eJournals Colloquia Germanica 43/1-2

Colloquia Germanica
0010-1338
Francke Verlag Tübingen
Es handelt sich um einen Open-Access-Artikel der unter den Bedingungen der Lizenz CC by 4.0 veröffentlicht wurde.http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
2010
431-2

«Die Fahrt gegen Süden war ein ewiges und im höchsten Grade langweiliges Einerley.»

2010
Anne D. Peiter
«Die Fahrt gegen Süden war ein ewiges und im höchsten Grade langweiliges Einerley.» Georg Forsters Reise zur Antarktis ANNE D. PEITER U NIVERSITÉ DE LA RÉUNION FÜR IRENE Es schien, als ob wir die Trümmer einer zerstörten Welt, oder, nach der Beschreibung der Dichter gewisse Gegenden der Hölle vor uns sähen. (Forster 464) 1. Die Leere ist die Leere Ist Land Land? Als Teilnehmer der zweiten Weltumsegelung Captain Cooks gehört Georg Forster zu den Reisenden, die nach ihrer Rückkehr Auskunft gegeben haben über den ebenso mühsamen wie vergeblichen Versuch, in der südlichen Hemisphäre einen neuen Kontinent ausfindig zu machen. Von diesem Kontinent war bis dahin angenommen worden, er werde so beschaffen sein, dass neue koloniale Projekte möglich würden. Letzte weiße Flecken auf der Landkarte sollten beseitigt und das Wissen um die Beschaffenheit der Erde seiner Vollendung zugeführt werden. 1 Doch die Erwartung, im Auftrag der britischen Admiralität neues Land in Besitz nehmen zu können, war gebunden an etwas, was nur scheinbar selbstverständlich war: Die Entdeckung neuen Landes setzt Land voraus. Doch was das eigentlich sei - Land - , das wurde während der Reise Richtung Süden zunehmend zum Problem. 2 Vor die Erwartung, das Unbekannte ins Bekannte hinein zu holen, schoben sich nämlich eins ums andere Mal Eis und Schnee. Und diese verstellten die Sicht auf eine fundamentale Definitionsfrage: Ist allein Land Land? See-Gras ist kein Land Die Fahrt der beiden Schiffe mit den sprechenden Namen Adventure und Resolution war eine, die sich nur auf wenige, unzureichende Informationen stützen konnte. Man war sich bewusst, dass neue Erfahrungen auf dem Programm stehen würden, auf die man sich folglich mit größter Sorgfalt vorzubereiten hatte. Wasser und Nahrungsmittel waren eingekauft und verstaut, warme Kleidung schon in Großbritannien angefertigt und die Beschreibungen anderer Reisenden, die sich Richtung Süden vorgewagt hatten, studiert worden. Da man jedoch nicht wusste, wo der erwartete Kontinent beginnen und wo er enden würde, war man stärker auf Zeichen aus der Wirklichkeit denn auf dieses Buchwissen angewiesen. Die Geschichte der Entdeckungsfahrten lehrte, dass Land, bevor es am Horizont auftaucht, von anderen Phänomenen angekündigt wird. Nicht das Land selbst war das Erste, was Entdeckungsreisende gemeinhin zuerst zu sehen bekamen, sondern Dinge, die als eine Art «Vorboten» auftraten. Das Land pflegte die Prämie für Beobachtungen zu sein, die zunächst nicht ihm selbst, sondern ganz anderen Dingen gegolten hatten. Land zeigte sich dem, der von ihm ab- und auf Anderes hinzusehen vermochte. Und zu diesem Anderen, dem Nicht-Land, gehörten Tiere und Pflanzen, die Vorboten schlechthin: Am 8ten, da die See noch immer sehr unruhig und der Wind sehr heftig war, hatten wir auf allen Seiten um uns her eine Menge Vögel von den vorgedachten Arten, auch ließen sich heute zum erstenmal Pinguins und Hauffen von See-Gras welches See- Bambu genannt wird (fucus buccinalis Linn.) ohnweit dem Schiffe sehen. Diese Umstände begünstigten unsre Hofnung Land zu finden, denn bishero wards für ausgemacht gehalten, dass See-Gras, besonders solch Felsenkraut als dieses, und Pinguins, niemals fern von der Küste angetroffen würden. (Forster 110 - 11) Die Präzision bezüglich der Namen von Tieren und Pflanzen, die die Hoffnung auf Land auslösen, steht im umgekehrten Verhältnis zu der Ungewissheit, die sich mit dem Land selbst verbindet. Pinguin und See- Gras lassen sich benennen, das Land hingegen ist nur in der Hinsicht anwesend, dass Pinguin und See-Gras in Abhängigkeit von ihm gedacht werden. Mit der genauen Datierung der ersten Hoffnung auf Land behält Forster zwar anfänglich den tagebuchartigen Stil der Aufzeichnungen bei, auf die er sich bei der Abfassung seiner «Reise um die Welt» stützte, doch der rückwärtsgewandte Blick eines Mannes, der es jetzt besser weiß als damals, durchbricht sogleich die Erzählung: «Die Erfahrung aber hat gelehrt, daß man sich auf diese Zeichen nicht verlassen kann, sondern daß sie ihren Credit nur einzelnen, zufälligerweise günstig gewesenen Proben und dem Zeugniß eines oder des andern berühmten Seefahrers zu danken haben» (111). Die eigene Erfahrung und das Zeugnis Anderer werden gegeneinander gehalten. Zwar wird den anderen Seefahrern ihre Berühmtheit zugestanden, doch das ist alles. Pinguine und See-Gras erscheinen Forster folglich nicht als Dinge, die den Blick auf das gesuchte Land erleichtern, sondern im Gegenteil als etwas, was den Blick auf es zu verstellen droht. Die Hoffnung nämlich, Land sehen zu können, noch ehe es zu sehen ist, bewirkt eine unzulässige 6 Anne D. Peiter Konzentration auf das, was zu sehen ist - Pinguine und See-Gras. In Wirklichkeit aber ist nicht wichtig, dass es Pinguine und See-Gras zu sehen gibt, sondern wichtig ist, dass es nichts zu sehen gibt. Die Leere als totale zu erkennen, darin liegt die Schwierigkeit. Und so nimmt sich denn Forsters Bericht über die erste Fahrt Richtung Antarktis auch wie eine nachträgliche Beschäftigung mit der Frage aus, warum die herrschende Leere verleugnet wurde: Ein Nordcaper und verschiedne Walfische, welche sich zwischen dem Eise zeigten und die traurigen Seegegenden in diesem eiskalten Clima einigermaßen belebten, brachten uns auf den Gedanken, daß wir, wo nicht etwas besseres, doch vielleicht noch ein südliches Grönland zu gewarten hätten. (114) Weil See-Gras und Pinguine nicht gehalten hatten, was sie zu versprechen schienen, werden nun Wale zu Hoffnungsträgern erklärt. Der Vergleich zu Grönland zeigt, dass man der unbekannten Leere entkommen und etwas von dem Gleichgewicht herstellen zu können hofft, auf dem ohnehin das Projekt der Suche nach der Terra Australis Incognita beruht: Forster und seine Zeitgenossen sind, wie die Jahrhunderte vor ihnen, davon überzeugt, dass bei der Verteilung von Land- und Wassermassen zwischen Nord und Süd eine gewisse Balance herrschen müsse. Der Vergleich zu Grönland trägt also nicht allein der Kälte Rechnung, mit der man beim Kreuzen im südlichsten Teil des «Stillen Ozeans» konfrontiert ist, sondern auch der Erwartung, im tiefen Süden müsse eine ähnlich große Landfläche wie im hohen Norden zu finden sein. Doch auch die Bescheidung - wenn schon kein paradiesisches Land, dann zumindest ein zweites Grönland - trägt ebenso wie die Präsenz von Nordcapern und Walfischen zum Trug bei. Man wünscht weiterhin, es möge bald Land kommen, doch dieses bleibt unauffindbar. Schwarze Flecken sind kein Land Konsequent wird die Rolle des Vorboten nun weiteren Tieren zugewiesen: Eine [der Eis-Massen; A. P.] war voller schwarzen Flecke, welche von einigen für Seehunde von andern für Wasser-Vögel angesehen wurden, ob sie gleich unbeweglich auf einer Stelle blieben. Da nun Seehunde bis jetzo noch für untrügliche Zeichen nahen Landes galten, so sondirten wir Abends mit einer Leine von hundert und funzig Faden, fanden aber keinen Grund. (114) Unsicherheit und erste Zweifel bezüglich des unbekannten Kontinents scheinen hier kontaminierend auf die Zeichen selbst, die notwendig sein Vorbote seien, überzugreifen. Zu erkennen sind schwarze Flecken auf Eis. Klar ist, dass schwarze Flecken kein Land sind, doch was sie seien, das ist plötzlich ebenso zweifelhaft wie das, auf das sie verweisen. Land definiert sich durch Festigkeit. Festland ist fest, weil es sich nicht bewegt. Umgekehrt sind 7 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» Tiere kein Festland, weil sie nicht fest, sondern beweglich sind. Hier aber steht die Schiffsbesatzung vor dem merkwürdigen Umstand, dass das, was «unbeweglich auf einer Stelle» bleibt - die Flecken - , dem Bereich der Tierwelt zugewiesen wird, während gleichzeitig das Konzept, was im Polarkreis eigentlich unter Festland zu verstehen sei, in Bewegung gerät. Das Festland ist also kein Festland mehr. Dafür aber verfestigt sich die übrige, bis dahin bewegliche Welt der Tiere als das Einzige, worauf man in all der Leere noch fest vertrauen könne. Eine Leine wird ausgeworfen, es wird sondiert, aber die Hoffnungen erweisen sich im Wortsinn als grundlos. Wolken sind kein Land In dem Maße, in dem die Wirklichkeit der Leere nicht nur eine der Horizontalen, sondern auch eine der Vertikalen ist, gerät der Blick auf den Himmel ebenso in Bewegung wie der Blick nach unten, in die Tiefe. Die vor uns liegenden Wolken wurden alle Augenblick sorgfältig betrachtet, ob nicht irgendwo eine Bergspitze zum Vorschein käme, denn jedweder wollten gern der erste seyn Land! ausrufen. Die trügliche Gestalt der Nebelbänke oder der in Schnee-Gestöber gehüllten Eis-Inseln hatte schon manchen falschen Lärm veranlasst, und die Adventure, unser Reise-Gefährte, ward durch solche Täuschungen oft verleitet uns Signale zu geben, daß sie Land sähe. (115) Während die Suche nach Zeichen sich in einem ersten Schritt auf Dinge bezog, die offen zutage traten und so die Hoffnung auslösten, man werde auch das Land entbergen können, deutet das Interesse für Wolken, Nebelbänke und Schneegestöber auf eine Veränderung der Verweisstruktur des Zeichens hin: Von den Dingen wird nicht länger angenommen, dass sie Land offenlegen, sondern das Misstrauen kommt auf, sie arbeiteten in Wirklichkeit seiner Verbergung zu. Zeichen erfüllen also nicht mehr die Aufgabe, etwas Anderes - nämlich den neuen Kontinent - direkt zu vertreten. Vielmehr führt ihre Stellvertreterschaft zu einer grundlegenden Verunsicherung des Interpretanten, der in der triadischen Relation von Zeichen und Objekt des Zeichens notwendig in Aktion treten muss. Zeichen sind Zeichen jetzt nur noch insofern, als sie die die Verborgenheit des Kontinents erklären. Dass die Zeichen verbergen, ist jedoch letztlich positiv. Die Leere eines Raumes, in dem Tiere und Pflanzen ihren Zeichenstatus einzubüßen drohen, kann nur ausgehalten werden, weil Wolken, Nebelbänke und Schnee-Gestöber als verantwortlich für eine Aufsplitterung der Zeichen betrachtet werden. Die triadische Beziehung erweitert sich. Tiere und See-Gras müssen nicht gänzlich zu den Akten gelegt werden, denn möglich erscheint plötzlich die Interpretation, sie seien durch äußeren Einfluss in ihrer Funktion als Stellvertreter des Kontinents eingeschränkt worden: Wolken, Nebelbänke 8 Anne D. Peiter und Schnee-Gestöber schieben sich nicht nur vor den Kontinent, sondern in gewisser Weise auch vor die Tiere und das See-Gras selbst. Zu entschlüsseln ist demnach nicht so sehr das Verhältnis von Tieren und See-Gras als Zeichen des Kontinents zu diesem Kontinent, sondern wichtiger ist es, das Verhältnis zu bestimmen, das zwischen Tieren und See-Gras auf der einen Seite und Wolken, Nebelbänken und Schnee-Gestöber auf der anderen Seite besteht. Tieren und See-Gras kann erneut Vertrauen entgegengebracht werden, weil die Schuld des Verbergens nicht von ihnen ausgeht, sondern von Wolken, Nebelbänken und Schnee-Gestöber. Letztere versuchen gleichsam, Tiere und See-Gras an der Ausübung ihrer Funktion als Zeichen des Kontinents zu hindern. Doch sobald das erkannt ist, können sie wieder voll in ihre Rechte als Zeichen eingesetzt werden. Tiere und See-Gras kommen einer Aufforderung gleich, hinter den Nebel zu sehen. Damit tragen sie dann aber umgekehrt dazu bei, auch Wolken, Nebelbänke und Schnee-Gestöber als Zeichen wieder stark zu machen. Wenn davon ausgegangen wird, dass ihre Funktion im Verbergen besteht, dann ist sicher, dass es etwas gibt, was entborgen werden kann, mitten in der «weiße[n] Wüste einer leblosen Urwelt» (Zweig 223). Berge sind kein Land Und so erklärt sich, warum dann Wolken, Nebel und Schnee-Gestöber selbst zum Kontinent werden. Ihre Form ist durch Wandelbarkeit gekennzeichnet. Weil sie aber ohne Festigkeit sind, fühlt sich der Blick auf sie veranlasst, die Beweglichkeit des Zeichens endlich zum Stillstand zu bringen und ihm die Festigkeit der Bergspitze des unbekannten Festlandes zu verleihen. Die Überzeugung, den Gefahren des Meeres endlich das Feste des Landes abgewonnen zu haben, bringt die gesamte Besatzung an Deck: Unter andern hatte die Idee von Bouvets Entdeckung die Einbildungskraft eines unsrer Lieutnants, dergestalt erhitzt, dass er einmahl über das andre auf den Mastkorb kletterte und endlich am 14ten des Morgens um 6 Uhr, dem Capitain sehr ernsthaft entdeckte: Er sehe ganz deutlich Land. Diese Neuigkeit brachte uns alle aufs Verdeck. Wir sahen aber nichts weiter als ein ungeheures flaches Eisfeld vor uns, das am Rande in viele kleinere Stücke gebrochen war; und eine große Menge von Eis-Inseln aller Gestalt und Größe stiegen, so weit das Auge nur reichen konnte, hinter demselben empor. Einige der entferntern schienen, vermittelst der Strahlenbrechung in den Dünsten des Horizonts, weit höher als sie in der That waren, und sahen würklichen Bergen ähnlich. Dieser Anblick war so täuschend, dass viele unsrer Officiers dabey blieben, sie hatten hier Land gesehen [. . .]. (Forster 115) Ein regelrechter Kampf der Interpretationen entbrennt, in dem es um die Frage geht, ob die Wirklichkeit flach oder im Gegenteil erhoben sei. Die Vertreter der Theorie, es sei deutlich Land zu sehen, erklären Berge und 9 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» Erhobenheit für echt. Die Vertreter der Theorie, es gebe kein Land, sind hingegen der Auffassung, das Ungeheure beschränke sich allein darauf, dass alles aus Eis bestehe. Zwar meinen auch sie, zu sehen sei, dass etwas in die Höhe steige, doch die Idee der Täuschung, die semantisch schon die vorherige Passage bestimmte, wird auch hier nicht aufgegeben. Die Berge sind nicht wirkliche Berge, sondern diesen nur ähnlich. Die Schwierigkeit besteht also darin, dass etwas, was zu sehen ist, der gleiche Status zugewiesen werden muss wie dem, was nicht zu sehen ist. Bei Nebel war nichts zu sehen gewesen, doch dass dem so war, verleitete dazu, an die Existenz von Festland nur umso fester zu glauben. Bei einer bestimmten Strahlenbrechung ist jetzt etwas zu sehen, nämlich Berge, doch gerade der Umstand, dass sie zu sehen sind, ist in Forsters Augen ein Grund für verstärkte Skepsis. Die Metapher der «erhitzt[en] Einbildungskraft» setzt er in Beziehung zu dem Wunsch, Wirkliches aus dem Unwirklichen emporsteigen zu lassen. Er selbst hingegen hält an der kalten Idee gebrochener Zeichen fest: So wie vom Eisfeld «viele kleinere Stücke» abgebrochen sind, d. h. die fehlende Festigkeit des Feldes bewiesen zu sein scheint, so bewirkt auch die Strahlenbrechung, dass das Sehen nichts Festes ist und nichts Festem gilt. Die Kälte des Eingeständnisses, dass nichts zu sehen ist, eröffnet allein Zugänge zur Wirklichkeit. 3 Wasser ist kein Land Und doch kommt man ohne das Sehen nicht aus. So unversöhnlich auch die beiden Realitätskonzeptionen einander gegenüberstehen - letztlich siegt, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, der Augenschein. Captain Cook und seine Mannschaft unternehmen nämlich die Fahrt gen Süden nicht nur ein-, sondern gleich zweimal. Der ausbleibende Erfolg sowie die Unsicherheit bezüglich der Frage, ob man die Zeichen richtig interpretiert habe, machen eine Fortsetzung der abgebrochenen Suche im darauffolgenden Jahr nötig. Und so muss das obige Zitat noch einmal aufgenommen und seine Fortsetzung betrachtet werden, in der es um die Wirklichkeit der Berge geht: Dieser Anblick war so täuschend, dass viele unsrer Officiers dabey blieben, sie hatten hier Land gesehen, bis endlich Capitain Cook zwey Jahren und zwey Monath nachher (nemlich im Februar 1775) auf seiner Fahrt vom Cap Horn nach dem Vorgebürge der guten Hofnung gerade über denselbigen Fleck weg seegelte wo es hätten liegen müssen, wo aber damals weder Land noch Eis mehr zu sehen war. (115) Die Zeichen sind leere Versprechungen gewesen: Da, wo etwas gewesen war, ist jetzt nichts mehr. Sogar das Eis, dessen Wirklichkeit Forster anerkannt hatte, ist verschwunden. Die These von der Existenz festen Landes wird also 10 Anne D. Peiter abgewiesen, weil Festigkeit nicht allein eine räumliche Dimension hat, sondern auch eine zeitliche. Ein Festland, an dessen Stelle plötzlich Wasser zu finden ist, ist kein Festland, sondern Wasser. Das will nicht heißen, dass das Wasser nicht zuvor Eis gewesen sein und die Form von Bergen gehabt haben kann. Doch Wandelbarkeit in diesem extremen Maß ist in der Konzeption von Festland nicht vorgesehen. Das Auge kann Wirklichkeit nur dann verbürgen, wenn das, was zu sehen ist, auf Dauerhaftigkeit gestellt ist. Dunst und Nebel erweisen sich als das, was sie immer gewesen sind: Als etwas, was nichts anderes verbarg als absolute Leere. Insofern aber Leere gar nicht das Gesuchte war, gab es in gewisser Weise auch keine Verbergung: Die Leere war die Leere war die Leere, ganz offen und unverstellt und gerade darum so schwer wahrnehmbar. Nebel ist kein Land Doch noch ist die Möglichkeit zum Vergleich zwischen Heute und Damals nicht gegeben. Noch beschäftigt sich Forster in seinem Buch mit der ersten Reise, dem ersten Versuch, Land zu finden. Noch ist die Besatzung gefangen im Hier und Jetzt, in dem den Dingen, wie sie sich zeigen, Glauben geschenkt werden kann oder nicht. Am Nachmittage kamen wir durch viel gebrochnes Eis, und sahen ein zweytes großes Eisfeld, jenseit dessen verschiedne unsrer Leute noch immer Land zu sehen behaupteten, ohngeachtet auch dies, so wie das vorige, im Grunde, aus nichts als Nebelbänken bestand. (116) Forster behauptet, auch das Eis sei in Wirklichkeit kein Eis gewesen, sondern Nebel. Nicht nur das Konzept von Festland gerät also ins Wanken, sondern auch das von Eis. Während Forster zu Anfang zugibt, sich selbst auf trügerische Zeichen eingelassen und auf ihren Verweischarakter vertraut zu haben, setzt er sich jetzt zunehmend von denjenigen ab, die weiterhin auf die Existenz von Festland hoffen. Der Hinweis auf die Nebelbänke hat dabei eine geradezu politische Funktion: Forster will seine Leser offenbar davon überzeugen, dass sie seinem Zeugnis Glauben schenken müssen. Der südliche Kontinent, der auf Karten verzeichnet zu werden pflegte, müsse, so das Resultat der Reise, wieder von diesen gestrichen und Kolonialprojekte aufgegeben werden. Dies ist ein schmerzlicher Prozess, da die Glorie von Entdeckungen mit Darstellungen in Verbindung gebracht zu werden pflegten, in denen der konturlosen Wasseroberfläche Ländereien eines bestimmtes Umrisses eingezeichnet werden konnten. Darauf aber muss im Fall des Südpols verzichtet werden. Er existiere nicht. An die Stelle der Kontur sei der Nebel zu setzen. Nebel ist sozusagen die Schwundstufe von Eis. Als Schwundstufe aber markiert sie für die Leserschaft die Aufgabe, die Mühe der Reise nicht ins falsche Verhältnis zum Grad der Enttäuschung zu setzen, die ihre Ergebnisse 11 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» hervorrufen. Forster argumentiert: Es ist genug gesucht, nicht das Geringste versäumt worden. Der Augenschein hat den Nebel schließlich durchdrungen und die Wirklichkeit ans Licht gebracht. Die Besatzung der beiden Schiffe hat Mühen und Gefahren im Superlativ auf sich genommen, um den Nebel als Nebel zu erweisen. Jede weitere Hoffnung verbietet sich. Der Auftrag, mit dem Cook und seine Leute aufgebrochen waren, ist erfüllt worden. Jede Kritik wäre deplatziert. Und doch scheinen die Reisenden, allen voran Forster, mit einer solchen Kritik zu rechnen, denn ein weiteres Mal werden alle Zeichen durchgegangen: Da sich in dieser Gegend abermahls Seehunde und Pinguins zeigten, so fassten verschiedene von unsrer Gesellschaft neue Hofnung, hier Land zu erblicken, und ließen es an fleißigen Umsehen danach nicht fehlen. Nachdem wir aber eine gute Strecke weit auf diesem Striche fortgeseegelt waren, fanden sie sich in ihren Erwartungen schmerzlich betrogen, und jene vermeinte Anzeigen verlohren bey dieser Gelegenheit aufs neue etwas von ihrem bisherigen Credit. (122) Hier ist zu erkennen, dass die zeitliche Dimension zunehmend ins Zentrum der Aufmerksamkeit tritt. Es ist nicht wichtig, ob bestimmte Zeichen vorhanden sind, sondern ob auf sie in einer angemessenen Zeit das folgt, worauf sie zu verweisen schienen. Ist dies nicht der Fall, dann muss erneut konstatiert werden: Die Leere ist leer. Eine Insel ist kein Land Die Zick-Zack-Bewegung, zu der sich Cook von nun an entschließt, entspringt dem Wunsch, nachzuweisen, dass es im südlichsten Süden keine große zusammenhängende Landmasse geben kann. Wieder häufen sich die Zeichen, doch ihre Widerlegung beruht jetzt auf ins Große ausgreifenden Bewegungen. Solange das Schiff auf kein Land stößt, müssen die Zeichen als ebenso leer qualifiziert werden wie der Raum, der durchkreuzt wird. Am folgenden Morgen trieb ein großer Haufen See-Gras bey dem Schiffe vorüber; und Nachmittags rief uns der Capitain Furneaux von der Adventure aus zu, er sey bey einem großen Beet von treibenden Seegrase vorbey gekommen, und habe eine Menge Taucher gesehen, die denen im englischen Meer ähnlich wären. In der Ungewissheit, ob dieser Anzeigen wegen nicht Land in der Nähe seyn möchte, legten wir die Nacht über bey, und seegelten erst mit Anbruch des Tages wiederum fort nach Osten, auf welchem Striche uns mancherley Arten, besonders schwarze Sturmvögel (Shearwaters) begleiteten. [. . .] Nachdem wir in vorgedachter Richtung bis zu Mittage fortgeseegelt waren, ohne irgend etwas vom Lande ansichtig zu werden; so wandten wir nunmehro das Schiff gen Nordwesten, um in dieser Gegend nach Land zu suchen. [. . .] [D]a nun auch hier nirgends Land zu finden war; so gaben wir alle fernere Nachsuchungen auf und giengen, der Hauptabsicht unsrer Reise gemäß, von neuem nach Südost. (128 - 29) 12 Anne D. Peiter Diese ruhelose Fahrt verbindet sich mit einer merkwürdigen Ironie des Schicksals. «Dieselben Anstrengungen, die einen hypothetischen Kontinent aus den Kartenwerken verschwinden ließen, wären ausreichend gewesen, diese durch den wahren, wenn auch anders beschaffenen Südkontinent zu substituieren [. . .]» (Katalog 98). Das Paradox besteht darin, dass Cook und seine Leute schon so weit nach Süden vorgedrungen waren, dass die Entdeckung der «eigentlichen» Antarktis durchaus greifbar war. Doch «eine unüberwindbare Eisbarriere» habe, so die VerfasserInnen des eben zitierten Ausstellungskatalogs, «ein weiteres Vordringen nach Süden und folglich die Auffindung des antarktischen Festlandes unmöglich gemacht» (98). Im Kontext des Umgangs mit den sich häufenden Zeichen - See-Gras, Taucher, Sturmvögel - stellt sich jedoch die Frage, ob es wirklich eine Eisbarriere war, die den Weg zur «Entdeckung» versperrte oder ob nicht vielmehr der Akzent darauf zu legen ist, dass der Südkontinent anders beschaffen war, als man erwartet hatte. Das Problem scheint mir nicht so sehr die Tatsache zu betreffen, dass Cook nicht weit genug nach Süden vordrang, sondern eher die Erwartungshaltung, mit der die Reise begonnen worden war. Die Hauptarbeit bestand nicht in der Fahrt durch Stürme und Treibeis, klirrende Kälte und Schnee-Gestöber, sondern darin, sich von hergebrachten Konzepten verabschieden zu müssen. Der Südkontinent war nicht wie andere Kontinente, er war unvergleichlich und darum in gewisser Weise nicht wahrnehmbar. Das hing damit zusammen, dass er, anders als andere Kontinente, gewissermaßen keinen Anfang hatte. 4 Seine Konturen waren nicht klar, seine Ufer «ausgefranst». Das Eis bildete seinen Rand, doch dieser Rand als seine Grenze war, je nach Jahreszeit, im Fluss. Nicht umsonst ist bei Forster viel von brechendem Eis die Rede. Genau in der Beweglichkeit des Eises liegt der Grund dafür, dass das Festland, wäre es denn erreicht worden, als Festland nicht unbedingt erkannt worden wäre. Wie bitter es war, alle Hoffnung auf festes Land und feste Konzepte aufgeben zu müssen, hat niemand so gut in Worte gefasst wie Cook selbst. «Wenn ich die Entdeckung eines Kontinents verfehlte», schreibt er an den Sekretär der Admiralität, «so deshalb, weil er nicht existiert» (Zitiert nach: Katalog 97). Dieser Satz enthält die gleiche Rechtfertigungsrhetorik, die uns auch bei Forster begegnet, doch die Ironie des Hinweises, etwas geleistet zu haben, was als Leistung nur schwer, ja vielleicht sogar überhaupt nicht wahrnehmbar ist (gefunden wurde ja nichts anderes als eben - das Nichts), überzeugt bei Cook durch ihre aphoristische Kürze. Cook versteht, dass der Bote einer Nachricht für die Nachricht verantwortlich gemacht zu werden pflegt. Wer das Nichts gefunden hat, hat nichts gefunden. Wer Zeit und Geld für eine Entdeckungsfahrt ausgegeben hat, die ihr Objekt nicht fand, hat Zeit 13 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» und Geld verschwendet. Die Schwierigkeit nach der Rückkehr bestand darin, dass die Größe dessen, was geleistet worden war, nur ex negativo zu definieren war. Man hatte entdeckt, dass es nichts zu entdecken gab. Damit aber hatte man zugleich auch entdeckt, dass Fortschrittshoffnungen nicht stets durch zähes Festhalten an bestimmten Projekten ihre Erfüllung finden. Die Hoffnung, etwas zu finden, und die Fähigkeit, voranzublicken, hatten sich im Gegenteil als hinderlich erwiesen. Die Zick-Zack-Fahrt war das, was sie war: Eine Fahrt ohne Ziel, solange zumindest, wie nicht anerkannt wurde, dass das Ziel nicht am Ende der Reise lag, sondern die ganze Zeit über schon erreicht worden war. Die Fixierung auf Land und Ländereien musste aufgegeben und Meer und Eis das zugestanden werden, was ihnen zustand: Der Respekt, dass sie es den Reisenden nicht leicht gemacht hatten, in der Leere die Leere zu erkennen. Forster versucht seinerseits, durch einen Vergleich zu Hypothesen, die französische Reisende aufgestellt hatten, den Ergebnissen der Cookschen Reise den Nimbus zu verschaffen, der ihnen zustehe: Ob wir nun gleich das Land selbst nicht fanden, so haben wir dennoch der Geographie durch unser hin und her kreutzen in dieser Gegend einen Dienst erwiesen, indem daraus unläugbar erhellet, dass die französische Entdeckung nichts weiter als eine kleine Insel, keinesweges aber das nördliche Ende eines unter diesem Himmelsstrich belegenen großen festen Landes sey, wie man anfänglich geglaubt hat. (Forster 129) Mit diesen Worten fasst Forster das Ergebnis der ersten Fahrt gen Süden zusammen. Nichts scheint Anlass zu geben, es erneut zu versuchen. Und doch: Nachdem die Besatzung auf den Inseln der Südsee zu neuen Kräften gekommen ist, machen sich die Schiffe ein zweites Mal auf den Weg. 2. Stoffwechsel ist Abwechslung Die Langeweile ist die Langeweile Die größte Schwierigkeit, der sich Forster bei Abfassung seines Berichts über die Fahrt zur Antarktis gegenüber sieht, rührt von dem Umstand her, dass das Interessante dessen, was die Besatzung der beiden Schiffe erlebt hatte, in ihrer - Langeweile bestand. Langeweile aber ist nicht einfach zu erzählen, zumal dann, wenn man sie, um des Zeugnischarakters willen, der darauf beruht, von der ganzen Reise zu berichten, gleich zweimal erzählen muss. So erklärt sich denn wohl auch das Ungleichgewicht bezüglich des Umfangs der Kapitel über die verschiedenen Reisestationen. Cook und seine Leute befanden sich weit länger auf dem Meer als auf den Inseln. So war zum Beispiel der Aufenthalt auf Tahiti im Vergleich zu den beiden Fahrten 14 Anne D. Peiter Richtung Süden nur kurz. Dennoch widmet Forster Tahiti weit ausführlichere Beschreibungen als dem Eis und dem Schnee, auf die er im Polarkreis traf. Die Zeit auf Tahiti war eine dichte, erlebnisreiche; die beim Kreuzen im äußersten Süden hingegen eine gleichsam verdünnte, erlebnisarme, langweilige. Hinzu kommt, dass es Eines ist, das Nicht-Vergehen von Zeit zu erleben - ein Anderes, es zu erzählen. Wollte man Langeweile für die Leserschaft erlebbar machen, müsste das Nicht-Vergehen von Zeit in den Leseprozess integriert werden. Zu erwarten wäre demnach, dass die Kapitel über den Polarkreis besonders lang sind. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Um der Leserschaft nicht zu lange die Langeweile zuzumuten, die Forster selbst als unzumutbar erlebt hat, hält er diesen Teil seines Berichts bewusst kurz. Das gilt besonders für all das, was er über den zweiten Versuch, den Kontinent zu finden, schreibt. Die Langeweile ist von dem anderen, die Fahrt Richtung Süden betreffenden Kapitel her schon bekannt, und als Bekanntes legitimiert sich die Wiederholung nur dadurch, dass ja gleichzeitig doch das geradezu «Heldische» übermittelt werden soll, das darin bestand, sich der Wiederholung der Mühen überhaupt gestellt zu haben. Daraus folgt wiederum, dass die Zustände auf dem Schiff sowie die Verfassung, in der sich die Besatzung befand, weit mehr Raum einnehmen als die Beschreibung des eigentlich zu Entdeckenden außerhalb des Schiffes. 5 Die Außenwelt ist die Innenwelt Der Topos der Melancholie, der sich auch in anderen Polarberichten mit großer Regelmäßigkeit findet, 6 beruht wesentlich auf klimatologischen Überlegungen. Das Kommende werde, so Forster, in angenehmer Wärme anders wahrgenommen als in extremer Kälte. Die Melancholie scheint demnach zunächst einmal eine von Außen induzierte zu sein. Eis und Schnee, die mehr als alles Andere den Polarkreis ausmachen, stehen den Matrosen als etwas von ihnen Getrenntes gegenüber. Doch in einem zweiten Schritt wird deutlich, dass Innen und Außen gerade hier, im «Nichts», zusammengehören. Zwar nehmen die Männer die Umgebung, in der sie sich befinden, als feindlich wahr. Doch die Umgebung ist nicht einfach nur das, was um sie herum ist, sondern die Umgebung dringt in die Körper der Männer ein, wird ihr Inneres, und das gleich mehrfach: Da aufgrund der Kälte keine nutzbaren Pflanzen wachsen, stellt die Versorgung mit Lebensmitteln ein zentrales Organisationsproblem dar. Immer wieder steht die Besatzung der beiden Schiffe vor der Frage, womit sie ihren Körper nähren und wie sie ihren Durst stillen solle. Zur Verfügung steht nur das, was man mitgebracht hat: Wasser vom Kap, Pökelfleisch, durch Salz haltbar gemachtes Gemüse. Diese Vorräte aber werden nicht etwa als eine 15 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» Erinnerung an bessere Zeiten wahrgenommen, sondern im Gegenteil als etwas, was ebenso viel Überdruss verursacht wie die Kälte des Nichts umher. Das Essen ist gleichsam die Umgebung; eine Umgebung, die vom Inneren aufgenommen werden muss. Der Ocean um uns her war wütend, und schien über die Keckheit einer Hand voll Menschen, die es mit ihm aufnahmen, ganz erboßt zu seyn. Finstre Melancholie zeigte sich auf der Stirn unsrer Reisegefährten, und im ganzen Schiff herrschte eine fürchterliche Stille. Die eingesalzenen Speisen, unsre tägliche Kost, waren uns allen, sogar denen zum Ekel geworden, die von Kindheit an zur See gefahren. Die Stunde des Essens war uns verhasst, denn der Geruch der Speisen, kam uns nicht sobald unter die Nase, als wirs schon unmöglich fanden, mit einigen Appetit davon zu genüssen. Dies alles beweiset wohl genugsam, dass diese Reise mit keiner von den vorhergehenden zu vergleichen sey. (466) Ekel ist Ekel vor sich selbst Langeweile ist also nicht allein ein Problem, das daher rührt, dass es so wenig zu sehen (und damit zu bedenken) gibt. Die Langeweile ist vielmehr auch und vor allen Dingen eine des Stoffwechsels. Eine Gewöhnung an das Übermaß an Salz, das zur Konservierung der Nahrung unumgänglich ist, hält Forster für ausgeschlossen. Der Ozean selbst verwehrt das Fangen von Fischen. Der ekelerregende Geruch der Speisen, über den Forster klagt, liegt also letztlich in seiner, des Ozeans Verantwortung. Gewünscht wird, dieser möge etwas bieten, was man sich einverleiben, zum Eigenen machen kann. Doch da der Polarkreis sowohl durch die Abwesenheit von Land, als auch durch die Abwesenheit von Nahrung, pflanzlicher wie tierischer, gekennzeichnet ist, beschränkt sich die Einverleibung stets auf das Mitgebrachte, d. h. das Eigene. Ekelerregend sind die Mahlzeiten, weil man gleichsam ständig nur sich selbst isst. Der Stoffwechsel ist kein Wechsel mehr, weil Abwechslung und Austausch mit dem Außen ausbleiben. Paradoxerweise wird die Umwelt aber gerade zudringlich, weil sie sich den Menschen entzieht. Sie dringt in ihn ein, weil sie nichts bietet, was er aufnehmen könnte. Sie beweist ihre Präsenz bei jeder Mahlzeit, indem sie zu dieser nicht das Geringste beisteuert. Und damit sind wir bei einer ähnlichen Denkfigur wie bezüglich des Landes: Nicht etwas Bestimmtes treibt die Matrosen in die Verzweiflung, sondern das Nichts. Dieses ist es, wogegen sie sich am schwersten wehren können. Das Nichts entzieht sich, bietet keine Angriffsfläche. Und so sind die Matrosen stets von Neuem, und das gleich mehrere Male am Tag, auf sich selbst und ihre Vorräte, die vollkommen versalzenen, zurückgeworfen. Doch genau dadurch verstärkt sich ihre Abhängigkeit von der Außenwelt. Die Stille der Schiffsbesatzung korrespondiert nicht zufällig mit der Stille der Umwelt. 16 Anne D. Peiter Die Menschen stehen unter ihrem Diktat, nehmen sie in dem Maße auf, in dem sie nichts finden, was sich aufnehmen ließe. Der Ekel wird schließlich zu einem Ekel vor sich selbst. Und dieser Ekel verhindert dann auch den Austausch, das Gespräch zwischen den Matrosen selbst. In dem Maße, in dem die Außenwelt schweigt, verstummen auch die Menschen. Und doch führt, so Ludger Lütkehaus, der Versuch zu sagen, was das Nichts sei, auf ein Problem: Was per definitionem nichts, nichts als nichts sein soll, ist als Gedachtes, Gesagtes, Vorgestelltes nicht mehr nichts. Es soll etwas gedacht werden, was nichts ist. Aber das kann nur um den Preis getan werden, dass etwas gedacht wird, was nichts ist; also nicht völlig nichts ist. (611) Menschen sind Pflanzen Wie unvergleichlich schwierig Situationen der Kommunikationslosigkeit waren - wegen des Nichts als etwas, was doch irgendwie «da» war - , das macht Forster durch den Hinweis auf andere Arten von Reisen deutlich: Wir hatten mit einer Menge von Mühseligkeiten und Gefahren zu kämpfen, die unsern Vorgängern in der Südsee unbekannt geblieben waren, weil sie sich mehrentheils nur innerhalb der Wendezirkel, oder doch wenigstens in den besten Gegenden des gemäßigten Himmelsstrichs gehalten hatten. Dort fanden sie immer gelindes Wetter; blieben fast immer im Gesicht des Landes, und dieses war selten so armselig und unfruchtbar, dass es ihnen nicht von Zeit zu Zeit einige Erfrischungen gegeben haben sollte. Solche eine Reise wäre für uns eine Lustreise gewesen; bey der beständigen Unterhaltung mit neuen und größtentheils angenehmen Gegenständen, würden wir guten Muths, aufgeweckt und gesund, mit einem Wort, glücklich und fröhlich gewesen seyn. Aber von alle dem, war unsre Reise gerade das Gegentheil. Die Fahrt gegen Süden war ein ewiges und im höchsten Grade langweiliges Einerley. (467) Es sind keine hohen Ansprüche, die Forster an die Umwelt stellt. «Gute[r] Muth[.]» und Glück wären schon durch ein Minimum an «Erfrischungen» zu sichern. Der Kontrast, der sich zu anderen Reisen, selbst den schwierigen, auftut, ist so groß, dass Forster alle Fahrten, die nicht dem Polarkreis galten, als pure «Lustreisen» zu betrachten scheint. Er und seine Mitreisenden haben, weil sie weiter als alle anderen Reisenden in der Kälte vorgedrungen sind, zugleich auch den höchsten Grad von Melancholie erreicht. Die Kälte der Umgebung, in der sie sich bewegten, war eine des Superlativs, und die Fühllosigkeit, die sich in «finsterer Gleichgültigkeit» äußerte, auch. Eis, Nebel, Stürme, und eine ungestüme See, machten finstere Scenen, die selten genug durch einen vorübergehenden Sonnenblick erheitert wurden. Das Clima war kalt, und unsere Nahrungsmittel beynahe verdorben und ekelhaft. Kurz, wir lebten nur ein Pflanzen-Leben, verwelkten, und wurden gegen alles gleichgültig, was sonst den Geist zu ermuntern pflegt. Unsre Gesundheit, unser Gefühl, unsre Freuden 17 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» opferten wir der leidigen Ehre auf, einen unbeseegelten Strich durchkreuzt zu haben! Das war im eigentlichen Verstande: - Propter vitam vivendi perdere causas. JUVENAL. (Forster 467) Die Adventure und die Resolution leisten auf das zum Leben Notwendige - Glück, Fröhlichkeit, Gesundheit - Verzicht, doch paradoxerweise mit dem Ziel, sich dadurch das Leben zu erhalten. Die Ehre, in menschenleeren Gegenden herumgefahren zu sein, wird von Forster als eine «leidige» bezeichnet. Dies ist im Wortsinn zu verstehen: Forster schönt das Erlebte nicht, sondern betont das Leid, das darin bestanden habe, durch die fehlende Verfügbarkeit frischer, pflanzlicher Nahrung selbst zur Pflanze, und zwar zu einer welkenden, geworden zu sein. Die Besatzung der Schiffe hat also nicht die Furchtbarkeit des Klimas ausgehalten, um durchhalten zu können, sondern sie hat durchgehalten, indem sie den eigenen Körper der Unaushaltbarkeit ganz hinhielt. Jeder Einzelne wurde sich selbst unaushaltbar, und im gleichen Zuge wurde es auch der jeweils Andere. Genau in dieser Sicht auf das Unaushaltbare aber besteht der Verzicht auf Ehre. Mehr noch: Die zweimalige Fahrt durch den Polarkreis ist für Forster eine Erfahrung des Ehrverlustes. In seinen Augen ist es nämlich nicht entscheidend, dass die Leserschaft sein und der Anderen Durchhaltevermögen als Ehre bezeichnen könnte, sondern der Maßstab ist allein der eigene Stoffwechsel, wie er damals erlebt wurde: Als etwas Lebensfeindliches, Pflanzenartiges, mithin als etwas, was man auf keinen Fall der Leserschaft zur Nachahmung empfehlen darf. Da das Konzept von Ehre eines ist, mit dem der Mensch sein Leben einem Höhepunkt zuführt, stellt sich die Ehre, die Forster erwähnt, gerade als Versuch zur Abschreckung dar. Der Mensch hat das Recht, ja vielleicht sogar die Pflicht, glücklich zu sein. Die Bereitschaft, Kontinente zu sehen, wo keine waren, beziehungsweise Glück und Ehre zu behaupten, wo das Leben alles dessen entbehrte, was das Leben lebenswert macht, kam einer Blindheit gleich. Forster tritt ein für das Glück Anderer, indem er das Ausmaß seiner damaligen Melancholie unterstreicht. Es ist sinnlos, um des Durchhaltens willen durchzuhalten. Es ist kein Leben, nur um eines Lebens willen auf einer Schwundstufe zu leben. «Gesundheit», «Gefühl» und «Freuden» sind legitim. Der Wunsch, kolonisierend einen neuen Kontinent in Besitz zu nehmen, verbietet sich, weil die Kolonisierung nicht an sich ein Fortschritt ist, sondern nur, wenn sie einen Stoffwechsel zwischen dem Eigenen und dem Fremden ermöglicht. 18 Anne D. Peiter 3. Wasser ist Wasser Die Schildwache ist das Auge Die Sorge um den Stoffwechsel betrifft nicht zuletzt die Basis jeden Lebens, das Wasser nämlich. Vorsichtsmaßnahmen werden getroffen, damit Durst die Reise nicht gefährde: Da wir jetzt auf einer Reise begriffen waren, die noch Niemand vor uns unternommen hatte, auch nicht wussten, wenn, oder wo wir einen Erfrischungs-Ort finden würden, so gab der Capitain die gemessensten Befehle, daß mit dem Trinkwasser gut hausgehalten werden sollte. Zu dem Ende ward eine Schildwache an das Wasserfaß gestellt und von dem Schiffsvolk bekam der Mann täglich ein gewisses Maas zugetheilt. Außerdem durfte ein jeder auch noch beym Fass trinken, aber nichts mit sich nehmen. Der Capitain selbst wusch sich mit Seewasser und unsre ganze Reisegesellschaft musste sich ein gleiches gefallen lassen. (106) Die hierarchisch übergeordneten Besatzungsmitglieder, zu denen neben James Cook und seinen Offizieren auch Johann Reinhold und Georg Forster als Wissenschaftler gehören, haben Vorbildfunktion. Ihre Fähigkeit zur Selbstbescheidung wird eingesetzt zur Disziplinierung der Matrosen: Die Hierarchie soll nicht dazu dienen, demjenigen, dem die Befehlsgewalt zukommt, gleichzeitig auch Vorrechte bezüglich der Trinkwasserversorgung zuzugestehen. Vielmehr soll die Schiffsbesatzung durch die Objektivierung der Beschränktheit ihrer Mittel zu einer gehorsamen Einheit verschmelzen. 7 Dass die Gleichrangigkeit Cooks, die er symbolisch durch das Waschen mit Meerwasser vorführt, dann letztlich aber doch einer handgreiflichen, konkret machtpolitischen Absicherung bedarf, zeigt sich in der zusätzlichen Aufstellung einer Schildwache. Diese wird aus den Besatzungsmitgliedern, die Forster im Begriff des «Schiffsvolks» zusammenfasst, herausgelöst und zwischen den Einzelnen, nämlich den Befehlshaber, und die Masse, nämlich die Befehlsempfänger, gestellt. Auf dass aber diese Schildwache nicht selbst zur Zielscheibe der allgemeinen Unzufriedenheit werde, versucht Cook, die Idee der körperlichen Disziplinierung aller mit einer Zufriedenstellung der fundamentalsten physischen Bedürfnisse des Einzelnen zu vereinbaren. Trinkwasser wird täglich ausgegeben, und zwar an alle das gleiche Maß. Wer danach noch Durst hat, darf diesen stillen, jedoch allein da, wo die Schildwache als Zeuge anwesend ist. Diese Anwesenheit ist wie die Anwesenheit aller. Die Schildwache ist das Auge, mit dem die gesamte Besatzung darauf sieht, dass die Gleichheit als Gleichheit der Selbstbescheidung keine Ausnahme duldet. Zugleich ist das Trinken am Wasserfass aber eine Ausnahme, wenn auch eine Ausnahme, die in dem Maß akzeptabel bleibt, in dem Cook sicherstellt, 19 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» dass die Übertretung des vorgegebenen Maßes nicht zum Übermaß wird. Das wichtigste Maß ist das des Durstes jedes Einzelnen. Dieser Durst darf aber nicht durch Übermäßigkeit den Durst aller verursachen, und daher bleibt die Stillung der Bedürfnisse des Einzelnen gebunden an die Stillung des Bedürfnisses aller; der disziplinierende Blick möge nicht nur von oben, sondern zugleich auch von unten kommen. Dieser Versuch, die Selbstkontrolle durch eine Kontrolle der Anderen von Seiten der Schildwache annehmbar zu machen, bleibt dennoch ambivalent. Obwohl die Schildwache das Wasser für alle schützt, erscheint sie doch vor allen Dingen als Schutz vor der Versuchung, selbst zum Ersten zu werden, der sich des Wassers im Übermaß bemächtigt. Die Schildwache stellt sich also nicht so sehr vor die Anderen, als vielmehr vor einen selbst. Die Schwierigkeit des Durstes besteht paradoxerweise darin, dass das Recht zu seiner Stillung gegeben ist. Diese Stillung bedeutet, dass Cook sich keiner Ungerechtigkeit schuldig macht. In dem Maß aber, in dem seine Maßnahmen als gerecht anerkannt werden müssen, ist es die Schuldigkeit des Einzelnen, die Befriedigung seiner Bedürfnisse zuzugeben und Cook wiederum das Recht zuzuerkennen, durch Befehle weiterhin für die Bedürfnisbefriedigung aller zu sorgen. Privilegien sind Bilder Auch Georg Forster definiert seine soziale Position über seine Definition von Wasser: Am 9ten des Morgens war eine große Insel von Eis, mit vielen Bruchstücken umgeben, zu sehen, und da wir eben gelindes Wetter hatten, so ward beygelegt und ein Boot ausgesetzt, um von dem losen Eise so viel als möglich aufzufischen. Diese Eisschollen wurden hernach auf das Hinterdeck des Schiffs geworfen, daselbst in Stücken zerschlagen und alsdenn in Fässer gepackt. Nach Tische ließen wir etwas davon in Kesseln schmelzen, und auf das übrige in Fässer verpackte Eis ganz warm ausgießen, damit diese desto eher zergehen möchte. Auf diese Art bekamen wir heute in ofner See, und unter einem unbewohnten Himmelstrich, im 61. Grad 36 Minuten südlicher Breite, einen für dreyssig Tage hinreichenden Vorrath an frischen Wasser. (123) Der Prozess der Wassergewinnung ist mit Gefahren verbunden: Eis kann nur dann auf das Deck geholt werden, wenn das Wetter den Abstieg vom Schiff zulässt. So erklärt sich, warum Cook seiner Besatzung die Mühe abverlangt, Vorräte gleich für dreißig Tage anzulegen. Offenbar will er Vorsicht walten lassen für den Fall, dass das Wetter wieder umschlägt und eine Wiederholung der Wasserbeschaffung unmöglich macht. Das Wetter jedoch zeigt sich unberechenbar, und so fährt Forster fort: 20 Anne D. Peiter Zwey Tage nachher hatten wir wiederum Gelegenheit uns mit Eis zu versehen; und unser Volk that diese saure Arbeit mit frohem Muth, ob ihnen gleich, durch Kälte und Schärfe des Seewassers, die Hände wund dabey wurden. In Captain Cooks gedruckter Beschreibung dieser Reise findet man eine malerische Abbildung von solchen Eis-Inseln, in deren Nachbarschaft das Schiff und die Boote, mit Einsammlung des Eises beschäftigt, zu sehen sind. Wir erblickten in dieser Gegend einige große Wallfische, die dem Augenmaaß nach sechzig Fus lang seyn mochten, und viele Pinguins trieben auf kleinen Eisstücken neben uns vorbey. (123) Der Kontrast zwischen wunden Händen und «malerischer Abbildung» ist ein Zeichen für die Rückkehr der Hierarchie, die mit der Gewinnung von Wasser verbunden ist. Georg Forster ist zwar mit Fragen des Wassers befasst, doch allein als Wissenschaftler, und nicht etwa als einer aus dem «Volk», der das Wasser in Form von Eis überhaupt erst zu beschaffen hat. Während die Matrosen der «Kälte und Schärfe des Seewassers» direkt ausgesetzt sind, befindet sich Forster schon in dem Moment, in dem er ihre Arbeit beobachtet, in der Position eines Mannes, der diese Arbeit als ästhetisches Ereignis wahrnehmen darf. Damit ist aber die Gleichzeitigkeit von Arbeit und Beobachtung der Arbeit nicht wesentlich unterschieden von dem Blick, den Forster nach seiner Rückkehr auf das Bild werfen wird, das von dieser Arbeit angefertigt worden ist. In der Gleichzeitigkeit wird die Möglichkeit der künstlerischen Distanz des Nachhinein schon antizipiert. Auf der anderen Seite ist der Kontrast zwischen der Mühe der Arbeit und ihrer Ästhetik den Beobachtungen Forsters zu verdanken. Forster ist insofern mehr als ein allein an Bildern Interessierter, als er die wunden Hände der Matrosen durchaus nicht ausblendet. Wunde Hände sind wunde Hände, auch für denjenigen, der sich am Einsammeln des Eises nicht beteiligen muss. Dennoch erklärt das Privileg, von oben die Szene beobachten zu dürfen, warum nicht allein das Eis, von dem die Stillung des Durstes erhofft wird, in der Beschreibung Forsters auftaucht, sondern auch Walfische und Pinguine. Während die Matrosen sich ganz auf die Stücke konzentrieren müssen, die von den Eisinseln abgebrochen sind, hat Forster die Möglichkeit zur Gesamtschau. Er nimmt, noch während das Eis auf die Beiboote gehoben wird, den Moment vorweg, in dem der Maler wird malen können, wie das Eis, umgeben von Pinguinen und Walfischen, auf die Beiboote gehoben wurde. Das malerische Bild existiert also, noch bevor es gemalt wurde. Süßwasser ist Salzwasser Das Problem der Süßwassergewinnung schien durch die Möglichkeit, im Meer nach Eis zu fischen und es anschließend zum Schmelzen zu bringen, wenigstens in Ansätzen gelöst zu sein. Doch bei dem Versuch, die Vorräte 21 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» während der zweiten Fahrt gen Süden wieder aufzufüllen, ergeben sich plötzlich Schwierigkeiten, mit denen die Besatzung während der ersten Fahrt offenbar nicht konfrontiert gewesen war: Am 16ten Nachmittags und auch am 17ten wurden die Boote ausgesetzt, um lose Eisstücken, zur Anfüllung unsrer Wasserfässer, einzunehmen. Das Eis war alt, schwammigt und mit Salzwasser-Theilchen durchdrungen, weil es schon lange Zeit und thauend in der See herumgeschwommen; doch ließ sich das Wasser davon noch wohl trinken, wenn die Stücke eine Weile auf dem Verdecke liegen blieben, damit das Salzwasser abtröpfeln konnte. (460 - 61) Lange war das Eis schlicht als Süßwasserreservoir und mithin als beimischungsfrei betrachtet worden - ganz im Gegensatz zum Meerwasser, das erst destilliert werden musste, um das Salz aus ihm herauszulösen. Doch jetzt muss diese Sicht korrigiert werden. Ebensowenig wie Meer und Kontinent strikt voneinander zu trennen sind, sind es Meer und Eis. Das Eis schwimmt zwar als fester Körper auf dem Meer, doch zugleich speist sich das Meer auch aus dem Eis. Beide gehen also ineinander über, können sich ineinander verwandeln. So aber entstehen Verunreinigungen, die erneut verschwimmenden Grenzen gleichkommen. Die Frage nach dem jeweiligen Grad der Mischung von Süß und Salzig ist für die Besatzung der Adventure und der Resolution von großer Bedeutung, weil die Möglichkeit, das jeweilige Wasser zu trinken, von ihm abhängt. Alter ist Unreinheit Mischungen gelten Forster zugleich als Indikator für Alt und Neu. Während das aus Eis gewonnene Wasser zunächst dem Wasser vom Kap vorgezogen worden war, weil es «reiner», d. h. neuer und frischer schmeckte, wird jetzt umgekehrt das Eiswasser als «alt» und «schwammigt» abqualifiziert. Und damit stellt sich plötzlich das Problem, das für das Essen galt, auch für das Wasser. So wie das Salz mit der Zeit immer stärker ins eingepökelte Fleisch eindrang und dieses dadurch zunehmend ungenießbar wurde, so erhöht sich auch der Salzgehalt des Eises umso mehr, je länger die Schmelzung des Eises im Meer und nicht auf Deck der beiden Schiffe erfolgt. Die Schiffe dienen der Grenzziehung: Süßwasser lässt sich nur dann rein von Salz halten, wenn das Schiff das Eis vom Meer sondert. Eines der Bilder, das Forster als «malerisches» gefeiert hatte, zeigt den Weg hin zu dieser Sonderung. Zu sehen ist nicht nur eines der großen Schiffe, sondern auch drei kleine Beiboote, die damit befasst sind, abgebrochene Eisstücke aufzufischen. Diese Eisstücke nehmen sich aus wie ein Miniaturmodell der zerklüfteten Eis-Inseln, die das im Hintergrund befindliche, große Schiff fast gänzlich einschließen. Eis muss klein gemacht werden, auf dass an 22 Anne D. Peiter Deck das Salzige von ihm abtropfen könne. Neu und frisch ist nur der Kern, alt all das, was ihn umhüllt. Um die Bloßlegung von Schichten geht es also, um Schichten, die, bevor der Tauprozess einsetzt, als angelagerte Zeit zu interpretieren sind. Auf Deck schmilzt dann nicht allein das Eis, sondern auch die Zeit. Um aber dies bewerkstelligen zu können, ist es wünschenswert, Eis zu nehmen, das so wenig wie möglich Eis vom Rande der Eis-Inseln ist. Je stärker das Eis vom «Herz» der Inseln stammt, desto weniger kontaminiert ist es durch das Salz und die Zeit im Meer. Doch das Bild zeigt, wie sehr die arbeitenden Matrosen auf die Ränder, d. h. die Zeit angewiesen sind. Die Werkzeuge, die ihnen zur Verfügung stehen, erlauben die Zerkleinerung ganzer Insel nicht. Eine solche Zerkleinerung nähme zu viel Zeit in Anspruch. Die Männer können nur das zerkleinern, was ohnehin schon abgebrochen, d. h. mit der Zeit klein geworden und dem Schmelzprozess im Meer anheimgegeben ist. Obwohl der Mann, der am Bug des vorderen Beibootes steht, seinen Pickel ähnlich wie beim Abwurf eines Jagdspeeres hebt, d. h. in voller Aktion des Jetzt gezeigt wird, wirkt er im Vergleich zur Wucht der Zeit, die das Eis gebraucht hat, um sich zu bilden, klein und machtlos. Den Einfluss des Salzwassers auf das Süßwasser zu begrenzen, ist mühsam und gefährlich, weil die Ablösung der Beiboote vom Hauptschiff nur von kurzer Dauer sein darf. Es sieht aus, als seien sie von diesem ebenso abgebrochen wie die Eisschollen von den Eis-Inseln, als träten sie mit ihrer Fahrt von ihm weg zugleich auch in neue zeitliche Dimensionen ein. 23 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» Nur die sparsamen Farbflächen zeigen, was eigentlich zusammengehört: Das Eis der Schollen zu den Eis-Inseln, die rot bemützten Männer der Ruderboote zu ihrem rot beflaggten Segelschiff. Die Farben markieren zugleich eine Grenze: Die zwischen Eis und Mensch, Weiß und Nicht-Weiß, 8 den großen Zeiträumen des «ewigen Eises» und der kurzen Frist sterblicher Menschen. 9 Zu allem Überfluss erfahren Letztere auch den Himmel als Verbündeten des Eises: Die Wolken sind ebenso gezackt wie die Eisinseln. Das Eis befindet sich also nicht nur neben den Schiffen, sondern gleichsam auch über ihnen. Weil aber mit dem Eis auch Zeit wegschmilzt, und zwar aufgrund der herrschenden Kälte unmerklich langsam, muss erneut festgestellt werden, dass die Besatzung ganz von Langeweile umgeben ist: Ihr Versuch, Schmelzprozesse zu beschleunigen, aus Eis das Wasser zu machen, auf das sie im Hier und Jetzt angewiesen sind, wird von der Macht des Eises immer wieder zunichte gemacht. Zeit zu schmelzen bleibt die Ausnahme. Und so zeigt denn auch das «malerische» Bild einen Augenblick, der das Außergewöhnliche zum Thema hat: Einen der raren Momente, in denen die Loslösung vom Hauptschiff und die Annäherung an das Eis gewagt werden konnten; einen Moment, in dem die Farbe hinauswanderte und Weiß und Langeweile durchbrach. 4. Eis ist Krankheit Disziplinlosigkeit ist Gefahr Trotz aller Mühe, die mit der Wasserbeschaffung verbunden war, stellten sich bald neue Probleme ein. Forster vermutet, dass sich bestimmte Krankheiten, unter denen die Besatzung litt, dadurch erklären ließen, dass das Eiswasser «die fixirte Luft im Frieren verlohren hatte» (123). «Um diese Zeit klagten viele von uns über rheumatische Beschwerden, Kopfweh, geschwollne Drüsen und Schnupfen-Fieber, lauter Zufälle, die dem aus Eis aufgethauten Trinkwasser zugeschrieben wurden» (461). Die Schwellungen waren nach Forsters Zeugnis derart stark, dass er in ihnen Parallelen zu der in Gebirgsgegenden häufig auftretenden Kropfbildung sah. (vgl. Forster 123 - 24) Weitaus besorgniserregender jedoch war der Skorbut, zu dessen Symptomen «böses Zahnfleisch, schweres Ohtemhohlen, blaue Flecke, Ausschlag, Lähmung der Glieder, und grüne fettichte Filamente im Urin» (132) gehört hätten. Außerdem sei die gesamte Besatzung durch «eine so mühselige Fahrt und aus Mangel gesunder Speisen ganz entkräftet» gewesen (131). «Alle ohne Unterschied» hätten «ein sieches, ausgemergeltes Ansehen» gehabt, «das schlimme Folgen anzukündigen schien» (464). 24 Anne D. Peiter Trotz vieler vorbeugenden Maßnahmen blieb der Skorbut nicht aus. Es war die lange Fahrt Richtung Antarktis, die die Krankheit bei einigen Matrosen zum Ausbruch kommen ließ. Für die Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit und damit Manövrierfähigkeit der Schiffe war der Skorbut ein großes Problem. Die Arbeitskraft jedes Einzelnen, besonders aber der Spezialisten, wurde gebraucht, um für alle eine sichere Fahrt zu gewährleisten. Der Zimmermann beispielsweise hatte nur wenige Gehilfen; die Verfügbarkeit seiner Fähigkeiten war im Falle eines Lecks oder gar in Situationen, in denen ein ganzes Schiff neu gebaut werden musste - das dafür notwendige Holz hatte die Resolution geladen - von größter Bedeutung. 10 Forster verzeichnet denn auch mit großer Genauigkeit, wie sich die Krankheit bei diesem Mann namens Georg Jackson geäußert habe: Das Zahnfleisch gieng bey ihm in Fäulniß über und die Zähne waren so los, daß sie ganz seitwärts lagen. Man machte mit einer Marmelade von gelben Rüben oder Carotten, die uns gegen den Scorbut vorzüglich war empfohlen worden, und davon wir ebenfalls Vorrath hatten, einen Versuch bey ihm, allein sie half zu weiter nichts als daß sie den Leib offen hielt. (122) Obwohl die Symptome der Krankheit dramatisch waren - der drohende Verlust der Zähne konnte als Zeichen einer derartigen Schwächung gedeutet werden, dass Lebensgefahr zu befürchten war - , betont Forster, dass Georg Jackson zu den Ausnahmefällen gehört habe. «Nur zwey bis drey von unsern Leuten, die eine ungesunde Anlage hatten, konnten dem Scorbut nicht entgehen» (122). Dass die anderen Besatzungsmitglieder weitgehend symptomfrei blieben, führt er auf die Umsicht zurück, mit der Cook, sich stützend auf schon gemachte Erfahrungen, gerade dieser Krankheit vorgebeugt habe. Bereits während seiner ersten Reise auf dem Schiff Endeavour hatte Cook drakonische Strafen gegen diejenigen verhängt, die den vorgesehenen Speiseplan nicht respektierten. Als zwei Matrosen sich damals geweigert hatten, «in Madeira an Bord genommenes Frischfleisch zu essen», hatte er beide auspeitschen lassen (Katalog 135). Die Härte dieser Strafe hatte offenbar ähnliche Hintergründe wie die strikten Regelungen bezüglich des Wasserfasses: Die Kontrolle von außen, durch den Kapitän, schien zur Aufrechterhaltung der Disziplin an Bord nicht ausreichend zu sein. Die Herstellung von Selbstkontrolle war das eigentliche Ziel. Der Körper des einzelnen Matrosen war nicht mehr nur der seine, sondern wurde zum Gemeingut. Sorglosigkeit im Umgang mit sich selbst stellte eine potentielle Gefährdung der gesamten Besatzung dar und war daher strafwürdig. 25 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» Selbstdisziplin ist Gefahr Die größte Gefahr sah Forster jedoch in der Erkrankung von James Cook selbst. Für ihn sei gerade die Wärme «nachtheilig» gewesen: Aber in eben der Masse, als das warme Wetter ihm [Forsters Vater; A. P.] heilsam war, ward es der Gesundheit des Capitains nachtheilig. Seine Gallen-Krankheit war zwar während unsers letzten Zuges gegen Süden verschwunden, er hatte aber nie wieder zu Appetit kommen können. Jetzt bekam er wieder eine gefährliche Verstopfung, die er zum Unglück anfangs nicht achtete, noch Jemandem im Schiff entdeckte, sondern vielmehr für sich allein durch Hunger abzuhelfen suchte. Hiedurch aber verschlimmerte er nur das Übel, denn sein Magen war so schon schwach genug. (471) Cooks Selbstdisziplin, der Forster sonst großen Respekt zollt, gilt ihm im Fall der beschriebenen Gesundheitsprobleme des Captains nicht länger als probates Mittel, den Matrosen ein Vorbild zu sein. Der Umstand, dass der Kranke den Arzt über seine Verstopfung nicht informiert und außerdem eigenmächtig über die medizinischen Therapien bestimmt, zeigt, dass sein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein gegen seine eigene Person und damit auf die gesamte Besatzung zurückschlägt. In dem Maße nämlich, in dem Cook über Gebühr auf seine Stärke und Selbstkontrolle vertraut, schwächt er das gesamte Schiff, das ohne ihn jeder Kontrolle zu entgleiten droht. Es stellten sich also bald gewaltige Schmerzen ein, die ihn in wenig Tagen bettlägerig machten, und Hülfe beim Arzte zu suchen, nöthigten. Man gab ihm ein Abführungsmittel; allein statt des gewöhnlichen Effects, verursachte dasselbe ein heftiges Erbrechen, welches der Arzt sogleich durch Brechmittel noch mehr beförderte. Aber alle Versuche, auf eine andre Art Öffnung zu verschaffen, waren umsonst, Speise und Arzneyen giengen durch Brechen wieder fort, und nach ein Paar Tagen zeigte sich ein fürchterliches Aufstoßen, welches ganzer vier und zwanzig Stunden so stark anhielt, dass man an seinem Leben verzweifelte. (471) Das Hungern ist eine Reaktion auf die Verstopfung. Da Cook aber schon länger unter Appetitlosigkeit leidet, erscheint das Hungern weniger als wirkliches Hungern als vielmehr als Reaktion darauf, das Gefühl von Hunger komplett eingebüßt zu haben. Dass dann aber die Nahrung, die Cook dennoch zu sich genommen hat, überhaupt nicht mehr ausgeschieden werden kann, wirkt wie die Zuspitzung der Probleme, unter denen die gesamte Besatzung zu leiden hat: Wie schon gezeigt wurde, bestand die Gefährlichkeit der Nahrungsmittelversorgung darin, dass sie extrem einseitig war und daher das Essen zur Qual machte. Im Fall von Cook stellt sich das Paradox ein, dass er von außen nichts mehr aufnehmen mag, gleichzeitig aber das Außen, das schon in seinem Körper steckt, nicht mehr loswerden kann. Die Außenwelt 26 Anne D. Peiter droht, ihn zu töten, weil keine Öffnung mehr vorhanden ist, die als Ausscheidungsorgan normal funktionieren würde. Seine Krankheit besteht im genauen Gegenteil der Krankheit, die Georg Jackson widerfährt. Dieser gerät dadurch in Gefahr, dass sein Körper «offen» bleibt. Bei James Cook hingegen ist gerade diese Öffnung nicht zu erreichen. Es ist, als habe Cook den Grad seiner Verantwortung umgesetzt in eine Abdichtung gegen die Unzumutbarkeit der Außenwelt - eine Abdichtung durch die insgeheim praktizierte Weigerung, sie seinem Körper einzuverleiben. Gleichzeitig ist aber auch das Gegenteil wahr: James Cook sieht sich verpflichtet, so lange wie möglich nach dem Südkontinent zu suchen, d. h. trotz seines uneingestandenen Widerwillens die Außenwelt (in Form von Eiswasser und von verschimmelter Nahrung) in sich einzulassen. Da er aber vor seiner Besatzung stets behaupten muss, diese Zudringlichkeit der Außenwelt mache ihm nichts aus, beginnt schließlich der Körper seine eigene Sprache zu sprechen. Mitgeteilt wird, dass die Außenwelt durch das hohe Maß an Verschwiegenheit und Selbstdisziplin, die Cook sich selbst auferlegt hatte, zum krankmachenden Übermaß geworden ist. Das im Inneren verschlossene Außen dringt nach draußen, indem die Weigerung, es nach außen dringen zu lassen, qua Krankheit für die anderen plötzlich sichtbar wird. In dem Moment aber, in dem Cook ans Bett gefesselt ist und ganz und gar von der Zuwendung der Anderen abhängig wird, zeichnet sich ab, dass die Suchaktionen nach dem Kontinent abgebrochen und so schnell wie möglich die Inseln erreicht werden müssen, die Georg Forster stets als Orte der «Erfrischung» bezeichnet. Zum Glück zeigt sich bald eine Besserung des Gesundheitszustandes des Kapitäns: Endlich thaten warme Bäder und Magenpflaster von Theriac, was Opiate und Clystiere nicht vermogt hatten. Sie erweichten nemlich den Cörper und hoben allmählig die Verstopfung, nachdem er eine ganze Woche lang in größter Gefahr des Lebens gewesen war. (471) Die Metaphorik der Sprache der Medizin ist eine sprechende. Der Körper «erweicht», die Härte der Disziplin macht dem Eingeständnis Platz, nicht weiter zu können. 5. Weißes Land ist Land Das Neue ist das Vergleichbare Einen ganz besonderen Blick auf die Gefahr, die mit dem Weiß von Eis und Schnee verbunden ist, wirft ein Besatzungsmitglied, dessen Beobachtungen in Forsters Augen ihrerseits besonderer Beobachtung verdienen. Es handelt sich bei diesem Mann nicht um einen Matrosen, der schon von England aus mit 27 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» Cooks Schiff aufgebrochen wäre, sondern um einen jungen Mann aus Tahiti, der sich von Cook die Erlaubnis ausgewirkt hatte, die Europäer auf ihrem Weg Richtung Süden zu begleiten. Sein Name lautete Maheine. Er hatte sein bisheriges Leben in tropischer Wärme verbracht, erfuhr die extreme Kälte der Antarktis also als etwas vollkommen Neues. 11 Am folgenden Morgen war das Thermometer wieder um einen halben Grad gestiegen, und wir liefen mit einem frischen Winde gen Osten, ohne uns an das dicke Schneegestöber zu kehren, bey dem man oft kaum zehn Schritte weit vor dem Schiff hinsehen konnte. Unser Freund Maheine hatte schon an den vorhergehenden Tagen über die Schnee- und Hagelschauer große Verwundrung bezeigt, denn diese Witterungsarten sind in seinem Vaterlande gänzlich unbekannt. «Weiße Steine» die ihm in der Hand schmolzen, waren Wunder in seinen Augen, und ob wir uns gleich bemüheten, ihm begreiflich zu machen, dass sie durch Kälte hervorgebracht würden, so glaube ich doch, dass seine Begriffe davon immer sehr dunkel geblieben seyn mögen. (457) Die Anwesenheit Maheines verändert den Blick der Europäer auf den Schnee. Während bei der ersten Suche nach dem vermuteten Kontinent vor allen Dingen die Unvergleichlichkeit der Kälte im Vordergrund stand, geraten durch die Verwunderung Maheines die Parallelen zwischen europäischem und arktischem Winter ins Blickfeld. Es wird mit einem Male deutlich, dass man, anders als dieser, weiß, was Schnee und Hagel sind. Das Wissen zeigt sich darin, dass Begriffe zu ihrer Benennung zur Verfügung stehen. Maheine ist hingegen noch damit befasst, Begriffe für Dinge zu bilden, die es in seiner Heimat nicht gibt. Diese Begriffsbildung wird dadurch erschwert, dass er nicht die gleiche Sprache wie die übrige Schiffsbesatzung spricht. Bei seinem Versuch, Informationen über Schnee und Hagel einzuholen, ist er also in mehrfacher Hinsicht auf Übersetzungen angewiesen. Erstens muss er die neu gemachten Erfahrungen zurückübersetzen in die Begrifflichkeit dessen, was ihm vertraut ist; zweitens muss er für die englischen Erklärungen tahitische Entsprechungen finden; und drittens und letztens muss er die Worte, die er dem Neuen beilegt, zugleich den Anderen so weit verständlich machen, dass diese überprüfen können, ob sie dem Englischen (und den mit den Worten vermachten Konzepten) angemessen sind oder nicht. Georg Forster tut dann einen letzten Schritt, indem er die englische Übertragung aus dem Tahitischen verdeutscht. Die Leserschaft erfährt, dass Schnee und Hagel für Maheine «weiße Steine» sind. Dieser Begriff aber wird von Forster als naiv dargestellt. Die Konsistenz und Leichtigkeit von Schneeflocken lässt die Idee, es handle sich um Steine, nicht zu. Was jedoch aus dem Blick gerät, ist der Umstand, dass Hagel sehr 28 Anne D. Peiter wohl von einer Härte ist, die der von Steinen gleichkommt. Das Problem der Kommunikation zwischen Forster und Maheine besteht also darin, dass für Maheine offenbar die Veränderung des Aggregatzustands von Wasser im Vordergrund steht. Das Erstaunliche, dass Hartes weich wird, wird ergänzt durch Hinweise auf die Farbe von Schnee und Hagel. Der Eindruck von Weiße, der in der Arktis vorherrscht, führt zur festen Bindung des Adjektivs «weiß» an das Substantiv «Stein». Und damit stellt sich die Frage, ob nicht gerade Maheine, für den die Anschlussfähigkeit von Schnee und Eis doch aufgrund seiner bisherigen lebensweltlichen Erfahrungen geringer als für die Europäer ist, die Vergleichbarkeit von Dingen privilegiert. Immerhin impliziert er mit der Wahl der Bezeichnung «weißes Land», dass es sich bei der Außenwelt, die sich seinem Blick darbietet, um Land, also um das handelt, was die Europäer die ganze Zeit über gesucht hatten. Die Europäer definieren Land, ähnlich wie Steine, Schneeflocken oder Hagelkörner, durch zweierlei: Erstens durch ihre Konsistenz - Land ist etwas Hartes - , zweitens durch die Beständigkeit dieser Konsistenz in der Zeit: Land kann nicht etwas sein, was im nächsten Augenblick wegzuschmelzen, d. h. zu Wasser zu werden droht. Maheine hingegen definiert Land offenbar allein durch die Konsistenz, hält den zeitlichen Index nicht für ausschlaggebend. Noch ist das Land kein Wasser, also kann es als Land angesprochen werden. Wichtig ist nicht das «Noch», sondern der Jetztzustand. Stärker als die möglichen Veränderungen dessen, was er Land und die anderen Schnee und Eis nennen, steht für ihn die Farbe im Vordergrund. Für die Europäer ist diese wiederum eine bloße Akzidenz. Denn die Farbe kann sich, sobald Schnee und Eis in andere Aggregatzustände übergehen, erneut ändern, ja sogar komplett verschwinden. Maheine beharrt indes auf dem Weiß: Das heutige dicke Schneegestöber setzte ihn in noch größere Verwundrung, und nachdem er auf seine Art die Schneeflocken lange genug betrachtet, sagte er endlich, er wolle es, bey seiner Zurückkunft nach Tahiti, weißen Regen nennen. (457 - 58) Das Neue ist das Mitteilbare Hier taucht der zeitliche Index plötzlich auch bei Maheine auf. Dieser Index bezieht sich jedoch nicht auf die Phänomene, die er beobachtet, sondern auf den Austausch mit den Menschen seiner Heimat, denen er von seinen Beobachtungen wird erzählen müssen. Während die Europäer die Veränderungen vorherzusagen versuchen, die einen Stoff in einen anderen verwandeln, antizipiert Maheine die Schwierigkeit, seine verwandelte Begriffswelt den Anderen verständlich zu machen. Beide Gruppen, die Europäer wie Maheine, haben ihre Gründe, wenn sie ihre Aufmerksamkeit 29 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» bestimmten Aspekten der Wirklichkeit zuwenden. Für die Europäer ist beispielsweise die Frage, ob Wasser, das aus Eis gewonnen wurde, einen hinreichenden Sauerstoffgehalt hat, bedeutender als die Frage nach der Farbe. Für Maheine geht es hingegen darum, Worte zu finden und diese Worte in vorstellbare Bilder für sein Volk umzusetzen. Er freut sich daher über Dinge, die umgekehrt für die Europäer im höchsten Grade unerfreulich sind: Das erste Stück Eis, welches uns aufsties, hatte er nicht zu sehen bekommen, weil es am frühen Morgen vorbey trieb, da er noch schlief. Desto größer war sein Erstaunen, als er zwey Tage nachher, ohngefähr unterm 65sten Grade südlicher Breite, ein ungeheures Stück Eis erblickte. Am folgenden Tage stießen wir auf ein großes Eisfeld, das unserm Weiterseegeln gen Süden ein Ende, ihm aber viel Freude machte, weil ers für Land hielt. (458) Während das Eisfeld für die Europäer die Suche nach Land erschwert, ist das Eisfeld für Maheine ein Land, das er nicht gesucht, aber gefunden hat. Während die Europäer eine klare Vorstellung von dem haben, was es zu entdecken gilt, entdeckt Maheine, wie viele Dinge es gibt, die er sich zuvor nicht hatte vorstellen können. Die Klarheit der Erwartungen der Europäer kontrastiert also mit den Überraschungen, die Maheine ein ums andere Mal erlebt. Die Aushandlungen zwischen Maheine und der Schiffsbesatzung, was das Gesehene zu bedeuten habe, stellen sich mehr und mehr als Versuch heraus, die jeweils andere Seite von den eigenen Ideen zu überzeugen. So entspinnt sich eine Diskussion über Maheines Position, der im Eisfeld Land erblickt zu haben behauptet: Wir erzählten ihm, es sey nichts weniger als das, sondern es bestehe bloß aus erhärtetem süßen Wasser: Allein, da war an keine Überzeugung zu denken, bis wir ihn auf dem Verdeck an das offne Wasserfass brachten, und ihm augenscheinlich zeigten, wie sich das Eis dort nach und nach ansetzte. Dennoch blieb er dabey, dass ers auf allen Fall, und, um es von anderm Lande zu unterscheiden, weißes Land nennen werde. (458) Die Europäer versuchen, Maheine davon zu überzeugen, dass Wandlungsprozesse in beide Richtungen erfolgen: Eis kann Wasser werden, so wie Wasser Eis. Der Augenschein soll ihn von der Richtigkeit der Erklärung der Europäer überzeugen. Der Mikrokosmos des Wasserfasses dient zur Exemplifizierung dessen, was im Großen vor sich geht. Maheine hingegen erkennt das Wasserfass als Eisfeld nicht an. Jetzt ist er es plötzlich, dem es um Unterscheidungen geht, und nicht mehr die Europäer. Für ihn ist «weißes Land» klar vom adjektivlosen Konzept «Land» unterschieden. In dieser Hinsicht kommt er mit den Europäern aber in gewisser Weise wieder überein: Auch für diese ist ja das, was Maheine das «weiße Land» nennt, kein Land. Auch sie treten ein für Unterscheidungen. In anderer Hinsicht aber miss- 30 Anne D. Peiter glückt die Verständigung. Das liegt daran, dass über die Relevanz bestimmter Fragestellungen keine Einigkeit erzielt werden kann. Während die Europäer auf den verschiedenen Aggregatzuständen des Wassers und damit auf der Übersetzbarkeit zwischen Wasserfass und Eisfeld beharren, ist Maheine an dieser Übersetzungsfrage nicht interessiert. Er steht offenbar in Auseinandersetzung mit dem Umstand, als Einzelner und noch dazu Fremder auf dem Schiff stets in der Minderheit zu sein. Dass seine eigenen Leute in seiner Argumentation so häufig auftauchen, hat auch damit zu tun, dass die Europäer ihm stets mit einem «Wir», d. h. als geschlossene Einheit, mit bestimmten Erklärungsangeboten entgegentreten. Indem Maheine die Unmöglichkeit betont, nach seiner Rückkehr seine Familie und Freunde von dem Gesehenen zu überzeugen, macht er deutlich, dass es auch jetzt weniger darum geht, ihn selbst von bestimmten wissenschaftlichen Erklärungen zu überzeugen, als vielmehr darum, Beschreibungsmuster zu finden, mit denen sich später die Menschen auf Tahiti werden überzeugen lassen. Maheine ist also nicht nur jemand, der für sich beobachtet, sondern auch einer, der eine Stellvertreterrolle inne hat. Sein Auge ist zugleich auch das Auge der anderen, die nicht die Gelegenheit hatten, mitzureisen. So wie Cook mit seiner Verantwortung für die Besatzung ringt, ringt Maheine mit den Erwartungen, die an ihn als Zeuge einer Reise gestellt werden, die den Anderen stets vorenthalten bleiben wird. 12 Letztlich aber besteht er auf dem, was er gesehen hat: Die Leere ist nicht leer. Weißes Land ist Land. Anmerkungen 1 Damit wurde Abschied genommen von Konzeptionen des Mittelalters, denen zufolge der Südpol aufgrund des Ratschlusses Gottes dem menschlichen Blick entzogen sei. Vgl. Richter 171 - 72. 2 «Die geheimen Instruktionen der Admiralität, an deren Abfassung Cook selbst maßgeblich beteiligt war, schickten ihn auf die Suche nach der Terra Australis Incognita, dem Jahrhunderte lang vermuteten südlichen Kontinent, der hier mit erwartungsvoller Phantasie als bevölkertes Land mit Häfen, Flüssen, Bodenschätzen, nutzbaren Pflanzen und Tieren ausgemalt wird» (Uhlig 53. Vgl. dazu auch Cook II clxvii - clxx). 3 Carl Schmitt zelebriert in seinem 1942 erschienenen Buch Land und Meer etwas, was er «planetarische Raumrevolution» (54) nennt. Er meint damit die Überwindung einer «jahrhundertelange[n] Raumverdunkelung» und der «Verlandung des europäischen Mittelalters» (61). Entscheidend sei der «Weltkampf zwischen Katholizismus und Protestantismus». Diesen «Weltkampf» verstehe man erst, «wenn wir auch auf die damals beginnende Trennung der Welt des freien Meeres von der Welt des festen Landes achten» (79). Grossbritannien habe hier die entscheidende Rolle gespielt: «Das Land 31 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» gehört jetzt einem Dutzend souveräner Staaten, das Meer gehört niemand oder allen oder in Wirklichkeit schliesslich nur einem: England» (86). «Eine kleine Insel am nordwestlichen Rande Europas war zum Mittelpunkt eines Weltreiches geworden, indem sie sich vom festen Lande abwandte und für die See entschied» (89). Dieser «Entlandung» (94), die Schmitt als elementares Ereignis und Durchsetzung des Rechts des Stärkeren feiert, kann man das konkrete Verhalten der Equipage Cooks entgegenhalten: Die Fixierung auf das Land war sehr gross, die Bereitschaft, die Leere von Meer und Eis auszuhalten, keineswegs so ausgeprägt, dass man daraus die Berechtigung zu kolonialer Herrschaft und Inbesitznahme der Welt ableiten könnte. Schmitts Blickwinkel ist zudem einer, der auf die Durchsetzung Deutschlands im Zweiten Weltkrieg hofft. Das macht sein Eintreten für die «Entlandung» - zu der er implizit auch Deutschland auffordert - nur umso unheimlicher. Das Unvermögen Cooks und seiner Besatzung, die alleinige Präsenz von Wasser auszuhalten, macht deutlich, dass Schmitt mit seinen Thesen einer Mystifizierung der Raumbeherrschung zuarbeitet, die vor dem Hintergrund postkolonialer Ansätze Kritik verdient. 4 Noch heute stellt die Antarktis einen Sonderfall dar. Das Antarctic Treaty System, das 1961 in Kraft trat, «sieht vor, dass der antarktische Kontinent jenseits des 60. Breitengrades ein internationales Territorium sei, in dem keine nationalen Souveränitätsansprüche gelten. [. . .] Damit wäre die uralte Idee von einem Wunderland im Süden doch nicht ganz verschwunden» (Richter 179). 5 Einen Augenblick soll jedoch noch einmal, und zwar bevor die zweite Fahrt in den Blick rückt, an die erste Fahrt Richtung Süden erinnert werden. Schon hier hatte sich der Blick über den Schiffsrand hinaus als eine Suche nach dem Neuem dargestellt. Einige Sturmvögel, die in die Nähe des Schiffes kamen, zogen zeitweise die Aufmerksamkeit der Besatzung auf sich: «Es war uns angenehm Gegenstände zu finden, die zu solchen kleinen Betrachtungen Anlaß gaben. Bey der traurigen Einförmigkeit, in welcher wir sehr lange unangenehme Stunden, Tage und Monathe in diesem öden Theil der Welt zubringen mussten, dienten sie uns wenigstens dann und wann zu einer kleinen Abwechslung. Fast immer in dicke Nebel eingehüllt; Regen, Hagel und Schnee, die um die Wette mit einander abwechselten; der Mitte des Sommer ohngeachtet eine bis zum Gefrier-Punct des Thermometers kalte Luft; rund um uns her unzählbare Eis- Inseln, gegen welche wir stets Gefahr liefen zu scheitern; unsre tägliche Kost nichts als Eingesalzenes, wodurch neben Frost und Nässe unser ganzes Blut in Unordnung gerieth . . . Dies zusammengenommen, waren Unannehmlichkeiten, die uns allen den sehnlichen Wunsch abnöthigten, dass wir endlich in eine bessere Lage und mildere Himmelsgegenden kommen mögten» (Forster 121). Und diese «mildere[n] Himmelsgegenden» standen denn auch auf dem Programm, wenn auch allein mit dem Ziel, in ihnen Erholung zu finden für einen erneuten Aufbruch in den «öden Theil der Welt». 6 Man denke etwa an Robert Falcon Scotts Beschreibung: «Die Luft ist voll von jener seltsamen kalten Feuchtigkeit, die binnen weniger Augenblicke das Mark in den Knochen erstarren lässt. Wir sind wieder etwas abwärts gezogen, wie mir scheint; aber vor uns geht es offenbar von neuem bergan. Sonst ist hier nichts zu sehen - nichts, was sich von der schauerlichen Eintönigkeit der letzten Tage unterschiede. Großer Gott! Und an diesen entsetzlichen Ort haben wir uns mühsam hergeschleppt und erhalten als Lohn nicht einmal das Bewusstsein, die ersten gewesen zu sein» (Scott 258. Zitiert nach Richter 172). Stefan Zweig entwirft im Blick auf Scotts Tagebücher das Bild eines «völlig traumlosen Menschen», eines «Fanatiker[s] der Sachlichkeit», «ohne Muskelspiel, gleichsam hart gefroren von verinnerlichter Energie» (218). Diese Energie 32 Anne D. Peiter aber ändert nichts an der Tatsache, dass alles beängstigend geworden sei, weil in der «endlose[n], eisig-eiserne[n] Wüste» (232) «die Werte so furchtbar sich verwandeln» (224). Die «Stahlfeder des Willens» sei gelockert gewesen nach der Entdeckung, nicht als erster den Pol erreicht zu haben (229). 7 In der Sekundärliteratur findet man jedoch den Hinweis, die Gleichheit aller sei schließlich doch nicht ohne Ausnahme geblieben: «Den Offizieren und Wissenschaftlern war es gestattet, täglich ein Quart Wasser (1,136 l) zusätzlich zur Bereitung von Tee zu verwenden» (Katalog 131). 8 Vgl. Stephan. 9 Der Afroamerikaner Matthew Henson, der zusammen mit Robert E. Peary den Nordpol erreichte, reflektiert die Frage der Farbe des Eises. Er betont weniger seine Weiße, als vielmehr seine Buntheit: «The south sides of the lofty peaks have for days reflected the glory of the coming sun, and it does not require an artist to enjoy the unexampled splendor of the view. The snows covering the peaks show all of the colors, variations, and tones of the artist ’ s palette, and more. Artists have gone with us into the Arctic and I have heard them rave over the wonderful beauties of the scene, and I have seen them at work trying to reproduce some of it, with good results but with nothing like the effect of the original. As Mr. Stokes said, ‹ it is color run riot › » (Henson 48). In Hinblick auf Hensons eigene «Farbigkeit» und die Worte, die Peary in seinem Vorwort zu Hensons Buch schreibt, ist die Wiedergabe dieses letzten Satzes - «it is color run riot» - von einigem Interesse: «Henson, son of the tropics, has proven through years, his ability to stand tropical, temperate, and the fiercest stress of frigid, climate and exposure [. . .]» (Peary XXVIII). 10 Der Schiffszimmermeister der Resolution hieß J. Wallis. Er hatte drei Gehilfen: P. Reynolds, G. Jackson und H. Smock. Außerdem standen vier Zimmerleute zur Verfügung. Der Segelmacher R. Rollett hatte sogar nur einen einzigen Gehilfen: Th. Snowden. So auch der Schmied M. Brown. Sein Gehilfe hieß W. Drew. (Katalog 110) 11 Eine gewisse Parallele könnte man in dem oben schon erwähnten Afroamerikaner Matthew Henson sehen, der nach zahlreichen Expeditionen mit Peary an der Erreichung des Nordpols beteiligt war. Von ihm schreibt Peary im direkten Fortlauf seines Vorworts zu Hensons Autobiographie: «[. . .] while on the other hand, it is well known that the inhabitants of the highest north, tough and hardy as they are to the rigors of their own climate, succumb very quickly to the vagaries of even a temperate climate» (Peary XXVIII). Das Interesse für die Fähigkeit von «Tropenmenschen», sich an ein kaltes Klima anzupassen, reicht also bis ins 20. Jahrhundert hinein. 12 Die Langeweile setzt aber auch ihm zu: «Die Langweiligkeit unsrer jetzigen Fahrt mogte ihn vielleicht begierig nach dem Ende machen; und die eingesalzenen Speisen nebst dem kalten Wetter trugen wohl ebenfalls das ihrige dazu bey, ihm das Reisen nach gerade zu verleiden. Seine gewöhnliche Beschäfftigung bestand in Abtrennung der rothen Federn von den Tanz-Schürzen, die er zu Tongatabu gekauft hatte. Er band acht oder zehn Stück derselben, vermittelst einiger Coco-Nussfasern, in kleinen Büschchen zusammen. Die übrige Zeit brachte er mit Spatzierengehen auf dem Verdeck zu, oder er besuchte die Officiers, oder er wärmte sich beym Feuer in des Captains Cajütte. Bey müßigen Stunden machten wir uns seine Gesellschaft zu Nutze, um in der tahitischen Sprache weiter zu kommen: Unter andern giengen wir das ganze Wörterbuch mit ihm durch, welches wir auf den Societäts-Inseln zusammengetragen hatten. Auf diese Art erlangten wir von seiner und den benachbarten Inseln manche neue Kenntniß, mit deren Hülfe wir bey unsrer Rückkehr wegen verschiedener Umstände, genauere und 33 «Die Fahrt gegen Süden war ein . . . langweiliges Einerley» richtigere Nachfrage halten konnten, als zuvor» (Forster 458 - 59). Zur Bedeutung der roten Federn vgl. Peiter. Bibliographie Cook, James. The Journals. London: Penguin, 2003. Forster, Georg. Reise um die Welt. Frankfurt a. M.: Insel Verlag, 2004. Forster, Johann Reinhold. Observations Made During a Voyage Round the World. Honolulu: U of Hawaii P, 1996. Georg Forster. Südseeforscher, Aufklärer, Revolutionär. Hg. vom Dezernat für Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt am Main. Frankfurt a. M.: Druckerei Henrich, 1976. (Zitiert als: Katalog) Henson, Matthew. A Negro Explorer at the North Pole. Montpelier: Invisible Cities Press, 2001. Lütkehaus, Ludger. Nichts. Abschied vom Sein, Ende der Angst. Frankfurt a. M.: Haffmans Verlag, 2010. Peary, Robert E. Foreword. A Negro Explorer at the North Pole. By Matthew Henson. Montpelier: Invisible Cities Press, 2001. xxvii - xxix. Peiter, Anne D. «Fremde Federn. Zur Bedeutung der Farbe Rot für die Handelsbeziehungen zwischen Europäern und Tahitianern in Georg Forsters ‹ Reise um die Welt › .» Die Farben imaginierter Welten: Beiträge zu Literatur und Kunst vom Mittelalter bis zur Moderne. Hg. Monika Schausten. Berlin: Akademie Verlag, 2012. Richter, Dieter. Der Süden. Geschichte einer Himmelsrichtung. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach, 2009. Schmitt, Carl. Land und Meer. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag, 2011. Scott, Robert Falcon. Letzte Fahrt. Kapitän Scotts Tagebuch. Tragödie am Südpol 1910 - 1912. Stuttgart: Edition Erdmann, 1992. Stephan, Inge. «Weiß in polaren Diskursen der Moderne. Überlegungen zu Caspar David Friedrichs Eismeer (1823/ 24), Alfred Anderschs Hohe Breitengrade (1969) und Gerhard Richters Eis (1981).» Die Farben imaginierter Welten: Beiträge zu Literatur und Kunst vom Mittelalter bis zur Moderne. Hg. Monika Schausten. Berlin: Akademie Verlag, 2012. Uhlig, Ludwig. Georg Forster. Lebensabenteuer eines gelehrten Weltbürgers. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004. Zweig, Stefan. «Der Kampf um den Südpol. Kapitän Scott, 90. Breitengrad. 16. Januar 1912.» Ders. Sternstunden der Menschheit. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuchverlag, 1998. 216 - 36. Anne D. Peiter 34 2 - . 55 270