eJournals lendemains 39/154-155

lendemains
0170-3803
2941-0843
Narr Verlag Tübingen
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2014
39154-155

Sciences de l’Information et de la Communication

2014
Stefanie Averbeck-Lietz
ldm39154-1550012
12 DDossier Stefanie Averbeck-Lietz Sciences de l’Information et de la Communication Über eine fehlende Grenzüberschreitung zwischen zwei Wissenschaftskulturen in Deutschland und Frankreich 1. Vorbemerkung und Literaturlage Rezeption, Aneignung und Austausch zwischen der deutschen und der französischen Soziologie stellen sich als heterogener, einerseits von intensiver Diskussion, andererseits aber auch von Desinteresse, Kontingenz und Asymmetrie geprägter Prozess dar (Peter 2011: 6) Vorweggeschickt sei dieses Zitat von Lothar Peter - gedruckt 2011 in Lendemains zum „Deutsch-französischen Soziologietransfer“. Auch wenn Peters’ Schilderung insgesamt nur verhalten optimistisch ist, so ist er doch in der glücklichen Lage, „intensive Diskussionen“ zwischen der deutschen und französischen Soziologie schildern zu können. Für die Schwesterwissenschaft Kommunikationswissenschaft fällt die Diagnose weit weniger erfreulich aus: Von einem deutsch-französischen Wissenschaftstransfer kann hier nicht gesprochen werden. Nach einem solchen habe ich gesucht und stattdessen etwas anderes gefunden: Eine für deutsche KommunikationswissenschaftlerInnen äußerst anregende Wissenschaftskultur, die zur Grenzüberschreitung einlädt, gerade auch aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit. Ein Blick in die französische Fachkultur macht zugleich Leerstellen der deutschen deutlich. Der vorliegende Artikel baut auf der Habilitationsschrift der Verfasserin Kommunikationstheorien in Frankreich. Der epistemologische Diskurs der Sciences de l’information et de la Communication (SIC) 1975-2005 (Averbeck-Lietz 2010) auf. In dieser Monografie wird die Entwicklung der französischen Kommunikationswissenschaft als „epistemologischer Diskurs“ über fachliche Gegenstände und Grundbegriffe, über den disziplinären Status sowie spezifische Theoriestränge, insbesondere die Semio-Pragmatik, nachgezeichnet. Dabei beruht meine Analyse, die zwischen 1999 und 2007 entstand, auf französischsprachiger Literatur zur Entwicklungsgeschichte der Sciences de l’information et de la communication (im Folgenden kurz: SIC) ab etwa 1962 mit der Gründung des Centre de Communications de Masse (CECMAS) an der Ecole Pratique des Hautes Etudes in Paris, zuzüglich Literatur zur systematischen Ausformulierung genereller und spezifischer Kommunikationstheorien. Dies schließt Nachrecherchen zwischen dem Abschluss des Manuskriptes (2007) der Habilitationsschrift und ihrem Erscheinen (2010) ein. Weitere Recherchen im Zuge der nunmehr hier vorliegenden Veröffentlichung im Jahr 2014 sind nicht sehr ergiebig verlaufen. Wenn überhaupt, so 13 DDossier sind entsprechend relevante Publikationen (etwa Coordonnier / Wagner 2013: 137- 139; Bonnet / Bonnet 2014; Averbeck-Lietz / Bonnet / Bonnet 2014) nur in Frankreich selbst oder im europäischen Kontext in englischer Sprache (McQuail 2009: 281-292; Cabedoche 2009: 293-309) erschienen. Sie betreffen vor allem die Frage danach, wie in Zukunft über nationale Unterschiede hinweg (cf. Bonnet / Bonnet 2014; McQuail 2009: 281-292) mit der Frage nach einer Identität der zwischen verschiedenen Disziplinen changierenden Kommunikationswissenschaft umgegangen werden kann. Darauf wird auch im Folgenden einzugehen sein. 2. Forschungsperspektive Where modern communication theory [in the U.S.] has incessantly postulated positive outcomes from its models (consensus, agreement), in essence promoting social reconciliation, French theory subsumed concepts of communication in notions of signification and contestation (Lotringer / Cohen 2001: 4) [Hervorhebung St. A.-L.]. Lotringer und Cohen beziehen sich mit diesem Zitat nicht auf die französische Kommunikationswissenschaft, sondern auf eine nicht zu vereinheitlichende noch zu universalisierende „French Theory“, die in den 1970er und 1980er Jahren in den US-amerikanischen Literatur- und Linguistik-Departements unter den bekannten Labels Postmoderne, Diskursanalyse und Dekonstruktivismus adaptiert worden sei (Lotringer / Cohen 2001: 8; im gleichen Sinne Loselle 2001: 213, 221). Auf „Travelling Theories“ (Said 1983: 195-217) von Frankreich nach Amerika gehe ich in diesem Aufsatz indes nicht ein; auch nicht auf die Einflüsse des französischen Denkens, insbesondere seitens Michel Foucault auf die Diskursanalyse in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft (cf. Fraas 2015), die Dispositivtheorie in der Nachfolge von Foucault, Luc Baudry und anderen innerhalb der deutschsprachigen Medienwissenschaft (cf. Hickethier 2003) oder Adaptionen der Médiologie von Régis Debray in der deutschen Medienwissenschaft (cf. Weber 2008: 123-128). Solche Einflüsse gibt es in intensiver Weise (cf. dazu schon Saxer 2000: 85-92); allerdings betreffen sie die Disziplin Sciences de l’information et de la communication in Frankreich nur marginal (cf. als Replik auf Saxer, Averbeck 2000: 396-404). In vorliegendem Artikel gehe ich ausschließlich darauf ein, wie die deutsche und die französische Kommunikationswissenschaft in ihrer disziplinären Organisation, also als institutionalisierte Fächer sich jeweils in ihrem Mainstream (ermittelt über Fachzeitschriften, Verbandspublikationen, Monografien, Lehrbücher, Handbücher, cf. ausführlich Averbeck 2008a: 211-228, ibid. 2008b: 1-13, ibid. 2008c: 259-287, Averbeck-Lietz 2010) darstellen, wie sie historisch gewachsen sind, innerhalb welcher gesellschaftlichen und politiksowie mediensystemischen Zusammenhänge sie stehen und ob sie sich gegenseitig wahrnehmen und / oder beeinflussen. Letzteres kann leider nach wie vor verneint werden. Stärker sind die Transfers und Re- Transfers in beiden Ländern in Bezug auf die US-amerikanische Kommunikationsforschung und / oder -philosophie oder -soziologie. Diese stellen sich aller- 14 DDossier dings im nationalen Vergleich höchst unterschiedlich dar. Hat sich die deutsche Kommunikationswissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg und verstärkt seit Ende der sechziger Jahre bis heute intensiv am US-amerikanischen „Communication Research“ orientiert (cf. Koivistu / Thomas 2007: 62; Löblich 2007: 69-88; ibid. 2010; Wissenschaftsrat 2007: 18), so die Französische ihrerseits kaum: Another reason for special attention is that France has probably shown the strongest tendency to resist the American hegemony of media and associated study, for cultural reasons in part, and partly because of circumstances of linguistic isolation from the Anglo-Saxon literature that diffused the ‚American model‘ [of communication research] (McQuail 2009: 284). Die USA gelten nach wie vor als Mutterland, Globalplayer und Gatekeeper-Nation der Kommunikationswissenschaft (ibid: 287; Meyen 2012: 1451-1459). Allerdings benennt Dennis McQuail in obigem Zitat nur die weitgehend fehlende Rezeptionslinie der französischen SIC, nämlich diejenige zum Communication Research in der Lasswell-Lazarsfeld-Hovland-Tradition (cf. zur US-amerikanischen Linie der Wirkungsforschung im Überblick Schenk 2007) und bleibt damit in seiner Betrachtung reduktiv. Vielmehr hatten und haben auch die französischen KommunikationswissenschaftlerInnen sehr wohl ihre interkontinentalen Rezeptionslinien, die sich allerdings, darin ist McQuail zuzustimmen, nicht primär auf Arbeiten in der Tradition von Paul F. Lazarsfeld zur Soziologie der Mediennutzung, von Harold D. Lasswell zur politischen Kommunikation und zur Inhaltsanalyse oder auf Carl-Iver Hovlands psychologische Wirkungsforschung beziehen − auch wenn diese durchaus auch in französischen Lehrbüchern vorkommen (so in Lazar 1992, Mattelart / Mattelart 2002). Meines Erachtens ist es nicht so sehr eine „resistance to extension of American power“ (McQuail 2009: 284), die hier der Grund ist, sondern vielmehr sind es die disziplinären Wurzeln der Französischen SIC in der Linguistik und Semiotik, die die Rezeptionslinie französischer Kommunikationswissenschaft sowohl in die USA als auch Unterschiede zur deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft kennzeichnen. Diese Wurzeln sind und waren es, die die transatlantische Rezeption der Französischen SIC mitbestimmen (cf. Averbeck-Lietz 2009: 65-88; ibid. 2010a). Selbstredend kann die Kommunikationswissenschaft nicht als in sich geschlossene „Monodisziplin“ betrachtet werden, sondern ist eine „Transdisziplin“ (Saxer 1993), zumindest in ihrer Ideengestalt. Dies gilt auch dann, wenn ihre Sozialgestalt inzwischen in vielen Ländern als Einzeldisziplin, vielfach in ganz unterschiedlichen Fakultäten und Departements mal geistes-, mal sozialwissenschaftlich organisiert ist (cf. Wissenschaftsrat 2007; Koivistu / Thomas 2010). Kommunikationswissenschaft zu betreiben heißt daher auch, ihre Vielfalt anzuerkennen: „C’est par nature un domaine pluridisciplinaire [ ] il n’y a donc pas une mais des sciences de la communication“ (Wolton 1998: 50). Allerdings entbehrt das Selbstverständnis einer (Pluri)Disziplin dann der Grundlage, wenn sie sich nicht historisch rückversichern und verankern sowie das 15 DDossier Phänomen ihrer eigenen Vielfalt verstehen kann. Die Sekundärliteratur zur französischen Fach- und Theoriengeschichte umfasst bis heute wenige, kaum quellengesättigte Überblicke zur Institutionengeschichte sowie singuläre Beschreibungen einzelner Theoriefelder, meist in Form von Aufsatzliteratur in Sammelbänden (cf. Lancien et al. 2001: 37-63; Georgakakis / Utard 2001; Boure 2002; Meyriat / Miège 2002: 45-70; Jeanneret / Ollivier 2004; Olivesi 2006; Puustinen 2007). Verwiesen sei darüber hinaus auf die jüngere Selbstverständnisdebatte in der Fachzeitschrift der französischen Fachgesellschaft Revue française des sciences de l’information et de la communication, 1 auf die ich in diesem Artikel Bezug nehme. Interessant im Kontext meiner Argumentation ist dabei, dass gleich die dritte Nummer der neu gegründeten Online-Zeitschrift der französischen Fachgesellschaft unter dem Titel: La vie des signes aux sein de la communication: vers une sémiotique communicationnelle (Boutaud / Berthelot-Guiet 2013) wiederum auf denjenigen Strang der französischen Fachentwicklung ausführlich eingeht, den ich (Averbeck 2008a: 211-228; 2008b: 1-13; Averbeck-Lietz 2010) als den zentral unterschiedlichen zur deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft dargestellt hatte: die Sozio- Semiotik (socio-sémotique) oder Semio-Pragmatik (sémio-pragmatique). Die Bezeichnungen dieser Denkrichtung changieren und werden teils synonym verwendet (cf. auch Frame 2013). Mit diesem Befund kompatibel, hat Hans-Jürgen Lüsebrink (2004b: 2) die semiotische Orientierung als französisches Spezifikum zum Beitrag für eine Medienwissenschaft im Grenzbereich zur Kulturwissenschaft herausgearbeitet. Allerdings wird in der besagten Revue française des sciences de l’information et de la communication auch deutlich, dass der semio-pragmatische Strang sich selbst offenbar innerhalb der SIC weit marginalisierter sieht (cf. Carbou 2013: 3-6), als dies aus deutscher Perspektive plausibel erscheinen mag. Wenn ich also die Semio-Pragmatik hier wiederum in den Mittelpunkt stelle, so sei selbstkritisch mitgegeben, dass aus deutscher Perspektive dieser Strang der SIC in der Tat eine Besonderheit ist (da er so innerhalb der deutschen Kommunikationswissenschaft nicht vorkommt), dass dies - genau aufgrund der Vergleichsperspektive zu Deutschland - aber auch eine Überzeichnung sein kann in Bezug auf die französische Eigenwahrnehmung. Hier fehlt ein Austausch zwischen den Wissenschaftskulturen, um sich über solche gegenseitigen (Fehl)Wahrnehmungen auszutauschen (für einen Auftakt Coordonnier / Wagner 2013: 137-139; Averbeck-Lietz / Bonnet / Bonnet 2014). Insgesamt zementiert sich (leider) auch in den letzten Jahren der Status Quo, dass Frankreich kein zentrales Bezugsland für deutschsprachige KommunikationswissenschaftlerInnen ist. Das gilt auch für die vergleichende Mediensystemforschung und verwandte Gebiete, die in Deutschland zwar vorhanden, aber wiederum eher über singuläre Publikationen aufgestellt sind (cf. etwa Thomaß 1998; Weber / Woltersdorff 2001; Preisinger 2002; Lüsebrink et al. 2004b; Averbeck- Lietz / Piskol 2010: 486-497), sowie die Romanophonie insgesamt: So sind auch Spanien, Portugal und Italien keine relevanten Bezugsländer für die deutsche und 16 DDossier deutschsprachige Kommunikationswissenschaft. Deren persönliche und institutionelle Referenzen, Peer-Review-Verfahren und damit Karrierechancen liegen weiterhin und noch zunehmend am anglo-amerikanischen Zitations‚markt‘ und / oder werden über den Social Science Citation Index an diesem gemessen (dazu kritisch Krotz 2013: 21-48). Um die französischen SIC genauer darzustellen, gehe ich im Folgenden zunächst ein auf: - die wissenschaftstheoretischen und die materialen Grundlagen meiner Studie(n) zu Frankreich (cf. Averbeck 2008a: 211-228, ibid. 2008b: 1-13, ibid. 2008c: 259- 287; Averbeck-Lietz 2009: 65-88, ibid. 2010). Danach zeichne ich - die französische Fachentwicklung auf eben dieser Forschungsbasis nach, um dann - zentrale historische und fachhistorische Unterschiede zu Deutschland zu benennen. Des Weiteren frage ich - was wir aus dem Beispiel eines deutsch-französischen Vergleichs über den inter-/ transnationalen Wissens- und Wissenschaftstransfer lernen können. 3. Wissenschaftstheoretische, -soziologische und materiale Grundlage der Forschung Vergleichen heißt mithin nicht gleichsetzen (Haupt / Kocka 1996: 9). Die wissenschaftstheoretische Grundlage des hier unternommenen deutsch-französischen Vergleichs ist sozialkonstruktivistisch und öffnet sich damit einer wissenschaftssoziologischen Perspektive: Wissenschaft wird verstanden als sozialer (Kommunikations-)Zusammenhang der professionsspezifischen Objektivationsregeln folgt und zugleich durch Machtprozesse und gesellschaftliche Anforderungen und Normen strukturiert wird (cf. Weingart 2001, ibid. 2003). Damit sind nationalpolitische Unterschiede der Wissenschaftsorganisation in Deutschland und Frankreich ebenso wie eine fachhistorisch unterschiedliche Genese der Kommunikationswissenschaft in beiden Ländern angesprochen. Der Machtaspekt ist in meinen Forschungen insofern marginal bzw. stark verzerrt abgebildet, als ich vom institutionalisierten Machtpol der SIC und ihrer „Gründervätergeneration“ ausgegangen bin und diesen dann generativ über „Schüler“ und „Enkel“ weiterverfolgt habe. Solche Wissenschaftlergenerationen sind im Sinne des Karl-Mannheimschen Generationenbegriffs als Erfahrungsgemeinschaften zu begreifen (cf. Meyen 2007: 9-36; Koenen 2008: 1610-1625; Averbeck-Lietz 2010: 110-124). So teilte die Gründergeneration der deutschen Zeitungswissenschaftler die Weltkriegserfahrung, einschließlich des „Versagens“ der Presse im Krieg, was ausschlaggebend für die kommende Institutionalisierung der Zeitungswissenschaft als Universitätsfach wurde (cf. Bohrmann 1986: 346-358). Mit einer solchen generativen Perspektive wird, dies sei selbstkritisch angemerkt, zwar eine auch biografisch fundierbare, aber doch verkürzte, quasi-lineare Fachgeschichte von den „Gründer- 17 DDossier vätern“ zu den „Enkeln“ erzählt (cf. Averbeck-Lietz 2010, ähnlich auch die Bemerkungen zu einer generativen Fachgeschichte in Spanien seitens Alsina / García Jiménez 2010: 273-286). Erst einmal lag meine Intention in Bezug auf Frankreich darin, überhaupt eine Fach- und Theoriengeschichte für die SIC zu entwickeln, die es bis dato nur in Ansätzen gab (cf. v. a. Meyriat / Miège 2002: 45-70). Außenseiter und Marginale fallen als Protagonisten somit (hier) aus. Auch habe ich die „Sozialgestalt“ (Käsler 1984) der SIC nicht über Universitätsarchive rekonstruiert, sondern einzig über publizierte Literatur sowie sogenannte „graue Literatur“, insbesondere das damals noch bestehende gedruckte Fachbulletin der Société Française des Sciences de l’information et de la communication (SFSIC), La Lettre d’inforcom über dessen gesamten Bestehenszeitraum zwischen 1978 und 2003 sowie die teils im Selbstverlag der Fachgesellschaft erschienen Tagungsbände der zweijährlichen Tagungen der SFSIC zwischen 1975 und 2004 (zu diesen Quellen, ihrer Aussagekraft und ihren Begrenztheiten Averbeck-Lietz 2010: 339-344). Hinzu kommt die systematische Auswertung der zentralen französischen kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften Réseaux. Communication, Technologie, Société, gegründet 1983, und Hermès. Communication, Communication, Politique, bestehend seit 1988; überdies - dann weniger an einer Vollerhebung als thematisch an einzelnen Artikel orientiert - weiterer Fachzeitschriften wie Quaderni, Questions de Communications, Dossiers de l’Audiovisuel und MEI. Die genannten Quellen dienten nicht nur der Rekonstruktion der Institutionengeschichte der SFSIC, sondern auch derjenigen ihrer „Ideengestalt“ (Käsler 1984), welche darüber hinaus rekonstruiert wurde über wissenschaftliche Aufsätze und Monografien, die sich im engeren Sinne mit der Fachgeschichte der SIC befassen (und ungefähr an zwei Händen abzuzählen sind) sowie solchen Fachzeitschriften-, Sammelbandpublikationen und Monografien, die sich explizit mit dem Gegenstand und / oder der Theorieperspektive(n) der Sciences de l’information et de la communication auseinandersetzen. Die Auswertung aller Materialen erfolgte kategoriengeleitet im Sinne einer qualitativen Inhaltsanalyse (zur Methode Löblich 2008: 433-545; Nawratil / Schönhagen 2009: 333-346 sowie spezifisch mit Blick auf die Meta-Analyse fachlicher Debatten in der Kommunikationswissenschaft Averbeck 2008c: 259-287). Dimensionen der Betrachtung waren neben der Generation als „Erfahrungszusammenhang“ wie von Karl Mannheim (1928) beschrieben, die von Dirk Käsler (1984) zur Erforschung der frühen deutschen Soziologie entwickelten Konzepte der „Sozial- und Ideengestalt“, respektive den „Milieus“ einer Wissenschaft, dazu auch stimmig Wolf Lepenies’ (1981) Differenzierung von „kognitiver, sozialer und historischer Identität“ einer Wissenschaft sowie Peter Weingarts (1986) Systematik „kognitiver und normativer Orientierungskomplexe“ in der Wissenschaft. Diese Großkategorien wurden nach dem Vorbild eigener und anderer fachhistorischer Arbeiten zur Zeitungs-, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Deutschland (cf. v. a. Hachmeister 1987; Averbeck / Kutsch 2002: 57-67; ibid. 2005: 7-22; Meyen / Löblich 2006) weiter ausdifferenziert: 18 DDossier Externe Faktoren Staat - Gesellschaft/ Kultur - Politik - Recht Wirtschaft - Medientechnologie(n) Universität (Herkunfts-, Nachbardisziplinen) Interne Faktoren Ideengestalt Publikationen, analytische und normative Orientierungskomplexe Ansätze, Theorien, Methoden/ Methodologien, epistemologische Diskurse, Lehre Interne Faktoren Sozialgestalt Organisation(en), Institution(en), Schulenbildung, Milieus, informeller Austausch (Wissenschaftler-Netzwerke), formeller Austausch (Konferenzen), Lehre, Publikationsstrategien 2 Abb. 1: Konzeptualisierung von Ideen- und Fachgeschichte (folgend Averbeck / Kutsch 2002: 57-67) Anhand dieses Schemas (cf. auch Averbeck-Lietz 2010: 147) wurde das ermittelte Material (Publikationen und graue Literatur wie oben genannt) ausgewertet. Zugrunde gelegt wurde aus der bestehenden fachhistorischen Forschung die Annahme, dass Wissenschaftsentwicklung von der Festlegung eines „Materialobjektes“ (etwa: Zeitung in der Zeitungswissenschaft) zu einem „Formalobjekt“ (etwa: gesellschaftliche Kommunikation mittels Zeitung in der Publizistikwissenschaft) fortschreitet und sich erst auf dieser Basis eine legitimierte Einzelwissenschaft bilden kann (cf. Wagner 1989: 78-80; Averbeck / Kutsch 2005: 10-12). Generativ spannt sich dies auf über eine Generation „Gründerväter“, die Probleme identifiziert, eine Generation „Schüler“, die diese Probleme ausdifferenziert und diversifiziert, und eine Generation „Enkel“, die Selbstreflexion im Sinne der Historisierung des eigenen Faches beisteuert (cf. Averbeck-Lietz 2010: 365-380). Diese Generationen, die über intergenerative Beziehungslinien und -netzwerke verfügen (ibid.), sind die Träger des epistemologischen Diskurses, der über diese Generationen an hinweg an selbstreflexivem Potenzial gewinnt: Die Enkelgeneration ist in Frankreich wie in Deutschland die erste, die die eigene Fachgeschichte relevant und systematisch in den Fokus nimmt (cf. ibid.: 148), was auch ihrer Identitätsbildung dient: Denn diese Generation der Enkel ist im Frankreich der 1990er und 2000er Jahre überhaupt die erste, die als im Fach Kommunikationswissenschaft habilitierte tätig ist (cf. Cardy / Froissart 2002: 352-362). 4. Fachentwicklung in Frankreich Am 25. Februar 1972 erfolgte im Maison des Sciences de l’homme in Paris die Gründung des Comité Français des Sciences de l’information et de la communication. An der Gründungsversammlung nahmen 44 Wissenschaftler aus verschiede- 19 DDossier nen Disziplinen teil (cf. ausführlich Lancien et al. 2001: 38-39; Averbeck-Lietz 2010: 189-190). Kern dieser Initiative zu einer kommunikations- und medienwissenschaftlichen Fachgründung um den vergleichenden Literaturwissenschaftler, Literatursoziologen und freien Journalisten Robert Escarpit (1918-2000) war eine Gruppe von dreizehn Mitgliedern, deren Interessen ähnlich gelagert waren: Sie alle hatten, aus diversen Fächern kommend, „Kommunikation“ zu ihrem Forschungsgegenstand gemacht und forderten nun ein eigenständiges Fach mit einer eigenen Sektion im Conseil National des Universités (CNU) ein. Der im internationalen Vergleich großen „Verspätung“ dieses Anliegens war man sich bewusst: „Nous étions tous conscients du fait que la communication était sérieusement étudiée aux Etats-Unis depuis plus de vingt ans où il y avait déjà des communicologues. En Allemagne aussi“ (Escarpit 1992: 5). Aufgrund dieser Initiative wurden die Französischen Sciences de l’Information et de la communication 1975 als eigenständige Sektion 71 des CNU etabliert. Die späte, dann aber rasante französische Fachgründung hatte auch nationale wissenschaftspolitische Gründe. Sie steht im Zusammenhang mit der forcierten Technologieentwicklung seit den späten 1970er Jahren, die die Fachgründung im Sinne von Technikfolgeabschätzung und praktischer Ausbildung für einen wachsenden Medienmarkt dringlich nahelegte (cf. Mattelart 1983: 59-73; Lancien et al. 2001: 39). Dazu gehörte von Anfang an nicht nur die Orientierung an Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch an Informationsberufen im weitesten Sinne (Archivare, Dokumentaristen, Bibliothekare, cf. Averbeck-Lietz 2010: 353-364). Begrifflich wurde nach einer weiten, transdisziplinären Klammer gesucht: Le terme de SIC est finalement conservé pour des raisons d’efficacité: le sentiment prévaut que le mot plus concret d’‚information‘ précise un peu la notion vague de ‚communication‘; ce couplage permet en même temps de servir les intérêts de plusieurs groupes distincts de spécialistes, sans prendre une position définitive sur l’épistémologie du domaine (Meyriat 1994: 6). Zwischen 1972 und 1975 hatte man zunächst erwägt, die neue Disziplin „Sciences de la représentation“ oder „Sciences de la signification“ zu nennen (cf. Lancien et al. 2001: 38). Diese Überlegungen ordnen sich einerseits deutlich in die semiotische Tradition ein, andererseits aber galt es, sehr verschiedene Denkrichtungen zusammenzubringen. Daher sprach man in dieser Gründungsphase (durchaus paradox, da es ja um die institutionelle Begründung einer Einzelwissenschaft ging) von der „pluridiscipline“ SIC (cf. Averbeck-Lietz 2010: 374-381). Das bis heute aktuelle Verständnis von „inter-“ oder „transdiscipline“ (ibid.) oder auch eines „champ disciplinaire“ (Charaudeau 2007: 43) 3 bezeichnet Grenzüberschreitungen zur Soziologie, Semiotik, Anthropologie - und längst nicht mehr in erster Linie zu den Sciences de l’information (SI), die das Fach bis heute im Namen führt. Bibliotheks- und Dokumentenwissenschaftler wie Jean Meyriat (1921-2010) oder Robert Estivals (1927-) waren in der Frühphase der SIC aktiv an deren Institutionalisierung beteiligt. Mit der Integration der Bibliotheks- und Dokumentenwissenschaften 20 DDossier („information“) in das Fach Kommunikationswissenschaft, bzw. der Fusion dieser beiden Richtungen, weicht die Fachentwicklung in Frankreich von der in Deutschland stark ab. Allerdings treiben die Kommunikations- und die Informationswissenschaft in Frankreich bereits seit längerer Zeit auseinander (cf. Palermity / Polity 2002: 95-123). Auch ist in diesem Zusammenhang darauf zu verweisen, dass ein Schisma zwischen Kommunikations- und Medienwissenschaft, wie es in der deutschen Forschungs- und Universitätslandschaft besteht (dazu kritisch Wissenschaftsrat 2007: 8, 13; Koivistu / Thomas 2007: 72-74) für Frankreich nicht konstatiert werden kann. In Deutschland hat sich die eher geisteswissenschaftlich orientierte Medienwissenschaft relativ unabhängig von der sozialwissenschaftlichen Kommunikationswissenschaft ab den 1970er Jahren (also im gleichen Jahrzehnt wie die SIC in Frankreich) entwickelt (cf. Hickethier 2003: 6-8) und durchaus mit starken Bezügen zur französischen (Film)Semiotik, Dispositivtheorie und postmodernen französischen Medienphilosophie (cf. die zahlreichen Bezüge auf französische Autoren im Metzler Lexikon Medientheorie, Medienwissenschaft, herausgegeben von Schanze 2002). Insgesamt sind die Debatten um die Fachgegenstände und ihre institutionelle Etablierung in Frankreich älter als die Fachgründung im Sinne ihrer institutionellen Formalisierung 1975 als 71. Sektion Sciences de l’information et de la communication beim CNU. Die Vorgeschichte der Fachgründung (cf. Cabedoche 2009: 300; Averbeck-Lietz 2010: 169-240) ist verbunden mit den spezifischen Wissenschaftsmilieus am Centre d’études de communication de masse (CECMAS) in Paris und an der Universität Bordeaux. An diesen Institutionen und rund um ihre Protagonisten Roland Barthes (1915-1989), Edgar Morin (geb. 1921) und Georges Friedmann (1902-1977) am CECMAS sowie Robert Escarpit (1918-2000) in Bordeaux, allesamt ‚Gründerväter‘ der SIC, 4 begann der tragende Diskurs um die Ablösung aus den Herkunftswissenschaften Literaturwissenschaft und Linguistik. Damit nahm zugleich die Hinwendung zur Soziologie und zur Sozio-Semiotik / Semio-Pragmatik ihren Auftakt (cf. Abschnitt 5 dieses Artikels). Der übergreifende Fachdiskurs der SIC, einschließlich ihrer Vorgeschichte seit der Gründung des CECMAS über die letzten mehr als 50 Jahre, erschließt sich dabei umfassend erst dann, wenn man transnationale Rezeptionsmilieus, besonders die Adaption anglo-amerikanischer Ansätze durch französische KommunikationswissenschaftlerInnen einbezieht. Den USA-Bezug hatte ich als Prämisse meiner Forschung zunächst nicht im Blick, sondern habe diesen bei der Auswertung französischer Fachliteratur erst entdeckt. Zentrale externe theoretische Adaptionen der SIC erfolgten aus der teils älteren US-amerikanischen Sozialphilosophie und Anthropologie (Mead, Bateson, Watzlawick, Berger und Luckmann, dazu ausführlich Averbeck-Lietz 2009: 65-88, 2010: 301-319) und eben nicht (so auch McQuail 2009: 281-292) dem in Frankreich als zumal einseitig funktionalistisch kritisierten Communication Research, wie er prägend für Deutschland wurde. Auch die Nachbarwissenschaft der SIC, die französische Soziologie, nahm den Symbolischen 21 DDossier Interaktionismus in der Nachfolge Meads seit Ende der 1970er Jahre in ihren Theoriendiskurs auf (cf. Berthelot 2000: 35). 5. Unterschiede in der Fachsystematik Deutschland und Frankreich Es gibt zwei mögliche, einander durchaus ergänzende Herangehensweisen, will man Wissenschaftskulturen vergleichen. So wählen Veikko Pietilä, Tarmo Malmberg und Kaarle Nordenstreng (1990) ein deduktiv-typenbildendes Verfahren und entwerfen explorativ (aus der Perspektive der Fachkulturen nordeuropäischer Länder) die Idealtypen einer „euro-amerikanischen“, einer „französischen“ und einer „deutschen“ Variante der Kommunikationswissenschaft. Die erst genannte, euro-amerikanische Variante unterstellen sie als empirisch-sozialwissenschaftlich, die zweite, französische, als semiotisch und die dritte, deutsche, als publizistikwissenschaftlich. Allerdings treffen bekanntlich - ganz im Sinne Max Webers - Idealtypen niemals vollständig auf die Ausprägungen der Realtypen zu, die sich als graduelle Mischtypen darstellen. Dies zeigt der nach der Mitte der 2000er Jahre an der Universität Helsinki entstandene Wissenschaftsvergleich Mapping Communication Research, welcher auf einer breiten Datengrundlage (u. a. Leitfadeninterviews mit FachwissenschaftlerIinnen, Auswertung von Einführungen in das Fach im jeweiligen Land, Themenschwerpunkte von nationalen Fachzeitschriften) beruht (cf. zusammenfassend Herkman 2008: 145-159; Koivistu / Thomas 2010). Die finnischen Forscher nahmen in ihre vergleichende Studie sieben Länder auf, darunter Deutschland und Frankreich. Zumindest die Generalisierung der grundlegenden drei Typen, wie sie Pietilä, Malmberg und Nordenstreng vor fast fünfundzwanzig Jahren skizziert haben, nämlich „euro-amerikanisch / empirisch“, „französisch / semiotisch“, „deutsch / publizistikwissenschaftlich“, bestätigen einzelne Länderstudien der Helsinki-Gruppe durchaus, so insbesondere die Studien zu Deutschland von Juha Koivistu und Peter Thomas (2007) sowie zu Frankreich von Liina Puustinen (2007). Peter J. Schulz und Paul Cobley (2014: vi) haben erst jüngst eindringlich auf den starken semiotischen Strang der romanophonen Fachkultur der Kommunikationswissenschaft - und ihrer Gleichberechtigung neben dem quantitativ-empirischen Fachverständnis US-amerikanischer Provenienz − verwiesen. Der Versuch, Kommunikationswissenschaft in Makrotypen einzuordnen, hat neben der Vereinfachung einen damit einhergehenden weiteren Nachteil: Er reduziert nicht nur synchrone, sondern auch historische Komplexität. Fachhistorisch gesehen kann das nicht zulässig sein, denn die Varianten (dann auch die Typen selbst) können nur über ihre historische Gewordenheit verstanden werden, und die ist dynamisch und nicht statisch. Ich habe mit meinem Schema (cf. Abb. 2 unten), gleichwohl auch dieses vereinfachend ist, versucht, Vergleichsdimensionen einzuführen, die sich unterschiedlich kontextuieren lassen und die nicht zwangsläufig übergeneralisieren. Gesucht wird dann nach verschiedenen möglichen Ausprägungen (innerhalb der deutschen und der französischen Kommunikationswissen- 22 DDossier schaft) von Formalobjekten, Orientierungskomplexen, Denkmotiven, Fachepistemologie, Fachtraditionen, Herkunfts- und Nachbarwissenschaften, Rezeptionslinien in andere nationale Wissenschaftskulturen und aktuelle Entwicklungen in der Theoriebildung (cf. ausführlich Averbeck 2008c: 259-287; Averbeck-Lietz 2010). Ausgehend von einer vermittelnden Position zwischen Generalisierung und Spezifizierung argumentieren auch Daniel Hallin und Paolo Mancini in Bezug auf ihre viel rezipierte Mediensystem-Typologie, die nunmehr ein Jahrzehnt lang (cf. Hallin / Mancini 2004) von Kommunikationswissenschaftlern in vielen Teilen der Welt relativ statisch angewandt wurde. Für neuere Studien „beyond the Western World“ (Hallin / Mancini 2012) war dies nicht mehr möglich. Der Ausweg der MediensystemforscherInnen lag ebenfalls darin, zwar nach wie vor Vergleichskategorien zu bilden, diese aber keiner starren Matrix fix zuzuordnen, sondern eher fallspezifisch nach Ausprägungen zu suchen. Dann kommt man zu dynamischen Szenarios: Was etwa bedeutet „politischer Parallelismus“ (also die Nähe zwischen Journalismus und Politik) in instabilen, verfahrensunsicheren Gesellschaften wie Südafrika oder Russland je anderes als in stabilen westlich-demokratischen wie Frankreich oder Deutschland? (cf. Ibid.: 3). Das erkenntnistheoretische Problem der Generalisierung wird damit zwar nicht gelöst, wohl aber spezifische Dimensionen in Bezug auf (diverse) Kontexte und Besonderheiten hin extrapoliert. Eine kontextbezogene Position habe ich auch bezogen auf den Begriff der „Kommunikation“ und dessen wissenschaftliche Ausformulierung eingenommen und bin kategoriell zu den Vergleichsdimensionen „soziale Kommunikation“ (für Frankreich) und „öffentliche (politische) Kommunikation“ (für Deutschland) gekommen (siehe unten Abb. 2). Diese Kategorien differenzieren sich analytisch vor allem über a) die Disziplingenese, b) die Fachgegenstände und Problemstellungen. Auf fachgegenständlicher Ebene ist zwar durchaus viel Gemeinsamkeit zwischen nationalen Fachgemeinschaften anzunehmen (so meint McQuail 2009: 281), allerdings lässt sich für die französischen SIC beobachten, dass Populärkultur, einschließlich Werbung von Anfang an mit zur fachlichen Gegenstandsperspektive zählte. Für die deutsche Zeitungs-, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, die sich sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Weltkrieg auf politische Kommunikation und Propaganda fokussierte, gilt das in dem Maße nicht. 5 Paradigmatisch für die Werbeforschung waren in Frankreich nicht zuletzt Arbeiten von Roland Barthes, die teilweise - wie Barthes berühmte Analyse der Panzani-Nudelwerbung − im Verbund mit der Werbeagentur Publicis entstanden (cf. Averbeck-Lietz 2010: 192). Die historisch gewachsenen Kernidentitäten kommunikationswissenschaftlicher Fachgemeinschaften unterliegen vielfältigen, auch wissenschaftsexternen Einflüssen (die in ihrer Multi-Dimensionalität nur schwer umfassend zu ermitteln sind) wie der politischen Kultur, dem politischen System und nicht zuletzt der Medienentwicklung und -ordnung (cf. Averbeck / Kutsch 2002: 57-67; Meyen / Löblich 2006: 32). In Anlehnung an die Typologie von Pietilä, Malmberg und Nordenstreng (1990: 165-185) kann diese Kernidentität für Deutschland zwar als traditionell 23 DDossier publizistikwissenschaftlich (und dazu zählt Werbung eben nicht in relevanter Hinsicht) begriffen werden. Sie muss aber seit Ende der 1960er Jahre als erweitert um ein sozialwissenschaftliches Selbstverständnis (cf. Klein 2006; Koenen 2008: 1610-1625; Löblich 2010) und seit den 1990er Jahren in Bezug auf eine starke gegenständliche „Entgrenzung“ (cf. Saxer 1993: 175-187) durch Online-Medien und damit neue Formen interpersonaler Kommunikation, Alltags- und Populärkultur beschrieben werden (cf. DGPuK 2008). In Frankreich vollzieht sich seit den 1960er Jahren bis in die 1980er Jahre die sozio-pragmatische Fundierung der Kommunikationswissenschaft, aufbauend auf den linguistischen und semiotischen Wurzeln des Faches. Diese wird seit den 1990er Jahren erweitert um ein sozialwissenschaftliches Selbstverständnis, zuzüglich einer mit der Digitalisierung wie auch in Deutschland einhergehenden Entgrenzung kommunikationswissenschaftlicher Forschungsgegenstände (cf. Maigret 2003). Dabei bleibt es bis heute ein dringender Forschungsbedarf, sich die Erforschung der sogenannten „Neuen Medien“ oder der Nouvelles Technologies de l’information et de la communication (NTIC) im digitalen Zeitalter in Frankreich und Deutschland vergleichend anzusehen. Denn dies dürfte - das legt meine Studie von 2010 nahe - auf der Basis ganz unterschiedlicher theoretischer Grundlagen der Fall sein und zugleich dürften WissenschaftlerInnen in beiden Ländern auch einander ähnliche Forschungsfragen stellen, die vor allem die Durchsättigung aller gesellschaftlichen Lebensbereiche mit medienvermittelter Kommunikation betreffen (cf. CNU 2014). In der deutschsprachigen Fach-Community hat die wissenschaftliche Analyse mit den digitalen Medien und computervermittelter Kommunikation zu einem Traditionsbruch geführt (cf. Beck 2006: V): Nicht mehr nur Massenkommunikation bestimmt das Fach in Deutschland, sondern zunehmend technische vermittelte interpersonale Kommunikation, einschließlich Social Media. Noch 2001 war das in Deutschland gängige, durch die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) vordefinierte Formalobjekt die „öffentliche (Massen-)kommunikation“; interpersonale Kommunikation sollte nur als „Anschlusskommunikation“ in den Blick fallen (cf. DGPuK 2001: 3). Im Jahr 2008 in ihrem revidierten Selbstverständnispapier hat die DGPuk dies wesentlich offener formuliert und sieht im Fokus der „Kommunikations- und Medienwissenschaft“ nunmehr „Bedingungen, Folgen und Bedeutungen von medialer, öffentlicher und interpersonaler Kommunikation“. Derzeit sehe ein Teil der Fachgesellschaft die medial vermittelte öffentliche Kommunikation und die damit verbundenen Produktions-, Verarbeitungs- und Rezeptionsprozesse im Vordergrund des Faches; ein anderer Teil sieht die medial vermittelte interpersonale Kommunikation als gleichrangig an (DGPuK 2008: 2-3). 24 DDossier Solche einschränkenden Differenzierungen hinsichtlich des Typs von Kommunikation, der im Mittelpunkt des fachlichen Interesses stehe oder zu stehen habe, finden wir jenseits des Rheins nicht (cf. auch Kopper 2004: 103). Die französische Kommunikationswissenschaft hat ihren Fachgegenstand seit 1975 immer wieder in den Statuten des Conseil National des Universités (CNU), 71. Sektion zentral festschrieben. In eben diesen lässt sich lesen, dass ein kulturell kontextuierter, breit gefasster Kommunikationsbegriff und ebenso ein breit gefasster Medienbegriff (der deutlich auch medienwissenschaftliche Schwerpunkte umfasst) im Mittelpunkt stehen. Als Formalobjekt lässt sich im weitesten Sinne die Vermittlung, die „médiation“ von Sinngebungsprozessen über Medien(kultur) beschreiben (cf. Lancien / Cardy et al. 2001: 40-41; Averbeck-Lietz 2010: 250-267; Carbou 2013: 13, CNU 2014). Dies schließt Forschungsgegenstände wie Werbung, Film und Populärkultur generell ein. Hier schließt sich der Kreis zwischen den fachlichen Gegenständen und der Genese der französischen Kommunikationswissenschaft aus der Linguistik und Semiotik; die angewandte Semiotik von Roland Barthes wurde schon benannt. Impulsgeber für das Fach SIC wurde nicht zuletzt über Schüler-Lehrerbeziehungen auch die Filmsemiotik von Christian Metz (1931-1993; cf. Averbeck-Lietz 2010: 414-445 zu Eliséo Véron als Schüler und Mitarbeiter von Barthes und Metz). Währenddessen ist die deutsche Kommunikationswissenschaft über ihre Wurzeln in der Publizistik- und Zeitungswissenschaft vorrangig aus der Nationalökonomie und der Geschichtswissenschaft (cf. vom Bruch / Roegele 1986; Meyen / Löblich 2006) hervorgegangen, mit immerhin gewissen Überlappungen zur frühen deutschen Kulturwissenschaft (cf. Gentzel / Koenen 2012: 197-217). Kulturwissenschaftliche Ansätze kamen vor allem mit der Adaption der British Cultural Studies ab etwa Mitte der 1990er Jahre auch in der deutschen Kommunikationswissenschaft an (cf. Karmasin / Winter 2003; Hepp 2004: 106), konnten allerdings den Mainstream der Forschung lange nicht erreichen (cf. Schwer 2005). Die noch immer weitreichende Leerstelle einer kulturwissenschaftlichen Kommunikationswissenschaft wurde von den finnischen Forschern in ihrem „Report Germany“ massiv kritisiert (Koivistu / Thomas 2007: 66-70). Deutschland Frankreich dominantes Formalobjekt Öffentliche Kommunikation Soziale Kommunikation dominante Orientierungskomplexe Kommunikator, Medieninhalte, Massenmedien/ Medien der öffentlichen Kommunikation, Rezipient Medieninhalte, Kommunikationsprozess, Zeichen dominante Denkmotive Funktionen, Ziele, Wirkungen der Massenmedien/ Medien der öffent- Sinn, Bedeutung, Kontext; Sinngebungsprozesse in einer Gesell- 25 DDossier lichen Kommunikation für die Gesellschaft (Medienwirkung, Mediennutzung), politische Kommunikation schaft, vermittelt via Sprache, Mediendiskurse („co-construction du sens“). dominante Fachepistemologie Sozialwissenschaftlich geistesu. kulturwissenschaftlich dominante Fachtradition Zeitungs-/ Publizistikwissenschaft Linguistik/ Semiotik (Semio-Pragmatik) Primäre Mutterwissenschaften Geschichtswissenschaft, Nationalökonomie Linguistik, Literaturwissenschaft dominante Rezeptionslinie USA Communication Research (Lazarsfeld-Tradition) (Symbolic) Interactionism (disparat: von Mead bis Palo Alto), social constructivism (Berger/ Luckmann) Abb. 2: Fachtraditionen: Formalobjekte der Kommunikationswissenschaft in Deutschland und Frankreich (basierend auf Averbeck-Lietz 2010: 320) Die Auflistungen in dieser Tabelle sind vereinfachend - natürlich gibt es den jeweiligen Gegentypus „öffentliche Kommunikation“ / „soziale Kommunikation“ auch im anderen Land - aber eben fachhistorisch betrachtet nicht im Mainstream. Blicken wir zunächst nach Frankreich: Relevant ist die Kombination Semiotik plus Pragmatik, die Maigret (2004: 121) als pragmatische Wende („le tournant pragmatique“) in der französischen Kommunikationswissenschaft benennt. Odin bewertet die „sémio-pragmatique“ als (fruchtbare) Heuristik oder Modellvorstellung (cf. Odin 2006: 57, 2011). Zumeist beziehen sich die französischen Autoren nicht auf eine spezifische oder die „sozio-semiotische“ oder „semio-pragmatische“ Theorie, sondern nehmen vielmehr die Semiotik als Basistheorie und entwickeln davon ausgehend unterschiedliche Erklärungsmuster für Kommunikationsprozesse diversen Typs von der Werbung über die Organisationskommunikation bis zur klassischen Massenkommunikation. Gemeinsam haben semio-pragmatische Ansätze die Verknüpfung von Semiotik und Handlungstheorie, teils in Kombination mit den Ansätzen zur therapeutischen und interkulturellen Kommunikation à la Palo Alto, insbesondere mit Bezug auf Arbeiten von Paul Watzlawick, Edward T. Hall und Ray Birdwhistell, teils auch zusammengehend mit dem Interaktionismus Meads (der Bezug auf Herbert Blumer findet sich kaum; cf. dazu die Auseinandersetzung mit den Werken von Eliséo Véron und Alex Mucchielli in Averbeck-Lietz 2010: 414- 449; ebenfalls zu Mucchielli auch Bocquet 2013; Frame 2013 sowie allgemein zu den genannten Einflüssen Boutaud / Véron 2007; Odin 2011: 18-19; Cabedoche 2009: 298). Die Semio-Pragmatik hat sozial-konstruktivistische Auffassungen vorbereitet und vermag solche heute zu integrieren. Sie fügt sich in eine größere Denkbewe- 26 DDossier gung innerhalb der französischen Sozialwissenschaften ein, den „déclin du structuralisme“, den Abstieg des Strukturalismus, der seit Ende der 1970er Jahre die französische Sozialwissenschaft umtrieb (cf. für die Soziologie Moebius / Peter 2004: 9-77, für die Kommunikationswissenschaft Cabedoche 2009: 303). Jenseits des Strukturalismus konnten handlungstheroretische und auch bewusstseinsphilosophische Ansätze wie die Phänomenologie der Lebenswelt von Alfred Schütz, schließlich Berger und Luckmanns Sozialkonstruktivismus in Frankreich rezipiert werden (cf. Averbeck-Lietz 2009: 65-88). Ansätze, die, anders als der Strukturalismus, zwischenmenschliche Interaktionen auch auf der Mikroebene betrachten und diese als zugleich gesellschaftlich wirksam als auch gesellschaftlich mitbedingt ansehen. In Deutschland hat sich das Fach Zeitungswissenschaft früh, seit 1918 mit einer ersten Institutsgründung durch den damals bereits emeritierten Nationalökonomen Karl Bücher an der Universität Leipzig Schritt für Schritt etabliert. Finanziell war dies durch eine Stiftung des Verlegers Edgar Herfurth abgesichert, ideell bezog man sich auf negative Beobachtungen zur Deutschen Presse im Ersten Weltkrieg: Man wollte die Professionalisierung und den Reflexionsgrad der Journalisten erweitern. Gedacht war das Fach zunächst als Nebenfach, wurde aber in Leipzig dann zehn Jahre später, 1926, mit dem Promotionsrecht ausgestattet. In Deutschland war es nicht zuletzt der publizistische „Schock“ des Ersten Weltkriegs mit seiner massiven Pressepropaganda, der die Verleger zu Investitionen in ein Fach Zeitungswissenschaft, nämlich Stiftungsprofessuren für dieses Fach, brachte (überblicksartig zur Institutionalisierungsgeschichte Averbeck 1999: 54-65; Meyen / Löblich 2006: 33-72, speziell zu Leipzig Kutsch 2009: 741-759). Nach 1933 wird die Zeitungswissenschaft zur sich über den Deutschen Zeitungswissenschaftlichen Verband selbst gleichschaltenden NS-Führungswissenschaft (cf. Kutsch 2010: 120-144). Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte diese Vergangenheit immense Schwierigkeiten der Re-Etablierung des Faches Zeitungs-, bald Publizistikwissenschaft mit sich: Es stand aufgrund seiner NS-Vergangenheit kurz vor dem institutionellen Aus (Meyen / Löblich 2006: 64). Die Nachkriegsgeschichte der Zeitungswissenschaft führte schließlich durch die Berufung von unbelasteten und innovativen Wissenschaftlerpersönlichkeiten wie den niederländischen Verleger und Soziologen Henk Prakke (1900-1970), doch noch zu einer Phase gelungenen Aufbaus und der Neuformierung der Publizistikwissenschaft zur empirischen Sozialwissenschaft (cf. Klein 2006; Löblich 2010). Zugleich ist dies in weiten Teilen allerdings eine Geschichte des Verdrängens und Vergessens der nationalsozialistischen Phase des Faches (dazu Hardt 2002: 34-39; Kutsch 2006: 73-112; Kovistu / Thomas 2007: 64-65; Koenen 2008: 1610-1625). Nach 1945 wird die Epistemologie der Publizistik-, dann der Kommunikationswissenschaft verstärkt positivistisch. Wie Hanno Hardt (2002: 34-39) schreibt, wohl auch als Abwehr ideologischer Positionen - damit nicht zuletzt erneut der eigenen Vergangenheit. Das Empirie-Verständnis wird vorrangig quantitativ; zugleich werden die geisteswissenschaftlichen Wurzeln des Faches weitgehend abgelegt (cf. Löblich 2007: 27 DDossier 69-88, ibid. 2010). Erst ab Mitte/ Ende der 1990er Jahre wendet sich das Fach in Deutschland (wieder) stärker kulturalistischen Ansätzen zu (cf. Karmasin / Winter 2003) und damit einhergehend qualitativen Forschungsdesigns und -methoden. Jüngst debattiert die deutsche Kommunikationswissenschaft, die anders als die Soziologie nie einen „Positivismusstreit“ hatte (cf. Meyen / Friedrich 2011: 20-42), über normative Prämissen und Positionen in der und seitens der (empirischen) Kommunikationswissenschaft (cf. Thomaß / Karmasin 2013). Zu dieser spezifisch deutschen Fachgeschichte mit der „positivistischen Wende“ (Löblich 2007: 69-88, ibid. 2010) gehört auch die Abwehr der Kritischen Theorie in der BRD, die in den letzten Jahren analytisch aufgearbeitet wurde (cf. Scheu / Wiedemann 2008: 9-17; Scheu 2012). In Frankreich hingegen war und ist die Kritische Theorie eine wichtige Referenz (cf. Cabedoche 2009: 298-300). Einen massiven politischen, ideologischen und auch epistemologischen Bruch wie soeben für Deutschland nach 1945 beschrieben (dem der Bruch nach 1933 wiederum schon vorausging, cf. Kutsch 1988: 3-16 und Averbeck-Lietz 2001: 451- 475 zur Emigration und Flucht deutscher Zeitungswissenschaftler aus und vor dem NS-Staat), hat die französische Fachtradition nicht erlebt. Gleichwohl lassen sich auch an ihr Verschränkungen zwischen Politik- und der Wissenschaftsgeschichte zeigen: Zwar funktionierte die Ausgrenzung links-intellektueller Positionen aus der Kommunikationswissenschaft in Frankreich schon deshalb nicht, da sie anders als in Deutschland (cf. Klein 2006; Scheu 2012) offenbar keinen relevanten Konfliktstoff zwischen den Generationen bot: Einige der Gründerväter der französischen SIC standen in ihrem Leben phasenweise, zumeist im Zusammenhang mit der französischen Résistance gegen die deutschen Okkupatoren, in enger Verbindung zur französischen Kommunistischen Partei oder war Mitglied. Erfolgte häufig der Bruch mit der KP, nachdem die Verbrechen Stalins bekannt wurden, blieben diese Wissenschaftler (neo)marxistischem Gedankengut gleichwohl verbunden, auch und gerade als Basis einer „kritischen Kommunikationswissenschaft“ (in Bezug auf Morin Averbeck-Lietz 2010: 182; auf Escarpit Averbeck-Lietz 2010: 196-197). Eine fachhistorische Aufarbeitung der Adaption der Kritischen Theorie in Frankreich, die bis Ende der 1990er Jahre nachweislich stärker war als in der deutschen Kommunikationswissenschaft, steht aus (für einen ersten Überblick, cf. Renault 2003). Schauen wir noch einmal auf die vereinfachende Abbildung 2 oben und deren letzte Spalten: Auch in Deutschland finden wir nicht nur Bezüge auf den Communication Research, sondern ebenfalls den Symbolischen Interaktionismus (SI), 6 welcher aber nicht die Rolle einer primären Orientierung für das Formalobjekt der Kommunikationswissenschaft einnimmt wie in Frankreich, wo er die handlungstheoretischen Orientierungen stark bestimmt hat. Der Rückgriff auf den SI wird in Deutschland und in Frankreich jeweils mit dem Blick in die USA verbunden, aber nicht aufeinander. Waren seit etwa 1980 in Frankreich der Linguist und Kommunikationswissenschaftler Eliséo Véron (1935-2014) und der Soziologe Louis Quéré (1947-) die Protagonisten der Adaption des SI in der Nachfolge Meads, so im deutschen Sprachraum ab Ende der 1980er Jahre Karsten Renckstorf (1945- 28 DDossier 2013), Friedrich Krotz (1950-) und Roland Burkart (alle Namensreihungen hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Krotz (2007) erhebt den SI zur Basistheorie eines Verständnisses von Humankommunikation und der Fundierung seines eigenen handlungstheoretisch begründeten Konzeptes der „Mediatisierung“, gemeint ist die übergreifende und historisch langfristige, ebenso wie hochdynamische technologische Durchdringung der Gesellschaft und Kultur mit Medien einerseits, des Handels der Menschen mit und mittels dieser Medien andererseits (cf. Krotz / Hepp 2012). Bei Burkart dient der Symbolische Interaktionismus der Erklärung von Identitätsbildung, Primär- und Sekundärsozialisation (cf. Burkart 2002: 46-48 und 131-133). In den Einführungen in die Kommunikationswissenschaft von Rudolf Stöber (2008: 27-30) und Klaus Beck (2007: 30-33) wird der SI ebenfalls als Basistheorie benannt, die der erkenntnistheoretischen Fundierung der gesamten Kommunikationswissenschaft dient. Der SI hat also inzwischen auch in Deutschland Eingang in die Lehrbuchliteratur gefunden und Adaption und Varianten hervorgebracht. Der soziale Konstruktivismus baut wiederum auf der Adaption des SI auf (cf. Berger / Luckmann 1994). Die oben als typisch französisch bezeichnete „Communication sociale“ (cf. Abb. 2) - die mit dem SI ihre Spuren aber auch in der deutschen Kommunikationswissenschaft hat − lässt sich übergreifend als sinnstiftender, kultureller Prozess zwischen Menschen definieren, sei dieser nun massenmedial oder interpersonal vermittelt: [L]a communication est un concept qui désigne un processus social qui s’étend à tous les êtres humaines, [ ] selon lequel l’échange d’information sur un sujet donné conduisant à un partage de sens se fait en mettant les personnes en contact, en interaction (Le Coadic 2006: 5). A un niveau très général, on peut distinguer trois pôles, trois dimensions dont toute recherche en communication cherche à élucider les rapports: celui de circulation de sens, celui des acteurs et des pratiques sociales, celui des techniques [ ] comment faire se rejoindre les signes et les supports, les acteurs le les objets, les situations et la génération du sens (Perret 2004: 126). Die beiden Zitationen verdeutlichen eine integrative Auffassung von Kommunikation, insofern sie Kommunikationsprozesse stets auf mehreren Ebenen untersucht, die interdependent miteinander verschränkt sind. Gesellschaftliche als soziale Kommunikation findet dann ebenso interpersonal wie auf der Meso-Ebene von Organisationen als auch (und zugleich) massenmedial vermittelt statt, nämlich über das Wechselspiel dieser Ebenen. Sozio-kulturell gebundene Sinnhorizonte konstituieren sich über diese Ebenen hinweg und miteinander verschränkt durch Sprach- und Zeichengebung. In diese Makro-Meso-Mikro-Prozesse gesellschaftlicher Kommunikation (cf. auch Frame 2013: 19; Véron 2014: 169-170) sind Kommunikator und Rezipient beide (und in Bezug aufeinander) involviert. Sie „kokonstruieren Sinn“ („co-construction“, cf. Boutaud 1998: 292; Charaudeau 2006: 29 DDossier 27; Frame 2013: 3; Véron 2014: 170). Was das für die semio-pragmatische Theoriebildung konkret bedeutet, darauf sei im Folgenden näher eingegangen. 6. Semio-Pragmatik als Spezifkum der französischen Kommunikationswissenschaft Friedrich Krotz hat die deutsche kommunikationswissenschaftliche Fachgemeinschaft darauf aufmerksam gemacht, dass eine kulturtheoretisch orientierte Kommunikationswissenschaft im Sinne eines „neopragmatischen Ansatzes [Hervorhebung St. A.-L.]“ auf die Semiotik (Peircescher Prägung) als weitere Referenz neben dem Symbolischen Interaktionismus zurückgreifen müsse. Diese Zusammenführung hat Véron (1981, 1987) schon in den 1980er Jahre in Frankreich mit der Entwicklung seiner Lesart der Semio-Pragmatik umgesetzt (cf. Averbeck-Lietz 2010: 414-449). Béaud / Kaufmann resümieren die Semio-Pragmatik, auch firmierend als Sozio- Semiotik (von einer geschlossenen Theoriebildung kann insgesamt nicht die Rede sein) wie folgt: The sociosemiotic project focuses on the determination of meanings allowed by collusion - most often à priori - between the micro-universies constructed by political, advertising, informational or literary discourses, on the one hand, and the frames of experience that the authors ‚spontaneously‘ mobilise in their daily lives, on the other (Beaud / Kaufmann 1998: 26). Dieser Ansatz stehe erkenntnistheoretisch zwischen „Objektivismus“ und „Relativismus“. Der Bezugskontext des Rezipienten einer Fernsehsendung etwa sei immer schon symbolisch vermittelt: „It is therefore not the ‚referential real‘ but the ‚symbolic real‘ that the socio-semiotician proposes to analyse“ (Beaud / Kaufmann 1998: 24). Jean-Jacques Boutaud spricht diesbezüglich in Anlehnung an Véron von der „construction sociale du sens“ oder auch der „co-production“ von Sinn (cf. Boutaud 1998: 11; 92, 151f.). Véron (1981) hatte seinerseits als wohl erster in Frankreich das Konzept der symbolisch vermittelten „Medienrealität“ eingeführt und am Fallbeispiel der Berichterstattung über den atomaren Störfall im US-amerikanischen Kernkraftwerk Harrisburg analysiert. Die gesellschaftliche oder soziale Konstruktion der Wirklichkeit durch Kommunikation (cf. Boutaud 1998: 154, 156f.) kann dabei, semio-pragmatischen Auffassungen folgend, keine ausschliesslich subjektive sein. Roger Odin (2011: 20) spricht daher auch nicht von Akteuren im Kommunikationsprozess, sondern von Aktanten („actants“). Sie sind in gewisser Weise Stellvertreter für mögliche Rezeptionsoptionen des Textes, für „hypothèses de lecture“ (ibid.: 23), die die Aktanten in Bezug auf Medientexte (oder Bilder) haben (können), nicht aber: reale Personen, wie sie Rezeptionsforscher untersuchen würden. 30 DDossier Häufig wenden sich französische Semio-Pragmatiker gegen einen allumfassenden Handlungsbegriff, der beliebige Interpretation eines Textes zulasse, indem WissenschaftlerInnen Rezipienten ausschließlich als „agents individuels“ betrachteten (cf. Odin 2011: 16-17). Diese Kritik an einem rational für sich handelnden Individuum trifft nicht nur dezidiert den US-amerikanischen Uses-and-Gratifications-Approach, sondern auch solche handlungssoziologischen Ansätze französischer Provenienz, die annehmen, „que les logiques d’action peuvent se substituer aux phénomènes de sens“ (Jeanneret 2007: 20). Dem (realen) Akteur wird aus analytischer Perspektive also keineswegs der Vorrang vor dem Zeichen und dessen „formes destinées à être reconnues et interprétés“ (ibid.: 20) gegeben. „Sens“ und „logiques d’action“ müssen in einer Spannung stehen, keines der Konzepte ist ohne das andere verständlich. Insgesamt führt die Semio-Pragmatik ein soziologisch-kulturalistisches Verständnis des Sozialen mit einem semiotischen Zeichenverständnis zusammen, das zwar auf die linguistisch-strukturalistische Tradition zurückgreift, sich aber auch deutlich von ihr abwendet: Die Semio-Pragmatik bezieht die „compétence communicationelle“, die als soziale Erfahrung erworben wird, als „contrainte“ des Kommunikationsprozesses in die analytische Betrachtung ein (cf. Odin 2011: 63). Odin zeigt dies in seiner Historiografie und Analyse der Ausprägungen des „film de famille“. Gemeint sind audiovisuelle Produktionen, die in Familien sowohl für den Eigengebrauch als auch für Zwecke der familiären Selbstdarstellung hergestellt wurden und werden. Analysedimensionen sind dabei die „réprésentations“, z. B. der Rolle der Frau und Mutter, der Symbolik der Kindheit, des Verständnisses von Elternschaft und Ehe. Dies umschließt sowohl rituelle Darstellungen solcher Repräsentationen, aber auch den „mode de l’authenticité“. Jener zeige die Familie als wahrhaftig und ‚echt‘ (Youtube spielt in Odins Analyse noch keine Rolle). Elemente der Authentizitäts-Produktion, wie sie der Familienfilm entwickelt habe, seien in TV-Serien-Formate, Spiel- und Werbefilme eingegangen und übernehmen darin bestimmte Funktionen, so Authentizität vorzutäuschen. Umgekehrt orientierten sich ‚selbstproduzierte‘ Familienfilme an medialen Rahmen und Stereotypen und seien ebenfalls nicht beliebig in ihrer Gestaltung (cf. ibid.: 103-122). 7. ‚Travelling ideas‘ - was können wir aus dem deutsch-französischen Vergleich lernen? Ma position est inséparable d’un triangle: celui que l’on peut tracer entre Buenos Aires, Paris et la Californie, sorte de dialogue Nord-Sud qui eut une importance considérable pour certains d’entre nous tout ou long des années soixante (Véron 1982: 171). Dass sich bestimmte Ansätze, etwa der Sozial-Konstruktivismus, sowohl durch transnationale Adaptionen (Berger und Luckmann) als auch nationaltypische Orientierungskomplexe so die Semio-Pragmatik über „travelling theories“ (Said 1983: 195-217) ausdifferenzieren, hatte ich an anderer Stelle genauer gezeigt (cf. 31 DDossier Averbeck-Lietz 2009: 65-88). In Bezug auf einen anderen Forschungsbereich haben sowohl Andreas Hepp als auch Erik Maigret transnationale Bewegungen der British Cultural Studies und deren spezifische Diffundierung in die jeweils nationale Community, Deutschland und Frankreich, nachgezeichnet (cf. Hepp 2004; Maigret 2013: 145-164, weiterführend zur Adaption der Cultural Studies in Frankreich Neveu / Mattelart 2003; Darras 2007). Solche Beobachtungen transnationaler Wissens- und Wissenschaftsimporte und -exporte sind ein Anstoß zu fragen, wie sich transnationale Entwicklungen in der Kommunikationswissenschaft insgesamt darstellen. Ich spreche dabei bewusst von transnational, nicht von „supranational“ (Bonnet / Bonnet 2004: 4), was ‚steuerbare‘ oder in irgendeiner Weise zentral regulierte Vorgänge assoziiert (im Sinne supranationaler Organisationen wie der UN). Stattdessen zeigt sich, dass nationale und transnationale Einflüsse und Gegeneinflüsse interdependent sind, zeitlichen Prozessen (z. B. verzögerten Adaptionen) unterliegen und oft dezentral verlaufen (cf. Herkman 2008: 145-159; Schäfer 2005: 23-52). Solche Interdependenzen sind als langfristige und kurzfristige Wechselbeziehungen zwischen Wissenschaftskulturen bisher für die Kommunikationswissenschaft sehr schlecht erforscht. Konnte ich in meiner eigenen Arbeit zentrale Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich aufzeigen, so stellt sich der Transfer innerhalb romanophoner Länder offenbar völlig anders dar: Grenzüberschreitungen finden hier nicht nur aufgrund von Emigration (Travelling People sind ein zentraler Faktor für Travelling Ideas, siehe oben das Eingangszitat zu diesem Abschnitt) aus den lateinamerikanischen Militärdiktaturen in den 1970er Jahren statt (von Véron aus Argentinien nach Paris, von Armand Mattelart aus Pinochets Chile nach Paris), sondern auch durch die offenbar leichter und nicht über das Englisch gehenden Adaptionen in den jeweiligen romanischen Originalsprachen (cf. Cabedoche 2009: 305). So hat die französische Kommunikationswissenschaft, insbesondere deren semiotische Traditionen und deren Ausprägungen der Kritischen Theorie die lateinamerikanische Kommunikationsforschung maßgeblich beeinflusst (cf. Massmann 2004: 275- 291). Auf die diversen Verschränkungen der romanophonen Länder und ihrer Kommunikationswissenschaften gerade auch im Arbeits- und Forschungskontext der UNESCO und ihrer über die Dezennien changierenden Positionen zu „Medien und Entwicklung“ verweist Bertrand Cabedoche (2009: 301-302). Will man die französischsprachige Kommunikationswissenschaft besser verstehen, als das aus einem Vergleich mit der zwar geographisch nahen, gleichwohl sehr unterschiedlichen deutschen Fachkultur möglich ist, so wäre es wichtig, den diesbezüglichen Wissens- und Wissenschaftstransfer zwischen romanischen Wissenschaftskulturen zu untersuchen und hier größere Ähnlichkeiten (most similar-design) anzunehmen. Dies selbstredend nicht, ohne Unterschiede auszulassen: So hat in Spanien der Francismus die Kommunikationswissenschaft und ihre verzögerte Entwicklung als akademische Disziplin nachhaltig beeinflusst (cf. Jones 2006: 528-545; Alsina / García Jiménez 2010: 273-286). Die nachholende Entwicklung der spanischen 32 DDossier Gesellschaft, auch und gerade in Bezug auf die Ausdifferenzierung von Kommunikationsberufen, zumal im Journalismus und in der Öffentlichkeitsarbeit, führte seit den 1980er Jahren, dann in den 1990 Jahren verbunden mit dem „Bologna- Prozess“ zu vorrangig anwendungsorientierten kommunikationswissenschaftlichen Studiengängen (cf. Lacasa et al. 2012: 411-424). Dies trifft für Frankreich nicht zu. Gleichwohl bestehen Überlappungen mit der spanischen, auch der lateinamerikanischen Kommunikationswissenschaft und -forschung, in der semiotisch-pragmatischen Perspektive auf „médiation / mediación“ sowie zu neo-marxistisch kritischen Perspektiven. 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Regnery 2003). 6 Ich verwende hier vereinfachend die von Meads Schüler Herbert Blumer eingeführte Bezeichnung Symbolischer Interaktionismus, obwohl Mead selbst nur von sozialem Behaviorismus sprach.