eJournals lendemains 42/166-167

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Narr Verlag Tübingen
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2017
42166-167

Die schriftlichen und mündlichen Quellen der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm

2017
Bernhard Lauer
ldm42166-1670179
179 Dossier Bernhard Lauer Die schriftlichen und mündlichen Quellen der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm erschienen erstmals in zwei Bänden 1812 und 1815 in Berlin und sind eines der berühmtesten Werke der Weltliteratur. 1 Die Kasseler Handexemplare der Grimmschen Märchen mit zahlreichen eigenhändigen Ergänzungen und Kommentaren ihrer Herausgeber 2 sowie zahlreiche weitere Dokumente wurden auf Antrag der Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. im Sommer 2005 in das Weltdokumentenerbe (Memory of the World / Patrimoine Documentaire du Monde) der UNESCO aufgenommen. 3 Übersetzungen dieses Werkes lassen sich heute in mehr als 180 Sprachen und Kulturdialekten aller Erdteile nachweisen, die Weltauflage aller Einzel-, Teil- und Gesamtausgaben dürfte inzwischen die Milliardengrenze weit überschritten haben. 4 Bei ihrer Sammlung und Erforschung volkstümlicher Erzählungen sind Jacob und Wilhelm Grimm jedoch nicht - wie man das leider bis heute sogar in wissenschaftlichen Abhandlungen immer noch lesen kann - märchen- und sagensammelnd über Land gezogen, und sie haben ihre Texte in Regel auch nicht bei armen, alten und ungebildeten Menschen auf den Spinnstuben oder in den Bauernkaten aufgeschrieben. Vielmehr haben sie von Anfang an Bibliotheken und Archive nach allen ihnen erreichbaren Zeugnissen der weltweiten populären Erzähltradition durchforscht und wurden gleichzeitig von zahlreichen Freunden und Bekannten sowie mitforschenden Kollegen bei ihrer Suche unterstützt. Diese entstammten überwiegend dem Bürgertum oder dem Adel, und sie waren fast alle gebildet und meist wohlsituiert. Wirklich volkstümliche Gewährsleute sind unter den Märchen- und Sagenbeiträgern der Brüder Grimm eher die Ausnahme. 5 Zusammengestellt und bearbeitet haben Jacob und Wilhelm Grimm ihre Märchensammlung zuerst in Kassel, wo ihre ‚Märchenwerkstatt‘ vor allem in dem leider im Zweiten Weltkrieg 1943 restlos zerstörten Haus in der Marktgasse Nr. 17 - hier hatte die Familie Grimm von 1805 bis 1814 eine Wohnung im Hause des Kaufmanns Wille - und im Gebäude der nördlichen Torwache am Wilhelmshöher Platz (heute: Brüder- Grimm-Platz) - hier wohnten die Geschwister Grimm von 1814 bis 1822 - verortet werden kann. Auch später in der Kasseler Fünffensterstraße und in der Kasseler Bellevue sowie in ihrer Göttinger und Berliner Zeit haben die Brüder Grimm ihre Arbeit an den Märchen fortgesetzt und ihre Sammlungen stetig erweitert. Begonnen haben Jacob und Wilhelm Grimm mit ihren Forschungen während ihres Studiums an der hessischen Landesuniversität zu Marburg; Jacob Grimm weilte hier von 1802 bis 1805, Wilhelm von 1803 bis 1806. In der dortigen reichhaltigen Bibliothek ihres Lehrers Friedrich Carl v. Savigny (1779-1861) wurde ihr Augenmerk zunächst für die ‚altdeutsche‘ Sprache und Literatur geweckt. In der Folge wurden sie bald mit wichtigen Vertretern der romantischen Bewegung bekannt, insbesondere 180 Dossier mit Clemens Brentano (1778-1842) und Achim v. Arnim (1781-1831), die ihr Interesse auf die ‚Volkspoesie‘ lenkten und sie in der Folge auch für die Mitarbeit an der berühmten Sammlung Des Knaben Wunderhorn - Alte deutsche Lieder (Heidelberg 1806 [1805] - 1808) gewinnen konnten. Bei seinem Besuch im Oktober 1807 in Kassel schrieb Brentano die berühmt geworden Sätze an Arnim: […] ich habe hier zwei sehr liebe, liebe altteutsche vertraute Freunde, Grimm genannt, welche ich früher für die alte Poesie interessiert hatte, und die ich nun nach zwei Jahre langem fleißigen sehr consequenten Studium so gelehrt und so reich an Notizzen, Erfahrungen und den vielseitigsten Ansichten der ganzen Romantischen Poesie wiedergefunden habe, daß ich bei ihrer Bescheidenheit über den Schatz, den sie besitzen, erschrocken bin. […] sie selbst {werden} uns alles, waß sie besitzen, noch mittheilen und das ist viel. 6 Die frühesten handschriftlichen Belege für die Grimmsche Märchensammeltätigkeit finden sich in Briefen Jacob Grimms an seinen Marburger Lehrer Savigny. Am 10. April 1808 schrieb er diesem aus Kassel: Hiermit fange ich auch mein Versprechen mit den Kindermährchen zu erfüllen an. Nächstens sollen mehrere folgen. Die aus dem Perrault bekannten werde ich nicht nötig haben Ihnen zu schicken. Ich habe sie sehr ungleich gesammelt und aufgeschrieben, alle sollen so umständlich sein, wie etwa Schneeweißchen [gemeint ist: „Sneewittchen“; B. L.] zu Anfang. Sie werden übrigens leicht finden, dass die Anfänge gewöhnlich am schönsten sind, dies kommt aber daher, weil sie am meisten erzählt und am meisten behalten werden. Der Schluß vieler der schönsten Märchen ist so zu Grund gegangen. 7 Die diesem und weiteren Briefen vom 15. April und 7. Mai 1808 beigefügten Märchenniederschriften - mit einer Ausnahme alle von Jacob Grimms Hand, dagegen die „Sneewittchen“-Niederschrift von des jüngeren Bruders Ferdinand Grimms Hand - beinhalten folgende Märchen: „Marienkind“ ( KHM 3), „Der Mond und seine Mutter“ ( KHM I / Anm. 25), „Rumpenstünzchen“ („Rumpelstilzchen“; KHM 55), „Schneeweißchen (Schneewittchen, auch das Unglückskind)“ ( KHM 53), „Der Fuchs und die Füchsin“ („Die Hochzeit der Frau Füchsin“; KHM I / 38) sowie „Stiefmutter“ („Die böse Stiefmutter“; KHM I / 84). 8 Diese Handschriften, die das früheste Stadium der Grimmschen Aufzeichnung von Märchenstoffen widerspiegeln, werden heute im Savigny-Nachlass der Universitätsbibliothek Marburg aufbewahrt. 9 Das bedeutendste handschriftliche Zeugnis für die Arbeit der Brüder Grimm an den Kinder- und Hausmärchen ist zwei Jahre später das große handschriftliche Märchenkonvolut, das sie 1810 im Spätsommer für ihren Freund Clemens Brentano zusammenstellten und ihm im Oktober nach Berlin sandten. 10 Es enthält bereits so bekannte Geschichten wie „Dornröschen“, „Aschenputtel“, „Sneewittchen“, „König Drosselbart“ oder „Rumpelstilzchen“. Brentano hat den Brüdern Grimm dieses sog. ‚Urmanuskript‘, das sich aus Autographen verschiedener Hände zusammensetzt, nie zurückgegeben, die Texte selbst aber auch nicht publiziert. Während das spätere eigentliche Druckmanuskript der Kinder- und Hausmärchen nach dem Erscheinen der Buchausgabe von 1812/ 15 vernichtet wurde, haben sich die vor gut zweihundert 181 Dossier Jahren in der Kasseler Marktgasse für Brentano zusammengestellten Märchenhandschriften in seinem Nachlass erhalten. Dieser gelangte nach der Konversion des Dichters zum katholischen Glauben in die Trappistenabtei Ölenberg im Oberelsass (nahe Mühlhausen) und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1953 in New York versteigert, wo die Bibliotheca Bodmeriana aus Genf dieses wichtige Dokument schließlich erwerben konnte. 11 Jacob und Wilhelm Grimm haben ihre Märchentexte systematisch nach zahlreichen mündlichen und schriftlichen Quellen zusammengetragen und sprachlich wie motivisch bearbeitet. Sie haben dabei die Erzählgattung des Märchens - in der Nachfolge und unter dem Einfluss Johann Gottfried Herders (1744-1803) und dessen Unterscheidung von ‚Volks-‘ und ‚Kunstpoesie‘ - neu definiert und von anderen Formen volkstümlicher Dichtungstradition, insbesondere von Sagen und Legenden, typologisch abgegrenzt. Zwar haben sie so einen neuen romantischen Erzählstil geschaffen, auf den sie ihre Texte immer wieder schöpferisch einstimmten, für alle ihre Märchen stellten sie jedoch stets auch die jeweiligen schriftlichen und mündlichen Quellen dar, die ihnen für ihre Sammlung als Grundlage dienten. Insofern stehen sie zwischen dem einfachen ‚Volksmärchen‘ und dem neugedichteten ‚Kunstmärchen‘ und bilden so eine eigene Erzählgattung, die ‚Gattung Grimm‘ eben. I. Schriftliche Quellen Die Brüder Grimm haben die Grundlagen zu ihren Märchen- und Sagenforschungen in ihren Kasseler Jahren gelegt, in denen Jacob Grimm zunächst kurzzeitig als Sekretär beim Hessischen Kriegskollegiums (1806), darauf als Privatbibliothekar des von Napoleon eingesetzten Königs Jérôme (1808-1813) und schließlich als kurhessischer Legationssekretär (1813-1815) tätig war, während Wilhelm Grimm lange ohne Anstellung blieb und daher seine ganze Zeit für die sammlerische und wissenschaftliche Arbeit nutzen konnte. 1814 trat Wilhelm Grimm schließlich in den Dienst der Kasseler Landesbibliothek im Museum Fridericianum ein, Jacob Grimm folgte ihm zwei Jahre später ebenfalls dorthin. Beide Brüder hatten so Zugang zu großen Buch- und Zeitschriftenbeständen vor allem in Kassel und - durch ihre Freundschaft mit dem Philologen und Bibliothekar Georg Friedrich Benecke (1762- 1844) - auch in Göttingen; während der Zeit des sog. ‚Westphälischen Königreiches‘ (1807-1813) sowie auch durch Jacob Grimms Aufenthalte in Paris (1805, 1814, 1815) und Wien (1814, 1815) konnten sie auch Bestände aus der französischen Nationalbibliothek sowie aus der österreichischen Hofbibliothek nutzen. Darüber hinaus waren sie stets bemüht, auch andere Bestände zu erforschen, und zwar sowohl auf ihren Reisen selbst als auch durch mitforschende Freunde und Kollegen. 12 Schon bald wurden Jacob und Wilhelm Grimm auf die großen italienischen und französischen Märchensammlungen sowie auch auf antike und orientalische Quellen aufmerksam. In ihrer eigenen Bibliothek 13 finden sich beispielsweise allein vier Ausgaben der Piacevoli Notti (Die ergötzlichen Nächte) von Gianfranceso Straparola (um 1480 nach 1557) in italienischer, 14 französischer 15 und deutscher Sprache 16 182 Dossier nebst vier Ausgaben des Pentamerone von Giambattista Basile (1575-1632) in italienischer, 17 deutscher 18 und englischer Sprache. 19 Die französischen ‚Feenmärchen‘ sind mit zahlreichen originalen Ausgaben von Charles Perrault (1628-1703), 20 Charlotte Rose Caumont de La Force (um 1646-1725), 21 Marie Cathérine d’Aulnoy (um 1650-1705), 22 Henriette Julie de Castenau de Murat (1670-1716) 23 und anderen Schriftstellern reich vertreten. Aus der orientalischen Tradition finden sich unter ihren Büchern sowohl Ausgaben indischer Märchen und Sagen 24 sowie die berühmten und wirkmächtigen Nachdichtungen der persisch-arabischen Sammlung der „1001 Nacht“ (Alf Laila Wa Laila) von Jean-Antoine Galland (1646-1725) 25 als auch verschiedene phantastische und teils neu- und umgedichtete Ausgaben von Thomas Simon Gueullette (1683-1766) 26 bis zu Christian Maximilian Habicht (1775-1839), Friedrich Heinrich v. d. Hagen (1780-1856) und Karl Leopold Anton Schall (1780- 1833). 27 Auch die lateinischen Märchendichtungen des Apuleius Madaurensis (um 123 nach 170) 28 finden sich in der Bibliothek der Brüder Grimm, ebenso die anonyme mittelalterliche Legendensammlung der Gesta Romanorum, von der sie eine deutsche Papierhandschrift aus dem Jahre 1469 29 und sogar fünf verschiedene gedruckte Ausgaben besaßen. 30 Auch andere lateinische Quellen, wie z. B. die mittellateinischen Versnovellen des „Asinarius“ und des „Raparius“, 31 spielen für die Kinder- und Hausmärchen eine Rolle. Schließlich finden sich in der Bibliothek der Brüder Grimm recht zahlreich griechische und lateinische Ausgaben der Tiersagen des Aesopus 32 ebenso wie die spätere deutsche Bearbeitung Esopus - Gantz neuw gemacht, und in Reimen gefaßt des Burkhardus Waldis (um 1490-1556). 33 Auch die pseudohomerische Batrachomyomachia des Froschmeuslers von Georg Rollenhagen (1542-1609) 34 erscheint für die Grimmschen Märchen als Quelle. Aus den Exempel-, Schwank- und Anekdoten-Sammlungen des 16. und 17. Jahrhunderts schöpften die Brüder Grimm ebenfalls einige Erzählungen für Ihre Märchensammlung. Zu nennen sind hier Werke wie Schimpff und Ernst des Johannes Pauli (1450/ 54 um 1530), 35 das Rollwagenbüchlein des Georg Wickram (um 1505 vor 1562), 36 die Gartengesellschaft des Jacob Frey (vor 1520 um 1562), 37 der Wendunmuth des Hans Wilhelm Kirchhof (um 1525 - 1605) 38 oder der Wegkürtzer der Martin Montanus (um 1537-? ). 39 Besonders zahlreich vertreten sind in der Bibliothek der Brüder Grimm die Schriften des berühmten elsässischen Predigers Johannes Geiler v. Kayserberg (1445-1510), in dessen Werk sich u. a. die wohl früheste bildliche Darstellung des „Aschenputtel“-Märchens - bei ihm „Eschengrüdel“ genannt - findet. 40 Auch aus den Schriften des Hans Sachs (1494-1576) 41 haben die Brüder Grimm Märchenstoffe geschöpft, wie z. B. „das junggeglühtem Männlein“ ( KHM 147) oder „Die ungleichen Kinder Evas“ ( KHM 180). Werke der deutschen Barockdichtung, wie z. B. Der Grosse Schau-Platz jämmerlicher Mordgeschichte von Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) 42 oder die Wunderliche und warhafftige Geschichte Philanders von Sittewald von Johann Michael Moscherosch (1601-1669) 43 spielen eine eher untergeordnete Rolle unter den schriftlichen Quellen der Kinder- und Hausmärchen. Unter den Quellen des 17. 183 Dossier Jahrhunderts umso wichtiger erscheinen dagegen die Kompilationen des überaus fruchtbaren Schriftstellers Johannes Praetorius (d. i. Hans Schultze, auch gen. „Krüger“; 1630-1680) 44 und die Schriften des Hans Jacob Christoffel v. Grimmelshausen (um 1622-1676), dessen Geschichte Der Erste Beernhäuter (zuerst 1670) die Brüder Grimm für ihre Märchen nutzen. 45 Verschiedentlich haben die Brüder Grimm auch literarische Werke des 18. Jahrhunderts für ihre Märchen herangezogen. Sehr genau kannten sie natürlich ihre deutschen Vorläufer Johann Karl August Musäus (1727-1787) 46 und Christiane Benediktine Eugenie Naubert (geb. Hebenstreit; 1756-1819). 47 Bedeutsam war auch die Lebensgeschichte des Arztes und Schriftstellers Johann Heinrich Jung (gen. Stilling; 1740-1817), die Johann Wolfgang v. Goethe ohne Wissen des Autors veröffentlichte und in dessen ersten beiden Bänden sich drei Märchenerzählungen finden. 48 Auch aus Werken der galanten Unterhaltungsliteratur gingen den Brüdern Grimm märchenhafte Vorlagen zu; ein Beispiel ist etwa der unter dem Pseudonym „Sylvano“ erschienene Roman Das verwöhnte Mutter-Söhngen (Freyberg 1728), aus dem Wilhelm Grimm eine Vorlage für das Märchen „Der gläserne Sarg“ zog. 49 Natürlich haben sich Jacob und Wilhelm Grimm auch mit verschiedenen in ihrer Zeit herausgekommenen Sammlungen volkstümlicher Erzählkunst auseinandergesetzt. Hart ins Gericht gingen sie dabei mit dem Weinheimer Lehrer und Schriftsteller Albert Ludwig Grimm (1786-1872), 50 der nicht nur den gleichen Familiennamen wie sie trug, sondern schon vier Jahre vor ihren seine Kindermährchen (Heidelberg 1808) herausbrachte. 51 Darin druckte er in einer dramatisierten Form erstmals das Märchen „Schneewittchen“ und die von dem Maler Philipp Otto Runge herrührende Geschichte vom „Fischer und seiner Frau“ ab. Seine Sammlung sei „nicht eben wohl geraten“ und habe mit der ihrigen „gar nichts gemein“, schrieben die Brüder Grimm in der Vorrede zu den Kinder- und Hausmärchen, 52 allerdings hielt das sie nicht davon ab, aus dieser Sammlung eine Vorlage für ihr Märchen „Die Bienenkönigin“ ( KHM 62) zu schöpfen. Auch von anderen zeitgenössischen Sammlungen wie z. B. die Volks-Sagen, Märchen und Legenden (Leipzig 1812) von Johann Gottlieb Gustav Büsching (1783-1829) 53 oder die Sagen und Volksmährchen der Deutschen (Halle 1814) von Friedrich Gottschalck (1772-1854), 54 suchten sich die Brüder Grimm abzusetzen. 55 Den Kreis ihres Interesses an in ihrer Zeit weiter herausgekommenen Märchen- und Sagensammlungen zeigen mehr als einhundert diesbezügliche Ausgaben - darunter besonders relevant Ludwig Aurbacher (1784-1847), Ludwig Bechstein (1801-1860), August Stöber (1808-1884), Hermann Kletke (1813- 1886), Friedmund v. Arnim (1815-1883), Karl Müllenhof (1818-1884), Joseph Haltrich (1822-1886), Heinrich Pröhle (1822-1895), Ignaz Vinzenz Zingerle (1825-1892) und Joseph Zingerle (1831-1891) u. v. a. - in ihrer Bibliothek. 56 Wie weit das Auge der Brüder Grimm auf die schriftlich dokumentierte Überlieferung von Märchen reichte, zeigt 1812 ein Brief Jacob Grimms aus Göttingen, in dem er seinem Bruder Wilhelm in Kassel von einer schottischen Quelle für das Märchen vom „Froschprinz“ berichtete, die er in einer Ausgabe der 1548 erschienenen schottischen Streitschrift „The Complaynt of Scotlande“ entdeckte. 57 Ein anderes 184 Dossier Beispiel reicht noch weiter; aus der Beschreibung Japans von dem aus Lemgo stammenden Arzt und Naturforscher Engelbert Kämpfer (1651-1616) entnahm Wilhelm Grimm das japanische Märchen vom „Nachtfalter“, das sich im Kommentarband zu den Kinder- und Hausmärchen abgedruckt findet. 58 Viel zu wenig Beachtung in der Grimm-Forschung findet bis heute die von Wilhelm Grimm von 1850 bis 1856 zusammengestellte „Literatur“ zu den Kinder- und Hausmärchen, die er in seinem Handexemplar bis kurz vor seinem Tode 1859 systematisch weitergeführt hat. 59 II. Mündliche Quellen Nachdem Jacob Grimm von seinem ersten Paris-Aufenthalt zurückgekehrt war und Wilhelm Grimm in Marburg das juristische Staatsexamen abgelegt hatte, waren beide Brüder wieder in Kassel vereint und verfolgten hier nunmehr eifrig ihre Sammlungen und Studien. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wohnte die Familie des aus Bern stammenden Apothekers Rudolf Wild (1747-1814), der in der Kasseler Marktgasse die Apotheke „Zur güldenen Sonne“ betrieb. Seine Ehefrau Dorothea Katharina Huber (1752-1813) stammte väterlicherseits ebenfalls aus der Schweiz, und zwar aus Basel, während ihre Mutter die Tochter des Göttinger Altphilologen und Bibliothekars Johann Matthias Gessner (1691-1761) war. Die etwa gleichaltrigen Geschwister Wild, vor allem Johanna Elisabeth (gen. „Lisette“; 1782-1858), Margarete Marianne (gen. „Gretchen“; 1787-1819), Marie Elisabeth (gen. „Mie“; 1794-1867) und Henriette Dorothea (gen. „Dortchen“; 1793-1867) lieferten nicht wenige Beiträge zu den Kinder- und Hausmärchen. Das enge Verhältnis der Familien Grimm und Wild spiegelt sich später auch darin, dass Wilhelm Grimm 1825 Dortchen Wild als seine Ehefrau heimführte und diese in der Folge bis zuletzt in Berlin den Haushalt beider Brüder führte. Sehr wahrscheinlich schrieb Wilhelm Grimm im Wildschen Haus die ersten Märchen nach mündlicher Erzählung nieder. Für den ersten Band der Kinder- und Hausmärchen kommt diese Quelle - im gedruckten Kommentar meist mit der Angabe „Aus Hessen“ versehen - für etwa ein Viertel aller Texte in Betracht. 60 Von hier stammt vermutlich eine frühe Fassung des Märchens „Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich“ ( KHM 1), ferner u. a. Vorlagen zu so bekannten Märchen wie „Marienkind“ ( KHM 3), „Die drei Männlein im Walde“ ( KHM 13), „Frau Holle“ ( KHM 24), „Die kluge Else“ ( KHM 34), „Die sechs Schwäne“ ( KHM 49) oder „Allerleirauh“ ( KHM 49). Auch für den zweiten Band verweisen die Brüder Grimm auf weitere mündliche Beiträge der Geschwister Wild, so dass sich ihr Anteil auf mehr als dreißig Texte bemisst. Die durch einen folgenschweren Irrtum Herman Grimms (1828-1901) verursachte fälschliche Zuschreibung vieler vor allem aus der französischen Tradition herrührender Märchen an die im Hause Wild beschäftigte Kinderfrau und Beschließerin Marie Müller (1747-1826) hat in der Forschung lange das Bild einer volkstümlichen 185 Dossier ‚Märchenfrau‘ genährt. 61 Erst mit den Arbeiten von Heinz Rölleke 62 konnten die vor allem im ersten Band des Grimmschen Handexemplars der Kinder- und Hausmärchen mit dem Vermerk „Marie“ markierten Texte der Tochter Marie des hessischen Amtmannes und späteren Kasseler Regierungspräsidenten Johannes Hassenpflug (1755-1834) zugeschrieben werden. Dieser war mit seiner Familie 1798 von Hanau nach Kassel übersiedelt. Seine Frau Marie Magdalene Dresen (1767-1840) entstammte einer alten Hugenottenfamilie; ihr Großvater mütterlicherseits war der aus Guillestre in der Dauphiné stammende reformierte Pfarrer Étienne Droume (1695- 1751), der nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1695) seine Heimat verließ und über Genf und Basel flüchtend schließlich in Hessen Aufnahme fand. 63 Die Brüder Grimm traten seit etwa 1808 in nähere Verbindung mit den Hassenpflugschen Töchtern Marie (1788-1856), Johanna Isabella (gen. „Jeanette“; 1791- 1860) und Amalie (gen. „Malchen“ oder „Male“; 1800-1860). Die Familie Hassenpflug wohnte damals in der Kasseler Oberneustadt am Friedrichsplatz gegenüber dem Weißen Palais. Auch hier wurden später enge verwandtschaftliche Bindungen zur Familie Grimm geknüpft, denn die einzige Schwester Charlotte Amalie (1793-1833) der Brüder Grimm heiratete 1822 Ludwig Hassenpflug (1794-1862), den Bruder der Hassenpflug-Schwestern und nachmaligen kurhessischen Staatsminister. Über die Schwestern Hassenpflug, deren Beiträge im gedruckten Kommentar der Märchen meist mit dem Herkunftsnachweis „Aus den Maingegenden“ markiert sind, kamen den Brüdern Grimm vor allem Erzählungen aus der französischen Feenmärchen-Tradition zu. 64 Es wird aus der Familie Hassenpflug überliefert, dass man in Kassel bei Tisch noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein französisch sprach. Aus dem Hause Hassenpflug stammen so berühmte Märchen wie „Rotkäppchen“ ( KHM 26), „Dornröschen“ ( KHM 50) oder „Sneewittchen“ ( KHM 53), ferner die Märchen „Der Gestiefelte Kater“ ( KHM I/ 33) und „Ritter Blaubart“ ( KHM I/ 62), die sich jedoch - wohl auch wegen ihrer zu großen Nähe zu Charles Perrault - nur in der ersten Auflage der Kinder- und Hausmärchen von 1812 finden. Auch die Töchter des zweiten Predigers der französischen Gemeinde in der Kasseler Oberneustadt Charles François Ramus (1760-1821) spielten für die Kinder- und Hausmärchen eine Rolle. Die Schwestern Julia (1792-1862) und Charlotte Ramus (1793-1858) lieferten den Brüdern Grimm nicht allein verschiedene Beiträge, z. B. das Märchen „Die Froschprinzessin“ (zu KHM 1) oder „Die zwölf Brüder“ ( KHM 9), 65 sondern vermittelten ihnen auch die Bekanntschaft mit der ‚Märchenfrau‘ Dorothea Viehmann (1755-1815) aus dem damals noch vor den Toren der Stadt Kassel gelegenen Dorf Zwehrn (heute: Niederzwehren). „Wir haben jetzt eine prächtige Quelle“, schrieb Wilhelm Grimm am 17. Juli 1813 in einem Brief an den damals in München weilenden Bruder Ferdinand Grimm, eine alte Frau, die uns Ramus zugewiesen haben, aus Zwern, die unglaublich viel weiß und sehr gut erzählt, sie hat ein gescheidtes Gesicht und vor vielen Bauersleuten ein kluges und feines Wesen. Sie kommt fast alle Woche einmal und ladet ab, da schreiben wir an 3-4 Stunden abwechselnd ihr nach und haben nun eine so schöne Fortsetzung, daß wir vielleicht einen zweiten Band liefern können […]. Die Frau kriegt jedesmal ihren 186 Dossier Kaffee, ein Glas Wein und Geld obendrein, sie weiß es aber auch nicht genug zu rühmen und erzählt dann bei Ramus, was ihr all für Ehre wiederfahren sey […] 66 Dorothea Viehmann lieferte den Brüdern Grimm 1813 und 1814 mindestens 40 Beiträge, die einen großen Teil des zweiten Märchenbandes von 1815 füllten, aber auch für die zweite Auflage von 1819 eine wichtige Rolle spielten. 67 Die Brüder Grimm haben diese Märchenbeiträgerin in der Folge zum Idealbild einer volkstümlichen ‚stockhessischen‘ Erzählerin stilisiert und ihr mit dem radierten Porträt ihres Malerbruders Ludwig Emil Grimm (1790-1863), das als Frontispiz zum zweiten Band seit 1819 alle Ausgaben begleitete, ein besonderes Denkmal gesetzt. Dorothea Viehmann ist überdies die einzige Märchenbeiträgerin, die im Vorwort namentlich genannt und ausführlich vorgestellt wird. „Einer jener guten Zufälle“, heißt es im Vorwort zum zweiten Märchenband, aber war die Bekanntschaft mit einer Bäuerin aus dem nah bei Cassel gelegenen Dorfe Zwehrn, durch welche wir einen ansehnlichen Theil der hier mitgetheilten, darum ächt hessischen, Märchen, so wie mancherlei Nachträge zum ersten Band erhalten haben. Diese Frau, noch rüstig und nicht viel über funfzig Jahre alt, heißt Viehmännin, hat ein festes und angenehmes Gesicht, blickt hell und scharf aus den Augen, und ist wahrscheinlich in ihrer Jugend schön gewesen. Sie bewahrt diese alten Sagen fest in dem Gedächtniß, welche Gabe, wie sie sagt, nicht jedem verliehen sey und mancher gar nichts behalten könne; dabei erzählt sie bedächtig, sicher und ungemein lebendig mit eigenem Wohlgefallen daran, erst ganz frei, dann, wenn man will, noch einmal langsam, so daß man ihr mit einiger Uebung nachschreiben kann. Manches ist auf diese Weise wörtlich beigehalten, und wird in seiner Wahrheit nicht zu verkennen seyn. 68 Dorothea Viehmann war die Tochter des Gastwirts Johann Friedrich Isaak Pierson (1734-1798) und dessen Frau Martha Gertrud, geb. Spangenberg (1736-1804) und wurde auf der zwischen Niederzwehren und Kirchbauna gelegenen Gastwirtschaft „Knallhütte“ geboren. In diese hatte 1749 ihr Großvater Johann Friedrich Pierson (um 1697-1777) eingeheiratet. Die Familie Pierson war hugenottischer Herkunft; der Urgroßvater väterlicherseits, Isaak Pierson aus Metz (auch: Piercon; um 1655- 1741), gehörte zu den ersten Glaubensflüchtlingen, die 1686 aus Frankreich in Hessen eintrafen, und hatte der Hugenottengemeinde Schöneberg bei Hofgeismar vorgestanden. Interessant ist auch die Ahnenlinie mütterlicherseits, denn durch den Weinhändler und Bürgermeister Valentin Schröder aus Schwarzenborn ist Dorothea Viehmann über einige Ecken gar mit Goethes Vorfahren mütterlicherseits verwandt. 69 Dorothea Viehmann war eine der wichtigsten mündlichen Quellen für die „Kinder- und Hausmärchen“ für die Brüder Grimm. Sie wuchs in der „Knallhütte“ auf und wird sich dort etwas vom erzählerischen Repertoire der einkehrenden Fuhrleute und Bauern sowie auch von Soldaten der durchziehenden Heere des Siebenjährigen Krieges angeeignet haben; andere Erzählungen wird sie unmittelbar über ihre Familie aufgenommen haben. 1777 heiratete sie den Schneider Nikolaus Viehmann (1754- 1825), mit dem sie zunächst bei den Eltern auf der Knallhütte wohnte und 1787 187 Dossier schließlich in das damals vor den Toren Kassels liegende Dorf Zwehren zog. Bereits im 19. Jahrhundert hat sich aus der Stilisierung dieser Erzählerin ein festes Stereotyp der ‚stockhessischen‘ Märchenfrau ‚aus dem Volk‘ gebildet. Vor allem das 1892 entstandene und seither unzählige Male reproduzierte Gemälde des Kasseler Malers Louis Katzenstein (1822-1907), das einen Besuch der Brüder Grimm bei dieser Märchenerzählerin in Zwehrn darstellt, hat zur weltweiten Bekanntheit dieses Stereotyps der ‚Viehmännin‘ beigetragen. Eine frühe Märchenbeiträgerin war auch die hessische Pfarrerstochter Friederike Mannel (1783-1833) aus dem südlich von Kassel gelegenen Allendorf an der Landsburg. Wilhelm Grimm besuchte im September 1808 das Pfarrhaus Mannel und bis 1810 ist ein intensiver Briefwechsel belegt. 70 Friederike Mannel lieferte mindestens acht Beiträge zur Grimmschen Sammlung, wobei in der gedruckten Ausgabe die Märchen „Fundevogel“ ( KHM 51) und „Die Goldkinder“ ( KHM 85) wohl allein auf sie zurückgehen, während sie u. a. Varianten zu den Märchen „Marienkind“ ( KHM 3), „Fitschers Vogel“ ( KHM 46) und „König Drosselbart“ ( KHM 52) beisteuerte. 71 Ein weiterer Beiträger aus der hessischen Schwalm war der Pfarrkandidat Ferdinand Siebert (1791-1848) aus Treysa, 72 der seit 1807 in Marburg Theologie studierte und 1811 seine Examina ablegte. Er lieferte mindestens 14 Vorlagen zu den Kinder- und Hausmärchen, 73 darunter u. a. „Der Arme und der Reiche“ ( KHM 87), „Vom klugen Schneiderlein“ ( KHM 114) und „Die drei Brüder“ ( KHM 124) sowie auch eine Variante zu „Sneewittchen“ ( KHM 53). 74 Beiträge kamen wahrscheinlich auch aus dem Kreis der Familie v. Schwertzell, mit deren Sohn Georg Friedrich (gen. „Fritz“; 1784-1858) die Brüder Grimm in Marburg studiert hatten und auf deren Gut Willingshausen sie in der Folge häufiger zu Gast waren. Schließlich muss hier noch eines weiteren hessischen Märchenbeiträgers gedacht werden, der als einer der ganz wenigen aus den unteren Schichten der Gesellschaft stammte. Der Dragonerwachtmeister Johann Friedrich Krause (1747-1828) aus der Gemeinde Hoof bei Kassel tritt in der Tat als wirklich volkstümliche Gewährsperson hervor, dessen urwüchsige und bisweilen unbeholfene Art man in seinem berühmten „Spinnstubenheft“ - dieses ist in drei Heften im Berliner Grimm-Nachlass erhalten 75 - und in seinen Briefen an die Brüder Grimm aufspüren kann. Seine Beiträge liegen indes jedoch eher am Rande der Grimmschen Sammlung und erscheinen in ihrem stofflichen Gehalt weniger bedeutend. Ein vor allem in methodischer Hinsicht wichtiger früher Märchenbeiträger war der aus Wolgast in Pommern stammende Maler Philipp Otto Runge (1777-1810). Von ihm rühren die beiden in plattdeutscher Mundart wiedergegebenen Märchen „Von den Fischer und siine Fru“ ( KHM 19) 76 und „Van den Machandel-Boom“ ( KHM 47) her, die Wilhelm Grimm bei seinem Besuch in Berlin von Achim v. Arnim, der das letztgenannte Märchen zuvor in seiner Zeitung für Einsiedler 77 veröffentlicht hatte, übermittelt wurden. In einem vom Jacob Grimm ausgearbeiteten Rundbrief zur Sammung „alle[r] mündliche[n] Sage des gesammten deutschen Vaterlandes“ heißt es 1811: „Sowohl in Rücksicht der Treue, als der trefflichen Auffassung wüßten wir kein bes- 188 Dossier seres Beispiel zu nennen, als die von dem seligen Runge in der Einsiedlerzeitung gelieferte Erzählung vom Wacholderbaun, plattdeutsch, welche wir unbedingt zum Muster aufstellen und woran man sehen möge, was in unserm Feld zu erwarten ist.“ 78 Weitere Märchen, teils ebenfalls in niederdeutscher Mundart, erhielten die Brüder Grimm aus der westfälischen Familie der Freiherrn von Haxthausen. Werner Adolf v. Haxthausen (1744-1823) hatte aus zwei Ehen 15 Kinder. Aus seiner ersten Verbindung mit der Freiin Luise v. Westfalen zu Heidelbeck (1754-1772) stammte Luise Therese v. Haxthausen (1772-1853), die den Freiherrn Clemens August v. Droste- Hülshoff (1760-1826) heiratete. Aus der letztgenannten Verbindung gingen dann die Schwestern Maria Anna Henriette (gen. „Jenny“; 1795-1859) und Anna Elisabeth (gen. „Annette“; 1797-1848) v. Droste-Hülshoff hervor. Die Familien v. Haxthausen und v. Droste-Hülshoff verbrachten die Sommer häufig auf ihrem Gut Bökendorf bei Höxter, etwa siebzig Kilometer nordwestlich von Kassel gelegen. Jacob und Wilhelm Grimm kamen schon 1807 und 1808 in Kontakt mit den Brüdern Werner (1780-1842) und August (1792-1866) v. Haxthausen, und sowohl Wilhelm Grimm als auch sein ‚Malerbruder‘ Ludwig Emil Grimm waren dann seit 1811 häufiger zu Gast in Bökendorf. Neben dem Kasseler Kreis um die Familien Wild, Hassenpflug und Ramus, die den ersten Märchenband von 1812 entscheidend prägten, war der Bökendorfer Kreis der zweite bedeutende Brennpunkt für die volkskundliche Sammeltätigkeit der Brüder Grimm. Beide Kreise waren teilweise auch untereinander noch weiter vernetzt. 79 Mehr als siebzig Vorlagen der Kinder- und Hausmärchen sind mit Herkunftsnachweisen wie „Aus Westphalen“, „Aus dem Paderbörnischen“ oder „Aus dem Münsterischen“ bezeichnet. 80 Unter den Geschwistern v. Haxthausen kommt zunächst vor allem die jüngste Schwester Anna (1801-1877) als Beiträgerin zu den Kinder- und Hausmärchen in Betracht, die später den Freiherrn August v. Arnswald (1798-1655) in Hannover heiratete. Sie unterhielt nicht allein zu den Brüdern Grimm freundschaftliche Beziehungen, sondern auch zu deren Schwester Lotte sowie zu Amalie Hassenpflug. Beiträge lieferten ferner die unvermählt gebliebenen Schwestern Ludowine (1775-1872) und Sophie (1788-1862) v. Haxthausen sowie auch Ferdinandine (1781-1851), die spätere Frau des Freiherrn Engelbert Heeremann v. Zuydtwyk (1769-1810). Aus der Familie v. Haxthausen rühren z. B. Vorlagen für Märchen wie „Die Bremer Stadtmusikanten“ ( KHM 27), „Die drei Glückskinder“ ( KHM 70), „Der Wolf und der Mensch“ ( KHM 72), „Der Fuchs und die Gänse“ ( KHM 86), „Der Bärenhäuter“ ( KHM 101), „Ferenand getrü un Ferenand ungetrü“ ( KHM 126) oder „Die vier kunstreichen Brüder“ ( KHM 129) her. Aus dem Münsterland kamen von den Schwestern v. Droste- Hülshoff Märchen wie „De Gaudeif un sien Meester“ ( KHM 68), „Der Fuchs und das Pferd“ ( KHM 132) oder „Die zertanzten Schuhe“ ( KHM 133) zu. Bis heute hat die Grimm-Forschung mehr als fünfzig Märchenbeiträger und Märchenbeiträgerinnen - wir haben hier nur die wichtigsten davon aufgeführt -namhaft gemacht. Diese mündlichen Quellen müssen jedoch, zumal authentische Märchenaufzeichnungen aus ihrer Hand weitgehend fehlen, stets kritisch betrachtet 189 Dossier werden. Wenn die Brüder Grimm im Vorwort zum ersten Band ihrer Märchen schreiben, dass sie „mit wenigen bemerkten Ausnahmen“ alles „fast nur in Hessen und den Main- und Kinziggegenden in der Grafschaft Hanau […] nach mündlicher Überlieferung gesammelt“ 81 hätten und auch im Vorwort zum zweiten Band die „Anhänglichkeit an das Ueberlieferte“ 82 ihrer Informanten betonen, zeigt der Blick auf die von Auflage zu Auflage stetig vermehrte wissenschaftliche Dokumentation ihrer Quellen an, dass die von Ihnen suggerierte ‚Mündlichkeit‘ der Märchenüberlieferung heute relativiert werden muss. 1 Die Ausgabe ‚letzter Hand‘ von 1857 liegt verlässlich zum einen in der dreibändigen Edition von Heinz Rölleke (Stuttgart 1980sqq.; mit dem wichtigen Faksimile des Kommentarbandes von 1856) vor, zum anderen in der vierbändigen Edition von Hans-Jörg Uther (München 1996). - Alle historischen sog. ‚Großen Ausgaben‘ (in zwei Bänden mit zuletzt 200 Märchen und 10 Kinderlegenden) und die wichtigsten sog. ‚Kleinen Ausgaben‘ (in einem Band mit jeweils fünfzig Märchen) sind verzeichnet mit ihrem jeweiligen Standort in dem Ausstellungskatalog Die Brüder Grimm - Dokumente ihres Lebens und Wirkens, ed. Dieter Hennig / Bernhard Lauer, Kassel 1985, 558-564. Wichtig ist auch die kürzlich erschienene kritisch-vergleichende Edition der fünften Auflage der ‚Großen Ausgabe‘ von 1843 - diese kam in zwei Druckvarianten heraus - durch Axel Winzer (Leipzig 2012). - Eine historischkritische Ausgabe der „Kinder- und Hausmärchen“ ist bisher nicht wirklich in Angriff genommen worden; allerdings sind alle zu Lebzeiten der Brüder Grimm nachweisbaren Ausgaben inzwischen über das Internet verfügbar und in vielen Fällen auch in Nachdrucken herausgekommen. 2 Kinder- und Hausmärchen. Gesammelt durch die Brüder Grimm. Vergrößerter Nachdruck der zweibändigen Erstausgabe von 1812 und 1815 nach dem Handexemplar des Brüder Grimm-Museums Kassel mit sämtlichen handschriftlichen Korrekturen und Nachträgen der Brüder Grimm sowie einem Ergänzungsheft. Transkiptionen und Kommentare in Verbindung mit Ulrike Markwardt von Heinz Rölleke, Göttingen 1985, 2 1996, 2 Bde u. Begleitheft. - Die Handexemplare der ersten und der zweiten Auflage der Kinder- und Hausmärchen sind inzwischen ebenfalls über das Internet verfügbar. 3 Bernhard Lauer, „Die ,Kinder- und Hausmärchen‘ der Brüder Grimm zwischen Unesco- Welterbe und Verheimatung“, in: Erb.gut? Kulturelles Erbe in Wissenschaft und Gesellschaft. Referate der 25. Österreichischen Volkskundetagung vom 14. bis 17.11.2007 in Innsbruck, ed. Karl C. Berger et al., Wien 2009, 289-297. 4 Cf. die letzte große Ausstellung Hin und zurück - Grimms Märchen in den Sprachen der Welt 2014 im Brüder Grimm-Museum Kassel; dazu die zusammenfassende Darstellung im Brüder Grimm-Journal, 7, 2015, 2-7. 5 Cf. zusammenfassend zuletzt Hans-Jörg Uther, Handbuch zu den ,Kinder- und Hausmärchen‘ der Brüder Grimm. Entstehung - Wirkung - Interpretation, Berlin / New York 2008 (Zweite vollständig überarbeitete Auflage 2 2013); Heinz Rölleke, Es war einmal ... Die wahren Märchen der Brüder Grimm und wer sie ihnen erzählte, Frankfurt am Main 2011. 6 Universitätsbibliothek zu Heidelberg: Hs. 2110, 6, Nr. 527, fol. 210 r -213 v ; zit. nach Reinhold Steig, Clemens Brentano und die Brüder Grimm, Berlin 1914, 8sq. 7 Zit. nach Wilhelm Schoof / Ingeborg Schnack (ed.), Briefe der Brüder Grimm an Savigny, Berlin 1953, 42. 8 Erstdruck ibid.: 423-430. 9 Universitätsbibliothek Marburg: Hs. 784.200sqq. 190 Dossier 10 Biblioteca Bodmeriana: Ms. autogr.; 66 Bll.; siehe dazu Spiegel der Welt. Handschriften und Bücher aus drei Jahrtausenden. Eine Ausstellung der Fondation Martin Bodmer Cologny, Genf/ Marbach 2000, Bd. 1, 461-466. 11 Im Druck herausgegeben wurde diese Handschrift zuerst 1924 durch Franz Schultz und 1927 durch Joseph Lefftz, schließlich 1975 in einer Synopse mit dem Erstdruck von 1812 durch Heinz Rölleke. - Das seither „Ölenberger Märchenhandschrift“ (siehe zuletzt dazu auch die Darstellung im Brüder Grimm-Journal, 5, 2011, 14-17) genannte Manuskript ist heute auch über das Internet einsehbar. 12 Die literarischen Vorlagen der Grimmschen Märchen hat zuerst Hermann Hamann dokumentiert; cf. id., Die literarischen Vorlagen der ,Kinder- und Hausmärchen‘ und ihre Bearbeitung durch die Brüder Grimm, Berlin 1906; Heinz Rölleke hat zuletzt die 63 wichtigsten Texte synoptisch vorgestellt und kommentiert; cf. Heinz Rölleke, Grimms Märchen und ihre Quellen, Trier 1998. 13 Die Bibliothek der Brüder Grimm. Annotiertes Verzeichnis des festgestellten Bestandes, erarbeitet von Ludwig Denecke und Irmgard Teitge, Weimar 1989 (nachfolgend zit. als „Denecke/ Teitge“). - Die Grimm-Bibliothek ist größtenteils in der heutigen Universitätsbibliothek zu Berlin (jetzt: Jacob und Wilhelm Grimm-Zentrum) sowie in den Sammlungen in Kassel und Marburg erhalten und zugänglich. 14 Le tredici piacevoli notti divise in due libri, Venedig 1573 (Denecke/ Teitge Nr. 1122); wie ein handschriftlicher Vermerk zeigt, stammt dieses Buch offensichtlich aus der Familie v. Schwertzell. 15 Les facicieuses nuicts, Lyon 1611 (Denecke/ Teitge Nr. 1125). Diese Ausgabe enthält zahlreiche handschriftliche Notizen beider Brüder. 16 Die Nächte, 2 Teile, Wien 1791; Die Märchen des Straparola, Berlin 1817 (Denecke/ Teitge Nr. 1123 u. 1124). 17 Il Pentamerone, overo lo cunto de li cunte, Neapel 1674 (Denecke/ Teitge Nr. 1128); Il Pentamerone, overo lo cunto de li cunte, Neapel 1788 (Denecke/ Teitge Nr. 1129); das letztgenannte Buch wurde, wie der hs. Besitzvermerk Jacob Grimms beweist, vor dem 24. Oktober 1812 erworben. 18 Der Pentamerone, oder: Das Märchen aller Märchen, 2 Teile, Breslau 1846 (Denecke/ Teitge Nr. 1130). Für diese Ausgabe schrieb Jacob Grimm ein umfangreiches Vorwort. 19 The Pentamerone, or: The Story of Stories, London 1848 (Denecke/ Teitge Nr. 1131). 20 Histoires ou Contes du Temps Passé, Paris 1797 (Denecke/ Teitge Nr. 1376); dieses mit hs. Notizen Jacob Grimms versehene Exemplar war lange verschollen, konnte jedoch 1998 aus Privatbesitz in Limburg a. d. Lahn für die Sammlungen des Brüder Grimm-Museums Kassel erworben werden; Jacob Grimm gelangte - wie ein hs. Vermerk von ihm auf dem Titelblatt ausweist - während seines Aufenthalts beim Wiener Kongress in den Besitz dieses Buches; cf. dazu Bernhard Lauer, „Jacob Grimm und Charles Perrault - Zum wiederaufgefundenen Grimmschen Handexemplar von Perraults ‚Contes du Temps Passé‘ (1697)“, in: Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft, 8, 1998, 79-88; cf. diesbzgl. auch weitere bei Denecke/ Teitge (Nr. 1374 u. 1375) gelistete Ausgaben. 21 Les fées, Paris 1725 (Denecke/ Teitge Nr. 1372). 22 Le Cabinet des Fées, Amsterdam 1754 (Denecke/ Teitge Nr. 1381). 23 Contes des Fées [auch mit Texten von Perrault], Leipzig 1796 (Denecke/ Teitge Nr. 1375). 24 Indianische Geschichten und Fabeln des Bidpai und Lockmann, 2 Teile, Frankfurt a. M. / Leipzig 1745 (Denecke/ Teitge Nr. 4523); Fables et Contes Indiens, Paris 1790 (Denecke/ Teitge Nr. 4490); Contes Indiens, Paris 1804 (Denecke/ Teitge Nr. 4491); Calila und Dimna oder die Fabeln des Bidpai, 2 Teile, Stuttgart 1837 (Denecke/ Teitge Nr. 4524); Indische Sagen, 2 Bde, Karlsruhe 1845-1846 (Denecke/ Teitge Nr. 4493); Pantschatantra. Fünf 191 Dossier Bücher indischer Fabeln, Märchen und Erzählungen, 2 Teile, Leipzig 1859 (Denecke/ Teitge Nr. 4522). 25 Les Mille et une Nuits. Contes Arabes, 9 Teile, Paris 1806 (Denecke/ Teitge Nr. 4487). 26 Die Tausend und eine Viertelstunde, bestehend in artigen und lesenswürdigen tatarischen Geschichten, 2 Teile, 1738 (Denecke/ Teitge Nr. 1389); Die wundersamen Gegebenheiten des Mandarinen Fum Hoam, 2 Teile, Leipzig 1727 (Denecke/ Teitge Nr. 1388). 27 Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen. Zumn erstenmal aus einer Tunesischen Handschrift ergänzt ..., 15 Teile, Breslau 1825 (Denecke/ Teitge Nr. 4486). 28 Apuleius Madaurensis Platonicus, serio castigatus, Amsterdam 1628 (Denecke/ Teitge Nr. 890); Apuleii Psyche et Cupido, Leipzig 1856 (Denecke/ Teitge Nr. 891). 29 SBPK Berlin: Ms. germ. quart. 942. 30 Straßburg 1489 (Denecke/ Teitge Nr. 947); Paris 1511 (Denecke/ Teitge 948); Leipzig 1841 (Denecke/ Teitge Nr. 949); Tübingen 1842 (Denecke/ Teitge 950); Dresden/ Leipzig 1842 (Denecke/ Teitge Nr. 951). 31 Cf. die nach Straßburger Handschriften 1814 gefertigten Abschriften Jacob Grimms im Berliner Grimm-Nachlass (SBPK Berlin: Ms. germ. quart. 923, fol. 89-94 u. 95-97); diese bildeten für die Märchen „Das Eselein“ (KHM 144) und „Die Rübe“ (KHM 146) eine Grundlage. 32 Cf. Denecke/ Teitge Nr. 658 bis 662. 33 Frankfurt am Main 1565 (Denecke/ Teitge Nr. 666); daraus eine Vorlage für das Märchen „Strohhalm, Kohle und Bohne“ (KHM 18). 34 Madgeburg 1595 (Denecke/ Teitge Nr. 2976); daraus eine Vorlage für „Die Bremer Stadtmusikanten“ (KHM 27). 35 Frankfurt 1550 u. Frankfurt 1555 (Denecke/ Teitge Nr. 2940 u. 2941); daraus Vorlagen für die Märchen „Der undankbare Sohn“ (KHM 145) und „Die drei Faulen“ (KHM 151). 36 Leipzig 1555. 37 Straßburg 1556. 38 Für die Kinder- und Hausmärchen diente wohl die Frankfurter Ausgabe von 1581 als Vorlage u. a. für die Märchen „Der Schneider im Himmel“ (KHM 35), „Die sieben Schwaben“ (KHM 119), „Die hagere Liese“ (KHM 168) und „Die Eule“ (KHM 174). 39 Straßburg 1557. 40 In der Grimmschen Bibliothek sind ein gutes Dutzend Werke von Geiler v. Kaisersberg aus dem 16. Jahrhundert verzeichnet (Denecke/ Teitge Nr. 2917-2929). 41 Cf. Denecke/ Teitge Nr. 2958-2964. 42 Hamburg 1661 (Denecke/ Teitge Nr. 3012); daraus die Vorlage für das Märchen „Der Tod und der Gänsehirt“ (KHM I/ 27). 43 Straßburg 1677 (Denecke/ Teitge Nr. 3007); daraus das Märchen „Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst“ (KHM 23). 44 Die Brüder Grimm besaßen u. a. die Leipziger Ausgabe seiner Saturnalia (Denecke/ Teitge Nr. 3026), die Magdeburger Ausgabe seines Anthropodemus Plutonicus von 1666/ 68 (Denecke/ Teitge Nr. 5260) sowie die Ausgabe seines Katzen-Veits von 1692 (Denecke/ Teitge Nr. 5272). Hier finden sich u. a. Vorlagen zu den Märchen „Die Kinder in Hungersnot“ (KHM II/ 57) und „Hans heiratet“ (KHM 84). 45 KHM II/ 15 „Der Teufel Grünrock“; später KHM 101 „Der Bärenhäuter“; siehe auch KHM 100 „Des Teufels rußiger Bruder“; Denecke/ Teitge Nr. 3031-3033. 46 Volksmährchen der Deutschen, 5 Bde, Gotha 1782-1787; in der Bibliothek der Brüder Grimm ist eine Ausgabe von 1826 verzeichnet (Denecke/ Teitge Nr. 3108). 192 Dossier 47 Neue Volksmährchen der Deutschen, 5 Bde, Leipzig 1789-1793 (Denecke/ Teitge Nr. 3136). - Bei seiner Rückreise von Berlin nach Weimar konnte Wilhelm Grimm 1809 die Autorin in Naumburg sogar noch persönlich kennenlernen. 48 Im ersten Teil, Heinrich Stillings Jugend (Berlin/ Leipzig 1777), findet sich eine Vorlage für das Märchen „Jorinde und Joringel“ (KHM 69), im zweiten Teil, Heinrich Stillings Jünglingsjahre (Berlin/ Leipzig 1778) finden sich Vorlagen zu den Märchen „Der alte Großvater und der Enkel“ (KHM 78) und „Die alte Bettelfrau“ (KHM 150). 49 Cf. seine Abschrift in SBPK Berlin: Nachlass Grimm, Kasten C 1.4, fol. 24-27. 50 Cf. zusammenfassend: „Albert Ludwig Grimm (1786-1872) - Der andere Grimm“, in: Brüder Grimm-Journal, 4, 2009, 16-17. 51 In der Bibliothek der Brüder Grimm ist von A. L. Grimms Märchendichtungen die Ausgabe von Lina’s Märchenbuch. Eine Weyhnachtsgabe (2 Teile, Frankfurt a. M. 1816) verzeichnet (Denecke/ Teitge Nr. 3228). 52 KHM 1812, S. XIX-XX (Anm.). 53 Cf. Denecke/ Teitge Nr. 2209. 54 Cf. Denecke/ Teitge Nr. 2210. 55 KHM 1812, S. XIX (Anm.). 56 Cf. Denecke/ Teitge Nr. 2204-2331. 57 Jacob Grimm, Brief an Wilhelm Grimm, Göttingen, 2. Juli 1812, zit. nach Heinz Rölleke (ed.), Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm, Stuttgart 2001, 248. 58 KHM 1822, S. 441; KHM 1856, S. 351. 59 KHM 1856, S. 283-418; das Handexemplar Wilhelm Grimms konnte nach kriegsbedingter Verlagerung 1995 für Brüder Grimm-Museum Kassel aus Privatbesitz wiedererworben werden. 60 Cf. Rölleke 2011: 109sqq., 231sqq. u. 347sqq. 61 Herman Grimm, „Die Brüder Grimm und die ‚Kinder- und Hausmärchen‘“, in: id., Beiträge zur Deutschen Culturgeschichte, Berlin 1897, 214-247, hier bes. 240. 62 Heinz Rölleke, „Die ‚stockhessischen‘ Märchen der ‚Alten Marie‘“ [zuerst 1975], auch in: id., Die Märchen der Brüder Grimm. Quellen und Studien. Gesammelte Aufsätze, Trier 2000, 9-22. 63 Zur Familiengeschichte cf. Amalie Hassenpflug, Souvenirs d’enfance. De Vars et Guillestre aux Frères Grimm, Kassel 2007; Klaus Hassenpflug (unter Mitarbeit von Ewald Grothe u. Bernhard Lauer), Die Jugenderinnerungen Ludwig Hassenpflugs 1794-1821, Kassel 2010; Monique David / Jean Seinturier / Sybille A. Burggraf, Du Dauphiné à la Hesse. Exemple d’Exode de Protestants Haut-Alpins après la Révocation de l’Édit de Nantes, Guillestre/ Kassel 2013. 64 Cf. Rölleke 2011: 250sqq., 283sqq. u. 394sqq. 65 SPBK Berlin: Nachlass Grimm, Kasten C 3, fol. 42-47 sowie Nachlass Grimm 379, 402, 1793 u. 2631; cf. auch Rölleke 2011: 329sqq. 66 Zit. nach Robert Friderici, „Wer entdeckte die Märchenfrau? “, in: Hessische Blätter für Volkskunde, 60, 1969, 166sq. 67 Cf. auch Rölleke 2011: 115sqq. 68 KHM 1815, S. IVsq. 69 Bernhard Lauer, „Dorothea Viehmann und die Brüder Grimm - Märchen und Wirklichkeit“, in: Chronik der Stadt Baunatal, Band 3, Baunatal 1997, 341-353 (auch separat: Kassel: BGG, 1998 u. ö.). 70 SBPK Berlin: Nachlass Grimm 643; cf. auch Wilhelm Schoof, Zur Entstehungsgeschichte der Grimmschen Märchen, Hamburg 1959, 77sqq. 71 Cf. auch Rölleke 2011: 172sqq. 193 Dossier 72 SBPK Berlin: Nachlass Grimm Kasten C 1.4, fol. 16-17 u. Nachlass Grimm 915; cf. auch Wilhelm Schoof 1959: 81sqq. 73 Cf. auch Rölleke 2011: 307sqq. 74 Diese zuletzt dargestellte Tatsache hat Ende des 20. Jahrhunderts dazu geführt, das „Sneewittchen“-Märchen in der Gegend von Bad Wildungen zu verorten; cf. dazu Bernhard Lauer, „Wem gehört Sneewittchen? Ein Beitrag zur Verortung von Märchenstoffen und zur Herausbildung von Stereotypen“, in: Hessische Blätter für Volk- und Kulturforschung, Neue Folge, Bd. 44-45 (Zwischen Identität und Image - Die Popularität der Brüder Grimm in Hessen), 390-425. 75 SBPK Berlin: Nachlass Grimm, Kasten C 1.3, fol. 1-25; cf. dazu auch Schoof 1959: 88sq.; ein Faksimile des „Spinnstubenheftes“ erschien 2000 in Schauenburg. 76 Dazu ausführlich Heinz Rölleke, „‚Von dem Fischer un syner Fru‘. Die älteste schriftliche Überlieferung“, in: id., ,Nebeninschriften‘. Literarhistorische Studien, Bonn 1980, 23-36; cf. auch Rölleke 2011: 94sqq. 77 Zeitung für Einsiedler, 9. u. 12. Juli 1808, Nr. 29-30, Sp. 229-237. 78 Zit. nach Reinhold Steig, Clemens Brentano und die Brüder Grimm, Stuttgart/ Berlin 1914, 166-157. 79 Cf. dazu Schoof 1959: 97-130; Karl Schule-Kemminghausen, Westfälische Märchen und Sagen aus dem Nachlaß der Brüder Grimm. Beiträge des Droste-Kreises, Münster 2 1963; id., „Dokumente zu Besuchen des westfälischen Freundeskreises der Brüder Grimm in Kassel“, in: Brüder Grimm-Gedenken, 1, 1963, 125-146; Heinz Rölleke, Märchen aus dem Nachlaß der Brüder Grimm, Bonn 2 1979. 80 Cf. dazu insbesondere die zahlreichen Materialien in SBPK Berlin: Nachlass Grimm, Kasten C.1 und Kasten C 3; cf. auch Rölleke 2011: 154sqq., 187sqq. u. 336sqq. 81 KHM 1812, S. VII. 82 KHM 1815, S. V.