eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 48/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
10.2357/FLuL-2019-0013
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
2019
481 Gnutzmann Küster Schramm

Hermann FUNK, Manja GERLACH, Dorothea SPANIEL-WEISE (Hrsg.): Handbook for Foreign Language Learning in Online Tandems and Educational Settings. Frankfurt/M: Lang 2017 (Foreign Language Teaching in Europe), 324 Seiten [68,95 €]

2019
Lars Schmelter
144 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel DOI 10.2357/ FLuL-2019-0013 48 (2019) • Heft 1 den Hintergrund. Lesk und Stegu erfassten mithilfe von Fragebögen und Interviews den Sprachbedarf von Sprachlernern und Firmen. Aus dem Abgleich der zum Teil sich unterscheidenden Antworten und den Potenzialen des Tandems formulieren sie mögliche Konsequenzen für die Gestaltung und die Unterstützung von Online-Tandempartnerschaften. Koch setzt sich in seinem konzeptuellen Beitrag in anregender Weise mit dem Tandem-Prinzip der Gegenseitigkeit (reciprocity) auseinander, das er im Vergleich zum tragenden Autonomie- Prinzip für theoretisch unterbestimmt hält. Er schlägt vor, die Gegenseitigkeit sowohl unter sozialen als auch unter kommunikativen Gesichtspunkten zu betrachten. Vetter betrachtet die Tandem-Kommunikation unter Rückgriff auf Fishman und formuliert nach der Analyse von Interaktionen, die im Rahmen des Projekts dokumentiert wurden, Hinweise für die Gestaltung und Unterstützung der Tandems. El-Hariri/ Renner nutzen ihrerseits die dokumentierten Tandem-Kommunikationen um Missbzw. Nicht-Verstehen herauszuarbeiten und wie es sich von außen erkennen lässt. Um dieses zu vermeiden, setzen einige Tandem-Partner, die die Fremdsprache noch nicht selbstständig, sondern noch elementar verwenden, die gemeinsame Fremdsprache Englisch als Vehikel der Verständigung ein, damit die Kommunikation in den Erstbzw. Fremdsprachen der Tandempartner nicht abbricht, wie Grümpel/ Cuadrado Rey/ Stoll zeigen. Calvet Creizet/ Orduña heben in ihren, den zweiten Abschnitt beschließenden Beiträgen hervor, dass das zentrale Ziel „Sprachen lernen“ im Tandem häufig zu kurz komme, wenn die Kommunikation und Interaktion zu stark von inhaltlichen Aufgaben und Aspekten bestimmt wird. Sie schlagen daher Aufgaben für die Tandempartner vor, die das sprachliche Lernen gezielt durch die Kompetenz bzw. die sprachliche Form fokussierende Aufmerksamkeitslenkung unterstützen sollen. Zwischen diesen stark forschungsbasierten Beiträgen findet sich der eher erfahrungsbasierte, mit praktischen Fragen der eingesetzten Technik befasste Beitrag von Ruipérez/ García-Cabrero. Forscherinnen werden in diesem Abschnitt empiriebasierte und konzeptuell zumeist gut eingeordnete Diskussionsbeiträge finden, deren auf die Gestaltung der Praxis abzielenden Schlüsse auch für sie von Interesse sein mögen. Ob Praktiker und Entscheidungsträgerinnen sich jeweils bis zu den - zum Teil im Text versteckten - Hinweisen für das operative Geschäft durcharbeiten werden, dürfte von deren Theorie- und Forschungsinteresse abhängig sein. Im dritten Abschnitt zeigen zunächst Gierden Vega/ Manjavacas Sneesby und dann Kremenchuk/ Li, wie die Einbettung der Tandem-Partnerschaften in den Fremdsprachenunterricht erfolgen kann bzw. welche Rolle Anleitungen für die Organisation der Tandem-Interaktion haben können. Letztlich lässt sich bereits nach Vorwort und Einleitung der Charakter dieses Sammelbandes erahnen und auch den Herausgebern scheint dies durchaus bewusst zu sein: The handbook presented here deals with the documentation of the sub-projects carried out by the different universities involved in L3TASK. It is a collected volume that gathers different academic strands dealing with language learning in Online Tandems in terms of language needs and acquisition, E-Tandem management as well as interaction analysis (S. 14). Und so pendeln die Beiträge und Inhalte dieses Bandes zwischen erfahrungsbasierten praktischen Hinweisen, Überblicksdarstellung und genuinem Forschungsbeitrag. Diese Gemengelage lässt sich schon in den genutzten technischen Mitteln des Online-Tandems und den Vorgaben für die Tandem-Paare erkennen. Diese ergeben sich nicht zwangsläufig aus der didaktischen Rahmung der Online-Tandempartnerschaften, sondern wohl von vornherein auch aus den Forschungsinteressen der am Projekt beteiligten Forscherinnen und Forscher. Und so werden die Leserinnern und Leser des Bandes, je nachdem, ob sie die auch auf dem Buch- Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 145 48 (2019) • Heft 1 DOI 10.2357/ FLuL-2019-0014 deckel verlautbarte Zielsetzung des Handbuchs ernstnehmen oder nicht, mehr oder weniger enttäuscht, ermutigt oder in der eigenen Forschung zum Tandem angeregt sein. Ärgerlich sind die recht zahlreichen Tipp- und Satzfehler (siehe z.B. Tab. 1 auf S. 48 oder in Fig. 2 auf S. 60). Dass zudem in vielen Beiträgen - insbesondere aber in Abschnitt 1 - die Literaturverzeichnisse nicht alle im Text zitierten Titel aufführen, Angaben nicht vollständig oder fehlerhaft sind, ist mit Blick auf den angestrebten Handbuchcharakter des Bandes unangenehm, aber wohl auch dem Termin-, Finanzierungs- und Rechenschaftslegungsdruck geschuldet, unter dem drittmittelfinanzierte Forschung heute vielfach erfolgen muss. Wuppertal L ARS S CHMELTER Daniela C ASPARI , Friederike K LIPPEL , Michael K. L EGUTKE , Karen S CHRAMM (Hrsg.): Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Ein Handbuch. Tübingen: Narr 2016, 476 Seiten [€ 49,99] Das Handbuch zur Forschungsmethodik beeindruckt sowohl durch sein originelles und konsequent umgesetztes Konzept als auch durch seinen Umfang. Die Originalität besteht insbesondere im Heranziehen von zwölf exemplarischen Referenzarbeiten, die unterschiedliche Bereiche der Forschung an geeigneten Stellen veranschaulichen. Auch die Wahl äußerst gelungener Visualisierungen von Forschungsvorgängen auf nur einer Seite anhand von Grafiken, die der Komplexität der jeweiligen Thematik gerecht werden und doch übersichtlich bleiben, verweist auf Originalität beim Bestreben nach Konkretisierung der unterschiedlichen Beschreibungen und Erläuterungen von in der Forschung notwendigen Umsetzungsschritten. Das Handbuch besteht aus insgesamt acht Kapiteln, die, der jeweils beschriebenen Thematik geschuldet, eine unterschiedlich hohe Seitenzahl aufweisen. Einer einleitenden Orientierung folgt Kapitel 2, das sich den Grundfragen fremdsprachendidaktischer Forschung widmet. In Kapitel 3 werden Forschungstraditionen der Fremdsprachendidaktik aufgegriffen und erläutert. Konkret dargelegt werden historische, theoretische und empirische Forschungsperspektiven. Kapitel 4 beschäftigt sich mit Forschungsentscheidungen und bezieht sich auf folgende Bereiche: Texte, Daten und Dokumente als Basis für die fremdsprachendidaktische Forschung, prototypische Forschungsdesigns, die Gestaltung von Forschungssamplings, Möglichkeiten für Triangulationen, meta-analytische Untersuchungen und Replikationsstudien und Fragen der Forschungsethik. Als mit 236 Seiten am umfangreichsten erweist sich Kapitel 5, auf das unten näher eingegangen wird. Es beschreibt Forschungsverfahren zur Gewinnung von Dokumenten, Texten und Daten und erläutert elf Auswertungs- und Analyseinstrumentarien umfassend. Kapitel 6 bezieht sich auf Etappen im Forschungsprozess und gibt für den Weg von der Idee zur Forschungsfrage, für Wechselspiele zwischen Theorie und Praxis, für die Beschreibung des Literaturüberblicks und Forschungsstands, die Designgestaltung, Prozessplanung und -steuerung ebenso grundlegende und wesentliche Empfehlungen wie für Zusammenfassung und Diskussion der Forschungserträge und die Präsentation der Forschung. Auf die Betreuung von Forschungsarbeiten wird in diesem Kapitel abschließend eingegangen. Dass hier neben Empfehlungen auch Erfahrungen der Verfasserinnen und Verfasser einfließen, macht die Darstellungen anschaulich und nachvollziehbar. Kapitel 7 bietet Kurzbeschreibungen jener zwölf Referenzarbeiten, die im Zeitraum zwischen 2002 und 2011 verfasst wurden und auf die in den Kapiteln des Handbuchs an jeweils passenden Stellen exemplarisch verwiesen wird. Die ausgewählten Arbeiten werden als beispielhaft für zentrale Forschungsfelder sowie Themengebiete der Fremdsprachendidaktik charakterisiert und veran-