eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 2/1

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
2017
21 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Editiorial

2017
Stefan Fischer
Thomas Wagner
Forum Exegese und Hochschuldidaktik Verstehen von Anfang an (VvAa) Jahrgang 2-- 2017, Heft 1 Editorial Stefan Fischer und Thomas Wagner Die dritte Ausgabe dieser Zeitschrift behandelt das Thema Bild und Text � Bilder nehmen in der Gestaltung von Lehrveranstaltungen weiten Raum ein� Moderne Techniken ermöglichen einen schnellen Zugriff auf Bilder und deren Darstellung� Dies bietet Chancen für den Unterricht� Dabei lauern aber auch Gefahren: Visualisierungen können zu einer Überladung mit Bildern, auch mit Textbildern, führen, ohne dass es zu einer Reflektion über die einzelnen Bilder kommt� Die vorliegenden Beiträge stellen sich der Bilddidaktik auf einer grundsätzlichen Ebene, wie es dem Anliegen der Zeitschrift Verstehen von Anfang an entspricht� Sie gehen auf die Tagung Bild und Exegese: Die Interdependenz der biblischen Bild- und Sprachwelt als Aufgabe für die Exegese zurück, die vom 26.-29. September 2016 an der TU Dresden stattfand� Die Vorträge, Workshops und intensiven Diskussionen zeigten insbesondere Bezüge zwischen materialer Kultur und sprachlichen Motiven auf und fragten, wie das Bilderverbot sich auf die Sprachbilder von Gott auswirkt� Des Weiteren kam die Entstehung von mentalen Bildern bei der Lektüre biblischer Texte unter dem Einfluss der im Rezeptionsprozess entstandenen Zeugnisse in den Blick� Der erste Hauptbeitrag, der von seiner Länge her ein Doppelbeitrag ist, stellt das Ergebnis einer Kooperation da� Florian Lippke, Fribourg, sowie wir Herausgeber legen den Versuch vor, materiale, textliche und metaphorische Zugänge zur Bildwelt der Bibel methodisch miteinander zu verschränken� In ihm wird die Bandbreite exegetischer Arbeit mit Bild und Text sichtbar� Die daraus folgenden hochschuldidaktischen Konsequenzen werden in den weiteren beiden Hauptbeiträgen sowie in den Lehr-/ Lern-Beispielen gezogen� 4 Stefan Fischer und Thomas Wagner Christina Hoegen-Rohls, Münster, wählt die Erzählung von David und Batseba aus 2Sam 11,1-27, und zeigt eine korrelative Bild-Textwahrnehmung auf. Die Segmentierung des Textes, die nach dem Satzzeichenprinzip, dem rhythmisch-intonatorischen Prinzip und dem Prinzip des finiten Verbs erfolgt, stellt bereits eine Visualisierung des Textes dar, welche das Leseverhalten beeinflusst� Sie verbindet diese Erzählung von David und Batseba mit deren Rezeption in Bildern von Franciabigio, Rubens und Rembrandt und weist nach, wie Visualisierungen unterschiedliche Pointierungen der Rezeption des Textes fördern� In diesen Wahrnehmungsprozess zieht sie Studierende, so dass diese den Text neu und facettenreich entdecken können� Peter Wick, Bochum, überlegt aus exegetischer Sicht, wie traditionelle Vorstellungen die Lektüre biblischer Texte beeinflussen� Er stellt an verschiedenen Beispielen dar, wie das Verständnis eines Textes durch mentale Bilder geprägt ist, die anderweitig erworben wurden� So wird etwa bei Martin Luther eine bildgesteuerte Exegese sogar zum hermeneutischen Prinzip, denn seine hermeneutische Formel ‚Was Christum treibet‘ führt zu einem bestimmten Bild von Christus als Erlöser, welches wiederum die Lektüre des Textes beeinflusst� Ausführlich setzt er sich mit Sprachbildern des Paulus auseinander und zeigt auf, wie diese sich überlagern� Mit Beispielen aus der Gegenwart verdeutlicht er, wie mentale Bilder unser Wirklichkeitsverständnis prägen und unsere Text- und Weltwahrnehmung beeinflussen� Er setzt dieses wiederum mit biblischen Texten in Verbindung und zeigt auf, wie diese etwa ein ganz bestimmtes Verhältnis von Einheit und Vielheit konstruieren� Zwei Lehr-/ Lern-Beispiele führen die hochschuldidaktischen Umsetzungsmöglichkeiten weiter aus: Norbert Brieden, Wuppertal, wählt das Thema des kreativen Visualisierens als didaktisch-hermeneutischen Weg und zeigt dieses am Beispiel der Erzählung vom Goldenen Kalb (Ex 32) aus� Er stellt fünf Funktionen vor, welche eine Visualisierung besitzen kann� Alexander Schneider, Wuppertal, führt aus rezeptionsdidaktischer Perspektive einen exemplarischen Vermittlungsansatz zur Bildrezeption aus und wählt dazu John Everett Millais’ Ophelia (1851-52). Dabei legt er die Ikonik als methodische bzw� interpretatorische Klammer zugrunde� Die beiden Rezensionen nehmen zu unterschiedlichen Themen bibelwissenschaftlicher Hochschuldidaktik Stellung� Zum einen wird der Sammelband Iconographic Exegesis of the Hebrew Bible / Old Testament. An Introduction to Its Method and Practice , den Izaak J� de Hulster u� a� herausgeben, kritisch gewürdigt� Die zweite Rezension beschäftigt sich mit Annett Giercke-Ungermann / Sandra Huebenthal (Hg�): Orks in der Gelehrtenwerkstatt? Bibelwissenschaftliche Lehrformate und Lernumgebungen neu modelliert � Editorial 5 Ein Interview mit Michael Bauks, einer der Begründerinnen des Internetportals wibilex�de, schliesst dieses Heft ab� Mit ihm blicken wir auf das folgende Heft voraus, das sich mit dem Thema Digital Humanities befassen wird� Die nächste Tagung wird vom 04.-07. September 2017 in Frankfurt zum Thema Spracherwerb stattfinden� Wien | Wuppertal Stefan Fischer und Thomas Wagner