eJournals Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa) 1/2

Forum Exegese und Hochschuldidaktik: Verstehen von Anfang an (VvAa)
2366-0597
2941-0789
Francke Verlag Tübingen
2016
12 Fischer Heilmann Wagner Köhlmoos

Schritt für Schritt auf dem Weg in den Text – Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 – 15

2016
Christina Hoegen-Rohls
28 Christina Hoegen-Rohls schullehrerin im Bereich der Bibelwissenschaften und der Biblischen Didaktik machte ich jedoch in langjähriger Praxis die Erfahrung, dass Studierende es schätzen, diesen grundlegenden Arbeitsschritt für den Umgang mit einem alt- oder neutestamentlichen Text zu erlernen, da er Sicherheit verleiht und ihnen hilft, sich von Anfang an als selbständig agierende »Textexperten« zu verstehen� Die Methode der Verssegmentierung erfolgt nach klaren, nachprüfbaren Regeln, die von den Studierenden und der Lehrkraft im gemeinsamen Lehr-/ Lern- Prozess festgelegt, immer wieder überdacht und unter Angabe von Gründen verschlankt oder weiter ausdifferenziert werden können� Eine Beschäftigung mit dem »visuellen Text« in unterschiedlicher Textgestalt bereitet die Verssegmentierung vor - eine Aufgabe, bei der sich Studierende nach meiner Erfahrung intensiv mit ihren eigenen Beobachtungen einbringen und ihr Auge dafür schulen, dass ein Druckbild Sinn erzeugen kann, indem es Hinweise auf Inhalt und Struktur des Textes gibt� Auf diese Weise von Anfang an produktiv arbeiten zu können und dabei zu frühen Erfolgserlebnissen zu gelangen, ohne bereits auf das Methodenbuch angewiesen zu sein, macht die im folgenden (173)� Er lehnt sich dabei an die Vorläuferausgabe von Egger/ Wick [= Egger, Methodenlehre] an (vgl� 24)� Kriterien für das Erkennen solcher Sinneinheiten werden jedoch (wie bei Egger) nicht genannt� Daher ist es nicht verwunderlich, dass Fenske eine derartige Unterteilung der Verse für »immer wieder recht subjektiv« hält (ebd�)� Egger/ Wick, Methodenlehre, 83 f., erklären ebenfalls unter der Überschrift »Gliederung des zu untersuchenden Textes in kleinste Sinneinheiten«, dass eine solche Gliederung »nach Sätzen« erfolgen solle, schlagen dann jedoch viel zu vage eine »Einteilung in Sinnzeilen« vor, für die die Kriterien unklar bleiben� Auch hier lässt sich die Methode der Verssegmentierung nicht nachprüfbar erlernen. Das gilt auch für Schweizer, Biblische Texte, 10-23, der in seinem 1986 erschienenen Arbeitsbuch zur Hermeneutik und Methodik der Bibelinterpretation ein deutliches Interesse an exegetischer Leseförderung artikuliert (14�19)� In Kapitel 1 (Der Text als Widerstand� Plädoyer für eine sprachkritische Bibellektüre) spricht er sich dafür aus, die »Textrezeption zu verlängern« (20). Gemeint ist damit eine zeitintensive, eigenständige Beschäftigung mit dem Text, die mit einem strukturgestaltenden Abschreiben des Textes beginnt und auf die »Aneignung des Textes« zielt (20 f�)� Ein Textbeispiel zu Mt 25,1-12 (vgl. 22) veranschaulicht das Ergebnis derartigen ›schreibenden Lesens‹� Eine nach klaren Regeln erfolgende Verssegmentierung des Textes wird jedoch nicht erkennbar. Ebner/ Heininger, Exegese, 53-56, wenden diesen Arbeitsschritt zwar implizit an, wenn sie in § 1 (Textkritik), Abschnitt 7 (Übersetzung von Mk 2,1-3,6) einen Text bieten, der die markinischen Verse unterteilt und mit Kleinbuchstaben bezeichnet� Regeln für die Versunterteilung werden aber weder genannt noch reflektiert� Überwiegend scheint sich die Versunterteilung bei Ebner/ Heininger an grammatisch vollständigen Haupt- und Nebensätzen zu orientieren, doch sind vor allem im Blick auf lokale und temporale Satzergänzungen sowie im Blick auf die Behandlung des Infinitivs gravierende Inkonsequenzen zu beobachten� Für Studierende kann die Versunterteilung von Ebner/ Heininger daher nicht als Orientierung für die Methode der Verssegmentierung dienen� Utzschneider/ Nitsche, Arbeitsbuch, pass. (grundlegend 76-112) zeigen zahlreiche verssegmentierte hebräische und übersetzte Texte, deren Segmentierung jedoch ohne Kenntnis des masoretischen Akzentsetzungssystems nicht nachvollziehbar ist� Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 29 skizzierte Methode der Verssegmentierung gerade für Anfängerinnen und Anfänger im exegetischen Proseminar attraktiv� Das Selbstbewusstsein, »Experten von Anfang an« zu sein, motiviert Studierende dazu, sich den Text im weiteren Lernprozess tiefer zu erschließen, und fördert ihre Bereitschaft, sich auf den Kanon der exegetischen Methodenschritte einzulassen� Erster Schritt: Visuelle Textwahrnehmung Der Text Joh 4,1-15 stellt sich unseren Studierenden genauso wie uns als Lehrenden in einer bestimmten materialen Gestalt dar, die wir von Anfang an wie selbstverständlich visuell wahrnehmen� Ob in elektronischer Form aufgerufen oder traditionell in einer der zur Verfügung stehenden Bibelausgaben aufgeschlagen - die äußerlich sichtbare Textgestalt verliert ihre Selbstverständlichkeit, sobald wir entdecken, wie zeit- und mediengebunden sie ist� An den Buchausgaben wie an den elektronischen Versionen der Bibel lässt sich beobachten, dass derselbe Text je nach Publikationsorgan ein unterschiedliches Aussehen besitzt� Bereits beim ersten Schritt auf dem Weg zur Verssegmentierung lohnt sich daher der Blick in verschiedene Formate des Bibeltextes, um erstens sein Erscheinungsbild wahrzunehmen und sich dabei gegebenenfalls der eigenen Sehgewohnheiten bewusst zu werden, um sich zweitens früh für sprachliche Eigenheiten des Textes intuitiv zu sensibilisieren und um drittens ein erstes Problembewusstsein für seinen erzählerischen Aufbau zu entwickeln� Durch die folgenden Beschreibungen verschiedener Textgestalten möchte ich den heuristischen und didaktischen Wert der visuellen Textwahrnehmung veranschaulichen� Christina Hoegen-Rohls, * 1959, Dr. theol., ist Professorin für Bibelwissenschaften (Altes und Neues Testament) und ihre Didaktik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster� Sie studierte Evangelische Theologie, Germanistik und Erziehungswissenschaften an den Universitäten München und Zürich� In den Jahren 1991-1994 war sie als Gymnasiallehrerin für Deutsch und Evangelische Religionslehre tätig� Als Privatdozentin an der LMU München wurde sie vom Bayerischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit dem »Preis für gute Lehre 2004« ausgezeichnet� Sie ist Mitglied im Lehrbeirat der WWU Münster, der die Universitätsleitung u� a� in Fragen zu Studienbedingungen und Qualität in der Lehre berät� 30 Christina Hoegen-Rohls Textgestalt 1: Joh 4,1-6 im sinnabschnittsgliedernden Fließtext N estle- A land 28. Aufl. online 2 4 1 Ὡς οὖν ἔγνω ὁ Ἰησοῦς ὅτι ἤκουσαν οἱ Φαρισαῖοι ὅτι Ἰησοῦς πλείονας μαθητὰς ποιεῖ καὶ βαπτίζει ἢ Ἰωάννης 2- καίτοιγε Ἰησοῦς αὐτὸς οὐκ ἐβάπτιζεν ἀλλ‘ οἱ μαθηταὶ αὐτοῦ- 3 ἀφῆκεν τὴν Ἰουδαίαν καὶ ἀπῆλθεν πάλιν εἰς τὴν Γαλιλαίαν. 4 Ἔδει δὲ αὐτὸν διέρχεσθαι διὰ τῆς Σαμαρείας. 5 Ἔρχεται οὖν εἰς πόλιν τῆς Σαμαρείας λεγομένην Συχὰρ πλησίον τοῦ χωρίου ὃ ἔδωκεν Ἰακὼβ [τῷ] Ἰωσὴφ τῷ υἱῷ αὐτοῦ· 6 ἦν δὲ ἐκεῖ πηγὴ τοῦ Ἰακώβ. ὁ οὖν Ἰησοῦς κεκοπιακὼς ἐκ τῆς ὁδοιπορίας ἐκαθέζετο οὕτως ἐπὶ τῇ πηγῇ· ὥρα ἦν ὡς ἕκτη. Textgestalt 2: Joh 4,1-6 im sinnabschnittsgliedernden Fließtext der Zürcher Bibel 2007 3 4 1 Als nun Jesus erfuhr, dass die Pharisäer gehört hatten, Jesus gewinne und taufe mehr Jünger als Johannes 2 - allerdings taufte Jesus nicht selber, sondern seine Jünger tauften -, 3 verliess er Judäa und ging wieder nach Galiläa. 4 Er musste aber durch Samaria hindurchziehen. 5 Nun kommt er in die Nähe einer Stadt in Samarien namens Sychar, nahe bei dem Grundstück, das Jakob seinem Sohn Josef gegeben hatte. 6 Dort war der Brunnen Jakobs� Jesus war müde von der Reise, und so setzte er sich an den Brunnen; es war um die sechste Stunde� Gut erkennbar wird für Studierende beim visuellen Vergleich von Textgestalt 1 und Textgestalt 2 - ganz unabhängig davon, ob sie für ihren Studiengang die Originalsprachen der Bibel erlernen oder nicht -, dass sowohl der textkritisch rekonstruierte Text, wie ihn das Novum Testamentum Graece (Nestle-Aland 28. Aufl�) bietet, als auch die Buchversion der Zürcher Bibel 2007 typographisch einen versübergreifenden Fließtext präsentieren, der zugleich Sinnabschnitte abbildet. Für beide Textgestalten von Joh 4,1-6 liegt ein deutlich sichtbarer Sinneinschnitt nach V� 3� Studierende werden in einer kurzen Einzel- oder Partnerarbeit herausfinden können, dass zweierlei für diesen Abschnittswechsel verantwortlich sein könnte: zum einen die Tatsache, dass ab V� 4 die in den V� 1-3 genannten Pharisäer, Johannesjünger und Jesusjünger nicht mehr erwähnt werden; zum anderen, dass mit der Wegnotiz von V� 3 ein gewisser topographi- 2 http: / / www.nestle-aland.com/ de/ na28-online-lesen/ text/ bibeltext/ stelle/ 53/ 40001/ 49999/ . 3 Zürcher Bibel 2007, 149� Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 31 scher Abschluss erreicht zu sein scheint� Einigen Studierenden wird allerdings auffallen, dass auch V. 4 eine Wegnotiz enthält und daher das Itinerar als Ganzes (V. 3-4) zum ersten Sinnabschnitt gezogen werden könnte. Andere werden darüber hinaus den Wechsel der Tempora von V� 4 (im Deutschen: Imperfekt »er musste«; im Griechischen: Imperfekt ἔδει) zu V. 5 (im Deutschen: Präsens »nun kommt er«; im Griechischen: Präsens ἔρχεται οὖν) entdecken und als Argument für eine von den notierten Textgestalten abweichende Sinnabschnittsgliederung ins Spiel bringen� Bestätigt sähen sich die Überlegungen der Studierenden zum Zusammenhang der Wegnotizen durch die modernen Druck- und Online-Versionen der Lutherbibel, die in Textgestalt 3 und Textgestalt 4 festgehalten sind: Textgestalt 3: Joh 4,1-6 im sinnabschnittsgliedernden Fließtext der Lutherbibel 1984 online 4 4 1 Als nun Jesus erfuhr, dass den Pharisäern zu Ohren gekommen war, dass er mehr zu Jüngern machte und taufte als Johannes 2 - obwohl Jesus nicht selber taufte, sondern seine Jünger -, 3 verließ er Judäa und ging wieder nach Galiläa. 4 Er musste aber durch Samarien reisen. 5 Da kam er in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gab� 6 Es war aber dort Jakobs Brunnen� Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich am Brunnen nieder; es war um die sechste Stunde� Textgestalt 4: Joh 4,1-6 im versgebundenen Spaltentext der Lutherbibel 1984/ Standardausgabe 5 4 Als nun Jesus erfuhr, daß den Pharisäern zu Ohren gekommen war, daß er mehr zu Jüngern machte und taufte als Johannes 2 - obwohl Jesus nicht selber taufte, sondern seine Jünger -, 3 verließ er Judäa und ging wieder nach Galiläa. 4 Er mußte aber durch Samarien reisen� 5 ¶ Da kam er in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gab� 4 http: / / www�die-bibel�de/ online-bibeln/ luther-bibel-1984/ bibeltext/ bibel/ text/ lesen/ � 5 Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers. 32 Christina Hoegen-Rohls 6 Es war aber dort Jakobs Brunnen� Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich am Brunnen nieder; es war um die sechste Stunde� Studierende werden in Einzel- und Partnerarbeit darauf stoßen können, dass die beiden Versionen der Lutherbibel typographisch unterschiedlich organisiert sind� 6 Die Lutherbibel 1984 online gestaltet einen versübergreifenden Fließtext, der Sinnabschnitte durch Zeilenumbruch voneinander trennt, während die Lutherbibel 1984 in Buchform (Standardausgabe) einen versgebundenen Spaltentext bietet, in dem bereits jeder einzelne Vers einen eigenen Absatz bildet� 7 Sinnabschnitte müssen in dieser Ausgabe daher zusätzlich durch das Druckzeichen Alinea (¶) kenntlich gemacht werden, das im ausgewählten Text Joh 4,1-6 für V. 5 Verwendung findet. Textgestalt 3 und Textgestalt 4 demonstrieren also auf je eigene Weise mit ihrem Druckbild, dass sie die itinerarischen Angaben der V. 3-4 zusammenbinden und somit die V. 1-4 als ersten Sinnabschnitt der Erzählung von Jesus und der Samariterin auffassen� Dies wahrnehmen und beschreiben zu können, wäre eine erste Kompetenzstufe, zu der der Schritt »visuelle Textwahrnehmung« Studierende bei der Vorbereitung auf die Verssegmentierung zu führen vermag� 8 Zweiter Schritt: Einblick gewinnen in die drucksemantische Qualität eines Textes Dass Druckformate Sinn- und Bedeutungsträger sind, lässt sich besonders gut im Umgang mit dem letzten von Luther autorisierten und noch zu seinen Lebzeiten erschienenen Bibeldruck (Wittenberg 1545) vergegenwärtigen und didaktisch vermitteln� Die Arbeit mit diesem Bibeldruck empfehle ich Lehrenden aus Gründen seiner Erschließungskraft im Blick auf die Vers- und Satzgliederung des Bibeltextes ausdrücklich� Er ist leicht zugänglich in einer Studien- 6 Von Zeile zu Zeile vorgehend, werden manche Studierende beim Vergleich von Textgestalt 3 und Textgestalt 4 vielleicht auch bemerken, dass die Lutherbibel 1984 online (Textgestalt 3) jede einzelne Verszahl notiert (vgl� so auch Textgestalt 2: Zürcher Bibel 2007 [Druckformat]), während die gedruckte Standardausgabe (Textgestalt 4) den ersten Vers des neuen Kapitels Joh 4 unnummeriert lässt (vgl� so auch Textgestalt 1: Nestle- Aland 28� Aufl� online)� 7 Vgl� dazu Die Bibel� Nach der Übersetzung Martin Luthers� 8 Mit Recht weist Huebenthal, Zauber, 24 f�, darauf hin, dass es für den akademischen Lehr-/ Lern-Prozess entscheidend ist, dass Lehrende sich selbst und ihren Studierenden ausdrücklich bewusst machen, zu welcher Kompetenzstufe ein Arbeitsschritt führen soll� Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 33 ausgabe (Reclams Universalbibliothek) 9 , die »buchstaben- und zeichengetreu die Textgestalt des Originals« 10 bewahrt. Der Text Joh 4,1-6 zeigt in dieser Druckfassung - in der Sprachgestalt des Frühneuhochdeutschen 11 - folgendes Erscheinungsbild: Textgestalt 5: Joh 4,1-6 im Druckbild der Lutherbibel 1545 12 D A nu der HE rr innen ward / das fur die Phariseer komen war / wie Jhesus mehr Juͤnger machet / vnd teuffet / denn Johannes 2 (wiewohl Jhesus selber nicht teuffet / sondern seine Juͤnger) 3 verlies er das land Judea / vnd zoch wider in Galileam / 4 Er muste aber durch Samariam reisen� D A kam er in eine stad Samarie / die heisset Sichar / nahe bey dem Doͤrfflin / das Jacob seinem son Joseph gab / 6 Es war aber daselbs Jacobs brun� Da nu Jhesus muͤde war von der Reise / satzte er sich also auff den brun / Vnd es war vmb die sechste stunde� 13 Die optischen Besonderheiten von Textgestalt 5 werden Studierende im Vergleich mit den bisher betrachteten Textgestalten klar hervorheben können: die ungewohnte Schreibweise der Wörter (wie etwa die Schreibung des Jesusnamens, die uneinheitliche Schreibung des Vokalklangs »u« als »v« oder »u«, der hochgestellte Umlaut-Vokal und das fett gesetzte D in »Doͤrfflin«); die satzgliedernden Schrägstriche (Fachausdruck: »Virgel« 14 ), die sich vielen bei genauerem Hinsehen als mit Punkt und Komma vergleichbare Satzzeichen er- 9 Roloff, Studienausgabe, 2 Bde� 10 Roloff, Studienausgabe 2, 20� Das oben präsentierte Druckbild nähert sich dem in der Studienausgabe gebotenen Druckbild so genau wie möglich an� 11 Vgl. dazu Hartweg/ Wegera, Frühneuhochdeutsch; Schmidt, Geschichte, 95-136. 12 Betont werden muss, dass der Bibeldruck von 1545 noch keine Verszählung besaß (vgl. Roloff, Studienausgabe 2, 24), sich der Herausgeber der Studienausgabe jedoch aus Gründen der Handhabbarkeit dafür entschieden hat, die Verszählung einzufügen� Die Studienausgabe von 1989 greift daher zurück auf die Versangaben der Weimarer Ausgabe, die sich an der ersten Wittenberger Lutherbibel, die eine Verszählung aufweist, orientiert (1586). Die bibliographischen Angaben dieser Ausgabe finden sich im Literaturverzeichnis des vorliegenden Beitrags� Abbildungen des Einbandes sowie Abbildungen des Inhaltes bietet die digitale Bibliothek der Universität Halle� Eine Abbildung des Abschnitts Apg 11,1-23 aus dieser Bibelausgabe präsentiert die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart (Eberhard Zwink)� 13 Der Text findet sich bei Roloff, Studienausgabe 1, 244� 14 Roloff, Studienausgabe 2, 22� 34 Christina Hoegen-Rohls schließen werden; 15 vor allem aber die beiden Großbuchstaben zu Beginn eines Absatzes sowie die beiden Großbuchstaben im Gottesnamen » HE rr«� Manche werden von selbst die Frage nach Funktion und Charakter dieser Großbuchstaben (Fachausdruck: »Versalien« 16 , »Majuskeln« 17 ) stellen - eine Frage, die es lohnt, in kurzem Partneraustausch ventiliert zu werden, bevor sie im Plenum erörtert wird� Einige mögen die Versalien vage als »typisch altmodisch« bewerten. Andere, die etwa im Geschichts- oder Germanistikstudium schon mit alten Handschriften und Drucken zu tun hatten, könnten sich an visuelle Eindrücke von Initialen erinnert fühlen und die hervorstechenden Großbuchstaben als Verschönerung des Druckbildes, als Schmuck verstehen (Fachausdruck: »typographisch-ornativ« 18 )� Einzelne werden in dieser Diskussion aber möglicherweise auch vorschlagen, die Großbuchstaben funktional und inhaltlich noch genauer mit Sinn zu füllen� Hintergrund ihres Vorschlags könnte nämlich die Verwunderung darüber sein, dass die Verwendung der Doppel- Großbuchstaben offensichtlich nicht einlinig zu begründen ist. Das Großbuchstabenpaar D A , dessen erster Großbuchstabe größer und in Fettdruck erscheint, scheint funktionalen Sinn zu haben: Es zeigt einen neuen Absatz an (Fachausdruck: »Abschnitt-Initiale« 19 ). Das Großbuchstabenpaar HE hingegen könnte inhaltlich motiviert sein: Es könnte darauf hinweisen wollen, dass es sich bei Jesus nicht um einen menschlich-alltäglichen »Herrn«, sondern eben um den »Herrn Jesus Christus« handelt� Mit solchen wichtigen, aus der visuellen Textwahrnehmung erwachsenen Vermutungen wären die Studierenden der »symboltypographische[n] Gestaltung« 20 des historischen Luthertextes auf die Spur gekommen. Bei dieser Gestaltungsweise handelt es sich um ein »Auszeichnungsprinzip« 21 des Textes, das den Laien-Lesern der Reformationszeit »visuelle Hilfen zum besseren (und schnelleren) Erfassen gewisser Wörter, Begriffe, Sentenzen usw� geben« 22 sollte� Luthers Mitarbeiter Georg Rörer (1492-1557) 23 , der als Protokollant auch die Revisionsarbeit an Luthers Bibelübersetzung im Wittenberger Kreis festhielt, 24 notiert in seinem Nachwort zum Bibeldruck von 1545 einige der Auszeich- 15 Vgl� dazu genauer Abschnitt 3� des vorliegenden Beitrags� 16 Roloff, Studienausgabe 2, 21.25. 17 Vgl. http: / / www.typolexikon.de/ versalien, letzter Zugriff am: 31. 5. 2016. 18 Roloff, Studienausgabe 2, 25. 19 Roloff, Studienausgabe 2, 25. 20 Roloff, Studienausgabe 2, 27� 21 Roloff, Studienausgabe 2, 24� 22 Roloff, Studienausgabe 2, 24� 23 Vgl� dazu Koch, Biographie� 24 Vgl. dazu Hoegen-Rohls, Biblia deutsch, 75; Beispiele für Luthers Übersetzungs- und Revisionsarbeit finden sich bei Hartweg/ Wegera, Frühneuhochdeutsch, 80-87. Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 35 nungsregeln, die auf Luther selbst zurückgehen� 25 So werden die wichtigsten »Spruͤche« des Alten Testaments, in denen Luther bereits eine Verheißung auf Christus hin erkennt, »mit groͤsser schrifft gedruckt«, damit sie der Leser »leicht vnd bald finden koͤnne«. 26 Im Neuen Testament werden, wenn auch nicht völlig konsequent, die direkte Rede Gottes (wie etwa die Himmelsstimme bei Jesu Taufe nach Mk 1,9-11 27 ), herausragende Worte und Reden Jesu (wie etwa der Taufbefehl in Mt 28,18-20 28 ), aber auch menschliche Zeugnisse von Gotteserkenntnis und Gotteslob (wie etwa das Magnificat der Maria in Lk 1,46-55 29 ) durch eine besondere Schriftart 30 gekennzeichnet, um solche Passagen als theologisch bzw� christologisch relevante Aussagen erkennbar und wirksam werden zu lassen� Eine Hervorhebung dieser Art zeigt sich im Textabschnitt Joh 4,1-15 gleich innerhalb des ersten Wechselgesprächs, das sich aus Jesu Bitte, die zum Brunnen gekommene samaritische Frau möge ihm zu trinken geben, entwickelt (V. 9-10): 31 Textgestalt 6: Joh 4,9-10 im Druckbild der Lutherbibel 1545 9 Spricht nu das Samaritisch weib zu jm / Wie bittestu Von mir trincken / so du ein Juͤde bist / vnd ich ein Samaritisch weib? Denn die Juͤden haben keine gemeinschafft mit den Samaritern� 10 Jhesus antwortet / vnd sprach zu jr / Wenn du erkennetest die gabe Gottes / vnd wer der ist / der zu dir saget / Gib mir trincken / Du betest jn / vnd er gebe dir lebendiges Wasser� Die für Jesu Antwort gebrauchten Kapitälchen signalisieren, dass seine Worte von der »Gabe Gottes« und vom »lebendigen Wasser« auf ihn selbst verweisen und also christologisch zu deuten sind� Die Kapitälchen erweisen sich somit als »drucksemantische Zeichen« 32 , in denen sich sowohl die exegetische Reflexion Luthers und des Wittenberger Übersetzer- und Revisionskreises spiegelt als 25 Vgl. Roloff, Studienausgabe 2, 24-27.371 f. 26 Zitiert nach Roloff, Studienausgabe 2, 24� 27 Der Text Mk 1,9-11 findet sich in Roloff, Studienausgabe 1, 99. 28 Der Text Mt 28,18-20 findet sich in Roloff, Studienausgabe 1, 96 f. 29 Der Text Lk 1,46-55 findet sich in Roloff, Studienausgabe 1, 151 f. 30 Vgl. dazu Roloff, Studienausgabe 2, 24 f. Im Bibeldruck von 1545 erfolgt die Hervorhebung durch die Schriftart Fraktur, die in der Studienausgabe mit Kapitälchen wiedergegeben ist� 31 Der Text findet sich bei Roloff, Studienausgabe 1, 244� 32 Roloff, Studienausgabe 2, 24� 36 Christina Hoegen-Rohls auch deren Intention, den Lesern schon auf visueller Ebene einen theologischen Text zu präsentieren� Auch zu den bei der visuellen Textwahrnehmung gewonnenen Überlegungen der Studierenden, die Großbuchstaben könnten bestimmten funktionalen oder inhaltlichen Sinn besitzen, finden sich Hinweise in Rörers Nachwort zum Bibeldruck von 1545 sowie bei Luther selbst in seiner Vorrede zum Alten Testament von 1523. Wenn es bei Rörer heißt: »so offt eine newe Historien / Straffe oder Trostpredigt / Ermanung / Wunderzeichen etc� angehet/ Jst am anfang derselben ein grosser Buchstab gesetzt« 33 , so bestätigt sich die studentische Vermutung, das Großbuchstabenpaar, dessen erste Versalie in Fettdruck und größer als die zweite gesetzt ist, diene der Absatzgliederung� Was wiederum die studentische Erwägung betrifft, das Großbuchstabenpaar HE solle inhaltlich auf Jesus Christus hinweisen, so lässt sich auch diese stützen durch den Hinweis darauf, dass Luther ausdrücklich festhält, die Schreibweise » HE rr« - und davon unterschieden die Schreibung »HERR« oder »HERRE« - sei theologisch begründet: »Es sol auch wissen / wer diese Bibel liesset / das ich mich geflissen habe / den namen Gottis den die Juden / tetragrammon heyssen / mit grossen buchstaben aus zu schreyben / nemlich also / HERRE / vnd den andern / den sie heyssen / Adonai / halb mit grossen buchstaben / nemlich also / HE rr / denn vnter allen namen Gottis / werden dise zween alleyn / dem rechten waren Gott ynn der schrifft zu geeygent / die andern aber werden offt auch den engelen vnd heyligen zu geschryben� Das hab ich darumb than / das man da mit gar mechtiglich schliessen kan / das Christus warer Gott ist / weyl yhn Jeremia. 23. HERR nennet / da er spricht / sie werden yhn heyssen HERR vnser gerechter / also an mehr orten des gleichen zu finden ist�« 34 Studierende werden mit Hilfe eines Lehr-/ Lern-Gesprächs, in dem Luthers Ausführungen erklärt und auf die Sprachtradition der Hebräischen Bibel bezogen werden, feststellen können, dass der abschnitts- und kapiteleinleitende Temporalsatz in seiner frühneuhochdeutschen Fassung und Schreibweise (»Da nu der HE rr innen ward« [neuhochdeutsch: »weil/ als nun der Herr sich dessen bewusst war«]) intentional den von Luther für die hebräische Gottesbezeichnung ןֹ וד ָ א [Adon/ Herr] bzw� יָנֹ ד ֲ א [Adonai/ (mein) Herr] reservierten Gottesnamen birgt� Es wird sich ihnen in der Anfangsphase ihres Studiums die Frage stellen, wie eine hebräische Gottesbezeichnung aus dem Alten Testament Eingang in die Sprache des Neuen Testaments findet� 35 In Erwartung dieser Frage 33 Zitat in Anlehnung an Roloff, Studienausgabe 2, 25. 34 Roloff, Studienausgabe 2, 371 mit Hinweis auf die Quelle (WA DB 8, 30)� 35 Vgl. dazu Tilly, Septuaginta, 79 f., sowie ausführlich Zimmermann, Namen, Kapitel III�2 (171-232). Zimmermann lotet die Traditionsgeschichte zwischen den Gottesbezeichnungen der hebräischen Bibel (הוהי/ יָנֹ ד ֲ א) und der LXX durch folgende Fragen aus: (1) »War Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 37 werden wir als Lehrende die Septuaginta in ihrer griechischen Fassung 36 und die Ausgabe Septuaginta Deutsch - in Buchform 37 (samt Erläuterungsbänden 38 ) und mit dem entsprechenden Hinweis auf die elektronische Version 39 - bereithalten, um auf Belege zugreifen zu können, in denen das griechische Wort κύριος zum einen in alltagssprachlich-profaner, zum anderen in theologischer Verwendung hervortritt. Anschauliche Beispiele für die profane Bedeutung »Herr, Gebieter, Besitzer« könnten etwa im Rahmen der Erzählung von Abrahams Kauf einer Grabhöhle für Sara (Gen 23,1-20) die Belege Gen 23,11.15 LXX sein (Anrede Abrahams als κύριε) oder im Rahmen der Rechtsordnungen Ex 21,1-23,19 das Syntagma ὁ κύριος τῆς οἰκίας (Ex 22,7 LXX )� Beispiele für die theologische Füllung des Wortes bieten permanent die Psalmen mit der wiederkehrenden Gottesanrede κύριε/ Herr (vgl. nur Ps 3,2LXX; 5,2LXX; 6,2LXX; 9,2LXX; 12,2LXX; 14,2 LXX ; pass�)� Stilistisch eindrücklich lässt sich die Verwendung der Kyrios- Anrede durch die Repetition in Ps 134,13 LXX (κύριε, κύριε/ Herr, Herr) und durch die Alliteration in Ps 8,2 LXX belegen (κύριε ὁ κύριος ἡμῶν/ Herr, unser Herr[scher])� Semantisch besonders überzeugend wird für Studierende der Hinweis auf Ps 7,2 LXX und Ps 79,5 LXX sein, wo sich »Herr« und »Gott« in einem Atemzug als Invokationen ergänzen können: κύριε ὁ θεός μου (Ps 7,2 LXX : Herr, mein Gott)/ κύριε ὁ θεὸς τῶν δυνάμεων (Ps 79,5 LXX : Herr, Gott der Heerscharen). Das Lehr-/ Lern-Gespräch wird in diesem Zusammenhang die Gelegenheit nutzen, die sprach- und kulturgeschichtliche Leistung der Septuaginta zu thematisieren 40 und fachsprachliche Termini wie »Gottesnamen«, »Würdenamen«, »christologische Hoheitstitel« einzuführen und zu reflektieren� 41 Möglicherweise werden wir als Lehrende aber zunächst mit einer ganz anderen Frage der Studierenden konfrontiert� Es könnte ihnen nämlich bei der Arbeit an Textgestalt 5 im Vergleich mit den bisher betrachteten Versionen von Joh 4,1 aufgefallen sein, dass anstelle des explizit benannten Subjekts »Jesus« (vgl. Textgestalt 1-4) im Druck der Lutherbibel von 1545 eben der Auszeichnungsname » HE rr« steht� Wenn wir nicht davon ausgehen wollen, dass Luκύριος wirklich die Übertragung des Gottesnamens הוהי ? « (2) »Warum übertrug man den Gottesnamen mit κύριος? « (3) »Woher kommt und was bedeutet die Gottesbezeichnung יָנֹ ד ֲ א ? « (4) »Wie unterscheidet sich die LXX-Übersetzung κύριος von יָנֹ ד ֲ א «? (5) »Übersetzte man den Gottesnamen הוהי nur durch κύριος? « (6) »Übersetzt κύριος auch andere alttestamentliche Gottesbezeichnungen? « (7) »Gibt es einen Unterschied zwischen κύριος und ὁ κύριος? « 36 Septuaginta 1935/ 2006. 37 Septuaginta 2009� 38 Septuaginta 2011� 39 Septuaginta Deutsch [Onlinefassung]� 40 Vgl. dazu Tilly, Septuaginta, 9 f.56-80. 41 Vgl� dazu noch immer forschungsgeschichtlich relevant Hahn, Hoheitstitel� 38 Christina Hoegen-Rohls ther hier eine andere Ausgabe des griechischen Textes vorlag - Nestle-Aland 28. Aufl. verzeichnet jene Zeugen, die in V. 1 κύριος lesen -, so werden wir mit den Studierenden entdecken können, dass Luther bewusst für »Jesus« den christologischen Titel »Herr« einsetzt und mit der dafür verwendeten Druckgestalt » HE rr« zum Ausdruck bringen möchte, dass er Jesus als Gott versteht� Um nun die berechtigte Vermutung der Studierenden, das Großbuchstabenpaar HE könne Jesus als den »Herrn Jesus Christus« zur Geltung bringen wollen, endgültig als relevant zu würdigen und im Blick auf die drucksemantische Dimension »Jesus ist Gott« hin zu vertiefen, lohnt sich der Blick auf das Wechselgespräch zwischen Jesus und der Samariterin in den V. 11-15, in denen gerade das alltagssprachliche »Herr« erscheint� Nach Jesu Wort vom lebendigen Wasser in V� 10 beginnt mit V� 11 eine neue Phase des Dialogs, die durch die irritierte Frage der samaritischen Frau eingeleitet wird, woher denn Jesus, zumal ohne Schöpfgefäß, »lebendiges Wasser« nehme - die Samariterin bezieht solches Wasser auf das sprudelnde Grundwasser, das der Brunnen als »›gefasste Quelle‹« 42 und aufgrund seiner Tiefe bereit hält. In V. 15 weicht ihre Irritation einer dringenden Bitte: Wenn wirklich, wie Jesus ihr sagt, er ein anderes Wasser zu bieten habe als der Jakobsbrunnen - eines, das in dem, der trinkt, eine Quelle von Wasser erzeugt, das ins ewige Leben »springt« 43 - , dann möge er ihr eben dieses Wasser geben! Textgestalt 7: Joh 4,11.15 im Druckbild der Lutherbibel 1545 11 Spricht zu jm das weib / Herr / hastu doch nichts / da mit du schepffest / vnd der Brun ist tieff / Wo her hastu denn lebendig wasser? 15 Spricht das weib zu jm / Herr / Gib mir dasselbige wasser / auff das mich nicht duͤrste / das ich nicht her komen muͤsse zu schepffen. Eindeutig können die Studierenden nun erkennen, dass zwischen » HE rr« (V� 1) und »Herr« (V. 11.15) ein Unterschied besteht. Die Samariterin spricht Jesus mit der Höflichkeitsanrede »Herr« an - und dem Bibeldruck von 1545 scheint daran gelegen zu sein, diese Anrede als eine alltagsbzw� routinesprachliche Anrede zu kennzeichnen. Weder in V. 11 noch in V. 15 wird »Herr« als christologischer Titel ausgezeichnet� Soll das zeigen, dass die samaritische Frau noch am Anfang eines Verstehensprozesses steht? Wird ihr im weiteren Gesprächsverlauf, in dem 42 Vgl� Thyen, Johannesevangelium, 247� 43 So die Grundbedeutung von ἅλλομαι in V. 14. Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 39 sie sich Schritt für Schritt an Jesu Bedeutung als Prophet (V� 19) und Messias (V. 15) herantastet, das doppelte Großbuchstabenpaar als Zeichen wachsender Christuserkenntnis zugebilligt? Studierende werden sich nicht ohne Neugier auf solche Fragen einlassen� Dritter Schritt: Die Verssegmentierung des Textes Wird schon mittels der visuellen Wahrnehmung des Textes und der Einsicht in seine drucksemantische Qualität das Verständnis für die äußere Bauform des Textes und für den Zusammenhang von Form und Inhalt gefördert, so dient diesem Erkenntnisinteresse in besonderer Weise der Schritt der Verssegmentierung� Formal bezieht er sich auf die Einteilung des Textes in nummerierte Verse. Sprachlich gesehen widmet er sich der Einteilung des Textes in Sätze. Der Schritt der Verssegmentierung führt Studierende zu der Kompetenzstufe, einen biblischen Text in seine syntaktischen Einheiten auffächern zu können, um Einzelaspekte seiner inhaltlichen Darstellung und einzelne »Schichten« seiner Textur genauer zu erfassen� Sowohl Form als auch Inhalt des Textes werden unter dem mikroskopischen Blick der Verssegmentierung »vergrößert«, die Wahrnehmung beider Aspekte verlangsamt. Der Gewinn liegt auf der Hand: Sollen später im Laufe diachroner Arbeitsschritte Studierende an Teilversen bzw� Teilsätzen durchspielen können, ob diese als form-, literar- oder redaktionskritisch relevant zu bewerten sind, so müssen sie zuvor ihren Blick eben für Teilverse und Teilsätze schärfen� Didaktisch kann zur Einübung dieses Schrittes zunächst wiederum am Druck der Lutherbibel von 1545 gearbeitet werden, wobei das Augenmerk auf die Satzzeichen zu richten ist, auf die Verwendung von Punkt und Virgel� Lässt sich beschreiben, welche Funktion genau diese Satzzeichen haben? Textgestalt 8: Joh 4,6-8 im Fließtext der Lutherbibel 1545 […]6 Es war aber daselbs Jacobs brun� Da nu Jhesus muͤde war von der Reise / satzte er sich also auff den brun / Vnd es war vmb die sechste stunde� 7 Da kompt ein Weib von Samaria wasser zu scheppfen� Jhesus spricht zu jr / Gib mir trincken. 8 Denn seine Juͤnger waren in die Stad gegangen / das sie Speise keufften� Studierenden wird auffallen, dass der Punkt - so wie sie es von ihrer Sprache, dem Neuhochdeutschen, her kennen - einen Gesamtsatz kennzeichnet und abschließt� Die Virgel hat demgegenüber gliedernde Funktion: Sie unterteilt 40 Christina Hoegen-Rohls einen Gesamtsatz in einzelne Hauptsätze oder in ein Gefüge von Haupt- und Nebensätzen� Beide Zeichen, Virgel und Punkt, scheinen demnach syntaktische Funktion zu besitzen� Produktive Widerstände gegen eine glatte Deutung der Satzzeichen auf ihre syntaktische Funktion hin könnten sich unter Studierenden allerdings im Blick auf die Satzeinheit »Vnd es war vmb die sechste stunde« regen� Die studentische Frage könnte lauten: Was ist das für ein Satz, wenn ihn kein Punkt, sondern die Virgel vom Vorigen trennt? Ist er dann als ein Haupt- oder Nebensatz im Gesamtsatz aufzufassen? Es könnte sich aber doch, vergleichbar mit dem ersten Satz von V. 6 (»Es war aber daselbs Jacobs brun.«) auch um einen eigenen Gesamtsatz handeln, eingeleitet durch »und«� Mitverantwortlich für diese Frage könnte die am Neuhochdeutschen geschulte Sehgewohnheit sein, dass neue Sätze mit einem Großbuchstaben beginnen. Mit ihrer Frage jedenfalls stießen die Studierenden auf die Eigenart des Interpunktionssystems im Deutschen, für dessen Entwicklung Luthers Bibelübersetzungen eine entscheidende Rolle spielten� 44 Um die Entdeckung der Studierenden zu würdigen und ihre Frage einer Antwort zuzuführen, wäre es hilfreich, den Text von verschiedenen Studierenden laut vorlesen zu lassen� Als Lehrende könnten wir den Text ein weiteres Mal selbst laut und betont vortragen� Vorlesende wie zuhörende Studierende werden dabei akustisch wahrnehmen, dass Punkt und Virgel phonetische Zäsuren im Vortrag setzen. Das Lehr-/ Lern-Gespräch wird daran anknüpfen und darauf hinweisen, dass sich Interpunktion vollständig erst im Neuhochdeutschen als ein syntaktisches, auf den Lese text bezogenes Ordnungsprinzip darstellt� Im Alt- und Mittelhochdeutschen und auch zu Beginn der frühneuhochdeutschen Zeit eignet der Interpunktion hingegen eine rhythmisch-intonatorische Funktion, und zwar im Blick auf den Hör text: Die Hauptaufgabe der Satzzeichen bestand darin, den Text für den mündlichen Vortrag in Sprechphasen zu gliedern� Punkt und Virgel zeigen somit natürliche Sprech-und Atempausen an� Auf der Grenze zwischen Hör- und Lesetext dienen sie »der optischen Kennzeichnung von Lesepausen« 45 � Damit aber sind auf dem Wege des entdeckenden Lernens zwei wesentliche Kriterien für die Verssegmentierung gewonnen: Sie wird sich an Satzzeichen orientieren und somit als syntaktisches Prinzip Anwendung finden� Sie kann aber zugleich oratorische Aspekte wie Sprechrhythmus und Satzmelodie für die Binnendifferenzierung der Verse zur Geltung bringen und somit als rhythmisch-intonatorisches Prinzip zur Anwendung kommen� Für Studierende, die am deutschen Text arbeiten, wird sich zeigen, dass die durch Satzzeichen und 44 Vgl. dazu Besch, Interpunktion, 191-199. 45 Vgl� Hartweg/ Wegera, Frühneuhochdeutsch, 131� Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 41 aus rhythmisch-intonatorischen Gründen gesetzten Zäsuren häufig völlig oder weitgehend übereinstimmen� Eine kleine Abweichung zwischen Satzzeichen- Zäsur und rhythmisch-intonatorischer Zäsur zeigt die auf Joh 4,6-8 bezogene Textgestalt 9 in V� 7: Vom Sprechrhythmus her ergibt sich nach »Samaria«, also vor der Infinitivphrase »wasser zu scheppfen«, eine kurze Atempause� Es ergäbe sich daher folgende Textpräsentation: Textgestalt 9: Verssegmentierte Textpräsentation von Joh 4,6-8 (Lutherbibel 1545), orientiert an den Satzzeichen Virgel und Punkt sowie an rhythmisch-intonatorischen Zäsuren 6 Es war aber daselbs Jacobs brun� Da nu Jhesus muͤde war von der Reise / satzte er sich also auff den brun / Vnd es war vmb die sechste stunde� 7 Da kompt ein Weib von Samaria wasser zu scheppfen� Jhesus spricht zu jr / Gib mir trincken. 8 Denn seine Juͤnger waren in die Stad gegangen / das sie Speise keufften� Angesichts der für das Auge nun übersichtlich gegliederten Textgestalt wird sich für Studierende die Funktion der Virgel weiter erschließen: Sie dient im Bibeldruck von 1545 auch dem Übergang von Erzählung zu direkter Rede und vertritt den im späteren Frühneuhochdeutschen gebräuchlich werdenden Doppelpunkt mit seiner charakteristischen »Ankündigungsfunktion« 46 � Bei der weiteren gemeinsamen Erarbeitung der Segmentierungsregeln kann hieraus abgeleitet werden, dass Redeeinleitungswendungen grundsätzlich als eigenes Verssegment zu behandeln sind� Um sie als solche sofort kenntlich zu machen, können sie zusätzlich unterstrichen werden� Die davon abgesetzte direkte Rede kann durch Kursivdruck ausgezeichnet werden� Auf diese Weise kann das Druckbild jene Partien des erzählenden Textes hervorheben, in denen der Erzähler seine Stimme an die erzählten Figuren abtritt� Typographisch-funktional lässt sich somit eine Differenzierung zwischen Erzählung, Redeeinleitungswendung und erzählter Rede abbilden. Dementsprechend kann der Ausschnitt Joh 4,6-8 in der Version der Lutherbibel 1984 folgendermaßen präsentiert werden: 46 Vgl� Hartweg/ Wegera, Frühneuhochdeutsch, 132� 42 Christina Hoegen-Rohls Textgestalt 10: Verssegmentierte Textpräsentation von Joh 4,6-8 (Lutherbibel 1984), orientiert an Satzzeichen (in Übereinstimmung mit rhythmisch-intonatorischen Zäsuren) sowie an typographisch-funktionaler Differenzierung zwischen Erzählung, Redeeinleitungswendung und erzählter Rede 6 Es war aber dort Jakobs Brunnen� Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich am Brunnen nieder; es war um die sechste Stunde� 7 Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen� Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! 8 Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Essen zu kaufen� Studierende schlagen häufig von sich aus vor, die Differenzierung zwischen Erzählung, Redeeinleitungswendung und erzählter Rede optisch noch zu verstärken, indem die direkte Rede eingerückt wird� Hier wird durch das Erstellen verschiedener Textdarbietungen auszuprobieren und abzuwägen sein, ob das Druckbild noch seine Übersichtlichkeit behält� In jedem Falle bietet es sich spätestens jetzt an, eine Bezeichnung der segmentierten Verse vorzunehmen, damit im weiteren Lehr-/ Lern-Gespräch - und später beim Erarbeiten der synchronen und diachronen Methodenschritte sowie beim Schreiben der exegetischen Proseminararbeit - präzise und unmissverständlich auf die einzelnen Verssegmente Bezug genommen werden kann� Der Abschnitt Joh 4,6-11 sähe bei einer Textpräsentation mit bezeichneten Verssegmenten und eingerückter erzählter Rede wie folgt aus: Textgestalt 11: Verssegmentierte Textpräsentation (mit Versbezeichnung) von Joh 4,6-9 (Lutherbibel 1984), orientiert an Satzzeichen, an rhythmischintonatorischen Zäsuren (vgl. Zäsur zwischen V. 9d und 9e) sowie an typographisch-funktionaler Differenzierung zwischen Erzählung, Redeeinleitungswendung und erzählter Rede 6a Es war aber dort Jakobs Brunnen� 6b Weil nun Jesus müde war von der Reise, 6c setzte er sich am Brunnen nieder; 6d es war um die sechste Stunde� 7a Da kommt eine Frau aus Samarien, 7b um Wasser zu schöpfen� Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 43 7c Jesus spricht zu ihr: 7d Gib mir zu trinken! 8a Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, 8b um Essen zu kaufen� 9a Da spricht die samaritische Frau zu ihm: 9b Wie, 9c du bittest mich um etwas zu trinken, 9d der du ein Jude bist 9e und ich eine samaritische Frau? 9 f Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Aufgrund des immer schärfer werdenden Blicks, den die Verssegmentierung ermöglicht, bemerken Studierende häufig zu diesem Zeitpunkt der Arbeit am Text bereits dessen verschiedenen Erzählebenen� 47 Als Lehrende werden wir die Energie der Studierenden nutzen, um sie zu grundlegenden Beobachtungen hinsichtlich der unterschiedlichen Rollen, die der Erzähler des Textes einnimmt, zu führen. Bezogen auf den Abschnitt Joh 4,6-9 werden Studierende von sich aus oder mit Hilfestellung drei Erzählerrollen herausarbeiten können: In V� 6a-d erfüllt der Erzähler seine genuine Erzählerrolle, indem er im Erzähltempus Imperfekt Schauplatz und Zeit des erzählten Geschehens vor Augen führt� In V� 7a-d und in V� 9a-e wechselt er in die Rolle des »Regisseurs«, der im Präsens die Protagonisten des erzählten Stücks auftreten lässt� In V� 8a-b und in V� 9 f kommentiert er die erzählte Szene und die erzählte Rede� So erklärt er in V� 7 die Konzentration auf die beiden erzählten Figuren dadurch, dass er im Vorzeitigkeitstempus die Jünger als szenisch Abwesende einblendet� In V� 9 f erläutert er die scharfe Gegenüberstellung von »du ein Jude« (V. 9d) und »ich eine samaritische Frau« (V� 9e), in der sich die Irritation der Samariterin darüber artikuliert, dass Jesus, der Jude, sie anspricht� In allen drei narrativen Rollen - als Erzähler, als Regisseur und als Kommentator der Szene - agiert der Erzähler auktorial. Oft schlagen Studierende vor, alle drei Rollen typographisch durch Einrückungen hervorzuheben bzw� durch Spaltendruck voneinander abzuheben� Eine drucktechnische Umsetzung dieser Differenzierung gelingt am besten, wenn das Seitenlayout im Querformat gewählt wird (vgl� Handreichung 1 mit Textgestalt 12)� Textgestalt 12 ordnet dabei die erzählte Rede der auf die Bühne der Erzählung tretenden Figuren der Spalte »Regisseur« zu� Eben diese Zuordnung werden manche Studierende möglicherweise als unbefriedigend empfinden, zumal dann, wenn sie entdecken, dass im weiteren Ver- 47 Vgl. dazu Genette, Erzählung, 147-150. 44 Christina Hoegen-Rohls lauf des erzählten Gesprächs zwischen Jesus und der Samariterin der Erzähler selbst es ist, der die erzählten Figuren »auf die Bühne holt« - nicht, wie der »Regisseur« im Präsens, sondern im erzähltypischen Imperfekt� Dies kann Textgestalt 13 verdeutlichen: Textgestalt 13: Verssegmentierte Textpräsentation von Joh 4,10-15 (Lutherbibel 1984) mit Tempusbestimmung der für die Redeeinleitungswendung verwendeten finiten Verben 10a Jesus antwortete dt� Impf� / gr� Aorist 10b und sprach zu ihr: dt� Impf� / gr� Aorist 10c Wenn du erkenntest die Gabe Gottes 10d und wer der ist, 10e der zu dir sagt: 10 f Gib mir zu trinken! , 10g du bätest ihn, 10h und er gäbe dir lebendiges Wasser. 11a Spricht zu ihm die Frau: dt� Präsens / gr� Präsens 11b Herr, 11c hast du doch nichts, 11d womit du schöpfen könntest, 11e und der Brunnen ist tief; 11 f woher hast du dann lebendiges Wasser? 12a Bist du mehr als unser Vater Jakob, 12b der uns diesen Brunnen gegeben hat? 12c Und er hat daraus getrunken 12d und seine Kinder 12e und sein Vieh. 13a Jesus antwortete dt� Impf� / gr� Aorist 13b und sprach zu ihr: dt� Impf� / gr� Aorist 13c Wer von diesem Wasser trinkt, 13d den wird wieder dürsten, 14a wer aber von dem Wasser trinken wird, 14b das ich ihm gebe, 14c den wird in Ewigkeit nicht dürsten, 14d sondern das Wasser, 14e das ich ihm geben werde, 14 f das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, 14g das in das ewige Leben quillt. Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 45 15a Spricht die Frau zu ihm: dt� Präsens / gr� Präsens 15b Herr, 15c gib mir solches Wasser, 15d damit mich nicht dürstet 15e und ich nicht herkommen muß, 15 f um zu schöpfen! Die Beobachtung, dass der Erzähler sowohl im Imperfekt bzw� Aorist als auch dramatisierend im Präsens erzählen kann, lassen seine Rollen als »Erzähler« und als »Regisseur« so nahe zusammenrücken, dass es gerechtfertigt erscheint, sie in einer Spalte abzubilden (vgl. Handreichung 2 mit Textgestalt 14). Gleichzeitig kann mit Studierenden erarbeitet werden, dass unabhängig davon, ob der »Erzähler« im Imperfekt erzählte Rede einleitet oder als »Regisseur« ins Präsens wechselt, die Figurenrede selbst zeitdeckendes Erzählen spiegelt, in dem Erzählzeit und erzählte Zeit »zur Deckung« kommen� 48 Die Typographie des Textes lenkt auf solche erzähltheoretisch relevanten Entdeckungen geradezu »physiologisch« hin� Als Lehrende werden wir daher in unserer Werkstatt-Arbeit mit den Studierenden immer wieder durchspielen, welche typographische Darbietungsform die Struktur und den Erzählcharakter des Textes am deutlichsten zur Geltung bringt. Die Studierenden werden hierbei eine hohe gestalterische Energie freisetzen, die ihnen durch die Feinarbeit der Verssegmentierung zugewachsen ist� Was die Verssegmentierung von Textgestalt 13 betrifft, so lassen sich abschließend zwei »kritische Punkte« benennen, die Aufmerksamkeit verdienen� Der erste Punkt: Exemplarisch für viele Fälle seiner Art kann V. 12c-e stehen. Nach welcher Regel wird hier segmentiert? Offenkundig sind es nicht Satzzeichen, die die Versunterteilung begründen können� Es greift also nicht das syntaktische, sondern das rhythmisch-intonatorische Prinzip� Nach V� 12c, dessen Sprechakzent, vom Satzganzen her bedingt, auf »er« liegt (»Und er hat daraus getrunken«), setzt der oratorische Vortrag eine kurze Sprech- und Atempause, bevor er, angeschlossen durch »und«, die weiteren Größen benennt, die - wie Jakob - aus dem Brunnen getrunken haben: seine Kinder und sein Vieh. Der Satz- und Sprechakzent liegt dabei jeweils auf dem Subjekt (»und seine Kinder «/ »und sein Vieh «) und zieht eine kurze Sprechpause nach sich� Beiden Satzteilen kommt daher ein eigenes Verssegment zu� Im Verlauf weiterer Textarbeit mit den Studierenden wird kritisch zu prüfen sein, ob sich aus dem Beispiel von V. 12c-e die allgemeine Regel ableiten lässt, dass Aufzählungen zu segmentieren 48 Zum Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit vgl� noch immer grundlegend Müller, Zeit; Müller, Erzählzeit; Lämmert, Bauformen; Genette, Erzählung, 17 f.53-71.99-102. 46 Christina Hoegen-Rohls sind� Hinzuweisen ist in jedem Falle darauf, dass die Verssegmente V� 12d stilistisch Ellipsen darstellen, in denen grammatikalisch jeweils das finite Verb zu ergänzen ist (V� 12d: »und seine Kinder haben daraus getrunken «; V� 12e: »und sein Vieh hat daraus getrunken «)� 49 Dieses Fehlen der Verben führt Studierende vielfach in Fällen wie V. 12c-e dazu, zurückzufragen, ob hier nicht auch eine andere Art der Versbezeichnung denkbar wäre� Orientiert an dem einzig vorhandenen finiten Verb von V� 12c könnte dieses Verssegment als V� 12c1, die beiden weiteren, elliptisch formulierten Verssegmente als V�12c2 und V� 12c3 gekennzeichnet werden� Man wird das erwägen können� Sollte die eine oder der andere Studierende sich für eine solche Versbezeichnung entscheiden, bleibt oberstes Prinzip, diese Bezeichnungsweise in allen vergleichbaren Fällen konsequent anzuwenden� 50 Der zweite Punkt: Sowohl durch das Satzzeichen-Prinzip als auch durch das rhythmisch-intonatorische Prinzip sind die Verssegmente V� 11b und V. 15b begründet. Nach »Herr« steht ein Komma, und allein dieses weist auf eine kurze Sprechpause hin� Ist diese aber sprechtechnisch bzw� pragmatisch bedingt durch die Anrede oder durch einen Anruf ? Anders gefragt: Worum handelt es sich im Sinne praktischer Sprachverwendung bei »Herr« - um eine Anrede (englisch: address, address form), deren Funktion es in der Regel ist, das Gegenüber in einer mündlichen oder schriftlichen Gesprächssituation zu charakterisieren und dabei die soziale Konstellation zu klären (z� B� hierarchisch versus symmetrisch); 51 oder um einen Anruf (englisch: call), mit dem die Aufforderung an den Angerufenen verbunden ist, eine kommunikative Beziehung mit dem Anrufenden einzugehen? 52 Die Fragen mögen dazu dienen, Lehrende wie Studierende auf ein weiteres Problemfeld aufmerksam zu machen, das sich mit der Methode der Verssegmentierung verbindet: das Feld der Sprechakte� 53 Grammatikalisch gesehen liegt mit dem Verssegment »Herr« ein Einwortsatz vor� 54 Aber wie wollen wir das Verssegment sprechakttheoretisch fassen? Und noch grundsätzlicher gefragt: Verändert ein sprechakttheoretischer Blick auf den Text unser Verständnis der Verssegmentierung? Werden wir Fälle 49 Dass die finiten Verben nicht vorhanden sind, könnte vielleicht sogar ein grammatikalischer Grund dafür sein, dass eine Sprechpause erzeugt wird. 50 Vgl� in Textgestalt 11 die Zäsur zwischen V� 9d (»der du ein Jude bist«) und V� 9e (»und ich eine samaritische Frau [zu ergänzen: bin ]«)� Auch hier müsste, orientiert am einzig vorhandenen finiten Verb »bist« in V� 9d, dann als Versbezeichnung V� 9d1 und V� 9d2 stehen� 51 Vgl� Bußmann, Sprachwissenschaft, 44; Nehring, Anruf, 128� 52 Vgl� Nehring, Anruf, 102� 53 Vgl� dazu Rolf, Illokutionäre Kräfte; Rolf, Austin; exemplarisch Brinker, Textanalyse, 79-88. 54 Vgl� dazu Nehring, Anruf; Hill, Vocatives� Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 47 finden, in denen weder das Satzzeichen-Prinzip noch das rhythmisch-intonatorische Prinzip die Verssegmentierung begründen, sondern ein »Sprechakt- Prinzip«? 55 Ertrag: Die Methode der Verssegmentierung als Methode der Verlangsamung und als Methode der Text- und Sprachsensibilisierung Mit Studierenden die Methode der Verssegmentierung im Proseminar zu erarbeiten und einzuüben, heißt, exegetisches »Verstehen von Anfang an« aktiv zu unterstützen� 56 Von der ersten anvisierten Kompetenzstufe, einen Text in seiner äußeren Gestalt visuell wahrnehmen und beschreiben zu können, über die nächste Kompetenzstufe, seine drucksemantische Qualität im Sinne erster Hinweise auf den Zusammenhang von Form und Inhalt reflektieren zu können, bis hin zu der Kompetenzstufe, den Text syntaktisch »sortieren« zu können, um Einblick in seinen sachlichen, sprachlichen und strukturellen Gehalt zu gewinnen und dabei ein Verständnis für »Textualität« zu entwickeln, 57 versteht sich die Methode der Verssegmentierung als heilsame Methode der Verlangsamung und als Methode der Text- und Sprachsensibilisierung� Das geeignete Format, in dem ein »entschleunigter«, sprachsensibler Umgang mit dem biblischen Text gleich zu Beginn des Proseminars gelingen kann, ist meiner Erfahrung nach der exegetische Workshop, der sich unter den nüchternen Titel »Blocktag Exegese« stellen oder mit einem aktuelleren »label« - wie »Start up! « oder »Kick off! « - schmücken lässt� Ob an einem der ersten Samstage des Semesters, an zwei Freitagnachmittagen oder schon propädeutisch in der Orientierungswoche durchgeführt - der Exegese-Workshop zur Methode der Verssegmentierung weckt, wie wir in Münster positiv erfuhren, 58 die Sprach- und Textgeister Studierender 55 Auf diese Fragen gestoßen zu sein, verdanke ich der langjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit mit Lars Maskow vom Exzellenz-Cluster der Universität Münster� Ihm sowie meinem Doktoranden Stefan Zorn und meiner Hilfskraft Matthias Feil danke ich herzlich für den inhaltlichen Austausch über die Methode der Verssegmentierung sowie für aufmerksames Korrekturlesen des vorliegenden Beitrags� 56 Mit diesem Interesse wurde die für die exegetischen Proseminare (AT/ NT) von mir entwickelte Methode der Verssegmentierung in gemeinsamen Lehreinheiten mit Lars Maskow (Münster), Jan Heilmann (früher Münster, jetzt Dresden), Moritz Gräper (Münster) und Sarah Neumann (Münster) über viele Semester hinweg erprobt� Ich nutze die Methode für jede exegetische Arbeit am originalsprachlichen und übersetzten Text - auch in der Vorlesung und im Hauptseminar� 57 Vgl. dazu Schwarz-Friesel/ Consten, Textlinguistik, exemplarisch 13-24. 58 Auch die Arbeitsschritte »Abgrenzung des Textes«, »Einbettung des Textes in seinen Mikro-, Meso- und Makrokontext« sowie »Analyse der Spannungskurve des Textes« 48 Christina Hoegen-Rohls und begeistert sie für die biblischen Texte als »starkes Material« 59 ihres bibelwissenschaftlichen Studiums� bieten sich für einen Exegese-Workshop an, der sich gut an den Workshop zur Verssegmentierung anschließen oder mit diesem - je nach zur Verfügung stehender Zeit - verknüpfen lässt. Es wird einleuchten, dass die anschauliche Graphik zum Spannungsbogen eines Textes, wie sie sich bei Erlemann/ Wagner, Leitfaden, 51, findet, unter Einzeichnung der einzelnen Verssegmente möglicherweise im einen oder anderen Fall überraschende »Hoch- und Tiefpunkte« der Kurve zu Tage fördert� 59 Vgl� dazu Hoegen-Rohls, Text, 231� Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 49 Handreichung 1: Textgestalt 12 im Querformat Textgestalt 12: Verssegmentierte Textpräsentation von Joh 4,1-9 (Lutherbibel 1984) mit typographischer Hervorhebung der Erzählerrollen und der Figurenrede Erzähler Regisseur/ Figurenrede Kommentator 1a Als nun Jesus erfuhr, 1b daß den Pharisäern zu Ohren gekommen war, 1c daß er mehr zu Jüngern machte und taufte als Johannes 2a - obwohl Jesus nicht selber taufte, 2b sondern seine Jünger -, 3a verließ er Judäa 3b und ging wieder nach Galiläa. 4 Er mußte aber durch Samarien reisen. 5a Da kam er in eine Stadt Samariens, 5b die heißt Sychar, 5c nahe bei dem Feld, 5d das Jakob seinem Sohn Josef gab. 6a Es war aber dort Jakobs Brunnen. 6b Weil nun Jesus müde war von der Reise, 6c setzte er sich am Brunnen nieder; 6d es war aber um die sechste Stunde. 7a Da kommt eine Frau aus Samarien, 7b um Wasser zu schöpfen. 50 Christina Hoegen-Rohls 7c Jesus spricht zu ihr: 7d Gib mir zu trinken! 8a Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, 8b um Essen zu kaufen. 9a Da spricht die samaritische Frau zu ihm: 9b Wie, 9c du bittest mich um etwas zu trinken, 9d der du ein Jude bist 9e und ich eine samaritische Frau? 9f Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 51 55 Handreichung 2: Textgestalt 14 im Querformat Textgestalt 14: Verssegmentierte Textpräsentation (mit Versbezeichnung) von Joh 4,1-15 (Lutherbibel 1984) mit typographischer Hervorhebung der Erzählerrollen und der Figurenrede sowie mit Tempusbestimmung der für die Redeeinleitungswendung verwendeten finiten Verben Erzähler/ Regisseur/ Figurenrede Kommentator Tempus der für die Redeeinleitung verwendeten finiten Verben Verhältnis Erzählzeit / erzählte Zeit 1a Als nun Jesus erfuhr, 1b daß den Pharisäern zu Ohren gekommen war, 1c daß er mehr zu Jüngern machte und taufte als Johannes 2a - obwohl Jesus nicht selber taufte, 2b sondern seine Jünger -, 3a verließ er Judäa 3b und ging wieder nach Galiläa. 4 Er mußte aber durch Samarien reisen. 5a Da kam er in eine Stadt Samariens, 5b die heißt Sychar, 5c nahe bei dem Feld, 5d das Jakob seinem Sohn Josef gab. 6a Es war aber dort Jakobs Brunnen. 6b Weil nun Jesus müde war von der Reise, 6c setzte er sich am Brunnen nieder; 6d es war aber um die sechste Stunde. 7a Da kommt eine Frau aus Samarien, 7b um Wasser zu schöpfen. 52 Christina Hoegen-Rohls 7c Jesus spricht zu ihr: deutsch: Präsens / griechisch: Präsens 7d Gib mir zu trinken! zeitdeckendes Erzählen 8a Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, 8b um Essen zu kaufen. 9a Da spricht die samaritische Frau zu ihm: deutsch: Präsens / griechisch: Präsens 9b Wie, zeitdeckendes Erzählen 9c du bittest mich um etwas zu trinken, 9d der du ein Jude bist 9e und ich eine samaritische Frau? 9f Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. 10a Jesus antwortete deutsch: Imperfekt / griechisch: Aorist 10b und sprach zu ihr: deutsch: Imperfekt / griechisch: Aorist 10c Wenn du erkenntest die Gabe Gottes zeitdeckendes Erzählen 10d und wer der ist, 10e der zu dir sagt: 10f Gib mir zu trinken! , 10g du bätest ihn, 10h und er gäbe dir lebendiges Wasser. 11a Spricht zu ihm die Frau: deutsch: Präsens / griechisch: Präsens 11b Herr, zeitdeckendes Erzählen 11c hast du doch nichts, 11d womit du schöpfen könntest, 11e und der Brunnen ist tief; Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 53 11f woher hast du dann lebendiges Wasser? 12a Bist du mehr als unser Vater Jakob, 12b der uns diesen Brunnen gegeben hat? 12c Und er hat daraus getrunken 12d und seine Kinder 12e und sein Vieh. 13a Jesus antwortete deutsch: Imperfekt / griechisch: Aorist 13b und sprach zu ihr: deutsch: Imperfekt / griechisch: Aorist 13c Wer von diesem Wasser trinkt, zeitdeckendes Erzählen 13d den wird wieder dürsten, 14a wer aber von dem Wasser trinken wird, 14b das ich ihm gebe, 14c den wird in Ewigkeit nicht dürsten, 14d sondern das Wasser, 14e das ich ihm geben werde, 14f das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, 14g das in das ewige Leben quillt. 15a Spricht die Frau zu ihm: deutsch: Präsens / griechisch: Präsens 15b Herr, zeitdeckendes Erzählen 15c gib mir solches Wasser, 15d damit mich nicht dürstet 15e und ich nicht herkommen muß, 15f um zu schöpfen! 54 Christina Hoegen-Rohls Handreichung 3: Verssegmentierung am griechischen Text (Textgestalt 15/ 16) mit sprachsynoptischer Darstellung (Textgestalt 17) Studierende, die am griechischen Text arbeiten, werden die Verssegmentierung zweistufig durchführen� Da der griechische Text weniger Satzzeichen enthält als seine deutschen Übersetzungen, wird eine erste, interpunktionsorientierte Stufe der Verssegmentierung folgende Textpräsentation ergeben: Textgestalt 15: Verssegmentierte Textpräsentation von Joh 4,6-8 (Nestle-Aland 28. Aufl.), orientiert an Satzzeichen sowie an typographisch-funktionaler Differenzierung zwischen Erzählung, Redeeinleitungswendung und erzählter Rede 6 ἦν δὲ ἐκεῖ πηγὴ τοῦ Ἰακώβ. ὁ οὖν Ἰησοῦς κεκοπιακὼς ἐκ τῆς ὁδοιπορίας ἐκαθέζετο οὕτως ἐπὶ τῇ πηγῇ· ὥρα ἦν ὡς ἕκτη. 7 Ἔρχεται γυνὴ ἐκ τῆς Σαμαρείας ἀντλῆσαι ὕδωρ. λέγει αὐτῇ ὁ Ἰησοῦς· δός μοι πεῖν· 8 οἱ γὰρ μαθηταὶ αὐτοῦ ἀπεληλύθεισαν εἰς τὴν πόλιν ἵνα τροφὰς ἀγοράσωσιν. Eine zweite Stufe der Verssegmentierung kann mit Studierenden erarbeitet werden, indem - wie beim Umgang mit dem deutschen Text - rhythmisch-intonatorische, also auf den Textvortrag bezogene Kriterien zur Geltung gebracht werden� Der mündliche bzw� oratorische Vortrag des griechischen Textes ist für Studierende zwar kein regelmäßiger Übungsgegenstand in theologischen Lehrveranstaltungen� Er kann aber im exegetischen Proseminar durchaus gepflegt werden� Hilfestellung zur weiteren Segmentierung der Verse kann in jedem Falle die grammatikalische Orientierung am finiten und nicht finiten Verb bieten: Jede Verbform - ob als finites Verb, als Partizip (außer in substantivierter Form) oder als Infinitiv - wird zum grammatischen Marker eines Versbzw. Satzsegments� Auf dieser Stufe der Verssegmentierung empfiehlt es sich, auch die Versbezeichnungen einzufügen, wie es Textgestalt 16 zeigt: Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 55 Textgestalt 16: Verssegmentierte Textpräsentation (mit Versbezeichnung) von Joh 4,6-8 (Nestle-Aland 28. Aufl.), orientiert an Satzzeichen, rhythmisch-intonatorischen Zäsuren [= an teil- und gliedsatzbildenden Verbformen] sowie an typographisch-funktionaler Differenzierung von Erzählung, Redeeinleitungswendung und erzählter Rede 6a ἦν δὲ ἐκεῖ πηγὴ τοῦ Ἰακώβ. 6b ὁ οὖν Ἰησοῦς κεκοπιακὼς ἐκ τῆς ὁδοιπορία 6c ἐκαθέζετο οὕτως ἐπὶ τῇ πηγῇ· 6d ὥρα ἦν ὡς ἕκτη. 7a Ἔρχεται γυνὴ ἐκ τῆς Σαμαρείας 7b ἀντλῆσαι ὕδωρ. 7c λέγει αὐτῇ ὁ Ἰησοῦς· 7d δός μοι πεῖν· 8a οἱ γὰρ μαθηταὶ αὐτοῦ ἀπεληλύθεισαν εἰς τὴν πόλιν 8b ἵνα τροφὰς ἀγοράσωσιν. Was sich an dem gewählten Textausschnitt Joh 4,6-8 an Verssegmentierung ergibt, ist kongruent mit dem verssegmentierten Text der deutschen Übersetzung� Zurückgelenkt zu dem frühneuhochdeutschen Text der Lutherbibel von 1545 zeigt sich, dass auch dessen Verssegmentierung mit dem segmentierten griechischen Text übereinstimmt� Dies spiegelt die kongeniale Entsprechung, die der Luthertext hier von Anfang an strukturell für das griechische Original findet� Eine solche völlige Übereinstimmung zwischen griechischem, frühneuhochdeutschem und deutschem Text wird sich nicht bei jedem neutestamentlichen Text finden lassen� Studierende werden aber bei der Verssegmentierung weiterer Abschnitte aus Joh 4,1-42 und bei jeder folgenden Verssegmentierung, ausgehend von ihrer an Joh 4,6-8 gesammelten Erfahrung, darauf achten, wie sich griechische und deutsche Sprachverwendung zueinander verhalten� Im Interesse eines solchen Vergleichs können sie den jeweiligen Text sprachsynoptisch darstellen. Für Joh 4,6-8 ergäbe sich folgendes Bild: 56 Christina Hoegen-Rohls Textgestalt 17: Verssegmentierte Textpräsentation von Joh 4,6-8 in sprachsynoptischer Darstellung (Nestle-Aland, 28 . Aufl./ Lutherbibel 1545/ Lutherbibel 1984) 6a ἦν δὲ ἐκεῖ πηγὴ τοῦ Ἰακώβ. 6a Es war aber daselbs Jacobs brun. 6a Es war aber dort Jakobs Brunnen. 6b ὁ οὖν Ἰησοῦς κεκοπιακὼς ἐκ τῆς ὁδοιπορία 6b Da nu Jhesus muͤde war von der Reise / 6b Weil nun Jesus müde war von der Reise, 6c ἐκαθέζετο οὕτως ἐπὶ τῇ πηγῇ· 6c satzte er sich also auff den brun / 6c setzte er sich am Brunnen nieder; 6d ὥρα ἦν ὡς ἕκτη. 6d Vnd es war vmb die sechste stunde. 6d es war um die sechste Stunde. 7a Ἔρχεται γυνὴ ἐκ τῆς Σαμαρείας 7a Da kompt ein Weib von Samaria 7a Da kommt eine Frau aus Samarien, 7b ἀντλῆσαι ὕδωρ. 7b wasser zu scheppfen. 7b um Wasser zu schöpfen. 7c λέγει αὐτῇ ὁ Ἰησοῦς· 7c Jhesus spricht zu jr / 7c Jesus spricht zu ihr: 7d δός μοι πεῖν· 7d Gib mir trincken. 7d Gib mir zu trinken! 8a οἱ γὰρ μαθηταὶ αὐτοῦ ἀπεληλύθεισαν εἰς τὴν πόλιν 8a Denn seine Juͤnger waren in die Stad gegangen / 8a Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, 8b ἵνα τροφὰς ἀγοράσωσιν. 8b das sie Speise keufften. 8b um Essen zu kaufen. Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 57 Literatur Bibelausgaben Biblia Das ist: Die gantze heilige Schrifft Deudsch� D� Mart� Luth� Wittemberg: durch Zacharias Lehman, 1586. Signatur: B deutsch 1585 03 (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart [Onlineversion], http: / / www�wlb-stuttgart�de/ referate/ theologie/ versnummerierung/ 1586_01.html, letzter Zugriff am: 31. 05. 2016; digitale Bibliothek der Universität Halle [Onlineversion], http: / / www�digitale�bibliothek� uni-halle.de.html, letzter Zugriff am: 31. 05. 2016). Das Neue Testament in der deutschen Übersetzung von Martin Luther nach dem Bibeldruck von 1545 mit sämtlichen Holzschnitten. Studienausgabe, hg. v. Hans-Gert Roloff; Bd. 1: Text in der Fassung des Bibeldrucks von 1545; Bd. 2: Entstehungsvarianten, Glossar, Bibliographie, Nachwort, RUB 3741/ 3742, Stuttgart 1989� Die Bibel� Nach der Übersetzung Martin Luthers� Mit Apokryphen� Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984, hg� v� d� Evangelischen Kirche in Deutschland, Stuttgart 1985 ff. Die-Bibel�de� Das Bibelportal der Deutschen Bibelgesellschaft [Onlinefassung], http: / / www.die-bibel.de/ online-bibeln.html, letzter Zugriff am: 31. 05. 2016. Nestle-Aland, Novum Testamentum Graece, 28. rev. Auflage, hg. v. Institut für Neutestamentliche Textforschung Münster/ Westfalen unter der Leitung von Holger Strutwolf, Münster 2012� Nestle-Aland, Novum Testamentum Graece [Onlinefassung], http: / / www.nestle-aland. com/ de/ na28-online-lesen.html, letzter Zugriff am: 31. 05. 2016. Septuaginta� Id est Vetus Testamentum graece iuxta LXX interpretes, hg� v� Alfred Rahlfs, Stuttgart 1935; 2. durchges. u. verb. Aufl., hg. v. 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Rolf, Eckard: Illokutionäre Kräfte. Grundbegriffe der Illokutionslogik, Opladen 1997. Rolf, Eckard: Der andere Austin� Zur Rekonstruktion/ Dekonstruktion performativer Äußerungen - von Searle über Derrida zu Cavell und darüber hinaus, Bielefeld 2009. Schmidt, Wilhelm: Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium, Stuttgart 11 2013� Die Methode der Verssegmentierung am Beispiel von Joh 4,1 - 15 59 Schwarz-Friesel, Monika/ Consten, Manfred: Einführung in die Textlinguistik (Einführungen Germanistik), Darmstadt 2014. Schweizer, Harald: Biblische Texte verstehen� Arbeitsbuch zur Hermeneutik und Methodik der Bibelinterpretation, Stuttgart u� a� 1986� Thyen, Hartwig: Das Johannesevangelium ( HNT 6), Tübingen 2 2015. Tilly, Michael: Einführung in die Septuaginta, Darmstadt 2005. Utzschneider, Helmut/ Nitsche, Stefan Ark: Arbeitsbuch literaturwissenschaftliche Bibelauslegung. 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