eJournals Fremdsprachen Lehren und Lernen 44/2

Fremdsprachen Lehren und Lernen
0932-6936
2941-0797
Narr Verlag Tübingen
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2015
442 Gnutzmann Küster Schramm

Anka BERGMANN (Hrsg.): Fachdidaktik Russisch. Eine Einführung. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag 2014 (Narr Studienbücher), 352 Seiten [29,99 €]

2015
Dagmar Abendroth-Timmer
134 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 44 (2015) • Heft 2 kann, ist nicht nachvollziehbar. In Kapitel 24, ebenfalls zum Thema Sprachmittlung, fehlt der explizite Bezug zu Transkultureller kommunikativer Kompetenz sogar vollständig. Die in den Kapiteln 26 und 27 behandelten Themen sind fachdidaktisch durchaus interessant: In Kapitel 26 werden acht spanisch/ deutsche Wörterbücher in kontrastiv-pragmatischer Perspektive analysiert; in Kapitel 27 geht es um Strategien für den Umgang mit zweisprachigen Wörterbüchern, ebenfalls bezogen auf den Spanischunterricht. Kapitel 26 ist jedoch auf kulturkundliche Aspekte beschränkt; Kapitel 27 stellt den Bezug zum Thema des Bandes lediglich durch die Aussage her, dass durch die Arbeit mit kulturkundlichen Info-Boxen in Wörterbüchern eine „interbzw. transkulturell pragmatische Kompetenz“ (S. 754) gefördert werden könne. Der Erkenntnisgewinn zur Transkulturellen kommunikativen Kompetenz ist somit in beiden Kapiteln wiederum äußerst gering. Am deutlichsten scheitert R EIMANN jedoch in Kapitel 25 am Anspruch des Bandes. Dort werden Kommunikationsstile der Werbung in Frankreich und Deutschland verglichen. Nach der Analyse verschiedener Beispiele werden die jeweils typischen Merkmale in einem Vorschlag für ein Tafelbild gegenübergestellt. Der französische Stil sei u.a. „ludique, indirect, implicite, synthétique“, der deutsche hingegen „informatif, direct, explicite, analytique“ (S. 716), und dies habe die Forschung herausgefunden (ohne Beleg). Hier zeigt sich die Denkweise der so genannten ‚Kulturstandards‘, mit denen die von Alexander T HOMAS 3 geprägte interkulturelle Psychologie arbeitet. Die ‚Kulturstandards‘ wurden jedoch bereits als Grundlage für interkulturelles Lernen scharf kritisiert; für transkulturelles Lernen mit dem Ziel der Überwindung kultureller Grenzen dürften sie geradezu kontraproduktiv sein. Eine erfreuliche Ausnahme im fünften Teil des Bandes stellt Kapitel 22 dar, in dem der Autor vier verschiedene Lehrwerksreihen im Hinblick auf die Berücksichtigung der diatopischen Varietäten des Französischen analysiert. Wenn das Ziel Transkulturalität lautet, so das überzeugende Argument, dann muss in didaktischen Materialien und im Französischunterricht allgemein stärker als bisher die sprachliche Heterogenität der Frankophonie berücksichtigt werden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass R EIMANN s theoretische Überlegungen zu einer Transkulturellen kommunikativen Kompetenz die konzeptionellen Schwächen der Interkulturalität nicht zu lösen vermögen. Die im vorliegenden Band zur Illustration dieser Überlegungen versammelten unterrichtsbezogenen Beiträge bleiben in weiten Teilen ebenfalls deutlich hinter den Zielen zurück, die sich der Autor gesteckt hat. Berlin J OCHEN P LIKAT Anka B ERGMANN (Hrsg.): Fachdidaktik Russisch. Eine Einführung. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag 2014 (Narr Studienbücher), 352 Seiten [29,99 €] Die Fachdidaktik Russisch schließt eine große Lücke in der Fachliteratur, indem sie - zumindest im deutschsprachigen Raum - die erste Einführung in die aktuelle Russischdidaktik darstellt. Es handelt sich damit um das zukünftige Grundlagenwerk für den Russischunterricht und die Lehrerausbildung sowie die Lehrerfort- und -weiterbildung und um eine Basis für weitere russischdidaktische Forschung. 3 Alexander T HOMAS : „Kultur und Kulturstandards“. In: T HOMAS , Alexander / K INAST , Eva-Ulrike / S CHROLL -M ACHL , Sylvia (Hrsg.): Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kooperation. Band I: Grundlagen und Praxisfelder. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2005, 19-31. Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 135 44 (2015) • Heft 2 Der Band vereint Beiträge von Anka Bergmann, Ursula Behr, Klaus Hartenstein, Christine Heyer, Grit Mehlhorn, Astrid Seidel, Wolfgang Stadler und Heike Wapenhans. Er führt mit diesen Autorinnen und Autoren Expertisen aus der russischdidaktischen Forschung sowie aus der Praxis der Lehrerbildung zusammen. Dieses Werk leistet zudem einen wichtigen Beitrag für die Fremdsprachendidaktik insgesamt, da es sprachenübergreifend geltende Konzepte beleuchtet und ergänzende, insbesondere mehrsprachigkeitsdidaktische, Perspektiven auf den aktuellen Fremdsprachenunterricht wirft. Der Band ist in die folgenden vier Hauptkapitel gegliedert: „I Bedingungen des Russischlernens in Geschichte und Gegenwart“, „II Grundlagen und Bezüge der Fachdidaktik Russisch“, „III Handlungsfelder des Russischunterrichts“ und „IV Evaluation im Russischunterricht“. Bei großer inhaltlicher Kohärenz des Gesamtaufbaus lassen sich die einzelnen Unterkapitel durchaus separat sehr gut nachvollziehen; sie zeichnen sich jeweils durch eine Breite und Tiefe der Betrachtung einzelner Fragestellungen der Russischdidaktik aus. Insgesamt sind die Autorinnen und Autoren einem pluralen Ansatz verpflichtet, der Sprache sowie Sprachenlernen und -lehren als komplexe Konstrukte fasst. Demgemäß werden mehrsprachigkeitsdidaktische Aspekte immer wieder aufgegriffen und wird aufgabenorientiertes Lernen ins Zentrum gerückt. Das durchgehend ausgedrückte Sprachverständnis beruht auf der Vorstellung integrierter Kompetenzen im Diskurs, die in Lernaufgaben entwickelt werden können. Sprache wird als mehrdimensionales Kommunikationsmittel und nicht als Sprachsystem verstanden. Hieraus resultiert eine hohe Bedeutung von allgemeinen Textkompetenzen und daraus abgeleiteten Kompetenzen der Lehrenden. Das Lernerbild ist jenes eines/ einer selbsttätigen Schülers/ in. Sowohl Lernende als auch Lehrende werden immer wieder im Hinblick auf den Grad ihrer Mehrsprachigkeit erfasst. Dies ist bei einem hohen muttersprachlichen Anteil der Lehrenden und Lernenden als Spezifikum des Russischunterrichts wichtig zu berücksichtigen. Einen besonderen Blick auf die Spezifika des Russischunterrichts liefert das Kapitel I mit einem detaillierten Einblick in dessen politisch geprägte Entwicklung vor 1945, nach 1945 und nach 1990 in Deutschland. Die unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Umsetzungen in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR sowie die neuen Bedingungen des Russischunterrichts nach der Wiedervereinigung werden sehr genau aufgearbeitet. In Kapitel II werden grundlegende Begriffe der Spracherwerbsforschung theoretisch fundiert und mit Beispielen aus dem Russischen sehr gut nachvollziehbar illustriert. Hier geht es um Lernersprache, Lernervariablen, Sprachlerntheorien, Sprachbegriffe und Strategien. Dies führt weiter zur Betrachtung von Kompetenzorientierung und bildungspolitischen Steuerungsinstrumenten der Standardisierung wie z.B. Referenzrahmen, Bildungsstandards, Portfolios etc. Einen großen Gewinn stellen in diesem Feld die Vergleiche zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz dar. Den Hauptteil des Bandes stellt mit fast 200 Seiten das Kapitel III dar. Dessen Basis bildet die theoretische Fundierung des Begriffs der Textkompetenz „als Voraussetzung für den Zugang zu Informationen zur eigenen Wissenserweiterung, zur Teilhabe an der fremdsprachigen Gesellschaft“ (ebd.: 86). Nach der Schilderung des Konzeptes von Lernaufgaben behandeln einzelne Unterkapitel sehr detailliert verschiedene Kompetenzen. Dies beginnt mit den pragmatisch-funktionalen Sprachkompetenzen (Hörverstehen / Hör-Sehverstehen, Leseverstehen, Sprechen, Schreiben und Sprachmittlung) und wird mit einem Unterkapitel zu sprachlichen Mitteln ergänzt. Hier werden die Besonderheiten des Schriftspracherwerbs verbunden mit der kyrillischen Schrift ebenso thematisiert wie Spezifika russischer Sprachstrukturen und besondere Schwierigkeiten der Grammatik und der Aussprache für Lernende mit der Ausgangssprache Deutsch. Es folgen Ausführungen zu interkulturellen Kompetenzen. Nach einer kurzen historischen Skizze der Entwicklung von der Landeskunde hin zu einem „offenen, mehrdimensionalen Kul- 136 Buchbesprechungen • Rezensionsartikel 44 (2015) • Heft 2 turbegriff“ (ebd.: 215) wird die Verbindung von Sprache und Kultur behandelt. Weiterhin werden mögliche kulturelle Themen und didaktische Ansätze (Projektarbeit, Arbeit mit Literatur, interkulturelle Begegnungen etc.) benannt. Das anschließende Unterkapitel führt in das sprachenübergreifende Lernen ein und vertieft den mehrsprachigkeitsdidaktischen Fokus der gesamten Fachdidaktik Russisch. Ein Unterkapitel zu „Sozialformen und Differenzierung“ stellt aktuelle Entwicklungen des Fremdsprachen- und Russischunterrichts dar, wobei auch das noch neue Thema Inklusion ˗ wenn auch nur recht kurz ˗ Eingang findet. Bezüglich der Frage nach Differenzierung spielt insbesondere die Tatsache eine Rolle, dass im Russischunterricht Lernende mit einem ganz unterschiedlichen Grad an muttersprachlichen und fremdsprachlichen Kompetenzen im Russischen gemeinsam lernen. Bei der Differenzierung kann selbstverständlich der Medieneinsatz nützlich sein, wie die nachfolgenden Darstellungen anhand von konkreten Hinweisen auf nützliche Filme, tools etc. zeigen. All diese Unterkapitel zeichnen sich durch eine erfreuliche Detailliertheit und wissenschaftliche Tiefe aus. Immer wieder werden die Konzepte bezüglich ihrer Erfordernisse für Lehrende und Lernende betrachtet. Es werden umfangreiche Übungstypologien und konkrete Beispiele aus dem Russischen geliefert. Auch das vernetzte (Sprachen)Lernen spielt immer wieder eine Rolle. Abgeschlossen wird dieser Hauptteil des Bandes durch ein Unterkapitel „Referenzmaterialien für den Russischlehrer“, das auf zwölf Seiten eine Fülle kommentierter Fachbücher, Grammatiken, Lexika, elektronischer Ressourcen sowie nützlicher Datenkorpora für Lehre und Forschung auflistet. Kapitel IV befasst sich schließlich umfassend mit der Evaluation im Russischunterricht. Es geht zunächst um Grundlagen der Testtheorie, um dann Testformate für einzelne Kompetenzbereiche zu behandeln. Die Fachdidaktik Russisch ist sehr übersichtlich strukturiert. Am Ende der Kapitel werden Aufgaben und weiterführende Literatur zur vertieften Beschäftigung mit den gelieferten Inhalten angeboten. Eine umfassende Literaturliste und ein Sachregister befinden sich am Ende des Buches. Dieses umfasst nur deutsche Suchbegriffe, wohingegen im Text selbst Fachtermini immer wieder, jedoch nicht systematisch, auf Russisch im Klammerzusatz geliefert werden. Ein zweisprachiges Glossar wäre für die Lehrerbildung eine wertvolle Ergänzung. Wie eingangs bereits ausgeführt, liefert die Fachdidaktik Russisch einen wichtigen Beitrag zur aktuellen fremdsprachendidaktischen Diskussion. Sie ist für Studierende, Fremdsprachenlehrer/ innen, Fachleiter/ innen und Wissenschaftlicher/ innen sprachenspezifisch wie sprachenübergreifend von Relevanz und soll hier mit Nachdruck zur Lektüre empfohlen werden. Siegen D AGMAR A BENDROTH -T IMMER Stephan B REIDBACH , Britta V IEBROCK (Hrsg.): Content and Language Integrated Learning (CLIL) in Europe. Research Perspectives on Policy and Practice. Frankfurt/ M. [etc.]: Peter Lang 2013, 335 Seiten [54,95 €] In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich Content and Language Integrated Learning (CLIL), das Konzept der fremdsprachlichen Vermittlung von nicht-sprachlichen Unterrichtsinhalten, zu einem wirkmächtigen Konzept der europäischen Sprachenpolitik und der schulischen Bildung in Deutschland entwickelt. Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis des hier zu besprechenden Bandes gibt einen Eindruck davon, dass mit CLIL eine große Vielzahl von Zielen, Erwartungen und Interessen verknüpft ist - mehr, als einem einzelnen Bildungsprojekt normalerweise aufgebürdet werden darf. Es spricht für die Akteur/ innen in diesem Feld ebenso wie