eJournals Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik 38/1

Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik
0171-5410
2941-0762
Narr Verlag Tübingen
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Kazuo Ishiguros Roman The Remains of the Day (1989) handelt vom Einfluss der Erinnerung beim Erzählen der eigenen Lebensgeschichte eines ‚kleinen Mannes‘ und positioniert sich im literarischen Genre des historischen Romans.1 Der Roman führt vor, wie das Bemühen des Individuums um Wahrhaftigkeit mit dem Bedürfnis nach Selbstrechtfertigung in Konflikt gerät, ein Konflikt, der für den Erhalt der Selbstachtung nicht vor der Verdrehung von Fakten halt macht. Im Fall des Erzählers Stevens, der als Butler im Hause eines aristokratischen Nazi-Sympathisanten im England der 1930er Jahre am Vorabend des Zweiten Weltkriegs dient, gewinnt dessen retrospektive Verdrängungsleistung angesichts seiner apolitischen Passivität an ethischer Brisanz. Der Butler rechtfertigt in völliger Ergebenheit die Machenschaften seines Herrn und diese Selbsttäuschung praktiziert er ebenso in seiner harschen Zurückweisung der Haushälterin Miss Kenton, die sich in ihn verliebt. Für diese sorgsam gepflegte Lebenslüge zahlt er jedoch einen hohen Preis: Erst als es schon zu spät ist, sein Herr verbittert gestorben ist und keine realistische Möglichkeit für eine Beziehung mit Miss Kenton mehr besteht, muss er seine Selbsttäuschung eingestehen. Der Text wirft somit sowohl in seiner komplexen Erzählform wie auch auf der motivischen Ebene vielfältige Fragen zur Rolle von Erinnerung und Identität bei der Rekapitulation und Rekonstruktion von Vergangenem auf. Aber auch narratologisch relevante Fragen werden aufgeworfen: Ist ein Erzähler, der die eigene Unzuverlässigkeit bisweilen eingesteht, dann noch unzuverlässig? Welche Funktion erfüllt die Strategie des Erzählers Stevens, seine Erinnerungsepisoden immer wieder neu zu verknüpfen und so die Kausalzusammenhänge zu verschleiern? Wie hängt dies mit seiner Erinnerung und dem Bemühen um die Herstellung einer kohärenten Lebenserzählung zusammen? Im Folgenden soll auf diese Fragen eingegangen werden und dafür Ishiguros Text als ambivalente, sowohl ideologiekritische als auch wertkonservative, Auseinandersetzung mit der Rolle und Macht der Erinnerung bei der retrospektiven Sinnstiftung gelesen werden. Weder die Abwertung des Erzählers und seiner Erinnerung, noch die Illusionsförderung im Sinne eines ‚realistischen‘ Erzählens, so meine These, ist für Ishiguros Roman zentral. Vielmehr inszeniert er, basierend auf kognitionspsychologischen Erkenntnissen, die narrative ‚Zurichtung‘ der Erinnerung durch das Individuum auf die Bedürfnisse der Gegenwart hin.2 Dies äußert sich in Stevens’ ‚Zurechtbiegen‘ seiner Erinnerungen, mit dem – freilich unbewussten – Ziel, sich eine für ihn befriedigende Identität zu konstruieren, wobei ihm der Leser dabei gleichsam über die Schulter blicken kann. Zudem soll The Remains of the Day auf Überschneidungspunkte mit dem in der neueren Forschung vieldiskutierten Konzept der narrativen Identität hin untersucht werden. Der vorliegende Aufsatz unternimmt in diesem Zusammenhang den Versuch, eine narratologische Analyse der diegetischen Ebene auch für weltanschaulich-moralisch-ideologische Fragen fruchtbar zu machen.
2013
381 Kettemann

„… what dignity is there in that?“

2013
Daniel Schäbler
„… what dignity is there in that? “ Zum Zusammenhang erzählerischer Unzuverlässigkeit und ethischem Verhalten in Kazuo Ishiguros The Remains of the Day Daniel Schäbler Kazuo Ishiguros Roman The Remains of the Day (1989) handelt vom Einfluss der Erinnerung beim Erzählen der eigenen Lebensgeschichte eines ‚kleinen Mannes‘ und positioniert sich im literarischen Genre des historischen Romans. 1 Der Roman führt vor, wie das Bemühen des Individuums um Wahrhaftigkeit mit dem Bedürfnis nach Selbstrechtfertigung in Konflikt gerät, ein Konflikt, der für den Erhalt der Selbstachtung nicht vor der Verdrehung von Fakten halt macht. Im Fall des Erzählers Stevens, der als Butler im Hause eines aristokratischen Nazi-Sympathisanten im England der 1930er Jahre am Vorabend des Zweiten Weltkriegs dient, gewinnt dessen retrospektive Verdrängungsleistung angesichts seiner apolitischen Passivität an ethischer Brisanz. Der Butler rechtfertigt in völliger Ergebenheit die Machenschaften seines Herrn und diese Selbsttäuschung praktiziert er ebenso in seiner harschen Zurückweisung der Haushälterin Miss Kenton, die sich in ihn verliebt. Für diese sorgsam gepflegte Lebenslüge zahlt er jedoch einen hohen Preis: Erst als es schon zu spät ist, sein Herr verbittert gestorben ist und keine realistische Möglichkeit für eine Beziehung mit Miss Kenton mehr besteht, muss er seine Selbsttäuschung eingestehen. Der Text wirft somit sowohl in seiner komplexen Erzählform wie auch auf der motivischen Ebene vielfältige Fragen zur Rolle von Erinnerung und Identität bei der Rekapitulation und Rekonstruktion von Vergangenem auf. Aber auch narratologisch relevante Fragen werden aufge- 1 Der Roman fügt sich somit in eine bereits vor einiger Zeit konstatierte Tendenz ein, der zufolge „the kinds of historical novels we are seeing these days, like their historiographical counterparts, reflect an interest in the ordinary and the dispossessed - those traditionally dispossessed by posterity, as well as those dispossessed materially and politically“ (Lang 2000: 148). AAA - Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik Band 38 (2013) · Heft 1 Gunter Narr Verlag Tübingen Daniel Schäbler 20 worfen: Ist ein Erzähler, der die eigene Unzuverlässigkeit bisweilen eingesteht, dann noch unzuverlässig? Welche Funktion erfüllt die Strategie des Erzählers Stevens, seine Erinnerungsepisoden immer wieder neu zu verknüpfen und so die Kausalzusammenhänge zu verschleiern? Wie hängt dies mit seiner Erinnerung und dem Bemühen um die Herstellung einer kohärenten Lebenserzählung zusammen? Im Folgenden soll auf diese Fragen eingegangen werden und dafür Ishiguros Text als ambivalente, sowohl ideologiekritische als auch wertkonservative, Auseinandersetzung mit der Rolle und Macht der Erinnerung bei der retrospektiven Sinnstiftung gelesen werden. Weder die Abwertung des Erzählers und seiner Erinnerung, noch die Illusionsförderung im Sinne eines ‚realistischen‘ Erzählens, so meine These, ist für Ishiguros Roman zentral. Vielmehr inszeniert er, basierend auf kognitionspsychologischen Erkenntnissen, die narrative ‚Zurichtung‘ der Erinnerung durch das Individuum auf die Bedürfnisse der Gegenwart hin. 2 Dies äußert sich in Stevens’ ‚Zurechtbiegen‘ seiner Erinnerungen, mit dem - freilich unbewussten - Ziel, sich eine für ihn befriedigende Identität zu konstruieren, wobei ihm der Leser dabei gleichsam über die Schulter blicken kann. Zudem soll The Remains of the Day auf Überschneidungspunkte mit dem in der neueren Forschung vieldiskutierten Konzept der narrativen Identität hin untersucht werden. Der vorliegende Aufsatz unternimmt in diesem Zusammenhang den Versuch, eine narratologische Analyse der diegetischen Ebene auch für weltanschaulich-moralisch-ideologische Fragen fruchtbar zu machen. Erzählstruktur und Ironie Stevens, ein alternder Butler, dessen Vornamen ungenannt bleibt, reist mit dem Automobil seines amerikanischen Arbeitgebers durch das England der 1950er Jahre, um die ehemalige Haushälterin des Herrenhauses, in dem er dient, aufgrund von Personalengpässen zur Rückkehr nach Darlington Hall zu bewegen. Unterwegs führt er ein Tagebuch, in dem er seine momentanen Reiseerlebnisse festhält und in das immer wieder Erinnerungen vergangener Jahrzehnte, vor allem aus den 1930er Jahren, einfließen. Als er an seinem Ziel ankommt, stellt sich heraus, dass die Haushälterin nicht so unglücklich mit ihrem Leben ist, wie er aus ihrem Brief herauszulesen glaubte, und lieber bei ihrem Mann bleiben will. Die Aufzeichnungen enden damit, dass der Butler weinend auf dem Pier eines südenglischen Badeortes sitzt und erkennt, dass er sein Leben verschwendet hat. 2 Erstmals finden sich diese Gedanken in den 1930er Jahren bei dem französischen Soziologen Maurice Halbwachs, vgl. hierzu Neumann 2005b: 159ff. Erzählerische Unzuverlässigkeit und Ethik in The Remains of the Day 21 Dies ist im Grunde alles, was sich über die Handlung in The Remains of the Day sagen lässt. Bereits die gewählte Erzählform problematisiert den Erzählinhalt. Die als Tagebuchnotizen ausgegebenen Binnenerzählungen sind nicht nur recht handlungsarm (Rushdie 1991: 244), ihr fiktionsinterner Wahrheitsgehalt wird durch die ständig in den Erzählfluss einbrechenden und ihn unterbrechenden Erinnerungen in Zweifel gezogen. Verstärkt wird dies durch Stevens’ andauernde Relativierung seines Erinnerungsvermögens. Die erinnerten vergangenen Episoden sind keineswegs chronologisch geordnet, sondern springen teils zwischen mehreren Jahrzehnten hin und her, was die Rekonstruktion erschwert. Viele Episoden lassen sich nur ungefähr in eine Abfolge bringen, genaue Zeitangaben sind selten und werden vom Erzähler meist sogleich wieder in Zweifel gezogen. Narratologisch gefasst handelt es sich demnach um die fiktive Autobiographie in Tagebuchform eines autodiegetischen Erzählers, der monoperspektivisch erzählt, die erinnerten Ereignissequenzen in anachronischer Reihenfolge präsentiert und die vergangenen Ereignisse analytisch rekonstruiert. Die paradigmatisch gewählte Form des chronologischen Tagebuchs kontrastiert mit der syntagmatisch achronologischen Anordnung der Handlung. Lorna Martens (1985: 192) weist in ihrer Studie zur Tagebuchliteratur darauf hin, dass die ursprünglich mimetische Form des Tagebuchs im Laufe der Literaturgeschichte poetisch und bedeutungstragend geworden sei: „Where the fiction of writing was no longer an obligatory convention in first-person fiction, it became a device that called attention to itself.“ Durch die charakteristische Hybridität und Fragmentarizität des Tagebuchs ist bereits die Form semantisiert: „The diary is a loose form. It is not cohesive; it consists of pieces. The only order implicit in it is the successiveness of narration itself“ (Martens 1985: 186). Durch die retrospektive Sinnstiftung des Butlers entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen den Zeitebenen (vgl. Nünning 1995: 259f.). Zwei Zeitebenen innerhalb der erzählerischen Vermittlung sind zu unterscheiden: Die erste Ebene ist die in der erzählerischen Gegenwart angesiedelte Schilderung von Stevens’ Reiseeindrücken, die den Konventionen der Tagebuchliteratur folgend jeweils den aktuellen Stand des Bewusstseins des Erzählers wiedergibt und Zeitlücken offen lässt, während die Handlung weiterläuft. Diese muss der Leser aufgrund der nachträglich gegebenen Informationen rekonstruieren. Die Tagebucheinträge decken fiktionsintern Stevens’ sechstägige Reise nach Cornwall ab und sind in sieben Abschnitte unterteilt, wobei nicht jeder Tag einzeln, sondern bisweilen Vormittag und Abend als Zeitpunkte von Stevens’ Eintragungen benannt werden und der vorletzte Tag übersprungen wird. 3 3 Wolf (2005: 124-125) zeigt auf, dass diese Leerstelle bedeutungstragend ist, insofern die Lücke in Stevens‘ Aufzeichnungen genau mit dem Tag zusammenfällt, an dem er von Miss Kenton erfährt, dass sie - obwohl unglücklich - verheiratet ist. Daniel Schäbler 22 Die zweite Ebene besteht aus Stevens’ Erinnerungen, die anachronisch, tendenziell jedoch fortschreitend, angeordnet sind. Wie noch auszuführen sein wird, ist diese intradiegetische Ebene zentral, da sich auf ihr hauptsächlich die Handlung abspielt. Die erste Ebene ist jedoch insofern fundamental und für den Gesamttext konstitutiv, als sie auf prononcierte Weise eine Spannung zwischen Gegenwart und Vergangenheit hervorruft: In seiner Retrospektion rechtfertigt sich Stevens teils exzessiv für sein früheres Verhalten bzw. seine politischen und sozialen Einstellungen, kommt jedoch auch bisweilen zu Neubewertungen seiner Leitlinien und seines damaligen Verhaltens, vor allem zum Ende des Textes hin. 4 Die beiden Ebenen sind sowohl strukturell wie inhaltlich eng miteinander verzahnt: Stevens thematisiert auf der Ebene der Erzählgegenwart seine oft undeutliche Erinnerung, schildert die Erinnerung an vergangene Ereignisse auf der zweiten, intradiegetischen Ebene jedoch detailliert, so dass der Leser passagenweise in die Handlung eintauchen und vergessen kann, dass sie lediglich rückblickend erzählt wird. Somit wechseln aus wirkungsästhetischer Sicht primäre Geschehensillusion (showing) und sekundäre Erzählillusion (telling) einander ab, wobei die Erzählillusion stets als Grundierung und Rückhalt fungiert, wenn die Geschehensillusion aufgrund der vom Erzähler offen thematisierten fiktionsinternen Erinnerungslücken zusammenbricht und der Erzählinhalt dadurch relativiert wird. 5 Parkes (2001: 35) weist darauf hin, dass [t]he cumulative effect of several different entries is that they relativize each other; each one has the potential to cast the others in an ironic light. The diary form, moreover, is able to accommodate an unusually wide range of emotional and psychological states, and so permits novelists to indicate the breadth and depth of their characters in ways that open up large vistas of irony. Dramatische Ironie ist in der Tat ein zentrales Motiv des Textes. Die Sprache der männlichen Figuren, die äußerst formell ist, disqualifiziert sich wiederholt selbst bzw. bewirkt die für Ironie konstitutive Kluft zwischen Aussageabsicht des Sprechers und Wirkung auf den Rezipienten. Lord Darlington, für den Stevens arbeitet, liefert hierfür ein besonders prägnantes Beispiel, als er sich an sein ritterliches Verhältnis zu einem deutschen Offizier erinnert, der erst Kriegsgegner war und dann zum Freund wurde: „‚He was my enemy,‘ he [Darlington] was saying, ‚but he always Die Leerstelle verweist somit ikonisch auf Stevens’ unausgesprochene Emotionen angesichts dieser Nachricht. 4 Lang (2000: 155) charakterisiert diesen Handlungsstrang treffend: „A significant portion of Stevens’s narrative consists of his attempt to recreate, from his perspective as a private individual at the margins of power, the full historical context in which Lord Darlington made his ill-fated decisions.“ 5 Zu der verwendeten Typologie unterschiedlicher Illusionstypen vgl. Wolf 1993. Erzählerische Unzuverlässigkeit und Ethik in The Remains of the Day 23 behaved like a gentleman. We treated each other decently over six months of shelling each other‘“ (73). Unzulänglicher könnte der Kodex der Ehre angesichts der modernen Kriegsführung nicht sein. Auch der humorlose Stevens hat seine Erzählung bisweilen nicht im Griff. Sein beständiger Versuch, die eigene Würde aufrecht zu erhalten, kollabiert wiederholt, was in unbeabsichtigter Komik resultiert. So etwa als er vom prüden Lord Darlington den Auftrag erhält, den jungen Reginald Cardinal noch vor dessen Hochzeit über menschliche Fortpflanzung aufzuklären. Stevens bemüht sich zwar, dies pflichtgemäß auszuführen, drückt sich jedoch so lange und unbeholfen um das Thema herum, dass Cardinal zum Schluss glaubt, Stevens wolle ihn auf die Schönheit der Natur aufmerksam machen (90). Was hier und an einigen anderen Stellen auf äußerst komische Weise demontiert wird, ist nichts Geringeres als das Bild des ‚alten‘ und ehrwürdigen Englands der Vorkriegszeit. 6 Der Mythos des souveränen Butlers und des ‚anständigen‘ Adels wird durch Ironie dekonstruiert, aber zugleich auch nostalgisch verklärt. Die Sympathielenkung des Textes richtet sich wiederholt auf Stevens, der durchweg ‚sein Bestes‘ zu geben meint, dabei aber tragisch unbeholfen wirkt. Erzählerische Unzuverlässigkeit Darüber hinaus sind viele der Aussagen des Erzählers Stevens ohne große Schwierigkeiten als Selbstbetrug zu entlarven. Um dies deutlich zu machen, bedient sich der Text eines perspektivischen Kniffes: Die eigentlich streng monoperspektivische Sichtweise Stevens’ wird in entscheidenden Passagen aufgebrochen und um eine Fremdperspektive erweitert, was bisher in der Forschung kaum explizit bemerkt wurde. 7 So werden Stevens’ Reaktionen auf ihn persönlich betreffende Ereignisse - etwa den Tod seines Vaters - von ihm selbst ausgelassen, jedoch von anderen Figuren - etwa von Reginald Cardinal - kommentiert und somit für den Leser manifest: Kurz nachdem er die Nachricht vom Tod seines Vaters erhalten hat, fährt Stevens fort, die Gäste während einer internationalen Konferenz zu bedienen. Cardinal, der Sohn eines der Initiatoren der Konferenz, bemerkt ihm gegenüber: „‚Stevens, are you all right? ‘ ‚Yes sir. Perfectly.‘ ‚You look as though you’re crying.‘ I laughed and taking out a handkerchief, quickly wiped my face. ‚I’m very sorry, sir. The strains of a hard day.‘“ (105). Stevens ist stolz ob seiner Pflichterfüllung an diesem für ihn schweren Abend und scheint seine starke emotionale Reaktion gar nicht wahrzunehmen, beziehungsweise zu verdrängen, da er die Passage unkommentiert lässt. 6 Vgl. den Aufsatz von Anne Luyat (1994: bes. 190), sowie die humoristischen Romane von P. G. Wodehouse, die einen wichtigen Intertext darstellen. 7 Eine Ausnahme bilden hier Phelan/ Martin 1999. Daniel Schäbler 24 Hieraus ergibt sich die in der Forschung viel diskutierte Frage nach der Zuverlässigkeit des Erzählers Stevens. Eine gewisse Diskrepanz zwischen seiner expliziten Darstellung seiner Sichtweise von Ereignissen und impliziten Textsignalen ist offensichtlich, etwa den oben beschriebenen Reaktionen der anderen Figuren, die seiner Version widersprechen, sowie Stevens’ teils obsessives Bemühen um ‚Klarstellung‘ von Ereignissen, die seine Würde in den Augen des Adressaten herabsetzen könnten. Andererseits wird sich der Butler zunehmend bewusst, dass er sich die Vergangenheit bisweilen zurechtgebogen hat, was seine Unzuverlässigkeit mindert. 8 Dass ihm dieses Erzählprojekt letztlich nur unvollständig glückt, hängt eng mit Stevens’ rigider Lebensmaxime der dignity zusammen. Die Würde ist ein zentraler Bestandteil der ambivalenten nostalgischen Sehnsucht des Textes nach den verloren gegangenen stabilen Werten des ‚alten England‘, und trägt somit (auch) eine positive Valenz. Dieses Konzept zwingt Stevens’ Erinnerung jedoch wiederholt dazu, ihm gleichsam hinter seinem Rücken Streiche zu spielen. Dies ist fiktionsintern die Ursache für das vom Text aufgerufene Konzept des unzuverlässigen Erzählers. 9 Die eigene Glaubwürdigkeit als Erzähler ist jedoch die fundamentale Voraussetzung für Stevens’ um größtmögliche Verbindlichkeit bemühten Erzählakt: „Die intersubjektive Anerkennung der narrativ konstruierten und präsentierten Identität ist mithin untrennbar mit dem Entwurf von plausiblen Geschichten verwoben […]“ (Neumann 2005a: 66f.). David Lodge weist zudem auf den engen Zusammenhang zwischen Stevens’ Unglaubwürdigkeit und seiner doppelbödigen Sprache hin: Stevens speaks, or writes, in a fussily precise, stiffly formal style - butlerspeak, in a word. Viewed objectively, the style has no literary merit whatsoever. It is completely lacking in wit, sensuousness and originality. Its effectiveness as a medium for this novel resides precisely in our growing perception of its inadequacy for what it describes. (Lodge 1992: 155) Kathleen Wall (1994: 22) ordnet Stevens dem Typus des Erzählers zu, 8 Zur Frage der Unzuverlässigkeit von Stevens als Erzähler und den damit verbundenen Meta-Implikationen für die Theorie des unzuverlässigen Erzählens, vgl. ausführlich Wall 1994. 9 Zu einer konzisen Definition dieses Konzeptes und seiner Entstehungsgeschichte vgl. Zerweck 2004: 681. Das Konstrukt des unzuverlässigen Erzählers wird als ästhetischer Effekt in einem literarischen Text häufig eingesetzt. Jedoch ist aus der Alltagserfahrung bekannt, dass jeder Erzählakt ein und dasselbe Ereignis in ein anderes Licht taucht. Zudem stellt sich sogleich die Frage „Unreliable - compared to what? “ (Nünning 1999): In vielen Erzähltexten des 20. Jahrhunderts ist es beispielsweise aufgrund der Perspektivenstruktur meist nicht möglich, eine objektive Rekonstruktion der Fakten zu erlangen (vgl. auch Neumann 2005a: 165f.). Um nicht in eine ausführliche Diskussion der Theorie und des Für und Wider des Konzeptes des unzuverlässigen Erzähler abzugleiten, soll im Folgenden nur insofern auf die Probleme und Widersprüche dieses Konzeptes eingegangen werden, als der Text diese selbst aufwirft. Erzählerische Unzuverlässigkeit und Ethik in The Remains of the Day 25 [...] whose weakness is psychological, who lies to hide from himself, whose subjectivity is a sight of so much conflict that he or she finds is necessary to bracket off large portions of his or her experience, or who has a huge emotional investment in a certain view of things, else the metaphysical blocks of his world will come tumbling about his head. Es lassen sich somit zwei Ebenen ausmachen, auf denen sich die innovative narrative Inszenierung der Unzuverlässigkeit manifestiert: die Ebene der Sprache, die Stevens verwendet, und die Ebene der von ihm präsentierten und kommentierten Ereignisse und Normen, auf der etwa die oben bereits erwähnten Diskrepanzen auftreten zwischen Stevens’ Auslassung seiner emotionalen Reaktionen und den Äußerungen der ihn umgebenden Figuren, die bemerken, was er nicht wahrnimmt. Wall (1994: 28) führt vor, wie diese Diskrepanz zwischen Oberflächen- und Subtext den Leser geradezu dazu herausfordert, die Lücken selbst aufzufüllen: It seems to me at least possible that Stevens in some way acknowledges his grief precisely through the reports of others, largely because such reports will not violate his sense of dignity and decorum […]. We are finally left unsure of how aware he is of the contradictions between the explanations offered to others in scene and the allusions to sadness made in his summary to his narratee. Phelan und Martin (1999: 95f.) kommen zu einem ähnlichen Ergebnis, gehen jedoch einen Schritt weiter: „On those occasions [Stevens’ öffentliches Weinen], Stevens is underreporting his emotions, and this underreporting is a telling sign of the reticence of his character but it may not be an instance of unreliability - depending on whether we decide that he expects his narratee to infer from the scene that he is crying.“ Das zunächst sehr naheliegende Konzept des unzuverlässigen Erzählers gerät ins Wanken. Auf der ersten Ebene der Unzuverlässigkeit, der sprachlichen Eigenheiten des Butlers, die von ihm nicht intendierte Bedeutungen tragen, finden sich, neben den unpersönlichen und Objektivität simulierenden „one“ und „you“, häufige Beteuerungen der Wahrheit bzw. Objektivität seiner Betrachtungen sowie Stevens’ rekurrierende Rückversicherungen an seinen Adressaten, dass der ihn richtig verstehe: „In any case, to return to my thread, you will appreciate“ (147), „I must reiterate“ (147), „I feel I should explain“ (43) sowie: „Then let me make it clear that nothing could be further from the truth“ (125). Solche häufig auftretenden diskursstrukturierenden Markierungen sind kennzeichnend für Stevens’ Bemühen, den Anschein einer souveränen Kontrolle über seine Erzählung zu erwecken. In dieser Häufung wird jedoch gerade die affirmative Beteuerung zum Stolperstein für den Leser: Wer ständig seine Zuverlässigkeit betonen muss, kann sich seiner Sache nicht allzu sicher sein. 10 10 Zu Stevens’ ‚kodierter Sprache‘ (Petry 1999: 123) gehört etwa auch die Polisemantik seiner Phrase „a little tired,“ die er für diverse Situationen des Unwohlseins o- Daniel Schäbler 26 Weit signifikanter sind jedoch die Widersprüche auf der Inhaltsbzw. Handlungsebene. Stevens’ Versuch, im Einklang mit den damals gängigen Werte- und Normensystemen die eigene Würde zu wahren, wäre als Indiz für seine Unzuverlässigkeit, aber eben auch für seine durchaus als positiv zu bewertenden Bemühungen zu lesen, taktvollen Abstand zu seinen Mitmenschen zu halten. Ein in der Forschung inzwischen recht berühmtes Beispiel für die Kombination aus Stevens’ (vorgeblich) unzuverlässiger Erinnerung und der Diskrepanz zwischen seinen Gedanken und berichteten Taten soll hier aus Platzgründen stellvertretend für einige andere ausführlicher besprochen werden. Stevens erinnert sich an eine Episode, als Miss Kenton eines Morgens in seinem Beisein vom Tod ihrer Tante erfährt. Taktvoll lässt er sie in ihrem Schmerz allein, bemerkt vor der Tür jedoch, dass er vergessen hatte, ihr sein Beileid auszusprechen. I could well imagine the blow the news would be to her, her aunt having been, to all intents and purposes, like a mother to her, and I paused out in the corridor, wondering if I should go back, knock and make good my omission. But then it occurred to me that if I were to do so, I might easily intrude upon her private grief. Indeed, it was not impossible that Miss Kenton, at that very moment, and only a few feet away from me, was actually crying. (176f., meine Hervorhebungen) Er nimmt sich vor, ihr bei nächster Gelegenheit sein Beileid auszusprechen (176f.). Was jedoch folgt, als der Butler ihr am Nachmittag wieder begegnet, ist das genaue Gegenteil von Stevens’ Vorhaben: In szenischer Wiedergabe rügt er Miss Kenton bezüglich der ihr unterstehenden Dienstmädchen, diese hätten Geschirr nachlässig einsortiert (177ff.). Warum sagt Stevens, er wolle das eine, tut jedoch das andere? Zwei divergierende Lesarten bieten sich an. Die ‚naturalisierende‘ wäre die, dass Stevens, getreu seinem bisher zur Schau gestellten Charakter Schwierigkeiten hat, über persönliche Dinge mit anderen Menschen zu reden und daher auf irgendwelche unpersönlichen beruflichen Angelegenheiten ausweicht. Denkbar wäre auch, dass Stevens Miss Kenton - auf ungeschickte Weise - von ihrer Trauer ablenken will, wie Wall (1994: 26) vermutet. Diese Lektüre stößt jedoch schnell auf das Problem, dass sie notwendigerweise psychologisch-spekulativ bleiben muss, da der Text den Widerspruch kommentarlos offen lässt. Die andere Lesart, die näher an den vom Text bereitgestellten Informationen bleibt, ist die, dass der Butler die Aporie, die sich für seinen Adressaten (und auch den Leser) auftut, schlicht nicht wahrnimmt und er als Erzähler somit unzuverlässig ist. Diese beiden Lesarten schließen sich jedoch bei näherem Hinsehen der der Trauer verwendet (105, 220, 243). Zu der diskursiven Ebene gehören ebenfalls die teils stereotypen Wendungen, mit denen Stevens sich eines unangenehmen Themas entledigt, sowie die mitunter abrupten Themenwechsel mit dem gleichen Effekt (67, 138, 139, 180). Erzählerische Unzuverlässigkeit und Ethik in The Remains of the Day 27 nicht gegenseitig aus: Die ursprünglich gute Intention verlagert sich in eine Verdrängungsleistung. Der vermeintlich einfache und logisch erschließbare Sachverhalt dieser Szene (Stevens steht vor Miss Kentons Tür und hat den Eindruck, dass sie weint) wird jedoch im Folgenden destabilisiert. Da ist zum einen die ungläubige Rhetorik des Butlers - die in der ihm eigentümlichen elaborierten Sprache formulierte Erkenntnis der Möglichkeit, dass Miss Kenton tatsächlich weinen könnte - in Kombination mit dem gar nicht mehr so elaborierten, vagen „strange feeling“, das Stevens vor der Tür verspürt. Die Relevanz dieser Schlüsselszene entfaltet sich erst rund 40 Seiten später durch Stevens’ Versuch, sie chronologisch einzuordnen: In einer später notierten Erinnerungspassage wiederholt er fast wörtlich die Situation, dass er vor Miss Kentons Tür steht und nicht weiß, ob er eintreten solle, mit einer entscheidenden Wendung: „However, I am not at all certain now as to the actual circumstances which had led to me standing thus in the back corridor“ (212). Stevens revidiert daraufhin seine vorige Zuordnung auf Seite 176: But now, having thought further, I believe I may have been a little confused about this matter; that in fact this fragment of memory derives from events that took place on an evening at least a few months after the death of Miss Kenton’s aunt - the evening, in fact, when the young Mr Cardinal turned up at Darlington Hall rather unexpectedly. (212) Er fährt fort mit der Schilderung der Ankunft des Journalisten Reginald Cardinal, der an dem geheimen Treffen des Lords mit führenden Nationalsozialisten interessiert ist. Was Stevens jedoch geflissentlich ignoriert bzw. nicht wahrnimmt, ist die Verbindung zwischen den zwei Szenen, die er mit dieser Korrektur implizit aufbaut. An jenem ereignisreichen Abend, als Cardinal eintrifft und Darlington sich zum Geheimgespräch mit dem deutschen Botschafter Joachim von Ribbentrop trifft, sucht Stevens Miss Kenton auf, um ihr eine dienstliche Mitteilung zu machen. Bei dieser Gelegenheit erinnert sie ihn daran, dass sie gleich zu ihrem freien Abend aufbrechen wird und versucht, Stevens zu provozieren, indem sie ihm unterstellt, er gönne ihr diesen Ausflug nicht. Als dieser Versuch scheitert, eröffnet sie Stevens, dass sie darüber nachdenkt, den Mann, mit dem sie sich trifft, zu heiraten. Stevens bedankt sich höflich für diese Information und entschuldigt sich mit seinen Pflichten (214f.). Auch ein späterer Versuch, ihn aus der Reserve zu locken, scheitert (215f.). Daraufhin geht sie aus, während Stevens die Gäste bewirtet und sich mit Cardinal über das Geheimtreffen unterhält. Später am Abend begegnen sich der Butler und die Haushälterin wiederum scheinbar zufällig, wobei sie sich für ihre frühere Emotionalität entschuldigt. Stevens pariert auf eine für ihn typische Art: „I have not taken anything you have said to heart, Miss Kenton. In fact, I cannot recall what it is you might be referring to. Events of great importance are unfolding upstairs and I can hardly stop to exchange Daniel Schäbler 28 pleasantries with you“ (226). Kurz darauf geht Stevens an ihrer Tür vorbei und ruft die Szene mit dem vermeintlichen Weinen ein drittes Mal auf: „And that was the moment, I am now sure, that has remained so persistently lodged in my memory […]“ (226). Durch die Montage und Remontage der zentralen Erinnerungssequenz mit anderen Erinnerungen wird die Rekonstruktion eines Kausalzusammenhanges erschwert, jedoch nicht unmöglich gemacht: Miss Kenton weint - aber weint sie wirklich? -, nicht weil ihre Tante gestorben ist, sondern weil es Stevens scheinbar egal ist, dass sie jemanden anderes heiraten will, er gar vorgibt, sich an ihre doch bedeutende Ankündigung nicht mehr zu erinnern. 11 Dieser Sachverhalt wird jedoch durch die Montagestruktur von Stevens Erinnerungen verschleiert und zunächst einer ‚harmloseren‘ Szene (der Trauer um die Tante) angeheftet. Der Leser wird notgedrungen zum Psychologen, der sich aus den sich widersprechenden und korrigierenden Erinnerungen die plausibelste Version der Ereignisse zurechtsucht. Aufgrund der oben geschilderten Diskrepanzen gerät die Primärillusion der Verbindlichkeit von Stevens’ Erzählung ins Wanken; die Möglichkeit der verbindlichen Darstellung zurückliegender Ereignisse wird in Frage gestellt. Die offensichtlichen Widersprüche in Stevens’ Version der Ereignisse sind eng verzahnt mit der Rolle der Erinnerung sowie der Perspektivenstruktur: Als homodiegetischer intern-fokalisierter Erzähler sind alle seine Aussagen subjektiv gebrochen. Kein allwissender Erzähler garantiert eine letztgültige Wahrheit. Der Text versucht dieses ‚Manko‘ des Erzählers jedoch nicht zu kaschieren, sondern stellt es wiederholt in den Vordergrund. Dies wirft einige epistemologische Fragen auf: Kann man überhaupt eine ‚wahre‘ Version der Ereignisse rekonstruieren? Ein Konzept wie das des unzuverlässigen Erzählers wäre lediglich eines von vielen, das dieser Erkenntnis zum Opfer fallen würde: Finally, Ishiguro’s novel, by both facilitating and frustrating the process of figuring out ‚what really happened‘ not only refocuses the reader’s attention on the narrator’s mental processes, but deconstructs the notion of truth, and consequently questions both ‚reliable‘ and ‚unreliable‘ narration and the distinctions we make between them. (Wall 1994: 23) Trotz der Tendenz des Textes zur Relativierung darf jedoch nicht vergessen werden, dass einige Ereignisse, etwa Darlingtons Paktieren mit den Nationalsozialisten und seine Nähe zu Mosleys Braunhemden, als deutlich negativ bewertet werden. Hierin liegen die ethischen Fix- und Ankerpunkte der Diegese, deren Bewertung nicht der dekonstruierenden Relativierung unterliegt. 11 Bei ihrem Treffen an Stevens’ Reiseziel, Weymouth, bestätigt Miss Kenton auf distanzierte Weise, dass sie Stevens mit ihrem Weggang zu einer emotionalen Reaktion provozieren wollte: „[…] simply another ruse, Mr Stevens, to annoy you“ (239). Erzählerische Unzuverlässigkeit und Ethik in The Remains of the Day 29 Wie gezeigt, ist das Geflecht aus Perspektive, Erinnerung und unterdrückten psychologischen Motiven komplex. Diese Komplexität wird erhöht durch die häufige Thematisierung der Unzuverlässigkeit der eigenen Erinnerung durch den Erzähler: Ist ein Erzähler, der sich der eigenen Unzuverlässigkeit bewusst ist, überhaupt noch unzuverlässig? 12 Wall ist jedoch prinzipiell zuzustimmen, dass der Roman auf dem Konzept des unzuverlässigen Erzählers basiert und es einer kritischen Betrachtung unterzieht. Zudem wird durch diese Betrachtung der Prozess der retrospektiven Sinnstiftung implizit kommentiert: Zum einen wird die Unmöglichkeit einer objektiv rekonstruierbaren Vergangenheit betont. Zum anderen wird die Selektivität der Erinnerung bei jeder Rekonstruktion in den Vordergrund gerückt: Das […] Spannungsverhältnis zwischen erinnerndem und erinnertem Ich stellt den potentiell kontinuitätsstiftenden Charakter von Erinnerungsprozessen heraus und lenkt den Blick auf die konstruktiven, prinzipiell wandelbaren (d.h. anders deutbaren) Dimensionen der individuellen Identität. Explizite Reflexionen und unreliable narration können schließlich den ephemeren, prinzipiell unzuverlässigen Charakter von Erinnerungen und die grundlegende Offenheit der Vergangenheit für alternative Deutungen unterstreichen und damit die Bedingungen erfolgreicher Sinnstiftung problematisieren. (Neumann 2005a: 166) Erinnern, verdrängen und vergessen sind demnach untrennbar untereinander und mit dem Prozess der retrospektiven Sinnstiftung bzw. der Rekonstruktion von persönlichen Erlebnissen auf die Bedürfnisse der Gegenwart hin verwoben. „How could you not have seen it? “ - Würde abseits der Moral Das Schadenspotential von Stevens’ vorgeblichen Erinnerungslücken und anderen Retuschierungsstrategien ist nicht auf sein Privatleben begrenzt, sondern weitet sich auf seine persönliche Verantwortung angesichts der fragwürdigen politischen Einstellung seines Dienstherren aus. Stevens führt aus: And let me now posit this: ‚dignity‘ has to do crucially with a butler’s ability not to abandon the professional being he inhabits. [...]. The great butlers are great by virtue of their ability to inhabit their professional role and inhabit it to the utmost; they will not be shaken out by external events, however surprising, alarming or vexing. (42f.) 12 Vgl. die treffende Frage von Basseler und Birke (2005: 141): „Kann man einen Erzähler McEwanscher oder Ishiguroscher Prägung tatsächlich als unzuverlässig bezeichnen, nur weil er sich der Funktionsweisen seines Gedächtnisses bewusst ist, bzw. implizit einen guten Teil der aktuellen Gedächtnisforschung artikuliert? “ Daniel Schäbler 30 An dem Ideal der Würde wird Stevens bis zuletzt festhalten. Er wird keinen Aufwand scheuen, sich selbst zu rechtfertigen; seine ganze Erzählung setzt sich zum Ziel, das oben entworfene Bild dieser eigenen Würde aufrecht zu erhalten. Was er dann jedoch erzählt, lässt ernsthafte Zweifel aufkommen, ob es sich bei diesem Verständnis von Würde nicht eher um blinden Gehorsam handelt. Stevens erfährt während seiner Jahre als Butler Lord Darlingtons recht genau von dessen - durchaus von guten Intentionen geleiteten - Bemühungen um eine Linderung der Folgen des Versailler Vertrages für Deutschland. Der Text führt hier auf differenzierte Weise vor, wie positive Absichten zu ethisch ambivalenten Taten führen, die vom Butler in seiner Erzählung retrospektiv gerechtfertigt werden. Im Zuge dieser Bemühungen verstrickt Darlington sich immer tiefer in die so genannte Appeasement-Bewegung und gerät dabei auch ideologisch unter den Einfluss der britischen Faschisten und der deutschen Nationalsozialisten, für die er die offiziellen Diplomatiekanäle umgeht und Geheimtreffen mit britischen Politikern organisiert. Da sich diese Diskrepanz zwischen Stevens’ damaligen Normen und seinen Taten durch den gesamten Text zieht, kann im Folgenden aus Platzgründen nur auf wenige Schlüsselepisoden eingegangen werden: Erstens, Stevens’ nachträgliche Kritik an Harry Smiths Freiheitsverständnis; zweitens, die von Stevens geteilten antidemokratischen Ansichten Lord Darlingtons; und drittens, das Gespräch mit Reginald Cardinal über die Verstrickung des Lords mit den Nationalsozialisten. Stevens’ eigene Verstrickung in die autokratische Ideologie seines Herren und der Aufwand, mit dem er dieses moralische Dilemma in sein Selbstbild integrieren muss, wird an einer Episode, die in der Erzählgegenwart spielt, sichtbar. Während seiner Reise nach Weymouth strandet Stevens wegen Benzinmangels im fiktiven Örtchen Moscombe. Aufgrund seiner feinen Kleidung, die er von Lord Darlington geschenkt bekam, ist er eine Attraktion, da ihn alle für einen bedeutenden Adeligen halten. Stevens entkräftet diesen Eindruck nicht, als er zugibt, Churchill, Halifax und Eden begegnet zu sein, und zu allem Überfluss verkündet: „‚In fact, I tended to concern myself with international affairs more than domestic ones. Foreign policy, that is to say.‘ [...] ‚And when you think that it was my good fortune to have had their ear on many great issues of the day, yes, when I think back, I do feel a certain gratitude. [...].‘“ (187f.). Im Laufe des Abends gerät Stevens ideologisch mit Harry Smith, einem der Dorfbewohner, aneinander. Stevens benennt in altbekannter Manier „dignity“ als das, was einen wahren Gentleman wie ihn ausmache. Smith vertritt als Stammtischpolitiker die Ansicht, dass „‚[d]ignity’s something every man and woman in this country can strive for and get.‘“ (186). „‚This is a democratic country we’re living in. We fought for it. We’ve all got to play our part.‘“ (190). Aus Höflichkeit und Unsicherheit widerspricht Stevens nicht, notiert jedoch anschließend seine Sicht der Dinge: Erzählerische Unzuverlässigkeit und Ethik in The Remains of the Day 31 Up to a point, no doubt, there is some truth in what he says: in a country such as ours, people may indeed have a certain duty to think about great affairs and form their opinions. But life being what it is, how can ordinary people truly be expected to have ‚strong opinions‘ on all manner of things - as Mr Harry Smith rather fancifully claims the villagers here do? And not only are these expectations unrealistic; I rather doubt if they are even desirable. There is, after all, a real limit to how much ordinary people can learn and know, and to demand that each and every one of them contribute ‚strong opinions‘ to the great debates of the nation cannot, surely, be wise. (194) Woher Stevens diese antidemokratischen Ansichten hat, wird unmittelbar klar, als er sich in diesem Zusammenhang an eine Situation um 1935 erinnert, in der Lord Darlington ihn zu einer kleinen Gesprächsrunde bat. Einer der Herren wollte beweisen, dass der ‚einfache Mann‘ aufgrund mangelnder Bildung nicht in der Lage sei, wichtige Entscheidungen von nationaler Bedeutung zu treffen und stellt Stevens diverse hochspezielle politische Fragen, auf die dieser keine Antwort geben kann. Aus der Szene kann ohne Schwierigkeiten gefolgert werden, dass Stevens als eine Art Zirkuspferd gebraucht wird. Stevens jedoch beteuert: „I was by this point well on top of the situation, but the gentlemen went on laughing“ (195). Er gibt vor, nur das zu erfüllen, was von ihm erwartet wird, und sieht diese Erniedrigung als Teil seines Berufes. Lord Darlington entschuldigt sich am nächsten Morgen für die peinliche Situation, rechtfertigt sie jedoch sogleich als eine notwendige Lehre für den anwesenden Demokraten in der Runde, Sir Leonard (197). Somit ließ der Butler sich pflichtbewusst als antidemokratisches Fallbeispiel benutzen. Lord Darlington erklärt seinem Diener bei dieser Gelegenheit, was er von Demokratie hält: Democracy is something for a bygone era. The world’s far too complicated a place now for universal suffrage and such like. For endless members of parliament debating things to a standstill. [...] Germany and Italy have set their houses in order by acting. [...] See what strong leadership can do if it’s allowed to act. None of this universal suffrage nonsense there. If your house is on fire, you don’t call the household into the drawing room and debate the various options of escape for an hour, do you? (198f.) Diesem autokratischen Standpunkt kann Stevens nur beipflichten: „Let us establish this quite clearly: a butler’s duty is to provide good service. It is not to meddle in the great affairs of the nation“ (199). 13 Die Einschätzung erfolgt, wohlgemerkt, zum Erzählzeitpunkt 1956. Dabei ist sich Stevens durchaus bewusst: „[…] of course, many of Lord Darlington’s ideas will seem today rather odd - even, at times, unattractive.“ Gleichwohl beharrt 13 Der Plural ist an dieser Stelle doppeldeutig: Vordergründig verweist es auf die Erzählsituation, in der Stevens seinen Zuhörer von seinen Ansichten zu überzeugen versucht. Zugleich ist das „us“ aber auch so zu lesen, dass der Butler gleichsam metonymisch mit dem verstorbenen Darlington im Rücken spricht, dessen Stimme für ihn noch absolute Autorität besitzt. Daniel Schäbler 32 er auf der Richtigkeit dieser Ansichten: „But surely it cannot be denied that there is an important element of truth in these things he said to me that morning in the billiard room“ (199). Folglich bleibt Stevens der Linie seines verstorbenen Dienstherren auch nach dem Krieg treu. Die vehemente Bekundung seiner vermeintlichen Überzeugungen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er noch in der Erzählgegenwart der selbst gewählten Unmündigkeit verhaftet bleibt. Das Gespräch Mitte der 1930er Jahre mit Reginald Cardinal, an das sich Stevens erinnert und das er ohne Kommentar szenisch wiedergibt, ist ebenfalls aufschlussreich, beleuchtet es doch schlaglichtartig Stevens’ Strategie des Verleugnens. Cardinal, der als Journalist arbeitet, hatte erfahren, dass der Lord ein Geheimtreffen zwischen Joachim von Ribbentrop, damals deutscher Botschafter in London, und führenden englischen Politikern abhält, und möchte Stevens zunächst Details entlocken. Als dieser jedoch aus professioneller Verschwiegenheit nichts preisgibt, wandelt sich das Gespräch. Cardinal versucht in angetrunkenem Zustand Stevens ins Gewissen zu reden. ‚His lordship is a dear, dear man. But the fact is, he is out of his depth. He is being manoeuvred. The Nazis are manoeuvering him like a pawn. Have you noticed this, Stevens? Have you noticed this is what has been happening for the last three or four years at least? ‘ ‚I’m sorry, sir, I have failed to notice any such development.‘ ‚Haven’t you even had a suspicion? The smallest suspicion that Herr Hitler, through our dear friend Herr Ribbentrop, has been manoeuvering his lordship like a pawn [...]? ‘ ‚I’m sorry, sir, I’m afraid I have not noticed any such development.‘ ‚But I suppose you wouldn’t, Stevens, because you’re not curious. You just let all this go on before you and you never think to look at it for what it is.‘ (223) Interessant ist vor allem die Art, wie sich Stevens verteidigt: Mechanisch wiederholt er stets die gleiche Ausrede. Cardinals emotionale Beschwörung ist für Stevens nicht nur unangenehm, weil sie seinem Herren kritisiert, sie bedroht auch sein eigenes Ideal des moralisch erhabenen Gentleman. Stevens’ finales Schweigen signalisiert, dass ihm das Gesagte zwar nahe geht. Der Butler ist jedoch an einem entscheidenden Punkt: Wenn er jetzt zugäbe, dass Darlington unrecht handelte, würde sein ganzes Gebäude der Würde und Moral zusammenbrechen, und sein Dienen über die Jahre wäre in Frage gestellt, da es moralisch unsaubere Taten unterstützte. Mit den Konzepten der Würde und des Gentleman steht und fällt Stevens’ Lebenserzählung, ein Projekt das einem durchaus positiven Bemühen um Ausgeglichenheit entspringt: „Stevens attempts to construct a narrative of Lord Darlington’s life which can encompass both poles of the man’s persona - the publicly reviled Nazi sympathizer and the privately Erzählerische Unzuverlässigkeit und Ethik in The Remains of the Day 33 kind and generous employer“ (Lang 2000: 156). Er gesteht zwar ein: „‚I would not say I am not curious, sir. However, it is not my position to display curiosity about such matters.‘“ (222). Wieder ist es das Berufsethos, das ihn vermeintlich daran hindert, hinter die Kulissen zu blicken. Bei der ersten Gelegenheit entschuldigt der Butler sich und begegnet daraufhin der aufgewühlten Miss Kenton, vor deren Tür er kurz darauf steht und vermutet, dass sie weint. Der Text führt an dieser Stelle die beiden Erzählstränge, den in einem früheren Kapitel um Miss Kenton entfalteten Strang und den aktuellen Strang um Reginald Cardinal, zusammen. Damit wird strukturell eine Verbindung hergestellt zwischen der offensichtlich unzuverlässig erzählten Kenton-Episode und der impliziten ‚ethischen Unzuverlässigkeit‘ des Butlers gegenüber Cardinal. Die enge Verbindung zwischen Stevens’ ‚privatem‘ Drama mit der Haushälterin und Cardinals versuchter Destruktion seines moralischen Rechtfertigungsgebäudes, machen diesen Abend zum dramatischen Höhepunkt des Romans. Zwar wird diese doppelte emotionale Belastung fiktionsintern von Stevens wahrgenommen. Ihm gelingt jedoch ein weiteres Mal eine bemerkenswerte Volte, als er in der Dunkelheit der Eingangshalle auf die Wünsche Darlingtons wartet: At first, my mood was - I do not mind admitting it - somewhat downcast. But then as I continued to stand there, a curious thing began to take place; that is to say, a deep feeling of triumph started to well up within me. [...]. I had, after all, just come through an extremely trying evening, throughout which I had managed to preserve a ‚dignity in keeping with my position‘ - and had done so, moreover, in a manner even my father might have been proud of. And there across the hall, behind the very doors upon which my gaze was then resting, within the very room where I had just executed my duties, the most powerful gentlemen of Europe were conferring over the fate of our continent. Who would doubt at that moment that I had indeed come as close to the great hub of things as any butler could wish? (227) Durch diesen Gedankengang schafft es Stevens, die turbulenten Ereignisse des Abends wieder mit seiner sorgsam gepflegten kohärenten Lebenserzählung in Einklang zu bringen. Die Angriffe Cardinals auf seine moralische Integrität und der Verlust Miss Kentons an einen anderen Mann sind für ihn nur mehr Prüfungen auf dem Weg zur beruflichen Perfektion. Doch der Preis der emotionalen Selbstverleugnung, den er für diese Integrationsleistung erbringen muss, ist hoch. Erst lange nach Kriegsende, am Pier von Weymouth, wird er weinend zusammenbrechen und in einem epiphanischen Moment der Intimität einem Fremden gegenüber Trauer angesichts seines Lebens offenbaren: ‚His lordship was a courageous man. He chose a certain path in life, it proved to be a misguided one, but there, he chose it, he can say that at least. As for my self, I cannot even claim that. You see, I trusted. I trusted in his lordship’s wisdom. All those years I served him, I trusted I was do- Daniel Schäbler 34 ing something worthwhile. I can’t even say I made my own mistakes. Really - one has to ask oneself - what dignity is there in that? ‘ (243, Hervorhebung im Original) Erstmals gesteht der Butler ein, dass sein Erzählprojekt der Integration des erinnerten Ich in das erinnernde Ich fehlgeschlagen ist, da im Lichte der nicht mehr zu leugnenden Umstände die Diskrepanz nicht länger zu kitten, ein stabiles und befriedigendes Selbstbild auf dieser Basis folglich unmöglich ist. Diese Passage markiert somit einen eindeutigen Bruch in der narrativen Autobiographie (vgl. Neumann 2005b: 166). 14 Es sollte und kann hier nicht darum gehen, die literarische Figur Stevens moralisch zu verurteilen - etwas das die Perspektiven- und Wertestruktur des Textes auch nur verhalten und ansatzweise tut. Vielmehr macht der Text selbst durch Hinweise auf die Erziehung und den Werdegang deutlich, dass die Figur Stevens ein Produkt sowohl ihrer Zeit als auch ihres Berufes ist, wodurch sie eine gewisse tragische Größe erlangt: Hätte er anders handeln können? Wie lange wäre er im Falle eines kritischen Aufbegehrens der Butler von Darlington Hall geblieben? Dies kann jedoch keine Absolution sein: Durch den Kontrast mit der kritischen Miss Kenton wird aufgezeigt, dass selbständiges Denken auch im Dienerberuf möglich ist. 15 Der Text erzeugt somit ethische Ambivalenz, indem er sich auf dem schmalen Grat zwischen Anklage und Erklärung der Schuld des Wegsehens bewegt. Er wirft somit eine zentrale ethische Frage der Historiographie auf. Für den heutigen Leser, mit seinem benefit of hindsight, ist es nur allzu einfach, den leichtgläubigen Darlington mitsamt seinem Butler zu verurteilen. 16 Der Text thematisiert jedoch wiederholt, dass die Figuren dieses temporale und epistemische Privileg damals nicht hatten und nur mit ihrem damals aktuellen Wissen im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Position operieren konnten, zumal weite Teile der Appeasement-Bewegung in Großbritannien nicht aus Sympathie mit den Nationalsozialisten und Deutschland, sondern aus Angst vor einem zweiten verheerenden Krieg handelte: In Darlington’s case, these tendencies reflect a common underlying idealist conviction in the interwar period: that Wold War I should have con- 14 In der Forschung wird die Frage, ob Stevens aus dieser Erkenntnis ‚geläutert‘ hervorgeht, sehr disparat beantwortet. Es ist sicher richtig, dass er objektiv nichts hinzugelernt hat, da er sich weiterhin tapfer vornimmt, die ‚Banteringwünsche‘ seines neuen Dienstherren pflichtgemäß zu erfüllen (245). Das Eingeständnis des gescheiterten Identitätsentwurfs markiert jedoch eine erhebliche Veränderung seiner Einsicht in das ihm so fremde Konzept des „human warmth“ (245). 15 Aber auch Miss Kenton hat nicht den Mut, ihren Dienst zu quittieren als sie von der Abschiebung der jüdischen Dienstmädchen erfährt. Ihre spontane Empörung äußert sie nur Stevens gegenüber. 16 Beinahe die gesamte Forschung fällt ein eindeutig negatives Urteil über Stevens’ Bemühen um Verständnis für seinen Dienstherren, einzig Lang (2000) bildet hier eine Ausnahme. Erzählerische Unzuverlässigkeit und Ethik in The Remains of the Day 35 vinced the world that war is pointless. […] Stevens historicizes Darlington’s political views and actions within the larger trajectory of the eclipse of idealism as a viable political philosophy, and in doing so elicits some narrative sympathy for his employer. (Lang 2000: 158-159) Dies wiederum wirft die Fragen der Leser auf sie selbst zurück - wie hätten sie selbst damals gehandelt? Diese Problematik spiegelt sich auch auf der Ebene der Erzählstruktur wider: Stevens, mit einem diffusen Wissen um die grauenhaften Folgen des nationalsozialistischen Regimes ausgestattet, jedoch sichtlich unwillig, die Aporie, die aus dem Wissen um diese Folgen und seinen damaligen Ansichten entsteht, wahrzunehmen und in sein Selbstkonzept zu integrieren, befindet sich ungefähr auf demselben Kenntnisstand wie der heutige Leser. Zugleich verharrt er jedoch unentschlossen zwischen den beiden ideologischen Welten und Diskursen - zwischen der verblendeten Ideologie des Adels vor, und der des vermeintlich aufgeklärten diskursiven ‚Mainstreams‘ nach dem Krieg. Der Text thematisiert somit das problematische Verhältnis zwischen den Generationen, indem er auf implizite Weise die Frage aufwirft, wie der Einzelne sich damals an ethisch fragwürdigen Entwicklungen beteiligen konnte oder sich zumindest passiv verhielt. 17 Literaturverzeichnis Ishiguro, Kazuo (1989). The Remains of the Day. London: Faber and Faber. Basseler, Michael/ Dorothee Birke (2005). „Mimesis des Erinnerns.“ In: Astrid & Ansgar Nünning (Hrsg.). Gedächtniskonzepte der Literaturwissenschaft. Theoretische Grundlagen und Anwendungsperpektiven. Berlin: de Gruyter. 123-147. Lang, James (2000). „Public Memory, Private History: Kazuo Ishiguro’s The Remains of the Day.“ CLIO: A Journal of Literature, History, and the Philosophy of History 29/ 2. 143-165. 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Von historischer Fiktion zu historiographischer Metafiktion. Bd. 2: Erscheinungsformen und Entwicklungstendenzen des historischen Romans in England seit 1950. Trier: WVT. Nünning, Ansgar (1999). „Unreliable, Compared to What? Towards a Cognitive Theory of Unreliable Narration: Prolegomena and Hypotheses.“ In: Walter Grünzweig/ Andreas Solbach (Hrsg.). Grenzüberschreitungen: Narratologie im Kontext/ Transcending Boundaries: Narratology in Context. Tübingen: Narr. 53- 73. Parkes, Adam (2001). Kazuo Ishiguro's The Remains of the Day: A Reader's Guide. New York: Continuum, Petry, Mike (1999). Narratives of Memory and Identity. The Novels of Kazuo Ishiguro. Frankfurt a.M.: Peter Lang. Phelan, James/ Mary Patricia Martin (1999). „The Lessons of Weymouth’: Homodiegesis, Unreliability, Ethics, and ‚The Remains of the Day‘.“ In: David Herman (Hrsg.). Narratologies: New Perspectives on Narrative Analysis. Columbus: Ohio State UP. 88-109. 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