragenden Objekte an ihren ursprünglichen Einsatzorten aufgefunden wurden, ist aufgrund des verwendeten Materials und der Form des Bildes nach Situationen zu fragen, in denen das Bild seine Wirkung vollumfänglich erzielen konnte� 39 Werden oben S� 8 Sphären im Sinne von ‚Einflusssphären‘ verstanden, beziehen sich diese Überlegungen auf kosmische Sphären� 40 Vgl� Eggler u� a�, Ikonographie, Abs� 2� 41 Die Dimensionalität von Bildern ist aufgrund der altorientalischen Gestaltungsformen nicht eindeutig� Zwei- und Dreidimensionalität lässt sich nicht so scharf voneinander trennen, wie es häufig durchgeführt wird (vgl� Winter, Art, 365 f�)� Auch Siegel bieten dreidimensionale Bilder, doch ist dies durch das Material bedingt und keine vom Künstler hervorgerufene Bildwirkung� Anstatt zwischen Zwei- und Dreidimensionalität zu unterscheiden, erscheint eine Trennung zwischen einer flächigen und einer plastischen Darstellung sinnvoller� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 19 Von derartigen Beobachtungen ausgehend, lassen sich Aussagen zur Bild- Text-Relation treffen� Form und Inhalt von Bild, Trägerobjekt und Text sind für die Deutung der Bild-Text-Beziehung entscheidend� Dabei ist eine zweifache Wechselwirkung zu beobachten: Zum einen sind Texte implizit von zeitgenössischer Bildkunst geprägt; zum anderen sind Bilder von älteren oder zeitgenössischen Texten beeinflusst� 42 Dabei können größere zeitliche oder räumliche Distanzen auftreten� Je weiter Bild- und Textüberlieferung auseinanderfallen, desto schwieriger wird es, in der Rekonstruktion einen Bezug herzustellen� Es ist sicherlich der einfachste Fall, wenn Bild und Text gemeinsam, d� h� auf einem Trägerobjekt überliefert werden� Wenn die Überlieferung von Bild und Text jedoch auseinanderfällt, dann sind neben motivischen Überschnitten auch zwingend formkritische zu bedenken� Treten im Bild und im Text jeweils dieselben Motive auf, dann ist jeweils nach der Wirkung bzw� der Funktion von Bild und Text zu fragen, um die Bild-Text-Relation beschreiben zu können (Thomas Wagner)� Solche Bilder werden jedoch nicht nur am äußeren Objekt wahrgenommen� Sie entstehen auch in den Köpfen der Rezipienten und werden dann als Sprachbilder sichtbar� Bilder in Texten verstehen heißt, sie im Kopf zu sehen Georg Lakoff entwickelte als Vertreter der kognitiven Linguistik in Auseinandersetzung mit seinem Lehrer Noam Chomsky sein Verständnis von Sprache als semantischer Repräsentation� Zusammen mit Mark Johnson führt Lakoff aus, wie scheinbar abstraktes Denken in Metaphern geschieht� Es liegt im Wesen einer Metapher, eine Sache in der Terminologie einer anderen zu verstehen und zu erfahren� So werden die verwendeten Metaphern maßgeblich für die Vorstellung� 43 Lakoff führt des Weiteren aus, wie Denken und Urteilen in Kategorien des menschlichen Körpers erfolgen und sich somit auf eine einfache Basis 44 zurückführen lassen� Das konzeptuelle Wissensgebiet ( DOMAIN ), durch welches wir ein anderes Wissensgebiet verstehen, wird SOURCE DOMAIN genannt, und dasjenige, welches dadurch im Verständnis erschlossen wird, heißt TARGET DOMAIN � Im Verstehensprozess kommt es zu Korrespondenzen zwischen beiden DOMAINS und zwar dort, wo die konstituierenden Elemente der SOURCE DOMAIN mit der 42 Vgl� Eggler u� a�, Ikonographie, Abs� 4� 43 Lakoff / Johnson, Metaphors, 5� 44 Lakoff, Women, 13, nennt dieses „basic-level-categorization“ und „basic-level primacy“� 20 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner TARGET DOMAIN übereinstimmen� Dieses Erstellen von Übereinstimmungen wird als MAPPING bezeichnet� 45 Wenn die Kategorien des Körpers als Metaphern für etwas Anderes erfasst werden, so entsteht vor dem geistigen Auge eine mentale Landkarte ( MENTAL MAPPING )� Dieses bildet eine kognitive Erklärung für die Wirkung der Metapher in der Zahl ihrer assoziativen Übereinstimmungen und ihrer Intensität� 46 Wenn ‚ GOTT ‘ zur TARGET DOMAIN wird, so bewegt sich das Gottesverständnis innerhalb solch einer mentalen Landkarte� Bei der Rede über Gott erhält diese dort eine besondere Relevanz, wo durch das Bilderverbot des Dekalogs die Anfertigung eines materialen Bildes, einer Stele oder einer Rundplastik verboten und eine göttliche Repräsentanz im Bild abgelehnt wird� Ein bilderloser Kult mag der Verehrung von fremden Göttern entgegenstehen, 47 aber auch dieser Kult muss eine Sprachfähigkeit erlangen, um von Gott zu reden� Dieses geschieht in Metaphern menschlicher Wahrnehmung� Bei diesem MENTAL MAPPING wird der Bildempfänger, die TARGET DO- MAIN ‚ GOTT ‘, mit unterschiedlichen SOURCE DOMAINS in Verbindung gebracht, so besonders mit ‚ NATURGEWALTEN ‘� Es kommt zwischen beiden zu einer Interaktion, indem Inhalte der SOURCE DOMAIN auf die TARGET DOMAIN übertragen werden� Die Methode des MENTAL MAPPINGS wurde im CONCEPTUAL BLENDING weiterentwickelt� Hierbei werden nicht nur einzelne Bildmotive, sondern auch komplexe Vorstellungen im BLENDED SPACE miteinander in Beziehung gesetzt� 48 (Stefan Fischer) Wie aber konkretisieren sich nun die aufgezeigten Konzepte im Kontext der Analyse der ägyptisch-orientalisch geprägten Welt des antiken Israels? Teil 2: Bild-Text-Relationen der biblischen Welt Bilder in Israel / Juda Ganz grundsätzlich ist festzuhalten, dass Othmar Keels fundamentale Eingebung vom Stellenwert der Bilder für die Bibel (vor gut 50 Jahren) 49 und Silvia Schroers programmatische Schrift In Israel gab es Bilder 50 nach wie vor in Geltung sind� Bildmedien in Palästina / Israel sind von überragender Bedeutung für das Verständnis der antiken Lebenswelt und der Weltdeutung� Auch auf Stempelsie- 45 Vgl� Jindo, Poetics, 226 f� 46 De Joode / van Hennecke, Metaphors, 40-44. 47 Vgl� Hartenstein, Hermeneutik, 99� 48 Fauconnier / Turner, Blending, 45� 49 Keel, Jahwe-Visionen; aber auch Keel, Böcklein� 50 Schroer, Israel� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 21 geln aus der südlichen Levante (s� u� Abb� 4) zeigen sich die zuvor erwähnten Konventionen� Anthropomorphe Figuren sind aspektiv dargestellt: Beine und Schultern (einmal auch die Augenpartie) sind nicht einer einzigen Ansicht unterworfen� Bis zum heutigen Tag wurden mehr als 10�000 Stempelsiegel aus kontrollierten Ausgrabungen geborgen� 51 Beinahe 600 Zylindersiegel aus diesem Bereich stehen der Forschung für Untersuchungen zur Verfügung� 52 Gemeinsam mit den zahlreichen anderen Amuletten und auch Belegen anderer Bildgattungen ergibt sich numerisch ein bemerkenswertes Szenario: Es existieren aus Palästina / Israel beinahe so viele bildtragende Einzelobjekte wie das Alte Testament Verse aufweist� Und die Anzahl der Objektfunde ist bei knapp 300 Ausgrabungen pro Jahr in Palästina / Israel weiter steigend� 53 Die Bildmedien, die in manchen Fällen sogar massenmedialen Charakter aufwiesen, sind für die biblischen Epochen gerade wegen ihrer Transkulturalität von besonderer Bedeutung� Ein Wort, in einer spezifischen Sprache geäußert, kann unter Umständen in einer anderen Sprache schon nicht mehr gut verstanden werden� Bilder sind transkultureller: Das Bild eines Vogels oder eines Stiers wird in einem viel größeren geographischen Raum verstanden, als dies für das Lexem Stier / Taurus/ šor vorauszusetzen ist� 54 Im Verbund mit einer weiteren Einsicht entwickeln die Bilder ihre kommunikative Sprengkraft� Denn die frühen biblischen Epochen sind nicht durch einen hohen Alphabetisierungsstandard gekennzeichnet� Es ist vielmehr vom Gegenteil auszugehen: Schreiben und Lesen lag in der Hand einer kleinen, privilegierten Elite� 55 Diese Schreiberelite, zu der nicht einmal der König regulär dazu gehörte, verwaltete den Staatsapparat und transformierte Kommunikation zwischen mündlicher und schriftlicher Form� Numerisch muss hier von wenigen Prozenten der Bevölkerung ausgegangen werden (1-3 %). Hieraus folgt, dass schriftliche Quellen nicht das zentrale religiöse Kommunikationsmittel außerhalb elitärer Kreise darstellten� Theologie wurde in den frühen Zeiten zwar auch schriftlich festgehalten, aber in weitere Kreise wirkte die Theologie vor allem durch Bildwerke� Die Theologie 51 Vgl� Keel, CSAPI I-IV� 52 Bis zum heutigen Tag liegt noch kein umfassendes Corpus der Rollsiegel aus Palästina / Israel vor� Diese schmerzliche mediale Lücke muss in den nächsten Dekaden folglich dringend geschlossen werden� 53 Persönliche Mitteilung Dr� Michael Sebanne, Chief Director of National Treasures, IAA Israel� 54 Erneut Keel / Uehlinger, GGG, § 228, mit den ersten Vermutungen zu diesem thematischen Feld� 55 Diese Einsicht wurde durch die Ergebnisse durch van der Toorn, Scribal culture, erneut vor Augen geführt� 22 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner Abb� 4: Umzeichnungen von Bodengravuren der Stempelsiegel Geser 154, Halif 13, Geser 19 und Hazor 97 (Keel, CSAPI IV : 236 f�/ 536 f�/ 174 f�/ 626 f�): a� Ovale Platte, Typ I, Enstatit, 21 x 13,4 x 7 mm, MB IIB (1650-1500), London, Palestine Exploration Fund, Inventarnr� 5871; Cast No� 372; b� Sk, Enstatit, 17 x 12 x 10 mm, MB IIB (1650-1500), Mischmar HaNegev, Regional Museum IAA , Inventarnr� 71�5207; c� Konoid, Typ V, dunkelblaues Glas, Ø 16,3 x 15,8, Höhe 18,8 mm, frühe persische Zeit (ca. 530-400), Jerusalem, Rockefeller Museum, Inventarnr� J� 491; London, Palestine Exploration Fund, Cast No� 319; d� Sk, G1 / I/ Seite glatt, Skaraboids vom Typ II , 16 x 12,2 x 8,3 mm, EZ IIA (980-830), Jerusalem, Hebrew University, Institute of Archaeology, alle © Stiftung BIBEL + ORIENT Fribourg Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 23 der Bilder , wie sie Angelika Berlejung 56 im Detail diskutierte, wird heute noch von bildkritischen oder gar ikonoklastisch eingestellten Gruppen unterschätzt; auch reformiert-theologische Kreise halten sich bezüglich dieser Thematik vorsichtig bedeckt� Diese Zurückhaltung kann aber unter Umständen in eine Fehleinschätzung münden: Die Abwertung der Bilder und ihrer Theologie hat zur Folge, dass die antiken Zusammenhänge und damit auch sehr einfach ein Großteil der theologisch relevanten Quellen außer Acht gelassen werden� Auch kann an dieser Stelle die Balance der Interpretation verloren gehen� Die künstlerische Welt in Israel und Juda ist gerade im Vergleich zur imperialen Hochkulturkunst durch zwei charakteristische Eigenheiten bestimmt: Einerseits liegen in der Mehrzahl der Fälle sehr einfache, reduzierte Ausführungen vor� Dies muss für den Interpretationsprozess immer berücksichtigt werden� 57 Zum anderen liegt auch häufig eine Elementarisierung der Formen, Symbole und Konstellationen vor� 58 In dieser Hinsicht ist bei dieser Form der ikonographischen Kunst von einer doppelten ‚Think-Simple‘-Regel auszugehen: Einfachheit in der Ausführung und elementarisierte Konstellation gehen Hand in Hand und verleihen der Bildkunst der südlichen Levante eine effiziente Einfachheit bei gleichzeitiger Wahrung wesentlicher theologischer Zusammenhänge� 59 Besonders gut können auch Akzentuierungen und Aktualisierungen wahrgenommen werden� Nicht selten begegnet eine jahrtausendealte Konstellation im neuen Gewand einer aktuellen Epoche� 60 In dieser Hinsicht haben schon viele alte Ikonen ein Update in der Form erhalten� Zugleich lassen sich aber die einzelnen Belege über Epochen hinweg in eine histoire de la moyenne durée (Fernand Braudel) 61 einordnen� Ein aktuelles Beispiel aus der Königszeit Im Rahmen der Ausgrabungen in Jerusalem südlich des Tempelbergs 62 wurde vor wenigen Jahren ein spektakulärer Siegelabdruck (Bulle) gefunden, der eine Momentaufnahme aus der judäischen Königszeit gestattet: das Staatssiegel des Hiskia (ben) Ahas , des Königs von Juda� 63 Ein sehr ähnliches Stück, wenn auch schlechter erhalten, wurde schon etliche Jahre zuvor auf dem Jerusalemer Antikenmarkt angeboten� Damals glaubte man noch wegen der zu fantastisch 56 Berlejung, Theologie� 57 Schroer / Keel, IPIAO I, 23 f� 58 Schroer / Keel, IPIAO I, 24 f� 59 Insgesamt in direkter Aufnahme von Schroer / Keel, IPIAO I, für den englischsprachigen Forschungszweig auch Lippke, Southern Levant� 60 Schroer / Lippke, Wadi ed-Daliye, 364 f� 61 Lippke, Verbindungslinien, 18-24. 62 Mazar, Temple-Mount� 63 Mazar, Seal� 24 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner anmutenden Bildkomposition, die darauf sichtbar war, an eine Fälschung� Nach der Bergung eines weiteren Exemplars bei den oben genannten legalen und wissenschaftlich-stratigraphischen Ausgrabungen wurden die grundsätzlichen Zweifel relativiert� Auf eindrückliche Weise ist hier sichtbar, wie König Hiskia sich ganz offensichtlich zweier Symbole bediente, die kulturgeschichtlich den Nachbarvölkern zuzuordnen sind� Zweifelsfrei erkennt man das ägyptische ʿanch -Symbol, 64 das Lebenskreuz als flankierendes Element an den Rändern� Zugleich taucht im Zentrum eine Flügelsonne auf� Diese ist der ursprünglichen Herkunft nach ein ägyptisches Symbol, 65 wurde aber im Vorderen Orient breit rezipiert� 66 Im vorliegenden Bild liegt die Variante der nördlichen, orientalischen Flügelsonne mit deutlich angezeigten Schwanzfedern vor� 67 Der Stempelsiegelabdruck zeigt auf eindrückliche Weise die Präsenz der religiösen Symbole bis in die höchste royale Ebene hinein� Offensichtlich überlappen sich beide Kultursphären: die südliche in Richtung Norden und die nördliche in Richtung Süden� Dies ist für viele Orte in Palästina / Israel zu anderen Epochen (Hazor, Arad) nachgewiesen� 68 Besonders interessant wird die Zusammenschau mit den textlichen Belegen, die ein charakteristisches Bild des Königs Hiskia zeichnen� Er wird im Rahmen des dtr Geschichtswerks als JHWH -treuer (frommer) Regent gekennzeichnet, 69 der sogar eine kultische Reform in Angriff genommen haben soll� 70 Er wird vom biblischen Erzählfaden mit Asa und Josia in eine klimaktische Reihenfolge gebracht� 71 In der Forschungsdiskussion zur Geschichte Israels erfreut sich folgendes Modell nach wie vor einer großen Beliebtheit: Fromme Reformzeiten werden mit reduzierten ausländischen Kontakten (Fremdvölker, Fremdkulte) korreliert� Herrschaftszeiten, die vom biblischen Narrativ als problematisch eingestuft werden, sind hingegen vom prosperierenden Handel und durch in- 64 Gardiner-List S34, in Gardiner, Grammar� Häufig wird dieses sog� Henkelkreuz als göttliches Attribut abgebildet, das einerseits von Gottheiten in Händen gehalten, andererseits aber auch an Könige weitergegeben wird� 65 Klassischerweise als Horus-Behdeti (Otto, Behedeti) bekannt und in desemantisierter Form als Segenssymbol über zahlreichen ikonographischen Szenen und Konstellationen abgebildet (Wildung, Flügelsonne)� 66 Vgl� hierzu Meyer-Opificius, Flügelsonne� Für vergleichende Einsichten inzwischen auch Lauber, Ikonographie, sowie Lauber, Flügelsonne� 67 Diese sind gerade ein Kennzeichen der nördlichen Varietät, wie es Stempel- und Rollsiegel aus dem nordlevantinischen Kulturbereich aufweisen� Auch auf den Orthostatenreliefs von Zincirli und Tell Halaf sind diese Ausprägungen nachgewiesen� 68 Lippke, Southern Levant, 217-226, mit den Belegen aus Schroer / Keel, IPIAO 1� 69 Zu den Rahmenbedingungen entsprechend Frevel, Geschichte, 264-270. 70 Zur Einordnung Frevel, Geschichte, 267-269, mit weiterer Literatur 266. 71 Blum, Deuteronomistic History, bes. 279-283. Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 25 ternationale Kontakte gekennzeichnet (Manasse)� 72 Im Fall des Hiskia steht die Forschung nun wieder vor einer zu lösenden geschichtlichen Problematik� Das Staatssiegel mit Flügelsonne und ägyptischem Henkelkreuz passt so gar nicht zu einer frommen Revolution zu Gunsten eines einzigen Gottes� Entweder muss der Tendenzcharakter der biblischen Schriften an dieser Stelle erneut genauer gefasst werden, oder die Symbole auf dem Siegel des Hiskia galten in dieser Zeit als Attribute JHWHs� Beide Szenarien bergen reichlich Potential für kontroverse Beurteilungen der biblischen Schriften in der biblischen Welt� (Florian Lippke) Bilder durch Texte verstehen Bildträger und Bild Das obige Beispiel zeigt, wie problematisch die Bestimmung einer Bild-Text- Relation ist� Einfacher erscheint es daher zunächst, sich der Bild-Bildträger-Text-Relation anhand eines Beispiels zu nähern, bei dem Bild und Text auf einem Objekt erscheinen� Überlieferungen solcher Objekte sind jedoch eher selten� So bietet es sich im Folgenden an, ein aus Mesopotamien stammendes und zugleich weltweit äußerst bekanntes archäologisches Fundstück zu betrachten: die Stele des babylonischen Königs Hammurapi� Sie wurde auf einer von J� de Morgan geleiteten Grabung in der elamischen Stadt Susa 1901/ 02 von Gustave Jéquier und Jean- 72 Frevel, Geschichte, 260-264. Abb� 5: Umzeichnung des Hiskia- Siegels, braun-rote Bulle (13×12 mm, Dicke 2-4 mm), 727-698a, zwischen der Davidsstadt und dem Tempelberg (B3855, L09-421) zu Tage gefördert © Stiftung BIBEL + ORIENT , Fribourg� Abb� 6: Codex Hammurapi, Louvre, AO Sb 8, Paris, Datierung ca. 1754 v. Chr. © akg-images / De Agostini Picture Lib�/ G� Dagli Orti 26 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner Vincent Schell entdeckt, wohin sie wohl im Laufe des 12� Jh� v� Chr� verschleppt wurde� Bild und Text der Stele sind in einen 2,25m hohen Dioritstein eingraviert� Das Bild ist im oberen Drittel der Vorderseite platziert und steht damit über dem Text� Auf der restlichen Vor- und der gesamten Rückseite findet sich darüber hinaus eine in altbabylonischem Dialekt verfasste Inschrift, in der das von Hammurapi erlassene Gesetz dargelegt wird� Auf dem Bild sind zwei Personen zu sehen, die durch ihre Bärte eindeutig als männlich charakterisiert sind� Das Bild stellt einen Übergang von einem Flachzu einem Rundbild dar, 73 so dass die Personen auch in der Seitenansicht zumindest teilweise plastisch erscheinen� Zudem ist ein Übergang von einer aspektivischen zu einer perspektivischen Darstellung erkennbar� Dies wird bei der Darstellung der Gottheit sichtbar, deren Beine, Arme und Kopf in Seitenansicht, deren Oberkörper aber in Frontansicht geschaffen sind� Im Gegensatz dazu ist die vor ihm stehende Person im Ganzen in Seitenansicht zu sehen� Das Bild zeigt einen aufrecht stehenden Menschen, der vor einer thronenden Gottheit steht� Diese ist durch die Hörnerkappe als Gottheit erkennbar� Ihre Füße stehen auf einem Podest, das aus drei übereinanderliegenden Schuppenreihen besteht� Der Sitz ist als Hocker ohne Rücken- und Armlehnen geschaffen� Die Arme sind angewinkelt� Während der linke Arm eng am Körper anliegt und die Hand zur Faust geballt ist, weist der rechte Arm vom Körper weg� Die rechte Hand ist nach vorne gestreckt� In ihr hält die Person einen Ring und einen Stab� Gekleidet ist die sitzende Person in ein Stufengewand, von dem allein die rechte Schulter und der rechte Arm nicht bedeckt sind� Für die Deutung dieser Person entscheidend sind die strahlenartigen Gebilde, die in jeweils drei Strängen aus den beiden Schultern erwachsen� Damit weisen Hörnerkrone, Fußschemel als Schuppenpodest sowie die aus den Schultern hervorgehenden Strahlen auf eine Darstellung einer Sonnengottheit hin� „Alle diese Attribute lassen eine Deutung der Figur als Sonnengott šamaš als sicher erscheinen, obgleich Darstellungen des thronenden Sonnengottes in altbabylonischer Zeit ausgesprochen selten sind�“ 74 Gegenüber dem Sonnengott steht eine Person, die sich als König zu erkennen gibt� Ihre soziale Rolle wird durch die abgerundete und mit einer breiten Krempe versehenen Kappe sichtbar� Diese Form der Kappe „findet sich auf zahlreichen Darstellungen der neusumerischen und altbabylonischen Zeit wieder und wird als ‚Breitrandkappe‘ angesprochen - aufgrund gesicherter Parallelen die typische Kopfbedeckung von Königen dieser Zeit“� 75 Die Armhaltung des Königs - 73 Vgl. Moortgat, Kunst, 30-32. 74 Elsen-Novák / Novák, König, 136� 75 Elsen-Novák / Novák, König, 136� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 27 der linke Arm liegt angewinkelt eng am Körper an, der rechte Arm, der ebenfalls angewinkelt ist, weist nach oben, so dass die geöffnete Hand den Mund bedeckt - ist als ‚Erhebung der Hand‘-Gestus, also als Gebetshaltung bekannt, so dass die Szene offenbar eine Adoration darstellt� „Das dargestellte Motiv kann als verkürzte Version des seit der neusumerischen Zeit bekannten Themas der so genannten Einführungsszene gedeutet werden� Bei dieser wird der König von einer ‚Einführenden Gottheit‘ an der Hand gehalten und vor einen der ‚Großen Götter‘ geführt, wobei er zudem von einer so genannten fürbittenden Göttin, akkadisch lama , begleitet wird� In altbabylonischer Zeit wird auf die ‚Einführende Göttin‘ zunehmend verzichtet�“ 76 Damit weist das Bild eine Audienzszene auf, wie sie in der mesopotamischen Ikonographie wiederholt erscheint� Der Inhalt der Audienz kann noch enger gefasst werden� Das Entgegenstrecken von Ring (und Stab / Griffel / Keil) erscheint in der mesopotamischen Bildwelt häufig im Zusammenhang der Darstellung einer Investitur� 77 Es wirkt so, als würde Hammurapi in der Darstellung vom Sonnengott legitimiert� Die Bedeutung des Königs wird durch die dargestellten Größenverhältnisse sichtbar� Zieht man eine Verbindungslinie zwischen den Augen des Königs und der Gottheit, so fällt auf, dass Hammurapi auf den Sonnengott herabschaut� 78 Vergleichbare Darstellungen stellen die Personen immer auf Augenhöhe stehend dar, so dass die Verbindungslinien als Horizontale erscheinen� Parallel zur Verbindung der Augen läuft eine weitere Bildachse vom rechten Ellbogen Hammurapis zum linken Ellbogen der Sonnengottheit, durch die die Wahrnehmung eines Gefälles zwischen König und Gottheit verstärkt wird� Das Bild durch den Text deuten Um welchen König es sich in der oben beschriebenen Darstellung handelt, kann der bildlichen Darstellung nicht direkt entnommen werden� Zur Identifizierung der Person hilft die einleitende Kolumne des darunter stehenden Textes: Kol� I 1 Als der erhabene Anua, 2 der König der Anunnakua, 3 und Enlila, 4 der Herr des Himmels 5 und der Erde, 6 der Bestimmer 7 der Geschicke des Landes, 8 dem Marduk, 9 dem erstgeborenen Sohn 10 des Ea, 11 die Enlil-Würde 12 über alle Menschen 13 bestimmten, 14 und unter den Igigua 15 ihn groß machten, 16 Babel 17 mit seinem erhabenen Namen nannten, 18 in den Weltsektoren 19 es hervorragend machten, 20 darin 21 ein ewiges Königtum, 24 dessen Grundfesten 22 wie Himmel 23 und Erde 25 fest gegründet sind, 26 ihm festsetzten, 27 damals haben mich, 28 Hammurapi, 30 den frommen 29 Fürsten, 31 den Verehrer der Götter, 32 um Gerechtig- 76 Elsen-Novák / Novák, König, 137� 77 Bosshard-Nepustil, Ring, 50� 78 Vgl� Elsen-Novák / Novák, König, 140� 28 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner keit 33 im Lande 34 sichtbar zu machen, 35 den Bösen und den Schlimmen 36 zu vernichten, 38 den Schwachen 37 vom Starken 39 nicht schädigen zu lassen, 40 dem Sonnengott gleich 41 den Schwarzköpfigen 42 aufzugehen 43 und das Land 44 zu erleuchten, 45 Anu 46 und Enlil, 47 um für das Wohlergehen der Menschen 48 Sorge zu tragen, 49 mit meinem Namen genannt� 79 Der einleitende Passus stellt König Hammurapi vor, der vor šamaš steht und von diesem für seine Aufgabe, Recht zu schaffen, ausgestattet wird� Diesen Auftrag erhält Hammurapi von Marduk� Von ihm wird er beauftragt, das Recht für das Land zu erlassen, damit die ‚Bösen‘ und die ‚Schlimmen‘ vernichtet werden und die ‚Starken‘ die ‚Schwachen‘ nicht schädigen� Dieser Auftrag wird am Ende der vierten Kolumne wiederholt (Kol� IV : 14-25). 80 Der Auftrag, den Hammurapi erhält, geht jedoch über die reine Schaffung eines Rechtskodex hinaus� Das Übernehmen der Rolle des ‚Sonnengottes vor den Schwarzköpfigen‘ (Kol. I: 40-44) bezeichnet in diesem Kontext die Rolle des obersten Richters, die šamaš zugesprochen wird� Der Text der Stele führt die Recht setzende Funktion des babylonischen Königs weiter aus� Er ist nicht nur dazu aufgefordert, Recht durchzusetzen, sondern nimmt zugleich eine rechtskonstitutive Funktion wahr� Entscheidend für die Deutung der Bild-Text-Relation im Codex Hammurapi ist, dass die auf der Stele abgebildete Szene diese im Text beschriebene besondere Macht Hammurapis ausdrückt� Er wird von der Sonnengottheit beauftragt, Recht über die ‚Schwarzköpfigen‘ zu setzen, dieses durchzusetzen und damit Macht zu begründen� Das Bild zeigt die Investitur des Königs, der, obwohl er sich in überlegener Position befindet, sich als Adoranten darstellt� Seine Macht, die er durch die Investitur erhält, beruht auf seiner pietas � „Trotz aller zur Schau gestellter ‚Bescheidenheit‘ Ḫammurapis […] erscheint er auf seinem Bildwerk […] als eine Person in erhabener Position, die nicht nur über besondere Fähigkeiten zu verfügen, sondern geradezu in die göttliche Sphäre entrückt zu sein scheint�“ 81 Damit nimmt Hammurapi eine Haltung ein, die für Königsstatuen (und nicht für Abbildungen auf Stelen) altorientalisch geläufig ist: „Prinzipiell gilt aber: Alle Statuen, die zu einem Gott in seinen Tempel hineingebracht wurden, mußten auf der Darstellungsebene die kanonischen Merkmale der sog� Beterfigur aufweisen�“ 82 Die bildliche Darstellung Hammurapis vor dem Sonnengott entspricht eben dieser Konstellation� 79 Übersetzung des Textes aus Kaiser, TUAT I / 1, 40� 80 Übersetzung des Textes in Kaiser, TUAT I / 1, 44� 81 Elsen-Novák / Novák, König, 146� Vgl� auch Sauten, Kodizes, 54� 82 Vogel, Statuen, 77� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 29 Die Stele als Teil eines Kommunikationsprozesses Damit stellt sich abschließend die Frage, warum der Rechtscodex auf einer Stele und nicht in einer Monumentalinschrift o� Ä� festgeschrieben wurde� In welchen Kommunikationsprozess wird ein Betrachter durch die gewählte Form gestellt und welche Wirkung verfolgt der Schaffer der Stele damit? Bereits die Berichte über die 1901 / 02 in Susa durchgeführte Grabung gehen davon aus, dass die Stele als Kriegsbeute um 1150 v� Chr� von einem Kriegszug der Elamiter gegen Babylon in das elamische Gebiet gelangte� Diese Annahme basiert darauf, dass die Originalstele laut CH Kol� XLVII : 59-78 in Babylon stand, in Elam vermeintlich aber die Originalstele ausgegraben wurde� Dieses Original wurde in Marduks Haupttempel E-sangil vermutlich gegenüber einer Statue Hammurapis aufgestellt� 83 Diese Konstellation ergab sich in E-sangil, da „nach Ausweis der Jahresnamenslisten das Jahr 22 Ḫammurapis als dasjenige bezeichnet wird, in dem das Bildnis von Ḫammurapi als ‚König der Gerechtigkeit‘ aufgestellt worden ist: mu alam Ḫammurabi lugal níg-si-sá � Da der ‚Codex‘ erst nach dem Jahr 35 hergestellt worden sein kann“ 84 , ist die räumliche Konstellation eine sekundäre� Diese scheint angelehnt an schon aus früherer Zeit bekannte Statuenkombinationen� Wie Winter bei einer Untersuchung der Stelen des Gudea von Lagaš aufweist, wurden die Königsstatuen im Tempel jeweils vor einer Götterstatue aufgestellt, so dass sich ein Gegenüber von König und Gottheit ergibt� Als Grundform dieser Aufstellung dient eine Audienzszene, in der der König vor der Gottheit steht� Das Anliegen des Königs an die Gottheit ist bei einigen Objekten in den Rücken der Königsstatue eingeschrieben, so dass der Kultbesucher den Text bei der Betrachtung der Figurenkonstellation von hinten wahrnehmen und auf diese Weise der Audienz beiwohnen kann� Eine vergleichbare Situation ergibt sich auch für den Betrachter des CH , auch wenn die Text-Bild-Raum-Konstellation eine andere ist� Die Audienz wird im Bild dargestellt, während der Text nicht das Anliegen des Königs an die Gottheit, sondern das Selbstverständnis des Königs als ‚König der Gerechtigkeit‘ darlegt� Neben der vollständig erhaltenen Stele wurden in Susa Bruchstücke weiterer Stelen gefunden, die als Kopien des Codex identifiziert werden konnten� 85 Diese 83 Vgl� Sauren, Kodizes, 3� Zur Verortung von Statuen und Stelen im Tempel vgl� Vogel, Statuen, 68: „In diesem Zusammenhang ist von weiterer Bedeutung der räumliche respektive emotiv-kognitive Erfahrungsraum der Statuen, der Tempel und die in ihm beheimatete Kultinszenierung, denn er konstruiert die Bedeutung der ästhetischen Erfahrung entscheidend mit� Erst an diesem atmosphärisch verdichteten Ort der Wirkungen des Numinosen kann die rituell-ästhetische Autorität des Bildes authentische Wirksamkeit erlangen�“ 84 Elsen-Novák / Novák, König, 144� 85 Bekannt sind acht Fragmente, die zu mindestens drei weiteren Stelen gehören� Transkriptionen der Texte in Nougayrol, Fragementes I, 340-352, sowie Sauten, Kodizes, 47-54. 30 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner wurden von den Elamern wohl aus unterschiedlichen Städten Sumers geraubt, 86 ohne dass es Hinweise darauf gäbe, dass sie in einer vergleichbaren räumlichen Konstellation in einem Heiligtum aufgestellt wurden� In diesen Städten scheinen die Kopien der Stelen eher in einem andersartigen Kommunikationsprozess gestanden zu haben� 87 Alle fragmentarisch erhaltenen Kopien sind ebenfalls aus poliertem Dioritstein geschaffen� Dies ist bemerkenswert, da dieser Gesteinstyp nur „in der Golfregion sowohl im Oman als auch im Südiran auftritt“ 88 und damit als Importprodukt nach Mesopotamien gelangen musste� Wie eine Inschrift auf einer aus dem gleichen Stein geschaffenen Skulptur des Königs Gudea von Lagaš zeigt, galt der Dioritstein als besonders wertvoll: „An dieser Statue wird niemand weder Edelmetall und auch nicht Lapislazuli, weder Kupfer noch Zinn noch Bronze verarbeiten; sie besteht nur aus Diorit ( na4 esi )“ 89 (Kol� VII : 49-54). Allein die Auswahl des Materials deutet schon auf einen ersten mit der Stele vermittelten Aspekt hin: Der König stellt seine Herrschaft als solche dar, die sich durch besonderen Wohlstand und Prosperität auszeichnet� Zudem wurde Diorit nur für Herrscherbilder (und nicht für Götterbilder) verwendet, was mit dem Umstand verbunden ist, dass aus Diorit ‚Statuen für die Ewigkeit‘ geschaffen wurden� 90 „Die durch das Material garantierte Unvergänglichkeit der Skulptur entrückt sie den profanen Lebenszyklen, den Unsicherheiten der menschlichen Existenz, versetzt sie in die Dimension des ewig Andauernden, des Endlosen, also Numinosen�“ 91 Doch nicht nur das Material, sondern auch seine Bearbeitung ist für Produktion von Königsstatuen und -stelen bedeutend� Sowohl CH als auch die erwähnte Statue B des Gudea von Lagaš 92 wurden nach der Schaffung der Stele / Statue stark poliert, so dass der Stein das Sonnenlicht „in erheblichem Maße“ 93 reflektiert� Durch die Reflexion des Sonnenlichts treten die vorspringenden Bereiche der modellierten Körper (im Besonderen 86 Während der Prolog der vollständig erhaltenen Stele darauf hinweist, dass diese Stele für das Mardukheiligtum in Babylon geschaffen wurde, deutet der Prolog des Duplikats B darauf hin, für den Tempel Enlils angefertigt worden zu sein� Vgl� Sauten, Kodizes, 53� Zur Geschichte der elamischen Raubzüge vgl. Potts, Elam, 233-238. 87 Vgl� Winter, Art, 366 f�, die darauf hinweist, dass mit šalmiya auch das Bildnis auf der Stele gemeint sein kann, da im Vergleich mit anderen Bildern und Texten šalmu nicht eindeutig als flächige oder plastische Darstellung zu bestimmen ist� Vgl� die Stele Assurbanipals II� im Ninurta-Tempel (Text in Grayson, RIMA 2, 254)� 88 Elsen-Novák / Novák, König, 134 A14� 89 Text aus Steible, Bau- und Weihinschriften 1, 173� 90 Vgl� Selz, Stein, 392 f� 91 Vogel, Statuen, 71� 92 Diese Statuen korrespondieren wohl ebenfalls mit einem Rechtscodex; vgl� Sauren, Kodizes, 3� 93 Elsen-Novák / Novák, König, 142� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 31 die Gesichter und innerhalb der Gesichter die Augen) hervor und scheinen zu leuchten� 94 Dieser von der Stele ausgehende Glanz ist als Begabung des Königs mit einem mit Gottheiten verbundenen Glanzphänomen ( melammu , puluḫtu etc�) zu verstehen, durch den die königliche Herrschaft als göttlich legitimierte beschrieben wird� 95 Ihre volle Wirkung konnte die Stele also nur an einem Ort erzielen, an dem sie im Sonnenlicht stand� Die in der Forschung wiederholt vermutete Aufstellung der Stele innerhalb eines Tempels und als Gegenüber zu einer Königsstatue kann dann nur bedeuten, dass diese nicht innerhalb des Tempelgebäudes, sondern im Tempelareal standen� Der Dioritstein und die reliefartige Darstellung der Investitur des Königs Hammurapi kann nur an einem Ort seine volle Wirkung erzielen, an dem er vom Sonnenlicht bestrahlt werden konnte� Eine vergleichbare Konstellation wird auf dem Zylinder A Kol� XXII : 21-23 des Gudea von Lagaš dargestellt� In der Inschrift wird erwähnt, dass der Ort der Gerichtsentscheidung im èšgalam (im ‚vollkommenem Heiligtum‘), d� h� im Südwest-Tor des Tempels liegt� 96 Die Tradition des Gerichts am Morgen durch die Sonnengottheit lässt vermuten, dass die Stele mit der Abbildung gen Osten aufgestellt wurde, um im aufgehenden Sonnenlicht zu erstrahlen� Die Stele beginnt in dem Moment zu strahlen, in dem die Sonne über dem Tempelgebäude aufleuchtet� Hier entsteht dann eine Korrespondenz zwischen der sichtbar werdenden Sonne und der Statue des Herrschers� Die Raumkonstellation innerhalb des Tores wird so durch den Sonnenlauf bestimmt� Eine ähnliche Konstellation kann es in E-sangil ebenfalls gegeben haben, wenn die Stele im Haupthof oder alternativ im Vorhof gen Osten gerichtet aufgestellt stand, so dass sie bei Sonnenaufgang erstrahlen konnte� 97 Die Vorstellung der Sichtbarwerdung königlicher Macht im erstrahlenden Sonnenlicht 98 ist verbunden mit dem Verständnis einer dauerhaften Gegenwart des Königs durch die Stele� In neuassyrischen Steleninschriften erscheint 94 Vgl� Vogel, Statuen, 74: „Es sind die hochpolierten Oberflächen der Dioritstatuen, die den Stein im Wahrnehmungsprozeß in eine ‚lebendige‘ Materie zu transformieren vermögen, denn durch die Reflexe des Lichts auf den spiegelglatten Flächen wird optisch der Eindruck von Bewegtheit und Augenblicklichkeit erreicht�“ 95 Wie Oppenheim, Melammu, 32 f�, aufzeigt, wird der agû melammu der Gottheiten, an denen der König bei der Investitur partizipiert, „spiritualized into the supernatural glamour emanating from sacred objects and hallowed abodes“� Im Strahlenglanz der Stele wird die mit der Bemächtigung des Königs einhergehende Wirksamkeit des göttlichen Willens sichtbar� Vgl� Wagner, Herrlichkeit, 153 f� 96 Vgl� Sauren, Kodizes, 4� 97 Zur Konstruktion des Tempelgebäudes vgl� George, E-sangil, 75� 98 Vgl� zu Hammurapis Selbstverständnis als Richter ‚wie der Sonnengott über den Schwarzköpfigen‘ auch den mehrfach belegten Namen Ḫammurapi-šamsi ‚Hammurapi ist mein Sonnengott‘� 32 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner wiederholt die Formel šumma šakānu � Sie wird im Kontext der Steleninschrift von assyrischen Königen verwendet, um ihre Gegenwart durch die und in der Stele anzuzeigen� Sie erscheint jeweils in der Exposition des Textes, in dem dann i� d� R� Kriegsereignisse, die zur Okkupation des Landes führten, dargelegt werden� Diese Formel findet sich in Monumentalinschriften nicht und ist offenbar an die Form Stele gebunden� Ihre Verwendung verdeutlicht, dass die Stele als Repräsentanz resp� Vergegenwärtigung des auf der Stele Beschriebenen dient� In diesem Sinne ist auch der folgende Passus des Epilogs des CH zu verstehen: Kol� XLVIII 3 Ein geschädigter Bürger, 4 der eine Rechtssache 5 bekommt, 6 möge vor meine Statue 99 7 (namens) ‚König der Gerechtigkeit‘ treten, 10 meine beschriftete 9 Stele 11 möge er lesen, 12 meine 13 überaus wertvollen 12 Worte 14 möge er hören, 15 meine Stele möge die Rechtssache 16 ihm klären, 17 seinen Richterspruch möge er ersehen, 18 sein Herz 19 möge er aufatmen lassen (und sagen: ) 20 ‚Hammurapi, 21 der Herr, der wie ein 22 leiblicher 21 Vater 23 für die Leute 24 da ist, 25 hat auf das Wort 26 seines Herrn Marduk 27 sich bemüht, 28 den Wunsch Marduks 29 oben 30 und unten 31 erreicht, 32 das Herz 33 seines Herrn 32 Marduk 33 erfreut 34 und Wohlergehen 35 für die Leute 36 auf ewig bestimmt 37 und dem Lande 38 zu seinem Recht verholfen.‘ - 39 dies 40 möge er sagen 41 und vor 42 meinem Herrn Marduk 44 und meiner Herrin 43 Zarpanitua 46 von ganzem 45 Herzen 47 mich segnen� 100 Ein letzter Aspekt im Kommunikationsprozess ist bezüglich der Wirkung der Statue auf den Betrachter noch zu bedenken: Die Stele ist ca� 2,25m hoch, ihr oberes Register trägt auf der Vorderseite die bereits besprochene Abbildung� D� h� ein Betrachter nimmt das, was dort dargestellt wird, als über seinem Kopf geschehend wahr� Eine räumlich höhere Position und die damit verbundene Größe der Person ist zugleich Ausdruck ihrer sozialen Stellung� So verwundert es nicht, dass Hammurapi stehend leicht größer als der Sonnengott sitzend ist� Für den Betrachter bedeutet dies, dass er nach oben und damit zu einer ihm hierarchisch übergeordneten Personen aufblicken muss, um die Szene wahrzunehmen� Was ihm das Gegenüber vermittelt, ist das im Herrschaftsraum Hammurapis geltende Gesetz mit den dazugehörigen Strafandrohungen� Anders als bei einer Gesetzesverlesung gewährleistet die Stele eine dauerhafte Rechtsverkündigung� Zugleich dient das Königtum als Garant der Durchsetzung des 99 Die Wendung ina / ana maḫar wird mehrfach als Ausdruck einer räumlichen Trennung des Bildes von der Stele verstanden, so dass vermutet wird, vor der Stele hätte eine Statue Hammurapis gestanden� Gegen diese Interpretation führt Winter, Art, 366, an, hier wäre „in Anwesenheit von“ zu lesen, was für eine Identität des Bildnisses des ‚Königs der Gerechtigkeit‘ ( šar miṣarum ) mit dem Bildnis im oberen Drittel der Vorderseite spricht� 100 Text aus Kaiser, TUAT I / 1, 76� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 33 Rechts� Wie Hammurapi dies umsetzt, wird dem Betrachter ab Kol� II vermittelt� Die fallbezogene historische Schilderung ist damit nicht nur eine Darstellung einer einstmals geschehenen Durchsetzung des Rechts, sondern zugleich ein exemplarischer Vorgang, wie das Recht auch gegenüber dem Betrachter potentiell durchgesetzt werden kann� Zuletzt ist für die Betrachtung der Stele noch ein Aspekt entscheidend� Die im oberen Viertel der Stele dargestellte Szene ist keine, die der Betrachter mit seinen eigenen Augen sehen könnte, da sie sich in einer ihm nicht zugänglichen Sphäre ereignet. Räumlich wird dieses durch die Höhe des Bildes (ca. 1,65-2,25m hoch), inhaltlich durch die Darstellung einer Szene aus der göttlichen Sphäre ausgedrückt� Dies bedeutet zugleich, dass auf der Stele eine Sphäre sichtbar wird, die ohne sie außerhalb der Wahrnehmung des Betrachters liegen würde� In diesem Sinne gibt es eine doppelte Kommunikationssituation: Zum einen wird der Betrachter in die Kommunikation zwischen König und Gottheit einbezogen; zum anderen eröffnet Hammurapi durch das Aufstellen der Stele seine Kommunikation mit dem Betrachter, in dem er sich als von der Sonnengottheit autorisierten und begabten Richter darstellt� Damit wird im Bild der Stele ein Bild sichtbar, das der Betrachter mental reproduzieren und auf andere Aussagen über den König oder das Recht beziehen kann� (Thomas Wagner) Wenn Bilder verboten sind-- Die Ausformung von Sprachbildern unter dem Gebot der Bilderlosigkeit Damit ist im letzten Schritt nach der Umsetzung von konkreten in mentale Bilder zu fragen� Die Reproduktion von Bildern, die auf konkreten Erfahrungen beruhen, wird vor allem hinsichtlich eines bildlos verehrten Gottes, wie ihn das Alte Testament darstellt für den Verehrer relevant� Während sich das Bilderverbot gegen Fremdgötter und ein statisches Gottesbild wendet, verlangt die symbolisch-repräsentative Funktion bildhafter Darstellungen, wie sie in den biblischen Texten zu finden ist, nach einem dynamischen Gottesbild und entsprechender bildhafter Rede von Gott� Naturgewalten und Sinneswahrnehmung JHWH erscheint am Sinai mit Donner, Blitz und Vulkanausbruch (Exodus 19,16-18), welche als source domain NATURGEWALTEN zusammengefasst werden können� Die target domain GOTT wird dadurch als laut, hell, zerstörerisch, urgewaltig erfasst� Die Verbindung zwischen beiden domains geschieht innerhalb der Erzählung durch das Volk Israel, welches aus der Dynamik der 34 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner Naturgewalten auf Gott schließt und das Gehörte als Rede Gottes ansieht� Eine Gestalt Gottes sieht das Volk jedoch nicht (Dtn 4,15)� Das Bundesbuch (Ex 20,22-23,19[33]) nimmt dann in seiner Eröffnung auf die vorhergehende Theophanie am Sinai Bezug� Es verbindet die zwei Sinneswahrnehmungen des Hörens und Sehens zur Metapher ‚Rede sehen‘: ‚Ihr habt gesehen, dass ich vom Himmel her mit euch geredet habe�‘ (Ex 20,22)� Donner, Blitz und Vulkanausbruch der source domain NATURGEWALTEN gehen nicht schweigend oder unsichtbar von statten� Die damit verbundene Lautstärke und die sichtbaren Phänomene von Unwetter und Vulkanausbruch werden auf die target domain GOTT / JHWH übertragen, der so zu den Menschen spricht� Zugleich wird JHWH mit dem Himmel als seinem Aufenthaltsort in Verbindung gebracht� Das Bilder- und Fremdgötterverbot wird mehrfach ausgesprochen und an einer kultischen Gottesverehrung festgehalten (Ex 20,23; 23,24�32 f�; Dtn 4,16-19), welche als unmittelbarer Dienst eines priesterlichen Volkes gedacht war� 101 Diese Unmittelbarkeit geht in Folge des Herstellens eines goldenen Jungstiers verloren (Ex 32,1-33,6) und wird durch das Zelt der Begegnung, in welchem die Wolke Gottes einkehrt, ersetzt� JHWH s Präsenz wurde in der Wolke sichtbar (Ex 40,34-38). Doch dies gilt im Narrativ nur für die Wüstengeneration. Späteren bleibt die visuelle Wahrnehmung Gottes verwehrt� Anthropomorphe Rede von Gott Kultbilder zielen nicht darauf, einen Gott als Individuum zu porträtieren, sondern ihn zu repräsentieren� Sie treten mit Paraphernalia in einem bestimmtem Umfeld auf, 102 oftmals in den wiederkehrenden Figurenkonstellationen eines Mythos� 103 Auch wenn der Gott Israels nicht in einem Kultbild abgebildet wird, so repräsentiert anthropomorphe Rede seine personale Wirkmächtigkeit� Sie ordnet den Körperteilen unterschiedliche Funktionen zu und verwendet in großer Gestaltbeständigkeit 104 entsprechende Lexeme anstelle von Abstrakta� Sie eröffnet damit ein synthetisches Bedeutungsspektrum von „Körperbedeutung, gestischer Bedeutung und funktionaler Bedeutung“ 105 � Wagner zeigt, dass die Körperteile besonders häufig belegt sind, welche die Kommunikation betreffen, also das Gesicht als Ganzes sowie die Sinnesorgane Nase, Auge, Mund, Ohr; 101 Vgl� Römer, Entstehung, 113� 102 Berlejung, Theologie, 301; Keel, Paraphernalia, 317-342. 103 Bspw� Isis, Nephtys, welche den toten Osiris beklagen und selbst bereits durch die Hieroglyphen auf ihrem Kopf identifiziert sind� 104 Wagner, Gottes Körper, 11� 105 Müller / Wagner, Körperauffassung, VII� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 35 zudem auch Hand und Fuß� 106 Diejenigen, die durch Geschlechtsmerkmale eine geschlechtliche Festlegung oder die Verbindung zu einem Fruchtbarkeitskult ermöglichen würden, fehlen� Der menschliche Funktionsbereich wird bildhaft ausgeweitet, indem Gott etwa seine Füße auf die Erde als Schemel legt (Ps 132,7), er Himmel und Erde mit seiner großen Kraft und seinem ausgestreckten Arm erschafft ( Jes 32,17) und ihm theriomorph Flügel zugedacht werden, unter denen er den Menschen Zuflucht gewährt (Ps 17,7, 36,8, 57,2, 63,8)� Alle diese Anthropomorphismen können mit der Methode des MENTAL MAPPINGS weiter erfasst werden� Dieses soll beispielhaft an der bemerkenswert ausführlichen anthropomorphen Beschreibung erfolgen, die sich im aramäischen Teil des Danielbuchs findet� Dort kommt es zu einer in der Apokalyptik populären Throngerichtsszene 107 mit der Beschreibung Gottes als altem Mann: Ich sah, wie Thronsessel aufgestellt wurden, und einer, der alt an Tagen war, setzte sich� Sein Gewand war weiß wie Schnee und sein Haupthaar wie Lammwolle; 108 sein Thronsessel wie Flammen, welche Feuer sind und seine Räder loderndes Feuer� Ein Fluss von Feuer floss von ihm� Tausend mal Tausende dienten ihm, und Zehntausend mal Zehntausende standen vor ihm� Das Gericht setzte sich, und Bücher wurden aufgeschlagen (Dan 7,9 f�)� Die source domain ALTER MANN steht für die target domain GOTT � Die äußere Beschreibung des Uralten folgt dem TEIL - UND - GANZES -Schema, denn weiße Kleider, weißes Haar, flammender Thronsessel mit Rädern beschreiben einzelne Teile, welche zusammen eine ehrwürdige Gerichtsszene ergeben� Die vielen Wesen, die sich um den Thron herum befinden, gehören zum ZENTRUM- PERIPHERIE -Schema� Das Ausgehen des Feuerflusses vom Thron folgt dem QUELLE-WEG-ZIEL-Schema� Das Hinsetzen des Gerichtes, also wohl der vielen anwesenden Wesen, folgt einem OBEN - UNTEN -Schema� Die SOURCE DOMAIN bildet eine Metapher, in welcher verschiedene Körperschemen zusammenfließen und so die Dynamik des Bildes bewirken� Unterstützt wird dieses durch die verschiedenen Farben und die Bezeichnung ‚alt an Tagen‘� Der Beschriebene ist uralt, also weise� Er trägt weiße Kleider und weißes Haar, ist also rein und ehrwürdig� Er hat einen feuerflammenden Thronsessel, er vergeht also nicht und erweist sich als heilig� Die Räder des Thrones sind loderndes Feuer� Er kommt mit vernichtender Kraft und beherrscht die Naturgewalten� Durch den feurigen Strom erweist er sich als Richter� 106 Wagner, Gottes Körper, 135-137, stellt tabellarisch diejenigen Körperteile zusammen, die im Anthropomorphismus nicht vorkommen bzw� vorkommen� 107 Vgl. Newsom, Daniel, 227-252. 108 Vgl� Newsom, 230� Die verbreitete Übersetzung ‚rein‘ für נקא findet sich erst in spätaramäischen Dialekten� 36 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner Die weiße Farbe, die feurigen Flammen sowie die Anwesenheit einer Vielzahl himmlischer Wesen weisen auf das Anderssein dieser göttlichen Erscheinung hin� 109 Die Autorität wird durch die vielen Anwesenden, die das Gericht bilden, verstärkt� Sie setzen sich erst, als sich der Uralte setzt und die Bücher aufgeschlagen werden� Diejenigen, über die Gericht gehalten wird, fehlen jedoch� Hier würde es sich nun anbieten, mit der Methode des CONCEPTUAL BLEN- DING den Text weiter zu bearbeiten und die einzelnen SOURCE und TARGET DOMAINS im BLENDING zusammenzuführen� SPACE 1 ( Gerichtsszene ) und SPACE 2 ( Thronszene ) führen etwa zum BLENDING : Wenn Gott sein Gericht vollzieht, dann sitzt er als Ewiger, Makelloser, Heiliger und hält mit seinem himmlischen Heerscharen Gericht über die Menschen nach ihren Werken, die im Gedächtnis Gottes wie in einem Buch eingeschrieben sind� Daniel schildert eine Vision, in der er kein Abbild auf Erden, sondern ein Bild von Gott im Himmel sieht� Gott ist der ‚Gott des Himmels‘ (Dan 2,18 f�37�44)� Insofern haben wir hier eine Tradition, die nicht vom Bilderverbot betroffen ist� Es kann nicht missbraucht werden, da kein Mensch davor niederfallen kann� In ihrer Thronbeschreibung erinnert die Vision an Ez 1-3. Der Text beschreibt Wesen, die wie Menschen anzusehen waren, aber theriomorph übersteigert sind (Ez 1,4-27). Wo Eigenschaften Gottes repräsentiert werden, geht es um deren Funktion und Wirkung� Es liegen nicht bloß anthropomorphe, theriomorphe und chrematomorphe Repräsentationen, 110 sondern anthropragmatische, theriopragmatische 111 und ggf� chrematopragmatische 112 Bilder vor� Dynamik Gottes Im Horizont des bisher zum Bilderverbot Gesagten, zeigt sich in den konzeptionellen Metaphern, wie von Gott theriomorph, anthropomorph und chrematomorph gesprochen wird� Metaphern konstruieren Realitäten und repräsentieren Konzepte ihrer Weltsicht� Sie reflektieren und interpretieren ihr Umfeld in historischer, religiöser und sozialer Hinsicht� 113 Gott erweist sich als soziales Wesen, indem er gesellschaftliche Tätigkeiten übernimmt: Er richtet, klagt an, tritt als Zeuge auf und vollstreckt sein Urteil (Hos 6,4�5; Joel 4,2�12; Mal 3,5)� Er vertilgt feindliche Nationen, wirft die Wagen um, stürzt Ross und Reiter und führt siegreich Krieg (Hag 2,22)� Er vernichtet und befreit, denn er zerbricht Riegel, rottet Einwohner aus, tötet, führt weg, verwüstet, zerstört, vertilgt, macht zu Steinhaufen, löscht Boten aus, stachelt auf, jagt Angst 109 Vgl� Newsom, Daniel, 229 f� 110 Der Gestalt nach auf einen Menschen, ein Tier oder eine Sache bezogene Repräsentation� 111 Vgl� Thöne, Bärin, 264� 112 Vgl. Müllner, Samuelbücher, 103-108. 113 Vgl� Labahn, Proceedings, 8� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 37 Stefan Fischer, * 1966, Dr� theol�, ist Privatdozent an der Ev�-Theol� Fakultät� der Universität Wien und Gastprofessor an der Humbold Universität zu Berlin� Außerdem ist er Forschungsmitarbeiter an der University of the Free State, Bloemfontein, Südafrika� Er lehrt seit 20 Jahren alttestamentliche Wissenschaft im deutsch- und englischsprachigen Bereich� Als Pfarrer der evangelischreformierten Kirche Basel-Stadt steht er im steten Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis� Thomas Wagner, * 1971, Dr� theol�, ist Akademischer Rat an der Bergischen Universität Wuppertal und Privatdozent an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal / Bethel� Neben seinen Studien zum Alten Testament beschäftigt er sich mit der Entwicklung von hochschuldidaktischen Konzepten zur Vermittlung exegetischer Methodik in den BA - und Lehramtsstudiengängen� Florian Lippke, * 1983, Ass� Dipl�, Kurator VA BIBEL+ORI- ENT Museum an der Universität Fribourg, ist als Dozent im Fachbereich Altes Testament mit Schwerpunkt Hebräische Bibel und biblische Kulturgeschichte tätig� Nach theologischen und altertumswissenschaftlichen Studien spezialisierte er sich auf mediengeschichtliche und materiale (archäologische) Grundlagen der biblischen Welt� Er lehrt biblische Exegese, antike Philologien und Religionsgeschichte an mehreren Universitäten in der Schweiz, in Deutschland und in Israel� 38 Stefan Fischer, Florian Lippke und Thomas Wagner ein, vernichtet, rottet aus, lässt Rosse scheuen, macht irre oder blind (Am 1,5; 2,3; 4,10; 7,8�9; 9,4�5�8�9; Mi 1,6; Nah 2,14; Hab 1,6; Zef 1,4�17; 2,11; 3,6�20; Sach 9,6; 12,4�9)� Er tritt als Bogenschütze auf, indem er den Bogen spannt� Er wird aber nicht als Bogenschütze bezeichnet (Sach 9,13)� Er macht Menschen betrunken, ist aber nicht der Wirt (Sach 12,2)� Er pflügt und sät, ist aber kein Ackermann (Hos 11,4; Sach 10,9)� Er schaufelt ein Grab, wird aber nicht zum Totengräber (Nah 1,14) etc� Nominalisierungen treten vor allem in relationalen Anthropomorphismen auf: ‚Du bist unser Vater‘ ( Jes 63,16), ‚ich bin euer König‘ ( Jes 43,15), ‚ein Mann der Schlacht / Kriegsheld‘ (Ex 15,3), und in Vergleichen ‚wie eine Mutter‘ ( Jes 66,13)� Gott, der seine Herde hegt und pflegt (Mi 2,12; Hos 4,16), wird in der poetischen Sprache der Psalmen zum Hirten (Ps 23,1)� 114 Bei Vergleichen wird durch die Vergleichspartikel eine Distanz zu Gott eingeführt, 115 so dass die Vergleiche zwar überraschend sein können, aber nicht in der Gefahr stehen, das Bilderverbot zu übertreten� Auch heben sie gewöhnlich die jeweils damit verbundene Eigenschaft oder Tätigkeit hervor� So kann Gott wie eine das Verrottende fressende Motte oder Made (Hos 5,12) und wie ein sein Opfer zerreißender und wegschleppender Löwe (Hos 5,14) 116 werden� Angesichts der Bilderlosigkeit kann vermutet werden, dass diese Art der Darstellung in Abgrenzung von den Kultbildern der umliegenden Völker erfolgt, aber dass sie darüber hinaus das Gottesbild bestimmt� Die Analyse von Gott als Figur prophetischer Rede 117 zeigt, dass Gottes Handeln gewöhnlich in Verben oder Partizipien beschrieben wird� Wenn Gott keine Form annehmen darf und nur in der Vorstellung existiert, so werden Nominalisierungen, welche das Statische eines Bildes eher repräsentieren, seltener verwendet als Verben� Eine Übertragung in Nomen, wie sie häufig unreflektiert vorgenommen wird, 118 führt hingegen zu einer nicht textgemäßen Verbildlichung bzw� Erstarrung und übersieht die Tiefenwirkung des Bilderverbots, welche über das Kultbildverbot hinausgeht� Da es zwischen sprachlichen und materialen Bildern enge Beziehungen gibt, 119 zeigt sich hier eine Problematik� Tätigkeiten werden punktuell festgehalten: aus dem, der den Bogen schießt, wird ein Bogenschütze etc� So verändert das materiale Bild die Wahrnehmung 114 Vgl� mit vielen weiteren Beispielen die Zusammenstellung in den prophetischen Ich- Reden Gottes bei Fischer, Figur, 156-177. 115 Vgl� Wagner, Gottes Körper, 19� 116 Vgl� Fischer, Figur, 178� 117 Fischer, Figur, 180� 118 So z� B� Wagner, Gottes Körper, 19 ‚Richter‘ ( Jes 58,12), ‚derjenige, der Gericht hält‘, ‚Hebamme‘ - ‚aus dem Mutterleib ziehen‘ Ps 22,10. 119 Vgl� Wagner, Gottes Körper, 31� Materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel 39 und steht dadurch in der Gefahr, dass die Dynamik der biblischen Beschreibungen verloren geht� Gott erstarrt zu einem Bild und das Bilderverbot wird zwar nicht materiell, aber mental übertreten� Die Folgen einer mentalen Übertretung des Bilderverbots werden in der Rezeptionsgeschichte der biblischen Texte - im engeren Sinne in der Kirchen- und Kunstgeschichte, im weiteren Sinne aber bei jeder Bibellektüre - offenbar. Die Dynamisierung des Gottesbildes in den biblischen Schriften stellt ein hermeneutisches Prinzip dar, dass einer in der Rezeption häufig sichtbaren Stativierung der mentalen Bilder zutiefst widerspricht� Darauf ist besonders dort hinzuweisen, wo es im religionspädagogischen Kontext sowie in der Kunstgeschichte zu einer statischen Darstellung ursprünglich dynamischer Metaphern kommt� (Stefan Fischer) Literatur Avemarie, Friedrich: Erwählung und Vergeltung� Zur optionalen Struktur rabbinischer Soteriologie, NTS 45 (1999), 108-126. 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