eJournals Kodikas/Code 36/3-4

Kodikas/Code
0171-0834
2941-0835
Narr Verlag Tübingen
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2013
363-4

Roman Jakobsons Peirce-Adaption

2013
Daniel H. Rellstab
Roman Jakobson (1896-1982) Roman Jakobsons Peirce-Adaption Anmerkungen zu einem Kapitel aus der Geschichte der Semiotik Daniel H. Rellstab 1 Einleitung Roman Jakobson ist einer der wichtigsten Linguisten des 20. Jahrhunderts, und sein Leben ist eng mit der Entwicklung der strukturalistischen Linguistik, des Strukturalismus, aber auch der Semiotik verknüpft: 1915, im Alter von 19 Jahren, gründet er mit anderen Studierenden den Moskauer Linguistischen Zirkel (cf. Wildgen 2010: 39). 1926, bei der Gründung des Prager Linguistischen Zirkels, ist er ebenfalls dabei, und während seines Aufenthalts in Prag pflegt er enge Beziehungen zum Kopenhagener Zirkel. Im New Yorker Exil trifft er Claude Lévi- Strauss, den er, wie Lévi-Strauss selbst nicht müde wird zu betonen, nachhaltig beeinflusst (cf. etwa Lévi-Strauss 1978). Hier machte er aber auch die Bekanntschaft von Jacques Lacan, Ernst Cassirer und anderen wichtigen Persönlichkeiten des Wissenschaftsbetriebs (cf. Jakobson 1974: 212). Jakobson ist, wie François Dosse richtig sagt, ein „globe-trotter du structuralisme“ gewesen (Dosse 1991: 77), und zwar nicht nur des linguistischen. Schon in Moskau interessiert er sich für interdisziplinäre, semiotische Fragestellungen: Er vergleicht sprachliche mit visuellen Kunstwerken (cf. Jakobson 1921b). In Prag untersucht er Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Musikwissenschaft und Linguistik (cf. Jakobson 1932). Doch erst in seinen späten Lebensjahren nimmt die Auseinandersetzung mit Semiotik und K O D I K A S / C O D E Ars Semeiotica Volume 36 (2013) No. 3 - 4 Gunter Narr Verlag Tübingen Daniel H. Rellstab 228 1 Der folgende Aufsatz ist eine Neufokussierung, Überarbeitung und Erweiterung eines Problembereichs, den ich in einem Unterkapitel meiner 2007 erschienen Dissertation (cf. Rellstab 2007) schon einmal thematisiert habe. insbesondere die Bestimmung des Verhältnisses von Sprache und anderen Zeichensystemen einen besonderen Rang in seinem Schaffen ein (cf. Jakobson 1967, 1968; Waugh 1985: xix). 1 Das scheint lange her. Und doch lassen sich Linien ziehen von aktuellen Ansätzen innerhalb der Linguistik und der Semiotik zurück zu Jakobson. Jakobsons funktionaler Strukturalismus beeinflusste neben André Martinet und dessen funktionaler Linguistik (cf. Akamatsu 2001; Feuillard 2001) auch die funktionale Sprachtypologie und Universalienforschung und die funktional systemische Grammatik M.A.K. Hallidays (cf. Davidse 1987). Obwohl diese Forschungsrichtungen sehr unterschiedliche Forschungsfelder bearbeiten, besteht eine Gemeinsamkeit: Beide Richtungen beschäftigen sich auch mit semiotischen Fragestellungen. In der funktionalen Sprachtypologie und Universalienforschung gilt neben dem Prinzip sprachlicher Ökonomie und der type-token-Frequenz Ikonizität als wichtigstes Prinzip des Aufbaus und der Entwicklung von Sprachsystemen (cf. etwa Croft 2003: 101-21). In der funktional systemischen Grammatik ist das semiotische Denken noch ausgeprägter. Sie versteht Sprache als „social semiotic“ (Halliday 1978), in welcher unterschiedliche semiotische Modi eine Rolle spielen (cf. Halliday 1993). Gleichzeitig bildet die systemisch funktionale Grammatik die Basis der kritischen Diskursanalyse, die heute zu einer multimodalsemiotisch ausgerichteten Forschungsrichtung geworden ist. Diese wiederum sieht sich als in der Tradition der Pariser semiotischen Schule stehend, jedenfalls „the way in which the Paris School semiotics is generally taught in the Anglo-Saxon world“ (Kress and van Leeuwen 2006: 6; cf. Kress 2010). Jakobsons Arbeiten stehen damit in linguistischen und semiotischen Traditionslinien, die heute noch weitergeführt werden. Deswegen lohnt es sich auch heute noch, Jakobsons Theorie und seine Theoriebildung unter die Lupe zu nehmen. Dies ist insbesondere da angezeigt, wo sich Jakobson selbst gerne als Theorievermittler präsentiert, nämlich in seiner Rolle als Vermittler der Zeichentheorie von Charles S. Peirce. Und dessen Zeichentheorie wird auch von den erwähnten Ansätzen beansprucht (cf. Croft 2003: 202) - oder als inadäquat zurückgewiesen, so etwa von Kress und van Leeuwen (2006: 8-9). In beiden Fällen wird Peirce nur in Schwundstufen rezipiert, und daran dürfte Jakobson nicht ganz unschuldig sein. Jakobson verweist zum ersten Mal in den frühen 1950er Jahren auf Peirce (cf. Jakobson 1953: 555 et passim). Von diesem Zeitpunkt an platziert er in seinen Texten immer wieder Peirce-Zitate, und zwar in den unterschiedlichsten Zusammenhängen (cf. etwa Jakobson 1959a: 267; Jakobson 1965: 350). Dass dieses Verweisen auf Peirce durchaus nicht ohne Problembewusstsein geschieht, signalisiert Jakobson selbst. Er verweist auf zwei Problemlagen, die der Peirce-Forschung auch heute noch Stoff zur Debatte und Arbeit bieten: Jakobson ist sich bewusst, dass die Quellenlage der Texte zumindest suboptimal ist. Und er weiß, dass Peirce’ Denken sehr dynamisch ist und dass dieser seine theoretischen Positionen ständig neu überdenkt und eingeführte Terminologie ändert, was einen sorgfältigen Umgang mit den peirceschen Texten zur Voraussetzung einer sauberen Rezeption macht (cf. Jakobson 1974: 205; 1976: 1535-36). Jakobson schreibt: [O]ne cannot read the Collected Papers of Peirce. One can only study them, changing completely, so to say, the whole perspective, the whole view of his works. Then one knows what are the works of Peirce; otherwise one has completely wrong ideas (Jakobson 1976: 1536). Roman Jakobsons Peirce-Adaption 229 2 Im Original: „de rattacher tous les systèmes sociaux à des catégories principielles qui fonctionnent comme catégories nouménales“ (Dosse 1991: 151). Wie adäquat ist aber Jakobsons eigenes Verständnis von Peirce? Studiert er Peirce? Oder liest er ihn einfach? Für Jakobsons Adepten ist klar, dass er Peirce richtig gelesen hat. Sie betonen, dass Jakobson Peirce für die Linguistik entdeckt hat. Gleichzeitig behaupten sie, dass Peirce einen entscheidenden Einfluss auf Jakobson ausgeübt habe (cf. Waugh 1985). Elmar Holenstein behauptet gar, dass Peirce für Jakobson nach dem Zweiten Weltkrieg „neben oder sogar an die Stelle Husserls“ getreten sei (cf. Holenstein 1975: 21) - und wie Holenstein nachweist, ist Husserl für die Entwicklung des jakobsonschen phänomenologischen Strukturalismus entscheidend gewesen (cf. Holenstein 1975: 55ff.; 1976: 13ff.). Diejenigen aber, die sich etwas intensiver mit Jakobsons Peirce-Rezeption auseinandergesetzt haben, zeigen, dass die Art und Weise, wie Jakobson der Linguistik Peirce näherbringen will, alles andere als unproblematisch ist. Dezidiert äußert sich Elizabeth Bruss (1978), die die erste war, welche eine Untersuchung der jakobsonschen Peirce-Adaption durchführte: Sie weist zwar darauf hin, dass sich Gemeinsamkeiten zwischen Peirce und Jakobson finden lassen. Doch gemäß Bruss beschränken sich diese darauf, dass sich beide auf die spekulative Grammatik berufen, und dass beide einen Hang zum Aufstellen von Typologien haben. Ihr Verdikt über Peirce’ Einfluss auf Jakobson liest sich wie eine harsche Replik auf die Behauptung Holensteins: Most of Jakobson’s attitudes have already matured by the time he draws upon Peirce; he has already formulated much of the basic framework for his semiotics. Thus he is a selective reader, using Peirce to supply additional support for his own positions, deploying him polemically as the exemplar of an alternative to the Saussurian tradition. His readings of Peirce never seem to demand any serious revisions of his own categories (Bruss 1978: 81). Aus einer etwas anderen Perspektive analysiert Jakób Liszka (1981) das Verhältnis von Jakobson und Peirce. Neben dem Nachweis, dass Jakobsons Adaption des peirceschen Interpretanten als Übersetzung von einem Zeichen in ein anderes legitim und plausibel ist, geht es ihm vor allem darum zu zeigen, dass die peircesche Philosophie mit dem Strukturalismus zumindest hinsichtlich der metaphysischen Grundlegungen kompatibel ist. Ihn interessiert insbesondere der Isomorphismus, die Idee, dass das System der Regeln der Sprache ein Bild des physio-neurologischen Regelsystems sei (cf. Liszka 1981: 42) Dabei bezieht sich Liszka allerdings nicht direkt auf Jakobson, sondern auf Lévi-Strauss. Denn: The philosophical consequence of isomorphism can be, strangely enough, found in Lévi- Strauss, through the Kantian formulation of that principle, [which] makes the comparison to Peirce easier (Liszka 1981: 44). Lévi-Strauss’ Strukturalismus weist in der Tat einen kantianischen Unterbau auf, der sich etwa daran zeigt, dass Lévi-Strauss versucht „alle sozialen Systeme auf Fundamentalkategorien zurückzuführen, die als noumenale Kategorien fungieren“ (Dosse 1991: 151). 2 Dass diese noumenalen Kategorien a priori von Lévi-Strauss tatsächlich nach der Phonologie modelliert werden, ist ebenfalls bekannt (cf. Dosse 1991: 151f.). Doch impliziert dies keineswegs, dass Lévi-Strauss mit Jakobson gleichgesetzt werden kann. Lizska analysiert also nicht eigentlich die Kompatibilität des jakobsonschen Strukturalismus mit der philosophischen Position von Peirce, sondern die Kompatibilität zwischen Lévi-Strauss’ Variante des Strukturalismus und einer objektiv idealistischen Position, welche Liszka Peirce attribuiert. Daniel H. Rellstab 230 Anders argumentiert Thomas Short (1998). Short geht vor allem auf Unterschiede zwischen Peirce’ und Jakobsons Zeichendefinitionen sowie auf die teleologische Sprachvorstellung Jakobsons und dessen Behauptung, dass Peirce ebenfalls eine solche Vorstellung vertreten habe, ein. Short sieht zwischen Peirce und Jakobson durchaus Parallelen. Diese führt er aber nicht auf einen nachhaltigen Einfluss von Peirce zurück, sondern darauf, dass Jakobson im Prinzip eine Sprachvorstellung vertritt, die er mit Hilfe des peirceschen Zeichenmodells und der peirceschen Vorstellung von Teleologie besser hätte fundieren können: Peirce’ funktionales, relationales Zeichenmodell wäre besser geeignet gewesen, Jakobsons Funktionalismus zu fundieren. Auch Short weist nach, dass Jakobsons Peirce-Adaption problematisch ist. Er diskutiert sie aber vor allem, um Jakobsons verpasste Chancen aufzuzeigen. Eine systematische Darstellung der jakobsonschen Interpretation peircescher Ideen fehlt aber bisher. Wie genau stellt er Peirce in seinen Schriften dar? Dies soll im Folgenden in Ansätzen geleistet werden. 2 Jakobsons kommunikationswissenschaftliche Semiotik, Peirce’ semiotische Logik Jakobson setzt sich schon früh mit dem Verhältnis der Linguistik zu anderen Disziplinen auseinander. Steht in der Zeit in Moskau und Prag die Etablierung der Linguistik als einer insbesondere von der Psychologie unabhängigen Disziplin im Vordergrund (cf. Jakobson 1971b: 715), so haben seine späteren interdisziplinären Überlegungen nicht nur die Funktion, den Platz der Linguistik unter den „nomothetischen Wissenschaften vom Menschen“, den Sozial- und Geisteswissenschaften, und ihr Verhältnis zu den anderen Disziplinen zu bestimmen (cf. Jakobson 1967: 656). Sie dienen gleichzeitig auch dazu, das Feld der Semiotik abzustecken. Semiotik ist für Jakobson gleichbedeutend mit der Untersuchung „der Kommunikation jedwelcher Art von Mitteilungen“. Damit schließt sie die Linguistik ein, die sich mit der „Kommunikation verbaler Mitteilungen“ auseinandersetzt. Die Semiotik selbst ist aber ihrerseits Teil einer umfassenderen Wissenschaft, nämlich der Untersuchung von Kommunikation allgemein (Jakobson 1973a). Diese allgemeine Kommunikationswissenschaft ist darauf ausgerichtet, wie Jakobson im Anschluss an Lévi-Strauss schreibt, „à interpréter la société dans son ensemble en fonction d’une théorie de la communication“ (Jakobson 1967: 663). Obwohl die Semiotik die Linguistik umfasst, und obwohl Jakobson insistiert, dass genau analysiert werden muss, welches die Eigenschaften der Sprache sind und wie sich diese von Eigenschaften anderer Zeichensysteme unterscheiden, attribuiert er der Linguistik auch methodologisch einen besonderen Rang innerhalb der Semiotik. Mit Piaget behauptet er, dass ihr als besonders avancierter Sozialwissenschaft eine Sonderstellung innerhalb der Sozial- und Geisteswissenschaften zukomme. Mit de Saussure und Bloomfield weist er darauf hin, dass Sprache das wichtigste aller menschlicher semiotischer Systeme sei, und deshalb sei die Linguistik auch „the chief contributor to semiotic“. In diesem Zusammenhang zitiert er auch Peirce: Already at the threshold of our century Peirce assigned to „the vast and splendidly developed science of linguistics“ a privileged position among the „studies of mental performances and products“ (136, I, § 271) (Jakobson 1967: 656). Jakobson verweist hier auf einen jener Texte aus der Zeit um die Jahrhundertwende, in welchen sich Peirce darum bemüht, eine Klassifikation der Wissenschaften aufzustellen. Roman Jakobsons Peirce-Adaption 231 Die „Studies of mental performances and products“, von denen Peirce hier spricht, entsprechen, den heutigen Geistes- und Sozialwissenschaften. Doch Peirce schreibt in dem von Jakobson zitierten Abschnitt nicht, dass die Linguistik unter diesen Wissenschaften einen besonderen Rang einnimmt. Und Jakobsons Andeutung, dass sie als privilegierte Wissenschaft auch in methodischer Hinsicht eine Vorbildfunktion hat, ist schlicht falsch. Peirce listet die Linguistik als eine der Wissenschaften auf, die zusammen mit der Ethnologie in einen spezifischen Bereich der „Studies of mental performances and products“ gehören (CP 1.271, 1902). Peirce ist nie davon ausgegangen, dass die Linguistik der Semiotik entscheidende Impulse verleihen könnte. Dies kann sie schon aus dem Grund nicht, weil sie als ‚geistes- oder sozialwissenschaftliche‘ Disziplin nichts mit Philosophie zu tun hat. Und die Semiotik ist eine philosophische Disziplin, die auf der Phänomenologie beruht - jedenfalls präsentiert Peirce dies so um 1904. Die Fundierungsverhältnisse sind also ganz anders. Das ist nicht erstaunlich, denn Peirce’ Projekt unterscheidet sich in der Tat von demjenigen Jakobsons. Peirce versteht sich vor allem als Logiker, und auf diesem Gebiet hat er auch die wichtigsten Forschungsergebnisse vorzuweisen. So hat Peirce vor Henry Sheffer herausgefunden, dass sich eine Aussagenlogik mit nur einem Junktor realisieren lässt (cf. W4: 218-221); er führt Quantoren in die Logik ein (cf. etwa SS1: 247-48); er entwickelt eine graphische Syntax, mit deren Hilfe er propositional-, prädikaten- und modallogische Probleme löst. Peirce hat ein anderes Logikverständnis, als wir es heute kennen: Die formale Logik zählt er zur Mathematik; zum Klassenkalkül etwa sagt er, dieser sei nichts anderes als Mathematik, auf Logik angewandt (cf. CP 4.263, 1902). Der peircesche Logiker muss zudem weitaus mehr Fragestellungen bearbeiten als der heutige. Denn Logik versteht Peirce gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Wissenschaft, die sich nicht nur mit Symbolen und korrekten Schlussfolgerungen auseinandersetzt. Logik muss vielmehr gemäß ihrer allgemeinsten Bedeutung alle Darstellungen analysieren, „die einem Wissen Gestalt geben können“ (SS1: 236, 1897). Und eine der Hauptaufgaben der peirceschen Logik soll darin bestehen herauszufinden, wie Wissen, und zwar jegliches Wissen, nicht nur gesichert, sondern auch erweitert werden kann (cf. EP2: 256; SS2: 200). Diese Aufgaben kann der Logiker aber nur dann lösen, wenn er alle unterschiedlichen elementaren Arten, zur Wahrheit zu gelangen, untersucht. Dazu muss er zuerst alle Arten analysieren, wie man einen Gedanken ausdrücken kann; und da man einen Gedanken nur ausdrücken kann, wenn er verkörpert wird, und diese Verkörperung in allen möglichen Zeichen erfolgt, muss er zuerst die Struktur von Zeichen analysieren; erst dann kann er sich mit Schlussfolgerungen beschäftigen (cf. MS 449: 25-26): For since thought has no being except in so far as it will be embodied, and since the embodiment of thought is a sign, the business of logical critic cannot be undertaken until the whole structure of signs, especially of general signs, has been thoroughly investigated (MS 449: 26). Während Peirce sich also darum bemüht, die Frage zu klären, wie Wissen über die Realität möglich ist und wie dieses Wissen dargestellt und gesichert werden kann (cf. etwa EP2: 256), so will Jakobson herausfinden, wie Sprache und Kommunikation im engeren Sinne funktionieren (cf. dazu auch 1998: 89). Dass eine Fundierungsbeziehung zwischen Linguistik und Semiotik bestehen könnte, darauf wäre Peirce nie gekommen. Jakobsons Anspielung ist völlig falsch. Dies heißt aber nicht, dass Peirce sich nicht ebenfalls intensiv mit natürlicher Sprache und der Funktionsweise von Kommunikation auseinandergesetzt hat. Das zeigt sich schon früh: 1864 schreibt er einen Artikel zur Shakespearean Pronunciation (W1: 117ff.). In den 1890er Daniel H. Rellstab 232 Jahren beschäftigt er sich mit sprachtypologischen Fragen (cf. SS1: 202ff). Allerdings geht es ihm hier weniger darum, einen Beitrag zur Sprachwissenschaft zu leisten, sondern zentral ist für ihn die Frage, wie sich Logik und natürliche Sprachen zueinander verhalten. Geht Peirce vor 1900 noch davon aus, dass die Analyse natürlicher Sprachen und deren Funktionsweisen zum vorlogischen Bereich gehören, also gewissermaßen propädeutischen Charakter hat, so macht er nach 1900 die Auseinandersetzung mit natürlicher Sprache zu einem Teil seiner umfassenden Logik als Semiotik. Allerdings geht er davon aus, dass die Semiotik als Logik die Sprachwissenschaft informieren muss, und nicht umgekehrt: Die Untersuchung der Sprachen sollte auf einer Untersuchung der notwendigen Bedingungen basieren, denen Zeichen genügen müssen, um ihre Funktionen als Zeichen zu erfüllen. Ich bin nach und nach zu dem Schluß gelangt, daß es am besten ist, Logik mit dieser Untersuchung zu identifizieren […] (SS2: 212). Jakobson greift nicht auf die sprachphilosophischen und linguistischen Passagen in Peirce’ Collected Papers zurück, um sie als Inspirationsquellen zu benutzen, und auch die Position, dass die Logik als Semiotik der Sprachwissenschaft die Instrumente liefert, übernimmt er nirgendwo. Er gleicht vielmehr Peirce seiner eigenen Position an. 3 Peirce’ relationale Zeichendefinition in Jakobsons Texten Jakobsons Interesse gilt vor allem den zeichendefinitorischen und -klassifikatorischen Aspekten des Werks von Peirce. Jakobson verweist zum ersten Mal auf Peirce im Jahr 1953. In einer Fußnote in seiner gemeinsam mit Colin Cherry und Morris Halle verfassten, informationstheoretisch inspirierten Analyse russischer Phoneme und ihrer Distribution steht: Charles S. Peirce, the founder of modern semiotics, would say that besides the application of the phonemic LEGISIGNS within the lexical SINSIGNS, such an application must be scrutinized again within lexical LEGISIGNS; cf. his Collected Papers, 2.245-7 […] (Jakobson et al. 1953: 463, n12). Jakobson, Cherry und Halle benutzen diese Unterscheidung zur Legitimierung ihrer Forderung, dass die Distribution von Phonemen auch im lexikalischen Code einer Sprache untersucht werden soll (cf. Jakobson et al. 1953: 463). Sie greifen hier auf denjenigen Aspekt der peirceschen Klassifikation der Zeichen zurück, der bei Peirce immer am Anfang der Arbeit am Zeichen steht: Die Klassifikation der Zeichens gemäß ihrer Präsentationsmodi. Peirce unterscheidet in diesem Bereich, wie Zeichen als Zeichen an sich vorkommen, oder funktional ausgedrückt, wie sie wahrgenommen und aufgefasst werden können. Peirce variiert die Terminologie, welche die Zeichen so klassifiziert, stark. Er spricht unter anderem von Quali-, Sin- und Legizeichen, aber auch von tuone, token und type (cf. etwa CP 4.537, 1906; CP 8.347, 1908; MS 292, 18-19; EP2: 483, 488). Wie Peirce mit seiner Wortneubildung aus der Abkürzung von „single, simple, Latin semel, etc.“ und Zeichen (EP2: 291) anzeigt, gehören zur Klasse der Sinzeichen alle konkreten Zeichenereignisse, die raum-zeitlich fixiert und Teil der physikalischen Welt sind, „or Objects which are Signs as Experienced hic et nunc“ (EP2: 483). Legizeichen dagegen sind abstrakte Zeicheneinheiten, auf die sich konkrete Zeichenereignisse beziehen können. Das Legizeichen regelt die Realisierung der Sinzeichen als Replicas. Daher auch diese Wortneubildung: Legisign enthält die lateinische Wurzel für lex, legis: „A Legisign is a law that is a sign“ (EP2: 291). Ein Qualizeichen dagegen ist eine Eigenschaft, eine Qualität, die in einem aktuell auftretenden Zeichen verkörpert ist und als Roman Jakobsons Peirce-Adaption 233 solche Zeichenqualität erhält. Jakobson benutzt hier nur die Unterscheidung zwischen Sin- und Legizeichen. Die erste Kategorie lässt er weg. Die Verwendung peircescher Terminologie ist an dieser Stelle im Prinzip unproblematisch. Peirce selbst hat Gesetzmäßigkeiten in Wort- und Satzbau erkannt (cf. etwa MS 427), und man kann die Arbeit von Phonologie, Morphologie und Morphosyntax als Beschreibung natürlichsprachlicher Legizeichen bezeichnen (cf. etwa SS2: 273). Peirce selbst tut dies aber nicht, wie dies Jakobson et al. insinuieren. Denn natürlich steht ihm das entsprechende Vokabular nicht zur Verfügung. Und es lässt sich in seinem Werk auch nirgendwo einen Hinweis darauf finden, dass er für eine strukturale Analyse von Wörtern und deren Aufbau plädiert hätte. Den Terminus „Legizeichen“ verwendet Jakobson auch noch andernorts (cf. Jakobson 1961: 573). Auf das Qualizeichen verweist er nicht, und er blendet auch die Diskussion um das Zusammenspiel zwischen Quali-, Sin- und Legizeichen aus. Dabei müsste sich eine von Peirce inspirierte Linguistik die Frage stellen, wie das Zusammenspiel zwischen einer Qualität, die als Zeichen funktioniert, dem instantiierten Zeichen und dessen Legizeichen zu fassen ist. Peirce selbst tut dies in seiner Beschäftigung mit phonologischen Fragen avant la lettre. Das wird etwa in seinen späten Zeichenklassifikationsversuchen deutlich, wo er an einer Stelle schreibt: So ist der Laut eines Vokals jedes Mal, wenn er ausgesprochen wird, ein etwas anderer, und wenn das der Fall ist, so haben wir zwei Tuone. Aber insofern beliebige zwei Vokale gleich sind, sind sie nur ein Tuone, in dem einzigen Sinn, in dem es im Tuone Selbigkeit geben kann (SS3: 216). Diese Stelle kann Jakobson nicht gekannt haben, da sie in den Collected Papers nicht publiziert ist. Doch das Verhältnis zwischen Type, Token und Tone in der natürlichen Sprache wird ebenfalls in den Collected Papers thematisiert (cf. CP 4.537, 1906). Es ist erstaunlich, dass Jakobson, der sich unablässig mit der Qualität sprachlicher Laute beschäftigt und der sich die Frage stellt, wie auf der Basis dieser Lautqualitäten Sprachsysteme aufgebaut werden, sich mit dem Verweis auf Sin- und Legizeichen zufrieden geben kann. Jakobsons Adaption der peirceschen Semiotik macht Inkonsistenzen in seinem Denken deutlich. Dies wird an Jakobsons Gleichsetzung der peirceschen relationalen Zeichendefinition mit seiner eigenen, eigentlich zweiteiligen Zeichenkonzeption sichtbar, die sich schon sehr früh finden lässt (cf. Jakobson 1953: 555-56). Jakobson definiert Sprache im Anschluss an Ferdinand de Saussure als Zeichensystem. Die saussuresche Unterscheidung von signifiant und signifié in stoische Terminologie umformend entwickelt er aber eine eigene, nicht ganz konsistente Zeichentheorie. Nach ihm besteht das sprachliche Zeichen, wie er im Anschluss an Augustins Übersetzung der Stoiker schreibt, aus signans und signatum und ist funktional determiniert (cf. etwa Jakobson 1935: 23-24; 1939a). Ist bei de Saussure deutlich, dass es sich beim signifiant um das Lautbild, nicht den eigentlich Laut handelt, so ist das bei Jakobson auch aufgrund der Adaption der stoischen Terminologie nicht mehr ganz klar. Denn einerseits weist er darauf hin, dass das signans das Wahrnehmbare bezeichne (cf. etwa Jakobson 1973b: 99). In anderen Zusammenhängen, etwa bei der Diskussion phonologischer Fragestellungen, definiert er das signans aber als abstrakte Größe (cf. etwa Jakobson 1939a: 292f.). Diese Definition des Zeichens, die aus der Zeit vor den 1940er Jahre stammt, behält Jakobson auch nach seiner Peirce-Rezeption bei. Er unterstellt Peirce gar, dass auch dieser mit dieser Terminologie operiert habe: In spite of all the differences in the presentation’s details, the bipartition of the sign into two conjoined facets and, in particular, the Stoic tradition, which conceives of the sign ( μ ) as Daniel H. Rellstab 234 a referral on the part of the signans ( μ ) to the signatum ( μ μ ), remains strong in Peirce’s doctrine. (Jakobson 1974: 206) Dieses Zitat ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Erstens behauptet Jakobson, Peirce habe eine zweigliedrige Zeichenkonzeption vertreten. Das ist schlicht falsch. Peirce definiert schon in einem sehr frühen Text aus dem Jahr 1861 das Symbol als dreistellige Relation: The first is the relation to the pure Idea or Logos and this (from the analogy of the grammatical terms for the pronouns I, IT, THOU) I call its relation of the first person, since it is its relation to its own essence. The second is its relation to Consciousness, or to any language as being translatable, which I call its relation to the second person, since it refers to the power of appealing to a mind. The third is its relation to the object, which I call its relation to the third person or IT (W1: 174). Und auch wenn Peirce die Definition des Zeichens im Lauf der Zeit transformiert: An der Idee, dass ein Zeichen eine dreistellige Relation ist, hält er fest. So schreibt er im Jahr 1907: I am now prepared to risk an attempt at defining a sign, - since in scientific inquiry, as in other enterprises, the maxim holds, Nothing hazard, nothing gain. I will say that a sign is anything, of whatsoever mode of being, which mediates between an object and an interpretant; since it is both determined by the object relatively to the interpretant, and determines the interpretant in reference to the object, in such wise as to cause the interpretant to be determined by the object through the mediation of this ‚sign‘. The object and the interpretant are thus merely two correlates of the sign; the one being antecedent, the other consequent of the sign (MS 318: 81). Zweitens behauptet Jakobson, Peirce habe sich in seinen zeichentheoretischen Erörterungen auf die Stoa bezogen. Es ist so, dass Jakobson sich bei der Definition des Zeichens auf die Stoa bezieht (cf. etwa Jakobson 1973b: 99), Peirce aber nicht. Peirce verweist zwar ab und zu auch auf die Stoa, doch geschieht dies nicht im Zusammenhang mit zeichendefinitorischen Fragen, und es geschieht nicht systematisch, sondern kursorisch (cf. etwa W2: 352f.; W4: 483; SS2: 108). An der einzigen Stelle, an welcher er etwas ausführlicher auf die Stoiker zu sprechen kommt, diskutiert er ihre Lehre des Nezessitarismus - und verwirft sie (cf. W8: 111ff.). Jakobsons Einreihung von Peirce in eine semiotische Tradition, welche das Zeichen als zweigliedrige Einheit betrachtet, ist nicht nur erstaunlich, sondern auch falsch. Dabei hätten Jakobson Diskrepanzen zwischen seinem Zeichenmodell und demjenigen von Peirce früh auffallen müssen. In einem anderen frühen Text, seiner Zusammenfassung der Ergebnisse einer linguistisch-anthropologischen Tagung an der Indiana University, auf welcher er Peirce als „one of the greatest pioneers of structural linguistic analysis“ bezeichnet (Jakobson 1953: 555), verweist er nämlich auch auf Peirce’ Interpretanten, der heute wohl als Schibboleth der peirceschen Semiotik gilt. Und laut Peirce konstituiert sich ein Zeichen, formal betrachtet, erst durch den Interpretanten, welcher die Relation zwischen Zeichen und Objekt herstellt. Der Begriff des Interpretanten taucht in Peirce’ Schriften schon sehr früh auf. In den Lowell Lectures aus dem Jahr 1866 weist Peirce darauf hin, dass eine Repräsentation immer eine Repräsentation von etwas sei, aber immer nur für ein Etwas. Normalerweise sei dieses Etwas eine Person. Und wenn eine Person eine Repräsentation interpretiere, dann könne sie dies nur mit Hilfe einer weiteren, etwa einer mentalen Repräsentation. Diese die erste Repräsentation interpretierende, übersetzende Repräsentation nennt Peirce „Interpretant“ (cf. etwa W1: 466). To interpret weist bekanntlich im Englischen auch die Bedeutung dolmetschen und übersetzen auf, und Peirce definierte in dieser frühen Phase den Inter- Roman Jakobsons Peirce-Adaption 235 3 So etwa gegen Chomskys Syntactic Structures (1957). Diese nennt er ein „argumentum a contrario“ (Jakobson 1959b: 494). pretanten als Übersetzung eines Zeichens in ein anderes. Seine Funktion erklärte er folgendermaßen: Such a mediating representation, I call an interpretant, because it fulfills the office of an interpreter who says that a foreigner says the same thing which he himself says (W1: 523). Peirce’ Semiotik steckt zu diesem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen. Peirce interessiert sich ausschließlich dafür, welches logische Bedeutungspotenzial ein Zeichen aufweisen kann. Und als Interpretanten sind zu diesem Zeitpunkt allein logisch analysierbare Bedeutungsaspekte von Zeichen definiert. Erst nach der Jahrhundertwende erkennt er, dass sich auch andere Phänomene, insbesondere Gefühle und Handlungen, als Bedeutungsaspekte definieren und in eine Semiotik integrieren lassen. Und erst damit wird seine Semiotik zu einem umfassenden Klassifikationsinstrument unterschiedlicher zeichenhafter Phänomene und ihrer Bedeutungseffekte (cf. etwa EP2: 292; SS2: 274). Mit der Konzeption des intensionalen Aspekts des Zeichens als Interpretanten gelingt es Peirce, seine dialogische Vorstellung der Bedeutungsgenese theoretisch auszuarbeiten. Gleichzeitig kann er unter dem Begriff des Interpretanten eine Vielfalt möglicher Interpretationsphänomene subsumieren und subklassifizieren: Er kann zwischen virtueller, aktualisierter und habitualisierter Signifikation unterscheiden, und auch seine pragmatische Vorstellung von Bedeutung operiert mit den Interpretanten. All diese Aspekte des Interpretanten sind für Jakobson nicht relevant. Jakobson interessiert sich ausschließlich für die Definition des Interpretanten als Übersetzung eines Zeichens in ein anderes Zeichen (CP 2.228, 1897). Er glaubt, diesen Übersetzungsvorgang mit seiner semantischen Distributionsanalyse gleichsetzen zu können, welche die innerhalb des Sprachsystems fixierte lexikalischen Bedeutungen enthüllen kann und welche zeigt, welche invarianten, codegegebenen Bedeutungsanteile ein Wort aufweist. Der Sinn der Analyse besteht in der Bestimmung der Invarianten des Bedeutungsgehalts der Wörter im Gefüge der Sprache und damit der semantischen Struktur eines Sprachsystems: Wie etwa kann die Bedeutung des englischen Wortes pork definiert werden? „Pork is pig meat used as food“ (Jakobson 1953: 566; cf. Jakobson 1959b: 493-94). Das ist eine Übersetzung, und das ist laut Jakobson das, was Peirce mit seinem Interpretanten thematisiert hat: Her [sic! ] is the basis for our further deliberations on linguistic operations with meanings, and I’m sure they will be our main concern in the future (Jakobson 1953: 566). Der Verweis auf Peirce könnte an dieser Stelle als Autoritätstopos gelesen werden. Denn Jakobson verwendet Peirce in diesem Kontext auch, um gegen die innerhalb der amerikanischen Linguistik zu dieser Zeit bestehende Vernachlässigung semantischer Fragen anzugehen. 3 Doch ist es sicherlich legitim, Peirce’ Interpretanten als Übersetzung in ein anderes Zeichen zu definieren, auch wenn dies angesichts der Komplexität dieses Konzepts einigermaßen dürftig ist. Problematisch ist, dass Jakobson trotz der Integration des Interpretanten an seiner zweistelligen Zeichendefinition festhält. Denn in diesem zweistelligen Modell hat es ja eigentlich gar keinen Platz für eine dritte Größe. Jakobson findet aber gleich zwei Stellen, wo er den Interpretanten integrieren will. Sich an seiner im Anschluss an Kruszewski und de Saussure entwickelten Zwei-Achsen-Theorie orientierend, welche zwischen Paradigma und Syntagma oder code und message unterscheidet Daniel H. Rellstab 236 und deren Zusammenspiel erläutert (cf. etwa Jakobson 1956b, 1957), setzt er den unmittelbaren oder, wie er schreibt, den „selectiven“ Interpretanten mit dem Code gleich. Peirce definiert den unmittelbaren Interpretanten unter anderem als die Möglichkeit der Interpretation eines Zeichens (cf. etwa SESI 34-35; SS2: 402; Short 2004: 225 et passim). Wenn man in Betracht zieht, dass der Code, oder die langue, erst die Möglichkeit der Interpretation eines sprachlichen Zeichens als sprachlichem Zeichen konstituiert, so ist dieser Teil der jakobsonschen Interpretation nicht falsch - abgesehen vom Namen „selective“, den Peirce meines Wissens nicht verwendet. Das Gleiche gilt für den zweiten Interpretanten, den Jakobson integriert. Dieser soll die kontextuelle Bedeutung in der message benennen. Dafür greift er aber nicht etwa auf Peirce’ dynamischen Interpretanten zurück, der „die Wirkung oder das Ergebnis ist, das tatsächlich durch das Zeichen bewirkt wird“ (SS2: 402). Jakobson kreiert dafür einen eigenen Interpretanten, den er „environmental interpretant“ nennt (Jakobson 1956a: 118; cf. Jakobson 1956b: 244). Isoliert betrachtet, ist Jakobsons Interpretation der Interpretanten nicht falsch. Doch seine Adaption funktioniert nicht. Durch die Integration entsteht ein inkonsistentes, auch nicht ganz einsichtiges Zeichenmodell: Ist es nun zweistellig oder dreistellig? Interessanterweise entsteht diese Inkonsistenz in Jakobsons Zeichentheorie nicht erst durch die Integration des Interpretanten. Die versuchte und gescheiterte Integration macht vielmehr eine Inkonsistenz in Jakobsons eigener Zeichenkonzeption deutlich (cf. Short 1998: 90ff.): Jakobson laviert zwischen einer substantivistischen und einer relationalen Zeichendefinition. Der substantivistische Aspekt zeigt sich daran, dass laut Jakobson ein Zeichen eine Einheit von signans und signatum ist, das signatum gewissermaßen durch das signans ausgedrückt wird. Eine relationale, funktionale Zeichenkonzeption geht davon aus, dass ein Zeichen eine Relation ist, welche sich im Akt der Interpretation erst konstituiert, und zwar unter funktionalen Aspekten: Ich interpretiere ein Zeichen im Hinblick auf etwas. Sehr verkürzt ist dies Peirce’ Idee, und im Prinzip ist ja auch Jakobsons Schaffen darauf hin ausgerichtet, eine funktionale Sprach- und Zeichentheorie zu etablieren. Doch diese relationale, funktionale Idee lässt sich nicht mit der substantivistischen Zeichentheorie zusammenbringen. Aus eben diesem Grund kann der Interpretant, die interpretative, zielgerichtete Resonanz, „the interpretative response“ (Short 1998: 93) nicht in ein zweistelliges Zeichenmodell integriert werden, da er die relationale, funktionale Rolle des Zeichens im Interpretationsprozess anzeigt. 4 Peirce’ Icon und Index in Jakobsons Schriften Wichtig ist für Jakobson auch der peircesche Begriff des Icon. Diesen definiert Peirce unter anderem folgendermaßen: An Icon is a sign which refers to the Object that it denotes merely by virtue of characters of its own and which it possesses, just the same, whether any such Object exists or not. It is true that unless there really is such an Object, the icon does not act [as] a sign; but this has nothing to do with its character as a sign. Anything whatever, be it quality, existent individual, or law, is an icon of anything, in so far as it is like that thing and used as a sign of it (EP2: 291). Ähnlichkeitsbeziehungen zwischen signans und signatum beschäftigen Jakobson schon früh. Daher ist es nicht erstaunlich, dass auch die Basis der jakobsonschen Analysen sprachlicher Phänomene von Motiviertheit nicht bei Peirce zu finden ist. Schon in seinen von der Poeto- Roman Jakobsons Peirce-Adaption 237 logie der russischen Futuristen beeinflussten Analysen russischer Verskunst stellt Jakobson die These auf, dass sich Poesie durch Lautsymbolismus auszeichne. Das Spiel mit dem Wortmaterial und die „Ausrichtung auf den Ausdruck“ reduziere zwar die kommunikative Funktion poetischer Sprache auf ein Minimum und verhindere damit eine „mechanische Kontiguitätsbeziehung zwischen Klang und Bedeutung“ (Jakobson 1921a: 31, 81-83). Das poetische Verfahren erneuere aber die Bedeutung der verwendeten Wörter: Poetische Fügungen von Wörtern, etwa das Zusammenstellen ähnlich klingender Phoneme, führe zur Herstellung neuer Bedeutungsbeziehungen (Jakobson 1921a: 95-97, 125). An dieser Überzeugung wird Jakobson sein Leben lang festhalten. Sie findet sich in dem rund vierzig Jahre später verfassten, äußerst einflussreichen Essay über das Verhältnis von Linguistik und Poetik, wo er schreibt: „The sound must seem an Echo of the Sense“ (Jakobson 1960: 44), und sie kehrt wieder in seinem letzten großen Werk, The Sound Shape of Language (cf. Jakobson and Waugh 1988: 181-207). Abbildungsbeziehungen zwischen Ausdruck und Bedeutung sieht Jakobson jedoch nicht nur in der Poesie. Mit Nikolaj Trubetzkoy stellt er die These auf, dass zwischen der Komplexität der morphologischen Form und ihrem Bedeutungsgehalt ein Parallelismus bestehen müsse. Die Komplexität des Inhalts bilde sich in der Form ab, das Mehr an Information spiegle sich in der komplexeren Form des signans wider: „The signans of the plural tends to echo the meaning of a numeral increment by an increased length of the form“ (Jakobson 1965: 352). Abbildungsbeziehung sieht er auch auf der Ebene der Syntax. Wie er in seiner Analyse des russischen Kasussystems im Jahr 1935 schreibt, entsteht durch die Sonderstellung des Nominativs im Satz „eine eigenartige syntaktische Perspektive: der Nominativgegenstand nimmt die führende Rolle in der Aussage ein, er wird vom Sprechenden in Blick genommen“ (Jakobson 1935: 34). Dreißig Jahre später universalisiert er diese Feststellung zur Behauptung, „the predominant, basic order in declarative sentences with nominal subject and object is one in which the former precedes the latter.“ Diese Ordnung der bedeutungstragenden Elemente im Satz wiesen, so Jakobson, einen „palpably iconic character“ auf (Jakobson 1965: 350). Es sind gerade diese Phänomene, die er glaubt, mit Peirce’ Semiotik fassen zu können. Vertritt Peirce nicht die Idee, dass Sprache, ikonisch, genauer, diagrammatisch ist (cf. CP 3.419, 1892; Jakobson 1962)? Jakobson schreibt: Peirce vividly conceived that „the arrangement of the words in the sentence, for instance, must serve as icons, in order that the sentence may be understood” (Jakobson 1965: 350). Dies stimmt. Peirce postuliert in der Tat, dass auch in der Sprache Icons auftauchen - oder jedenfalls, dass die Struktur von Sätzen diagrammatisch sein kann. Doch diagrammatisch ist sie, weil die Verben, die verwendet werden, anzeigen, welche syntaktische und semantische Valenz sie haben (cf. Midtgarden 2007: 594-96). Peirce schreibt: If upon a diagram we mark two or more points to be identified at some future time with objects in nature, so as to give the diagram at that future time its meaning; or if in any written statement we put dashes in place of two or more demonstratives or pro-demonstratives, the professedly incomplete representation resulting may be termed a relative rhema; […] For example, “- buys - from - for the price -,” is a relative rhema; it differs in a merely secondary way from “- is bought by - from - for -,” from “- sells - to - for -,” and from “- is paid by - to - for -.” On the other hand, “- is mortal” is a non-relative rhema (CP 3.420, 1892). Daniel H. Rellstab 238 Die Syntaxkonzeption, die sich bei Peirce finden lässt und von der auch Jakobson zumindest weiß, dass sie existiert (cf. Jakobson 1963: 282), ist also eher eine Vorläuferin der Valenzgrammatik. Mit dem, was Jakobson unter Ikonizität in der Grammatik versteht, hat sie wenig zu tun. Aber eine großzügige Interpretation der peirceschen Konzeption von Ikonizität kann konzedieren, dass Jakobsons Behauptung, dass Peirce von der Ikonizität der Syntax ausgeht, nicht falsch ist. Problematischer ist, dass Jakobson behauptet, dass laut Peirce Ikonizität, Indexikalität und Symbolizität in einem Zeichen gleichzeitig auftauchen können. Dies ist für Jakobson, der Motiviertheitsphänomene in Sprache schon lange analysiert, natürlich besonders interessant. Peirce kann so zu einem Verbündeten gegen diejenigen werden, für die Motiviertheitsphänomene in der Sprache und der Semiotik keinen Platz haben - eine Ansicht, die er den Schülern de Saussures, nicht aber de Saussure selbst zuschreibt: Saussure must have thought that in semiology the „arbitrary“ signs were going to occupy a fundamental place, but it would be useless to look in his students’ notes for the assertion that the Bally-Sechehaye text gives, that is: „signs that are entirely arbitrary actualize the ideal of semiological process better than other signs“ (1: 154). In his expansionist view oft he science in the process of becoming (science en devenir) Saussure goes as far as to admit that „everything comprising form must enter into semiology“ (loc. cit.) (Jakobson 1974: 212). An Jakobsons Behauptung, dass nach Peirce ein einziges Zeichen unterschiedliche Zeichenmodi realisiere, ist Peirce nicht unschuldig. So schreibt er etwa in der Erläuterung der grundlegenden Konventionen seiner graphischen Logik: It is frequently desirable that a representamen should exercise one of those three functions to the exclusion of the other two, or two of them to the exclusion of the third; but the most perfect of signs are those in which the iconic, indicative, and symbolic characters are blended as equally as possible (CP 4.448, 1903). Laut Peirce ist es seine Identitätslinie, die gleichzeitig alle drei Eigenschaften, „characters“ aufweise. Diese Identitätslinie ist eine Konvention, die er in seiner grafischen Logik einführt, um Identität auszudrücken (cf. Hammer 1998: 490): Die Identitätslinie verbindet Punkte, die ihrerseits Enitäten repräsentieren. Wie sich anhand von Peirce’ Diskussion zeigt, ist es angemessen, „characters“ hier als ‚Rolle‘ oder ‚Funktion‘ zu verstehen. Erstens repräsentiert die Identitätslinie ‚Identität. Dies tut sie als Symbol, jedoch nur in allgemeiner Weise. Als Symbol ist sie nicht in der Lage, Identität zwischen zwei spezifischen Entitäten auszusagen. Das kann sie nur als Replika tun. Als Replika tut sie dies so, dass sie eine faktische Verbindung zwischen der Entität A und der Entität B, deren Identität behauptet wird, herstellt, und zwar faktisch auf dem Papier: „The termination of one portion and the beginning of the next portion denote the same individual by virtue of a factual connexion, and that the closest possible.” (CP 4.448, 1903). Das kann dann etwa so aussehen: Wir würden ganz einfach schreiben: A=B Gleichzeitig funktioniert die Identitätslinie auch als ikonisches Zeichen, denn sie erscheint als Kontinuum von Punkten und, so Peirce, „the fact of the identity of a thing, seen under two Roman Jakobsons Peirce-Adaption 239 aspects, consists merely in the continuity of being in passing from one apparition to another“ (CP 4.448, 1903). Die Identitätslinie ist also deswegen ein perfektes Repräsentamen, weil sie sowohl ikonisch, indexikalisch wie auch symbolisch interpretiert werden kann. Dabei muss man aber beachten, dass dies drei unterschiedliche Zeichenereignisse sind. Das lässt sich auf andere Kontexte übertragen. Short gibt dafür ein schönes Beispiel: ‘Hoot’ by convention refers to the sound an owl makes and, thus, it is a symbol of such sounds, but it also mimics the sound and is thus an icon of the same object. […] Since words may be more than one sign, then it makes sense to say that words like ‘hoot’ are more than one sign. ‘Hoot’ is a symbol of hoots and an icon of hoots: it is both a symbol and an icon, and therefore it is two signs (Short 1998b: 102). Bei Jakobson dagegen beschreibt Ikonizität eine Ähnlichkeitsbeziehung, die zwischen einem signans und einem signatum besteht. Und damit entstehen auch hier mindestens zwei theoretische Probleme: Wenn das signans das Wort ist und das signatum die linguistische Bedeutung, fehlt erstens eine Vergleichsgröße: Was bestimmt denn, dass die Relation motiviert ist (cf. Jappy 1999: 44-45)? Eine Basis für die Konstitution der Ähnlichkeitsbeziehung fehlt. Mit seinem Zeichenmodell ist Jakobson auch nicht in der Lage zu erklären, wie ein Zeichen symbolisch und ikonisch zur gleichen Zeit sein kann. Die „indexartigen Symbole“ (Jakobson 1962: 273) oder Shifters, wie Jakobson sie im Anschluss an Otto Jespersen nennt (Jakobson 1962: 273) sind für Jakobson weit weniger wichtig als die „ikonischen Symbole“. Jakobsons Verständnis der peirceschen Konzeption von Indexikalität ist über Arthur Burks vermittelt. Er übernimmt dessen Darstellung in ihren Grundzügen. Schon Burks Interpretation der peirceschen Indexikalität ist nicht unproblematisch. Burks hat, wie später andere auch, Peirce’ Kategorie des Type mit dem Symbol gleichgesetzt und sprachliche Indices als indexikalische Symbole definiert. Das kommt einem Kategorienfehler gleich. Denn für Peirce gibt es keine indexikalischen Symbole, sondern allenfalls rhematisch indexikalische Legizeichen. Peirce meinte, „the demonstrative pronoun ‚that‘ is a Legisign, being a general type; but it is not a Symbol, since it does not signify a general concept“ (EP2: 295; cf. Houser 1992: 494ff.; Short 1998: 103). Burks unterscheidet dann zwischen der symbolischen Bedeutung des indexikalischen Symbols, die er als gemeinsames Element der Bedeutung eines Token und seines Type definiert, und seiner vollen indexikalischen Bedeutung, die erst im Verwendungszusammenhang konstituiert wird. Diese Unterscheidung ermöglicht ihm die Bildung zweier Wortkategorien, der indexikalischen und nicht-indexikalischen Symbole: Any two tokens of a given type of symbol have the same symbolic meaning, but two tokens of a given type of indexical symbol may have (and generally do have) different indexical-meanings (Burks 1949: 682). Jakobson integriert nun diese Interpretation der Indexe in seine eigene strukturalistische Bedeutungstheorie und transformiert dabei das bedeutungstheoretische, pragmatisch-semantische Problem der Indexikalität in eine linguistische Aufgabenstellung, die sich strukturalistisch bearbeiten lässt. Burks Frage ist, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit ein indexikalischer Ausdruck bedeutend wird (cf. Burks 1949: 686-89). Jakobson aber will zeigen, wie sich die Bedeutung von Indices mit seiner Zwei-Achsen-Theorie der Sprache beschreiben lässt. Jakobson ersetzt dazu Begriffe. Erstens: Die symbolische Bedeutung wird zum code. Zweitens: Referenz wird als Referenz auf die message verstanden. Die Frage ist nun, was Jakobson unter der Message versteht. Denn nur dann wird auch klar, wie er die Bedeutung „indexikalischer Symbole“ versteht. Doch hier wird es problematisch: Was Daniel H. Rellstab 240 Jakobson genau unter der message versteht, ist unklar. Klar ist, dass sie den innerhalb der Sprechsituation realisierten Text, das, was er auch in Linguistics and Poetics (1960) als message bezeichnet, beinhaltet. Das wird auch in seinem seinem Aufsatz zu den Shifters deutlich. Laut Fludernik (1991: 197ff.) beinhaltet die message hier ebenfalls das Sprechereignis und die Beteiligten sowie deren Überzeugungen. Sie leitet dies aus Jakobsons Kategorisierung unterschiedlicher Shifters ab (cf. auch Jakobson 1957: 130-36). Zwar kollidiert dieses Verständnis von message mit demjenigen, wie es in Linguistics and Poetics präsentiert wird, wo message nur den realisierten Text meint, die anderen Aspekte aber je eigene Kategorien und Funktionen erhalten: Kontext, Sender, Empfänger, Medium (cf. Jakobson 1960). Aber nur so lässt sich Jakobsons Aussage mit derjenigen von Burks in Einklang bringen, dass etwa das Pronomen Ich den Sprechenden im hic et nunc meint. Doch selbst wenn man diese Interpretation wählt, kommt Jakobson der Vorstellung von Indexikalität, wie Peirce sie vertritt, nur bedingt nahe. Denn aus linguistisch pragmatischer Perspektive ist entscheidend, wie die Relation zwischen sprachlichem Index und seiner Bedeutung definiert ist. Doch wiederum ist nicht eindeutig, wie sich Jakobson diese Relation vorstellt. Zwar definiert er das Ich im Sinne Benvenistes als in einer existentiellen Relation mit demjenigen, welcher die Äußerung äußert, stehend: „The word I designating the utterer is existentially related to his utterance, and hence functions as an index.“ Diese existentielle Relation scheint er aber sukzessive aufzulösen. Zuerst weist darauf hin, dass ein indexikalisches Symbol ebenfalls eine allgemeine Bedeutung hat. Dann schreibt er: „I means the addresser (and you, the addressee) of the message to which it belongs“. Die Bedeutung des Personalpronomens scheint sich also qua einfacher Applikation einer Regel zu ergeben. Dass der Index noch in einer existentiellen Relation mit dem Sprecher selbst stehen würde, wird hier nicht mehr erwähnt. Jakobson verschiebt in einem dritten Schritt das Gewicht auf die Regelhaftigkeit, welche durch den Code gegeben ist: „In fact, shifters are distinguished from all other constituents of the linguistic code solely by their compulsory reference to the given message.“ (Jakobson 1957: 132) Stünde Jakobson in der Nachfolge von Peirce, dann würde er erstens Indexikalität radikal denken. Für Peirce sind Indices und deren Interpretation unabdingbar in der Kommunikation, damit wechselseitig klargemacht werden kann, worüber denn eigentlich gesprochen wird (cf. etwa MS 599: 39-40). Und Indices sind es, welche die Identifikation des Diskursuniversums, der wirklichen oder möglichen Welten, in denen das Objekt zu verorten ist, ermöglichen (cf. SS3: 154-57). Indices werden laut Peirce intentional verwendet und müssen interpretiert werden. Zwischen Indices und das Objekt tritt demnach die Intention der Zeichenverwendenden (cf. CP 2.357, 1901). Die Intention, auf ein bestimmtes Objekt zu verweisen, ist die Bedingung der Möglichkeit des Funktionierens jeglicher Indices natürlicher Sprache. Denn Peirce geht nicht davon aus, dass das Objekt vom Zeichen in die Proposition eingeführt wird. Das Objekt muss vom Zeichenbenutzenden identifiziert und dann als Teil des propositionalen Gehalts des Satzes betrachtet werden. Die peircesche Theorie der Indices ist also durch und durch anwendungsorientiert, dialogisch und auch intentionalistisch. Zweitens würde Jakobson, wenn er denn Peirce folgen würde, differenzieren, wie unterschiedliche sprachliche Indices interpretiert werden können. Peirce sieht nämlich, dass Unterschiede bezüglich des Interpretationsaufwandes von Indices bestehen. Und er weist darauf hin, dass es eine Kategorie von Indices gibt, die dem Interpreten den Referenten angeben und deshalb unproblematisch sind, nämlich diejenigen Pronomen, die konstitutiv für die Kommunikationssituation sind: Ich und Du. Man kann, um die Unterscheidung von Kent Bach zu verwenden, auch sagen, dass diese nur auf einen engen Kontext angewiesen sind: Roman Jakobsons Peirce-Adaption 241 den Sprecher, die Hörerin, Raum und Zeit. Die Bedeutung dieser Indices ist eine Funktion des Kontexts; das Erkennen der Intention des Sprechers ist für die Bestimmung des Referenten nicht notwendig, wie Kent Bach (1999: 72) sagen würde. Das ist jedoch nur für diese indexikalischen Ausdrücke so. Demonstrativpronomen, aber auch etwa die Personalpronomen der dritten Person, geben laut Peirce nur in etwa an, wo der Hörer den Referenten suchen soll: [T]hey only show in the sense of directing the hearer where to search for the thing meant. Most languages are miserably poor in these pronouns, because in talk people use gestures (MS 409: 18-19). Um das „thing meant“ zu finden, sind Interpreten also auf den breiten Kontext angewiesen, auf „items of information that the hearer can reasonably suppose the speaker to have intended him to take into account to determine what the speaker means” (Bach 1999: 72). Den Referenten kann der Hörer nur dann finden, wenn er herausfindet, was die Sprecherin, die den Index verwendet, mit ihm anpeilte. Und genau das gleiche gilt für Adverbien und Präpositionen (cf. MS 409: 18-20). Die Aktivität des Suchens nach dem Referenten gilt nach Peirce auch für die Relativpronomen: The relative pronouns, who and which, demand observational activity in much the same way, only with them the observation has to be directed to the words that have gone before (CP 2.287, 1895; cf. MS 409: 19). In seiner kurzen Besprechung der peircschen Indexikalität kommt Jakobson einem der zentralen Sachverhalte der Sprachtheorie von Peirce zwar nahe. Die Zentralität und Ubiquität der Indexikalität und ihre Wichtigkeit sieht er aber nicht. Für ihn ist Indexikalität eine Eigenschaft, die gewisse Wortkategorien aufweisen. Ihre Wirkungsweise interessiert ihn nicht sonderlich, ihre Ubiquität sieht er nicht. Für Peirce ist Indexikalität zentral, denn sie ist letztlich ein unverzichtbares Element aller geäußerter Sätze (cf. etwa CP 2.536, 1901). 5 Peirce’ Phänomenologie und Jakobsons Strukturalismus In The Sound Shape of Language (1988) greift Jakobson ebenfalls kategorientheoretische und phänomenologische Erörterungen von Peirce auf, und zwar im Kontext der Diskussion der für seinen Strukturalismus entscheidenden Begriffe Opposition und Struktur. Die beiden Begriffe sind vorher schon längst in Auseinandersetzung mit de Saussures Cours, phänomenologischem und gestalttheoretischem Denken definiert worden. Jakobson suggeriert aber, dass Peirce, wie er selbst, ein Strukturalist gewesen sei, indem er Peirce’ phänomenologischen Strukturbegriff mit seinem eigenen Strukturbegriff gleichsetzt. Dazu führt er den unvollständig zitierten Paragrafen CP 8.213 der Collected Papers an: We may classify objects according to their matter; as wooden things, iron things, silver things, ivory things, etc. But classification according to STRUCTURE is generally more important and it is the same with ideas. I hold that a classification of the elements of thought and consciousness according to their formal structure is more important (Jakobson 1977: 249). Peirce geht es in CP 8.213 darum, die phänomenale Struktur der Erfahrungen bloßzulegen und jene Bestandteile zu benennen, die aller Erfahrung gemeinsam sind. Diese Aufklärung über die Struktur der Erfahrung bildet die Basis weiterer zeichentheoretischer, logischer und damit in der Tat letztlich auch sprachtheoretischer Überlegungen - mit Jakobsons struktura- Daniel H. Rellstab 242 listischer Vorstellung von Struktur und System hat dieser Strukturbegriff aber nichts gemein, denn ein System, das aus Oppositionen gebildet wird, kennt Peirce nicht. Doch auch den eigenen Oppositionsbegriff findet Jakobson bei Peirce wieder. Jakobson geht davon aus, dass das Prinzip der Opposition an der Basis der kognitiven Verarbeitung von Wahrnehmung zu finden ist und auch das konventionell etablierte System der Sprache, insbesondere die Ebene der Phoneme, fundiert. Denn im Aufbau des Sprachsystems soll die in den natürlichen Wahrnehmungssystemen angelegte Tendenz zur Ausbildung optimaler Gegensätze zum Tragen kommen (cf. Holenstein 1975: 126-31; Jakobson 1936: 548; 1939b: 220; 1949; Jakobson and Halle 1956: 473-74). Das hat für Jakobson auch methodologische Konsequenzen. Wenn Opposition ein konstitutives Prinzip im Aufbau des Sprachsystems ist, dann lässt es sich auch als methodologisches Prinzip legitimieren (cf. Jakobson 1949: 423). Jakobson postuliert nun, auch Peirce habe behauptet, dass die Kategorisierungen in der Sprache auf Opposition beruhten (cf. Jakobson and Waugh 1988: 7; 24-25): When contending in the 1930s with the idea of opposition, linguists were unacquainted with Charles Sanders Peirce’s (1839-1914) writings, which offer an astute insight into „the particular features of language“ and into the concept of opposition: „The natural classification takes place by dichotomies“ (I.437); „A dyad consists of two subjects brought into oneness“ (I.326); „Essential dyadic relation: existence lies in opposition merely“ (1.457) (Jakobson and Waugh 1988: 24). In den von Jakobson angeführten Paragraphen spricht Peirce nicht über die „particular features of language“, wie Jakobson behauptet. Jakobson montiert hier Teile der phänomenologisch fundierten Kategorienlehre von Peirce, um sie in seinen linguistischen Strukturalismus einzupassen. Die Kategorienlehre von Peirce hat aber im Prinzip nichts mit strukturaler Analyse von Sprache zu tun. Peirce’ um die Jahrhundertwende phänomenologisch fundiertes Kategoriensystem beinhaltet drei Kategorien. Peirce nennt die erste Kategorie Erstheit. Dazu gehören diejenigen Bestandteile des Phänomens, die heute innerhalb der Philosophie des Geistes als Qualia bezeichnet werden, also Erfahrungs- oder Erlebnisqualitäten (cf. MS 464: 25; EP2: 272; Legg 2003: 65). Der Aspekt der Individualität und der, wie er es nennt, haecceitas, exemplifiziert die Kategorie der Zweitheit, deren Elemente etwas besser fassbar sind als diejenigen der ersten Kategorie. Es ist diejenige Kategorie, „which the rough-and-tumble of life renders most prominent. We talk of hard facts“ (MS 464: 21; cf. EP2: 268). Ich erfahre, dass es Dinge in der Welt gibt, die sich mir entgegenstellen. Und ich erfahre, dass ich Kraft und Willen aufbringen muss, um diese Dinge aus dem Weg zu räumen: „acted and being acted upon, which is our sense of the reality of things“ (EP2: 4; cf. id. 150, 268 et passim). Aktualität und Existenz, das Vorkommen hier und jetzt, ja, das sind Beschreibungen, die Peirce zur Charakterisierung von Zweitheit verwendet. Die dritte Kategorie beinhaltet Elemente, deren kleinster gemeinsamer Nenner die Gesetzmäßigkeit ist. Peirce subsumiert unter dieser Kategorie so unterschiedliche Phänomene wie Gesetz, Gewohnheit, Allgemeinheit, aber auch Intelligenz oder Repräsentation. Diese Zusammenstellung scheint zuerst einmal ziemlich unsystematisch zu sein. Doch weisen alle diese Phänomene eine Gemeinsamkeit auf: Sie lassen sich nicht mit Prädikaten beschreiben, die weniger als dreistellig sind. Das zeigt sich etwa anhand eines Beispiels, das unter denen, die Peirce immer wieder anführt, eines der wichtigsten ist: Eine Person, X, gibt etwas, Y, einer anderen Person, Z. Nun besteht dieser Akt des Gebens nicht in den Tatsachen, daß X aufhört, Y festzuhalten und daß Z es aufhebt, mit oder ohne Zustimmung von X. Y kann dabei bewegungslos bleiben. Er besteht in der Tatsache, daß X eine Roman Jakobsons Peirce-Adaption 243 Handlung ausführt, die ein Gericht als gültig erklären würde, und nicht nur als gültig „erklären“ würde, sondern von der er will, daß ein Sheriff ihr mit roher Gewalt Gültigkeit verschaffen würde, so daß X dabei das Recht gewinnt, mit Y zu machen, was er will, ohne sich dadurch irgendwelche Strafen zuzuziehen. (SS2: 271; cf. etwa auch EP2: 171, 425) Kategorien selbst werden nicht auf der Basis von Opposition gebildet. Das Herausbilden von Kategorien ist ein Phänomen, das zur dritten Kategorie gehört, denn Differenzen und Gemeinsamkeiten werden erst in einer vermittelnden Interpretation erfasst. Das illustriert Peirce schon früh anhand eines Vergleichs der Buchstaben p und b: Suppose we wish to compare the letters p and b. We may imagine one of them to be turned over on the line of writing as an axis, then laid upon the other, and finally to become transparent so that the other can be seen through it. In this way we shall form a new image which mediates between the images of the two letters, inasmuch as it represents one of them to be (when turned over) the likeness of the other (W2: 53). Diese vermittelnde Darstellung nennt Peirce den Interpretanten (cf. W2: 53). Dieser ist notwendig, um die Identität eines Objekts des Denkens herstellen zu können: If we had but one impression, it would not require to be reduced to unity, and would therefore not need to be thought of as referred to an interpretant, and the conception of reference to an interpretant would not arise. But since there is a manifold of impressions, we have a feeling of complication or confusion, which leads us to differentiate this impression from that, and then, having been differentiated, they require to be brought to unity. Now they are not brought to unity until we conceive them together as being ours, that is until we refer them to a conception as their interpretant (W2: 54). Bei Jakobson ist das Prinzip der Opposition das Grundprinzip des Sprachsystems. Er benötigt deshalb nur Peirce’ zweite Kategorie, und er verweist deshalb auch nur auf diese Kategorie (cf. Jakobson 1977: 251). Warum er die erste und die zweite Kategorie nicht erwähnt, darüber kann nur spekuliert werden. 6 Jakobsons „harmonisierte“ Semiotik Sicher: Jakobson hat Peirce einer breiten linguistischen Öffentlichkeit bekannt gemacht. Dies ist ein Verdienst, das nicht zu unterschätzen ist. Doch aus heutiger Perspektive ist es erstaunlich zu sehen, wie Jakobson mit Peirce’ Texten umgeht. Einerseits behauptet er, dass Peirce in den USA zu seiner wichtigsten Inspirationsquelle geworden sei (cf. Jakobson 1971a: v), und dass er der erste Linguist gewesen sei, der Peirce’ Werke benutzt habe. Er konstatiert dies „not with pride but with bitterness“ (Jakobson 1976: 1536). Andererseits liest er Peirce sehr selektiv, zitiert ihn teilweise verfälschend und verhindert es so, dass sein Publikum, dem er Peirce vordergründig näher bringen will, erkennt, was Peirce de facto wollte - und zwar mit Konsequenzen bis heute. So verwerfen etwa Kress und van Leeuwen nämlich nicht, wie sie meinen, die peircesche Konzeption von Ikonizität, sondern diejenige, welche durch Jakobson vermittelt wurde. Die Alternative, die sie dieser jakobsonschen Konzeption entgegensetzen, kommt Peirce erstaunlich nahe. Sie schreiben nämlich: In our view, signs are never arbitrary, and, and ‘motivation’ should be formulated in relation to the sign-maker and the context in which the sign is produced, and not in isolation from the act of producing analogies and classifications (Kress and van Leeuwen 2006: 8). Daniel H. Rellstab 244 Jakobsons Vorgehen lässt den Verdacht aufkommen, dass er Peirce’ Ideen benutzt. Philologische oder zumindest interpretatorische Exaktheit wäre vielleicht nur hinderlich gewesen, denn sie hätte Jakobson gezeigt, dass er und Peirce nicht viel gemeinsam haben. Ihn interessieren einzelne Begriffe, in denen er seine eigene Theorie spiegeln kann. In und durch diesen Spiegelungsprozess verleiht er ihnen auch einen neuen Sinn. Er ebnet zeichen- und sprachtheoretische Differenzen ein und macht aus Peirce den strukturalistischen Linguisten, der dieser nie gewesen war (cf. etwa auch Jakobson 1977: 250). Bruss hat also recht, wenn sie konstatiert, dass Jakobson keine intensive Auseinandersetzung mit Peirce intendiert, wie Holenstein dies für seinen Umgang mit Husserl konstatiert. Ihn interessieren die Systematik der Zeichentheorie und die Philosophie, die sich auch einer Lektüre der Collected Papers erschließt, nur bedingt. Dies lässt die Hypothese plausibel erscheinen, dass er Peirce als Gewährsmann braucht, um seine strukturalistische Methode, seine Sprachtheorie und Semiotik in den USA verbreiten und legitimieren zu können. Doch könnte es auch sein, dass Jakobson Unterschiede zwischen seinem Ansatz, der stärker aus der Tradition de Saussures stammt, und dem Ansatz von Peirce einebnet, um damit einer harmonischen Entwicklung der Semiotik den Weg zu bereiten. Er schreibt nämlich über das späte Publizieren der Schriften von Peirce: The tardy publication of his works, which were dispersed and in fragments in the maze oft he Collected Papers of Charles Sanders Peirce, vol. I-VIII, for a long time hampered a complete and exact understanding of his precepts and unfortunately delayed their effective influence on the science of language and the harmonious development of semiotics (Jakobson 1974: 205). Dies würde Jakobsons Adaption nicht richtiger machen, aber sie ermöglicht es, einen etwas milderen Blick auf Jakobsons Peirce-Adaption zu werfen. 7 Literatur CP: Collected Papers of Charles Sanders Peirce. Ed. Charles Hartshorne et al., 6 vols., Cambridge etc.: Harvard University Press 1931-1958. Die Zahl vor dem Punkt gibt den Band an, die Zahl nach dem Punkt den Paragrafen; am Ende steht die Jahreszahl. Bspw.: 8.121, 1905 EP2: The Essential Peirce. Selected Philosophical Writings. Ed. Nathan Houser et al., vol. 2, Bloomington/ Indianapolis: Indiana University Press 1998 MS: Manuscripts of Charles S. Peirce. Nummeriert nach Richard R. Robin (cf. Robin 1967), paginiert nach den Editoren des Peirce Edition Projects, Indianapolis NEM: New Elements of Mathematics. Ed. Carolyn Eisele, 4 vols., The Hague: Mouton / Atlantic Highlands NJ: Humanities Press 1976 PLZ: Phänomen und Logik des Zeichens. Ed. und übersetzt von Helmut Pape. 2. edn., Frankfurt/ M.: Suhrkamp 1993 SESI: Semiotics and Significs. The Correspondence between Charles S. Peirce and Victoria Lady Welby. Ed. Charles S. Hardwick, Bloomington/ London: Indiana University Press, 1977 SS1-SS3: Semiotische Schriften. Ed. und übersetzt von Christian J.W. 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