eJournals Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik 37/1

Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik
0171-5410
2941-0762
Narr Verlag Tübingen
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2012
371 Kettemann

Die gebogene Nase

2012
Pascal Fischer
Die gebogene Nase Bedeutungszuschreibungen von Matthew Lewis’ The Monk bis Bram Stokers Dracula Pascal Fischer The article sheds light on the various meanings ascribed to the convexly shaped nose in Anglophone literature and culture from the late 18 th to the late 19 th centuries. Starting from the scholarly discussion about the alleged Jewishness of Dracula’s aquiline nose in Bram Stoker’s novel, the study turns to the central figure of Matthew Lewis’s The Monk, who is characterized by the same physiognomic feature. A consideration of several other narrative texts from the Gothic as well as sentimental traditions shows that the curved shape of the nose was on the one hand associated with physical and mental strength, a commanding personality and noble descent and on the other with the stereotypical image of the shrewd and greedy Jew. These two dominant evaluative schemas, which are usually discrete, but can occasionally overlap and are sometimes questioned, also appear in the pseudo-scientific physiognomic studies of the 19 th century. Their laboured distinctions between Roman and Jewish noses betray the attempt to deny the Jews the positive appraisal generally assigned to the aquiline nose. In view of these findings, the article argues for regarding this type of nose as a complex semiotic sign in novels like Dracula. Die konvex gebogene Nase fungiert in der Literatur als ein beachtenswerter Bedeutungsträger. Der jeweilige Sinngehalt, der dieser Nasenform zugeschrieben wird, ist nicht einheitlich, sondern kann nach den individuellen Auffassungen der Autoren durchaus schwanken. Vor allem aber unterliegt er dem historischen Wandel. Der Beitrag zeigt an englischsprachiger Literatur vom Ende des 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, welchen Rang fiktionale Werke für das Aufkommen und Bewusstmachen klischeehafter Ansichten über gewisse physiognomische Kennzeichen besitzen. Nach grundsätzlichen Bemerkungen zur Rolle von Literatur für diese semantischen Attribuierungen wendet sich der Aufsatz zunächst der AAA - Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik Band 37 (2012) · Heft 1 Gunter Narr Verlag Tübingen Pascal Fischer 30 Titelfigur in Bram Stokers Schauerroman Dracula von 1897 zu. Von da erfolgt ein Sprung zurück um rund hundert Jahre, und mit Matthew Lewis’ The Monk (1796) wird eine andere Gothic Novel betrachtet, die die gebogene Nase zur Charakterisierung des Helden benutzt. Diese beiden Romane bilden grob die Pole, zwischen denen die Entwicklung unterschiedlicher Einschätzungen jener Nasenform an einigen Beispielen narrativer Literatur darzustellen ist. Schließlich werden physiognomische Studien herangezogen, die sich im 19. Jahrhundert mit der Nase beschäftigten. Die verschiedenen Bedeutungszuschreibungen zu ergründen, ist schon insofern geboten, als die in letzter Zeit intensivierten Untersuchungen zur Physiognomik im englischsprachigen Raum im 19. Jahrhundert entweder die Nase fast vollständig außer Acht lassen oder aber das Spezielle der damaligen Auseinandersetzung mit der gebogenen Form übergehen. Während Lucy Hartley in ihrem Physiognomy and the Meaning of Expression in Nineteenth-Century Culture von 2005 die mit der Nase verknüpften Konnotationen ignoriert und “nose” nicht einmal im umfangreichen Sachregister der Monographie nennt, geht Sharrona Pearl in ihrer 2010 erschienenen Monographie About Faces: Physiognomy in Nineteenth-Century Britain nur recht allgemein und zum Teil stark vereinfachend auf den Stellenwert der Nase für die Physiognomik ein. Fiktionale Werke sind besonders geeignet, über die Entstehung von Wertungen und Klischees physiognomischer Merkmale Auskunft zu geben. Dabei darf Literatur jedoch keinesfalls, etwa im Sinne der Widerspiegelungstheorie Georg Lukács’, nur als Abbild außerliterarischer Realität genommen werden. Gerade Romane sind ein wichtiger Ort der Genese von Stereotypen, aber zugleich auch “Räume der Reflexion” (Glomb 2004: 46), in denen kulturelle Askriptionen verhandelt und bisweilen kritisch hinterfragt werden. Obwohl es einem Autor durchaus möglich ist, seine fiktionalen Figuren mit einer der Textintention zuträglichen Nase zu versehen, ist er unter anderem durch literarhistorische Vorgänger und literarische Typen eingeschränkt, mit denen die Figuren durch ihre Nase verbunden sind. Das Gewicht, das den Erzählwerken für die Beurteilung von Nasenarten zukommt, wird in den physiognomischen Schriften ganz offenkundig, denn diese greifen nicht selten auf literarische Gestalten zurück, um Belege für Zuordnungen von Persönlichkeitsmerkmalen zu erhalten. Unter den zahlreichen Deutungen der Titelfigur von Bram Stokers Roman Dracula hat zuletzt der Ansatz allgemeine Akzeptanz erfahren, der bei dem Grafen eine Reihe von Ähnlichkeiten mit antisemitischen Stereotypen des späten 19. Jahrhunderts entdeckt: der Parasitismus des Blutsaugers, seine Beziehung zum Geld, sein unstetes Umherschweifen, seine mangelnde Vaterlandsliebe und seine femininen Eigenschaften kongruieren mit zeitgenössischen Vorurteilen über ‘den Juden’. Als Hauptargument für die Nähe zum judenfeindlichen Klischee dient freilich zumeist Die gebogene Nase 31 die Physiognomie Draculas, die der intradiegetische Erzähler Jonathan Harker im Roman als “very marked” bezeichnet: His face was a strong, a very strong, aquiline, with high bridge of the thin nose and peculiarly arched nostrils, with lofty domed forehead, and hair growing scantily round the temples but profusely elsewhere. His eyebrows were very massive, almost meeting over the nose, and with bushy hair that seemed to curl in its own profusion. (Stoker 2002 [ 1 1897]: 42) Das Wort aquiline von lateinisch aquila wird im Englischen fast ausschließlich für Nasen verwendet, und da für jene, die wie der Schnabel eines Adlers gebogen sind. Die Relevanz der Nase für die Charakterisierung des fiktionalen Personals des Romans zeigt sich darin, dass auch zwei der drei weiblichen Vampire “aquiline noses, like the Count” (61) besitzen. Wird in der relativ distanzierten Beschreibung des vorliegenden Textabschnitts auf eine explizite Bewertung der Physiognomie Draculas verzichtet, erfährt man doch später, wie erschreckend dessen Anblick sei. 1 Judith Halberstam, für die die Schauerliteratur des fin de siècle insgesamt vom antisemitischen Diskurs durchzogen ist, hebt stark auf das Aussehen des Grafen ab: “Dracula’s physical aspect, his physiognomy, is a particularly clear cipher for the specificity of his ethnic monstrosity” (1995: 92, siehe auch 1993: 337). Um das Jüdische an Dracula zu belegen, führt sie weitere Textstellen an, die die gebogene Nase Draculas erwähnen. Ebenso betont Daniel P. Scoggin, Dracula entspreche aufgrund seiner Physiognomie dem Zerrbild des Juden im antisemitischen Diskurs (2002: 120). Das Lexikon Antisemitism: A Historical Encyclopedia of Prejudice and Persecution erklärt unter dem Stichwort “Dracula", der Schurke in Stokers Roman sei zwar nicht explizit als jüdisch identifiziert, aber “the novel’s physiognomic language is suggestive of contemporary notions of the Jewish physique” (Valman 2005: 188). Natürlich ist uns die gebogene Nase als ein Erkennungszeichen des Juden nicht zuletzt aus antisemitischen Karikaturen der Nazizeit bekannt, auch wenn sich die Forschung - abgesehen von Sander L. Gilman (1994, 1999) - noch kaum mit der Herausbildung dieses Stereotyps befasst hat: Zum Beispiel findet sich in der erwähnten Antisemitismus-Enzyklopädie für “Nase” kein Eintrag. Die Interpretation Draculas als zumindest tendenziell jüdisch ist oft gekoppelt mit der Lesart, dieser erscheine als degeneriert (Halberstam 1995: 92, 1993: 337). Tatsächlich sagt Professor Van Helsing im Roman über seinen Gegenspieler, er sei ein “criminal type", wie ihn Lombroso 1 So findet die gebogene Nase in einer besonders gruseligen Passage Erwähnung, die das Dämonische an Dracula betont: “As we burst into the room, the Count turned his face, and the hellish look that I had heard described seemed to leap into it. His eyes flamed red with devilish passion; the great nostrils of the white aquiline nose opened wide and quivered at the edge; and the white sharp teeth, behind the full lips of the blood-dripping mouth, clamped together like those of a wild beast” (283). Pascal Fischer 32 und Nordau charakterisiert hätten (336). Die beiden einflussreichen Sozialdarwinisten Cesare Lombroso und Max Nordau brachten Degeneration und Jüdischkeit in einen engen Zusammenhang. Besonders augenfällig sind die Übereinstimmungen Draculas mit Lombrosos Typus des geborenen Kriminellen, dem Inbegriff moralischer und physischer Degeneration (vgl. hierzu Harrowitz 1994: 54f.). In seiner Abhandlung L’Uomo Delinquente von 1876, auf Englisch von Lombrosos Tochter Gina Lombroso- Ferrero unter dem Titel Criminal Man herausgegeben, heißt es über die Nase des Mörders: “It is often aquiline like the beak of a bird of prey” (Lombroso-Ferrero 1911: 15). Anders als Lombroso verzichtet Stoker lediglich darauf, die an einen Raubvogel gemahnende Nasenform als Pseudobeleg für eine kriminelle Disposition seines Schurken zu nehmen. Auffallend ist zudem die Ähnlichkeit der Augenbrauen Draculas mit denen des Verbrechers, wie er bei Lombroso beschrieben wird: “The eyebrows are bushy and tend to meet across the nose” (Lombroso-Ferrero 1911: 18). Die Deutung der Nase Draculas als ‘jüdisch’ und als Anzeichen von Degeneration im sozialdarwinistischen Sinne ist bisher nicht in Zweifel gezogen worden. Tatsächlich ist diese Interpretation bis zu einem gewissen Grad einleuchtend, und es soll hier nicht der Versuch unternommen werden, sie zu falsifizieren. Allerdings verliert sie dann an Überzeugungskraft, wenn man einen Blick auf die Titelfigur in Matthew Lewis’ Roman The Monk Ambrosio wirft, bei dem nämlich die gleichen physiognomischen Merkmale wie bei Graf Dracula hervorgehoben sind. Der 1796 veröffentlichte Roman vertritt wie kaum ein anderer die Gothic Novel in ihrer Entstehungszeit, so wie Dracula das mächtige Revival des Genres in der spätviktorianischen Epoche repräsentiert. Der Schurke Ambrosio wird bei Lewis folgendermaßen eingeführt: He was a man of noble port and commanding presence. His stature was lofty, and his features uncommonly handsome. His nose was aquiline, his eyes large black and sparkling, and his dark brows almost joined together. (Lewis 1995 [ 1 1796]: 18) Lewis macht keinerlei Anspielungen, sein Antiheld, ein Kapuzinermönch, habe etwas Jüdisches oder Degeneriertes an sich. Offenbar hat die gebogene Nase hier eine andere semiotische Funktion, kennzeichnet sie ja das Gesicht eines zwar anrüchigen, aber erhabenen und stolzen Mannes von außergewöhnlich imposanter Gestalt. Die gleichen Züge, die bei Dracula Schauer erregen sollen, werden vom Erzähler in The Monk explizit als schön beurteilt. Die nahe liegende Erklärung für die Ähnlichkeit der Nasen Ambrosios und Draculas, dass der spanische Mönch genau wie der transsilvanische Graf dadurch lediglich fremdländisch und exotisch anmuten soll, kann nicht genügen, zumal sich ein weiterer Roman aus dem Bereich der englischen Schauerliteratur um 1800 findet, in dem der Schurke nunmehr Die gebogene Nase 33 Engländer ist und in etwa wie bei Matthew Lewis dargestellt wird. In Charles Lucas’ The Infernal Quixote aus dem Jahr 1801 liest man über die zentrale Gestalt: Mr. Marauder was indebted to Nature for a fine and handsome person, and to Art for a judicious display of it. He was tall in stature, and of a commanding aspect, aquiline nose, a bold and full eye, large mouth, strong and well limbed, haughty in his usual gait, and very erect. (Lucas 2004 [ 1 1801]: 82) Schon aus diesen wenigen Zeilen geht hervor: Ambrosio und Marauder haben neben der Nasenform vieles gemeinsam. Sie sind von stattlicher Statur und besitzen eine gebieterische Ausstrahlung: Das Adjektiv “commanding” taucht in beiden Charakterisierungen auf. Die gebogene Nase soll hier ganz klar das verwegene, ehrgeizige Wesen unterstreichen - ebenso wie dies die funkelnden (“sparkling”) beziehungsweise kühnen (“bold”) Augen tun. Ambrosio und Marauder vertreten den literarischen Typus des Gothic Villain, der sich in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts herausbildete und später zum Byron’schen Helden weiterentwickelte. Solche Schurkenfiguren sind zugleich furchteinflößend und faszinierend. Sie erheben sich durch ihren unabhängigen Geist über die Gesellschaft. Ihre äußere Erscheinung und Intelligenz bringen ihnen höchste Bewunderung ein. Von einer ungeheuerlichen, geradezu diabolischen Energie angetrieben, verfolgen Antihelden wie Ambrosio und Marauder ihre Ziele genauso entschlossen und kämpferisch wie rücksichtslos. Obwohl Charles Lucas einer weltanschaulichen Strömung zuzurechnen ist, in der The Monk als radikales Machwerk verschrien war, ist es wahrscheinlich, dass sich der Autor bei der Schaffung seines zentralen Charakters an dem fünf Jahre zuvor veröffentlichten Skandalroman orientiert hat, wie Marilyn Butler bemerkt (1975: 114). Aus der Romanzentradition kommend, ist der Gothic Villain des Schauerromans fast durchgängig von adeligem Geschlecht, was seine Macht unterstreicht und ihm den Ruch des gefallenen Engels satanischer Größe verleiht (Thorslev 1962: 54). Wird der vornehme Stammbaum Marauders eigens betont, so bleibt die Herkunft Ambrosios, eines Findlings, letztlich ungeklärt. Allerdings deutet bereits die literarische Konvention auf eine aristokratische Abstammung hin, stellen sich doch Findelkinder in zahllosen Narrationen des 18. Jahrhunderts als Abkömmlinge Adeliger heraus. Tatsächlich munkelt man in Lewis’ Roman, Ambrosio sei womöglich von “noble origin” (16). Die Häufigkeit, mit der die gebogene Nase in den fiktionalen Werken des Untersuchungszeitraums bei Adeligen auftritt, zeigt: Sie konnte sogar als ein Erkennungszeichen dieses Standes eingesetzt werden. Demnach darf man Ambrosios “aquiline nose”, zumal im Zusammenhang mit seiner edlen Haltung (“noble port”), durchaus als Hinweis auf seine aristokratische Herkunft auffassen. Pascal Fischer 34 Um zu ermitteln, wie man die gebogene Nase Ende 18. / Anfang 19. Jahrhundert ästhetisch beurteilte und welche Persönlichkeitseigenschaften man mit ihr assoziierte, sind aus jener Zeit weitere Romane zu betrachten. Besonders aussagekräftig sind die aus der literarischen Strömung der Empfindsamkeit, hat man hier oft physiognomische Merkmale als authentischen Ausdruck von Charakter verstanden (Benedict 1995: 325, Wolf 1992: 114). Es verblüfft, wie viele positive Attribute dort der “aquiline nose” beigemessen werden. Die gebogene Nase gehörte damals ganz offensichtlich zu einem Schönheitsideal des Mannes. Schönheit wiederum wird in jener Literatur als Zeichen von Tugendhaftigkeit gesehen (Tytler 1995: 296). In dem anonymen Briefroman The Assignation. A Sentimental Novel (1774) ist Mr. Ofnay, der Sohn eines Grafen, so geschildert: To a person, the perfect model of manly elegance, nature, as if ambitious to excel herself, had joined the most faultless features. An aquiline nose, a good complexion, light blue eyes, the most expressive imaginable, and a mouth which, dressed in smiles, rendered him infinitely charming. (Bd. 1: 201) Die Kombination mit blauen Augen belegt: Die gebogene Nase ist keineswegs nur mit einem südländischen Typ verbunden. In dem 1774 erschienenen Roman besitzt dieser Adelige noch nichts Diabolisches, sondern verkörpert durch die Vereinigung von Gefühlskraft und Sittlichkeit ein Leitbild der Empfindsamkeit. Im selben Roman heißt es über Augustus Richmond, den ebenfalls eine “aquiline nose” ziert, der Neid müsse ihm lassen, dass er eine Gottheit ist (Bd. 2: 147f.). Als ein Gott wird auch Edward, ein Angehöriger der Gentry, in Blenheim Lodge von 1787 beschrieben: He is quite an Adonis, Bell; I’d give the universe to gain his heart; the sweetest dark eyes - Aquiline nose - beautiful teeth - Oh! he beggars description! and when he talks, ‘tis Heaven to hear. - I do verily believe I am half in love. (Bd. 2: 56) In der anonymen History of Miss Pamela Howard aus dem Jahr 1773 schwärmt Miss Coventry von einem Mr. Boventry, den sie beim Maskenball beobachtet hat. Wegen seiner beeindruckenden Erscheinung, seiner “elegant majestic person” (Bd. 1: 72), sei der Mann vom ganzen Saal bestaunt worden. Geradezu eine Offenbarung sei es für die junge Frau gewesen, als Boventry seine Maske abgenommen hat: Ah, my favourite Aquiline nose, and Eagle eyes, the very sort of Face I wished to belong to that striking person. I am now sure that the Fellow is not only handsome, but monstrous sensible; I never yet was mistaken in that kind of physiognomy; there the eyes are as windows to the head, and let one see how admirably it is furnished. (Bd. 1: 72) Neben der überschwänglichen Darstellung dieses Mannes sind in dieser Passage zwei Dinge bemerkenswert: Zum einen wird durch die unmittel- Die gebogene Nase 35 bare Nachbarschaft von “aquiline nose” und “eagle eyes” klar, dass “aquiline” nicht nur ein Synonym für “curved” ‘gebogen’ ist, sondern auch die ursprüngliche Semantik ‘adlerhaft’ noch anklingt, wobei es um Stattlichkeit und Würde und nicht wie bei Lombroso um das Räuberische des Greifvogels geht. Zum anderen wird durch diesen Textabschnitt des vor Lavaters Physiognomischen Fragmenten (1775-78) 2 erschienenen Romans dokumentiert, wie selbstverständlich es schon vor dem eigentlichen Aufschwung der Pseudowissenschaft Physiognomik am Ende des 18. Jahrhunderts gewesen war, äußere Charakteristika auf innere zu beziehen. 3 Die Physiognomik griff verbreitete und sich in der Literatur manifestierende Vorurteile lediglich auf und bestätigte sie. Miss Coventry in besagtem Roman glaubt jedenfalls, mit einem Blick Mr. Boventrys Disposition zu Verständnis und - ein paar Zeilen weiter - Klugheit erschließen zu können. Abgesehen von der beinahe perfekten Schönheit steht die gebogene Nase meist wie bei den Gothic Villains Ambrosio und Marauder für Durchsetzungsvermögen, Energie und mentale Stärke. Als Beispiel ist Robert Bissets Roman Douglas; or, the Highlander von 1800 anzuführen, in dem es von dem Titelhelden heißt, er sei “cast in the same mold as the Apollo of Belvedere” (2005 [ 1 1800]: 180). Seine Glieder entfalteten genauso viel Kraft wie Schönheit. Diese Eigenschaften kennzeichnen gleichermaßen sein Gesicht: His dark, hazel eyes were at once penetrating and thoughtful, sweet, brilliant. His nose was aquiline, his complexion fair, yet manly; his countenance exhibited a bright and capacious understanding, benevolent and noble dispositions, and a firm resolute mind. (2005 [ 1 1800]: 180f.) Durch Douglas’ gebogene Nase ergibt sich ein auffälliger Unterschied zu der antiken Marmorskulptur, deren Nase eine gerade, wenn nicht leicht konkave Form aufweist. In dieser Abweichung tritt die Besonderheit des maskulinen Schönheitsideals um 1800 deutlich hervor. Da man die Adlernase mit Attributen verknüpfte, die als typisch männlich galten, überrascht es nicht, dass diese Form bei weiblichen Romanfiguren nur vereinzelt vorkommt. Und wo es geschieht, wird sie auch fast immer als schön erachtet. Der erwähnte Charles Douglas bewundert beim ersten Anblick der 17-jährigen Isabella “a face and a countenance the most lovely and interesting he had ever beheld” (2005 [ 1 1800]: 175). Wir erfahren von ihren funkelnden blauen Augen und von ihrer Nase: 2 Eine englische Übersetzung von Lavaters Werk war gar erst 1789 verfügbar. Zu den unterschiedlichen Übersetzungen und zur Rezeption in England vgl. Graham 1979. 3 Werner Wolf bemerkt in einem Aufsatz zum empfindsamen Roman: “Reading physiognomy advances, in literature, to a decoding ‘science’ long before Franz Joseph Gall’s (1757-1828) and Johann Kaspar Lavater’s (1741-1801) famous theoretical studies in ‘phrenology’” (1992: 114). Pascal Fischer 36 “Her nose was a little aquiline” (ebd.). Das Gesicht drücke Anmut ebenso aus wie einen strahlenden, lebhaften Geist. Der Erzähler betont, über welch wichtige Verweisfunktion das Äußere verfügt: Isabellas Gesicht wird wörtlich “index of her mind” (ebd.) genannt. Mit negativer Zuschreibung erscheint die gebogene Nase in der Literatur um 1800 relativ selten. Allerdings gibt es Beispiele für die Assoziation mit Jüdischkeit und dann zugleich mit den damit einhergehenden Vorurteilen. In Mrs. Roberts’ Delmore, or, Modern Friendship, einem Roman aus dem Jahr 1806, ist über einen gewissen Discount zu lesen: His swarthy complexion, black eyes, aquiline nose, and dark hair, betrayed his Hebrew origin: and I soon discovered that the hopeful youth possessed the shrewdness, cunning, and caution of a hoary-headed extortioner. - I shall not disgust you by a tedious recapitulation of the various artifices, frauds, and subterfuges of these notable co-adjutors. (Bd. 2: 89f.) Es fällt auf, dass die “aquiline nose” hier nur zusammen mit dem dunklen Teint sowie den schwarzen Augen und Haaren die jüdische Herkunft der Figur verrät. Die Charakterzüge, die dem Besitzer der gebogenen Nase attribuiert werden, entsprechen dem Klischee des jüdischen Wucherers exakt: Discount setzt seine Intelligenz allein für den persönlichen Profit ein. Populäre Romane wie Delmore waren in entscheidendem Maße daran beteiligt, diesem Stereotyp - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Gesicht zu geben, also das Vorurteil von der jüdischen Raffsucht mit einer visuellen Vorstellung zu verknüpfen. Verschiedene Karikaturen, etwa James Gillrays oder Thomas Rowlandsons, 4 bezeugen, dass die gebogene Nase um die Wende zum 19. Jahrhundert durchaus gelegentlich als physiognomisches Merkmal des Juden benutzt werden konnte. Diese Zuordnung war aber keinesfalls so verbreitet, wie man vermuten mag. Sie konkurrierte zum Beispiel mit der Darstellung von Juden als Schweinen, die auf das antijudaistische mittelalterliche Motiv der ‘Judensau’ zurückzuführen ist. In William Blakes Gedicht “The Everlasting Gospel” von 1818 findet sich folgende Beleidigung: “A Pig has got a look / That for a Jew may be mistook” (1966 [ 1 1818]: 757; hierzu Felsenstein 1995: 137, zu Blakes antisemitischen Äußerungen vgl. Shabetei 1995). Das Schmähbild des vom englischen König George III protegierten Hannoveraners Johann Heinrich Ramberg aus dem Jahr 1788 mit dem Titel Moses Chusing His Cook (siehe Abbildung) zeigt den zum Judentum konvertierten Lord George Gordon inmitten seiner neuen Glaubensbrüder im Gefängnis von Newgate. Während zwei oder drei der Juden Hakennasen haben, deuten die Nasen der Übrigen eher nach oben. Die Nase des rechts Stehenden (mit dunklem Bart und Hut) wirkt wie eine Spiegelung des Rüssels des Tieres auf der anderen Seite der Abbildung, das der nichtjüdische Koch 4 Vgl. z.B. James Gillrays satirische Karikatur Richard Brothers’, The Prophet of the Hebrews - the Prince of Peace - Conducting the Jews to the Promis’d Land, 1795, und Thomas Rowlandsons Humours of Houndsditch, 1813. Die gebogene Nase 37 hereinträgt und das von den Juden erzürnt zurückgewiesen wird. Wenn Sharrona Pearl bei der Besprechung von Rambergs Stich in About Faces: Physiognomy in Nineteenth-Century Britain lediglich bemerkt, die Juden um Lord Gordon hätten “sharp noses” (2010: 134), übergeht sie diese physiognomischen Unterschiede und gelangt so insgesamt zu problematischen Schlüssen über die Stereotypisierung der jüdischen Physiognomie jener Zeit. 5 Johann Heinrich Ramberg, Moses Chusing His Cook (1788) Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die gebogene Nase immer stärker zum Erkennungszeichen des Juden. Dies heißt freilich nicht, dass dadurch das Schönheitsideal des energischen stattlichen Mannes mit der Adlernase vollkommen verdrängt worden wäre. Als aussagekräftiges Beispiel kann ein Roman Sir Walter Scotts dienen, eines Autors, der stark von der Physiognomik beeinflusst war (Tytler 2005). Obwohl Scotts Ivanhoe im Mittelalter spielt, ist in dem Werk aus dem Jahr 1820 eine Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen antisemitischen Klischee zu entdecken. Bei der Beschreibung Isaacs, des Vaters der reizenden Jüdin Rebekka, die 5 Zudem datiert Pearl das Bild fälschlicherweise auf 1803 und damit gut 15 Jahre nach der öffentlichen Diskussion über Gordons Konversion. Pascal Fischer 38 selbst eine “well-formed aquiline nose” (1996 [ 1 1820]: 94) hat, erwähnt der Erzähler neben klaren Gesichtszügen und durchdringenden Augen auch die gebogene Nase. Er ergänzt, es gehe dabei um Merkmale, die man an sich als schön empfindet. Bei Juden sehe man das aber anders, habe diese Rasse ja nicht zuletzt wegen der gegen sie gerichteten Ressentiments und wegen der Verfolgungen einen wenig liebenswürdigen Nationalcharakter entwickelt (64). Scotts Ivanhoe vermag das Potenzial von Literatur zu illustrieren, über vorhandene Stereotypen zu reflektieren. Werner Wolf verweist darauf, dass im 19. Jahrhundert selbst bei Autoren, die einem “physiognomischen Transparenzglauben” (Wolf 2002a: 314) anhingen, mitunter Ambivalenz gegenüber der “Lesbarkeit” von Gesichtern deutlich wird. Diese Skepsis sei im Zusammenhang mit der Funktion von Literatur als “contre-discours” zu sehen, wie von Michel Foucault in Les Mots et les Choses beschrieben (Wolf 2002a: 317, Foucault 1966: 59). 6 Während Scotts Roman die ästhetischen Einschätzungen hinterfragt, trägt er allerdings zugleich dazu bei, an bestimmten, mit der gebogenen Nase verbundenen Vorurteilen festzuhalten. Aufgrund der betrachteten Romane ist zu konstatieren, dass man die gebogene Nase im 19. Jahrhundert meist entsprechend der Herkunft ihres Besitzers unterschiedlich bewertete. Brachte man diese Form beim Nicht- Juden, beim Christen, mit Mut und Tatendrang in Zusammenhang, stand sie beim Juden für die negativen Attribute, die man diesem zuordnete. Gerade anspruchsvollere Autoren durchbrachen dieses Beurteilungsmuster aber auf verschiedene Weise. Nahm die ‘jüdische Nase’ mit den Jahren auch eine immer wichtigere Funktion zur Bezeichnung jüdischer Charaktere ein, so war es einem Autor doch möglich, gewisse mit dieser Nase assoziierte Eigenschaften auf nichtjüdische Figuren zu übertragen. Als ein komplexeres Beispiel soll Edgar Allen Poes berühmte Kurzgeschichte “The Fall of the House of Usher” von 1839 genauer behandelt werden. Sie ist ebenfalls der Tradition der Gothic Fiction zuzurechnen. Der anonyme homodiegetische Erzähler beschreibt seinen alten Freund Roderick Usher, den er nach langen Jahren auf dessen Anwesen besucht: A cadaverousness of complexion; an eye large, liquid, and luminous beyond comparison; lips somewhat thin and very pallid, but of a surpassingly beautiful curve; a nose of a delicate Hebrew model, but with a breadth of nostril unusual in similar formations; a finely moulded chin, speaking, in its want of prominence, of a want of moral energy. (1984 [ 1 1839]: 321) Signifikanterweise ist hier der allgemein übliche Ausdruck “aquiline” durch die Bemerkung ersetzt, Rodericks Nase folge im Ganzen einem “Hebrew model”. Das Wort Hebrew ist zwar weitgehend synonym zu Jewish, betont aber oft stärker den ethnischen Aspekt. “The Fall of the 6 Zu Foucaults Begriff des “contre-discours” vgl. Warning 1999: 316-327. Die gebogene Nase 39 House of Usher” dient immer wieder als Paradebeispiel (siehe z.B. Obuchowski 1975) für die Theorie der “totality” oder “unity of effect", die Poe in seinem Essay “The Philosophy of Composition” (1846) dargelegt hat. Nach diesem Ansatz soll jedes Detail einer Geschichte zu einer einzigen emotionalen Wirkung auf den Leser beitragen. Welcher Effekt wird nun mit dem Hinweis auf das Jüdische an dieser Nase erzielt? Im Zentrum der Geschichte steht das Grauen angesichts des physischen, geistigen und ethischen Verfalls. Es war für den Autor demnach unbedingt zu vermeiden, für Rodericks Nase ein Adjektiv zu wählen, das die Figur nicht nur mit dem “König der Lüfte", sondern auch mit den imposanten, kraftvollen Gothic und Byronic Heroes der Literatur um 1800 in England verbunden hätte. Rodericks Mangel an Energie wird immer wieder herausgestellt, so in der vorliegenden Passage, in der ja von einem “want of moral energy” die Rede ist, der in der Physiognomie erkennbar werde. Dabei spricht aus der Kurzgeschichte das Bestreben, die aristokratische Herkunft Rodericks zu betonten. Denn mit dem “Untergang des Hauses Usher” ist in gleichem Maße das herrschaftliche Geschlecht wie das Familienanwesen gemeint. Die gebogene Nase vermag den Leser an den adeligen Hintergrund Rodericks zu erinnern. Bei Poe trifft man jedoch auf ein völlig anderes Adelsbild als in den erwähnten Romanen aus der Zeit um 1800: Es ist von der Auffassung geprägt, wonach dieser Stand überaus degeneriert ist. Schon im 18. Jahrhundert wurde der Ausdruck “degenerate nobility” weithin verwendet, um beim Adel religiöse Laxheit sowie Verweiblichung durch Luxusleben und sexuelle Libertinage anzuprangern, etwa in den Benimm-Ratgebern des Geistlichen Vicesimus Knox (z.B. 1793: 240f.). Zudem behauptete man bisweilen, diese Schicht sei durch Inzucht körperlich und geistig verkümmert. Tatsächlich spielt Poes Kurzgeschichte auf eine inzestuöse Beziehung Rodericks zu seiner Schwester an. Es gab nur noch einen Teil der Bevölkerung, der in ähnlichem Umfang mit Degeneration in Verbindung gebracht wurde wie der Adel, nämlich die Juden. Beispielsweise bemüht Thomas Paine in seiner Streitschrift The Rights of Man von 1791 die angeblich durch Verwandtenehe verursachte Degeneration der Juden als Beleg für die Degeneration der Adligen: Aristocracy has a tendency to degenerate the human species. By the universal economy of nature it is known, and by the instance of the Jews it is proved, that the human species has a tendency to degenerate, in any small number of persons, when separated from the general stock of society, and inter-marrying constantly with each other. It defeats even its pretended end, and becomes in time the opposite of what is noble in man. (1995 [ 1 1791]: 135) Indem Poes Kurzgeschichte die Nase Rodericks als jüdisch bezeichnet, wird die Aufmerksamkeit sowohl auf die gemeinsamen physiognomischen als auch charakterlichen Eigenschaften gelenkt, die man den beiden Pascal Fischer 40 Gruppen zuschrieb. So wie Paine die Diskurse um die vermeintliche Degeneration des Judentums und des Adels zusammenführt, geschieht dies bei Poe durch den Hinweis auf die nach dem “Hebrew model” geformte Nase des Aristokraten. Ohne auf Degenerationsvorstellungen im Zusammenhang mit dem Adel einzugehen, erwähnt Sander L. Gilman, wie durch die Nasenform von der Assoziation von Jüdischkeit und Degeneration Gebrauch gemacht wird: “Poe’s description of Roderick Usher, in ‘The Fall of the House of Usher’ (1839), the last offspring of a highly inbred family, was visualized as degenerate and, therefore, as Jewish” (1998: 160). Allerdings wäre es ein Irrtum, diese Verknüpfung als einen Autorenkommentar zu nehmen. Vielmehr ist sie auf der Ebene des Erzählers zu verorten: Er ist es, der den degeneriert erscheinenden Roderick mit Jüdischkeit assoziiert. Ein physiognomisches Interesse besaß freilich auch Edgar Allan Poe. So haben Michael Niehaus (1996: 411-416) und Erik Grayson (2005) nachgewiesen, wie stark Poe von der physiognomischen und phrenologischen Forschung seiner Zeit beeinflusst wurde. Neben Poe waren weitere Schriftsteller des 19. Jahrhunderts - Charles Dickens, George Eliot, Thomas Hardy gehören zu den prominentesten Beispielen (Hollington 1990, Wolf 2002b: 398) - von der Möglichkeit fasziniert, vom Aussehen eines Menschen auf dessen innere Struktur und Wesensart zu schließen. Die Deutungsmuster, die zur Dechiffrierung von Physiognomien herangezogen werden, können dabei ganz unterschiedlicher Natur sein. Nach Werner Wolf lässt sich im realistischen Erzählen aufgrund der Heterogenität der Begründungssysteme und Typologien ein zunehmender Eklektizismus im physiognomischen Erklären beobachten, in dem nunmehr archaisches, anachronistisch wirkendes Analogie- und Ähnlichkeitsdenken Seite an Seite mit ‘klassisch’-rationaler Systematik und modernem entwicklungsgeschichtlichen und ‘wissenschaftlichen’, aber auch z.T. intuitivem Begründen auftreten. (Wolf 2002b: 400) Diese Einschätzung trifft ebenfalls auf die physiognomischen Studien zu, die sich im englischsprachigen Raum mit der Nase beschäftigten. Einige sollen jetzt daraufhin untersucht werden, welche Bedeutungen sie der gebogenen Form zuschreiben und in welchem Verhältnis sie zur Romanliteratur stehen. Es zeigt sich, dass die Abhandlungen die zwei in den narrativen Werken gestalteten Wahrnehmungsmuster aufgreifen, also diese Nase jeweils danach anders beurteilen, ob sie zum Gesicht eines Juden oder eines Nichtjuden gehört. Unter diesen theoretischen Schriften ist George Jabets Nasology: or, Hints Towards a Classification of Noses von 1848 von größtem Einfluss. Jabet, der anfangs unter dem Pseudonym Eden Warwick veröffentlichte, legte das Buch 1852 unter dem Titel Notes on Noses noch einmal auf. Wenn der Autor zwischen sechs verschiedenen Nasentypen differenziert, tut er dabei so, als sei seine Untergliederung ohnehin altbekannt und allgemein akzeptiert. Hier seine Klassifikation: Die gebogene Nase 41 Class I. THE ROMAN, or Aquiline Nose II. THE GREEK, or Straight Nose III. THE COGITATIVE, or Wide-nostrilled Nose IV. THE JEWISH, or Hawk Nose V. THE SNUB NOSE VI. THE CELESTIAL, or Turn-up Nose. (Warwick 1848: 14) Wie aus dieser Typologie hervorgeht, ist für Jabet das Hauptunterscheidungskriterium die Biegung der Nase, lediglich Typus III und V fallen heraus; sie sind vorrangig auf die Breite beziehungsweise Größe bezogen. Die griechische Nase ist gerade. Wir haben eine Nase mit einer konkaven Biegung, nämlich die Himmelfahrtsnase, Typus VI, aber zwei konvexe Nasen, die römische und die jüdische, Typus I und IV. 7 Die Charaktereigenschaften, die Jabet den Nasenarten zuordnet, folgen zunächst einer simplen Formel: Nach oben zeigende Nasen drücken Schwäche aus, nach unten deutende Stärke. Merkmale sowohl der Stupsals auch der Himmelfahrtsnase sind also: “natural weakness, mean, disagreeable dispositions, with petty insolence, and divers other characteristics of conscious weakness” (1848: 19). Die römische Nase oder Adlernase erhält dagegen eine Reihe von Bewertungen, die uns vor allem aus der Schauerliteratur vertraut sind: “great Decision, considerable Energy, Firmness, Absence of refinement, and Disregard for the bienséances of life” (15). Sie ist die Kämpfernase, die das Gesicht von Feldherren schmückt und sich von der verweichlichten Zivilisation abwendet (30). Die griechische Nase repräsentiert hingegen die Kultur: “It indicates Refinement of character, Love for the fine arts and belles-lettres” (16). Wie wichtig für Jabets Schema die Zuweisung von Energie und Kraft entsprechend der Wölbung ist, zeigt sich ebenso bei der griechischen Nase: Man müsse nämlich genau hinschauen, ob es nicht doch eine kleine Abweichung von der geraden Linie gebe: “If the deviation tend to convexity, it approaches the Roman Nose, and the character is improved by an accession of energy; on the other hand, when the deviation is towards concavity, it partakes of the “Celestial,” and the character is weakened” (15). Nach der Logik dieser Taxonomie müsste an sich die jüdische Nase, die nach Jabet noch stärker als die römische nach unten gebogen ist, am eindeutigsten mit Kraft verbunden sein und besondere Wertschätzung erfahren. Dem ist freilich nicht so: Dieser Form sind vielmehr Eigenschaften des klischeehaften Judenbildes zugeschrieben, wie es uns bereits in dem Roman Delmore, or, Modern Friendship begegnet war: “It indicates considerable Shrewdness in worldly matters; a deep Insight into character, and facility 7 Auch Sharrona Pearl geht auf diese Klassifikation ein. Die Tatsache, dass darin zwei konvexe Nasentypen vorkommen, bemerkt die Verfasserin freilich nicht (Pearl 2010: 50f.). Pascal Fischer 42 of turning that insight to profitable account” (Warwick 1948: 18). Das Wort “shrewdness” mit dem denotativen Kerngehalt ‘Scharfsinn’‚ ‘Klugheit’ hat meist die pejorativen Nebenbedeutungen ‘hinterlistig’, ‘gerissen’, ‘durchtrieben’. Sehr ähnlich dient das zweite, zunächst positiv erscheinende Attribut “Insight into character” nur dazu, die moralisch zweifelhaften, egoistischen Motive des Besitzers einer solchen Nase herauszustellen. Es wird Jabets Bemühen sichtbar, die oft mit der gebogenen Nase assoziierte “Intelligenz” im Falle der jüdischen Nase umzuinterpretieren. Man muss den Eindruck gewinnen, die Kategorie der jüdischen Nase ist deshalb eingeführt worden, um den Juden die sonst positiven Merkmale der gebogenen Nase abzuerkennen. Es überzeugt nicht, wenn Jabet vorgibt, es gehe hier um die Biegung, die die beiden Typen der römischen und jüdischen Nase unterscheidet, beziehungsweise darum, dass die römische Nase etwas hügelig ist. Es geht ausschließlich um Zuschreibungen nach dem ethnischen Hintergrund. Dies wird aus den zweiten Bezeichnungen für diese Nasenarten noch klarer: “aquiline nose” gegen “hawk nose”. Keineswegs ist der Schnabel eines Habichts stärker konvex als der eines Adlers. Im Gegenteil: tendenziell weist der Schnabel des Adlers eine stärkere Biegung auf. Bestimmend sind aber die diesen Vögeln traditionell zugeordneten Eigenschaften: Der Adler, das königliche Wappentier, wird als ehrfurchtgebietend und erhaben empfunden und verkörpert Kraft, Macht und Stolz. Schon in der Antike fungierte der Adler als Metapher für die Großen, die sich nicht mit Kleinigkeiten abgeben. “Eagles don’t catch flies,” sagt man im Englischen. Demgegenüber ist der Habicht ein nach dem Volksglauben niederer Raubvogel, der nichts Gutes verheißt. Das Negative, das man dem Habicht zuspricht, soll sich auf den Besitzer der Habichtnase, den Juden, übertragen. Die von Jabet vorgenommene terminologische Differenzierung wird übrigens in der Literatur des 19. Jahrhunderts so nicht nachvollzogen. Der Ausdruck “hawk nose” findet sich ohnehin viel seltener als “aquiline nose”. Ein weiteres Argument dafür, dass es bei der Beurteilung von gebogenen Nasen im 19. Jahrhundert vor allem um Ethnizität und nicht um objektiv messbare Kriterien der Form ging, liefert der physiognomische Essay des englischen Schriftstellers James Hain Friswell “On the Faces Around Us” von 1864. Der Autor legt seinen stark anekdotischen Ausführungen beinahe die gleiche Typologie zugrunde wie Jabet, an dem er sich womöglich orientiert. Auch hier steht die römische Nase für “decision, firmness of character, great energy, and with these a considerable disregard for the softness, littleness, and paltry ways of society and life” (109). Dagegen heißt es über die jüdische Nase, die man bei den “hebräischen Brüdern” betrachten könne: “The species is good, shrewd, and useful. Perhaps selfishness and determination are more strongly marked in it than in any others” (114). Bemerkenswerterweise kommt Friswell jedoch im Laufe seines Aufsatzes mit der eigenen Terminologie durcheinander: Die gebogene Nase 43 Hebt er zuerst die “Roman or aquiline nose” von der “Jewish nose” ab (109), nennt er später die jüdische Nase ebenfalls “aquiline”. Obwohl in den Texten von Shakespeares The Merchant of Venice und Dickens’ Oliver Twist 8 nirgendwo von einer gebogenen Nase die Rede ist, dienen Friswell die fiktionalen jüdischen Charaktere Shylock und Fagin als Beleg für die mit der jüdischen Nase verbundenen Eigenschaften (116). Nachdem er den General Sir Charles James Napier erwähnt hat, mit dessen außergewöhnlich großer Adlernase eine ungeheure Energie einhergegangen sei, beeilt sich Friswell prompt klarzustellen, dass die Nase Napiers, den man in der Armee “Old Fagin” nannte, natürlich “far from Jewish” (117) gewesen sei. Die Unterscheidung von römischen und jüdischen Nasen bricht dann völlig in sich zusammen, als der Autor es für seltsam (“curious”) hält, dass Dickens’ Illustrator George Cruikshank, der eine Ähnlichkeit zu Napier gehabt habe, Fagins Nase nach dem Vorbild seiner eigenen gezeichnet hat (117). Schlaglichtartig wird sichtbar, dass nicht der Krümmungsgrad oder irgendein anderer äußerer Faktor für die Bedeutungszuschreibungen der gebogenen Nase maßgeblich ist, sondern allein die Herkunft ihres Besitzers. Aus dem Text geht nicht hervor, ob Friswell mit den Beispielen Napiers und Cruikshanks absichtlich auf Distanz zum Klischee der jüdischen Nase gehen wollte oder ob sich der Autor der Problematik seiner Stereotypisierungen gar nicht bewusst war. Die von Jabet formulierte und auch von Friswell benutzte Klassifikation der Nasen findet sich in weiteren physiognomischen Schriften der Zeit wieder. Samuel Roberts Wells, ein einflussreicher amerikanischer Phrenologe, der länger in London lebte, legt in seinem New Physiognomy, Or, Signs of Character as Manifested Through Temperament and External Forms von 1866 eine lediglich leicht modifizierte Typologie von nun fünf Nasenarten vor. Die Einteilung in die römische und die jüdische Nase belässt er. Erstere stehe für “Execultiveness” (1891 [ 1 1866]: 192), letztere für “Commercialism” (195). Wells zitiert sogar wörtlich Jabets Bewertung der jüdischen Nase als Zeichen von Gerissenheit und stimmt dessen Einschätzung mit den Worten “perfectly correct and well-expressed” (196) zu. Der Erwerbssinn (“acquisitiveness”) sei allerdings weniger in der Form des Kamms als in der Breite solcher Nasen enthalten. Während Wells die Grundlinien aufgreift, fügt er gelegentlich weitere Attribute hinzu. Zum Beispiel erfährt man über Männer mit einer gebogenen Nase des römischen Typs: “As speakers, they make use of strong expressions, emphasize many words, and generally hit the nail with a heavy blow” (102). War die gebogene Nase um 1800 noch kein eindeutiges Erkennungszeichen des Juden, so heißt es jetzt bei Wells, die jüdische Nase sei “almost universal among the Israelites” (195). Obwohl die Verknüpfung 8 In Dickens’ Oliver Twist (1839) wird lediglich auf die Größe und nicht auf die Krümmung der Nase Fagins verwiesen (Bd. 3: 105). Die vermeintlich jüdische Hakennase taucht dann allerdings in George Cruikshanks Illustrationen auf. Pascal Fischer 44 von Jüdischkeit mit der gebogenen Nase in der Tat entschieden enger geworden ist, konnte sich ebenfalls der andere, sehr positiv besetzte Typus der “aquiline nose” behaupten. Keineswegs wird die gebogene Nase, sei sie “römisch” oder “jüdisch”, in einer dieser physiognomischen Studien mit Degeneration in Verbindung gebracht. Nach Wells ist es die Stupsnase, die degeneriert ist. In einer merkwürdigen Vermischung von Schöpfungsgeschichte und Evolutionstheorie erklärt er: A Snub nose is to us a subject of most melancholy interest. We behold in it a proof of the degeneracy of the human race. We feel that such was not the shape of Adam’s nose - that the type has been departed from - that the depravity of man’s heart has extended itself to his features. (197) Das “gefühlte Wissen” um Adams Nase genügt als Beweis für die Degeneration der Stupsnase. Auch wenn einzelne Unterschiede zwischen den untersuchten Erzählwerken und den physiognomischen Schriften hervortreten, hat sich ergeben: Das Grundmuster, nach dem der gebogenen Nase Bedeutungen zugeschrieben werden, ist sehr ähnlich. Die konvexe Nase vermochte zwei separate kognitive Schemata zu evozieren, die eng mit der Ausbildung literarischer Typen verbunden sind (vgl. Wolf 2002a: 308). Die ungleiche Einschätzung dieser Nasenform je nach ethnischer Zugehörigkeit war schon in den Romanen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts allgemein üblich und wurde dann ab der Jahrhundertmitte von den sogenannten nasologischen Studien lediglich systematisiert. Deren Praxis, zum Teil fiktionale Gestalten als Beleg für die eigenen Attribuierungen von Wesenszügen heranzuziehen, dokumentiert die Relevanz der Literatur für die Herausbildung der Stereotype. Umgekehrt waren etliche Schriftsteller von den Physiognomikern beeinflusst, so dass sich letztlich Literatur und Pseudowissenschaft gegenseitig in ihren Urteilen bestätigten. Dabei darf das Spezifische literarischer Werke nicht ignoriert werden. Es sind vor allem die anspruchsvolleren Autoren, die bisweilen Distanz zu den überkommenen ästhetischen Bewertungen und Klischees zeigen oder das Mittel der Narration dazu einsetzen, solche Auffassungen kritisch zu hinterfragen. Das Beispiel Edgar Allen Poes konnte die Möglichkeit von Literatur illustrieren, mehrere mit der gebogenen Nase verbundene Vorstellungen simultan aufzurufen. Interpretationen, die die gebogene Nase in Bram Stokers vielschichtigem Roman auf einen einzigen Sinngehalt reduzieren wollen, werden der semiotischen Offenheit dieses physiognomischen Merkmals nur unzureichend gerecht. Die Nase Draculas vermag auf Jüdischkeit ebenso zu verweisen wie auf das Bild des degenerierten Adels. Erinnert die Adlernase des Grafen an Lombrosos Verbrechertypus, verbindet sie den Schurken außerdem mit den imposanten, aber dämonischen Gothic und Byronic Heroes der ersten Phase der Schauerliteratur um 1800. Als Element zur Figurencharakterisierung ist die konvex gebogene Die gebogene Nase 45 Nase zugleich ein Mittel, verschiedenartige Diskurse zusammenzuführen. Auch dies macht sie zu einem aufschlussreichen Gegenstand literaturwissenschaftlicher Betrachtung. Bibliographie Anon. (1773). 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