eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 48/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
10.2357/FLuL-2019-0014
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
2019
481 Gnutzmann Küster Schramm

Daniela CASPARI, Friederike KLIPPEL, Michael K. LEGUTKE, Karen SCHRAMM (Hrsg.): Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Ein Handbuch. Tübingen: Narr 2016, 476 Seiten [€ 49,99]

2019
Barbara Hinger
Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 145 48 (2019) • Heft 1 DOI 10.2357/ FLuL-2019-0014 deckel verlautbarte Zielsetzung des Handbuchs ernstnehmen oder nicht, mehr oder weniger enttäuscht, ermutigt oder in der eigenen Forschung zum Tandem angeregt sein. Ärgerlich sind die recht zahlreichen Tipp- und Satzfehler (siehe z.B. Tab. 1 auf S. 48 oder in Fig. 2 auf S. 60). Dass zudem in vielen Beiträgen - insbesondere aber in Abschnitt 1 - die Literaturverzeichnisse nicht alle im Text zitierten Titel aufführen, Angaben nicht vollständig oder fehlerhaft sind, ist mit Blick auf den angestrebten Handbuchcharakter des Bandes unangenehm, aber wohl auch dem Termin-, Finanzierungs- und Rechenschaftslegungsdruck geschuldet, unter dem drittmittelfinanzierte Forschung heute vielfach erfolgen muss. Wuppertal L ARS S CHMELTER Daniela C ASPARI , Friederike K LIPPEL , Michael K. L EGUTKE , Karen S CHRAMM (Hrsg.): Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Ein Handbuch. Tübingen: Narr 2016, 476 Seiten [€ 49,99] Das Handbuch zur Forschungsmethodik beeindruckt sowohl durch sein originelles und konsequent umgesetztes Konzept als auch durch seinen Umfang. Die Originalität besteht insbesondere im Heranziehen von zwölf exemplarischen Referenzarbeiten, die unterschiedliche Bereiche der Forschung an geeigneten Stellen veranschaulichen. Auch die Wahl äußerst gelungener Visualisierungen von Forschungsvorgängen auf nur einer Seite anhand von Grafiken, die der Komplexität der jeweiligen Thematik gerecht werden und doch übersichtlich bleiben, verweist auf Originalität beim Bestreben nach Konkretisierung der unterschiedlichen Beschreibungen und Erläuterungen von in der Forschung notwendigen Umsetzungsschritten. Das Handbuch besteht aus insgesamt acht Kapiteln, die, der jeweils beschriebenen Thematik geschuldet, eine unterschiedlich hohe Seitenzahl aufweisen. Einer einleitenden Orientierung folgt Kapitel 2, das sich den Grundfragen fremdsprachendidaktischer Forschung widmet. In Kapitel 3 werden Forschungstraditionen der Fremdsprachendidaktik aufgegriffen und erläutert. Konkret dargelegt werden historische, theoretische und empirische Forschungsperspektiven. Kapitel 4 beschäftigt sich mit Forschungsentscheidungen und bezieht sich auf folgende Bereiche: Texte, Daten und Dokumente als Basis für die fremdsprachendidaktische Forschung, prototypische Forschungsdesigns, die Gestaltung von Forschungssamplings, Möglichkeiten für Triangulationen, meta-analytische Untersuchungen und Replikationsstudien und Fragen der Forschungsethik. Als mit 236 Seiten am umfangreichsten erweist sich Kapitel 5, auf das unten näher eingegangen wird. Es beschreibt Forschungsverfahren zur Gewinnung von Dokumenten, Texten und Daten und erläutert elf Auswertungs- und Analyseinstrumentarien umfassend. Kapitel 6 bezieht sich auf Etappen im Forschungsprozess und gibt für den Weg von der Idee zur Forschungsfrage, für Wechselspiele zwischen Theorie und Praxis, für die Beschreibung des Literaturüberblicks und Forschungsstands, die Designgestaltung, Prozessplanung und -steuerung ebenso grundlegende und wesentliche Empfehlungen wie für Zusammenfassung und Diskussion der Forschungserträge und die Präsentation der Forschung. Auf die Betreuung von Forschungsarbeiten wird in diesem Kapitel abschließend eingegangen. Dass hier neben Empfehlungen auch Erfahrungen der Verfasserinnen und Verfasser einfließen, macht die Darstellungen anschaulich und nachvollziehbar. Kapitel 7 bietet Kurzbeschreibungen jener zwölf Referenzarbeiten, die im Zeitraum zwischen 2002 und 2011 verfasst wurden und auf die in den Kapiteln des Handbuchs an jeweils passenden Stellen exemplarisch verwiesen wird. Die ausgewählten Arbeiten werden als beispielhaft für zentrale Forschungsfelder sowie Themengebiete der Fremdsprachendidaktik charakterisiert und veran- 146 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel DOI 10.2357/ FLuL-2019-0014 48 (2019) • Heft 1 schaulichen jeweils spezifische Erhebungs- und Auswertungsinstrumentarien. Von den Herausgeberinnen und Herausgebern wird das Aufgreifen der jeweiligen Referenzarbeit an geeigneten Stellen im Handbuch zu Recht als „eine Besonderheit dieses Buches“ (S. 3) bezeichnet. Hervorzuheben ist auch, dass die Kurzbeschreibungen der Arbeiten stets dem Schema ‚Thema und Forschungsfragen; Datenerhebung; Datenaufbereitung; Datenauswertung; Ergebnisse; Literatur‘ folgen und damit eine gute Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Arbeiten und der gewählten Herangehensweisen erlauben. Das abschließende, knapp gefasste Kapitel 8 widmet sich dem Kontext fremdsprachlicher Forschung und verweist auf Bezugsfach, Universität respektive Hochschule, Lehrerbildung und Bildungs-, Kultur- und Sprachenpolitik sowie auf Wirtschaft und Gesellschaft. Dieser letzte Bereich übernimmt auch die Funktion eines knappen Fazits für das Handbuch. Die Kapitelgliederung des Buches folgt grosso modo dem Aufbau einer Forschungsarbeit und erleichtert es seinen Leserinnen und Lesern dadurch, sich zu orientieren und auf rasche und effiziente Weise zu entscheiden, welche/ s Kapitel zu einem bestimmten Zeitpunkt im eigenen Forschungsrespektive Betreuungsvorhaben gerade am relevantesten ist/ sind. Als unterstützend erweisen sich am Ende jedes Unterkapitels die Literaturverzeichnisse und die darüber hinausführenden Angaben zu Fachliteratur, die immer auch knapp beschrieben wird. Abschließend soll das fünfte Kapitel etwas näher betrachtet werden. Es wird treffend als zentrales Kapitel des Handbuchs bezeichnet, da es sich dem „methodische[n] Kernelement von Forschung“ (S. 119) widmet. Es besteht aus insgesamt 19 Teilkapiteln, die die beiden Bereiche „Gewinnung von Dokumenten, Texten und Daten“ und „Aufbereitung und Analyse von Dokumenten, Texten und Daten“ eingehend beleuchten. Während der erste Bereich neben der Sammlung von Dokumenten und der Zusammenstellung von Texten auch auf unterschiedliche Arten der Beobachtung und Befragung, des Erfassens unterrichtsbezogener Produkte und auf das Testen eingeht, beschäftigt sich der zweite Bereich mit der Analyse historischer Daten, mit hermeneutischen Verfahren, Inhaltsanalyse und Grounded Theory, mit Methoden der diskursanalytischen Auswertung, Korpusanalyse und statistischen Verfahren (Deskriptiv- und Inferenzstatistik, Faktorenanalysen). Die genannten Thematiken werden umfassend dargestellt und durch Verweise auf die jeweils relevante Fachliteratur belegt. Lediglich die beiden Teilkapitel zur Lernersprache (5.2.6 und 5.3.7) fallen im Lichte der internationalen, aber auch der deutschsprachigen Forschung etwas ab. So wird zwar auf einige besonders relevante, frühe Ansätze der Lernersprachenanalyse verwiesen. Die international weitaus stärker rezipierten theoretischen Arbeiten von P IENEMANN (2015) 1 bleiben jedoch ebenso unerwähnt wie die Weiterentwicklung von Rapide Profile als computerbasiertes Instrument für die Lernersprachenanalyse (K EßLER / L IEBNER 2011) 2 . Auch das Ansprechen weiterer, relevanter psycholinguistischer Ansätze von Lernersprachenentwicklung würde diesen beiden Teilkapiteln eine deutlichere internationale Einbettung geben, die gerade in der Lernersprachenforschung wesentlich ist und im deutschsprachigen Forschungskontext eher vernachlässigt wird. Im schulischen Kontext umgesetzte Erhebungen wie jene der DiG-Studie (Deutsch 1 Manfred P IENEMANN : „An outline of Processability Theory and its relationship to other approaches to SLA“. In: Language Learning 65.1 (2015), 123-151. 2 Jörg-U. K EßLER , Mathias L IEBNER : „Diagnosing L2 development. Rapid Profile“. In: Manfred P IENEMANN , Jörg-U. K EßLER (Hrsg.): Studying Processability Theory: An Introductory Textbook. Amsterdam/ Philadelphia: Benjamins 2011, 131-147. Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 147 48 (2019) • Heft 1 DOI 10.2357/ FLuL-2019-0014 in Genf, D IEHL et al. 2000) 3 hätten zumindest im Verweis auf weitere Fachliteratur herangezogen werden können. Insgesamt gelingt es den Autor(inn)en jedoch auch in Kapitel 5 anhand der aussagekräftigen Grafiken in jedem Teilkapitel die beschriebenen Gewinnungsrespektive Aufbereitungs- und Analyseprozesse kompakt auf einer Seite zu visualisieren. Die Grafiken können damit auch als erste Einblicke über die jeweiligen methodischen Vorgehensweisen genutzt werden und Forschungsnoviz(inn)en einen ersten und raschen Überblick gewähren, der ihnen ggf. die beschleunigte Wahl eines geeigneten Verfahrens erlaubt. Die von den Herausgeber(inne)n genannten Zielgruppen (junge Forscher(innen), die gerade Fuß fassen, Betreuer(innen) von Forschungsarbeiten) halten jedenfalls ein Buch in Händen, das detailliert und kenntnisreich über grundlegende Bereiche zu Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik informiert und deutlich über Charakteristika von forschungsmethodischen Einführungen hinausgeht. Innsbruck B ARBARA H INGER 3 Erika D IEHL , Thérèse S TUDER , Helen C HRISTEN , Sandra L EUENBERGE r, Isabelle P ELVAT : Grammatikunterricht - Alles für der Katz? Untersuchungen zum Zweitsprachenerwerb Deutsch. Tübingen: Niemeyer 2000.