eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 45/1

Fremdsprachen Lehren und Lernen
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
2016
451 Gnutzmann Küster Schramm

Nancy GRIMM, Michael MEYER, Laurenz VOLKMANN (2015): Teaching English. Tübingen: Narr, 341 Seiten [24,99 €]

2016
Grit Alter
Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 135 45 (2016) • Heft 1 Auseinandersetzungen mit inhaltlichen Aspekten des Fremdsprachenunterrichts verdeutlichen, dass und wie die Tradition der Beachtung kultureller Inhalte ein Spezifikum des Fremdsprachendiskurses in Deutschland ist - rather for better than for worse, wie der Rezensent den Subtext dieser Arbeit deuten möchte, die im Grund ein sehr geschickt verdecktes Plädoyer für die Beachtung kultureller Inhalte liefert. Jena L AURENZ V OLKMANN Nancy G RIMM , Michael M EYER , Laurenz V OLKMANN (2015): Teaching English. Tübingen: Narr, 341 Seiten [24,99 €] Einführungen in das Studium der Fremdsprachendidaktik erfreuen sich großer Beliebtheit, ist es doch ihre Zielsetzung, einen zugänglichen, verständlichen und zusammenfassenden Überblick über wesentliche Inhalte und Themen zu bieten. Vor allem in Hinblick auf neue Erkenntnisse zu Sprachkompetenzentwicklung, gespeist durch empirische Forschung und die Weiterentwicklung zentraler Prinzipien vor dem Hintergrund neuer Tendenzen in den Bezugswissenschaften, wie z.B. den Cultural Studies, kann es lohnenswert sein, in regelmäßigen Abständen bestehende Studien- und Handbücher zu überarbeiten oder neue zu entwickeln. Mit Teaching English ist im Narr-Verlag nun eine neue Einführung in das Englisch-Lehramtsstudium erschienen. Sie richtet sich sowohl an Studierende als auch an Referendare und praktizierende Lehrkräfte, die die neuesten Entwicklungen innerhalb der unterschiedlichen Themenschwerpunkte nachvollziehen möchten. Zusätzlich gilt es auch als Ressource für Dozenten, die an Universitäten in der Ausbildung zukünftiger Englischlehrerinnen und Englischlehrer wirken. Speziell für diesen Zweck werden durch einen Online-Link Power-Point-Präsentationen zu den einzelnen Kapiteln kostenlos bereitgestellt. Da diese veränderbar sind, sind sie ein willkommener Service, der die Arbeit mit dem Buch innerhalb von Vorlesungen und Seminaren erleichtert. Studierende können die entsprechenden Präsentationen als pdf-Datei herunterladen und als Grundlage für weitere Mitschriften während der Lehrveranstaltungen nutzen. Überarbeitungen werden jeweils durch ein aktuelleres Datum markiert. Von Seiten des Verlages wäre eine Verlinkung der Zusatzmaterialien direkt aus dem Narr-Shop wünschenswert, da so der Umweg über www.bachelor-wissen.de erspart bliebe. Wie in der eher knapp gehaltenen Einleitung 1 angekündigt, beinhalten die Kapitel nicht nur den theoretischen Hintergrund des jeweiligen Themas, sondern auch Beispiele für die praktische Umsetzung sowie Aufgaben für den Leser und weiterführende Literatur. Diese vier Aspekte sind in modernen Einführungen jedoch üblich. Ähnlich üblich, wenn auch für einige Leser gewöhnungsbedürftig, ist, dass die eigentliche Bibliographie für jedes Kapitel am Ende des Buches zu finden ist. Inhaltlich teilt sich Teaching English in zwölf Hauptkapitel ein, die sinnvoll und übersichtlich untergliedert sind. Berücksichtigte Themen sind: 1. Historischer und politischer Rahmen des Englischunterrichts, 2. Herausforderungen des Lehrerberufs, 3. Englischdidaktik als transdisziplinäres Projekt, 4. Von Methoden zu Prinzipien, 5. Grammatik und Vokabular, 6. Sprachkompetenzen, Lernstrategien und individuelle Lerner, 7. Inter- und transkulturelles Lernen, 8. Literatur, 9. Medien, 10. Unterrichtsplanung und Unterrichts-Management, 11. Material-Design und 12. Bewerten und Einschätzen. Diese Bereiche ähneln denen bisheriger Einführungen, Studien- 1 Zugang, Aufbau, Design werden mit wenigen Sätzen abgehandelt, zwei Paragraphen sind Danksagungen gewidmet. 136 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 45 (2016) • Heft 1 und Handbücher zur Fremdsprachendidaktik (vgl. H ASS 2006 2 , T HALER 2012 3 ), auch sprachübergreifend (vgl. B AUSCH / C HRIST / K RUMM 2007 4 , H ALLET / K ÖNIGS 2010 5 , D ECKE -C ORNILL / K ÜSTER 2 2014 6 ). In einzelnen Kapiteln wird ein sehr ausführlicher Einblick in die theoretischen Hintergründe gegeben, wobei auch allgemeinpädagogische Überlegungen eine große Rolle spielen. Diese allgemeinpädagogischen Überlegungen sind durchaus zielführend, denn sie erlauben, die Tätigkeit der Englischlehrkraft eingebettet in den Bildungsauftrag zu sehen, den Lehrpersonen an Schulen innehaben und das pädagogische Tun neben den Fachinhalten nicht aus den Augen zu verlieren. Das Kapitel 2 „Challenges of the teaching profession“, zum Beispiel, bettet die Professionalisierung von Englischlehrkräften gut nachvollziehbar in allgemeinpädagogische Kontexte ein und bietet hilfreiche Anknüpfungspunkte für Diskussionen während der Seminare oder Vorlesungen. Im Folgenden werden einzelne Kapitel für eine genauere Betrachtung herausgegriffen. Kapitel 5 „Grammar and vocabulary“ enthält neben einer kurzen Einführung zu dem Modell der Sprachproduktion (Levelt), zu Interlanguage (Selinker) und zu der Verarbeitung grammatischer Strukturen bis hin zur Produktion (Pienemann) bzw. zum mentalen Lexikon eine Reihe von Möglichkeiten und Methoden, diese Sprachkomponenten im Englischunterricht zu beachten und zu entwickeln. Hervorzuheben sei, so die Autoren, dass das Unterrichten grammatischer Strukturen z.B. im Zusammenhang von task-based-learning relativiert wird. Kapitel 8 „Literature matters“ eignet sich dazu, literaturwissenschaftliche Kenntnisse aufzufrischen und in Bezug auf Literaturdidaktik zu reflektieren. Die Herangehensweise an das Unterrichten von Literatur scheint mitunter abstrakt und fordert die Leser auf, die Hinweise auf eine praktische Umsetzung als Ausgangspunkt für weitere Unterrichtsideen zu nutzen. Überraschend ist der Verweis auf filmdidaktische Ansätze, da es zu Medien ein eigenes Kapitel gibt. Hier wären neben den Listen zu möglichen pre-, while- und post-activities konkretere Bezüge zu literarischen Werken praktisch gewesen, die im Englischunterricht gelesen werden können. Es mutet eigenartig an, dass das Kapitel 9 „Media: a balanced approach“ erneut literarische Themen enthält und Literatur damit in Medien einschließt und literaturdidaktische Ansätze auch Filme beinhalten. Eine genauere Differenzierung des Medienbegriffs und der Kapitelinhalte wäre hier hilfreich gewesen. Die Aufschlüsselung von Medienpädagogik, media studies und media literacy erfolgt sehr genau, wobei sich dann die herausgearbeiteten Schwerpunkte nur in Ansätzen in den praktischen Unterrichtsbeispielen widerspiegeln (z. B. Schreiben und Illustrieren eines Bilderbuches, Wetterberichte mit Nonsens-Begriffen, eine Geschichte mit Bildern erzählen, ein Online- Literaturprojekt). Sicherlich verknüpfen diese Beispiele kommunikatives Lernen mit kreativem Schreiben und einer Sensibilisierung für Bildaussagen bzw. Wort-Bild-Relationen. Jedoch wären ein Ausblick auf Englischunterricht, der gezielt die Funktionen von (neuen) Medien kritisch reflektiert, oder genauere Einblicke in moderne Medien im Englischunterricht ebenfalls gewinnbringend gewesen. Nicht immer nachvollziehbar ist bei einigen praktischen Unterrichtsvorschlägen die Unterscheidung zwischen Mädchen und Jungen, denen auf Basis des biologischen Geschlechts unterschiedliche Materialien und Aufgaben zugeordnet werden. Trotz thematischer Einbettung reflek- 2 Frank H ASS : Fachdidaktik Englisch. Stuttgart. Klett 2006. 3 Engelbert T HALER : Englisch unterrichten. Berlin: Cornelsen 2012. 4 Karl-Richard B AUSCH , Herbert C HRIST , Hans-Jürgen K RUMM (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. 5. Auflage. Stuttgart: A. Francke 2007 (UTB). 5 Wolfgang H ALLET , Frank G. K ÖNIGS (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. Seelze: Klett/ Kallmeyer 2010. 6 Helene D ECKE -C ORNILL , Lutz K ÜSTER : Fremdsprachendidaktik. 2. Auflage. Tübingen: Narr 2014. Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 137 45 (2016) • Heft 1 tiert dies eine eher traditionelle Sichtweise, die im Jahr 2015 eigentlich überholt ist, da sie so von diversifizierten Klassen auch nicht mehr repräsentiert wird (z.B. S. 195). Auch sollte gerade im Kapitel zum inter- und transkulturellen Lernen nicht von „Inuits“ (S. 153) die Rede sein, sondern die korrekte Pluralform Inuit (Singular: Inuk) verwendet werden. In der fremdsprachdidaktischen Forschung gibt es eine Fülle von Fachbegriffen, die aus der deutschen Bildungstradition heraus nicht immer leicht ins Englische zu übertragen sind. Die Autoren von Teaching English bieten Übersetzungen von Kernbegriffen innerhalb der einzelnen Kapitel ins Deutsche. Dies kann zu einer Vereinheitlichung unterschiedlicher Übersetzungen deutscher Fachbegriffe beitragen. Für die Handhabung des Textes wäre ein Glossar am Ende des Buches hilfreich gewesen, denn der Index folgt den englischen Fachbegriffen. Wenn Nutzer nun aber deutsche Texte lesen und Teaching English als vergleichende oder weiterführende Lektüre heranziehen möchten, muss zuerst die englische Entsprechung des Begriffes gefunden werden, die in diesem Buch genutzt wird, bevor der eigentliche Inhalt reflektiert werden kann. Da Begriffe aber (noch) nicht einheitlich genutzt werden, ist das Auffinden der entsprechenden Inhalte mitunter nicht ganz unproblematisch. Wenn in einem deutsch-englischen Glossar auch die Seitenzahl vermerkt ist, können Inhalte deutlich schneller und unmissverständlicher gefunden werden. Inzwischen bietet der Markt eine Auswahl an guten und sehr guten Einführungen und Studienbüchern zum Thema Fremdsprachendidaktik, seien es sprachübergreifende oder speziell für den Englischunterricht zugeschnittene. Diese unterscheiden sich inhaltlich oft nur durch Nuancen. Warum sollte man also zu Teaching English greifen? Um diese Frage zu beantworten, kann zwischen unterschiedlichen Zielgruppen differenziert werden: Für Studierende, die gerade mit der Lehramtsausbildung im Fach Englisch begonnen haben, bietet Teaching English tiefgründige Theorie, die teilweise etwas abstrakt erscheinen mag. Für Lehramtsstudierende höherer Semester und Referendare ist die Theorie sicher zugänglicher. Die praktischen Reflexionen lassen ausreichend Freiraum für eigenständige Überlegungen und Konkretisierungen. Für erfahrene Lehrerinnen und Lehrer bietet das Buch die Möglichkeit, im Sinne des reflective practitioners das eigene professionelle Handeln vor dem Hintergrund neuer Entwicklungen zu reflektieren, wobei dies grundsätzlich auch Veröffentlichungen anderer Verlage zum Thema bieten. Für Lehrpersonen an Universitäten ist es ratsam, im Hinblick auf neue Publikationen im Forschungsgebiet auf dem neuesten Stand zu sein. Auch für die Vorbereitung von Seminaren und Vorlesungen ist das Handbuch für diese Zielgruppe empfehlenswert. Teaching English unterscheidet sich von den bisherigen Fachdidaktiken, weil es zum einen auf Englisch verfasst ist, ohne deutsche Fachbegriffe aus dem Blick zu verlieren. Diese sind wesentlich, um auch auf den deutschen Fachdiskurs vorbereitet zu sein. Zum anderen werden für alle Kapitel online Power-Point-Präsentationen bereitgestellt, in denen die anspruchsvolle Theorie adressatenorientiert aufgearbeitet und visualisiert wird. Da die Präsentationen veränderbar sind, können sie leicht an eigene Ideen und Konzepte angepasst und entsprechend in Lehrveranstaltungen genutzt und eingesetzt werden. Die Cartoons zu Beginn der einzelnen Kapitel und Präsentationen ermöglichen einen kommunikativen und motivierenden Einstieg in das jeweilige Thema. Die unterrichtspraktischen Bezüge bieten wertvolle Anhaltspunkte für die eigene Praxis und laden dazu ein, weitere Ideen zu entwickeln. Innsbruck G RIT A LTER