eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 48/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
10.2357/FLuL-2019-0012
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
2019
481 Gnutzmann Küster Schramm

Carsten RÖVER, Aek PHAKITI: Quantitative Methods for Second Language Research. A Problem-Solving Approach. New York/London: Routledge 2017, 268 Seiten [39,82 €]

2019
Nicole Marx
140 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel DOI 10.2357/ FLuL-2019-0012 48 (2019) • Heft 1 Kapitel 7 liefert die Ergebnisse für das Ende der 8. Klassenstufe. Auch hier zeigen sich substantielle Unterschiede zwischen der allgemeinen Englischkompetenz von Schüler(inne)n aus CLIL- und Nicht-CLIL-Klassen und Klassen von Gymnasien ohne CLIL-Zweige. Interessant ist jedoch, dass in allen drei Gruppen ein großer Leistungszuwachs gemessen wurde, woraus R UMLICH ableitet, dass der Einfluss von CLIL auf die allgemeine Sprachkompetenz nicht bedeutsam ist. Auch bzgl. der Entwicklung von ‚Selbstkonzept‘, ‚Interesse‘ und ‚außerschulischer Kontakt zum Englischen‘ hat CLIL nur wenig bis keinen Einfluss. In Kapitel 8 werden die Ergebnisse zusammenfassend interpretiert und konzeptionelle und methodische Aspekte der Studie kritisch reflektiert. Insgesamt ist R UMLICH s Buch sehr lesenswert und sollte zum Kanon der CLIL-Werke an Hochschulen und in der Aus- und -fortbildung für CLIL-Lehrkräfte gehören. Es liefert einen systematischen und kritischen Überblick über die bisherige CLIL-Forschung an Gymnasien in Deutschland und zeigt anschaulich, welche Effekte individuelle Faktoren auf das sprachliche Lernen in (nordrhein-westfälischen) CLIL-Zweigen haben. Diejenigen, die vom Umfang des Buches oder den komplexen statistischen Analysen abgeschreckt werden, sollten auf jeden Fall die sehr gelungenen Zusammenfassungen der Kapitel zur Kenntnis nehmen. Weingarten P ETRA B URMEISTER Carsten R ÖVER , Aek P HAKITI : Quantitative Methods for Second Language Research. A Problem-Solving Approach. New York/ London: Routledge 2017, 268 Seiten [39,82 €] Zunehmend präzisere Vorgaben bezüglich des empirischen - und insbesondere des quantitativen - Arbeitens in der Sprachlehr- und -lernforschung (SLF) der letzten Jahre haben dazu geführt, dass empirische Standards v.a. der Psychologie und der Sozialwissenschaften nach und nach für die SLF aufgearbeitet werden. Dadurch sind in den letzten Jahren auch im deutschsprachigen Raum mehrere Handbücher, Einzelaufsätze und programmatische Beiträge entstanden, die (1) unterschiedliche Ansätze, Methoden, Instrumente und/ oder Analyseverfahren für i.d.R. Nachwuchswissenschaftler (Masterstudierende, Doktoranden) in unterschiedlicher Breite einführen, (2) besondere Entwicklungen thematisieren und für ein Fachpublikum einführen oder (3) das Problem (meist als „schwach“ bemängelter) empirischer Forschungsstudien im Fach diskutieren. Das vorliegende Buch verortet sich eindeutig in der ersten Kategorie. Es verzichtet dabei auf eine grobe Unterteilung und gliedert sich in insgesamt 15 Einzelkapitel. Es bietet dabei „a practical academic resource and a starting point for new researchers in their quest to learn about data analysis“ (xviii). Die Arbeit mit dem Buch „assumes no prior experience in quantitative research and is written for students and researchers new to quantitative methods“ (ibid.). Gerade darin liegt aber eine der größten Herausforderungen für das Werk und einer der Gründe, warum die Darstellung nicht immer gelingt. Denn die explizite Fokussierung auf Datenanalyse setzt eine intensive - und vorhergehende - Auseinandersetzung mit möglichen Forschungsdesigns, Datenerhebungsmethoden und schließlich der Datenaufbereitung voraus. Wer also dieses Buch liest, profitiert am ehesten davon, wenn er oder sie bereits einigermaßen gesicherte Kenntnisse der o.g. Aspekte besitzt; und wer diese Kenntnisse bereits aufweist, benötigt i.d.R. ein solches Einführungswerk nicht mehr. Dennoch bietet das Handbuch in vielerlei Hinsicht interessante Einblicke und v.a. praktische Tipps, auf die bei der Besprechung der einzelnen Kapitel eingegangen wird. Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 141 48 (2019) • Heft 1 DOI 10.2357/ FLuL-2019-0012 Die Kapitel sind zwar unterschiedlich aufgebaut, haben aber bestimmte Elemente gemeinsam. So werden sog. „Sample Studies“, also beispielhafte Untersuchungen in der SLF, einbezogen und zur Verdeutlichung der relevanten Aspekte des Kapitels aufbereitet. Zudem sind auf der gut ausgebauten Webseite nicht nur Wiederholungsfragen (und Beispiellösungen) zu finden, sondern auch PowerPoints und entsprechende SPSS-Übungen für jedes Kapitel vorhanden. In der Druckversion sind ferner für alle Kapitel, die auf Analysen in SPSS eingehen, viele hilfreiche Screenshots aufgeführt, mit denen der Leser seine eigenen Eingaben und Berechnungen vergleichen kann; des Weiteren sind einzelne Instruktionen für die Dateneingabe bzw. Erstellung von Grafiken oder Durchführung von Berechnungen grafisch hervorgehoben und (meist) kleinschrittig erklärt. Das erste Kapitel führt die „Quantifizierung“ als Prinzip der empirischen Fremdsprachenforschung und auf 13 Seiten Begriffe und Konzepte wie Variablen, Operationalisierung und Skalenniveaus ein. Das zweite führt ebenfalls auf 13 Seiten „SPSS“ als Datenanalysewerkzeug für die Auswertung bereits aufbereiteter Daten ein. Dieses für die Weiterarbeit sehr zentrale Kapitel ist in vielerlei Hinsicht hilfreich, birgt aber einige Tücken. So ist der Fokus auf „String“-Kodierungen eher unüblich, v.a. bei größeren Datensätzen stark fehleranfällig und z.T. verwirrend bei der Datenanalyse, wofür eine Dummykodierung eigentlich vorzuziehen ist; auch einige Beispielkodierungen sind sehr ungewöhnlich, wie die Entscheidung, likertskalierte Daten als Prozentwerte anzugeben (Figure 2.18). Generell bleibt der Eindruck, dass die bessere Einführung für SPSS in der Tat das SPSS-Handbuch - kostenlos erhältlich beim Kauf des Programms - bietet. Kapitel 3 nimmt deskriptive Statistiken, deren Einsatz bei unterschiedlichen Skalenniveaus und deren visuelle Repräsentationsmöglichkeiten in den Blick und führt diese in Kapitel 4, das auf Berechnungen in SPSS eingeht, weiter aus. In Kapitel 5 wird die inferentielle Statistik mit der Korrelationsanalyse aufgegriffen, obwohl erst Kapitel 6 als „Basics of Inferential Statistics“ betitelt ist. Hier werden nun Pearsons Product Moment Correlation und Spearmans Rho (übrigens eine Assoziation, keine Korrelation) eingeführt. Kapitel 6 bietet dann wichtige Informationen an, die m.E. schon zu Beginn des Handbuchs relevant gewesen wären, insbesondere Informationen zur Datenerhebung (Kap. 2-5 behandelten bereits die Datenauswertung), u.a. Sampling und Störfaktoren, aber auch wichtige Themen wie statistische Signifikanz, Effektgröße und Error. Die Kapitel 7 bis 12 behandeln Themen, die den Vergleich zweier (T-Tests, Mann-Whitney U-Tests, Wilcoxon Signed-Rank-Tests) oder dreier oder mehr (Varianzanalysen) Datenreihen ermöglichen. Dabei werden für ein Einführungswerk wichtige Voraussetzungen wie Varianzgleichheit sowie entsprechende Berechnungen der Effektgrößen behandelt. Hilfreich wäre direkt zu Beginn eine Erklärung der Einsatzgebiete (Unterschied zwischen parametrischen und nichtparametrischen Tests), v.a. um den Unterschied zwischen den Ausführungen in Kapitel 7 und 8 zu verstehen. Anders als viele Einführungswerke scheut das Buch nicht davor zurück, die Arbeit mit drei oder mehr Datenreihen zu thematisieren. In Kapitel 9 greift es einfache Varianzanalysen und deren nichtparametrische Alternative, den Kruskal-Wallis-Test, auf. Besonders hervorzuheben ist in diesem Kapitel, dass sehr deutlich erklärt wird, warum die - häufig genutzte und immer falsche - Entscheidung, mehrfache T-Tests anstatt einer Varianzanalyse durchzuführen, ein Fehlschluss ist (S. 121). Etwas weniger sinnvoll ist dagegen die Empfehlung im darauf folgenden Kapitel 10, mit gain scores bei Prä-/ Posttestdesigns zu arbeiten, v.a. deswegen, weil eine geschicktere Lösung (Kovarianzanalysen) dann noch ausführlich dargestellt wird. Kapitel 11 (Varianzanalysen mit Messwiederholung) und 12 (zweifache Varianzanalysen) erläutern weitere Varianten. 142 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel DOI 10.2357/ FLuL-2019-0012 48 (2019) • Heft 1 Kapitel 13 führt den Chi-Quadrat-Test zur Analyse von Frequenzdaten ein. Der Test wird - für die Sprachwissenschaft besonders wichtig - oft für Korpusanalysen eingesetzt, wofür Daten nicht unbedingt durch die Forschenden selber erhoben werden müssen (und eignet sich somit besonders für Studienarbeiten). Die multiple Regression (Kapitel 14; die einfache Regression wird zu Beginn des Kapitels eingeführt) findet erst nach diesen Ausführungen Beachtung; dies ist etwas verwunderlich, handelt es sich doch um ein Verfahren, auf dem ein sehr bedeutender Anteil sozialwissenschaftlicher Forschung basiert. Das Werk schließt mit einem Kapitel zu Reliabilitätsanalysen ab, das - wenngleich es wichtige Informationen enthält - thematisch etwas aus der Reihe fällt und vermutlich einen Großteil der „new researchers“ inhaltlich überfordern dürfte. Insgesamt betrachtet bietet das Werk eine Reihe von wichtigen Informationen, die auch meist didaktisch gut aufbereitet sind. Neben den bereits aufgeführten Punkten sind die gelegentlichen Diskussionen zu unterschiedlichen, oft umstrittenen Auswertungsentscheidungen hilfreich (ein gutes Beispiel ist hier auf S. 39 zum Thema Berechnung von Durchschnittswerten bei ordinalskalierten Daten zu finden), auch wenn sie sicherlich bei Personen ohne jegliche Kenntnisse quantitativer Methoden eher Unsicherheit auslösen werden. Als hervorragend zu bewerten ist die Entscheidung, besprochene Analysen anhand echter Forschungssituationen (und z.T. echter Forschungsdaten) einzuführen. Dies macht die Datenanalyse im Bereich SLF interessanter - und nebenbei werden Fachinformationen besprochen. Auch wenn die Forschungsdesigns mancher Studien als wenig exemplarisch zu sehen sind (vgl. die Entscheidung, eine Studie mit nur Post-Test-Erhebungen in Kapitel 9 aufzuführen, oder in Kap. 11 die Verwendung einer Varianzanalyse mit Messwiederholung bei einem Design mit zwei unterschiedlichen abhängigen Variablen, was eine Multiple Varianzanalyse erforderlich macht), ist diese Entscheidung sehr gelungen. Dennoch fallen mehrere Unstimmigkeiten auf, die die Arbeit mit dem Buch erschweren, hier jedoch im Einzelnen nicht aufgelistet werden können. U.a. werden potenziell verwirrende Analyseergebnisse im SPSS, die im Buch angegeben werden, nicht immer erklärt (vgl. schon Tabelle 4.2/ 4.3 bei den deskriptiven Statistiken). Ebenfalls fehlen oft Hintergrundinformationen, die für das Treffen notwendiger Entscheidungen wichtig sind; so bleibt bei der Diskussion der „skewedness statistic“ im Kapitel 3 unklar, welcher statistische Kennwert hierfür berechnet wird, worauf das Konstrukt basiert oder wie man selbst einen solchen Wert berechnen kann. Und schließlich - keinesfalls Schuld der Autoren, dennoch für die hiesige Situation äußerst relevant - nützt das Buch nur solchen Personen, die SPSS in der englischsprachigen Version verwenden. Die statistischen Begriffe sind nicht immer leicht zu übersetzen, und wer SPSS auf Deutsch nutzt, sollte auf jeden Fall zu einem deutschsprachigen Handbuch greifen. Das Werk bietet somit viele Potenziale, doch auch viele Hürden für die Leser. Insgesamt betrachtet ist es eher als Zusatzressource für Dozenten in Seminaren zu empirischen Methoden geeignet, die nach neuen Beispielen für den eigenen Unterricht suchen oder ihr eigenes Wissen über Datenanalyseverfahren (Achtung: nicht, wie im Titel angegeben, Methoden), v.a. didaktisch erweitern wollen. Wer eine erste Einführung in die Datenanalyse sucht, ist wohl mit anderen Ressourcen besser bedient. Bremen N ICOLE M ARX Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 143 48 (2019) • Heft 1 DOI 10.2357/ FLuL-2019-0013 Hermann F UNK , Manja G ERLACH , Dorothea S PANIEL -W EISE (Hrsg.): Handbook for Foreign Language Learning in Online Tandems and Educational Settings. Frankfurt/ M: Lang 2017 (Foreign Language Teaching in Europe), 324 Seiten [68,95 €] Der hier zu besprechende Sammelband entstand im Rahmen des von 2013 bis 2016 durch die Europäische Kommission geförderten Projekts Third Language Learning - Tandem-Skype (L3TASK) (vgl. http: / / l3task.eu). Dahinter verbirgt sich ein Tandem-Setting, bei dem die Partner mit einer speziellen Form von Video-Konferenz (www.oovoo.com) miteinander kooperierten und entweder durch die Einbettung des Tandems in Sprachunterricht oder durch tutorielle Angebote unterstützt wurden. Die Leitung des Projekts lag bei der Universität Wien. Weitere beteiligte Hochschulen waren die Wirtschaftsuniversität Wien, die Universitad de Alicante, die Universitat de Barcelona, die Universidad Nacional de Educación a Distancia (UNED) aus Madrid sowie die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Band setzt sich zum Ziel, die zentralen Ergebnisse des Projekts zu dokumentieren und für Einrichtung von Tandemangeboten in verschiedenen Bildungskontexten und darüber hinaus zu ermutigen (Vorwort, S. 9). Das Handbuch soll Verantwortlichen und Anwendern als Grundlage dienen, wenn auch sie Online-Tandems einrichten wollen. Dabei richtet es sich zunächst an Lehrpersonen, Online-Tutoren und Verantwortliche in der Erwachsenenbildung, aber auch an Universitäten, die ihre bilateralen Abkommen mit anderen Universitäten zur Einrichtung von ähnlichen Tandems nutzen wollen (Einleitung S. 14). Insofern ist es konsequent, wenn im ersten von insgesamt drei Abschnitten, in die der Band von den Herausgebern untergliedert wurde, zunächst pädagogische Leitlinien und Prinzipen für den Aufbau und die Organisation von Online-Tandems vorgestellt werden. Da Begriffe, wie z.B. „learning, acquisition, communication, communicative competence, task, interaction, implicit learning and awareness“ (S. 21; Kursivierung im Original), über die verschiedenen Länder, Sprachen und Forschungskontexte hinweg nicht unbedingt in gleicher Weise konzeptualisiert werden, steht ihre Definition im Mittelpunkt von Abschnitt 1.1 und wird mit Blick auf das Sprachenlernen im Tandem in Abschnitt 1.2 weiter präzisiert. Trotz dieser definitorischen Bemühungen werden in der Folge dennoch zentrale Begriffe und Konzepte (wie z.B. Tandem) mehrfach und z.T. durchaus divergierend definiert werden. Dies bringt selbst innerhalb des ersten Abschnitts vermeidbare Doppelungen mit sich. Die folgenden Teilabschnitte beschäftigen sich dokumentarisch mit den praktischen Fragen, die im Rahmen der Einrichtung von Online-Tandems im Projekt beantwortet werden mussten: Welche Schritte müssen bei der Einrichtung von Online-Tandems berücksichtigt werden? Wie kann die Interaktion in diesen entweder in Sprachkurse eingebundenen bzw. weitgehend selbstständig agierenden Tandempartnerschaften mit Materialien und Aufgaben (i.S. von tasks) oder durch Tutoren befördert werden? Wie kann die Qualität des Tandem-Angebots ermittelt und weiterentwickelt werden? Die Antworten, die Funk/ Gerlach/ Spaniel-Weise unter Mitarbeit von Lätsch geben, bleiben zum Teil theoretisch, zum Teil gehen sie sehr konkret auf das Vorgehen in Jena ein. Demjenigen, der bislang keine Erfahrung mit dem Aufbau von Tandem-Angeboten gemacht hat, gleichgültig ob als Präsenz- oder als medial-vermitteltes Tandem und gleichgültig welche didaktischen Unterstützungsangebote die Tandem-Partnerschaften einrahmten, wird hier sicherlich der ein oder andere präzisere Einblick fehlen. Tandemerfahrene Leserinnen und Leser können demgegenüber die Besonderheiten des Tandems in diesem Projekt erkennen. Im zweiten Abschnitt mit der nicht immer ganz passenden Überschrift „Components of Interaction in Online Tandems“ treten in den diversen Beiträgen die praktischen Fragen zumeist zugunsten von Forschungsfragen, die im Rahmen des Projekts bearbeitet wurden, in