eJournals lendemains 34/133

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Narr Verlag Tübingen
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2009
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Die letzten Abenteurer

2009
Gunter Gebauer
ldm341330059
59 Gunter Gebauer Die letzten Abenteurer Kritik des Heroismus im modernen Sport Folgt man Michael Nerlichs überzeugender Darstellung in seinen beiden großen Büchern über die Abenteuer-Ideologie, 1 beginnt sich im Europa des 12. Jahrhunderts eine neuartige Haltung auszuprägen, die eine besondere Gruppe von Menschen veranlaßt, „systematisch die Ferne zu entdecken, die Welten jenseits des Horizonts“. 2 Literarisch wird diese neue Einstellung im 1177 entstandenen Yvain oder Der Löwenritter des Chrétien de Troyes formuliert. Mit dem Aufbruch in die Ferne, der Suche nach risikoreichen Situationen und der Bewährung in der Gefahr, in der aventure, gewinnt die Gruppe der Ritter ihre soziale und ethische Auszeichnung, durch die sie sich von den Stadtbürgern unterscheidet. Diesen Gedanken arbeitet Michael Nerlich am Beispiel des Dialogs heraus, den Calogrenant mit dem vilain, dem Nichtadligen, führt: Die Existenz des Ritters, sagt Calogrenant, „ist das Höchste, was ein Mensch auf dieser Erde erlangen kann“. 3 Nerlich deutet diese Aussage als eine entscheidende mentalitätsgeschichtliche Wende: Mehr als jede andere Definition des Menschseins „hat diese neue Haltung dazu beigetragen, die Welt grundlegend und irreversibel von der Vormoderne in die Moderne zu verwandeln“. 4 Mit diesem Gedanken bestimmt Calogrenant das wahre Menschentum als die Suche nach einer Existenzweise, in der sich der Mensch riskiert: Der Mensch muß bereit sein, Arbeit und Gefahr auf sich zu nehmen, in die Ferne aufzubrechen und dort nach dem zu suchen, „was rar (Wunder/ mervoille), gefährlich (aventure/ combat)“ ist. 5 Bei diesem Unternehmen setzt er sich dem Zufall aus und nimmt das Risiko der Verwundung, des Todes, des Verlusts und der Ergebnislosigkeit der Suche auf sich. „Was in dieser Bestimmung des ‘ wahren Menschseins ’ über die quête de l’aventure bejaht wird, ist die unaufhebbare Experimental-Existenz des Menschen. Oder anders formuliert: dies ist die erste und bis heute gültige Definition des modernen Menschen, der ununterbrochen in neue Dimensionen aufbrechen und dabei Risiken eingehen muß.“ 6 Nach Nerlichs bahnbrechender Interpretation kann schon im Mittelalter der Suche nach Bewährung im Abenteuer kein metaphysischer, insbesondere kein religiöser Sinn unterlegt werden. Schon zu jener Zeit besteht im Abenteuer-Denken eine „faktische Indifferenz gegenüber einem eventuellen göttlichen Schicksalsplan bzw. der christlichen Prädestinationslehre“. 7 Mit Joan Ramon Resina sagt Nerlich: „Die aventure ist die höchste ästhetische Form, die der okzidentale Mensch dem Zufall verliehen hat.“ 8 Bis in die Gegenwart reicht die Abenteuer-Ideologie; allerdings hat sie heute ihren aristokratischen, wenn auch nicht ihren sozial distinktiven Charakter verloren. Sie tritt im aktuellen Sport als massenhafte Erscheinung auf, wird aber immer noch als Auszeichnung wahrgenommen und stilisiert sich als ein moderner Heroismus. 60 Ihren Bezug auf eine höhere Form des Menschseins hat sie freilich verloren. Vielmehr ist sie Indikator einer Verunsicherung des Menschen seiner eigenen Identität gegenüber geworden; dies sollen die folgenden Abschnitte zeigen. Ich werde zunächst den sogenannten Abenteuersport betrachten, der sich selbst in die Nachfolge mittelalterlicher aventure stellt, und im folgenden die Abenteuermentalität untersuchen, die in den neu entstandenen Sportarten der Gegenwart anzutreffen ist. 1. Die Wette mit sich selbst War einstmals das Spiel mit dem Risiko der kleinen Gruppe der Ritter vorbehalten, so hat es heute der Sport geschafft, Hunderttausende in das Abenteuer der risikoreichen Unternehmung zu schicken. Im Risikosport verbindet sich das Wagnis der Lebensgefahr mit Technikbeherrschung und Gefühlen persönlicher Auszeichnung. In den letzten Jahrzehnten hat er sich zu einer regelrechten Industrie mit vielen beteiligten Instanzen entwickelt - Gerätehersteller, Schulen für Free Climber und Paraglider, Magazine für Fallschirmspringen und Wild Surfing, Touristikpakete mit Canyon Rafting. Als Einsteigerangebot für Risikowillige steht ein gelber Baukran im Stadtzentrum, von dem man sich am Bungeeseil herabstürzen kann. Wer es geschafft hat, der Gefahr zu entkommen, hat an Größe zugenommen; er scheint allmächtig geworden zu sein. Nun sitzt er wieder unter uns und erzählt von seinen Taten. Die Begierigkeit, das Geschehene zu berichten, kennzeichnet den Risikosportler ebenso wie die Geste, mit der er aufbricht: Er kann nicht mehr ruhig herumsitzen, die Decke fällt ihm auf den Kopf, er fühlt Enge überall. Mit dem Entschluß, das Haus zu verlassen und etwas Ungewöhnliches, etwas Gefährliches zu tun, verändert sich der ganze Mensch: Er will sich als ein Anderer beweisen. Man braucht nur Reinhold Messner, den Mentor der Risikosportler, zu hören, um zu erfahren, wie sehr er sich von sozialen Normen und Fürsorge erdrückt fühlt. 9 Der Risikosportler hingegen will beweisen, daß er fähig ist, ein Experiment mit sich selbst zu bestehen: eine Situation mit hohem Risiko auszuhalten und heil zurückzukehren. Der Risikosport ist kein Spiel mit dem Tod, sondern eine Wette des Sportlers mit sich selbst. Im Mittelpunkt steht der Athlet, der von sich sagt: Ich bin stärker als die Gefahr. Dieses Ich ist ein Sportler, der sich durch Training, Ernährung, mentale Konditionierung zu einem außergewöhnlichen Individuum gemacht hat. Wer den Beweis erbracht hat, daß er Situationen zu meistern vermag, in die sich kein gewöhnlicher Sterblicher vorwagt, Situationen ungeheurer Ausdauer, des Ertragens von Schmerzen, totaler Erschöpfung und Überwindung von Verzweiflung, sieht sich als einen Helden an. Auch außerhalb seiner Sportpraxis bewegt er sich mit mehr Bedeutsamkeit als gewöhnliche Menschen; sein Wettgewinn gibt ihm auch im Alltagsleben eine gewisse Größe. Ein solches Experimentieren mit sich selbst erkennt man bei den Ultralangläufern, den Teilnehmern am Ironman, den Weltumseglern, aber auch schon bei dem Triathleten in den mittleren Mannesjahren, der sich in regionalen Wettkämpfen versucht. Auch er fühlt, daß er in seiner bürgerli- 61 chen Existenz keine Luft mehr zum Atmen hat, keinen Platz für das Außergewöhnliche, das in ihm steckt. Er reißt in seinem saturierten Leben einen Spalt auf, so daß zwischen seiner festgefügten sozialen Position und seinen Phantasien neue Möglichkeiten entstehen. Mit der Zusammenballung seiner Lebensenergien fordert er seine Alltagsexistenz heraus in der Absicht, etwas Ungewöhnliches, etwas Großes zustande zu bringen. Niemand könnte sonst jemals wissen, was für ein Held in ihm steckt. 2. Die Erfindung des gewöhnlichen Helden Viele der in den letzten Jahrzehnten neu entstandenen Sportpraktiken kann man mit dem Begriff des Abenteuers kennzeichnen. Anders als im klassischen Sport, der es darauf anlegt, Rekorde zu brechen oder in ein bis dahin unerschlossenes Territorium vorzustoßen, geht es hier nicht mehr um Überschreitung und Eindringen. Entweihung ist im Sport des Abenteuers und Risikos kein Ziel mehr (es gibt kaum noch zu entweihende Orte); das neue Projekt ist vielmehr der Aufbruch aus dem Vertrauten, dem Gewohnten, Häuslichen. In den Aktivitäten des Abenteuersports, wie Paragliding, Drachenfliegen, Mountain Climbing, Rafting, tritt eine neue Heldenspezies auf, die sich von den einmaligen, gottähnlichen Heroen des klassischen Sports unterscheidet: der gewöhnliche Held. Auch in anderen neu entstandenen Sportarten, die weniger das existenzielle Risiko als den Aufbruch zu neuen Bewegungsweisen und Wettkampfformen thematisieren, wie Inline Hockey, Skate Boarding und Triathlon, kommt der neue Heldentyp in großer Zahl vor; er ist eine bisher unbekannte Ausprägung der Angestelltenkultur. Nach den Stunden seiner beruflichen Routine formt sich der Athlet aus Entsagung und unendlichem Trainingsfleiß ein Ich, das alle Vorstellungen übersteigt, die sich andere bis dahin von ihm gemacht haben. Nun zeigt er ihnen und sich selbst, daß er die Ausdauer seines Organismus, seine Schmerzbereitschaft und Einsamkeitslust in ungeahnte Höhen zu treiben vermag. Welche Veränderungen drückt die Entstehung des gewöhnlichen Heldentums in den neuen Sportformen aus, die sich in den letzten 20 Jahren verbreitet haben? Man kann die Vielfalt der Wandlungen an einer Instanz prägnant sichtbar machen: an dem veränderten Verhältnis des Subjekts des Abenteuersports zu sich selbst, an seinem Selbstverhältnis. Allgemein gilt, daß sich das Subjekt in seinen Spielen, zu denen auch der Sport gehört, selber zum Gegenstand seiner Aktivitäten macht; es ist hier mit sich selbst beschäftigt, in sich selbst versunken. In seiner Selbstvergessenheit sorgt es sich um sich selbst (im Sinne von M. Foucaults Selbstsorgekonzept), reguliert seinen Spannungsbedarf, gibt sich seiner Lust an sich selbst hin und bringt sein Verhältnis zum Spiel und zu den Mitspielern durch seine wirkliche oder vorgegebene Regeltreue zum Ausdruck. Lange bevor sein Selbstverhältnis in Institutionen Halt gewinnt, bildet es sich in Spielen aus. Spiele sind schneller wirksam als Institutionen und normative Praktiken; sie sind Katalysatoren von Selbstverhältnissen. In ihnen probieren die handelnden Subjekte neue Formen aus, be- 62 vor sie eine feste soziale Gestalt gewinnen. Hier ist die Entwicklung von Selbstverhältnissen von größerer Dynamik und Beweglichkeit als im Alltagsleben. Wandlungen des Selbstverhältnisses sind Ausdruck tieferliegender gesellschaftlicher und philosophischer Veränderungsprozesse. In seiner Reflexion über Kants Schrift „Was ist Aufklärung? “ 10 hat Foucault gezeigt, wie das Auftauchen eines neuen Heroentums - es geht um eine von Baudelaire beschriebene künstlerische Bewegung - die Gegenwart als philosophisches Ereignis deutbar macht. 11 Wenn der Philosoph nach der Bedeutung der Gegenwart, der er selbst angehört, fragt, macht er seine eigene diskursive Aktualität zum Problem. Er untersucht die Bedingungen, unter denen Denken und Handeln in seiner aktuellen Gegenwart möglich ist. Ein so verstandenes Philosophieren erfaßt die Bedeutung des „moment présent“, 12 des gegenwärtigen Augenblicks. Es interpretiert die Gegenwart aus der Distanz des reflektierenden Beobachters, der die Perspektive des in das Spiel involvierten Teilnehmers probenartig übernimmt. Welches die Bedeutung der gegenwärtigen Zeit ist, läßt sich beispielsweise an der aktuellen Ästhetik erkennen, die sich sowohl in Kunstwerken als auch in der Lebensweise von Künstlern ausdrückt. Hier enthüllt der Blick des Beobachters Baudelaire, der von Foucault zitiert wird, eine Phantastik des Realen, „le fantastique réelle de la vie“ 13 - das Wirkliche wird phantastisch, das Phantastische wirklich gemacht. Zum Phantastischen gehört „la beauté passagère, fugace, de la vie présente, le caractère de ... la modernité“, 14 die vorübergehende, flüchtige Schönheit des gegenwärtigen Lebens, der Charakter der Modernität. In dieser Form lebt sich auch das „gewöhnliche Heldentum“ 15 unserer Zeit aus. Ästhetische Prozesse im weiteren Sinn ereignen sich auch in den neu entstandenen Sportpraktiken, insofern sie außergewöhnliche sinnliche Erfahrungen verschaffen. Auch an ihnen zeigt sich die Bedeutung des moment présent; sie führen diese performativ vor Augen, mit einer körperlichen Präsenz wie ein Bühnengeschehen; dies geschieht an unzähligen Orten, wo sie betrieben und von ihren Zuschauern angenommen werden, an banalen Orten des Gewöhnlichen und Alltäglichen. Man muß dieses Geschehen nur zu lesen verstehen, dann erschließt es sich besser als in anderen Feldern, insofern Spiele naive Tätigkeiten sind, die den Teilnehmern einen Raum öffnen, in dem sie von der zensierenden Kontrolle ihres Denkens weitgehend freigestellt sind. Das Selbstverhältnis, welches das Subjekt in seinen Spielen ausformt und vorführt, ist kein reflektiertes; sein hier ausgespielter Heroismus beruht auf einer unaufgeklärten Beziehung zu sich selbst. 3. Der klassische Held und die Leistung Im Sport ist das Selbstverhältnis des Subjekts dadurch geprägt, daß es als Autor seiner sportlichen Handlungen auftritt: Es hat seine Resultate aus eigener Kraft, mit seinem Körper hervorgebracht. Dies ist nicht alles; der Athlet will darüber hinaus auch Autor seiner selbst sein: Er will sich als Helden hervorbringen. Seine höchste Ambition ist es, nicht nur den Wettkampf mit den anderen und mit dem 63 Risiko zu bestehen, sondern auch die mythischen Erzählungen über seine Sportart zu beherrschen. Der Held des klassischen Sports stellt alles, was über diese in Kommentaren, Berichten, Ergebnissen, Bewertungen erzählt wird, unter seine Macht. Seine Aktionen sind so überwältigend, daß sie den Berichterstattern gleichsam die Hand führen und ‘Geschichte schreiben’. Er dominiert nicht nur seine Wettkämpfe, sondern bestimmt auch die Mythenproduktion. Auf diese Weise ist er in vollem Sinn Besitzer seiner Handlungen, zum einen als Autor seiner sportlichen Ergebnisse, zum anderen als Autor des Mythos seiner Person und seiner Sportart. Im Begriff der Leistung, mit dem man die Taten des klassischen Helden belegt, wird diese zweifache Autorschaft zusammengefaßt. Eine sportliche Leistung entsteht in einem Prozeß, in dem sich zwei Aktivitäten überlagern: die materielle Hervorbringung eines bedeutenden Resultats und dessen mythisierende Darstellung, die ihre Einmaligkeit versichert. Ein sportliches Ergebnis, das nicht erzählt wird, hat keine Chance, überhaupt wahrgenommen zu werden. „Leistung“ verknüpft das einmalige Resultat mit der Einmaligkeit des Autors. Aufgrund seiner Leistung erhält deren Autor einen ausgezeichneten, alle anderen Mitbewerber überragenden Platz. Auf dieser Position übt er Macht über den gesamten Diskurs seines Sports aus. Aufgrund seiner Leistung legitimiert er aus eigener Kraft seine herausragende und dominierende Stellung. In der Wirtschaftsgesinnung, die den Kapitalismus in seiner frühen Phase kennzeichnete, galt die Leistung als ein Beweis dafür, daß Gott deren Autor für seine Gnade erwählt hatte. Die Deutung von hoher Leistung als Zeichen von Erwählung eröffnet einen Zugang zu dem tieferliegenden Sinn des klassischen Sports und kann als das stärkste Motiv für außergewöhnlich hohe Anstrengungen gelten. Eine Person, die den Ruf der Erwählung in sich hört, kann im sportlichen Wettkampf den Beweis 16 ihrer inneren Berufung für sich selbst und die anderen erbringen. Schon in seiner Jugendzeit, also in einem lebensgeschichtlichen Stadium der Ungewißheit über sich selbst, die zugleich die Zeit extrem hoher Erwartungen an sich selbst ist, kann das Subjekt den, in seinen Augen, unwiderlegbaren Beweis dafür erbringen, daß es zu dem kleinen Kreis der erwählten Menschen gehört. Für einen Angehörigen des westlichen Kulturkreises ist es, auch wenn er nicht christlich geprägt ist, naheliegend, das Erwählungsmotiv auf andere Lebensbereiche zu übertragen. Der Glauben an den „Gnadenzustand“, état de grâce, in dem man unschlagbar zu sein scheint, ist im Sport tief verankert. Dieses Interesse an sich selber kann das Individuum am besten in Räumen verwirklichen, in denen es wie in der Kunst und im Sport (idealerweise) um zweckfreie Aktivitäten geht. Im Augenblick des Wettkampfs, in dem der Beweis erbracht wird, ist der Athlet von der Gewißheit seiner Erwählung angefüllt. Aber dieser Beweis ist immer nur momenthaft, insofern er in einem Raum der Praktiken und der mythischen Erzählungen gegeben wird, der in ständiger Veränderung begriffen ist und immer neue, immer feinere Differenzen ausbildet. Am Tag nach seinem Erfolg kann der Athlet den gerade erbrachten Beweis wieder in Zweifel ziehen: Ist er tatsächlich immer noch der Beste? Wie beim Spiegel an der Wand muß er sich täg- 64 lich seiner Spitzenposition vergewissern. Das Selbstverhältnis des Athleten bedarf einer immer wieder erneuerten Selbstvergewisserung durch erneute höchste Leistungen; die Beweisführung bleibt auf ewig unabgeschlossen. Wenn der Beweis zu einem nächsten Zeitpunkt nicht mehr erbracht, wenn die eigene Leistung von einem Konkurrenten übertroffen wird, beginnt eine Zeit der inneren Leere. Der Beweis und das Begehren des Athleten zielen darauf, Autor seiner selbst zu sein. Eine solche Autorschaft ist eine prinzipiell unmögliche Aufgabe: Das Individuum hat sich ja nicht wirklich aus sich selbst erschaffen, sondern erhält seine Individualität gerade aufgrund von gesellschaftlichen Strukturen, Normen, moralischen Anforderungen, von Disziplinen, die es verinnerlicht hat. Es ist in sozialen Prozessen entstanden, die ihm innerhalb der fein gegliederten Struktur der Gesellschaft seine individuelle Position zuerteilen. Es sind nicht Askese und arbeitsanaloge Tätigkeitsformen, die den modernen Sport in den Augen von Kulturkritikern diskreditieren; dies deswegen nicht, weil sie vollkommen den Werten der Arbeitsgesellschaft entsprechen. Problematisch wird der Leistungssport aufgrund seiner strukturellen Anlage, die trotz dieser Konformität auf Heldentum eingestellt ist: Er bringt einerseits das Subjekt als Individuum hervor, das in seiner Einzigkeit gesellschaftlich konstituiert ist. Andererseits verlangt er den Beweis dafür, daß es in seiner Einmaligkeit erwählt worden, daß es ein höheres, das System übersteigendes Wesen sei. Die strukturelle Singularität seiner Position im sozialen Raum soll das Subjekt also durch Leistung in metaphysische Erwählung transformieren. Ein solches Übermenschentum im sozialen Raum der Disziplinargesellschaft - dies ist die Illusion des klassischen Heldentums im Sport. Zugleich macht diese paradoxe Konstruktion dessen Faszination für das Publikum und die Athleten aus. Die Helden erliegen ihrer Selbst-Illusionierung; das Publikum will im Sport getäuscht werden, nicht anders als die Theaterzuschauer, aber es wird gerade dadurch maximal befriedigt, daß es Zeuge eines ständig fortschreitenden Beweisprozesses ist. Es delektiert sich an der immer erneuerten Dynamik, die Beweis auf Beweis hervorbringt, wie es in Kriminalromanen und Gerichtsfilmen geschieht: Enthüllung von Erwählung - Verlust der Heiligkeit durch Niederlage - Enthüllung der Erwählung eines neuen Heiligen - Wiederkehr des alten Heiligen - neuer Machtkampf etc. Das klassische Individuum ist im 18. Jahrhundert von der Philosophie entworfen worden. Es ist durch Autonomie und Selbstbestimmung gekennzeichnet und durch Leistung und Besitz ausgezeichnet. Dieses Modell wurde in allen gesellschaftlichen Bereichen durchgesetzt, mit Ausnahme der Kunst. Ein Künstler durfte Drogen nehmen, im Suff handeln, verrückt oder erotoman sein - als Künstler wurde er von allen Vorwürfen freigesprochen. Seine Hervorbringungen, sein Œuvre, veredelten seine Person, egal, ob diese lasterhaft war. In seiner Figur versöhnte sich die Gesellschaft mit sich selbst. Der Künstler war das einzige Subjekt in der klassischen bürgerlichen Gesellschaft, das sich selbst verkörpern konnte. Dem Bürger war dies nicht gestattet: Er mußte charakterliche, moralische und arbeitsethische Werte verkörpern, wie Anstand, Moralität, Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit. Für ihn galt 65 gerade nicht Nietzsches gefährlicher, weil anti-moralischer Imperativ „Werde, der du bist! “ Das Verkörperungs-Verbot galt vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg. Im klassischen Helden des Sports fand es seine positive, triumphale Verkörperung. Er war das Subjekt, in dem sich die Gesellschaft mit der Verpflichtung versöhnte, etwas sein zu müssen, was man nicht ist. Er verweigerte sich dieser Aufgabe nicht, sondern spielte seine Rolle als Held mit Befriedigung und Lust. 4. Die Anklage des gewöhnlichen Helden Der in den letzten Jahrzehnten eingetretene Wandel im Sport zeigt eine grundlegend veränderte Einstellung zur Autorschaft an. Das Subjekt hat heute nicht mehr wie noch in den 60er Jahren die Illusion, verborgene Eigenschaften aus sich hervorzuholen, die wie die potentielle Erwählung tief in seinem Inneren verborgen sind. Vielmehr will es ein Handelnder werden, der die Macht hat, sich selbst zu lenken und zum Autor seines Erfolgs zu werden, unabhängig von der Gesellschaft, die ihm nichts mehr vorschreiben soll. Der Athlet ist heute nicht mehr vom Respekt vor den Regeln, Strukturen und Normen geprägt, sondern er zeichnet sich dadurch aus, daß er sich selbst ermächtigt, seinen Sieg auf jede erdenkliche Weise zu erringen. Unter Aufbietung aller seiner Fähigkeiten, der physischen wie der mentalen, versucht er den Wettkampf zu seinen Gunsten zu beeinflussen und das Glück auf seine Seite zu ziehen. Auf der Jagd nach dem Vorteil legt er das Spiel gemäß seinen Vorstellungen aus, zwingt seine Interpretation dem Gegner auf und verschafft sich auf diese Weise die entscheidenden Vorteile. Wenn dies nicht möglich ist, hat er keine Hemmungen, die Regeln zu brechen, sofern die Sanktionen für seine Taten geringere Folgekosten für ihn haben als deren Beachtung. Wenn man den neuen gewöhnlichen Helden in einer Foucaultschen Perspektive interpretiert, läßt sich erkennen, daß er die von ihm angesammelte Macht gegen das Konzept des Individuums richtet, und zwar gegen zwei konstitutive Bedingungen dieses Begriffs: (1) gegen die in diesem enthaltene Normalitätsforderung und (2) gegen den Anspruch auf Einmaligkeit. (1) Nach Foucaults Gedanken handelt das moderne Individuum nicht unter einem von der Gesellschaft ausgeübten Druck, sondern es gestaltet sein Verhalten aus dem verinnerlichten Wunsch heraus, den gesellschaftlichen Vorstellungen von Normalität zu entsprechen. Mit dieser gewählten Orientierung normiert es sich selbst, insofern es die sozialen Anforderungen, die an „normales“ Verhalten gestellt werden, aus freien Stücken erfüllt. Im Idealfall geht das Subjekt in seiner sozialen Position ohne Rest auf. Soziale Konstituiertheit der Person und Individualisierung sind nichts anderes als zwei Seiten desselben Prozesses. Von den Athleten im klassischen Sport wird dieses Faktum nicht erkannt; sie streben nach immer wieder neu bewiesener Besonderheit und Auszeichnung vor den Anderen und damit nach einer Trennung von den gewöhnlichen Personen. Ganz anders handelt 66 der gewöhnliche Held: In seiner Risikopraxis will er alles andere als normal sein; am liebsten bezeichnet er sich als „irre“. (2) Seine „Verrücktheit“ kennzeichnet keinesfalls nur seine eigene Sportpraxis; als „irrer“ Athlet ist er gerade nicht einmalig, sondern teilt diese Kennzeichnung mit anderen, mit Gleichgesinnten, die dieselbe riskante Sportpraxis betreiben. Gegen die Zuweisung einer einzigartigen sozialen Position setzt er seine Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, beispielsweise der Gemeinschaft der Triathleten, der Paraglider, der Skateboarder, die von einer gemeinsamen Praxis geeint werden. Man findet bei ihnen keine Gesellungsformen wie in den traditionellen Sportvereinen, die klar formulierte Anforderungen an ihre Mitglieder stellen, regelmäßige Zusammenkünfte und die Erfüllung bestimmter Pflichten verlangen. Es handelt sich vielmehr um ‘virtuelle’ Gemeinschaften, deren Mitlieder sich meistens gar nicht persönlich kennen, einander nur sporadisch begegnen, aber sich an gleicher Praxis, Kleidung, an der Art der Sportgeräte und ihrem Sporthabitus wiedererkennen. Die Absatzbewegung vom Konzept des Individuums geht in zwei Richtungen: Auf der einen Seite will das Subjekt die in ihm steckenden, aber bisher unausgeschöpften Möglichkeiten zum Vorschein bringen; auf der anderen Seite strebt es danach, die Trennungen zwischen ihm und den gleichgesinnten Anderen aufzuheben - es strebt nach Gemeinschaftlichkeit. Das Subjekt will anders sein als sein gesellschaftliches Ich und zugleich mit den zu ihm passenden Anderen eine Gemeinschaft bilden. In dieser Gemeinsamkeit will es wie die anderen Mitglieder sein und sich mit diesen von allen Nichtmitgliedern unterscheiden, aber zugleich auch eine distinkte Position innerhalb der Gemeinschaft einnehmen. Seine Aktivität richtet sich sowohl gegen die Macht der Normalität als auch gegen die Trennung von den Anderen. Sie ist aber nicht subversiv, sie unterminiert nicht die gesellschaftliche Macht, sondern stellt einen Versuch dar, aus den gesellschaftlichen Verhältnissen auszubrechen, ohne diese in Frage zu stellen. Mit seiner Revolte gegen das Konzept des Individuums zielt das Subjekt gegen seine Wünsche nach Normalität, die es in seiner Berufstätigkeit ohne zu zögern erfüllt, und gegen seine soziale Positionierung, die es in einer Gemeinschaft neuen Typs zu überwinden sucht. Gegen das, was er aus sich in seiner gesellschaftlichen Tätigkeit gemacht hat, stellt er in seiner Sportaktivität einen anderen Entwurf von sich selber dar - ein Ich, das typisch ist für die von ihm gewählte, erwählte Gemeinschaft. Ein Risiko geht der gewöhnliche Held dabei in dreifacher Hinsicht ein: Er setzt sich den Gefahren seiner Sportpraxis aus; er ermächtigt sich gegen die normierende Macht der Gesellschaft, insofern er einen neuen Entwurf von sich selbst riskiert; er setzt sich ab von seiner Plazierung im System der Gesellschaft und sucht eine neue Art der Gemeinsamkeit mit anderen. Aber keines dieser Risiken ist ohne doppelten Boden: In allen drei Fällen handelt er unter dem Schutz von Sicherungen - er schützt sein Leben, seinen Beruf, seine Person gegen mögliche Abstürze in die reale Lebensgefahr, gegen den Verlust seines sozialen Status und gegen die Zudringlichkeiten anderer Mitglieder seiner Gemeinschaft. 67 Es gibt eine alte Verbindung von Risiko und Wahrheit. Im antiken Griechenland gehörte das Risiko zu einem besonderen Typ der Wahrheitsfindung: Im archaischen Gerichtsverfahren wurde nicht ermittelt, was tatsächlich geschehen war, sondern es öffnete für die beiden Konfliktparteien einen Raum des Risikos. Es beruhte nicht auf Beweisen der Wahrheit, sondern auf einem physischen Kampf, der zum Zweck der Wahrheitsfindung organisiert wurde. Auch in den neuen Sportarten, die das Risiko in den Mittelpunkt stellen, läßt sich eine Prozeßstruktur entdecken; man kann sie wie folgt beschreiben: In der Rolle des Anklägers befindet sich der Athlet; er klagt die Durchschnittlichkeit des Alltagslebens an und will sich selbst als Mitglied einer außergewöhnlichen Gemeinschaft beweisen. Er muß den Beweis erbringen, daß der Grund der Anklage nicht in ihm selbst liegt, sondern in der Unterforderung seiner Fähigkeiten, die unter den normalen Lebensumständen keine Chancen der Entfaltung haben. Der Kläger fordert eine Probe seines Könnens ein; er will sie bestehen, indem er an die Grenze geht und sein Leben zurückgewinnt. Es ist eine Probe auf das Subjekt. Die neuen Sportarten organisieren eine Befragung über den Menschen: Ist er zur Erneuerung seiner selbst fähig? Kann er seinem Leben eine neue Form geben? Kann er zusammen mit anderen, die ebenfalls die Grenzsituation suchen, eine Gemeinschaft bilden? Wird er von dieser aufgenommen? Zweifellos handelt es sich um eine andere Gemeinschaft als die Familie oder der Familie ähnliche Institutionen wie der Verein. Auch der klassische Sport war eine Art der Selbstbefragung. Er formte die Frage: Wer bin ich? in die Frage nach der Leistungsfähigkeit des Subjekts um: Was kann ich? Obwohl die post-klassischen Sportpraktiken extrem leistungsorientiert sind, geht es ihnen nicht um eine Tiefensondierung des Subjekts: Der Athlet will nicht mehr wissen, was er als einzigartige, von allen anderen unterschiedene Person ist. Sein Interesse an sich selbst ist darauf gerichtet, was sein Ich sein kann. Was auf den ersten Blick wie eine auf die Spitze getriebene Individualisierung aussieht, strebt in Wirklichkeit von dem lebensgeschichtlich erworbenen und sozial verankerten Ich fort. In dem Prozeß, den das Individuum der Gesellschaft macht, erhebt es die Anklage „Soll ich ewig ich bleiben? “ Der Athlet schüttelt die alten Charakterisierungen ab, mit denen man ihn vorher gekennzeichnet hatte. Er unternimmt es nun zu prüfen, welches neue Konzept des Ichs er an die Stelle des alten setzen kann. Mit seinen neu entstandenen Praktiken bildet der Sport heute ein Experimentierfeld neuer Menschenentwürfe. In all diesen sportlichen Disziplinen erkennt man ein Aufbrechen, Losziehen, ein Loslassen von Sicherheiten und eine Bewegung auf die Grenzen des Üblichen zu. Heute werden die Grenzen nicht mehr existenzphilosophisch aufgefaßt; 17 es geht vielmehr darum, ein Subjekt zu konstruieren, dem die Macht zukommt, seine eigene Subjekt-Konstruktion zu lenken und unter Kontrolle zu behalten. Foucaults Bestimmung der Arbeit an der Grenze scheint mir auf die modernen Spiele gut zuzutreffen, insofern der Athlet hier ein eigenes Konzept des Subjekts ausprobiert und dabei testet, wieweit er dieses verändern kann. 68 5. Die Verfertigung des gewöhnlichen Helden Anstelle einer Individualisierung, die angeblich die neuere Entwicklung der Gesellschaft wie des Sports charakterisiert, läßt sich gegenwärtig das Gegenteil beobachten, nämlich eine Entindividualisierung und Entsubjektivierung ins Heldentum. Der Held ist eine mit starker persönlicher Beteiligung hervorgebrachte transsubjektive Figur, eine das bürgerliche Subjekt überragende Gestalt als ein Produkt von Gestaltung. Er ist kein Individuum mehr, sondern eine Figur, im Sinne einer Dramen- oder Filmperson. Der Prozeß seiner Herstellung und die dabei benutzten Kunstmittel prägen das fertige Endprodukt; ihre Beteiligung läßt sich an den mit ihrer Hilfe erzeugten Heroen erkennen. Welches sind die Merkmale dieses Helden neuen Typs? In den Prozeß seiner Herstellung gehen wesentlich technische Mittel ein. Dies sind, erstens, jene Apparate, die daran beteiligt sind, die sportlichen Handlungen hervorzubringen. Unter wesentlicher Mitwirkung neuartiger technologischer Geräte erhöht der Athlet Körper und Leistungen. Sein Körper paßt sich den technischen Geräten an; dies aber nicht im Sinne einer Unterordnung verstanden, sondern als eine Höherentwicklung, insofern diese ihn zu Taten fähig macht, die sein natürlicher Körper niemals hervorbringen könnte. Nun kann er schweben, gleiten, lange Strecken durchrasen, sich mit Leichtigkeit in großen Höhen bewegen - die Geräte machen ihn zu einem anderen Wesen: sie verändern sein Selbstverhältnis. Er sieht sich anders, fühlt sich anders und nimmt sich als ein anderer wahr. In dieses neuartige Verhältnis zu sich selbst gehen, zweitens, Apparate zur Herstellung von Bildern ein. 18 An der Hervorbringung der großen populären Helden sind das Fernsehen, die Photographie und der Film wesentlich beteiligt. Mithilfe dieser Medien wird die Begegnung des Helden mit seinem Publikum organisiert. Ohne ihre Mitwirkung bleiben die sportlichen Heroen entrückt; im Stadion sehen wir sie aus einer zu großen Entfernung, um einen Kontakt von Antlitz zu Antlitz möglich zu machen. Dieser entsteht durch die technisch hergestellten Bilder der Athleten. Ihr Merkmal ist eine Veränderung des Sehens; sie haben eine so überwältigende Präsenz, daß sie alle anderen Mittel überlagern - sie machen aus dem Fernsinn einen Nahsinn. Technische Apparate erhöhen den Athleten, wenn er das Risiko besteht und so seine Anklage gegen die Gesellschaft mit Erfolg durchbringt. Er ist nicht mehr er selbst, sondern ist zu etwas Höherem geworden, zur fiktionalen Figur des Übermenschen. Mit seiner Leistung und mit dem Einsatz von Technologien durchbricht er den Status des Individuums. Es gibt jetzt Bilder von ihm, produziert von Apparaten, vorgeführt, verbreitet, als wahr geglaubt von ihm selbst und von anderen. Sie repräsentieren keine Wirklichkeit; haben keine Wahrheit, sondern konstituieren und demonstrieren sein Selbstverhältnis. Wo das Subjekt war, steht jetzt ein Bild. Es wird als etwas Unpersönliches, Überpersönliches hervorgebracht. An diesem Vorgang ist neu, daß die apparative Entpersönlichung als Gelegenheit ergriffen wird, eine post-individualistische und post-subjektive Figur herauszubilden: etwas 69 aus sich heraus zu schaffen und diesem Neugeschaffenen eine feste Gestalt zu geben. Im Gewimmel der Erscheinungen ermöglicht das so erzeugte Bild eine Wiedererkennbarkeit. Es hält stabile Muster fest, die sich dazu eignen, wiederholt zu werden. Tatsächlich kann man bemerken, daß die bildlichen Merkmale der gewöhnlichen Helden wiederkehren. Die Wiederholung bestimmter Bilder ist notwendig für das Funktionieren der Prozeduren des Eintretens, Zulassens und der Anerkennung in Gemeinschaften. Ein neu Hinzukommender wird von deren Mitgliedern mit Blicken abgetastet, die danach suchen, ob er alle - bildlichen - Merkmale aufweist, die sie für unverzichtbar halten: die Kleidung, Körperhaltung, Bewegungsweisen, das Material, die Zeichen des Engagements. 19 Es ist die im Zentrum der Gemeinschaftsrituale erkennbare Wiederholung von Bildern, die den Helden und ihren Handlungen Stabilität und Struktur gibt. Alle neuen Gemeinschaften sind in Wiederholungen von Bildern fundiert - gäbe es die Bilder nicht, könnten sich ihre Mitglieder nicht wiedererkennen. Aber damit ist nicht gesagt, daß diese sich ihre Bilder selbst einfach irgendwo abgesehen hätten; es handelt sich nicht um Imitationen. Es verhält sich anders: Der Sportler macht sich zu einem Bild; in diesem Akt läßt sich etwas Neues erkennen, was im Alltagsleben bisher nicht aufgetreten ist. Um dieses Neue hervorzuheben, ist es notwendig, den Prozeß, in dem jemand zu einem Bild wird, näher zu betrachten. Gewöhnlich läßt sich nicht im Augenblick der Handlung selbst erkennen, daß eine Person ein Bild von sich präsentiert. Was an einer Handlung bildlich ist, wird nicht in der aktuellen Gegenwart bemerkt; dies stellt sich erst später heraus, erst in der Zukunft. Wenn wir beispielsweise von einer Person A sagen, sie sei „ein typischer Vertreter der 68er Generation“, sie verkörpere genau deren Bild, dann wird eine Vielfalt von Erscheinungsweisen hervorgehoben und zu einem einheitlichen Bild modelliert, und zwar zu einem Zeitpunkt, der im Verhältnis zu 1968 in der Zukunft liegt. 1968 hätte man dies nicht wissen können. Es gab damals viele Leute, die - aus unserer heutigen Sicht - das typische Bild jener Generation abgaben. Man hätte damals sagen können, daß sie auf eine charakteristische Weise in Erscheinung traten, aber sie präsentierten sich nicht als jenes Bild: Ihre Bildlichkeit war weder für sie selbst noch für andere als solche erkennbar. Heute entwerfen sich die Teilnehmer an den neuen Sportpraktiken und stellen sich in der Weise dar, daß sie - von der Zukunft aus gesehen - schon heute dieses Bild sind. Sie antizipieren eine bestimmte zukünftige Bildauffassung und präsentieren diese als Bild ihrer selbst in der Gegenwart. Im Augenblick ihres Handelns rücken sie sich in die Perspektive eines kommenden Zeitpunkts; sie blicken von der Zukunft auf den gegenwärtigen Augenblick und handeln im Jetzt entsprechend der zukünftigen Bildauffassung. Sie kehren also die normale Zeitrichtung um, insofern sie in der Gegenwart ein Bild wiederholen, das es nur im Modus des Futurs gibt. Wenn man in der aktuellen Zeit einen zukünftigen Standpunkt annimmt und von diesem auf die Gegenwart zurückblickt, wird das Jetzt zur Vergangenheit der Zukunft. Dieser Gesichtspunkt, der die Athleten der neuen Sportpraktiken kennzeich- 70 net, ist die Futur II-Perspektive. Sie leben in zwei Zeiten zugleich - die Gegenwart füllt sie nicht aus; mit einem Teil ihrer selbst blicken sie aus der Zukunft auf sich zurück: Ich werde dieses Bild gewesen sein; spätere Zeiten werden mich als diese Figur sehen. In dieser Blickweise entsteht das Heroische. Reinhold Messner, der einen Übergang vom klassischen Athleten-Helden zu einem Heroen neuen Stils darstellt, erzählt offen, wie er die Futur II-Perspektive auf sein eigenes Leben anwendet. 20 Zunächst behauptet er, noch ganz in der von Heidegger-Lektüre geprägten Sprechweise, daß er sein „Leben vom Tod her beleuchte“. 21 Dann aber fährt er fort: „Jetzt steht eine Entscheidung an, und ich denke mich zwanzig Jahre nach vorne und tue so, als ob ich von dort zurückblicken würde auf den gegenwärtigen Tag, ist das nicht hypothetisch. Ein kühner Trick, nicht wahr? Wenn das Leben einmal vorbei ist, ist es vorbei, dann ist es nur noch Biographie.“ (ebd.) Es ist weniger eine Biographie, die Messner von sich entwirft, als ein Mythos. In den modernen mythischen Erzählungen finden sich genau die narrativen Strukturen, mit denen die Futur II-Perspektive ausgedrückt werden kann: 22 Sie streben aus der Zeitlichkeit hinaus; sie stellen sich auf einen Standpunkt, der jenseits des Todes des Heroen liegt. Dessen Leben und Taten werden sub specie aeternitatis gesehen, aus einer Position, in der der Tod schon überwunden ist. Der Blick aus dem Jenseits sichert sich die Macht über die Zeit; er hält das Verschwindende, Entfliehende des augenblicklichen Moments fest und bewahrt es vor dem Vergessen und Verlieren. Der Mythos wird gegen die Diskontinuität der Zeit und die Entwertung, die diese hervorruft, entworfen. Er ist geprägt vom Wunsch der Athleten, über dem Menschen zu stehen, von ihrem Willen zum Heroismus. Von Baudelaire ist eine solche Haltung in der Kunst entworfen worden, als eine Erfindung seiner selbst, die keine Suche nach sich selbst ist. Sie stellt für ihn so etwas wie ein Epos in der Moderne dar, deren epische Seite, „le côté épique de la vie moderne“. 23 Ein solches Erfinden war im 19. Jahrhundert Sache der Künstler - freilich wußten sie, daß ihre Haltung nur in der Ironie möglich war. Die Erfinder ihrer selbst in den neuen Sportarten streben, ob sie es wissen oder nicht, dem Ideal des Künstler-Dandys nach, freilich im simplen Register der Körperkräfte, auf dem sich keine distanzierenden Zwischentöne befinden. Die feine Ironie, das Abstandnehmen, die paradoxe Formulierung sind in diesem nicht abbildbar. Die Heroen der neuen Sportpraktiken meinen es ernst, und diese Ernsthaftigkeit ist eine Parodie auf den ironischen „Heroismus des gegenwärtigen Augenblicks“, von dem Baudelaire spricht. Auch sie spielen ihre Selbstdarstellung, aber sie sind im Spiel nicht bereit zuzugeben, daß sie die Figur, die sie sein wollen, nur spielen. Allein der Zwang der Lebensumstände bringt sie dazu, das Spiel zu verlassen: Wenn sie ihrer Berufsarbeit nachgehen, müssen sie wieder zu der Alltagsperson werden, an deren Platz im Spiel ein Heroe getreten war. Auf diese Weise sind sie zweifach und zweifach ernst, ohne die Möglichkeit der Vermittlung zwischen ihren beiden Seiten oder der Distanzierung von ihnen. Dem Zwang der Verhältnisse im Alltag setzen sie ihren Glauben an den Heroen, der sie selbst sind, entgegen. 71 Was wir in den neuen Sportpraktiken erkennen, ist die Parodie eines Machtkampfs mit der Gesellschaft. Aber die Parodie hat einen ernsthaften Grund: Die Anklage richtet sich gegen die Einsperrung der Individuen in eine festgezurrte soziale Identität, die die andere Seite ihrer Subjektivität ausschließt. Gegen die Disziplinar- und Pastoralmacht, gegen Normen, Anforderungen, Erwartungen und Fürsorge, unter die sich das Individuum gestellt sieht - und die im klassischen Sport akzeptiert, manchmal sogar gefordert werden -, bricht das Subjekt auf, nicht zu neuen Ufern, sondern zu einem neuen Bild, zu einer neuen Wahrheit über sich selbst. Es richtet sich gegen sozialen Konformismus und Individualitätsstreben, freilich ohne beides überwinden zu können, insofern es seine Anstrengungen ausschließlich auf sich selber richtet, auf das Spiel seiner selbst, auf seine Körperformung, Kleidung, Gestik, Sprechweise, soziale Darstellung - eine Ästhetik des Künstlerlebens, einer „vie d’artiste“, ohne Kunst. 24 6. Die Grenze Im Unterschied zum klassischen Sport ist die Grenze, um die es den Teilnehmern an den neuen Sportpraktiken geht, keine Trennlinie, die sie überwinden wollen. Sie wird durch die Frage markiert: Wie weit kann ich mich von meiner sozial festgelegten Individualität entfernen? Wie weit kann ich verändern, was ich von Gesellschaft wegen sein soll? Es geht nicht darum, der Erste zu sein; auch nicht um Originalität, sondern um den Stil: um die Erfüllung einer bestimmten Art des Bildes. Das Subjekt strebt danach, ein typischer Vertreter eines Bildes zu sein. Typisch-Sein heißt nun gerade nicht, etwas Eigenes zur Geltung zu bringen. Nicht ins Unbekannte geht die Reise, sondern in das, was das Bekannte sein wird. Das eigene Leben hat keine Bedeutung in sich selber, sondern nur in der Wiederholung dessen, was man zukünftig als Bild sehen wird. Mit Nietzsche beginnt eine Philosophie der Post-Originalität. Wenn man seine Zeitkonzeption, die er im Zarathustra und in der Fröhlichen Wissenschaft entwirft, ernst nimmt, erhält eine Handlung in der Gegenwart dadurch Sinn, daß sie in den endlosen Durchläufen der zyklischen Zeit immer wieder von neuem getan wird. 25 Sie gehört zu der Kette endloser Wiederholungen der Geschehnisse, die in der Zukunft immer wieder eintreten werden. In der Zukunft wird wieder und wieder das getan, was im Jetzt getan worden sein wird. Nietzsche ist der Philosoph des Blicks aus der Zukunft auf die Gegenwart. Gegen die Futur II-Perspektive läßt sich einwenden, daß sie die Verhältnisse der Gegenwart nicht verändert, insofern sie diesen keinen Sinn aus ihnen selbst, sondern von einem hochfiktionalen zukünftigen Standpunkt zukommen läßt. Aber diese Sichtweise, die man bei den Teilnehmern an den neuen Sportarten unserer Tage vorfindet, verändert die handelnden Subjekte; sie gestalten ihr Selbstverhältnis um. Mit dem gewöhnlichen Helden ist eine neue Art von Person im Entstehen begriffen - ein Held, der in seiner Freizeit seine Berufsexistenz mit riskanten Praktiken transzendiert. Man kann gleichzeitig erkennen, wie die Ausstrahlung, die über viele 72 Jahrhunderte vom klassischen Individuum ausging, ihre Leuchtkraft einbüßt. Was dieses so ungeheuer erfolgreich - im übrigen auch gefährlich für sich selbst - gemacht hat, ist sein außerordentlicher innerer Zusammenhalt: In diesem Typ von Person sind Weltverhältnis und Selbstverhältnis fugenlos ineinander verschränkt, eine interne Kohärenz, die insbesondere von den großen Gestalten des 19. Jahrhunderts, von den bedeutenden Dichtern, Philosophen, Gelehrten, Ärzten, Erfindern, Unternehmern, Entdeckern, Politikern, demonstriert wurde. Beide Typen von Helden wurden über ein bestimmtes Verständnis von der Grenze, verstanden als eine Trennlinie, konstituiert: Die Grenze organisiert im Weltverhältnis die Moral des Subjekts (erlaubt vs. verboten), seine Erkenntnis (wahr vs. falsch) und Autonomie (frei vs. unfrei). Im Selbstverhältnis orientierte sie die Vorstellung ihres Lebens (gelungen vs. mißlungen), ihrer Persönlichkeitsnormen (normal vs. anormal) und inneren Konsistenz (einheitlich vs. heterogen). Für das klassische Subjekt bestand die Aufgabe darin, den Bereich diesseits der Grenze mit seiner Verantwortung zu füllen und alle seine Kraft dafür einzusetzen, die Grenze von Innen her hinauszuschieben und den Spielraum des Erlaubten, der Wahrheit, Freiheit, des Gelungenen, Normalen und Konsistenten zu vergrößern. Diese Grenzverschiebung war der große Anreiz für Taten und machte das Pathos der klassischen Person aus. In den gegenwärtigen Entwicklungen scheint sich das Selbstverhältnis mehr und mehr vom Weltverhältnis abzulösen und zu selbständigen Formen zu tendieren. Dies geschieht vor allem dadurch, daß sich der Handelnde eine andere Zeit als die Gegenwart erfindet. Vom Gesichtspunkt einer fiktionalen Zukunft aus schaut es sich gleichsam bei seinen Handlungen zu, aber nicht als unbeteiligter Beobachter, sondern als Entwerfer seiner selbst. In der Gestaltung seines Selbstverhältnisses bindet es sich los von seinem Weltverhältnis und orientiert sich an den Entwürfen der Gemeinschaft, die ihm als Referenz dient. In diesem Blick ist es nicht mehr wichtig, die Rolle eines originären Subjekts zu erfüllen, das für das klassische Personenkonzept der Fluchtpunkt des Handelns war. Wer aus sich einen Helden macht, findet keinen Geschmack mehr an der Gesellschaft der Individuen. 26 1 Michael Nerlich: Kritik der Abenteuer-Ideologie. Beiträge zur Erforschung der bürgerlichen Bewußtseinsbildung 1100-1750, Berlin: Akademie, 1977; Ders.: Abenteuer oder das verlorene Selbstverständnis der Moderne. Von der Unaufhebbarkeit experimentalen Handelns, München: Gerling Akademie Verlag, 1997. 2 M. Nerlich: Abenteuer oder das verlorene Selbstverständnis der Moderne, S. 199. 3 Op. cit., S. 200. 4 Ebd. 5 Op. cit., S. 201. 6 Op. cit., S. 202. 7 Ebd. 8 Op. cit., S. 213. 9 Vgl. Volker Caysa/ Wilhelm Schmid (eds.): Reinhold Messners Philosophie, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2002. 73 10 Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? in: Ders., Kants Werke, Akademie Textausgabe, Bd. VIII, Berlin: de Gruyter 1968, S. 33-42. 11 Michel Foucault: Qu’est-ce que les lumières? in: Ders., Dits et Ecrits, Bd. 4, Paris: Gallimard 1994, S. 562-578; zuerst erschienen 1984; dt. Übersetzung: M. Foucault: Was ist Ausklärung? In: Eva Erdmann/ Rainer Forst/ Axel Honneth (eds.): Ethos der Moderne. Foucaults Kritik der Aufklärung, Frankfurt a.M.: Campus 1990, S. 30-54. 12 M. Foucault, op. cit., S. 569. 13 Foucault verweist in seinem Aufsatz (op. cit., S. 569) auf Charles Baudelaires Schrift: Le peintre de la vie moderne, in: Ders., Œuvres complètes, Paris: Edition de la Pleiade 1961, S. 1152-1192, hier S. 1161. 14 Ch. Baudelaire, Le peintre de la vie moderne, op. cit., S. 1192. 15 Siehe Charles Baudelaire: Salon de 1846, XVIII De l’Héroisme de la Vie moderne, in: Ders.: Œuvres complètes, op. cit., S. 949-952. 16 Im Französischen gibt es eine unmittelbare sprachliche Nähe von „Beweis“, preuve und „Wettkampf“, épreuve. 17 Siehe exemplarisch Hans Lenk: Leistungssport: Ideologie oder Mythos? Stuttgart: Kohlhammer 1972; Ders.: Herakleisch oder prometheisch. Mythische Elemente im Sport, in: Ders.: Pragmatische Vernunft, Stuttgart: Reclam 1979, S. 176-199. 18 Siehe Gunter Gebauer: Der von Apparaten gemachte Körper und der Apparat, der Körper macht, in: Barbara Ränsch-Trill (ed.), Natürlichkeit und Künstlichkeit. Philosophische Diskussionsgrundlagen zum Problem der Körper-Inszenierung, Hamburg: Czwalina 2000, S. 135-142. 19 Siehe Thomas Alkemeyer/ Gunter Gebauer: Intermediäre Strukturen. Vermittlungen zwischen Spielen und Alltagswelt, in: Paragrana 11, H. 1, 2002, S. 51-64. 20 Volker Caysa/ Wilhelm Schmid (eds.): Reinhold Messners Philosophie, op. cit., siehe den Abschnitt: Wie man leben lernt und Träume Realität werden läßt. Gespräch mit Reinhold Messner auf Burg Juval, Südtirol. 21 Op. cit., S. 214. 22 Vgl. Gunter Gebauer: Der Held und sein Handy. Sport als Habitus und Erzählung, in: Merkur 2001, H. 1, S. 1-15. 23 Charles Baudelaire: Salon de 1846, in: Ders.: Œuvres complètes, op. cit., S. 949-952, hier S. 949 f. 24 Michel Foucault: A propos de la généalogie de l’éthique: un aperçu du travail en cours (ein Gespräch mit H. Dreyfus und P. Rabinow, in: Ders. Dits et Ecrits, Bd. 4, op. cit., S. 629. 25 Vgl. Gunter Gebauer: Warten auf den Übermenschen, in: Renate Reschke (ed.), Zeitenwende - Wertewende, Berlin: Akademie 2001, S. 127-143. 26 Vgl. Norbert Elias: Die Gesellschaft der Individuen, hg. v. M. Schröter, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1991. Literaturverzeichnis Alkemeyer, Thomas/ Gunter Gebauer: Intermediäre Strukturen. Vermittlungen zwischen Spielen und Alltagswelt, in: Paragrana 11, H. 1, 2002. Baudelaires, Charles: Le peintre de la vie moderne, in: ders., Œuvres complètes, Paris: Edition de la Pleiade 1961, S. 1152-1192. Baudelaire, Charles: Salon de 1846, XVIII De l’Héroisme de la Vie moderne, in: Ders., Œuvres complètes (1961), S. 949-952. 74 Caysa, Volker/ Wilhelm Schmid (eds.): Reinhold Messners Philosophie, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2002. Elias, Norbert: Die Gesellschaft der Individuen, hg. v. M. Schröter, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1991. Foucault, Michel: Qu’est-ce que les lumières? in: Ders., Dits et Ecrits, Bd. 4, Paris: Gallimard 1994 (zuerst erschienen 1984), S. 562-578; dt. Übersetzung: M. Foucault: Was ist Aufklärung? In: Eva Erdmann/ Rainer Forst/ Axel Honneth (eds.): Ethos der Moderne. Foucaults Kritik der Aufklärung, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1990, S. 30-54. Foucault, Michel: A propos de la généalogie de l’éthique: un aperçu du travail en cours (ein Gespräch mit H. Dreyfus und P. Rabinow), in: Ders., Dits et Ecrits, Bd. 4, op. cit., S. 629. Gebauer, Gunter: Der von Apparaten gemachte Körper und der Apparat, der Körper macht, in: Barbara Ränsch-Trill (eds.), Natürlichkeit und Künstlichkeit. Philosophische Diskussionsgrundlagen zum Problem der Körper-Inszenierung, Hamburg: Cwalina 2000, S. 135-142. Gebauer, Gunter: Warten auf den Übermenschen, in: Renate Reschke (eds.), Zeitenwende - Wertewende, Berlin: Akademie 2001, S. 127-143. Hortleder, Gerd/ Gunter Gebauer (eds.): Sport - Eros - Tod, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1986. Kant, Immanuel: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? in: Ders., Kants Werke, Akademie-Textausgabe, Bd. VIII, Berlin: de Gruyter 1968, S. 33-42. Lenk, Hans: Leistungssport: Ideologie oder Mythos? Stuttgart: Kohlhammer 1972. Lenk, Hans: Herakleisch oder prometheisch. Mythische Elemente im Sport, in: Ders., Pragmatische Vernunft, Stuttgart: Reclam 1979, S. 176-199. Nerlich, Michael: Kritik der Abenteuer-Ideologie. Beiträge zur Erforschung der bürgerlichen Bewußtseinsbildung 1100-1750. Berlin: Akademie 1977. Nerlich, Michael: Abenteuer oder das verlorene Selbstverständnis der Moderne. Von der Unaufhebbarkeit experimentalen Handelns. München: Gerling Akademie Verlag 1997.