eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 47/2

Fremdsprachen Lehren und Lernen
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Narr Verlag Tübingen
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2018
472 Gnutzmann Küster Schramm

Christiane FÄCKE, Barbara MEHMAUER-LARCHER (Hrsg.): Fremdsprachliche Lehrmaterialien – Forschung, Analyse, Rezeption. Frankfurt/M.: Peter Lang 2017, 274 Seiten [Hardcover 44,95 €]

2018
Markus Bohnensteffen
© 2018 Narr Francke Attempto Verlag 47 (2018) • Heft 2 B u c h b e s p r e c h u n g e n • R e z e n s i o n s a rti k e l Christiane F ÄCKE , Barbara M EHMAUER -L ARCHER (Hrsg.): Fremdsprachliche Lehrmaterialien - Forschung, Analyse, Rezeption. Frankfurt/ M.: Peter Lang 2017, 274 Seiten [Hardcover 44,95 €] Der von Christiane F ÄCKE und Barbara M EHLMAUER -L ARCHER herausgegebene Sammelband beinhaltet mehrheitlich Beiträge, die auf der von ihnen geleiteten Sektion „Lehrmaterialien“ auf dem 25. Kongress der DGFF im Jahre 2015 entstanden sind. Der Band enthält neben der Einleitung der Herausgeberinnen elf Beiträge, die unter den Schwerpunkten „Forschung und Lehrmaterialien“, „Lehrmaterialien im Vergleich / Lehrwerkanalyse und -evaluation“ und „Lehrwerkrezeption“ verfasst wurden. Mit „Forschungen zum Vergleich, zur Analyse und Rezeption fremdsprachlicher Lehrmaterialien“ (7) formulieren F ÄCKE / M EHLMAUER -L ARCHER gleich im ersten Satz ihrer Einleitung den zentralen Gegenstand. Es wird darauf verwiesen, dass Lehrmaterialien „eine wesentliche Grundlage des Fremdsprachenunterrichts“ (7) darstellen. Darüber hinaus gehen die Herausgeberinnen kurz auf die Aspekte „Entwicklung von Lehrmaterialien“, „die Frage der Authentizität“, „Didaktische Ansätze in Lehrmaterialien“, „Lehrwerkanalyse und -forschung“ sowie „Lehrwerkrezeption“ ein. Die getroffene Auswahl der Beiträge ist dem eher subjektiven Empfinden des Rezensenten geschuldet und wurde dadurch mitbestimmt, inwieweit die Beiträge „die Bedeutung von Lehrmaterialien vorwiegend für den Fremdsprachenunterricht im schulischen Kontext“ (12) erfassen. David N EWBY verfolgt in seinem Beitrag das folgende Ziel: „to propose ways in which principles arising from communicative language teaching and insights from cognitive linguistics and psychology can serve as the basis for the evaluation and design of grammar material“ (85). Er stellt daher sein Cognitive+Communicative Grammar (C+CG) Modell vor. Eine Grammatik zu erstellen verbindet N EWBY mit einer Vielzahl von Aufgaben, zu denen er die Grammatikziele, Grammatikregeln und Übungsaufgaben zählt. Seine C+CG-Methode vermag durchaus für Lehrende neue Impulse für die unterrichtliche Arbeit zu geben. Interessant und lesenswert sind NEWBYS Ausführungen zu pädagogischen und kommunikativen Prinzipien bei der Entwicklung von Grammatikübungen, da hier Anregungen zur Erstellung eigener Übungen gegeben werden. Der Beitrag schließt mit praxistauglichen Ratschlägen für die unterrichtliche Grammatikarbeit. Regina S CHLEICHER analysiert in ihrem Beitrag Beispielaufgaben für Französisch der nationalen Bildungsstandards auf der Folie der in den Lehrplänen und Curricula der Bundesländer formulierten Ziele der „inter- und transkulturellen Kompetenz“ (109). Sie fokussiert ihre Analyse auf Aufgabenbeispiele zum Hör- und Leseverstehen. Ihre Analyseergebnisse sind insofern von Relevanz, als sie richtigerweise ausführt, dass die Aufgabenbeispiele der nationalen Bildungsstandards modellbildend für zukünftige Lehrwerke seien. Eine Analyse des jeweils 1. Bandes der beiden Lehrwerke A plus! Nouvelle édition 1 und Découvertes Série jaune 1 schließt sich an, wobei sich die Analyse u.a. an den Fragen in Bezug auf die „kulturellen Verortungen in den Darstellungen der Zielsprachenländer“, wie „die Schülerinnen und Schüler in Bezug auf eine kulturelle Zugehörigkeit adressiert werden“ (115) sowie den Fragen der „Aktivierung und Unterstützung der kritischen Reflexion der Lernerinnen und Lerner“ (116) orientiert. Die auf der Grundlage der von S CHLEICHER gestellten Analysefragen hervor- Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 133 47 (2018) • Heft 2 gebrachten Ergebnisse können insgesamt hilfreich bei einer Neukonzeptionierung von Lehrwerken sein. Das Problem solcher Analysen besteht allerdings - wie so oft in diesen Bereichen - darin, dass sie sich auf bereits eingeführte Lehrwerke und im Unterricht genutzte Lehrwerke beziehen und dass sie insofern bedauerlicherweise für die unterrichtliche Arbeit mit diesem Lehrwerk keine Relevanz mehr haben. Christina K UHN stellt in ihrem Beitrag den „Einsatz von Eye-Tracking“ vor, mit dessen Hilfe Lehrwerksaufschlagseiten als Einführung in eine neue Lektion dahingehend untersucht werden, wie die Lerner zur Aufmerksamkeit auf das angebotene Material angeregt und wie die dargebotene Bild-Text-Information durch das Verfahren gesteuert werden. Dabei setzt sie sich wohltuend kritisch mit der Eye-Tracking-Pilot-Studie auseinander. Im Verlauf ihrer Ausführungen lässt KUHN immer wieder neue interessante Forschungsfragen einfließen und kommt zu dem Ergebnis, dass die von ihr vorgestellte Studie dazu dienen kann, „Optimierungsmöglichkeiten von Anlage, Verteilung und Verhältnis unterschiedlicher Textteile […] und Fotos bzw. Bildern auf der Aufschlagseite oder -doppelseite aufzuzeigen“ (167). Wünschenswert wäre hierbei sicherlich, die Eye-Tracking-Methode nicht auf die Analyse von Lehrwerkaufschlagseiten zu begrenzen, sondern auch auf andere Seiten des Lehrwerks (z. B. Vokabelseiten oder Grammatikseiten) anzuwenden. Beate L AMMERT überprüft in ihrem Beitrag „das subjektive Auswahlmoment von Lehrmaterialien und sein[en] Zusammenhang mit selbstständigem Lernen“ (172), indem sie exemplarisch die subjektiven Theorien von zwei Französischlehrkräften vorstellt. Anhand dieser subjektiven Theorien stellt L AMMERT fest, dass „keine verallgemeinernden Schlussfolgerungen darüber gemacht werden [können], wie dieses Verhalten der Auswahl von Lehrmaterialien bei anderen Französischlehrer/ inne/ n ist“ (186). Es ist auch wenig überraschend, dass „das Moment der Auswahl bis zu einem gewissen Grad eine individuelle Größe [ist], da die Lehrkraft das Lehrmaterial den tatsächlichen Gegebenheiten anpasst“ (186). Durchaus interessant sind die Fragen in Bezug auf den unterrichtlichen Umgang mit Hör- und Sehmaterialien, die L AMMERT am Ende ihres Beitrags stellt. Gwendoline L OVEY wertet in ihrem Beitrag Einschätzungen von Lehrpersonen zur Verwendung eines für die Primarstufe neu entwickelten Französischlehrwerks aus, wobei mit Blick auf die Lernerorientierung die Planungs-, Durchführungs- und Evaluationsphase beleuchtet werden. Das Prinzip der Lernerorientierung, das im Verlaufe des Beitrags gut konturiert wird, wird durch die befragten Lehrpersonen im Großen und Ganzen nicht realisiert, was L OVEY zu der Schlussfolgerung kommen lässt, die Lernerorientierung verstärkt in der Aus- und Weiterbildung zu verankern. Insgesamt kann aus dem Beitrag von L OVEY die Erkenntnis gewonnen werden, dass es für den Einzug neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die alltägliche Unterrichtspraxis ein langer Weg ist. Allerdings, und das wird in dem Beitrag nach Auffassung des Rezensenten zu wenig deutlich, liegt das nicht immer nur in der Verantwortung der Lehrpersonen, die ein „Konzept […] nicht verstanden“ (238) haben. Im Sinne einer Weiterführung ihrer Arbeit sollten die Meinungen der Lehrpersonen stärker berücksichtigt werden. Darüber hinaus sollten bei der Rezeption der Lehrwerkverwendung auch die Hauptpersonen, die Schülerinnen und Schüler, nicht außen vorgelassen werden. Wünschenswert wäre es auch gewesen, wenn L OVEY dem Leser exemplarisch Einblicke in das beschriebene neue Lehrwerk gewährt hätte. Michaela R ÜCKL stellt die Frage nach der Notwendigkeit eines mehrsprachendidaktischen Lehrwerks für den Italienisch- und Spanischunterricht in der Sekundarstufe II. Ihr Beitrag versucht, auf die von ihr formulierten Forschungsfragen „evidenzbasierte Antwortmöglichkeiten zu skizzieren“ (247). Neben einer kurzen Zusammenfassung der Bedeutung der Lehrwerkforschung in den Fremdsprachendidaktiken plädiert R ÜCKL überzeugend für eine Mehr- 134 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 47 (2018) • Heft 2 sprachigkeitsdidaktik. Stark theorielastig stellt sie anschließend das Design und die Erhebungsinstrumente einer Interventionsstudie zur Wirksamkeit von Lehrwerken für den Anfangsunterricht von Italienisch und Spanisch der Sekundarstufe II vor. An dieser Stelle wäre illustrierendes Beispielmaterial hilfreich gewesen. Mit dem unbefriedigenden Hinweis, dass die Ergebnisse nach Abschluss der Auswertung veröffentlicht werden und der von der Autorin vertretenen Auffassung, dass „[a]ufgrund der Stichproben, der Längsschnittstudien, der integrierten Kontrollgruppen und der Studienreplikation […] generalisierbare Aussagen möglich sein [sollten]“ (264), schließt der Beitrag. In der Zusammenfassung der Beurteilung des vorliegenden Sammelbandes ist kritisch anzumerken, dass ihm ein gewisser roter Faden fehlt. Dem Leser wird nicht deutlich, mit welcher Zielstellung die verschiedenen Beiträge ausgewählt wurden. Es gelingt vielen Beiträgen nicht schlüssig darzulegen, inwieweit Analyse und Rezeption fremdsprachlicher Lehrmaterialien einen Beitrag zur Verbesserung der fremdsprachlichen Kompetenzen der Lerner leisten können. Das sollte aber Ziel solcher Analysen sein, denn fremdsprachliche Lehrmaterialien, egal in welcher Form, werden auch zukünftig das Fremdsprachenlernen im unterrichtlichen Kontext begleiten. Auch auf formaler Ebene vermag der Sammelband nicht vollends zu überzeugen, da in einigen Beiträgen wissenschaftlich nicht sauber gearbeitet wurde. So fehlen in mehreren Literaturlisten (B ERMEJO M UNOZ , R ÜCKL , V ALI ) bibliographische Angaben. Unterschiedliche Schreibweisen von Namen oder eine falsche alphabetische Reihenfolge der angegebenen Sekundärliteratur (F ÄCKE / M EHLMAUER -L ARCHER , M ATTHES / N EUMANN , R ÜCKL ) wirken störend. Insgesamt handelt es sich nach Auffassung des Rezensenten um einen Sammelband, dessen Beiträge „die Bedeutung von Lehrmaterialien vorwiegend für den Fremdsprachenunterricht im schulischen Kontext“ (12) nur unzureichend erfassen. Lediglich die Beiträge von N EWBY und K UHN vermögen dieser Zielstellung des Sammelbandes gerecht zu werden. Paderborn M ARKUS B OHNENSTEFFEN Eva W ILDEN , Raphaela P ORSCH (Hrsg.): The Professional Development of Primary EFL Teachers. National and International Research. Münster: Waxmann 2017, 222 Seiten [37,90 €] Der vorliegende Band, Resultat einer Konferenz an der Universität Vechta (2016), geht in vier Sektionen mit insgesamt 13 Beiträgen auf die professionelle Entwicklung von Grundschullehrkräften im Fach Englisch als Fremdsprache in der (Aus-)Bildungsphase sowie im Berufsalltag ein. Neben den deutschen werden auch weltweite bildungspolitische Strukturen thematisiert. Im Fokus stehen dabei (1) die Regelungen bzgl. der Bildung und Qualifikation von Grundschullehrkräften, (2) ihre Sprachkompetenzen und (3) Kenntnisse über didaktischmethodische Aspekte des Fremdsprachenlehrens (S. 9ff.). W ILDEN / P ORSCH verdeutlichen unter Einbezug verschiedener Studien (u.a. K ESS , E VENING ) die Asymmetrie im Bildungssystem angehender Lehrkräfte, die vor allem dadurch gekennzeichnet ist, dass sowohl die an die erste universitäre Phase anschließende zweite Phase (Vorbereitungsdienst bzw. Referendariat) als auch weitere Qualifikationen, z.B. Fortbildungsmaßnahmen, nicht unbedingt aufeinander aufbauen, und fordern eine kontinuierliche professionelle Lehrer(innen)bildung (S. 10; s. E NEVER , R OTERS im Band). Ferner betrachten die Herausgeberinnen die prekäre Tatsache dass angehende Grundschullehrkräfte z.T. keine universitäre Fachausbildung in Englisch