eJournals Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik 37/2

Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik
0171-5410
2941-0762
Narr Verlag Tübingen
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2012
372 Kettemann

Die Universität als Diskursgemeinschaft

2012
Andreas Mahler
Die Universität als Diskursgemeinschaft Interaktion und Macht in Malcolm Bradburys The History Man Andreas Mahler Wolfgang Weiß zum 20.2.2012 I. Vielleicht eine der schönsten Überschriften in einer literaturwissenschaftlichen Monographie ist diejenige aus Wolfgang Weiß’ akademischer Pionierstudie aus dem Jahr 1988 1 Der anglo-amerikanische Universitätsroman: Kapitel “9. Schluss: Der Professor entdeckt die Welt” (S. 156). 2 Das Kapitel stellt dort den Ausblick dar. Es skizziert den Ende der achtziger Jahre sich abzeichnenden Wandel des vor allem geisteswissenschaftlichen Selbstverständnisses vom fachlichen Experten, der sich in der Sache auskennt, deren Gewissheiten wie Problematiken auslotet und sodann methodisch kontrolliert zur Artikulation bringt, hin zu dem des akademischen global player, eines weltumspannenden Wissenschaftstouristen, der seinen Titel und sein Renommée nutzt als Insignie kostenlosen Reisens wie bezahlten Redens und sich weitgehend phatisch-gratifikatorisch in der eigenen Klugheit sonnt. 3 Es ist dies der Wandel vom Fachvertreter zum Fachperformer. Die Welt, die der Professor da entdeckt, ist vornehmlich die des ökonomischen Funktionalismus. Wie alle anderen Kapitalis- 1 Eine zweite durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage erschien im selben Verlag 1994. 2 Zur Aktualität des Universitätsromans - und seiner Notwendigkeit insbesondere als Forum zur Diskussion akademischen Selbstverständnisses in Deutschland - siehe das jüngst vorgebrachte Plädoyer von Martin Huber (2012), “Wer erzählt die Universität? Warum wir deutsche Campusromane brauchen.” 3 Dieser Wandel wird im Universitätsroman in den achtziger Jahren vornehmlich angesprochen in Bradburys Rates of Exchange (1983) oder auch David Lodges Small World (1984). AAA - Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik Band 37 (2012) · Heft 2 Gunter Narr Verlag Tübingen Andreas Mahler 144 musspieler auch verkauft er weltweit seine Ware ‘Wissen’, und je teurer er sich macht, so begehrter wird er auch. Der Professor wird auf diese Weise zur Attraktion, zum Star, sein Vortrag zum event. Und als interessierter Adressat geht man folgerecht nicht mehr so sehr zum Zuhören, sondern zum celebrity-Schauen: ‘Judith Butler-Schauen’, ‘Homi Bhabha- Gucken’, ‘Gumbrecht-Sehen’ sind akademische Ereignisse, die, wie events gefeiert, nicht in Diskussion enden, sondern, als Programmpunkt abgehakt, im Kino, mit einem Essen beim Italiener oder auf einen Drink an der Bar - beim nächsten event also. Ein solcher Hochschullehrer stellt nicht so recht etwas dar, er funktioniert. Er ist nicht so sehr Amateur, ein Liebhaber seines Fachs - und Teilgebiets -, sondern ‘professionell’: 4 elegant fremdbestimmt von externen Anforderungen, stromlinienförmiger Erfüllungsgehilfe bürokratischgesellschaftlicher Erwartungen, williger Drittmittelbeschaffer, Zahl, Rädlein im Wind der Kultusmaschinerie und Administrationsperistaltik 5 - effizient, funktionierend, frag- und problemlos exzellent, ein nützlicher (Fach)Idiot. Dies zeigt Hochschullehrertum als Rollenspiel. Wie bei vielen gegenwärtigen Professionen hängt die Erwartung weniger am Inhalt denn am Funktionieren. 6 Individualität und Persönlichkeit treten in den Hintergrund. Weniger interessiert, wer jemand substantiell ist; vielmehr scheint von Relevanz, welchen Wert er hat und was er einbringt. Folgerecht wird die Universität zum Bildungsdienstleister, und die Verantwortung des exzellenzseligen Professors liegt vornehmlich symbolisch im profitablen Verkauf dieser Leistung. Hierin zeigt sich ein fundamentaler Wechsel der Wissenschaft von der Inhaltsauf die Beziehungsebene: 7 der einstmals ehrenwerte Fachvertreter wird zum bloßen ‘Vertreter’ für sein Fach. Er putzt die Klinken und hält seine Ware feil; und dabei kann die Ware noch so dürftig sein, als gewiefter Verkäufer bringt er sie dennoch erfolgreich an die Kundschaft. Der Protagonist von Malcolm Bradburys 1975 erstmals erschienener Universitätssatire The History Man ist genau ein solcher die Welt entde- 4 Der Regisseur Orson Welles hat einmal sehr schön differenziert zwischen Amateuren als denjenigen, die etwas lieben, und Professionellen, die auf der Straße laufen. 5 Letzteren Begriff verdanke ich Wolfgang Weiß. 6 Zum in der frühen Neuzeit sich abzeichnenden westlichen Wandel in der Gesellschaftsstruktur von einer stratifikatorischen, und damit inhaltlich-semantisch besetzbaren, zu einer funktionalen, rein nach pragmatischer Einsetzbarkeit vorgenommenen sozialen Differenzierung siehe die Studien Niklas Luhmanns, vor allem die Bände Gesellschaftsstruktur und Semantik. Studien zur Wissenssoziologie der modernen Gesellschaft (Luhmann 1993). 7 Zur beständigen Präsenz einer objektbezogenen Inhaltsebene und einer die Subjekte relationierenden Beziehungsebene in menschlicher Kommunikation siehe die Einsichten bei Paul Watzlawick/ Janet H. Beavin/ Don D. Jackson 1982. Die Universität als Diskursgemeinschaft 145 ckender Dozentendarsteller. 8 Allerdings ist die von ihm entdeckte Welt nicht so sehr eine ökonomische denn eine politische. Aufgewachsen mit dem soziologisch geprägten Bewusstsein, dass wir alle nur Rollenspieler sind, 9 begreift er sich als “performer”, als “self-made actor on the social stage” (HM 38), 10 dessen vornehmliche Aufgabe in der ‘Realisierung’ der ihm genehmen Welt besteht, im “fighting” (HM 40) für bessere Bedingungen, vorwiegend der eigenen. 11 In solcher Sicht ist der Dozent weniger ein dem disziplinären Gegenstand seiner Untersuchung verpflichteter Forscher als ein prinzipiell dem allgemeinen Fortschritt, nicht zuletzt dem eigenen, verpflichteter ‘Macher’, wie es sich generationstypisch im Roman formuliert findet als Versprechen wie auch als Androhung der permanenten Revolution zugleich: “the task is to realize ourselves by changing the environment” (HM 74). Die maßgebliche Agentur eines solchen unaufhaltsamen Realisierungsgebots ist fortschrittbewusstes Handeln, vor allem fortschrittbewusst sprachliches Handeln. Sprache ist der Ort der Artikulation und Aufbewahrung gefundener akademischer Wahrheit, die Debatte stets ein hohes Gut. Denn dort entscheidet sich im austauschenden, abwägenden, überdenkenden Dialog, was wissenschaftlich überzeugt und was verworfen wird. Die Verhandlung der Befunde ist mithin diskursiv. Diesem zentralen Element der Wissenschaftskommunikation gilt in der Folge mein Augenmerk. Meine These lautet: Der Bradbury’sche Universitätsroman inszeniert und debattiert die Akademia als ‘Diskursgemeinschaft’, allerdings jedoch als solche, die sich nicht mehr so recht bestimmt als zusammenhängende ‘Gemeinschaft’ mit gemeinsamer Basis, sondern eher als funktionale ‘Gesellschaft’ zusammengewürfelter Interes- 8 Zu Bradburys History Man siehe Weiß 1988: 151-154; Barbara Himmelsbach 1992: 239-271; Martin Goch 1992: 252-286; Heinz Antor 1996: 672-677; Cordelia Borchardt 1997: 195-203; Thomas Kühn 2002: 220-235; Monika Reif-Hülser 2000: 165-184; vgl. auch allgemein die Überblicke bei Erhard Reckwitz 1987: 199-217; Rüdiger Imhof 1993: 130-148. 9 Zum Topos menschlicher Rollenbewusstheit siehe bekanntlich schon die Rede des Jaques in Shakespeares As You Like It: “All the world’s a stage, / And all the men and women merely players” (1975: II.7.139 f.); zur Entfaltung der soziologischen Rollentheorie siehe die Arbeiten Erving Goffmans, vor allem seine Studie Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag (Goffman 1985). 10 Alle Zitate folgen mit dem Sigel HM der Ausgabe Malcolm Bradbury (1982). The History Man. London: Arrow Books. 11 Der Gedanke, dass die Wirklichkeit konzeptuell begriffen werden kann als das “Resultat einer Realisierung” durch ein tatkräftiges Individuum, entspringt frühneuzeitlich-aufklärerisch geprägten Vorstellungen vom Primat der Zeit als einem linearen Entwicklungsmodell, welches unhintergehbar den Fortschritt als permanenten Zug der Verbesserung in sein System einbaut; zu diesem - und alternativen - Wirklichkeitsvorstellungen siehe die historisch-epistemologische Skizze bei Hans Blumenberg (1964) “Wirklichkeitsbegriff und Möglichkeit des Romans”, das Zitat S. 12. Andreas Mahler 146 sen, welche in stetem, oftmals fremdbestimmtem Wettbewerb miteinander stehen. 12 Dies führt mich zunächst zum Diskurs-Begriff. II. Der Diskurs-Begriff ist von Wolfgang Weiß als maßgeblicher in die Diskussion um den Universitätsroman eingebracht worden. Die Gattung, so Weiß, bestimme sich selbst als eine dialogische über ihre Verankerung in einer gesellschaftlichen Debatte darüber, was ‘Bildung’ sei und wie diese von den Universitäten repräsentiert und vermittelt werde. Entsprechend sei “der Universitätsroman seit seinen Anfängen Teil eines gesellschaftlichen Diskurses, in dem am Beispiel der Universität über die Normen, den Sinn und die Funktionen von Bildung gerungen wird” (Weiß 1988: 9). 13 Dieser die meisten Folgeuntersuchungen unterspannende Gedanke ist späterhin in aller Ausführlichkeit nochmals aufgegriffen und weiter ausformuliert worden in Cordelia Borchardts am Bildungsbegriff festgemachter Untersuchung zum anglo-amerikanischen Universitätsroman (siehe Borchardt 1997: 24-32). Der Diskurs-Begriff ist schillernd; sein Gebrauch lokalisiert sich auf mindestens vier Ebenen (siehe hierzu Mahler 2010: 153-173). Die obige Auffassung etwa fände sich wieder im Konzept eines ‘gesellschaftlichen Diskurses’ im Sinne einer prägenden Debatte über ein gemeinschaftliches Grundverständnis, auf das man sich in freier, offener Diskussion konsensuell zu einigen versucht. 14 Für kulturspezifische sprachlichliterarische Untersuchungen wesentlich am Diskurs-Begriff scheinen jedoch vor allen Dingen zwei Aspekte: (1.) Inhaltlich-semantisch stellt sich ein Diskurs dar als ein “System des Denkens und Argumentierens” 15 wie etwa der Wissenschaftsdiskurs als ein System wissensbezogenen Denkens und Argumentierens mit möglichen Kriterien wie ‘Objektadäquatheit’, ‘intersubjektive Nachvollziehbarkeit’, ‘Widerspruchsfreiheit’ und - im 12 Zur soziologischen These von der spätmodernen Ablösung von ‘Gemeinschaft’ durch ‘Gesellschaft’ in allen Lebensbereichen siehe den Roman selbst, wo es angesichts der sozialen Veränderungen der sechziger Jahre analytisch heißt: “Gemeinschaft yielded to Gesellschaft; community was placed by the fleeting, passing contacts of city life” (HM 64); zu einer Diskussion der universitären Institutionen im Universitätsroman siehe Ulrike Dubber 1991: 160-183. 13 Vgl. auch ebda.: 22: “Es ist die Grundthese dieser Studie über den Universitätsroman, dass die spannungsreiche Beziehung zwischen der relativ abgeschlossenen Institution Universität und der Gesellschaft erst eigentlich diese Untergattung des Romans hervorgebracht hat und deren wechselreiche Geschichte konstituiert.” In dieser Grundthese zeigt sich zudem bereits eine gewisse Gegenüberstellung von ‘Professor’ und ‘Welt’. 14 Ein solches Konzept findet sich etwa in den Untersuchungen von Jürgen Habermas, näherhin in seiner zweibändigen Theorie des kommunikativen Handelns (1988). 15 So die bislang einleuchtendste und maßgeblichste Definition des Diskurs-Begriffs bei Michael Titzmann 1989: 51. Die Universität als Diskursgemeinschaft 147 jeweiligen Rahmen - ‘Veri- und Falsifizierbarkeit’ (vgl. hierzu etwa Titzmann 1977). (2.) Funktional-pragmatisch erscheint ein Diskurs als interessierter Sprachgebrauch: als Instrument ideologischer - und auch handfesterer - Interessen und von Macht. Letzteres findet sich bekanntlich einlässig formuliert bei Michel Foucault in seiner programmatischen Antrittsvorlesung am Collège de France. Dort konstatiert er: Ich setze voraus, dass in jeder Gesellschaft die Produktion des Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert, organisiert und kanalisiert wird - und zwar durch gewisse Prozeduren, deren Aufgabe es ist, die Kräfte und die Gefahren zu bändigen, sein unberechenbar Ereignishaftes zu bannen, seine schwere und bedrohliche Materialität zu umgehen. (Foucault 1982: 7) Und er fügt - gegen die weitverbreitete Ansicht demokratischer Pazifizierbarkeit sozialer Konfliktlagen durch sprachliches Handeln 16 - angesichts der Kontroversen und Tabus hinsichtlich der Beredbarkeit etwa des Politischen oder des Sexuellen hinzu: Offensichtlich ist der Diskurs keineswegs jenes transparente und neutrale Element, in dem die Sexualität sich entwaffnet und die Politik sich befriedet, vielmehr ist er ein bevorzugter Ort, einige ihrer bedrohlichsten Kräfte zu entfalten. Der Diskurs mag dem Anschein nach fast ein Nichts sein - die Verbote, die ihn treffen, offenbaren nur allzubald seine Verbindung mit dem Begehren und der Macht. Und das ist nicht erstaunlich. Der Diskurs - die Psychoanalyse hat es uns gezeigt - ist nicht einfach das, was das Begehren offenbart (oder verbirgt); er ist auch Gegenstand des Begehrens; und der Diskurs - dies lehrt uns immer wieder die Geschichte - ist auch nicht bloß das, was die Kämpfe und Systeme der Beherrschung in Sprache übersetzt: er ist dasjenige, worum und womit man kämpft; er ist die Macht, deren man sich zu bemächtigen sucht. (Foucault 1982: 8) Diskurse sind mithin nicht, wie die Aufklärung uns hat weismachen wollen, bloße transparente Mittler außerhalb der Sprache liegender Inhalte, keine reinen ‘unschuldigen’ Instrumente, keine Werkzeuge problemloser Repräsentation. Sie sind ihrerseits beteiligt an der Formung der Inhalte selbst; sie verteilen die Dinge in Sagbarkeit und Rauschen; sie sind die Orte, an denen sich Begehren artikuliert. Insofern ist der Diskurs stets umkämpftes Wort. Als solches untersteht er ständigen Bemühungen der Bändigung. Foucault selbst hat solche Prozeduren beschrieben als diejenigen der Ausschließung (also des Themenverbots, des Tabus), der Einschränkung (also des Auslegungsprivilegs, der einsinnigen Festlegung, der Monologizität) und der Verknappung der Benutzer (der Exklusivierung von Autorität, der Zulassung zur Rede). (Foucault 1982: 7-35). Diese Prozeduren schaffen einen Raum des lizenzierten Innen und grenzen ihn ab von einem ‘wilden Außen’; sie fungie- 16 So die Grundthese bei Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns (1988). Andreas Mahler 148 ren gewissermaßen als ‘diskursive Polizei’, deren Funktion in der Regelung von Sagbarkeit besteht. So noch einmal Foucault: Es ist immer möglich, dass man im Raum eines wilden Außen die Wahrheit sagt; aber im Wahren ist man nur, wenn man den Regeln einer diskursiven “Polizei” gehorcht, die man in jedem seiner Diskurse reaktivieren muss. (Foucault 1982: 25) Dabei scheint entscheidend, wer der ‘Polizist’ ist; wer sich im Diskursspiel als derjenige begreift bzw. glaubt, begreifen zu können, der bestimmt, was gesagt werden darf und was nicht, wer wann reden darf und wann nicht, was das Gesagte bedeutet und was nicht. Im Diskursuniversum von Bradburys Universitätsroman The History Man ist diese Entscheidungsinstanz - wenn man literaturwissenschaftlich so will, gewissermaßen der selbsternannte arbitre de la situation 17 - der Soziologe Dr Howard Kirk. Sein Name bereits verweist auf nordenglischprotestantisches, vor allen Dingen theologisch-priesterhaftes Gebaren. Entsprechend hält Kirk aus seiner Sicht die diskursive Situationsmacht und sucht sie vorsorglich auch mit allen Mitteln zu halten. Dies modelliert Bradbury vornehmlich an universitären Interaktionsformen. Maßgeblich hierfür sind vor allem die Kapitel VIII und IX des Romans. Darin geht es um zum einen um das Seminar, also die Interaktion Dozent - Student, und zum anderen um die Fachbereichsratssitzung, die Interaktion der Hochschullehrer untereinander. Hierauf werde ich mich im folgenden konzentrieren. III. Kapitel VIII spricht zunächst von der universitären Institution Seminar. Wie der gesamte Roman ist es satirisch erzählt. Es baut die innere Weltim-Text nicht mimetisch auf, sondern setzt die Kenntnis dessen, was erzählt wird, in der implizit abgerufenen Wirklichkeit des Rezipienten immer schon voraus. Dies ist der Gedanke einer satirischen Überformung, wie ihn Wolfgang Weiß im Anschluss an Überlegungen des Romanisten Klaus W. Hempfer als typisch formuliert hat für die satirische Schreibweise: Die spezifische Schreibweise der Satire, aber nicht nur sie, ist in einer Sprechsituation fundiert, in der der Sprecher beim Adressaten die Ver- 17 Zum arbitre als entscheidungsmächtiger Instanz in einem (in der Regel eher fiktiven) Handlungsgefüge siehe, im Anschluss an Étienne Souriaus Theorie der Situationsfunktionen, Heinrich Lausberg, Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft (1990: 571-583). Die Universität als Diskursgemeinschaft 149 trautheit mit der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Situation, über die er redet, als gegeben voraussetzt. (Weiß 1982: 14) 18 Dies beginnt bereits bei der Beschreibung des Seminarraums: The seminar room where Howard meets this weekly class, Socsci 4.17, is an interior room without windows, lit by artificial light. The room is a small one; on three of its walls are pinned large charts, illustrating global poverty, while the fourth wall is occupied by a large green chalkboard, on which someone has written, as people are always writing, “Workers unite”. The room contains a number of tables with gunmetal legs and bright yellow tops; these have been pushed together in the centre to form one large table, where some previous tutor has been holding a formal class. (HM 127) Die Beschreibung verlängert das architektonische Werk der Betonuniversität von Watermouth, in diesem Fall entworfen durch den finnischen Architekten Kaakinen (vgl. HM 34), in die Innenraumgestaltung. 19 Zugleich ruft sie die bekannte Innenarchitektur der westeuropäischen 70er Jahre-Universitäten ab. Funktionsmöbel, Betroffenheitsposter, Klassenkampfparole bis hin zur Raumnummerierung signalisieren dem Leser Bekanntes. Die Voraussetzung von Vertrautheit wird zudem gestützt durch den komplizenhaften, eigentümlich adressatlosen Verweis der in der Regel zurückgenommenen auktorialen Erzählinstanz ‘as people are always writing’. Der Roman teilt also weniger einem nicht-akademischen Publikum mit, wie Universitäten im Inneren beschaffen sind, denn dass er einem akademischen Publikum Vertrautheit signalisiert mit diesem bereits bekannten Gegebenheiten. In gleicher Weise verhält es sich mit der Symbolik der Formen, aufgrund deren man etwa aus der Tischzusammenstellung den Grad didaktischer Aufgeschlossenheit - in diesem Fall bereits negativ charakterisiert über das abqualifizierende Adjektiv ‘formal’ - abzulesen vermeint. 20 Entsprechend erweist sich das universitäre Miteinander in beständigem Fluss, in unaufhaltsamem, revolutionärem Wandel: [I]t does not do, at Watermouth, to take it for granted that a room arrangement that suits one teacher will ever suit another. Classes at Watermouth are not simply occasions for the one-directional transmission 18 Zum Problem des A-mimetischen siehe Weiß 1982: 7. Vgl. auch den etwas früher gemachten Vorschlag einer auch das Utopische mit einbeziehenden ‘tendenziellen Schreibweise’ bei Weiß 1979: 134 f. 19 Mit dem Verweis auf den finnischen Architekten knüpft Bradbury zugleich an die satirische Tradition Evelyn Waughs an; vgl. etwa die Figur des Professor Silenus in dessen Decline and Fall (1928). 20 Vgl. hierzu Pierre Bourdieu, Zur Soziologie symbolischer Formen (1974). Andreas Mahler 150 of knowledge; no, they are events, moments of communal interaction, or, like Howard’s party, happenings. (HM 127) 21 In dieses vorsemantisierte Arrangement fällt dann - nach Veränderung der Sitzordnung in einen Kreis ohne Tische zur Erzielung eines interaktions- und gemeinschaftsfördernden “eye-to-eye ecological huddle” (HM 128), welche Howard zufrieden kommentiert mit “that should improve interaction” (HM 129) - die eigentliche Seminarsitzung. Das Seminarthema lautet “Theorien des Sozialen Wandels”; die Sitzung selbst ist gewidmet den Positionen der Sozialphilosophen John Stuart Mill, Karl Marx und Max Weber. Vorerst allerdings fehlt noch der Referent. Es ist der etwas konfuse, nicht ganz sympathische, durch konservative Kleidung und konservative Ansichten aus dem Rahmen fallende George Carmody. Dieser trifft schließlich mit der üblichen Verspätung ein. Er trägt einen Stapel Bücher mit einer eindrucksvollen Fülle an Einmerkblättern, zieht aus seiner Aktentasche einen blauen Heftordner mit einer stattlichen Anzahl dicht beschriebener Blätter und zeigt sich sodann bereit. Seine Absicht ist erklärtermaßen “to be as scholarly as possible” (HM 130). Bereits dies stößt auf allfälliges Misstrauen und gelinde Zweifel. Gleichwohl darf er beginnen. Now he looks at Howard, with bright eyes; he says, “You asked me to look at theories about the workings of social change in the works of Mill, Marx and Weber. I hope this is a justifiable interpretation.” Howard looks at the intolerable figure; he says, “I hope it is.” Carmody now dips his head, and draws the fat document from its folder; he begins to read the first sentence from the handwritten page. “Wait a minute,” says Howard, “are you proposing to read all that? ” (HM 131) Die studentische Rede dauert genau zwei Sätze. Es sind dies Sätze der Rekapitulation der Aufgabenstellung und der über das Wort ‘interpretation’ erfolgenden Andeutung der gewählten - hermeneutischen - Methode. Dann wird die Rede bereits jäh unterbrochen. Im Handumdrehen geht es um Verfahrensfragen; es geht um die korrekte Regelung der Rede, um - mit Foucault zu sprechen - ‘diskursive Polizierung’ durch das situationsmächtige Subjekt: Reden darf - und soll natürlich auch - der aufgeforderte Referent, d.h. die Kontrolle des Gebrauchs weist ihm die Rolle des Sprechers zu und gewährt ihm so auf pragmatischer Ebene eine gewisse diskursive Lizenz. Zugleich aber zeigen sich sofort auch Prozeduren 21 An diesem Beispiel lässt sich im Übrigen auch sehr schön verdeutlichen, dass es in der Satire, wie Wolfgang Weiß im Anschluss an Klaus Hempfer immer wieder betont hat, nicht um eine das ‘Richtige’ artikulierende Norm, sondern um eine Tendenz, um einen fiktiv eingenommenen Standpunkt geht, von dem aus ein Objekt beleuchtet werden kann, ohne dass sich der Satiriker etwa auf die Richtigkeit des Gegenteils einlassen muss. Malcolm Bradbury vorzuwerfen, er halte hier ein womöglich noch als ‘reaktionär’ zu etikettierendes Plädoyer für universitären Frontalunterricht im Stil der Vorlesung, liefe also völlig an der Intention des Texts vorbei. Siehe Weiß 1982: 7-9. Die Universität als Diskursgemeinschaft 151 der Ausschließung und der Einschränkung. Zwar darf der Referent reden, wohl aber darf er nicht alles sagen, d.h. es gibt Tabus auf der Ebene der Semantik, Beschränkungen von außen. Und ihn trifft zudem die kommentierende Kontrolle von innen, welche seine Äußerungen wiederholend einzuschränken sucht auf die interne Wahrheit der gewählten Disziplin - das System soziologischen Denkens und Argumentierens als dem soziologischen Diskurs, in welchem die Aussagen zu treffen sind und außerhalb dessen alles Gesagte lediglich als störend empfunden wird, wofern es nicht als ungesagt verhallt oder gar überhaupt nicht zur Rede kommt. Der Bradbury’sche Text inszeniert mithin geradezu idealtypisch das von Foucault beschriebene Diskursgeschehen: “Drei große Ausschließungssysteme treffen den Diskurs: das verbotene Wort; die Ausgrenzung des Wahnsinns; der Wille zur Wahrheit.” (Foucault 1982: 14) Genau darum geht es also im vorliegenden Passus: um die Regelung der Interaktion im Seminar und um die Frage, wer die Macht hat, sich im gegebenen Kontext sprachlich durchzusetzen. Vor allem aber geht es aus funktionaler Sicht ums Verfahren, um die zu spielenden Rollen und deren attribuierten politischen Gehalt. Auf Howards Frage, ob er allen Ernstes alle vorformulierten Blätter vorzulesen gedenke, antwortet George Carmody im alten Stil mit einer Ehrfurchtsfloskel, und es entspannt sich erneut ein verfahrensbezogener Dialog: “Yes, sir,” says Carmody. “I’m not ‘sir’,” says Howard, “I don’t want your deference. Now, what did I ask you to do? ” “You asked me to look at Mill, Marx and Weber, and make a report,” says Carmody. “I asked you to go away and read their works, over the vacation,” says Howard, “and then make a spontaneous verbal statement to this class, summing up your impressions. I didn’t ask you to produce a written paper, and then sit here with your head hanging over it, presenting formalized and finished thoughts. What kind of group experience is that? ” “You did say that, sir,” says Carmody, “but I thought I could do something more developed. I’ve put in so much time on this.” “I don’t want it developed,” says Howard, “I want development to occur in discussion.” (HM 131 f.) Der Ausschnitt ist konstruiert um eine Anzahl von Oppositionen: hier Hierarchie und Autorität (‘sir’, ‘deference’), dort Egalität und Gemeinschaftserlebnis (‘group experience’, ‘discussion’); hier Insistenz auf Formalität (‘report’, ‘written paper’, ‘formalized and finished thoughts’), dort Informelles (‘spontaneous verbal statement’, ‘impressions’). Medial geht es um den Gegensatz von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, interaktiv um die Unterscheidung zwischen Vortragsmonolog und dialogischer Erarbeitung, didaktisch um autoritative Frontalvermittlung im Gegensatz zu gemeinschaftlicher Diskussion. Konzentriert sich Carmodys Ansatz auf Erkenntnis als vermeintliches Resultat einer abgeschlossenen und schriftlich fixierten Interpretation, geht es Kirk dezidiert um Erkenntnis als vermeintlichen Prozess im Rahmen einer offenen und nie abschließbaren mündlichen Diskussion. Andreas Mahler 152 Zwischen diesen beiden Positionen oszilliert nunmehr die Verfahrensdiskussion. Carmody besteht auf dem Vortrag seines ‘report’, Kirk auf einem frei gehaltenen spontanen ‘statement’ als eröffnender Diskussionseinleitung, als das, was man heutzutage wohl ‘Impulsreferat’ nennen würde. Aus diskursiver Sicht stagniert das Seminar. Man debattiert, ob der designierte Redner das, was er sagen soll, in der Form sagen darf, in der er es sagen möchte. Schließlich fallen Wertungen: Kirk bezeichnet Carmody despektierlich als “heavy, anal type” und seine gewählte Vorgehensweise als “heavy, anal job” (HM 132). Doch gerade dies gibt Carmody eine neue Chance. Er identifiziert sich nämlich mit dieser Bezeichnung und formuliert daraus, gewissermaßen essentialistisch abgefedert, erneut die dringende Bitte: “Please let me read my paper.” (ebd.) Dem kann sich der auf Demokratie und Chancengleichheit pochende Soziologiedozent nicht unmittelbar widersetzen. Es kommt zur demokratischen Abstimmung im Seminar. Carmody gewinnt, wenn auch knapp, und darf wieder lesen. Diskursiv gesehen, erhält er also erneut die Situationsmacht der Rede: “‘Well,’ says Howard, ‘you’ve got the consent of these tolerant people. Go ahead and read your formal paper’” (ebd.). Scheinbar auktorial berichtet im unmittelbaren Anschluss der Erzähler von der Wiederaufnahme der Lektüre: It is dull, dogged stuff, an old scheme of words, a weak little plot, a culling of obvious quotations surrounded by obvious comments, untouched with sympathy or that note of radical fire that, in Howard’s eyes, has so much to do with true intellectual awareness. (HM 133) Was sich hier zunächst als einvernehmliche Erzählerrede gibt, wandelt sich hinterrücks gegen Ende des Satzes über den Einschub ‘in Howard’s eyes’ zum Eindruck einer bloßen Wiedergabe von Figurenrede, zur perspektivisch gebundenen Gedankenwiedergabe einer sich in ihren Erwartungen bestätigenden Wahrnehmungsinstanz. Dies folgt einer personalisierenden Technik, deren sich Bradbury immer wieder in seinem Text bedient, um einen möglichen eigenen Standpunkt tunlichst zu verwischen. 22 22 Zum History Man als radikal dekonstruktivem Text, der nicht eine vermeintlich ‘falsche’ Position gegen eine ‘richtigere’ ausspielt, sondern vielmehr alle Positionen relativiert, siehe Borchardt 1997: 202 f.; ähnlich auch Reif-Hülser 2000: insbes. 176-178, welche sowohl Carmody als auch Kirk als zwei Seiten derselben - vergangenheitsbzw. zukunftsfixierten - ‘History Man’-Medaille auszuweisen vermag (S. 177). Zu einer - Cordelia Borchardts Einsicht eher wieder reduzierenden - Kritik hieran siehe Kühn 2002: 220 f. Vgl. auch die bierernste, satireungeschulte Empörung gegen den Roman als “an unpleasantly damaging book, damaging to sociology, to higher education, to politics, to any challenge to a worn-out ideology which, let us be clear, in its weakness and apolitical culturalism is complicit in the present success of the new right” bei Peter Widdowson 1984: 20. Howard Kirk hätte es nicht besser formulieren können. Die Universität als Diskursgemeinschaft 153 Inhaltlich jedoch erfahren wir nichts: “The clock, on the wall above the greenboard, ticks and turns; the circle of people is bored” (ebd.). Schließlich meldet sich eine Studentin mit einer Frage. Die Interaktion geht in die entscheidende Phase: “Well,” says Merion, leaning forward, “I just want George to explain the methodology of this paper. So that I can understand it.” Carmody says, “Isn’t it evident? It’s an objective summary of my findings.” “But it doesn’t have any ideology, does it? ” asks Merion. “It’s filled with it,” says Michael Bennard, “The ideology of bourgeois self-justification.” “I meant ideological self-awareness,” says Merion. “Oh, I realize it doesn’t agree with your politics,” says Carmody, “but I think someone ought to stand back and look critically at these critics of society for a change.” “It doesn’t even agree with life,” says Michael Bennard. “You’re seeing society as a consensus which bad people from outside set out to upset, by wanting change. But people desire and need change; it’s their only hope, not some paranoid little deviance.” “That’s pure politics,” says Carmody, “may I get on with my paper? ” “It won’t do, George,” says Howard, intervening. “I’m afraid this is an anal, repressed paper in every way. Your model of society is static, as Michael says. It’s an entity with no internal momentum and no internal conflict. In short, it’s not sociologically valid.” A redness comes up Carmody’s neck, and reaches his lower face. He says, insistently, “I think it’s a possible point of view, sir.” “It may be in conservative circles,” says Howard, “it isn’t in sociological ones.” Carmody stares at Howard; some of the polite finish begins to come off him. “Isn’t that debatable, Dr Kirk? ” he asks, “I mean, are you sociology? ” “Yes,” says Howard, “for the present purpose, I am.” (HM 133f.) Dies ist der Moment des show-down; es ist der Moment diskursiver Disqualifikation, aber zugleich auch derjenige der Selbstdisqualifikation. Carmody ist es wissenstheoretisch zu tun um ein ‘objective summary of my findings’, um eine distanzierte Betrachtung der Gegebenheiten und deren anschließende neutrale Bewertung (‘someone ought to stand back and look critically at these critics of society’). Dass dies nicht geht, ist immer schon klar; dass es der Wissenschaftler gleichwohl stets neu versucht, ebenfalls - das ist schließlich seine Utopie. 23 Was auf diese Weise entsteht, ist nicht der letzthinnige, aber doch ein ‘possible point of view’: etwas, das im Sinne der Universität als einer Diskursgemeinschaft artikulierbar und dementsprechend sodann auch nach den genannten Prinzipien der Objektadäquatheit, intersubjektiven Nachvollziehbarkeit, Überprüfbarkeit als anderer Standpunkt, als alternative Möglichkeit, als Alterität zumindest ‘debatable’ sein müsste. 23 Zur Bewusstheit von der Standpunktabhängigkeit des Wissenschaftlers, der als Beobachter der Welt immer schon auch Teil der Welt ist, siehe, im Anschluss an den Heisenberg’schen Gedanken der Unschärfe, die Überlegungen bei Jurij M. Lotman, Die Innenwelt des Denkens. Eine semiotische Theorie der Kultur (2010: insbes. 370-376). Andreas Mahler 154 Doch gerade das ist es für den Dozenten Howard Kirk offensichtlich nicht. Er disqualifiziert die geäußerte Rede als ‘sociologically not valid’, als außerhalb des Sagbaren liegend, eigentlich nicht geäußert, nicht gehört. Damit bedient er sich genau der - andernorts von ihm inkriminierten - Strategien der Ausgrenzung, welche den Umgang mit dem Diskurs typischerweise charakterisieren. Das Gesagte gehört aus seiner Sicht nicht in die gewählte “Disziplin” (Foucault 1982: 21-25). Es ist von daher nicht debattierbar, denn es ist aus seiner Sicht schlechthin indiskutabel. Auf der schiefen Opposition von ‘conservative’ vs. ‘sociological’ verstummt das Wissenschaftsgespräch. Der Dozent arrogiert sich absolute Macht und weist den Andersdenkenden aus ‘seinem’ Feld der Wissenschaft. Hierin zeigt sich nunmehr in aller Deutlichkeit der Diskurs - speziell der wissenschaftliche Diskurs - als umkämpftes Wort. Und dieses Wort ist im fiktiven Wissenschaftskontext der Soziologie in Watermouth - und damit hat Carmody dann womöglich doch auch wieder recht - bloßer Spielball von ‘Politik’. Es geht trotz aller Rauminszenierung nicht um gleichberechtigten Austausch, sondern um machtvollen Ausschluss; nicht um die Debatte auch möglicher Standpunkte, sondern um das Ersticken der anderen Meinung im Keim zur überzeugten, womöglich auch verzweifelten, politischen Sicherung der eigenen, gegen vielfache Widerstände gerade erst mühsam prozessual erworbenen Position. Wo sich die Wissenschaft mitten im Leben (‘life’) wähnt, hat sie womöglich schon ihre - gleichwohl utopische - Distanz verloren. Wohl scheint sie mit einem Mal ‘relevant’, 24 doch ist sie gerade darin immer schon parteilich und riskiert erkenntnisvermeidende ‘blinde Flecken’. Statt in unmöglicher Weise fiktiv und illusionär von außen her ‘der Wahrheit verpflichtet’ zu sein, 25 ist sie ‘im Wahren’ und damit immer schon bedroht, wo nicht ‘beschädigt’. Denn worum es geht, ist nicht mehr so sehr die Sicherung objektbezogener Erkenntnis, sondern die Sicherstellung subjektgeleiteter Beziehung: Wo sich die Inhalte vermeintlich revolutionär wandeln, bleiben Beziehung und Machtgefälle auf interessierte Weise stabil. Entsprechend lautet Carmodys Analyse: 24 Zum in den sechziger Jahren insbesondere über die Soziologie bedienten Relevanzphantasma der Geisteswissenschaften siehe auch den Roman selbst: “The university, having aspirations to relevance, has made much of sociology; and it would be hard to find anyone in the field with a greater sense of relevance than Howard.” (HM 3) 25 So das Plädoyer des fiktiven Professors Hanno Hackmann in Dietrich Schwanitz’ Der Campus (1995). Schwanitz’ Roman ist insofern mit Wolfgang Weiß verknüpft, als erst Weiß’ These, der Universitätsroman sei aufgrund der dort herrschenden öffentlichen Bildungsdebatte, also eines etablierten ‘Diskurses’ über Bildung, eine kulturspezifisch anglo-amerikanische Angelegenheit, Schwanitz zum Abfassen einer Weiß vermeintlich Lügen strafenden deutschsprachigen campus novel provoziert hat. Die Universität als Diskursgemeinschaft 155 “Of course you all do have a conflict model. Everyone’s interest conflicts with everyone else’s. But better not conflict with Dr Kirk. Oh, no, it’s not a consensus model for his classes all right. I mean, we’re democratic, and we vote, but no dirty old conservative standpoints here. Sociology’s revolutionary, and we’d better agree.” (HM 134) Wie bei den geschmähten ‘Konservativen’ auch, fallen bei den ‘Revolutionären’ Theorie und Praxis immer dann auseinander, wenn es um die Rettung der eigenen Haut geht. 26 So wie das Konsensmodell eines George Carmody - unter Umständen verschwiegene - Konflikte voraussetzt, die es vorgeblich zu pazifizieren sucht, setzt das Konfliktmodell Konsens voraus, den es tunlichst im Verborgenen hält, im gegebenen Fall der Bedrohung aber mit Macht herstellen muss, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Folgerecht ist dies der Moment, wo Howard die Notbremse zieht. Er verwirft Carmodys Rede in den Wahnsinn, verleiht ihr einen durch emotionale Aufgewühltheit ausgelösten Krankheitsstatus (“I don’t think you’re in a state to understand anything that’s being said to you”; ebd.), verspricht scheinheilig alles bisher Gesagte zu ‘vergessen’ und die Sitzung ganz neu zu beginnen. Doch Carmody spielt nicht mehr mit. Er verlässt türenschlagend den Raum, in dem sich sodann, ohne seine störende Anwesenheit, eine vergnügliche Lehrstunde entfaltet. Diese endet schließlich mit einem gemeinsamen Kaffee. Dort bilanziert Howards Studentin Felicity Phee das bisherige diskursive Machtspiel mit den Worten: “I hope you never decide to destroy me like that.” (HM 135) IV. Widerlegung oder Vernichtung ist nunmehr also die entscheidende Opposition im akademischen Diskursspiel. “No chances for people like that” (ebd.), bilanziert seinerseits der Soziologiedozent und etikettiert sein studentisches Gegenüber wohlfeil als “imperialist fascist” und “the enemy personified” (HM 136), d.h. als Gegner im politischen Kampf und nicht als Partner in der wissenschaftlichen Diskussion. Entsprechend potenzieren sich die diskursiven Ausschlussmechanismen in der sich anschließenden, von George Carmody gesuchten Aussprache. Kirk besteht auf seiner exklusiven Besetzung des Feldes der Soziologie und verwirft alles außerhalb dieses von ihm selbst gezogenen Rahmens Geäußerte ins Feld des Wahnsinns. Zugleich bedient er sich der Notenmacht und bedroht Carmody auch auf diese Weise mit dem Ausschluss. Carmody ist intelligent genug, die aufgemachte Zwickmühle eines pseudodemokratischen 26 Zum Zusammenhang von theoretischer Position und individuellem Interesse vgl. auch die Überlegungen bei Christoph Bode, Den Text? Die Haut retten! Bemerkungen zur “Flut der Interpretationen” und zur institutionalisierten Literaturwissenschaft (1992). Andreas Mahler 156 double-bind 27 zu erkennen, ist aber ohnmächtig, sich in irgendeiner Weise dagegenstemmen zu können, ohne nicht zugleich Kirk so zu bedrohen, dass dieser dies als Attacke oder Erpressung zu deuten vermag: “Oh, you get me every way, don’t you? ” asks Carmody, leaning his back against the door, “I fit in, or I fail. And if I try to fight back, and preserve myself, well, you’re my teacher, you can tear me to pieces in public, and mark my essays down in private. Can’t I exist as well? ” (ebd.) Trotz dieser flehentlichen Bitte auf Existenzrecht eskaliert die Situation. Diskursiv disqualifiziert und annulliert Howard zusehends seinen Studenten: Carmodys Essays seien “bad work”, “this same old stuff rolled out” (HM 137), sein Benehmen erratisch (“You never quite do what you’ve been asked to do”; HM 138). In der Kommunikation mit Carmodys Tutorin dreht er den Spieß der Bedrohung um: “He wants to destroy me” (HM 142). Und im abschließenden Gespräch mit dem Institutsvorstand, welcher im Versuch, Einvernehmen zu erzielen, noch einmal das die Universität leitende - Kirk wie Carmody gleichermaßen betreffende - “concept of academic disinterestedness” (HM 144) ins Spiel bringt, verlangt er - nun seinerseits vollends formal - Carmodys endgültige Elimination ins ‘wilde Außen’: “I want him banned from the department. I want him disciplined.” (HM 145) Im Foucault’schen Sinne ‘diszipliniert’ werden sollen hätte er in die Kirk’sche Soziologie; und da dies nicht gelungen ist, muss sein Verhalten geahndet werden. Aus Kirks Sicht gehört Carmody ganz ins Außen. Und was immer er dort dann sagt, verhallt ungehört. Carmody wird verwiesen ins Feld des verbotenen Worts. Diese Konstellation des verbotenen Worts wiederholt sich sodann noch einmal im Folgekapitel IX: in der Departmentsbzw. Fachbereichsratssitzung. Inmitten der Fülle furios umkämpfter Redelizenzen und Redeverhinderungsstrategien, die wiederum nicht als direkte fiktive Modellierung zu verstehen sind, sondern in satirischer Erzählweise beim Leser Vertrautes abzurufen suchen, 28 kommt dort die Rede auf den innerhalb des Faches auch biologisch-genetische Argumente nicht ausschließenden Soziologen Mangel, der als renommierter Kollege möglicherweise zum Gastvortrag geladen werden soll. Es ist dies in der Tagesordnung TOP 17 “Visiting speakers” (HM 156). Bradbury überdreht dabei die Situation um ein weiteres, denn Mangel ist zunächst gar nicht eingeladen. Eine ominöse, vermutlich über Howard Kirk initiierte Nachricht auf dem Diktaphon der Sekretärin des Departmentleiters Professor Marvin verbreitet das Gerücht von einem möglichen Gastvortrag Mangels und löst eine entspre- 27 Zur paradoxalen Struktur des double-bind als einer - in diesem Fall - lose-lose- Situation siehe Watzlawick/ Beavin/ Jackson 1982: 194-203. 28 Aus diesem Grund vorausgesetzter Referenzierbarkeit scheint eine Übersetzung von ‘departmental meeting’ auch mit dem Ausdruck ‘Fachbereichsratssitzung’ legitim; vgl. auch die konstatierte Nähe der fiktiven Universität Watermouth zum “Konstanzer Modell” bei Reif-Hülser 2000: 169. Die Universität als Diskursgemeinschaft 157 chend empörte Diskussion aus. Auf den Verweis auf die Nichtigkeit der Diskussion verstummt die Debatte nicht, sondern kippt ins Fiktive. Howard erkundigt sich, ob denn das Department Mangel einladen würde, wenn er vorgeschlagen wäre. Hierauf erfolgt ein ganz ähnliches Ausschlussverfahren wie im Fall des missliebigen Studenten: “The point is that Professor Mangel’s work is fascist, and we’ve no business to confirm that by inviting him here,” says Moira Millikin. “I had always thought that the distinguishing mark of fascism was its refusal to tolerate free enquiry, Dr Millikin,” says Marvin, “but the question needs no discussion, since there’s no proposal to invite this man. […]” (HM 157) Diskursiv wird also der unerwünschten Person ein Etikett aufgeheftet, welches sie von vornherein disqualifiziert und ins wilde Außen versetzt, ohne dass eine weitere Debatte vonnöten wäre. Noch einmal ist dies das leichtfertige Etikett des ‘Faschisten’. Der soziologische Wille zur Wahrheit duldet keine solchermaßen etikettierbaren Äußerungen; er erklärt sie zum verbotenen Wort und verwirft sie ins indiskutable wilde Außen wahnhaft verirrter Sprache. Dies ruft den aus Nazi-Deutschland vertriebenen Dr Zachery auf den Plan. Vor dem Hintergrund, dass der Vorsitzende in einem abwiegelnden Nebensatz auch gar keine Chance für eine erfolgreiche Einladung Mangels sehen will, blickt Zachery aus gelangweilt vertiefter Lektüre auf und stellt die Frage nach einem möglichen Grund hierfür: “May I ask why? ” asks Dr Zachery, the British Journal of Sociology forgotten. “Why? ” asks Fundy. “Do you know what the consequences of inviting this man would be? One doesn’t tolerate . . .” “But that is just what one does,” says Dr Zachery. “One tolerates. May I propose, and I think this is in order, since the agenda permits us to make suggestions for visiting speakers, that we issue a formal invitation from this department to Professor Mangel to come and speak to this department? ” (HM 157f.) Es geht erneut ums Rederecht, um Freiheit als die Freiheit des Andersdenkenden, um Toleranz des unbequemen Standpunkts; statt um Ausschluss und selbstbestätigende Ausgrenzung geht es um Hereinholung, um Zuhören, um Auseinandersetzung. Entsprechend begründet Dr Zachery seinen Antrag: “You wish to put that as a motion? ” asks Marvin, looking at Zachery. “I do,” says Zachery, “and I should like to speak to my motion. I observe, among some of my younger colleagues, perhaps less experienced in recent history than some of us, a real ignorance of the state of affairs we are discussing. Professor Mangel and myself have a background in common; we are both Jewish, and both grew up in Nazi Germany, and fled here from the rise of fascism. I think we know the meaning of this term. Fascism, and the associated genocide, arose because a climate developed in Germany in which it was held that all intellectual activity conform with an accepted, approved ideology. To make this happen, it was necessary to Andreas Mahler 158 make a climate in which it became virtually impossible to think, or exist, outside the dominant ideological construct. Those who did were isolated, as now some of our colleagues seek to isolate Professor Mangel. […] Fascism is therefore an elegant sociological construct, a one-system world. Its opposite is contingency or pluralism or liberalism. That means a chaos of opinion and ideology; there are people who find that hard to endure. But in the interest of it, I think we must ask Professor Mangel to come here and lecture.” (HM 158) Dies ist ein engagiertes Plädoyer für eine plurale offene Gesellschaft: 29 gegen eine einzige, exklusive Geltung beanspruchende ‘Wahrheit’, gegen Absolutheitsansprüche, Ausschluss und ‘Isolation’; für Meinungsvielfalt, Relativierung, das Aushalten von Kontingenz. Dem kann sich trotz aller politischer Bedenken auch ein solches Gremium kaum widersetzen. Folgerecht kommt es zur Abstimmung und schließlich sogar zur unerwarteten Annahme des - an sich gar nicht vorgesehenen - Antrags mit 11 zu 10 Stimmen. Mangel wird eingeladen. Allerdings erweist sich das Ganze im Nachhinein in Bradburys Fiktion als Strategie Howards, um Mangel entsprechend vorführen zu können. Am konkreten Beispiel will er nämlich verdeutlichen, wie intolerabel Figuren wie Mangel in der zeitgenössischen Universität geworden sind. Erzählt wird dies alles jedoch nicht. Erst sehr viel später erfährt der Leser en passant, wie Mangel eingeladen wurde (HM 217 f.), wie sich die studentische Öffentlichkeit gegen seinen Auftritt mobilisieren ließ, wie es zu Protestaktionen kam; wie sowohl der Departmentleiter Professor Marvin als auch die Mangel-Schülerin Dr Beniform sich verhindert sahen, Mangel einzuführen; wie stattdessen Henry Beamish dazu ausersehen ward, dies zu tun; wie er, sobald er selbst das Wort ergreifen wollte, niedergezischt wurde und er sich hinreißen ließ zum ungeschickt-empörten Ausruf: “You’re the fascists; this is a crime against free speech.” (HM 218) Dies löste einen Aufschrei und eine Stampede der Rechtschaffenen aus, unter der Beamish niedergetrampelt und sein Büro vandalisiert wurde, ohne dass jemand je bemerkt hätte, dass Mangel gar nicht anwesend war. In fact it was not until the next day, when Henry was in hospital, that the news about Mangel became known; of the many there that day, only Mangel had neglected to come, having died, the evening previous to the lecture, of a heart attack, in his London apartment. (HM 219) Die allgemeine Erregung einer hysterisierten Menge hat entsprechend eine Stimme vertrieben, die gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre, zu sprechen. Die Grenze zwischen ausgegrenzt zu haltendem Wahn und ausgrenzendem Fanatismus wird fließend. Die ‘Guten’ und die ‘Bösen’ sind nurmehr schwer zu scheiden. 29 Zur offenen Gesellschaft und ihren Bedrohungen siehe die klassische Studie von Karl Popper, Die Offene Gesellschaft und ihre Feinde (1980). Die Universität als Diskursgemeinschaft 159 V. Bradburys History Man modelliert ein Diskursuniversum, in dem die Oppositionen umso schärfer gezogen werden, je mehr sie riskieren, zu kollabieren. Der Roman zeigt die Panik derjenigen, die sich in langen Jahren Macht erstritten haben, davor, diese wieder zu verlieren. Diese Macht lässt sich vornehmlich beschreiben als diskursive Macht, welche über rhetorische Spiele zu halten gesucht wird, koste es, was es wolle. Es sind dies Spiele, die genau von dem leben, was sie inkriminieren. Dagegen setzt der Roman den Gestus der Dekonstruktion. Ein Anliegen dekonstruktiven Denkens, dem Bradbury selbst nicht unbedingt gewogen war, 30 besteht gerade darin, die in ihren Fixierungen ‘todbringenden’ Oppositionen westlichen Denkens zu beseitigen, 31 um auf diese Weise zur Utopie der freien Rede, des freien Gedankenaustauschs vorzudringen. Vielleicht aber zeigt sich hierin auch eine entscheidende Bestimmung der Universität selbst: nämlich der Universität als Freiraum, als Raum der Möglichkeit, des Ausprobierens, des Nebeneinanderstellens immer wieder neuer und anderer Systeme des Denkens und Argumentierens, welche Wahrheit erproben, ohne sie zu fetischisieren, welche Erkenntnis fördern, ohne sie zu verabsolutieren, welche sich einer - wie auch immer utopischen, fiktiven, im Als-Ob verbleibenden - ‘Interesselosigkeit’ verpflichtet sehen, bevor sie notgedrungen sodann wiederum in den Widerstreit unmittelbarer politischer Interessen geraten. Insofern wäre die eingangs konstatierte ‘Entdeckung der Welt’ durch den Professor im Sinne einer unmittelbaren Einmischung und Verpflichtung gegenüber der Lebenswelt - dem, was als ‘life’ gilt - gar nicht unbedingt wünschenswert. Denn die Universität muss vielmehr Laboratorium sein, Elfenbeinturm, Utopie bzw. Heterotopie, um genau darin ihre Funktion der intellektuell-distanziert gesellschaftsbeschreibenden, gesellschaftsbegleitenden, gesellschaftsverändernden Alterierung, des Denkens und Vorstellens anderer Möglichkeiten als lediglich der gegebenen zu erfüllen. 32 Das Motto zu Weiß’ Universitätsromanbuch verweist auf ein dem elisabethanischen Dichter und Prediger John Donne entnommenes Bild von der Universität als hortus conclusus - zugegebenermaßen zugleich auch auf das der “wildernesse”, des Dr Zacheryschen ‘Chaos’. 33 Vielleicht, so 30 Siehe etwa seinen Text My Strange Quest for Mensonge (1987). 31 Zum Gedanken, dass es in der postaufklärerischen Gesellschaft vor allem darum gehe, “to deconstruct […] death-dealing binary oppositions”, siehe, am Beispiel der gender-Opposition und mit Bezug auf Julia Kristeva, Toril Moi, Sexual/ Textual Politics. Feminist Literary Theory (1985). 32 Zum Konzept der Heterotopie als einer ‘tatsachlich realisierten Utopie’ mit charakteristisch gleicher Geltung des Bestehenden und Nicht-Bestehenden siehe Michel Foucault, “Andere Räume” (1991: v.a. 39). 33 “The University is a Paradise, Rivers of Knowledge are there. Arts and Sciences flow from thence. Counsell Tables are Horti conclusi, (as it is said in the Canticles), Gardens that are walled in, and they are Fontes signati, Wells that are sealed up; bot- Andreas Mahler 160 zeigt Bradburys Universitätssatire, müssen Universitäten genau auch solche abgegrenzten Biotope sein und nicht nur - wie oft vermeint - Brennpunkte des Politischen, um ihre Aufgabe in der heutigen - in jeder - Gesellschaft zu erfüllen. Literaturverzeichnis Antor, Heinz (1996). Der englische Universitätsroman. Bildungskonzepte und Erziehungsziele. (Anglistische Forschungen 238). Heidelberg: Carl Winter. 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